[0001] Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Verbesserung der Feuchtung von Offsetdruckformen.
[0002] Offsetdruck- oder Flachdruckformen haben die Eigenschaft, an den nichtdruckenden
Flächen hydrophil, an den druckenden Flächen hydrophob (= oleophil) zu sein. Im Laufe
des Druckvorganges werden sie über alle Flächen mit einem wäßrigen Feuchtmittel vollständig
benetzt, anschließend erfolgt die Einfärbung mit der ölhaltigen Druckfarbe.
[0003] Die hydrophilen, vom Feuchtmittel benetzten Stellen können nicht von der hydrophoben,
öligen Druckfarbe benetzt werden. Auf diese Weise entsteht auf der Druckform ein farbiges
Druckbild, welches über einen Gummizylinder auf den Bedruckstoff, das ist der zu bedruckende
Werkstoff, übertragen wird.
[0004] Die Stabilität dieses Feuchtmittelfilmes, d. h. eine bestimmte Differenz zwischen
der spezifischen freien Oberflächenenergie des Druckformmaterials und der Flüssigkeit,
ist entscheidend für eine saubere Druckfarbenverteilung. Ausführliche theoretische
Beschreibungen des Oberflächenverhaltens, dessen Verbesserung die Grundlage der vorliegenden
Erfindung bildet, finden sich beispielsweise in Advances in Printing Science and Technology
(Proceedings of the 17th International Conference of Printing Research Institutes,
Saltsjöbaden, Schweden, S. 229 - 246, Juni 1983) Es wurden bereits zahlreiche Versuche
unternommen, Feuchtmittel mit Zusätzen zu versehen, welche die Benetzbarkeit und hydrophilierende
Wirkung verbessern. Stand der Technik sind hierbei wasserlösliche synthetische und
natürliche Polymeren, wie z. B. kurzkettige, auch mehrwertige Alkohole, Gummiarabikum,
Stärke, Alginate, Dextrin, Cellulosen sowie Gelatine. In Internat. Bull. (1956, Januar),
S. 30 - 35, sind Verwendung und Wirkung dieser Zusätze beschrieben.
[0005] Die DE-OS-2 625 604 beschreibt Feuchtmittel auf der Basis saurer Alkohol/Wasser-Lösungen
mit ein- und mehrwertigen niedrig-Alkylalkoholen und Glykoläthern mit Molekulargewichten
von 170 oder weniger, in denen nicht mehr als vier aufeinanderfolgende C-Atome vorhanden
sein sollen. Diese Feuchtmittel enthalten Polyacrylamide, -säuren und deren Salze,
gegebenenfalls gemeinsam mit Hydroxymethylcellulose, in einer Menge von 0,001 bis
5 Gew. -%. Ferner werden Metallnitrate und organische Chelatbildner zugegeben.
[0006] Gemäß der DE-AS-1 105 439 bestehen die Feuchtmittelzusätze aus Siliciumdioxid oder
Mischoxiden, wobei gegebenenfalls mehrwertige Alkohole und Citratpuffer zugesetzt
sind. Nähere Angaben über Art und Wirkungsweise der mehrwertigen Alkohole werden nicht
gemacht.
[0007] Polyalkohole und kurzkettige, mehrwertige Alkohole neigen bei Anwesenheit von organischen
Polymeren zu mangelhafter Filmbildung, was die Adsorption des wäßrigen Feuchtmittels
auf der Metalloberfläche der Offsetdruckformen erheblich behindert. Ferner sind diese
Alkohole wegen ihrer teilweise quellend wirkenden Einflüsse problematisch. Wasserlösliche
polymere Feuchtmittelzusätze nach dem Stand der Technik üben bei nicht exakter Einhaltung
bestimmter Konzentrationen sowie bei Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen
oft einen negativen Einfluß auf die Druckqualität sowie die Trockenzeiten der Farben
aus. Ferner setzt ihre Wirkung nach Unterbrechung des Druckvorganges meist nur zögernd
wieder ein, so daß beim Anfahren der Maschinen lange Andruckzeiten mit viel Makulatur
oft in Kauf genommen werden müssen.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Feuchtmittel für Offsetdruckformen
zu schaffen, dessen wasserlösliche polymere Bestandteile die obigen Nachteile nicht
zeigen und welches bei bester hydrophilierender und filmbildender Wirkung hohe Standzeiten
aufweist. Ferner soll das Produkt biologisch abbaubar sein.
[0009] Die Aufgabe wird entsprechend den vorliegenden Patentansprüchen gelöst.
[0010] Natives, d. h. nicht durch Alterung oder sonstige Behandlung vernetztes bzw. denaturiertes,
lösliches Kollagen ist bekannt und weist die folgenden Eigenschaften auf:
[0011] Es umfaßt eine Dreifachhelix aus drei Spiralketten a, β, und y, deren Molekulargewichte
etwa 100000, 200000 bzw. 300000 betragen. Die a-Kette besteht aus zwei Untereinheiten
a
1 und a
2, welche jeweils ein Molekulargewicht von ca. 100000 aufweisen und sich geringfügig
in der Art der sie bildenden Aminosäuren voneinander unterscheiden Die β-Kette besteht
aus zwei Untereinheiten: β
11, welche aus zwei Untereinheiten a
1 aufgebaut ist, und β
12, welche aus einer Untereinheit a
1 und einer Untereinheit a
2 besteht Die beiden Untereinheiten β
11 und ß
12 besitzen ein Molekulargewicht von ca. 200000. Andererseits findet sich in Abhängigkeit
von der Extraktionsweise des Kollagens am Ende einer jeden Helix eine geradkettige
Polypeptidkette, welche als Telopeptid bezeichnet wird, mit einer Länge von etwa 5
nm. Ein solches Kollagen kann beispielsweise aus Stütz- und Bindegeweben der Sehnen,
Bänder, Knorpel und eiwißhaltigen Knochensubstanz sowie der Haut von insbesondere
jungen Tieren, z.B. Kälbern, durch Extraktion mit schwach saurer wäßriger Lösung gewonnen
werden.
[0012] Natives, lösliches Elastin ist ein stofflich mit Kollagen nahe verwandtes, unvernetztes
Faserprotein und der Hauptbestandteil der elastischen Fasern in den Sehnen.
[0013] Es unterscheidet sich von Kollagen durch das Fehlen der Quellbarkeit in Wasser und
durch seine elastischen Eigenschaften.
[0014] Die Gewinnung dieser Proteine verläuft nach insbesondere in der Kosmetik und Medizin
eingeführten, bestens bekannten Verfahren und ist nicht Gegenstand der vorliegenden
Erfindung. Aus der Kosmetik ist bereits das Wasserbindungsvermögen von Kollagen bekannt
(z. B. Römpps Chemie-Lexikon, 8. Auflage (1983), S.2168.
[0015] Die erfindungsgemäße Verwendung von Hydrolysaten des nativen Kollagens und/oder des
nativen Elastins erwies sich überraschenderweise als Lösung aller oben genannten Schwierigkeiten,
welche mit den bisher bekannten wasserlöslichen Polymeren auftraten. Umfangreiche
Druckversuche und Messungen von Oberflächenspannungen ergaben, daß diese Hydrolysate
an die nichtdruckenden Flächen der Offsetdruckform und an das Drucktuch gleichermaßen
gut adsorptiv gebunden werden und eine hervorragende, bleibende hydrophilierende Wirkung
des Feuchtmittels sicherstellen. Zudem sind diese Polymeren absolut ungiftig. Sie
können nach bekannten Verfahren, beispielsweise enzymatisch, hergestellt werden.
[0016] Des weiteren wurde ein überraschender "Gedächtniseffekt" des erfindungsgemäßen Feuchtmittels
für hydrophile Flächenbereiche festgestellt, wenn es zusätzlich als wirksamen Bestandteil
ein lösliches, teilweise desamidiertes (Substitution von etwa 30 bis 60 % der Amidgruppen
durch Hydroxylgruppen) Kollagen gemäß DE-OS-2 514 844 enthält. Vorteilhafterweise
besitzt ein derartiges Desamido-Kollagen noch 0,2 bis 0,4 Gew.-% Amid-Stickstoff.
[0017] Die Desamidierung des Kollagenmoleküls erfolgt dabei zweckmäßig durch Einwirkung
von Alkalien oder Säuren. Sie beruht auf einer Ammoniakabspaltung aus Glutamin und
Asparagin unter Umwandlung in die entsprechenden Säuren:

[0018] Hierbei ist es jedoch wesentlich, daß keine sonstigen Veränderungen des Kollagenmoleküls
vorgenommen werden. Dem Kollagenmolekül müssen also außer der Desamidierung alle anderen
Eigenschaften des löslichen Kollagens erhalten bleiben.
[0019] Der erwähnte "Gedächtniseffekt" stellt sich folgendermaßen dar:
[0020] Die Adsorption des Feuchtmittels erfolgt bevorzugt auf den Oberflächenpartien, auf
denen bereits zuvor Feuchtmittel vorhanden war. Dieses Verhalten ist von Vorteil,
wenn während des Druckvorganges die Zugabemenge an Feuchtmittel gewissen Schwankungen
unterworfen ist (Unterbrechung des Druckvorganges), so daß diesbezüglich eine temporäre
Unterversorgung der hydrophilen Flächen eintreten kann.
[0021] Erfindungsgemäß enthält das vorgeschlagene Feuchtmittel unter Einsatzbedingungen
0,01 bis 3 Gew.-% organische Polymere, bezogen auf das Gesamtgewicht der Lösung. Höhere
Konzentrationen können zu einer unerwünschten Gelbildung auf der Druckfläche führen,
geringere Mengen zeigen keinen ausreichenden Hydrophobierungseffekt mehr. Mindestens
die anspruchsgemäßen Kollagen- und/oder Elastin-Hydrolysate als Wirkstoffe müssen
enthalten sein.
[0022] Der pH-Wert des Feuchtmittels gemäß der Erfindung liegt zwischen 4,5 und 5,5. Ist
er kleiner, wird zwar die Druckplatte einwandfrei sauber; sie kann jedoch chemisch
angegriffen werden, und es können sich negative Auswirkungen auf das Papier und die
Druckfarbe zeigen. Außerdem wird die Trocknung der Druckfarbe verzögert. Bei einem
pH-Wert über 7 tritt meistens eine Verseifung des Bindemittels in der Druckfarbe ein.
[0023] Zur Stabilisierung des pH-Wertes haben sich für das erfindungsgemäße Feuchtmittel
an sich bekannter Puffer wie z.B. Natriumcitrat/Citronensäure oder Stärkecitrate als
geeignet erwiesen.
[0024] Die Einstellung und Stabilisierung der optimalen Oberflächenenergie des Feuchtmittels,
also dessen Fähigkeit, einen dünnen, stabilen und gleichmäßigen Film auf den hydrophilen
Flächen der Druckform zu erzeugen, erfolgt nach der vorliegenden Erfindung bevorzugt
durch Zusätze nichtpolymerer Alkohole und/oder Alkandiole mit OH-Gruppen in (1,2)-
oder (1,3)-Stellung, deren Kettenlänge n, bezogen auf die C-Atome, bei n ,> 6 liegt,
wobei Konzentrationen von 0,05 bis 1,0 Gew.-% am vorteilhaftesten sind. Diese Substanzen
wirken im angegebenen Mengenverhältnis zudem als Entschäumer.
[0025] Polymere oder kurzkettige Alkohole, wie sie in der EP-OS 24 289 als Stabilisierungsmittel
vorgeschlagen werden, zeigen diese Wirkungskombination nicht, oder man benötigt, wie
im Falle von Isopropylalkohol oder Ethanol, Mengen von 8 - 15 %, um gleiche Oberflächenenergien
wie oben einzustellen. Die Werte der polaren Anteile der spezifischen freien Oberflächenenergie
werden mit diesen letzteren Alkoholen überhaupt nicht erreicht. Zudem zeigen die erfindungsgemäßen
Alkohole in den angegebenen Mengen keinerlei toxische Wirkungen, zumal sie bereits
unter den Einsatzbedingungen des Druckvorganges flüchtig werden.
[0026] Als Alkohole eignen sich beispielsweise die aufsteigende Reihe 1-Hexanol bis 1-Dekanol.
Unter den 1,2- und 1,3-Alkandiolen haben sich als besonders vorteilhaft erwiesen:
1,2-Oktandiol; 1,2- Dekandiol; 1,2- Dodekandiol;
1,3-0ktandiol; 1,3- Dekandiol; 1,3- Dodekandiol.
[0027] Bei der Verwendung natürlicher organischer Substanzen besteht die Gefahr ihrer Zersetzung
durch Bakterien und Pilze. Es ist daher ratsam und Stand der Technik, einem solchen
Feuchtmittel handelsübliche antibakterielle oder bakteriostatische bzw. fungizide
oder fungistatische Mittel in ausreichender Menge zur Konservierung zuzugeben. Es
sind bereits natürliche, biologisch abbaubare Substanzen bekannt, welche nicht nur
das Feuchtmittel selbst stabilisieren, sondern auch die Behälter, den Feuchte-Duktor
und das Leitungssystem in der Druckmaschine schützen. Die Verwendung von Leitungs-
oder standardhartem Wasser nach DIN 53 910 (1 mmol Ca
2+/1) zur Abmischung des Feuchtmittels kann durch die darin enthaltenen mehrwertigen
Metallkationen zu unerwünschten Belagbildungen auf der Druckform führen. Den gleichen
Effekt bewirken bei zu hohen pH-Werten diejenigen Metallkationen, welche sich in der
Befeuchtungslösung als Abrieb von der Druckform und der Befeuchtungswalze ansammeln.
Aus diesem Grunde werden dem erfindungsgemäßen Feuchtmittel geringe Mengen an sich
bekannter organischer Komplexbildner, z. B. Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA), Diethylentriaminpentaessigsäure
(DTPA) oder Hydroxyethylendiamintriessigsäure (HEDTA), zugesetzt.
[0028] Im folgenden werden beispielhafte Zusammensetzungen des Feuchtmittels gemäß der Erfindung
angegeben.

[0029] Je nach Wahl der Art des zu bedruckenden Papieres sind also die pH-Werte des erfindungsgemäßen
Feuchtmittels ohne weiteres individuell einstellbar. Dennoch führt eine etwaige Unterbrechung
des Druckvorganges zu keiner Verschlechterung des Feuchtfilmes, was bei Verwendung
herkömmlicher Feuchtmittel meistens der Fall ist. Der Anfall an Makulatur beim Anfahren
des Druckwerkes ist daher minimal; günstigenfalls kann sogar ohne Ausschuß angedruckt
werden.
1. Feuchtmittel für Offsetdruckformen mit wenigstens einem wasserlöslichen organischen
Polymeren als wirksamem Bestandteil, gekennzeichnet durch ein wäßriges Medium mit
einem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5, i dessen Gesamt-Gehalt an den organischen Polymeren 0,01 bis 3 Gew.-% beträgt, wobei
als Polymere(s) ! wenigstens enthalten ist (sind) wasserlösliche Hydrolysate von nativem, in schwach
saurem wäßrigem Medium ! löslichem Kollagen und/oder ebenso beschaffenem Elastin.
2. Feuchtmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als organisches Polymeres
zusätzlich Desamido-Kollagen enthält, welches unter Einwirkung von Alkalien oder Säuren
auf natives, lösliches Kollagen durch Substitution von 30 bis 60 % seiner Amidgruppen
durch Hydroxylgruppen hergestellt worden ist.
3. Feuchtmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es als weitere
Zusätze 0,05 bis 1,0 Gew.-% nicht polymere Alkohole und/oder Alkandiole mit Hydroxyl-Gruppen
in (1,2)- oder (1,3)-Stellung und einer Kettenlänge n, bezogen auf die C-Atome, vom
n > 6 enthält.
1. A damping solution for offset printing plates which contains at least one water-soluble
organic polymer as the active component, characterised by an aqueous medium with a
pH between 4,5 and 5,5 whose total content of organic polymers is 0,01 to 3 % by weight,
where, as polymer(s), at the least a water-soluble hydrolysate of native collagen
which is soluble in a slightly acidic aqueous medium, and/or elastin in the same state
is (are) present.
2. A damping solution according to claim 1, characterised in that it additionally
contains, as organic polymer, desamido-collagen which has been prepared by the action
of alkali or acid on native, soluble collagen by substitution of 30 to 60 % of its
amide groups by hydroxyl groups.
3. A damping solution according to claim 1 or 2, characterised in that it contains,
as further additives, 0,05 to 1,0 % by weight of non-polymeric alcohols and/or alkanediols
containing hydroxyl groups in the (1,2)-or (1,3)-position and having a chain length
n, based on the C atoms, of n > 6.
1. Agent mouillant pour plaques d'impression en offset, comportant au moins un polymère
organique hydrosoluble comme constituant actif, caractérisé en ce qu'il contient un
milieu aqueux ayant un pH se situant entre 4,5 et 5,5 et dont la teneur totale en
polymères organiques s'élève à 0,01 - 3 % en poids, tandis que, comme polymère(s),
il contient au moins des hydrolysats hydrosolubles de collagène naturel soluble dans
un milieu aqueux faiblement acide et/ou de l'élastine obtenue de la même manière.
2. Agent mouillant selon la revendication 1, caractérisé en ce que, comme polymère
organique, il contient, en outre, du désamido-collagène que l'on prépare sous l'action
d'alcalis ou d'acides sur du collagène naturel soluble par substitution de 30 à 60
% de ses groupes amido par des groupes hydroxyle.
3. Agent mouillant selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que, comme additifs
supplémentaires, il contient 0,05 à 1,0% en poids d'alcanediols et/ou d'alcools non
polymères comportant des groupes hydroxyle en position (1,2) ou (1,3) et ayant, rapporté
aux atomes de carbone, une longueur de chaîne de n > 6.