[0001] Die Erfindung betrifft eine Gutbett-Walzenmühle (entsprechend dem Oberbegriff des
Anspruches 1) sowie ein Verfahren (entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches 12
zur Zerkleinerung von sprödem Mahlgut.
[0002] Gutbett-Walzenmühlen enthalten zwei horizontal nebeneinander angeordnete angetriebene
Walzen, die mit hohem Druck gegeneinander gepreßt werden. Das Material wird beim Passieren
des Walzenspaltes weitgehend zerkleinert, wobei Agglomerate (Schülpen) gebildet werden,
die bereits einen hohen Anteil Fertigprodukt enthalten und die anschließend in einem
nachgeschalteten Aggregat mit geringem Energieaufwand aufgeschlossen werden. Gutbett-Walzenmühlen
dieser Art, wie sie insbesondere durch die DE-PS 27 08 053 bekannt sind, ermöglichen
eine erhebliche Energieersparnis bei der Zerkleinerung von sprödem Mahlgut, wie Zementklinker
und dergleichen.
[0003] Beim Betrieb derartiger Gutbett-Walzenmühlen erfolgt vielfach eine gleichzeitige
Vermahlung von Frischgut und rückgeführten Grießen, d. h. von Mahlgut recht unterschiedlicher
Beschaffenheit. Insbesondere in diesen und ähnlichen Fällen treten im Betrieb der
Gutbett-Walzenmühle starke Resonanzschwingungen auf, die die Antriebseinrichtungen
gefährden.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Gutbett-Walzenmühle der im Oberbegriff
des Anspruches 1 bzw. ein Verfahren entsprechend dem Gattungsbegriff des Anspruches
12 so auszubilden, daß das Entstehen störender Resonanzschwingungen vermieden wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche
1 bzw. 12 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Erfindungsgemäß werden die quer zum Walzenspalt verlaufenden Longitudinalschwingungen
der Loswalze gedämpft. Findet ein Hydraulik-Gasfedersystem Verwendung, um die Loswalze
mit hohem Druck gefedert in Richtung auf die Festwalze zu pressen, so kann die Dämpfung
mit Hilfe einer Drossel erfolgen, die in der Hydraulikleitung zwischen der Gasfeder
und dem Hydraulikzylinder angeordnet ist. Die mittels einer solchen Drossel erzielbare
Dämpfungswirkung wurde in Versuchen eindeutig und reproduzierbar nachgewiesen. Sie
ermöglicht auf einfache und kostensparende Weise eine zuverlässige Verhinderung von
schädlichen Resonanzüberhöhungen und Resonanz-Dauerschwingungen.
[0007] Durch die erfindungsgemäße Maßnahme ist es damit möglich, eine Gutbett-Walzenmühle
auch in kritischen Fällen, insbesondere mit einem hohen Grießanteil, sicher zu betreiben.
[0008] Einige Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung veranschaulicht.
[0009] Die in Fig. 1 schematisch veranschaulichte GutbettWalzenmühle enthält zwei horizontal
angeordnete, angetriebene Walzen 1, 2, von denen die Walze 1 als Festwalze und die
Walze 2 als Loswalze ausgebildet ist, die innerhalb des Mühlengehäuses 3 quer zum
Walzenspalt 4, d. h. in Richtung des Doppelpfeiles 5 beweglich ist.
[0010] Um die Walze 2 mit hohem Druck gefedert in Richtung auf die Walze 1 zu pressen,
ist ein Hydraulik-Gasfedersystem vorgesehen, das Hydraulikzylin der 6, 7, eine Hydraulikpumpe
8 sowie eine Gasfeder 9 enthält. Hydraulikzylinder und Gasfeder sind dabei an beiden
Enden der Walze 2 angeordnet, um eine Parallelverschiebung der Walze 2 quer zum Walzenspalt
4 zu erzielen.
[0011] In der Hydraulikleitung 10, die die Hydraulikzylinder 6, 7 mit der Gasfeder 9 verbindet,
sind zwei einstellbare Drosseln 11, 12 sowie zwei Rückschlagventile 13, 14 angeordnet.
Dabei liegt das Rückschlagventil 13 in Reihe mit der Drossel 11 und das Rückschlagventil
14 in Reihe mit der Drossel 12. Die Reihenschaltung von Drossel 12 und Rückschlagventil
14 ist parallel zur Reihenschaltung von Drossel 11 und Rückschlagventil 13 angeordnet.
[0012] Das Rückschlagventil 13 öffnet, wenn sich die Gasfeder 9 entspannt. Das Rückschlagventil
14 öffnet, wenn die Gasfeder 9 komprimiert wird.
[0013] Bei der in Fig. 1 veranschaulichten Anordnung werden quer zum Walzenspalt 4 verlaufende
Longitudinalschwingungen der Walze 2 durch die Drosseln 11 und 12, d. h. in beiden
Richtungen, gedämpft.
[0014] Die Fig. 2 bis 7 zeigen verschiedene Varianten des erfindungsgemäßen Dämpfungssystemes:
[0015] Gemäß Fig. 2 ist in der Hydraulikleitung 10 zwischen Hydraulikzylinder 6 bzw. 7
und Gasfeder 9 eine einzige Drossel 11 vorhanden. Hierbei ergibt sich eine symmetrische
Dämpfung in beiden Schwingungsrichtungen.
[0016] Gemäß Fig. 3 ist parallel zur Drossel 11 ein Rück schlagventil 14 angeordnet, das
beim Komprimieren der Gasfeder 9 öffnet. Eine Dämpfung erfolgt hiermit nur beim Entspannen
der Gasfeder 9.
[0017] Im Beispiel der Fig. 3 sind ferner Maßnahmen vorgesehen, der in der Hydraulikleitung
10 angeordneten Drossel 11 bzw. jeder Drossel, die ja einen wesentlichen Teil der
Dämpfungseinrichtung bildet, einen Regler 15 zuzuordnen, der mit wenigstens einem
an bzw. in der Walzenmühle vorgesehenen Schwingungsmeßgerät verbunden ist, wie es
in den Fig. 1 und 3 bei 16 angedeutet ist. Dieses Schwingungsmeßgerät 16 kann beispielsweise
ein an sich bekanntes Weg-, Kraft-, Drehmoment-, Beschleunigungsmeßgerät oder dgl.
sein. Vorzugsweise ist in der in Fig. 3 gestrichelt angedeuteten Verbindungssteuerleitung
17 zwischen dem Regler 15 und der Drossel 11 noch ein geeignetes, an sich bekanntes
Stellglied 18 für die Drossel angeordnet. Diese Steuerverbindung (Schwingungsmeßgerät
16 - Regler 15 - Stellglied 18 - Drossel 11) ist derart, daß vom Schwingungsmeßgerät
16 erzeugte, den Schwingungszustand der Walzenmühle repräsentierende Meßsignale dem
Regler 15 zugeführt werden können und die Drosselwirkung der Drossel 11 über diesen
Regler 15 an den jeweiligen Schwingungszustand der Walzenmühle angepaßt werden kann.
Durch diese Regelbarkeit der Drossel 11 kann der Schwingungszustand der Walzenmühle
rasch erfaßt und die Drosselwirkung der Drossel 11 in der erforderlichen Weise dem
jeweiligen Schwingungszustand der Walzenmühle auch bei extremen Schwingungen angepaßt
werden, also z. B. bei besonders großen Amplituden der Loswalzenbewegung bei einem
schnellen Zusammenfahren der beiden Walzen, so daß es zu keinem Zeitpunkt der Zerkleinerung
zu einer Unterpressung (zu geringe Pressung) des Mahlgutes kommen kann.
[0018] Der Regler 15 für die Drossel 11 kann in jeder geeigneten Weise ausgebildet sein,
und zwar beispielsweise - wie an sich bekannt - als kontinuierlich arbeitender Regler
oder auch als ein stufenweise schaltender Regler, vorzugsweise Zweipunktregler.
[0019] Gemäß Fig. 4 ist parallel zur Drossel 11 ein Rückschlagventil 14 angeordnet, das
beim Entspannen der Gasfeder 9 öffnet. Hierbei erfolgt somit eine Dämpfung nur beim
Komprimieren der Gasfeder.
[0020] Bei der in Fig. 5 veranschaulichten Variante ist parallel zur Drossel 11 die Reihenschaltung
einer Drossel 12 und eines Rückschlagventiles 14 angeordnet, das beim Komprimieren
der Gasfeder 9 öffnet. Hierbei ergibt sich beim Komprimieren eine schwächere Dämpfung
als beim Entspannen der Gasfeder.
[0021] Fig. 6 zeigt ferner eine Variante, bei der parallel zur Drossel 11 die Reihenschaltung
einer Drossel 12 und eines Rückschlagventiles 14 angeordnet ist, das beim Entspannen
der Gasfeder 9 öffnet. Hierbei ergibt sich beim Komprimieren eine stärkere Dämpfung
als beim Entspannen der Gasfeder.
[0022] Schließlich zeigt Fig. 7 in Anlehnung an die Ausführung gemäß Fig. 3 noch eine weitere
Variante für eine Regelung im Bereich der Drossel 11 in Anpassung an den jeweiligen
Schwingungszustand der Walzenmühle. In diesem Falle ist der Regler 15 nicht mehr
oder weniger direkt - wie gemäß Fig. 3 - mit der Drossel 11 verbunden, sondern im
Bereich der Drossel 11 ist eine Regelungs-Bypassleitung 19 vorgesehen, die unabhängig
ist von der das Rückschlagventil 14 enthaltenden ersten Bypassleitung und die diese
Drossel 11 umgeht. Diese Regelungs-Bypassleitung 19 enthält eine Magnetventil 20,
das diese Bypassleitung 19 in Abhängigkeit von dem durch das Schwingungsmeßgerät
16 gemessenen und über den Regler 15 weiterverarbeiteten Schwingungszustand geöffnet
oder geschlossen wird. Der Regler 15 kann in diesem Falle ein einfacher Zweipunktregler
sein (im einfachsten Falle ein Relais). Diese Ausführungsart gemäß Fig. 7 läßt sich
besonders einfach realisieren, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß es generell
besonders zweckmäßig ist, daß ein Schwingungsmeßgerät (Schwingungswächter) 16 grundsätzlich
ein Bestandteil der Walzenmühlenausrüstung ist.
[0023] Bei den Ausführungsarten gemäß den Fig. 3 und 7 wird somit über den an das Schwingungsmeßgerät
16 angeschlossenen Regler 15 dafür gesorgt, daß bei besonders hohen Schwingungen
auch eine entsprechend große Drosselwirkung erzielt wird; wenn keine Schwingungen
vorhanden sind, braucht auch keine Drosselwirkung zu erfolgen Das Schwingungsmeßgerät
16 kann an wenigstens einem der Lagersteine für die Loswalze 2 oder an einer entsprechenden
Drehmomentstütze angebracht sein.
[0024] Während bei den dargestellten Ausführungsbeispielen die Dämpfung in das Hydraulik-Gasfedersystem
integriert ist, sind im Rahmen der Erfindung auch andere Möglichkeiten zur Dämpfung
gegeben. So kann die Dämpfungseinrichtung durch einen gesonderten Stoßdämpfer gebildet
werden, der auf die Loswalze und/ oder die den Druck im Walzenspalt erzeugende Einrichtung
einwirkt. Ein solcher Stoßdämpfer kann mit Flüssigkeitsreibung, Gasreibung, mechanischer
Reibung und/oder mit Wirbelstromerzeugung arbeiten. Günstig ist ferner, wenn die
Antriebsstränge der beiden Walzen möglichst hart bzw. steif ausgebildet werden.
1. Gutbett-Walzenmühle zur Zerkleinerung von sprödem Mahlgut, enthaltend
a) zwei angetriebene Walzen (1, 2), die einen Walzenspalt (4) miteinander bilden und
von denen die eine Walze (1) als Festwalze und die andere Walze (2) als quer zum Walzenspalt
(4) bewegliche Loswalze ausgebildet ist,
b) eine den Druck im Walzenspalt (4) erzeugende Einrichtung (6, 7, 8, 9, 10), durch
die die Loswalze (2) mit hohem Druck gefedert in Richtung auf die Festwalze (1) gepreßt
wird,
gekennzeichnet durch
c) eine Einrichtung (11, 12, 13, 14) zur Dämpfung von quer zum Walzenspalt (4) verlaufenden
Longitudinalschwingungen der Loswalze (2).
2. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 1, bei der die Einrichtung, durch die die Loswalze
(2) mit hohem Druckgefedert auf die Festwalze (1) gepreßt wird, durch ein Hydraulik-Gasfedersystem
(6, 7, 8, 9, 10) gebildet wird, das wenigstens einen Hydraulikzylinder (6, 7) und
wenigstens eine Gasfeder (9) enthält, die mit dem Hydraulikzylinder über eine Hydraulikleitung
(10) verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß in der Hydraulikleitung (10) wenigstens
eine Drossel (11, 12) angeordnet ist.
3. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß parallel zur Drossel
(11) ein beim Komprimieren oder beim Entspannen der Gasfeder (9) geöffnetes Rückschlagventil
(14) angeordnet ist.
4. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß parallel zur Drossel
(11) die Reihenschaltung einer weiteren Drossel (12) und eines beim Komprimieren oder
beim Entspannen der Gasfeder (9) geöffneten Rückschlagventils (14) angeordnet ist.
5. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß in Reihe mit der
Drossel (11) ein beim Entspannen der Gasfeder (9) geöffnetes Rückschlagventil (13)
angeordnet ist und parallel zu dieser Reihenschaltung von Drossel (11) und Rückschlagventil
(13) die Reihenschaltung einer weiteren Drossel (12) und eines beim Komprimieren
der Gasfeder (9) geöffneten Rückschlagventiles (14) vorgesehen ist.
6. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die in der Hydraulikleitung
(10) angeordnete Drossel (11) einen Teil der Dämpfungseinrichtung bildet und ihr ein
Regler (15) zugeordnet ist, der mit wenigstens einem in der Walzenmühle vorgesehenen
Schwingungsmeßgerät (16) derart verbunden ist, daß vom Schwingungsmeßgerät erzeugte,
den Schwingungszustand der Walzenmühle repräsentierende Meßsignale dem Regler zuführbar
sind und die Drosselwirkung der Drossel über den Regler an den Schwingungszustand
der Walzenmühle anpaßbar ist.
7. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß in der Verbindung
(17) zwischen Regler (15) und Drossel (11) ein Stellglied (18) angeordnet ist.
8. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Regler (15)
ein kontinuierlich arbeitender Regler ist.
9. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Regler (15)
ein stufenweise schaltender Regler, vorzugsweise ein Zweipunktregler ist.
10. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich der
Drossel (11) eine diese Drossel umgehende Regelungs-Bypassleitung (19) mit einem
darin vorgesehenen Magnetventil (20) vorgesehen ist, das durch den Regler (15) in
seine Öffnungs- und Schließstellung schaltbar ist.
11. Gutbett-Walzenmühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dämpfungseinrichtung
durch einen auf die Loswalze und/oder die den Druck im Walzenspalt erzeugende Einrichtung
wirkenden, gesonderten Stoßdämpfer gebildet wird.
12. Verfahren zur Zerkleinerung von sprödem Mahlgut im Spalt zweier mit hohem Druck
gegeneinander gepreßter Walzen (1, 2), von denen die eine Walze (1) stationär angeordnet
und die andere Walze (2) quer zum Walzenspalt (4) beweglich ist, insbesondere Verfahren
zur gleichzeitigen Zerkleinerung von Frischgut und ruückgeführten Grießen, gekennzeichnet
durch Maßnahmen zur Dämpfung von quer zum Walzenspalt (4) verlaufenden Longitudinalschwingungen
der beweglichen Walze (2).