[0001] Die Erfindung betrifft Kastenmöbel generell, insbesondere Schränke, Schrankwände,
Regale und dgl.
[0002] In der herkömmlichen Art und seit frühester Zeit werden Möbel, insbesondere Schränke,
aus starken Brettern gezimmert. Später wurde dann in Entwicklung der Stile die Ausgestaltung
aufgelockert, und zwar fertigte man ein Rahmenwerk mit Füllungen. Diese Art der Herstellung
von Möbel praktizierte man bis in die Neuzeit hinein, wobei eine Auflockerung und
eine Anpassung an den jeweiligen Stil, sei es Barock oder Historismus, dadurch erfolgte,
daß man die entsprechenden Teile mit Schnitzereien in Form von Maßwerk und Faltwerk
oder Malereien versah oder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit zunehmendem
Wohlstand des Bürgertums eine Pseudorenaissance-Ausgestaltung stattfand.
[0003] Maschinentechnik, neue Werkstoffe oder neue Fertigung brachten dann Ende des 19.
Jahrhunderts eine Umwälzung, beispielsweise durch die Einführung der Sperrholzplatte
oder der Holzfaserplatte, wodurch die Massivbauweise abgelöst wurde. Später dann nahm
die Verwendung des Furniers eine große Beduetung an, aber die Maschinenarbeit stellte
lediglich ein Mittel zur Rationalisierung der Handarbeit dar, und es wurde das, was
vorher handwerklich hergestellt wurde, jetzt maschinell hergestellt. Daraus ergaben
sich zwar außerordentlich ansehnliche Möbelstücke, aber vielfach auch gebrauchsunfertige
Möbel.
[0004] Beim Kastenmöbel begann die Umstellung erst später. Abgesehen von der Einführung
der Lackierung vermittels Nitrozelluloselacke klarer farbloser Art werden jetzt vielfach
Kunstharzlacke verwendet, die wasser- und alkoholfest sind, und die Holzfurniere sind
oft durch unterschiedlich dicke Kunststoffplatten oder Kunststofffurniere und -folien
ersetzt.
[0005] Es herrschen glatte Oberflächen vor, insbesondere bei Kastenmöbeln, die aus einem
einheitlichen Material gebildet sind, beispielsweise von Platten aus Sperrholz oder
kunstharzverleimten Holzfasern, die ihrerseits wieder mit Kunststoffurnieren oder
-folien beschichtet sind. Die im Innern angeordneten Böden solcher insbesondere bis
zur Decke reichenden Hochschränke oder Schrankwände liegen auf sogenannten Bodenträgern,
die je nach Wunsch in Lochreihen auf der Innenseite der plattenförmigen Seitenwände
eingesteckt werden.
[0006] Die Verwendung solcher Materialien und die Verarbeitung in der oben geschilderten
Art befriedigt in vielen Fällen nicht. So ist beispielsweise bei der Verwendung von
kunstharzverleimten Spanplatten mit der Freisetzung von Formaldehyd zu rechnen. Die
Verwendung von Kunststoffurnieren und -folien ergibt oft einen ästhetisch unbefriedigenden
Anblick. Die Beschädigung solcher Kunststoffbeschichtungen ist schwer reparabel,
in vielen Fällen überhaupt nicht möglich, es sei denn, durch eine Beschichtung, und
außerdem ist durch Wärmeeinwirkung mit einer Verfärbung solcher Furniere und Folien
zu rechnen, und im Brand- oder Schwelfalle setzen sie giftige Gase frei, die im hohen
Maße schädlich für den Menschen sind. Durch die Einwirkung von Licht-, insbesondere
UV-Strahlen, verändern sich Aussehen und Haltbarkeit der Kunststoffüberzüge zum Schlechteren.
[0007] Schließlich führen auch klimatische Veränderungen, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit,
zu Auswirkungen auf solche Möbel, wodurch ihre Gebrauchsfähigkeit nachteilig beeinflußt
werden kann, beispielsweise eine elektrostatische Aufladung stattfinden kann.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist daher, eine Kastenmöbelausgestaltung vorzuschlagen, die
die schädlichen und unerwünschten Wirkungen und Erscheinungen vermeidet, die zu einem
stabilen gebrauchstüchtigen Möbel führt, das belastbar ist und das unbrennbar ist.
[0009] Es gibt zwar auch unbrennbare Kastenmöbel, beispielsweise sogenannte Stahl- oder
Blechschränke, die jedoch hauptsächlich in Werkstätten verwandt werden, abgesehen
von einer Verwendung im geringeren Umfang in Büros, jedoch haben diese Möbel kein
anheimelndes Erscheinungsbild, we man es in Wohnräumen oder Büros haben möchte, und
außerdem besitzen solche Möbel das für Blechkonstruktionen typische Dröhngeräusch
beim Öffnen und Schließen der Türen oder beim Anstoßen gegen die aus Blech bestehenden
Wände und Böden.
[0010] Erfindungsgemäß wird nun eine Kastenmöbelausgestaltung vorgeschlagen, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß ein Wände, Türen und Böden bildendes Rahmenwerk aus U-, L-
oder C-förmigen Profilen vorgesehen ist, in das Gipskartonplatten als Füllungen
eingeschoben sind.
[0011] Das Rahmenwerk für Wände, Türen und Böden, zu denen auch die Decke und der Boden
des Kastenmöbels gerechnet werden sollen oder der Deckel von Truhen, bilden Profile,
die vorzugsweise aus einem Leichtmetall oder einer Leichtmetallegierung bestehen
und sind untereinander durch kraftschlüssige Verschraubungen der Umfassungszargen
und Konsolen mittels Hülsenschrauben verbunden, die durch die Gipskartonplattenfüllungen
hindurchgehen.
[0012] Die Befestigung der Türen erfolgt in an sich üblicher Weise über Scharnierbänder.
Die Profile sind außerdem mit den sonstigen Einrichtungen versehen, wie sie zur Ausgestaltung
und Betätigung von Kastenmöbeltüren üblich sind, beispielsweise Anschlagleisten und
Drehstangenschlösser, Handgriffe und dgl. Die Böden für die Innenräume der Schränke
sind über die Umfassungszargen vermittels Schrauben verbunden, die auf der Innenseite
entsprechende Profile tragen, die die Gipskartonplatten mit darauf abgestimmten Dicken,
wie bei den Wänden und Türen auch, aufnehmen.
[0013] Die Profile für das Rahmenwerk können aus beispielsweise Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
bestehen, die auch farblich eloxiert sein kann. Die Gipskartonplatten sind unbrennbar,
haben bioklimatisch eine angenehme Wirkung, auch in psychischer Hinsicht, sind im
Falle der Beschädigung leicht auswechselbar, enthalten keine schädlichen Gase oder
Stoffe, ihr Karton ist beklebbar und mit Farben bestreichbar, läßt sich auch mit Echtholzfurnieren
beschichten, falls das gewünscht ist, und die Gipskartonplatten laden sich elektrostatisch
nicht auf. Bei relatiy hoher Luftfeuchtigkeit wird die Feuchte von dem Karton und
dem Gipskern reversibel aufgenommen und bildet nicht wie bei Kunststoffen einen Feuchtefilm
auf der Oberfläche.
[0014] Der hohe Wassergehalt im Gips schützt im Brandfalle außerdem den brennbaren Inhalt
des Schranks oder des Kastenmöbels über eine längere Zeitspanne.
[0015] Die Erfindung wird nun anhand einer Zeichnung, die ein Ausführungsbeispiel anhand
eines Hochschranks oder einer sogenannten Schrankwand zeigt, näher erläutert.
[0016] In der Zeichnung stellen dar:
Fig. 1 eine Schrankwand mit acht Türen,
Fig. 2 einen Vertikalschnitt durch zwei benachbarte Schrankelemente der Schrankwand
und
Fig. 3 einen Horizontalschnitt, ebenfalls durch zwei benachbarte Schrankelemente.
[0017] Fig. 1 zeigt eine Schrankwand 1 als Beispiel, die vier Schrankelemente umfaßt, die
gegeneinander durch die Zwischenwände 2 abgetrennt sind und die Außenwände 3 eine
Decke 4 und einen Boden 5 umfaßt. Der Schrank steht, wie allgemein üblich, auf einem
Sockel 6. Jedes Schrankelement ist durch eine Doppeltür 7 verschließbar. Die Türen
haben Griffe 8 und Scharniere, wie bei Möbeln dieser Art üblich. Er kann in seiner
Länge oder in seiner Höhe aufgeteilt sein in einzelne Abteilungen, wie hier am Ausführungsbeispiel
durch den Zwischenboden 9, so daß sich darunter noch einmal kleine verschließbare
Räume 10 ergeben, die ebenfalls mit Griffen betätigbar sind. Diese Schrankwand ist
zwischen Raumwände 11 und 12 sowie der Decke 13 eingepaßt, beispielsweise vermittels
Wandanschlußteilen 14, was auch in Fig. 3 dargestellt ist.
[0018] Aus Fig. 2 und 3 ergibt sich, daß die Wände, sei es die Außenwände oder die Trennwände
zwischen den einzelnen Schrankelementen, aus Profilen bestehen, die mit 15 bezeichnet
sind. Diese Profile, wie besonders gut aus Fig. 3 zu ersehen, haben relativ lange
Schenkel 16 und eine innere lichte Abmessung zwischen den Schenkeln, die der Dicke
der einzuschiebenden Gipskartonplatte entspricht.
[0019] Es können Gipskartonplatten unterschiedlicher Dicke verwandt werden, je nach Größe
des Objekts oder in Anpassung an den gedachten Verwendungszweck.
[0020] In Fig. 3 ist eine solche Füllung aus einem Gipskartonplattenzuschnitt mit 17 bezeichnet,
die mit den Profilen des Rahmens durch Schrauben 18 verbunden ist. Die Schrauben sind
vorzugsweise so gewählt, daß die Mutter als Hülse in die Gipskartonplatte hineinragt
und nur der Kopf in dem Schenkel 16 des Profils liegt. Die Profile 15 selbst sind
an den Ecken des Schranks in geeigneter Weise verbunden, beispielsweise über eine
Gehrungsfuge, wobei die miteinander in Berührung kommenden Schenkelabschnitte jeweils
auf die Hälfte der Dicke reduziert sind, so daß keine Materialhäufung an diesen Stellen
auftritt.
[0021] Die Böden der Schränke der Schrankwand werden von Konsolen getragen, was besonders
deutlich aus Fig. 2 hervorgeht. Diese Konsolen 19 sind an den Rahmenprofilen 15 vermittels
der Schrauben 20 befestigt. Dabei ist an den hinteren Enden der Konsolen, wie aus
Fig. 3 hervorgeht, das ebenfalls im Querschnitt U-förmige Profil 21 vermittels Schrauben
22 an den Konsolen befestigt, während das vordere U-förmige Profil 23 mit Schrauben
24 befestigt wird, wenn der entsprechende, den Boden 25 bildende Gipskartonplattenabschnitt
eingeschoben ist. Die Schrauben 22 und 24 halten die Gipskartonplatte fest. Die Türen
7 sind über die Scharniere 26 in bekannter Weise befestigt und tragen die bei Schränken
üblichen Beschläge, beispielsweise die Griffe 8.
[0022] Die Profile 15, 21 als auch die Konsolen 19 können aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
bestehen. Sie können ferner eloxiert oder sonstwie oberflächlich gestaltet werden,
beispielsweise zur Erlangung bestimmter optischer oder architektonischer Effekte
oder Wirkungen.
[0023] Die erfindungsgemäße Ausgestaltung ist nicht auf Kastenmöbel beschränkt, wenngleich
sie in diesem Bereich besondere Bedeutung besitzt, sondern kann überall dort angewandt
werden, wo rahmenartige Grundgestelle benutzt werden und die entsprechenden Belastungen
den verwendeten Platten angepaßt sind. Die Reparatur eines solchen Schranks, wenn
beispielsweise die Wand W beschädigt ist, gestaltet sich relativ einfach. Man nimmt
ein Rahmenteil, beispielsweise das Rahmenteil 15′, ab durch Lösen der entsprechenden
Schrauben und löst die anderen die Gipskartonplatte haltenden Schrauben und tauscht
die beschädigte Platte gegen eine entsprechende Platte aus durch einfaches Herausziehen
und Einschieben. Die Schraubenlöcher werden dann gebohrt, wobei die Löcher der Profile
als Lehre dienen.
[0024] In der obigen Beschreibung ist im wesentlichen nur ein Schrankelement und davon auch
nur eine Seite beschrieben, insbesondere unter Bezugnahme auf Fig. 3, denn die anderen
Seiten und Schrankelemente stellen nur Wiederholungen oder Vermehrfachungen dieser
einen Seite dar.
[0025] Hinzuweisen wäre ferner noch darauf, daß in Verfolg des Erfindungsgedankens beispielsweise
die Türen 7 ein Rahmenprofil 27 verwenden, das ein L-förmiges Profil im Querschnitt
ist und auf der Ansichtsseite der Tür, die mit A bezeichnet ist, nur einen kurzen
Schenkel 28 aufweist, während der auf der Rückseite der Tür liegende Schenkel 29 große
Breite besitzt. Die die Tür bildende Gipskartonplatte ist in ähnlicher Weise durch
Schrauben mit den Profilen 27 verbunden. Diese sind jedoch der Übersichtlichkeit
wegen nicht dargestellt. Sie befinden sich im wesentlichen in den Ecken des Türblattes.
Die Griffe 8 tragen ebenfalls zur Befestigung der Gipskartonplatte der Türen bei,
denn sie gehen durch diese hindurch und sind auf der Rückseite an den langen Schenkeln
der Profile 27 befestigt.
[0026] Die Gipskartonplatte, die hier für die Türen verwandt wird, ist etwa 20 mm dick.
Die Wände des Schranks haben eine Dicke von etwa 25 mm. In dem Schrankelement E in
Fig. 3 ist eine besondere Rückwand 30 angeordnet, welche in dem benachbarten Schrankelement
E′ fehlt. Dort stößt das Profil 21 direkt gegen die Raumwand. Für diese gesonderte
Rückwand 30 sind Winkel 31 und Schrauben 32 vorgesehen. Diese Rückwand 30 ist hier
eine Wand aus einem anderen Material, beispielsweise aus einer Holzspanplatte oder
Sperrholzplatte.
1. Kastenmöbel, insbesondere Schränke, Schrankwände, Regale und dgl., dadurch gekennzeichnet,
daß ein Wände, Türen und Böden bildendes Rahmenwerk aus U-, L- oder C-förmigen Profilen
vorgesehen ist, in das Gipskartonplatten (25) als Füllung eingeschoben sind.
2. Möbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Rahmenwerk aus U-förmigen
(15), L-förmigen (27) oder C-förmigen Profilen aus einem Leichtmetall, vorzugsweise
aus einer Aluminiumlegierung bestehen und miteinander als auch mit den Gipskartonplatten
vermittels Schrauben (18, 22, 24) verbunden sind.
3. Möbel nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Leichtmetallprofile
oberflächlich behandelt, z. B. eloxiert sind.