[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtrennung von Kohlenwasserstoffen aus einem
leichte und schwere Kohlenwasserstoffe und gegebenenfalls leichter als Methan siedende
Komponenten enthaltenden Gasstrom, bei dem der unter erhöhtem Druck stehende Gasstrom
abgekühlt, partiell kondensiert und in eine flüssige und eine gasförmige Fraktion
getrennt wird und bei dem die flüssige Fraktion durch Rektifikation in einen im wesentlichen
schwersiedende Komponenten enthaltenden Produktstrom und einen überwiegend leichter
siedende Komponenten enthaltenden Restgasstrom zerlegt wird, und die nach der partiellen
Kondensation abgetrennte gasförmige Fraktion einer Rückwaschkolonne zugeführt wird,
in der mit bei der Rektifikation gewonnenem Restgas nach dessen teilweiser Kondensation
schwersiedende Kohlenwasserstoffe aus der gasförmigen Fraktion ausgewaschen werden
und die im Sumpf der Rückwaschkolonne anfallende flüssige Fraktion der Rektifikation
zugeführt wird.
[0002] Derartige Verfahren dienen vor allem der Entfernung von Ethan und Propan aus Kohlenwasserstoffgasgemischen,
wie Erdgas oder Raffinerieabgasen. Ebenso ist eine Eignung dieser Verfahren für die
Abtrennung von analogen ungesättigten Kohlenwasserstoffen wie Ethylen und Propylen
gegeben. Raffinerieabgase enthalten derartige Kohlenwasserstoffe, womit ihre Aufarbeitung
aufgrund gestiegener Marktpreise für C₃/C₄-Kohlenwasserstoffgemische interessant
geworden ist.
[0003] In der DE-OS 35 11 636 ist ein Verfahren der eingangs genannten Art beschrieben,
das der Abtrennung von C₂₊- bzw. C₃₊-Kohlenwasserstoffen aus einem Gasgemisch dient.
Eine Rohgasstrom wird dabei im Gegenstrom zu anzuwärmenden Verfahrensströmen partiell
kondensiert und in eine flüssige und eine gasförmige Fraktion geschieden. Die flüssige
Fraktion, die im wesentlichen aus den schwersiedenden Kohlenwasserstoffkomponenten
C₂₊ bzw. C₃₊ besteht, wird in eine Rektifiziersäule weitergeleitet, in der die leichtsiedenden
Komponenten aus dieser Fraktion entfernt werden. Dabei fällt am Kopf der Rektifiziersäule
eine Restgasfraktion an, die nach ihrer partiellen Kondensation in eine Rückwaschsäule
geleitet wird, um dort aus der gasförmigen Fraktion des Abscheiders schwersiedende
Komponenten auszuwaschen. Die in der Rückwaschsäule hierbei anfallende Sumpffraktion
wird ebenfalls in die Rektifiziersäule eingespeist.
[0004] Die Rückwaschung dient der Ausbeuteerhöhung des Verfahrens, da durch diese Maßnahme
sowohl aus der gasförmigen Fraktion des Abscheiders wie aus dem Restgas der Rektifiziersäule
sonst nicht gewinnbare C₂₊- bzw. C₃₊-Komponenten erhalten werden können.
[0005] Nachteilig ist bei obigem Verfahren, daß die benötigte Prozeßtemperatur mittels einer
Kälteanlage, gegebenenfalls einer Kältekaskade erzeugt werden muß. Dafür ist die kälteleistende
Entspannung wenigstens eines Teiles der Restgasströme vorgesehen.
[0006] Ist beabsichtigt, die anfallenden Restgasströme weiter zu verarbeiten müssen hohe
Drücke beibehalten werden. Die Kälteerzeugung geschieht in diesem Fall mit in geschlossenen
Kreisläufen geführten Arbeitsmedien. Diese Prozeßvariante hat jedoch den Nachteil,
daß sie außerordentlich aufwendig ist.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art weiter zu verbessern, wobei insbesondere eine aufwendige Kälteerzeugung vermieden
werden soll unter gleichzeitiger Beibehaltung hoher Drücke der Restgasströme.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das bei der Rektifikation
gewonnene Restgas nach seiner teilweisen Kondensation und vor seiner Zufuhr zur Rückwaschkolonne
in eine gasförmige und eine flüssige Fraktion getrennt wird, und die flüssige Fraktion
mindestens teilsweise kälteleistend entspannt, gegen partiell kondensierendes Restgas
der Rektifiziersäule angewärmt und dem Restgasstrom der Rektifikation wieder zugemischt
wird, während der verbliebene Teil der flüssigen Fraktion der Rückwaschsäule zugeführt
wird.
[0009] Durch die Abzweigung eines Teils des kondensierten Restgasstroms, dessen Verwendung
als Kältemedium und erneute Zumischung zum Restgasstrom der Rektifikation, kann unter
Beibehaltung der hohen Restgasdrücke eine aufwendige Kältekaskade vermieden werden.
[0010] Die erneute Zumischung des als Kältemedium verwendeten Teils der flüssigen Fraktion
des Restgasstromes zum Kopfprodukt der Rektifiziersäule bewirkt, daß die umlaufende
Gesamtmenge größer ist als die eigentliche Kopfproduktmenge. Auf diese Neise kann
die Kälteleistung des abgezweigten Teils des kondensierten Restgasstroms der Abkühlung
weiterer Prozeßströme dienen.
[0011] Um die Drücke der einzelnen Restgasströme hoch zuhalten, beispielsweise für nachfolgende
Trennschritte dieser Ströme, werden die Rückwaschkolonne sowie die Rektifiziersäule
unter erhöhtem Druck betrieben.
[0012] In Ausgestaltung der Erfindung wird dafür der Druck des Restgases, welches der Rückwaschsäule
zugeführt wird, dem Druck der Rückwaschkolonne angeglichen.
[0013] Damit wird sichergestellt, daß der über Kopf der Rückwaschsäule anfallende Restgasstrom
unter erhöhtem Druck gewonnen wird, dessen Bereich zweckmäßig bis zum Rohgasdruck
reicht. Das erhaltene Kopfprodukt kann somit ohne Verluste weiterer Abtrennung zugeführt
werden.
[0014] Im Falle einer Kombination von H₂/C₃₊-Abtrennung trägt das ethanreiche Kopfprodukt
der Rückwaschsäule wesentlich zur Erzielung eines ausreichenden Joule-Thompson-Effekts
in der nachgeschalteten H₂-Reinigung bei.
[0015] Die Erfindung sieht darüber hinaus vor, daß vor der Vermischung von kälteleistend
entspannter Fraktion mit dem Restgas der Rektifikation eine Druckangleichung beider
Ströme stattfindet und der Gemischstrom dem Druck der Rückwaschkolonne angeglichen
wird.
[0016] Die Angleichung der Drücke beider Ströme kann einerseits dadurch geschehen, daß einer
von beiden auf den Druck des anderen entspannt wird, oder im entgegengesetzten Fall
eine Erhöhung des Druckes des einen Stromes stattfindet.
[0017] In beiden Fällen wird jedoch im Anschluß daran eine Angleichung des Druckes an den
Druck der Rückwaschsäule vorgenommen. Dies geschieht in der Regel durch Komprimierung
des Gemischstromes, da das Druckniveau der Rückwaschkolonne über dem der Rektifiziersäule
liegt.
[0018] Weiterhin wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß das Mengenverhältnis des kälteleistend
entspannten Teils der flüssigen Fraktion sich zu dem Teil, welcher der Rückwaschsäule
zugeführt wird, wie 0.43 - 2.3 : 1 verhält.
[0019] Mit diesem Verhältnis wird einerseits weiterhin eine effiziente Rückwaschung in der
Rückwaschkolonne sichergestellt und gleichzeitig genügend Kältemedium zur Verfügung
gestellt.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders für die Kombination unterschiedlicher
Trennschritte von H₂ und Kohlenwasserstoffe enthaltenden Gasgemischen, welche mit
hohen Eingangsdrücken arbeiten. So können beispielsweise beliebige Kombination zweier
Trennschritte, bestehend aus C₅₊-, C₃₊-, C₂₊- und H₂-Abtrennung, in besonders energiesparender
und effizienter Weise betrieben werden.
[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren sei weiterhin beispielhaft anhand der Figuren beschrieben.
Figur 1:
[0022] Ein unter erhöhtem Druck stehender Rohgasstrom wird über Leitung 1 herangeführt,
durch indirekten Wärmetausch in Wärmetauscher E1 partiell kondensiert und in Abscheider
D1 in eine flüssige und eine gasförmige Fraktion getrennt. Die flüssige Fraktion wird
über Leitung 3 abgezogen und nach Anwärmung in Wärmetauscher E1 in einen mittleren
Bereich der Rektifikationssäule T entspannt. Die gasförmige Fraktion des Abscheiders
wird mittels Leitung 2 und nach weiterer Abkühlung in Wärmetauscher E2 in den unteren
Bereich der Rückwaschkolonne R eingespeist, in der weitere Komponenten durch Auswaschung
aus der gasförmigen Fraktion gewonnen werden. Am Sumpf der Rückwaschkolonne wird über
die Leitungen 7 und 8 die anfallende flüssige Fraktion abgezogen. Der Teil in Leitung
7 wird direkt in den oberen Bereich der Rektifikationssäule T entspannt, während der
Teil des Sumpfprodukts in Leitung 8 zunächst in den Wärmetauschern E2 und E1 angewärmt
wird, bevor er in einen mittleren Bereich der Rektifiziersäule entspannt wird. Im
Sumpf der Rektifiziersäule fällt eine Produktfraktion an, welche über Leitung 10 abgezogen
wird. Über Stichleitung 11 wird davon ein Teil abgezweigt, in Wärmetauscher E3 erwärmt
und als Aufkochstrom in den Sumpf der Rektifiziersäule T zurückgeleitet. Am Kopf der
Kolonne T fällt ein Restgasstrom an, welcher noch erwünschte schwere Komponenten enthält.
Mittels Leitung 12 wird dieser Strom abgezogen in den Wärmetauschern E1 und E2 partiell
kondensiert und in Abscheider D3 in eine gasförmige und eine flüssige Fraktion geschieden.
Über Leitung 14 wird die flüssige Fraktion nach Kompression in Pumpe P zur Rückwaschung
dem oberen Bereich der Rückwaschsäule R zugeführt. Vor der Kompression wird der Fraktion
der Leitung 14 über Stichleitung 15 ein Teil abgezweigt kälteleistend entspannt, in
den Wärmetauschern E2 und E1 gegen abzukühlende Ströme der Leitungen 1 (Rohgas) und
12 (Restgasstrom der Rektifiziersäule) erwärmt und nach Verdichtung in den Kompressoren
C1 und C2 und erneuter Anwärmung in den Wärmetauschern E4 und E5 dem Kopfrestgasstrom
der Rektifiziersäule T wieder zugemischt Das am Kopf der Rückwaschsäule R anfallende
Restgas, bestehend aus leichtersiedenden Komponenten, wird nach Abzug mittels Leitung
4 mindestens teilweise in Wärmetauscher E6 partiell kondensiert. In Abscheider D2
erfolgt daraufhin eine Trennung in gasförmige und veflüssigte Anteile. Die gasförmig
gebliebenen Anteile werden in Leitung 6 abgezogen, während die verflüssigten Anteile
über Leitung 5, zusammen mit der gasförmigen Fraktion des Abscheiders D3 aus Leitung
13, aus dem System abgezogen werden. Die Ströme 9 des Wärmetauschers E1 sind Hilfskreisläufe
für die Kälteerzeugung.
Figur 2:
[0023] Ein unter erhöhtem Druck stehender Rohgasstrom wird mittels Leitung 1, nach Abkühlung
und partieller Kondensation durch indirekten Wärmetausch in Wärmetauscher E1, zum
Abscheider D geleitet und dort in eine flüssige und eine gasförmige Fraktion getrennt.
Die flüssige Fraktion wird über Leitung 3 abgezogen, entspannt und nach Anwärmung
in Wärmetauscher E1 in einen mittleren Bereich der Rektifiziersäule T geleitet. Die
gasförmige Fraktion des Abscheiders wird mittels Leitung 2, nach weiterer Abkühlung
in Wärmetausch E2 in den unteren Bereich der Rückwaschkolonne R eingespeist. Vom Sumpf
der Rückwaschkolonne wird über die Leitungen 5 und 6 die anfallende flüssige Fraktion
abgezogen. Die flüssige Fraktion der Leitung 5 wird entspannt, in Wärmetauscher E2
angewärmt und einem mittleren Bereich der Rektifiziersäule T aufgegeben, während der
Anteil in Leitung 6 direkt in einen oberen Bereich der Rektifiziersäule entspannt
wird. Die im Sumpf der Rektifiziersäule anfallende flüssige Fraktion wird über Leitung
7 entfernt. Ein Teil wird nach Anwärmung in Wärmetauscher E3 als Aufkochstrom in den
Sumpf der Rektifiziersäule zurückgeleitet, der übrige Strom wird komprimiert P und
nach Erwärmung in E1 abgegeben.
[0024] Das Kopfprodukt der Rektifiziersäule T, mittels Leitung 8 abgezogen, wird zunächst
in E1 angewärmt, entspannt und mit dem komprimierten und erwärmten Strom der Leitung
9 vermischt, wonach in Leitung 10 das Gemisch weiter verdichtet wird in Kompressor
C2, und eine Anwärmung im Wärmetauscher ES erfolgt. Nach Abkühlung und partieller
Kondensation in den Wärmetauschern E1 und E2 wird der Strom der Leitung 10 in den
Abscheideraum der Rückwasch kolonne R entspannt. Der Abscheideraum ist im oberen
Bereich der Rückwaschkolonne R angeordnet und vom eigentlichen Rückwaschraum durch
einen Kaminboden getrennt. Am Kopf des Abscheideraumes wird über Leitung 4 eine gasförmige
Fraktion abgegeben und nach Anwärmung in E2 und E1 abgezogen. Die am Kaminboden anfallende
flüssige Fraktion wird mittels Leitung 9 abgezogen und teilweis als Rücklauf auf den
oberen Bereich des Rückwaschraumes aufgegeben. Der übrige Anteil wird, nach Entspannung
und Anwärmung in E2 und E1, durch Kompressor C1 verdichtet, im Wärmetauscher E4 weiter
erwärmt und mit dem entspannten Kopfprodukt der Rektifiziersäule T vermischt. Die
Ströme 11 des Wärmetauschers E1 sind Hilfskreisläufe für die Kälteerzeugung.
[0025] Nachfolgend ist das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines zahlenmäßigen Beispiels
unter Einbeziehung der Numerierung der Figur 2 dargestellt.
|
1 |
4 |
7 |
8 |
10 |
molarer Anteil (Rohgas) |
|
|
|
|
H₂ |
0.35 |
0.5 |
- |
0.01 |
0.01 |
N₂ |
0.03 |
0.04 |
- |
0.01 |
0.0 |
CO |
0.0 |
0.0 |
- |
0.0 |
0.0 |
CH₄ |
0.31 |
0.44 |
- |
0.68 |
0.68 |
C₂ |
0.2 |
0.01 |
0.65 |
0.3 |
0.31 |
C3+ |
0.11 |
- |
0.35 |
- |
- |
p/bar |
13.3 |
12.3 |
6.7 |
6.5 |
13.3 |
T/K |
311 |
142 |
234 |
183 |
311 |
1. Verfahren zur Abtrennung von Kohlenwasserstoffen aus einem leichte und schwere
Kohlenwasserstoffe und gegebenenfalls leichter als Methan siedende Komponenten enthaltenden
Gasstrom, bei dem der unter erhöhtem Druck stehende Gasstrom abgekühlt, partiell kondensiert
und in eine flüssige und eine gasförmige Fraktion getrennt wird und bei dem die flüssige
Fraktion durch Rektifikation in einen im wesentlichen schwersiedende Komponenten enthaltenden
Produktstrom und einen überwiegend leichtersiedende Komponenten enthaltenden Restgasstrom
zerlegt wird, und die nach der partiellen Kondensation abgetrennte gasförmige Fraktion
einer Rückwaschkolonne zugeführt wird, in der mit bei der Rektifikation gewonnenem
Restgas nach dessen teilweiser Kondensation schwersiedende Kohlenwasserstoffe aus
der gasförmigen Fraktion ausgewaschen werden und die im Sumpf der Rückwaschkolonne
anfallende flüssige Fraktion der Rektifikation zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das bei der Rektifikation gewonnene Restgas nach seiner teilweisen Kondensation
und vor seiner Zufuhr zur Rückwaschkolonne in eine gasförmige und eine flüssige Fraktion
getrennt wird, und die flüssige Fraktion mindestens teilweise kälteleistend entspannt,
gegen partiell kondensierendes Restgas der Rektifiziersäule angewärmt und dem Restgasstrom
der Rektifikation wieder zugemischt wird, während der verbliebene Teil der flüssigen
Fraktion der Rückwaschsäule zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck des Restgases,
welches der Rückwaschsäule zugeführt wird, dem Druck der Rückwaschkolonne angeglichen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Vermischung von
kälteleistend entspannter, flüssiger Fraktion mit dem Restgas der Rektifikation eine
Druckangleichung beider Ströme stattfindet und der Gemischstrom dem Druck der Rückwaschkolonne
angeglichen wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Mengenverhältnis
des kälteleistend entspannten Teils der flüssigen Fraktion sich zu dem Teil, welcher
der Rückwaschsäule zugeführt wird, wie 0.43 - 2.3 : 1 verhält.