[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Eine z. B. dauerhafte Verformung von menschlichem Haar beruht auf zwei Prozessen:
einem zweistufigen chemischen Prozeß, der Reduktion und Oxidation von Cystinbindungen
im Haar, und einem physikalischen Prozeß, der Verformung.
[0003] Obwohl beide Prozesse völlig isoliert voneinander ablaufen können, erfolgen sie bei
einer Dauerwellverformung z. T. gleichzeitig, z. T. auch nacheinander. Dadurch gestaltet
sich der Dauerwellprozeß als ein schwierig zu analysierender Prozeß.
[0004] Was man über die chemischen Vorgänge bei der Dauerwelle weiß, leitet man im wesentlichen
von der Verwendung von Thioglykolsäure oder Thioglykolat als Dauerwellmittel ab. Man
weiß daher, daß sich ein Haar dann dauerhaft verformen läßt, wenn ein Teil der chemischen
Quervernetzung, die im Haar vorhanden ist, mit einem Reduktionsmittel aufgehoben
wird und das derart in einen weicheren Zustand versetzte Haar auf einem Wickler verformt
wird. Werden die Quervernetzungsstellen im Haar durch eine Oxidation mit z. B. Wasserstoffperoxid
wieder geschlossen, so behält das Haar die Wicklerform bei.
[0005] Aus Untersuchungen zum Dehnungsverhalten von gestreckten Haaren in Gegenwart von
Dauerwellmitteln wurde der ursächliche Zusammenhang zwischen Reduktionsvermögen einer
Dauerwellösung und Erweichung des Haares erkannt. Deshalb ging man davon aus, daß
auch das Wellergebnis am Haar und die Wellstabilität der produzierten Haarlocken direkt
mit dem Reduktionsvermögen der Wellösung übereinstimmt.
[0006] Wie aus der Literatur und der allgemeinen Friseurpraxis bekannt, ergibt sich jedoch
das Problem, daß die Wellbarkeit individueller Kopfhaare aufgrund der bekannten Variabilität
der Haare sehr unterschiedlich ist. Es existieren zwar grobe Richtlinien, wie durch
Wicklerwahl, Präparatewahl und Einwirkzeit ein gutes Dauerwellergebnis erzielt werden
kann; der Friseur ist aber trotzdem gezwungen während des Dauerwellprozesses mehrmals
einen sogenannten Probewickel aufzurollen, um anhand der Formannahme der Haare zu
bestimmen, ob die Einwirkzeit fortgesetzt oder abgebrochen werden muß. Da die Bestimmung
der Einwirkzeit im Ermessen des Friseurs liegt und zudem die Prüfung der Wellung meist
in Abständen von 3 bis 10 Min. erfolgt, kommt es häufig vor, daß der optimale Verformungszeitpunkt
nicht richtig erkannt und unter- oder überschritten wird. Dadurch erhält man eine
schlechte Verformung und ein geschädigtes Haar. Zudem erfordert dieses Verfahren vom
Friseur sehr viel Aufmerksamkeit.
[0007] Die Problematik ist schon lange bekannt und war schon häufig Gegenstand von Untersuchungen.
Die daraus resultierenden Vorschläge und Verfahren zur Kontrolle des Dauerwellprozesses
basierten auf dem Bemühen, die chemischen Vorgänge im Haar zu detektieren.
[0008] Nach der JP-B-61-042 822 wird ein elektrisches Gerät eingesetzt, mit dem das während
der Wellung abnehmende Redoxpotential des Reduktionsmittels gemessen wird. Es wird
dabei fälschlicherweise davon ausgegangen, daß diese Messungen direkt zum Wellergebnis
am Haar korrelieren. Meßergebnisse der erwähnten Art hängen nur von Formulierungsparametern
des eingesetzten Wellmittels ab und gehen nicht auf die individuelle Verschiedenheit
der behandelten Haare ein. Dies ist jedoch unbedingt nötig, um ein gutes Wellergebnis
zu erzielen.
[0009] Die Anmelderin konnte vielmehr feststellen, daß das Wellergebnis bei einer Dauerwelle
vorrangig vom Erweichungs- und Erhärtungsverhalten eines individuellen Haares bestimmt
wird, und nicht von der Erreichung eines bestimmten Reduktionsgrades im Haar. So
gibt es also Haarqualitäten, die eine relativ starke Reduktion benötigen, um eine
für die Umformung förderliche Erweichung zu erreichen und andere Haarqualitäten, welche
nur gering reduziert werden müssen, um den gleichen Erweichungszustand zu erhalten.
[0010] Geräte, die also die chemischen Vorgänge am Haar detektieren, sind zur Vorhersage
des Dauerwellergebnisses am Haar weniger geeignet.
[0011] Ausgehend von der Voraussetzung, daß die Messung physikalischer Haarparameter eher
geeignet ist, das Wellergebnis nach einer Dauerwelle im voraus zu bestimmen, führte
in der JP-B-62-29744 zum Vorschlag eines Gerätes, welches nur die Biegeerweichung
eines halbkreisförmig gebogenen Haarbündels mißt. Es erlaubt, in Laborversuchen die
er weichende Kraft von Dauerwellmitteln festzustellen und sie zueinander in Relation
zu setzen. Die unterschiedliche Haarstruktur eines jeden Menschen und die damit verbundene
unterschiedlich starke Reaktion wird nicht berücksichtigt. Das Gerät ist in der Friseurpraxis
nicht anwendbar.
[0012] Erst kürzlich wurde zudem von Wortmann und Souren (Extensional properties of human
hair and permanent waving, Journal of the Society of Cosmetic Chemist, No. 38 (March/April
1987), S. 125 - 140) gezeigt, daß Erweichungsmessungen am gestreckten Haar in Laborversuchen
keine genaue Vorausberechnung der Haltbarkeit von Haarlocken erlaubt, die auf einem
Wickler verformt wurden.
[0013] Aus der US-A-2 496 206 ist ein Gerät bekannt, das angeblich den optimalen Zeitpunkt
des Behandlungsdauerendes dauergewellten Haars anzeigt. Hierzu müssen vom Kopfhaar
einige als Referenz dienende Haare abgenommen werden, die auf eine Meßzelle aufgewickelt
werden. Die Meßzelle dient als Drucksensor und besteht aus dünnwandigem, elastischem
Material und ist Bestandteil eines Hydrauliksystems. Die Hydraulikflüssigkeit ist
stromleitend und wird je nach Haarqualität manuell auf einen bestimmten Höhenstand
gebracht. Ein Überlaufen der Hydraulikflüssigkeit infolge einer Kontraktion der Haare
wird elektisch festgestellt und als angeblich optimaler Zeitpunkt signalisiert, wobei
die Haare auf der Meßzelle auf eine gleiche Temperatur gehalten werden wie die Haare
am Kopf. Ein wesentlicher Nachteil eines solchen Geräts ist die hohe Meßungenauigkeit,
bedingt durch die nicht genau einzuhaltende Vergleichstemperatur an der Meßzelle,
durch verschiedene physikalische Eigenschaften zwischen der Meßzelle und den Wickelkörpern
am Kopfhaar und durch eine manuelle Höhenstandsvoreinstellung der Hydraulik flüssigkeit.
Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, daß die zur Messung dienenden Kopfhaare
vom Kopf abgetrennt werden müssen.
[0014] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu schaffen, das die vorstehend genannten
Nachteile nicht aufweist und dadurch einen optimalen Haarverformungsbehandlungsablauf
ermöglicht, so daß daraus inbesondere bei einer dauerhaften Haarverformungsbehandlung
ein möglichst ungeschädigtes, gewelltes Haar resultiert.
[0015] Außerdem soll eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens geschaffen werden.
[0016] Gelöst wird diese Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 bzw. 4.
Weitere vorteilhafte Ausführungen der Erfindung gehen aus den jeweiligen Unteransprüchen
hervor.
[0017] Das für die praktischen Verhältnisse Optimierungs- Messverfahren wird erfindungegemäß
am gebogenen Haar auf einem Körper durchgeführt, da sich der Wellvorgang aus einem
Komplex von Teilvorgängen, wie chemische Haarreduktion, Haarbiegung, Haarerweichung,
Haarkontraktion- und -relaxa tion, zusammengesetzt. Dadurch können die physikalischen
Vorgänge während einer Wellbehandlung am Haar unter Praxisbedingungen beobachtet
werden.
[0018] Das Haar kann in üblicher Weise, z. B. durch eine Gummilasche befestigt werden.
Zu Beginn der Wellbehandlung wird das Wellmittel, z. B. Wasser, bevorzugt jedoch ein
Reduktionsmittel, z. B. Thioglykolsäure, ein Salz oder Ester der Thioglykolsäure,
Cystein oder sulfithaltige Wellmittel, auf das Haar appliziert. Nach Erreichung der
optimalen Einwirkungszeit, die je nach Haarqualität und Dauerwellmittel sowie der
Anwendungstemperatur zwischen 5 bis 60 Min. liegt und durch die Vorrichtung angezeigt
wird, wird das Haar in der üblichen Weise mit Wasser gespült (auch wäßrige Zubereitungen
von Konditioniermitteln können anstelle von Wasser zum Abspülen des Wellmittels verwendet
werden).
[0019] Nach kurzem Abtupfen überschüssigen Wassers mit einer Saugserviette oder einem Handtuch
wird das Haar in der üblichen Form mit einem Fixiermittel wie z. B. einer wäßrigen
Lösung von Wasserstoffperoxid oder Kalium- bzw. Natriumbromat oxidativ nachbehandelt
und damit der Wellvorgang beendet. Das Haar kann zur Trocknung und Frisurengestaltung
vom Wickler abgewickelt werden, oder aber bevorzugt auf dem Wickler getrocknet werden.
[0020] Das Verfahren ist derart angelegt, daß die Vorgänge, nicht wie sonst z. B. beim Dauerwellverfahren
üblich, am gestreckten, vorgedehnten Haar beobachtet werden, sondern im aufgewickelten,
gebogenen Zustand, wie es in der Praxis der Fall ist. Es können bei diesem Verfahren
auch Haarbündel unterschiedlichen Gewichts und definierte Wellmittel- oder Reduktionsmittelmengen
eingesetzt werden, was bei den bisher bekannten Einzelfasermeßverfahren an Zugprüfgeräten
nicht möglich war. Bei letztgenannten Verfahren mußten zudem arbeitsaufwendige Haardurchmesserbestimmungen
durchgeführt werden, die nun entfallen.
[0021] Es wurde mit völlig praxisfernen, großen Lösungsmittelmengen gearbeitet. Alle bisherigen
physikalischen Untersuchungen zum Wellprozeß haben eine nur ganz begrenzte Aussagekraft.
[0022] Das Verfahren hat den Vorteil, daß auch bei den unterschiedlichsten Haarqualitäten
eine Locke erzielt werden kann, deren Stabilität und Haltbarkeit unter verschiedensten
Haarverformungsbehandlungsmitteln oder aber deren Wellungsgrad vorbestimmt werden
kann. Es kann somit am selben Haar die Güte einer Dauerwelle im direkten Bezug zum
zuvor beobachteten Wellvorgang gesetzt werden. Dies war bisher nicht möglich, da zur
Aufstellung von Korrelationen zwischen dem Erweichungs-/Erhärtungsverhalten von Haaren,
ihrem Wellverhalten und ihrem Schädigungsgrad immer neues Haarmaterial eingesetzt
werden mußte. Dies führte aufgrund der Vielzahl von Haarqualitäten zu umfangreichen
Versuchen, die nun entfallen.
[0023] Es handelt sich also um ein sog. "Indexverfahren", das als solches auch direkt in
vivo am Kopfhaar von menschlichen Probanden eingesetzt werden kann. Hier übernimmt
es die Aufgabe eines Referenzwicklers (die üblichen Wickler weisen gleiche Verformungseigenschaften
auf), der während des Dauerwellvorganges am Haar des Probanden/Kunden installiert
ist. Er wird jedoch nicht - wie bisher üblich - zur Überprüfung des Fortschreitens
des Wellvorganges abgewickelt, sondern zeigt über ein (optisches oder akustisches)
Signal den maximalen/optimalen Erweichungszustand des Haares an, indem dann der Abbruch
des Wellvorganges erfolgen kann. Dies geschieht bevorzugt durch Abspülen des Haares
im Wasser, wäßrigen Zwischenbehandlungsmitteln oder durch Auftragen des oxidierenden
Fixiermittels. Das Fortschreiten des Fixiervorganges und des Erhärtungsvorganges
des Haares kann bei Bedarf ebenfalls durch den Referenzwickler angezeigt werden.
[0024] Je nach Zweckmäßigkeit und unter Berücksichtigung der Kosten kann für die Anzeige
der Verformung des Wickelkörpers in wahlweiser Kombination ein mechanisches, optisches,
akustisches, elektrisches, magnetisches, pneumatisches oder hydraulisches Verformungserfassungsverfahren
eingesetzt werden.
[0025] Der optimale Behandlungsablauf und damit die typische Verformungscharakteristik basiert
- wie durch die Erfindung festgestellt werden konnte - im wesentlichen auf dem Quellungs-
und Kontraktionsverhalten sowie dem Fließbereich des Haares. Letzteres ist ein Charakteristikum
der personenindividuellen Haarqualität. Beim Kontakt des Wellmittels mit dem Haar
beginnt es während des Wellprozesses zu quellen und gering zu kontrahieren. Durch
den Quellungsdruck werden radiale Kräfte auf den Wickelkörper ausgeübt. Da das Haar
gleichzeitig chemisch reduziert und damit erweicht wird, erreichen die radial wirkenden
Kräfte ein Maximum in dem zeitlichen Bereich, in dem das Haar in den Fließbereich
übergeht. Dies wird durch ein Nachlassen der Radialkräfte auf den Wickelkörper angezeigt.
Vorteilhafterweise wird eine Verformung des Haares weit über den Fließbereich hinaus
vermieden, da sich ansonsten irreversible Veränderungen der Haarstruktur ergeben.
Die typische Verformungscharakteristik des Wickelkörpers ist weiterhin dadurch gekennzeichnet,
daß das Haar in dem der Wellmittelbehandlung angeschlossenen Spülschritt erneut quillt.
Dies wird durch zunehmende Radialkräfte angezeigt. Die Fertigstellung des gesamten
Wellprozesses durch eine abschließende Behandlung mit oxidierendem Fixiermittel bewirkt
nicht nur die Rückver setzung des Haares in seinen natürlichen chemischen Zustand,
sondern bewirkt auch eine Entquellung. Dies wird am Wickelkörper durch ein Nachlassen
der Radialkräfte detektiert. Da die Haltbarkeit einer Haarverformung, z. B. bei einer
Dauerwelle, vom Reoxidationsgrad und von der Minimierung der Restquellung des Haares
abhängig ist, kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die dazu erforderiche Fixierungszeit
angezeigt werden.
[0026] In besonders vorteilhafter Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren zur automatischen
Detektion auch mehrerer Verformungscharakteristiken eingesetzt werden, wozu Verformungs-Meßwerte
über einen Verformungssensor gebildet werden, die einer Meßwertverarbeitungseinrichtung
zugeführt werden, die mindestens eine vorgegebene Meßwertcharakteristik mit den
gemessenen Werten vergleicht und eine Übereinstimmung anzeigt. Dadurch kann ein oder
mehrere Behandlungszeitpunkte je nach Erreichen einer vorgegebenen Meßwertcharakteristik
detektiert werden.
[0027] Wenn solche Meßwertcharakteristiken in die Meßwertverarbeitungseinrichtung vorgegeben
werden, die je nach Behandlungsmittel einem optimalen Behandlungsablauf entsprechen,
dadurch wird dem Friseur automatisch angezeigt bzw signalisiert, wenn ein Behandlungsschritt
(z. B. der Wellmittelbehandlung) optimal abgeschlossen ist. Je nach vorgegebener Meßwertcharakteristik
kann aber auch der Grad der Behandlung vorbestimmt werden, wenn z. B. ein bestimmter
Grad einer Über- oder Unterwellung erzielt werden soll.
[0028] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich für die verschiedensten Haarverformungsverfahren,
z. B. bei der dauerhaften Haarverformung oder einer Wasserwelle.
[0029] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Vorrichtung gemäß dem
kennzeichnenden Teil des Anspruchs 4 vorgesehen.
[0030] Dadurch, daß der Wickelkörper die Verformungen reversibel speichert, z. B. in Form
einer Druckfeder, können die physikalischen Vorgänge bei einer Haarverformungsbehandlung
auch über die Fließgrenze hinaus erfaßt werden. Ein mit einer Federwirkung ausgestatteter
Wickelkörper läßt sich z. B. dadurch realisieren, daß der Körper hohlzylinderartig
ausgestaltet ist und mit mindestens einem Schlitz versehen ist.
[0031] Je nach Verformungserfassungsverfahren (mechanisch, optisch, akustisch, elektrisch,
magnetisch, pneumatisch oder hydraulisch) kann im Wickelkörper ein entsprechender
Sensor angeordnet werden.
[0032] Zum Festhalten des aufgewickelten Haares ist der Wickelkörper mit einer entsprechenden
Einrichtung versehen, z. B. in Form axialer Vorsprünge für eine Gummilaschenverbindung.
[0033] Um einem optimalen Behandlungsablauf für das gesamte Kopfhaar zu erzielen, sind die
Haarwickler (in der Praxis bis zu 50 Stück) mit der gleichen Verformungseigenschaft
versehen wie der Wickelkörper mit einer Einrichtung zum Erfassen der Verformung. Dadurch
erhält der Wickelkörper die Funktion eines Referenzwicklers.
[0034] Vorteilhafterweise ist in dem Wickelkörper eine Meßwertverarbeitungseinrichtung
integriert, vorzugsweise mit einer integrierten Energieversorgung, wodurch durch z.
B. einen integrierten Signalgeber oder einer Anzeige, z. B. durch ein akustisches
Signal, eine einteilige Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens geschaffen ist,
die besonders vorteilhaft als Referenzwickler für die Praxis geeignet ist. Alternativ
kann der Wickelkörper auch mit einer Signal- bzw. Meßwertleitung zu einer separaten
Anzeige bzw. Meßwertverarbeitungseinrichtung versehen werden.
[0035] Durch einen im Wickelkörper integrierten Sender können die Meßwerte vorteilhaft drahtlos
übertragen werden, z. B. zu einer Meßwertverarbeitungseinrichtung mit einer optischen
und akustischen Anzeige.
[0036] Als kostengünstiger Drucksensor kann eine Piezo-Folie vorgesehen werden.
[0037] Es zeigt:
Fig. 1 ein Flußdiagramm des Verfahrens,
Fig. 2 eine prinzipielle Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
Fig. 3 ein Verformungsdiagramm A/B
Fig. 4,5 ein erstes Ausführungsbeispiel eines Wickelkörpers,
Fig. 6 eine Dehnungsmeßstreifenschaltung als Verformungssensor,
Fig. 7,8 ein zweites Ausführungsbeispiel eines Wickelkörpers,
Fig. 9,10 ein drittes Ausführungsbeispiel eines Wickelkörpers,
Fig. 11,12 einen Wickelkörper mit integrierter Batterie, Meßwertverarbeitungseinrichtung
und einem drahtlosen Sender.
Fig. 13,14 einen Wickelkörper mit einer Piezo-Folie als Verformungssensor.
[0038] In der Fig. 1 ist das prinzipielle Verfahren dargestellt.
[0039] Nachdem das Haar auf einem Körper 2 gewickelt und mechanisch fixiert ist, werden
nach Beginn des Haarverformungsprozesses in einem 1. Schritt die Verformungen des
Körpers erfaßt (Messen).
[0040] In einem 2. Schritt werden die Verformungsmeßwerte verarbeitet (Speichern) und in
einem 3. Schritt wird mindestens eine vorgegebene Kurvencharakteristik mit den gemessenen
Werten (Meßwertcharakteristik) verglichen. Sollte eine Übereinstimmung der Charakteristiken
vorliegen, so erfolgt als 4. Schritt eine entsprechende Anzeige (z. B. akustisch oder/und
optisch).
[0041] Durch Vorgabe solcher Kurvencharakteristiken, die einem optimalen Behandlungsablauf
entsprechen, können die optimalen Behandlungszeitpunkte angezeigt werden, z. B. das
Beenden des eigentlichen Haarverformungs- und des sich daran anschließenden Fixierprozesses.
[0042] In der Fig. 2 ist eine prinzipielle Vorrichtung 1 zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt. Nachdem das Haar 2 auf einem Körper 3 gewickelt und fixiert
ist, werden die während eines Haarverformungsprozesses resultierenden Verformungen
des Körpers 3 von einem Sensor 30 erfaßt.
[0043] Die erfaßten Verformungsmeßwerte werden über die Leitung 5 einer Meßwertverarbeitungseinrichtung
7 zugeführt. Durch eine Einrichtung 8 wird eine Kurvencharakteristik in die Meßwertverarbeitungseinrichtung
7 eingegeben, die die eingegebenen Charakteristiken mit den gemessenen Werten vergleicht
und eine Übereinstimmung der Charakteristiken mittels einer Anzeige 6 optisch oder/und
akustisch anzeigt.
[0044] Fig. 3 zeigt einen zeitlichen Verlauf t der Verformung p des Körpers - z. B. gemäß
einem Körper 3, 3′,3˝, 3‴nach den Fig 4 bis 12 - bei einem dauerhaften Haarverformungsprozeß.
Der Kurvenverlauf A (durchgehende Linie) repräsentiert einen Behandlungsablauf mit
Überwellung; der Kurvenverlauf B (gestrichelte Linie) hingegen einen optimalen Behandlungsablauf,
woraus ein praktisch ungeschädigtes, dauergewelltes Haar resultiert.
[0045] Im folgenden wird der Kurvenverlauf A näher beschrieben. Die angegebenen Zeitwerte
sind lediglich als grobe Richtwerte zu sehen. Nachdem das Haar 2 auf einem Körper
3 gewickelt ist (Bereich C), stellt sich eine stationäre Verformung auf den Körper
3 ein (Verformung p = K). Die für den Bereich C angegebene Zeit von 10 min. gilt als
Gesamtzeit für das Aufwicklen weiterer Wickelkörper (ca. 40 Stück) für eine vollständige
Kopfhaarbehandlung. Zum Zeitpunkt t₀ beginnt der Haarverformungsprozeß mit einem
Wellmittel. Dabei wird der Körper 3 im Bereich D zunehmend verformt. Im Bereich E
ist dann das Maximum erreicht. Im weiteren Haarverformungsprozeßverlauf im Bereich
F wird der Körper 3 abnehmend verformt. Das Ende der Wellmittelbehandlung zum Zeitpunkt
t₁ wird durch eine Wasserspülung des Haares 2 bestimmt. Je nach Behandlungslänge t₁
- t₀ wird die Wellqualität des Haares 2 bestimmt. Dieser Zeitpunkt t₁ wurde bisher
durch - meist mehrmaliges - Abwickeln eines bestimmten Lockenwicklers und durch manuelles
Prüfen der Spannkraft der Locke bestimmt. Dieses manuelle Verfahren ist arbeits aufwendig
und erfordert viel Aufmerksamkeit, da dieses Prüfen ein Herantasten an eine bestimmte
Wellqualität ist und die Prüfung selbst subjektiv. Aus diesem Grund können die Wellqualitäten
von Fall zu Fall - auch wegen verschiedener Haarbeschaffenheit - verschieden ausfallen.
Eine zu lange Wellmittelbehandlungsdauer t₁ - t₀bzw. Bereich D - E - F führt zu einer
Überwellung und Haarschädigung. Während des Wasserspülvorgangs im Bereich G wird
der Körper 3 stark zunehmend bis zu einem Maximumpunkt J verformt. Zum Zeitpunkt t₂
beginnt in einem Bereich H die Fixierbehandlung. Es wird deutlich, daß die Körperverformung
dann leicht zunimmt und dann stagniert.
[0046] Der Kurvenverlauf B ist in den Bereichen C - D identisch. Vom Zeitpunkt t₃ an erfolgt
im Bereich E eine Wasserspülung, die zum Zeitpunkt t₄ beendet ist. Im Anschluß daran
beginnt die Fixierbehandlung, die über einen Bereich F - G - H verläuft.
[0047] Durch die Erfindung wurde festgestellt, daß der optimale Wellmittelbehandlungsendezeitpunkt
t₃ ungefähr im Bereich E liegt. Das Charakteristische hierbei ist, daß der Kurvenverlauf
B in diesem Bereich E einen Maximumwert (Wendepunkt) annimmt. Diese Meßwertcharakteristik
(z.B. erster Wendepunkt oder das Erreichen eines bestimmten Steigungswinkels zwischen
zwei Meßzeitpunkten) ist in einer Meßwertverarbeitungseinrichtung eingespeichert und
wird mit den gemessenen Werten verglichen. Stimmen die Werte überein, wird dies entsprechend
angezeigt. Je nach gewünschtem Wellungsgrad kann eine entsprechende Meßwertcharak-
teristik vorgegeben werden, entsprechend einer gezielten fensterartigen Meßwerterfassung,
bei der auch ein zeitlicher Rahmen zwecks Meßsicherheit vorgegeben werden kann. Zum
Zeitpunkt t₃ beginnt die Wasserspülung (Bereich E), die zum Zeitpunkt t₄ beendet wird.
Dabei wird deutlich, daß die dabei eintretende Körperverformungszunahme (Punkt L)
wesentlich geringer ist als entsprechend nach dem Kurvenverlauf A im Punkt J. Unmittelbar
nach der Wasserspülung schließt sich der Fixierprozeß an.
[0048] Überraschenderweise zeigt sich, daß nun die Kurve stetig abfällt und ab einem Zeitpunkt
t₅ am Punkt M stagniert. Daraus wird deutlich, daß ab Punkt L während des Fixierprozesses
die Verformungskraft nachläßt und ab dem Punkt M in einem Gleichgewicht bleibt. Wie
festgestellt werden konnte, stellt der Zeitpunkt t₅ mit der Kurvencharakteristik
am Punkt M das optimale Fixierprozeßende dar. Demnach kann die entsprechende Kurvencharakteristik
so vorgegeben werden, daß das Optimum im Erreichen eines Kurvenplateau (M) liegt.
Nun kann die Wasserspülung beginnen.
[0049] Aus dem Vergleich der beiden Kurvenverläufe A, B wird deutlich, daß durch eine zu
lange Wellmittelbehandlung gemäß Kurvenverlauf A das Haar in einen Zustand versetzt
wird, in dem es bei Wasserkontakt stark quillt, wodurch die Haarstruktur bleibend
geschädigt wird. Im anderen Fall gemäß dem Kurvenverlauf B verhält es sich so, daß
das Haar wesentlich weniger quillt, weswegen die Haarstruktur praktisch ungeschädigt
bleibt.
[0050] Ein erstes Ausführungsbeispiel eines Wickelkörpers 3 ist in den Fig. 4 - 6 dargestellt.
Der Wickelkörper 3 ist hohlzylinderartig ausgestaltet, z. B. aus Aluminium, und weist
als Einrichtung 4 zum Erfassen der Wickelkörperverformung zwei einseitig diametral
gegenüberliegende Schlitze 9 auf, womit eine Federwirkung des Körpers 3 erreicht wird.
Im Endbereich der Schlitze 9 ist als Verformungssensor 30 ein Dehnungswiderstandsmeßstreifen
R₁₋₄ auf dem Körper 3 angebracht. Dadurch werden mittels Hebelwirkung die von der
aufgewickelten Haarsträhne 2 ausgehenden Verformungen auf den Körper 3 im Bereich
des Meßstreifens R₁₋₄ verstärkt und können mittels einer Wheatstoneschen Brücke 10
(Fig. 6) genau erfaßt werden.
[0051] Eine Axialansicht auf den Wickelkörper 3 seitens der offenen Schlitze 9 ist in der
Fig. 5 dargestellt, wobei die aufgewickelte Haarsträhne 2 nur angedeutet ist.
[0052] Ein zweites Ausführungsbeispiel eines Wickelkörpers 3′ unter Verwendung einer hydraulischen
Meßwerterfassung ist in der Fig. 7 dargestellt. Der Körper 3′ ist hohlzylinderartig
ausgestaltet und mit einem durchgehenden Schlitz 9′ versehen, der wie die Schlitze
9 nach der Fig. 7 für reversible Verformungen des Körpers 3′ dient. Im Hohlraum des
Wickelkörpers 3′ ist ein als ein Sensor 31 dienender Flüssigkeitsbehälter 11 angeordnet
und derart ausgebildet, daß die von der Haarsträhne ausgehenden Verformungen des
Körpers 3′ eine entsprechende
[0053] Volumenänderung des Behälters 11 hervorrufen und über eine Kapillarleitung 5′ einer
Meßwertbildungseinrichtung 6A zur Bildung elektrischer Werte zugeführt werden. Diese
Werte (Kurvenfenster) werden in eine Meßwertverarbeitungseinrichtung 7 eingegeben
und mit der vorgegebenen Kurvencharakteristik der Einrichtung 8 verglichen. Die Anzeige
6 kann so ausgebildet sein, daß auch Augenblickswerte oder ein zeitlicher Verlauf
angezeigt wird. Zur besseren Anschauung ist in der Fig. 8 in einer Axialansicht der
Körper 3′ dargestellt. Anstatt der hydraulischen Meßwerterfassung kann eine entsprechende
pneumatische Erfassung vorgesehen werden.
[0054] In einem Schnitt A-B nach der Fig 10 ist als drittes Ausführungsbeispiel ein Wickelkörper
3˝ in der Fig. 9 dargestellt, bei dem im Innern diametral gegenüberliegend ein Magnet
18 und eine Elektrospule 19 darart als Sensor 32 angeordnet sind, daß Verformungsänderungen
des Körpers 3˝ sich als Induktivitätsänderungen auswirken und über einen elektrischen
Schwingkreis frequenzmäßig erfaßt werden. Eine Einrichtung 14 dient zum Festhalten
des aufgewickelten Haares mittels eines elastischen Haltebandes 15, wobei zur Befestigung
des Bandes 15 axiale Vorsprünge 16, 17 vorgesehen sind.
[0055] Einen Wickelkörper 3‴ mit einer integrierten Stromversorgung 23, Meßwertverarbeitungseinrichtung
7 und einem drahtlosen Sender 24 zeigt die Fig. 11. Die Stromversorgung bzw. Batterie
23 ist mit der Einrichtung 7 und dem Sender 24 durch eine Leitung 25 verbunden. Weiterhin
ist der Sensor 32 über eine Leitung 26 mit der Einrichtung 7 verbunden. Die Einrichtung
7 ist so ausgebildet, daß auch die Verformungsänderungsmeßwerte des Sensors 32 erfaßt
werden. Zum Senden eines Signals wird der Sender 24 über eine Leitung 27 angesteuert.
Eine Antennenleitung 28 ist mit dem Metallkörper 3‴ als Antenne verbunden. Der Magnet
18 und die Spule 19 können als eine Baueinheit mittels eines zylinderartigen Hülsenteils
19 A zusammengefaßt werden zwecks Montagevereinfachung. Durch geeignete Abdichtmaßnahmen
kann der Sensor 32 und weitere Elemente 7, 23, 24 flüsssigkeitsdicht ausgestaltet
werden.
[0056] Eine Seitenansicht auf den Wickelkörper 3‴ zeigt Fig. 12.
[0057] Ein Wickelkörper 3‴ mit einem Piezofolien-Sensor 33 ist in den Fig. 13 und 14 dargestellt.
Anstatt der außen am Körper 3‴ angeordneten Folie 33 kann diese auch vorteilhafterweise
mit der Innenseite des Körpers 3‴ verklebt werden, wodurch die Folie 33 geschützt
ist.
1. Verfahren zur Haarverformungsbehandlung von auf einem Körper aufgewickeltem Haar,
z.B. Menschenhaar, dadurch gekennzeichnet, daß die während einer Haarverformungsbehandlung
resultierenden Verformungen des Wickelkörpers (3,3′,3˝,3‴) erfaßt werden und als Verformungsmeßwerte
einer Meßwertverarbeitungseinrichtung (7) zugeführt werden, die mindestens eine vorgegebene
Meßwertcharakteristik, die einem optimalen Behandlungsablauf entspricht, mit den
gemessenen Werten vergleicht une eine Übereinstimmung anzeigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Meßwertcharakteristik
der Kurvenverlauf des Wellmittelbehandlungsendes t3 vorgegeben wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Meßwertcharakteristik
der Kurvenverlauf des Fixiermittelbehandlungsendes t5 vorgegeben wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zur Haarverformungsbehandlung von
auf einem Körper aufgewickelten Haar nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Wicklerkörper (3,3′,3˝,3‴) mit einer Einrichtung (4) zum Erfassen der Körperverformung
versehen ist, daß die Einrichtung (4) mit einer Meßwertbildungseinrichtung (6A) verbunden
ist, daß die Meßwertbildungseinrichtung (6A) mit einer Meßwertverarbeitungseinrichtung
(7) verbunden ist, daß die Meßwertverarbeitungseinrichtung (7) mit mindestens einem
Meßwertcharakteristikspeicher (7A) versehen ist, wobei die Meßwertverarbeitungseinrichtung
(7) die eingespeicherte Meßwertcharakteristik mit den gemessenen Werten vergleicht
und eine Übereinstimmung anzeigt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper (3,3′,3˝,3‴)
derart ausgebildet ist, daß die Verformungen reversibel gespeichert werden.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein zumindest teilweise
als Feder ausgebildeter Wickelkörper (3,3′,3˝3‴) vorgeshen ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper (3,3′,3˝,3‴)
hohlzylinderartig ausgestaltet ist und mindestens einem Schlitz (9,9′) versehen ist.
8. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper
(3,3′,3˝,3˝′) mit einem die Verformung erfassenden Sensor (30,31,32,33) versehen ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein Sensor (30, 31,32,33)
für ein mechanisches, optisches, akustisches, elektrisches, magnetisches, pneumatisches
oder hydraulisches Verformungserfassungsverfahren oder in wahlweiser Kombination
vorgesehen ist.
10. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper
(3,3′,3˝,3‴) mit einer Einrichtung (14) zum Festhalten des aufgewickelten Haares (2)
versehen ist.
11. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper
(3,3′,3˝,3‴) die gleichen Verformungseigenschaften aufweist wie die übrigen Wickelkörper
für die Haarwellung.
12. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Wickelkörper
(3,3′,3˝,3‴) die Meßwertverarbeitungseinrichtung (7) integriert ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper (3,3′,3˝,3‴)
mit einer Energieversorgung (23) versehen ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12 oder/und 13 dadurch gekennzeichnet, daß der Wickelkörper
(3,3′,3˝,3‴) mit einem Sender (24) zur drahtlosen Überarbeitung der Meßwerte versehen
ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Sensor (33) eine
Piezofolie vorgesehen ist.