[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung von Aluminium
für Druckplattenträger, das mit Wechselstrom bevorzugt in einem Schwefelsäure, Chlorid-
und Aluminiumionen enthaltenden Elektrolyten durchgeführt wird.
[0002] Druckplatten (mit diesem Begriff sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung Offsetdruckplatten
gemeint) bestehen in der Regel aus einem Träger und mindestens einer auf diesem angeordneten
strahlungs(licht)empfindlichen Reproduktionsschicht, wobei diese Schicht entweder
vom Verbraucher (bei nicht-vorbeschichteten Platten) oder vom industriellen Hersteller
(bei vorbeschichteten Platten) auf den Schichtträger aufgebracht wird.
[0003] Als Schichtträgermaterial hat sich auf dem Druckplattengebiet Aluminium oder eine
seiner Legierungen durchgesetzt. Diese Schichtträger können prinzipiell auch ohne
eine modifizierende Vorbehandlung eingesetzt werden, sie werden im allgemeinen jedoch
in bzw. auf der Oberfläche modifiziert, beispielsweise durch eine mechanische, chemische
und/oder elektrochemische Aufrauhung (im einschlägigen Schrifttum gelegentlich auch
Körnung oder Ätzung genannt), eine chemische oder elektrochemische Oxidation und/oder
eine Behandlung mit Hydrophilierungsmitteln.
[0004] In den modernen kontinuierlich arbeitenden Hochgeschwindigkeitsanlagen der Hersteller
von Druckplattenträgern und/oder vorbeschichteten Druckplatten wird oftmals eine Kombination
der genannten Modifizierungsarten angewandt, insbesondere eine Kombination aus elektrochemischer
Aufrauhung und anodischer Oxidation, gegebenenfalls mit einer nachfolgenden Hydrophilierungsstufe.
[0005] Das Aufrauhen wird beispielsweise in wäßrigen Säuren wie wäßrigen HCl- oder HNO₃-Lösungen
oder in wäßrigen Salzlösungen wie wäßrigen NaCl- oder Al(NO₃)₃-Lösungen unter Einsatz
von Wechselstrom durchgeführt. Die so erzielbaren Rauhtiefen (angegeben beispielsweise
als mittlere Rauhtiefen R
z) der aufgerauhten Oberfläche liegen im Bereich von etwa 1 bis 15 µm, insbesondere
im Bereich von 2 bis 8 µm. Die Rauhtiefe wird nach DIN 4768 (in der Fassung vom Oktober
1970) ermittelt. Als Rauhtiefe R
z wird dann das arithmetische Mittel aus den Einzelrauhtiefen fünf aneinandergrenzender
Einzelmeßstrecken bezeichnet.
[0006] Die Aufrauhung wird u. a. deshalb durchgeführt, um die Haftung der Reproduktionsschicht
auf dem Schichtträger und die Wasserführung der aus der Druckplatte durch Bestrahlen
(Belichten) und Entwickeln entstehenden Druckform zu verbessern. Durch das Bestrahlen
und Entwickeln (bzw. Entschichten bei elektrophotographisch arbeitenden Reproduktionsschichten)
werden auf der Druckplatte die beim späteren Drucken farbführenden Bildstellen und
die wasserführenden Nichtbildstellen (im allgemeinen die freigelegte Trägeroberfläche)
erzeugt, wodurch die eigentliche Druckform entsteht. Auf die spätere Topographie
der aufzurauhenden Aluminiumoberfläche haben sehr verschiedene Parameter einen Einfluß.
Beispielsweise geben die folgenden Literaturstellen hierüber Auskunft:
[0007] In dem Aufsatz "The Alternating Current Etching of Aluminum Lithographic Sheet"
von A. J. Dowell in Transactions of the Institute of Metal Finishing, 1979, Vol. 57,
S. 138 bis 144 werden grundsätzliche Ausführungen zur Aufrauhung von Aluminium in
wäßrigen Salzsäurelösungen gemacht, wobei die folgenden Verfahrensparameter variiert
und die entsprechenden Auswirkungen untersucht wurden. Die Elektrolytzusammensetzung
wird bei mehrmaligem Gebrauch des Elektrolyten beispielsweise hinsichtlich der H⁺(H₃O⁺)-Ionenkonzentration
(meßbar über den pH-Wert) und der Al³⁺-Ionenkonzentration verändert, wobei Auswirkungen
auf die Oberflächentopographie zu beobachten sind. Die Temperaturvariation zwischen
16° C und 90°C zeigt einen verändernden Einfluß erst ab etwa 50°C, der sich beispielsweise
durch den starken Rückgang der Schichtbildung auf der Oberfläche äußert. Die Aufrauhdauer-Veränderung
zwischen 2 und 25 min führt bei zunehmender Einwirkzeit auch zu einer zunehmenden
Metallauflösung. Die Variation der Stromdichte zwischen 2 und 8 A/dm² ergibt mit steigender
Stromdichte auch höhere Rauhigkeitswerte. Wenn die Säurekonzentration im Bereich 0,17
bis 3,3 % an HCl liegt, dann treten zwischen 0,5 und 2 % an HCl nur unwesentliche
Veränderungen in der Lochstruktur auf, unter 0,5 % an HCl findet nur ein lokaler Angriff
an der Ober fläche und bei den hohen Werten ein unregelmäßiges Auflösen von Aluminium
statt. Wird statt Wechselstrom ein Gleichstrom verwendet, zeigt sich, daß offensichtlich
beide Halbwellenarten für eine gleichmäßige Aufrauhung erforderlich sind. Schon in
diesem Aufsatz wird darauf hingewiesen, daß die Addition von Sulfationen zunehmend
zu unerwünschten, groben, nicht homogenen Aufrauhstrukturen führt, die für lithographische
Zwecke nicht geeignet sind.
[0008] Die Verwendung von Salzsäure zum Aufrauhen von Substraten aus Aluminium ist demnach
grundsätzlich als bekannt vorauszusetzen. Es kann eine gleichmäßige Körnung erhalten
werden, die für lithographische Platten geeignet ist und innerhalb eines brauchbaren
Rauhigkeitsbereiches liegt. Schwierig gestaltet sich in reinen Salzsäureelektrolyten
die Einstellung einer flachen und gleichmäßigen Oberflächentopographie, und es ist
erforderlich, die Betriebsbedingungen in sehr engen Grenzen einzuhalten.
[0009] Der Einfluß der Zusammensetzung des Elektrolyten auf die Aufrauhqualität wird beispielsweise
auch in den folgenden Veröffentlichungen beschrieben:
- die DE-A 22 50 275 (= GB-A 1 400 918) nennt als Elektrolyten bei der Wechselstrom-Aufrauhung
von Aluminium für Druckplattenträger wäßrige Lösungen eines Gehalts von 1,0 bis 1,5
Gew.-% an HNO₃ oder von 0,4 bis 0,6 Gew.-% an HCl und gegebenenfalls 0,4 bis 0,6 Gew.-%
an H₃PO₄,
- die DE-A 28 10 308 (= US-A 4 072 589) nennt als Elektrolyten bei der Wechselstrom-Aufrauhung
von Aluminium wäßrige Lösungen eines Gehalts von 0,2 bis 1,0 Gew.-% an HCl und O,8
bis 6,O Gew.-% an HNO₃.
[0010] Zusätze zum HCl-Elektrolyten haben die Aufgabe, einen nachteiligen, lokalen Angriff
in Form von tiefen Löchern zu verhindern. So beschreibt
- die DE-A 28 16 307 (= US-A 4 172 772) den Zusatz von Monocarboxysäuren, wie Essigsäure
zu Salzsäureelektrolyten,
- die US-A 3 963 594 von Gluconsäure,
- die EP-A 0 036 672 von Citronen- und/oder Malonsäure und
- die US-A 4 052 275 von Weinsäure.
[0011] Alle diese organischen Elektrolytbestandteile haben den Nachteil, bei hoher Strombelastung
(Spannung) elektrochemisch instabil zu sein und sich zu zersetzen.
[0012] Inhibierende Zusätze, wie in der US-A 3 887 447 mit Phosphor- und Chromsäure, in
der DE-A 25 35 142 (= US-A 3 980 539) mit Borsäure beschrieben, haben den Nachteil,
daß lokal die Schutzwirkung häufig zusammenbricht und dort einzelne, besonders ausgeprägte
Narben entstehen können.
[0013] Die JP-A 17 580/80 beschreibt eine Wechselstromaufrauhung in einer Kombination aus
Salzsäure und einem Alkalihalogenid zur Erzeugung eines lithographischen Trägermaterials.
[0014] Die DE-A 16 21 115 (= US-A 3 632 486 und US-A 3 766 043) beschreibt eine Gleichstromaufrauhung
z. B. für dekorative Verkleidungen in verdünnter Flußsäure unter kathodischer Schaltung
des Aluminiums.
[0015] Die DE-C 120 061 beschreibt eine Behandlung zur Erzeugung einer wasseranziehenden
Schicht durch Verwendung von Strom, die auch in Flußsäure erfolgen kann.
[0016] Die DE-A 29 34 597 (= US-A 4 201 836, 4 242 417 und 4 324 841) beschreibt die gegebenenfalls
elektrochemische Aufrauhung von Aluminium unter Verwendung einer gesättigten Aluminiumsalzlösung,
der noch bis zu 10 % einer Mineralsäure zugesetzt werden können. In den Beispielen
wird von Aluminiumchlorid als Salz ausgegangen und gegebenenfalls Salzsäure zugesetzt.
[0017] Eine solche gesättigte Aluminiumchloridlösung (≧500 g/l AlCl₃ x 6 H₂O) stellt, insbesondere
im sauren Bereich, eine extrem hohe Korrosionsgefährdung für die verwendeten Werkstoffe
dar. Im besonderen wäre die unter Verwendung von in den Beispielen nicht belegter
Schwefelsäure als zugesetzter Mineralsäure erzielbare Oberflächenqualität, wie die
Vergleichsbeispiele V24 bis V33 zeigen, sehr narbig und für lithographische Anwendungen
nicht brauchbar.
[0018] Die JP-B 006 571/76 beschreibt die Wechselstromaufrauhung eines Aluminiumblechs für
lithographische Druckplatten in Elektrolyten, die 1 bis 4 % HCl und 0,1 bis 1 % H₂SO₄
enthalten. In diesem Elektrolytkonzentrationsbereich lassen sich, wie die Vergleichsbeispiele
V34 bis V53 zeigen, nur unregelmäßig aufgerauhte Oberflächenprofile erzielen, die
nicht dem Stand der Technik entsprechen.
[0019] Die GB-A 1 392 191 beschreibt den Sulfationeneinfluß in Konzentrationen von mehr
als 10 bis 15 ppm in Salzsäureelektrolyten für die Herstellung eines lithographischen
Trägermaterials als schädlich und verwendet einen Phosphorsäurezusatz zur Abhilfe.
[0020] Für die Anwendung als Druckplattenträgermaterial beschreibt die EP-A 132 787 eine
Aufrauhung von Aluminium in 1000 bis 40000 ppm Salpetersäure, die 50 bis 4000 ppm
(bis 0,4 %) Sulfationen enthält; wieder wird vom schädlichen Einfluß höherer Konzentrationen
gesprochen. Ab 5000 ppm wird eine Aufrauhung sogar verhindert.
[0021] In der US-A 1 376 366 ist das elektrochemische Senken von Metallen im besonderen
Stahl mit Gleichstrom in einer Lösung aus Ammoniumchlorid, Schwefelsäure und Salpetersäure
beschrieben. Dabei wird eine formgebende Bearbeitung eines Werkstücks angestrebt.
Ziel einer Aufrauhung für lithographische Oberflächen ist dagegen eine sehr feine
(1 bis 10 µm), belagfreie Strukturierung der Oberfläche, die eine gute Kopierschichtverankerung
und ein Festhalten des Feuchtwassers während des Druckpro zesses zur Aufgabe hat.
Der Belag während der Aufrauhung kann durch Anwendung von Wechselstrom unterdrückt
werden.
[0022] Die US-A 3 284 326 beschreibt die Aufrauhung einer Aluminiumfolie für die Kondensatorherstellung
unter Verwendung von Gleichstrom zur Erzielung einer hohen Kapazität. Als Elektrolyt
wird eine Lösung von Chlorid und Phosphat verwendet, wobei die Art des Kations für
die Kondensatorfolienaufrauhung - mit Ausnahme des nachteiligen Aluminiums - unwesentlich
ist. Bis zu 10 mol-% des Kations können auch durch H⁺ ersetzt werden; dabei wird jedoch
im Text betont, daß es nicht gut ist, mit einem säurehaltigen Elektrolyten zu starten.
[0023] Zur Anwendung als Kondensatorfolie wird in folgenden Veröffentlichungen eine Aufrauhung
in aluminiumchlorid- und sulfathaltigen Systemen durchgeführt: US-A 4 427 506, US-A
4 395 305, JP-A 76 100/80, JP-B 39 169/78, JP-A 141 444/77 und JP-B 25 142/74.
[0024] Im Gegensatz zum alleinigen Ziel einer starken Oberflächenvergrößerung bei der Anwendung
in Kondensatoren dient aber die grundsätzlich verschiedenartige Aufrauhung für Druckplattenträger
der Schichtverankerung und der Wasserführung und muß damit in einem engen Rauhtiefebereich
sehr homogen und narbenfrei sein.
[0025] In der US-A 4 427 506 wird zur Herstellung von Kondensatorfolien ausdrücklich darauf
hingewiesen, daß ein Sulfationengehalt von > 500 ppm schädlich ist.
[0026] Eine andere bekannte Möglichkeit, die Gleichmäßigkeit der elektrochemischen Aufrauhung
zu verbessern, ist die Modifizierung der eingesetzten Stromform, dazu zählen beispielsweise
- der Einsatz von Wechselstrom, bei dem die Anodenspannung und der anodische coulombische
Eingang größer als die Kathodenspannung und der kathodische coulombische Eingang sind,
gemäß der DE-A 26 50 762 (= US-A 4 087 341), wobei im allgemeinen die anodische Halbperiodenzeit
des Wechselstroms geringer als die kathodische Halbperiodenzeit eingestellt wird;
auf diese Methode wird beispielsweise auch in der DE-A 29 12 060 (= US-A 4 301 229),
der DE-A 30 12 135 (= GB-A 2 047 274) oder der DE-A 30 30 815 (= US-A 4 272 342) hingewiesen,
- der Einsatz von Wechselstrom, bei dem die Anodenspannung deutlich gegenüber der
Kathodenspannung erhöht wird, gemäß der DE-A 14 46 026 (= US-A 3 193 485),
- die Unterbrechung des Stromflusses während 10 bis 120 sec und ein Stromfluß während
30 bis 300 sec, wobei Wechselstrom und als Elektrolyt eine wäßrige 0,75 bis 2 n HCl-Lösung
mit NaCl- oder MgCl₂-Zusatz eingesetzt werden, gemäß der GB-A 879 768. Ein ähnliches
Verfahren mit einer Unterbrechung des Stromflusses in der Anoden- oder Kathodenphase
nennt auch die DE-A 30 20 420 (= US-A 4 294 672).
[0027] Die genannten Methoden können zwar zu relativ gleichmäßig aufgerauhten Aluminiumoberflächen
führen, sie erfordern jedoch bisweilen einen verhältnismäßig großen apparativen Aufwand
und sind auch nur in sehr engen Parametergrenzen anwendbar.
[0028] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur elektrochemischen
Aufrauhung von Aluminium für Druckplattenträger mit Wechselstrom vorzuschlagen, das
eine gleichmäßige, narbenfreie und flächendeckende Aufrauhstruktur zum Ergebnis hat
und wobei auf einen großen apparativen Aufwand sowie spezielle Werkstoffauswahl aus
Korrosionsschutzgründen und/oder besonders enge Parametergrenzen verzichtet werden
kann.
[0029] Gelöst wird die gestellte Aufgabe durch ein Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung
von Aluminium oder dessen Legierungen für Druckplattenträger mittels Wechselstrom
in einem sulfat- und chloridionenhaltigen Elektrolyten, wobei der saure, sulfathaltige
Elektrolyt Chloridionen in Form von Aluminiumchlorid enthält.
[0030] Wie die Vergleichsbeispiele V58-59 und Beispiel 57 zeigen, ist für das erfindungsgemäße
Verfahren zur Herstellung von Druckplattenträgern die Anwesenheit von Aluminiumionen
zur Vergleichmäßigung der Oberfläche unbedingt von Vorteil. Die Anwendung von Gleichstrom
führt, wie die Beispiele V60 und V61 zeigen, ebenfalls zu sehr narbigen, für lithographische
Zwecke absolut ungeeigneten Oberflächen. Dazu tritt ein unerwünschter weißer Belag
auf, und die Bleche sind nicht flächendeckend aufgerauht.
[0031] Überraschend gelingt die elektrochemische Aufrauhung zur Erzeugung von lithographischen
Druckplatten mit Sulfationen in einer relativ hohen Konzentration von 5 bis 100 g/l
durch Zusatz von Chloriden in Form von Aluminiumchlorid. Niedrigere Konzentrationen
von z. B. Schwefelsäure bewirken eine ungleichmäßige Oberflächenstruktur.
[0032] In einer bevorzugten Ausführungsform arbeitet man mit einem H₂SO₄-Elektrolyten, wobei
die Sulfationenkonzentration zwischen 5 und 100 g/l, besonders bevorzugt zwischen
20 und 50 g/l, und die Konzentration der Chloridionen zwischen 1 und 100 g/l, besonders
bevorzugt zwischen 10 und 70 g/l liegt.
[0033] Chloridionen werden in einer bevorzugten Ausführungsform als AlCl₃ x 6 H₂O in einer
Konzentration zwischen 20 und 250 g/l, besonders bevorzugt zwischen 50 und 200 g/l
eingesetzt.
[0034] Höhere Chloridionenkonzentrationen verstärken den lokalen Angriff in Form unerwünschter
Narben. Im Rahmen der Erfindung ist auch vorgesehen, Kombinationen aus verschiedenen
Chloridionen enthaltenden Verbindungen einzusetzen.
[0035] Im Anschluß an die elektrochemische Aufrauhung findet in einem bevorzugten Behandlungsschritt
noch ein chemischer Abtrag durch eine Beize statt, die die Oberfläche von eventuellem
Belag reinigt. Besonders bevorzugt wird dabei eine schwefelsäurehaltige Lösung oder
ein Abtrag in Natronlauge.
[0036] Das Ergebnis einer nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugten Oberfläche ist
eine in weiten Rauhtiefebereichen (R
z = 2 bis 5 µm) variierbare, hochgleichmäßige Trägeroberfläche mit ausgezeichneten
lithographischen Eigenschaften.
[0037] Das erfindungsgemäße Verfahren wird entweder diskontinuierlich oder bevorzugt kontinuierlich
mit Bändern aus Aluminium oder seinen Legierungen durchgeführt. Im allgemeinen liegen
die Verfahrensparameter in kontinuierlichen Verfahren während des Aufrauhens in folgenden
Bereichen: die Temperatur des Elektrolyten zwischen 20 und 60 °C, die Stromdichte
zwischen 3 und 180 A/dm², die Verweilzeit eines aufzurauhenden Materialpunktes im
Elektrolyten zwischen 10 und 300 sec und die Elektrolytströmungsgeschwindigkeit
an der Oberfläche des aufzurauhenden Materials zwischen 5 und 100 cm/sec. Durch die
kontinuierliche Fahrweise und die gleichzeitige Freisetzung von Al-ionen und den
Verbrauch an H⁺ wird dabei eine ständige Nachführung der Elektrolytzusammensetzung
durch die entsprechenden verdünnten Säuren notwendig.
[0038] In diskontinuierlichen Verfahren liegen die erforderlichen Stromdichten eher im
unteren Teil und die Verweilzeiten eher im oberen Teil der jeweils angegebenen Bereiche;
auf die Strömung des Elektrolyten kann dabei auch verzichtet werden.
[0039] Neben den bei der Darstellung zum Stand der Technik genannten Stromformen können
auch überlagerter Wechselstrom und Ströme niedriger Frequenz eingesetzt werden.
[0040] Im erfindungsgemäßen Verfahren können als aufzurauhende Materialen beispielsweise
die folgenden eingesetzt werden, die entweder als Platte, Folie oder Band vorliegen:
- "Reinaluminium" (DIN-Werkstoff Nr. 3.0255), d. h. bestehend aus mehr als 99,5 %
Al und den folgenden zulässigen Beimengungen von (maximale Summe von 0,5 %) 0,3 %
Si, 0,4 % Fe, 0,03 % Ti, 0,02 % Cu, 0,07 % Zn und 0,03 % Sonstigem, oder
- "Al-Legierung 3003" (vergleichbar mit DIN-Werkstoff Nr. 3.0515), d. h. bestehend
aus mehr als 98,5 % Al, den Legierungsbestandteilen 0 bis 0,3 % Mg und 0,8 bis 1,5
% Mn und den folgenden zulässigen Beimengungen von 0,5 % Si, 0,5 % Fe, 0,2 % Ti, 0,2
% Zn, 0,1 % Cu und 0,15 % Sonstigem.
[0041] Jedoch läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren auch auf andere Aluminiumlegierungen
übertragen.
[0042] Nach dem erfindungsgemäßen elektrochemischen Aufrauhverfahren kann sich dann in
einer weiteren anzuwendenden Verfahrensstufe eine anodische Oxidation des Aluminiums
anschließen, um beispielsweise die Abrieb- und die Haftungseigenschaften der Oberfläche
des Trägermaterials zu verbessern.
[0043] Zur anodischen Oxidation können die üblichen Elektrolyte wie H₂SO₄, H₃PO₄, H₂C₂O₄,
Amidosulfonsäure, Sulfobernsteinsäure, Sulfosalicylsäure oder deren Mischungen ein
gesetzt werden. Es wird beispielsweise auf folgende Standardmethoden für die anodische
Oxidation von Aluminium hingewiesen (siehe dazu z. B. M. Schenk, Werkstoff Aluminium
und seine anodische Oxydation, Francke Verlag, Bern 1948, Seite 760; Praktische Galvanotechnik,
Eugen G. Leuze Verlag, Saulgau 1970, Seiten 395 ff. und Seiten 518/519; W. Hübner
und C. T. Speiser, Die Praxis der anodischen Oxidation des Aluminiums, Aluminium
Verlag, Düsseldorf 1977, 3. Auflage, Seiten 137 ff.):
- Das Gleichstrom-Schwefelsäure-Verfahren, bei dem in einem wäßrigen Elektrolyten
aus üblicherweise ca. 230 g H₂SO₄ pro 1 Liter Lösung bei 10 bis 22 °C und einer Stromdichte
von 0,5 bis 2,5 A/dm² während 10 bis 60 min anodisch oxidiert wird. Die Schwefelsäurekonzentration
in der wäßrigen Elektrolytlösung kann dabei auch bis auf 8 bis 10 Gew.-% H₂SO₄ (ca.
100 g/l H₂SO₄) verringert oder auch auf 30 Gew.-% (365 g/l H₂SO₄) und mehr erhöht
werden.
- Die "Hartanodisierung" wird mit einem wäßrigen H₂SO₄ enthaltenden Elektrolyten einer
Konzentration von 166 g/l H₂SO₄ (oder ca. 230 g/l H₂SO₄) bei einer Betriebstemperatur
von 0 bis 5 °C, bei einer Stromdichte von 2 bis 3 A/dm², einer steigenden Spannung
von etwa 25 bis 30 V zu Beginn und etwa 40 bis 100 V gegen Ende der Behandlung und
während 30 bis 200 min durchgeführt.
[0044] Neben den im vorhergehenden Absatz bereits genannten Verfahren zur anodischen Oxidation
von Druckplattenträgerma terialien können beispielsweise noch die folgenden Verfahren
zum Einsatz kommen: z. B. kann die anodische Oxidation von Aluminium in einem wäßrigen
H₂SO₄ enthaltenden Elektrolyten, dessen Al³+-Ionengehalt auf Werte von mehr als 12
g/l eingestellt wird (nach der DE-A 28 11 396 = US-A 4 211 619), in einem wäßrigen,
H₂SO₄ und H₃PO₄ enthaltenden Elektrolyten (nach der DE-A 27 07 810 = US-A 4 049 504)
oder in einem wäßrigen, H₂SO₄, H₃PO₄ und Al³⁺-Ionen enthaltenden Elektrolyten (nach
der DE-A 28 36 803 = US-A 4 229 226) durchgeführt werden.
[0045] Zur anodischen Oxidation wird bevorzugt Gleichstrom verwendet, es kann jedoch auch
Wechselstrom oder eine Kombination dieser Stromarten (z. B. Gleichstrom mit überlagertem
Wechselstrom) eingesetzt werden. Die Schichtgewichte an Aluminiumoxid bewegen sich
im Bereich von 1 bis 10 g/m², entsprechend einer Schichtdicke von etwa 0,3 bis 3,0
µm. Nach der Stufe der elektrochemischen Aufrauhung und vor der einer anodischen
Oxidation kann auch eine einen Flächenabtrag von der aufgerauhten Oberfläche bewirkende
Modifizierung angewendet werden, so wie sie beispielsweise in der DE-A 30 09 103 beschrieben
ist. Eine solche modifizierende Zwischenbehandlung kann u. a. den Aufbau abriebfester
Oxidschichten und eine geringere Tonneigung beim späteren Drucken ermöglichen.
[0046] Der Stufe einer anodischen Oxidation des Druckplattenträgermaterials aus Aluminium
können auch eine oder mehrere Nachbehandlungsstufen nachgestellt werden. Dabei wird
unter Nachbehandeln insbesondere eine hydrophilie rende chemische oder elektrochemische
Behandlung der Aluminiumoxidschicht verstanden, beispielsweise eine Tauchbehandlung
des Materials in einer wäßrigen Polyvinylphosphonsäure-Lösung nach der DE-C 16 21
478 (= GB-A 1 230 447), eine Tauchbehandlung in einer wäßrigen Alkalisilikat-Lösung
nach der DE-B 14 71 707 (= US-A 3 181 461) oder eine elektrochemische Behandlung (Anodisierung)
in einer wäßrigen Alkalisilikat-Lösung nach der DE-A 25 32 769 (= US-A 3 902 976).
Diese Nachbehandlungsstufen dienen insbesondere dazu, die bereits für viele Anwendungsgebiete
ausreichende Hydrophilie der Aluminiumoxidschicht noch zusätzlich zu steigern, wobei
die übrigen bekannten Eigenschaften dieser Schicht mindestens erhalten bleiben.
[0047] Als lichtempfindliche Reproduktionsschichten sind grundsätzlich alle Schichten geeignet,
die nach dem Belichten, gegebenenfalls mit einer nachfolgenden Entwicklung und/oder
Fixierung, eine bildmäßige Fläche liefern von der gedruckt werden kann und/oder die
ein Reliefbild einer Vorlage darstellt. Sie werden entweder beim Hersteller von vorsensibilisierten
Druckplatten oder von sogenannten Trockenresists oder direkt vom Verbraucher auf eines
der üblichen Trägermaterialien aufgebracht.
[0048] Zu den lichtempfindlichen Reproduktionsschichten zählen solche, wie sie z. B. in
"Light-Sensitive Systems" von Jaromir Kosar, John Wiley & Sons Verlag, New York 1965,
beschrieben werden: Die ungesättigte Verbindungen enthaltenden Schichten, in denen
diese Verbindungen beim Belichten isomerisiert, umgelagert, cyclisiert oder vernetzt
werden (Kosar, Kapitel 4), wie z.B. Cinnamate; die photopolymerisierbare Verbindungen
enthaltenden Schichten, in denen Monomere oder Präpolymere gegebenenfalls mittels
eines Initiators beim Belichten polymerisieren (Kosar, Kapitel 5); und die o-Diazo-chinone
wie Naphthochinondiazide, p-Diazo-chinone oder Diazoniumsalz-Kondensate enthaltenden
Schichten (Kosar, Kapitel 7).
[0049] Zu den geeigneten Schichten zählen auch die elektrophotographischen Schichten, d.
h. solche die einen anorganischen oder organischen Photoleiter enthalten. Außer den
lichtempfindlichen Substanzen können diese Schichten selbstverständlich noch andere
Bestandteile wie z.B. Harze, Farbstoffe, Pigmente, Netzmittel, Sensibilisatoren,
Haftvermittler, Indikatoren, Weichmacher oder andere übliche Hilfsmittel enthalten.
Insbesondere können die folgenden lichtempfindlichen Massen oder Verbindungen bei
der Beschichtung der Trägermaterialien eingesetzt werden:
positiv arbeitende, o-Chinondiazid-, bevorzugt o-Naphthochinondiazid-Verbindungen,
die beispielsweise in den DE-C 854 890, 865 109, 879 203, 894 959, 938 233, 1 109
521, 1 144 705, 1 118 606, 1 120 273 und 1 124 817 beschrieben werden;
negativ arbeitende Kondensationsprodukte aus aromatischen Diazoniumsalzen und Verbindungen
mit aktiven Carbonylgruppen, bevorzugt Kondensationsprodukte aus Diphenylamindiazoniumsalzen
und Formaldehyd, die beispielsweise in den DE-C 596 731, 1 138 399, 1 138 400, 1 138
401, 1 142 871, 1 154 123, den US-A 2 679 498 und 3 050 502 und der GB-A 712 606 beschrieben
werden;
negativ arbeitende, Mischkondensationsprodukte aromatischer Diazoniumverbindungen,
beispielsweise nach der DE-A 20 24 244, die mindestens je eine Einheit der allgemeinen
Typen A(-D)
n und B verbunden durch ein zweibindiges, von einer kondensationsfähigen Carbonylverbindung
abgeleitetes Zwischenglied aufweisen. Dabei sind diese Symbole wie folgt definiert:
A ist der Rest einer mindestens zwei aromatische carbo- und/oder heterocyclische Kerne
enthaltenden Verbindung, die in saurem Medium an mindestens einer Position zur Kondensation
mit einer aktiven Carbonylverbindung befähigt ist. D ist eine an ein aromatisches
Kohlenstoffatom von A gebundene Diazoniumsalzgruppe; n ist eine ganze Zahl von 1 bis
10 und B der Rest einer von Diazoniumgruppen freien Verbindung, die in saurem Medium
an mindestens einer Position des Moleküls zur Kondensation mit einer aktiven Carbonylverbindung
befähigt ist;
positiv arbeitende Schichten nach der DE-A 26 10 842, die eine bei Bestrahlung Säure
abspaltende Verbindung, eine Verbindung, die mindestens eine durch Säure abspaltbare
C-O-C-Gruppe aufweist (z. B. eine Orthocarbonsäureestergruppe oder eine Carbonsäureamidacetalgruppe)
und gegebenenfalls ein Bindemittel enthalten;
negativ arbeitende Schichten aus photopolymerisierbaren Monomeren, Photoinitiatoren,
Bindemitteln und gegebenenfalls weiteren Zusätzen. Als Monomere werden dabei beispielsweise
Acryl- und Methacrylsäureester oder Umsetzungsprodukte von Diisocyanaten mit Partialestern
mehrwertiger Alkohole eingesetzt, wie es beispielsweise in den US-A 2 760 863 und
3 060 023 und den DE-A 20 64 079 und 23 61 041 beschrieben wird. Als Photoinitiatoren
eignen sich u.a. Benzoin, Benzoinether, Mehrkernchinone, Acridinderivate, Phenazinderivate,
Chinoxalinderivate, Chinazolinderivate oder synergistische Mischungen. Als Bindemittel
können eine Vielzahl löslicher organischer Polymere Einsatz finden, z. B. Polyamide,
Polyester, Alkydharze, Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyethylenoxid, Gelatine
oder Celluloseether;
negativ arbeitende Schichten gemäß der DE-A 30 36 077, die als lichtempfindliche Verbindung
ein Diazoniumsalz-Polykondensationsprodukt oder eine organische Azidoverbindung
und als Bindemittel ein hochmolekulares Polymeres mit seitenständigen Alkenylsulfonyl-
oder Cycloalkenylsulfonylurethan-Gruppen enthalten.
[0050] Es können auch photohalbleitende Schichten, wie sie z.B. in den DE-C 11 17 391, 15
22 497, 15 72 312, 23 22 046 und 23 22 047 beschrieben werden, auf die Trägermaterialien
aufgebracht werden, wodurch hochlichtempfindliche, elektrophotographische Schichten
entstehen.
[0051] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren aufgerauhten Materialien für Druckplattenträger
weisen eine sehr gleichmäßige Topographie auf, was in positiver Weise die Auflagestabilität
und die Wasserführung beim Drucken von aus diesen Trägern hergestellten Druckformen
beeinflußt. Es treten weniger häufig unerwünschte "Narben" (mit der Umgebungsaufrauhung
verglichen: markante Vertiefungen) auf, diese können sogar vollständig unterdrückt
sein; besonders gelingt es mit den erfindungsgemäßen Verfahren auch flache, narbenfreie
Träger zu erzeugen. Die Vergleichsbeispiele V24 bis V33 und V34 bis V53 zeigen im
Vergleich mit den übrigen Beispielen die Wirkung des erfindungsgemäßen Elektrolytsystems
zur Erzielung flacher und trotzdem gleichmäßiger Oberflächen. Diese Oberflächeneigenschaften
lassen sich ohne besonders großen apparativen Aufwand realisieren.
Beispiele
[0052] Ein Aluminiumblech (DIN-Werkstoff Nr. 3.0255) wird zunächst während 60 sec in einer
wäßrigen Lösung eines Gehalts von 20 g/l NaOH bei Raumtemperatur gebeizt. Die Aufrauhung
erfolgt in den jeweils angegebenen Elektrolytsystemen bei 40 °C.
[0053] Eine Einschränkung auf die Ausführungsbeispiele besteht jedoch nicht.
1. Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung von Aluminium oder dessen Legierungen
für Druckplattenträger mittels Wechselstrom in einem sulfat- und chloridionenhaltigen
Elektrolyten, dadurch gekennzeichnet, daß der saure, sulfathaltige Elektrolyt Chloridionen
in Form von Aluminiumchlorid enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als sulfationenhaltigen
Elektrolyten Schwefelsäure einsetzt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Sulfationenkonzentration im Elektrolyten zwischen 5 und 100 g/l einstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schwefelsäurekonzentration
zwischen 20 und 50 g/l einstellt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Konzentration der Chloridionen auf 1 bis 100 g/l einstellt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man die Konzentration der
Chloridionen auf 10 bis 70 g/l einstellt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man zusätzlich
Aluminiumsalz in einer Konzentration von 20 bis 200 g/l, bezogen auf den Elektrolyten,
einsetzt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man mit
einer Stromdichte größer als 40 A/dm² arbeitet.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Aufrauhung während eines Zeitraums von 3 bis 30 sec durchführt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man dem
Elektrolyten weitere Säuren und/oder Salze zusetzt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß nach
der elektrochemischen Aufrauhung und vor der Anodisierung gegebenenfalls ein Zwischenschritt
durchgeführt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert
des Elektrolyten kleiner als 2 ist.