[0001] Die Erfindung betrifft eine wasserfreie Zubereitung zum Präparieren von Nähgarnen
und Nähzwirnen mit einem Gehalt an Organopolysiloxanen.
[0002] Es ist aus dem Stand der Technik bekannt, zum Präparieren von Nähgarnen und Nähzwirnen
Zubereitungen zu verwenden, welche als gleitverbessernde Substanzen Organopolysiloxane
enthalten. Im allgemeinen werden dabei die Organopolysiloxane in Mischung mit anderen
Substanzen verwendet, da die üblichen linearen Dimethylpolysiloxane alleine nur unzureichende
nähtechnische Eigenschaften aufweisen. Insbesondere ist das Lasttragevermögen der
Organopolysiloxane zu gering. Auch die antielektrostatischen Eigenschaften können
nicht befriedigen. Man mischt deshalb den Organopolysiloxanen weitere Wirkstoffe zu,
um die Eigenschaften derartiger Präparationen zu verbessern.
[0003] Mischungen mit anderen Gleitmittelkomponenten, wie z.B. mit Wachsen, Antistatika,
Korrosionsschutzmitteln, sind wegen der begrenzten Mischbarkeit dieser Verbindungen
mit Organopolysiloxanen nur kurzfristig stabil oder müssen in Form wäßriger Zubereitungen,
z.B. als Emulsionen, eingesetzt werden.
[0004] Bei der Präparation in den offenen Galetten verlieren derartige wäßrige Zubereitungen
jedoch schnell Wasser durch Verdunstung. Dabei bauen sich die Wirkstoffe an den Apparateteilen
auf und führen zu einer starken Verschmutzung sowie ungleichmäßigen Präparationsauflagen.
Derartige wäßrige Zubereitungen haben zudem den Nachteil er höhter Korrosivität.
Zu diesem Stand der Technik ist z.B. die EU-PS 0 056 095 zu nennen. Sie betrifft ein
Mittel zum Erhöhen der Gleitfähigkeit von organischen Fasern, wobei diese Mittel
aus mindestens einer Organosiliciumverbindung, welche mindestens eine OSiR₂-Einheit,
wobei R gleiche oder verschiedene, gegebenenfalls substituierte Kohlenwasserstoffreste
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen bedeutet, und mindestens eine Gruppierung
-X
aArX
aAr-
je Molekül enthält, wobei X gleiche oder verschiedene Glieder der Gruppe
-

-, -NR′-, -O-, -S-, SO₂-, -R˝-, -NR′R˝-,
-

R˝-, -OR˝-, -SR˝-, -SO₂R˝-
darstellt, wobei R′ Wasserstoff ist oder die gleiche Bedeutung wie R hat und R˝ 1
einen zweiwertigen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen
bedeutet, Ar gleiche oder verschiedene zweiwertige, gegebenenfalls substituierte aromatische
Kohlenwasserstoffreste bedeutet und a jeweils 0 oder 1 ist, mindestens einer antielektrostatisch
machenden Phosphorverbindung und gegebenenfalls weiteren Stoffen, einschließlich Paraffinwachs,
bestehen, und ist dadurch gekennzeichnet, daß sie mindestens eine Verbindung der Formel
O=P[(OCHR¹CHR¹)
nOR² ]₃
enthalten, wobei R¹ jeweils ein Wasserstoff oder die Methylgruppe bedeutet, mit der
Maßgabe, daß in jeder -OCHR¹CHR¹-Einheit mindestens ein R¹ Wasserstoff ist, R² jeweils
Wasserstoff oder einen einwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen
und n 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 15 bedeutet, mit der Maßgabe, daß n mindestens
1 ist, wenn R² Wasserstoff ist und in jeder der Phosphorverbindung mindestens eine
-OCHR¹CHR¹-Einheit vorhanden ist.
[0005] Diese Mittel vermitteln den Garnen und Zwirnen jedoch noch zu geringe Gleitfähigkeit,
so daß die Fadenspannung zu hohe Werte aufweist. Dies zeigt sich auch beim sogenannten
Stick-Slip-Test. Bei diesem Test wird ein Faden über die Fadenleit- und Bremsorgane
einer Nähmaschine bei vorgegebener Fadenspannung und Abzugsgeschwindigkeit abgezogen
und die Amplitude der Fadenspannung gemessen, die bei guter Präparation möglichst
gering sein soll.
[0006] Stellvertretend für wasserhaltige Zubereitungen wird die EU-PS 0 063 311 benannt.
In dieser Patentschrift wird ein Mittel mit einem Gehalt an Siliconöl und Wachs zum
substantiven Präparieren von Garnen oder Zwirnen in Form einer Öl/Wasser-Dispersion
beschrieben, welche
a) 5 bis 80 Gew.-% Siliconöl einer Viskosität von 500 bis 50 000 mm²s⁻¹ bei 25°C,
b) 10 bis 80 Gew.-% Wachs mit einem Schmelzpunkt ≧ 40°C,
c) 1 bis 10 Gew.-% Fettsäuren mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, die gesättigt, verzweigt
oder substituiert sein können oder Doppelbindungen aufweisen,
d) 0,4 bis 12 Gew.-% kationaktive Imidazoliniumsalze,
e) 0 bis 10 Gew.-% ethoxylierte Fettamine,
wobei die Summe der Bestandteile a) bis e) 100 Gew.-% ergeben muß, in Wasser dispergiert
oder gelöst enthält.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, wasserfreie Zubereitungen
zu finden, welche einfach herzustellen und unbegrenzt lagerstabil sein sollen. Die
Viskosität der Zubereitungen soll auch über eine längere Lagerzeit konstant bleiben.
Die Zubereitungen sollen möglichst nicht korrodierend wirken. Ihre nähtechnischen
Eigenschaften sollen den Eigenschaften wäßriger Gleitmittelformulierungen zumindest
vergleichbar sein. Überraschenderweise ist dieses Eigen schaftsprofil bei einer Präparation
zu finden, welche erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet ist, daß sie aus
65 bis 99 Gew.-% eines Dimethylpolysiloxans mit einer Viskosität von 50 bis 10 000
mm²s⁻¹ bei 25°C und einem Hydroxylgehalt von 0,3 bis 1,5 Gew.-% und
1 bis 30 Gew.-% einer Fettsäure oder eines Fettamins mit im Mittel 8 bis 18 Kohlenstoffatomen
und gegebenenfalls
0 bis 5 Gew.-% üblicher Zusatzstoffe
besteht.
[0008] Vorzugsweise besteht die erfindungsgemäße Zubereitung aus
90 bis 99 Gew.-% eines Dimethylpolysiloxans der in Anspruch 1 gegebenen Definition
und
1 bis 5 Gew.-% einer Fettsäure oder eines Fettamins der in Anspruch 1 gegebenen Definition
und gegebenenfalls
0 bis 5 Gew.-% üblicher Zusatzstoffe.
[0009] Die in der Zubereitung enthaltenen Dimethylpolysiloxane sollen eine Viskosität von
50 bis 10 000 mm²s⁻¹ aufweisen und einen Hydroxylgehalt von 0,3 bis 1,5 Gew.-%, vorzugsweise
einen Hydroxylgehalt von 0,4 bis 0,8 Gew.-%, haben.
[0010] Als zweite Komponente ist in der erfindungsgemäßen Zubereitung eine Fettsäure oder
ein Fettamin mit im Mittel 8 bis 18 Kohlenstoffatomen enthalten. Besonders bevorzugt
sind Fettsäure oder Fettamine mit im Mittel 8 bis 16 Kohlenstoffatomen, insbesondere
10 bis 14 Kohlenstoffatomen. Die gesättigte Fettsäure und Fettamine sind bevorzugt.
Besonders geeignet ist gehärtete Kokosfettsäure oder gehärtetes Kokosfettamin. Gemische
natürlicher Fettsäuren oder Gemische von Fettaminen sind im allgemeinen den reinen
Verbindungen vorzuziehen. Als C₁₈-Fettsäure ist die Isostearinsäure der Stearinsäure
aufgrund ihrer besseren Verträglichkeit vorzuziehen. In den nähtechnischen Eigenschaften
verhält sich jedoch die Stearinsäure besser. Die Löslichkeit der Fettsäure bzw. des
Fettamins nimmt mit steigender Koh lenstoffanzahl ab. Da sich die Löslichkeit dieser
Verbindungen in Organopolysiloxanen jedoch mit steigender Temperatur verbessert, empfiehlt
es sich, erf indungsgemäße Zubereitungen, welche eine Fettsäure oder ein Fettamin
mit 16 oder mehr Kohlenstoffatomen enthalten, bei höherer Temperatur, z.B. bei einer
Temperatur von 40 bis 50°C, als sogenannte Hot-melts einzusetzen.
[0011] Die erfindungsgemäße Zubereitung kann gegebenenfalls noch übliche Zusatzstoffe, wie
Esteröle oder organische Phosphate, enthalten. Beispiele geeigneter Esteröle sind
die Pelargonsäureester von Trimethylolpropan oder Pentaerythrit sowie Fettsäureester
niedriger Alkohole, wie Stearinsäurebutylester.
[0012] Beispiele geeigneter Phosphate sind die gegebenenfalls partiellen Ester der Phosphorsäure
mit aliphatischen Alkoholen mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen sowie die Phosphorsäureester
von alkoxylierten, insbesondere ethoxylierten aliphatischen Alkoholen und Alkylphenolen,
insbesondere Nonylphenol.
[0013] Die erfindungsgemäßen Zubereitungen werden durch einfaches Vermischen, gegebenenfalls
bei erhöhter Temperatur, hergestellt. In den folgenden Beispielen werden verschiedene
erfindungsgemäße Zubereitungen mit Produkten des Standes der Technik hinsichtlich
ihrer nähtechnischen Eigenschaften verglichen.
[0014] Es werden zunächst 5 Zubereitungen hergestellt, deren Zusammensetzung der folgenden
Tabelle zu entnehmen ist.
Tabelle
Komponenten A/B |
Zubereitung |
Dimethylpolysiloxan |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
|
Gew.-Teile |
150 mm²s⁻¹ u. 0,7 % OH-Gehalt |
100 |
95 |
- |
- |
- |
400 mm²s⁻¹ u. 0,6 % OH-Gehalt |
- |
- |
95 |
- |
- |
1000 mm²s⁻¹ u. 0,35 % OH-Gehalt |
- |
- |
- |
95 |
- |
trimethylsilylendgestoppt 350 mm²s⁻¹ u. 0 % OH-Gehalt |
- |
- |
- |
- |
100 |
i-Stearinsäure |
- |
5 |
- |
- |
- |
Kokosfettamin, gehärtet |
- |
- |
4 |
- |
- |
Kokosfettsäure, gehärtet |
- |
- |
- |
5 |
- |
Mono/di-tert.butylphosphat |
- |
- |
1 |
- |
- |
[0015] Dabei werden die einzelnen Bestandteile der Zubereitungen bei einer Temperatur von
45°C vermischt und bis zur klaren Lösung gerührt. Die Zubereitungen werden dann auf
Raumtemperatur abgekühlt. Als Vergleich dienen die Zubereitungen 6 und 7.
Zubereitung 6
[0016] 35 Gew.-Teile eines trimethylsilylendgruppenaufweisenden hydroxylgruppenfreien Dimethylpolysiloxans
einer Viskosität von 1000 mm²s⁻¹ werden mit 10 Gew.-Teilen Paraffinwachs eines Schmelzpunktes
von 52 bis 54°C vermischt und auf 90°C erwärmt. In der erhaltenen Schmelze werden
3 g eines ethoxylierten Kokosfettamins mit einem HLB-Wert von 12 als Emulgator verteilt.
In die erhaltene ölige Phase werden 53 Gew.-Teile 90°C heißes Wasser eingerührt. Man
läßt die erhaltene Emulsion unter langsamem Rühren erkalten.
Zubereitung 7
[0017] Die Zubereitung 7 entspricht der Zubereitung gemäß Beispiel 2 der EU-PS 0 056 095.
Anwendungstechnische Prüfung
[0018] Für die Versuche wurde ein aus Reißkabel gefertigter PES-Dreifachzwirn der NXm 100/3
an einer Galette mit Präparationsmitteln versehen.
A) Auflage in %
[0019] Die Auflage der Zubereitung auf dem Zwirn wurde durch eine Differenzwägung von behandeltem
und unbehandeltem Nähgarn ermittelt.
B) Fadenspannung
[0020] Die Fadenspannung wurde mit einem Fadenspannungsmeßgerät der Firma Schmidt & Co.
KG, Waldkraiburg, Typ DXX, bestimmt.
C) Nähtest
[0021] Mit dem behandelten Testfaden (als Oberfaden) werden 12, 14 oder 16 Lagen eines Baumwoll-Cretones
dreimal mit maximaler Nähgeschwindigkeit bis zum Reißen des Fadens vernäht. Die Stärke
der zu verwendenden Nähnadel richtet sich nach dem Titer des Testfadens.
[0022] Wird im Mittel eine Nahtstrecke von mehr als 40 cm erreicht, so wird der Test mit
einer um zwei erhöhten Lagenzahl wiederholt. Ist die mittlere erreichte Nahtstrecke
dagegen kleiner als 10 cm, wird der Test mit einer um zwei verminderten Lagenzahl
wiederholt.
[0023] Das Ergebnis wird als mittlere erreichte Nahtstrecke in cm unter Angabe der verwendeten
Nadelstärke angegeben.
D) Stick-Slip
[0024] Die Messung des Stick-Slips erfolgt nach folgender Vorschrift:
Versuchsapparatur:
[0025] Industrienähmaschine, Rothschild F-Meter und Abzugsgerät mit Meßkopf 400 g, Schreiber
Durchführung:
[0026] Vor Beginn jeder Messung müssen sämtliche Fadenleitorgane, -bremsen und der Meßkopf
mit Ethanol sorgfältig gereinigt werden. Anschließend wird das Rothschild-Gerät wie
folgt geeicht:
a) Gerät einschalten; da eine Anheizzeit von mindestens 1 h notwendig ist, empfiehlt
es sich, das F-Meter ständig eingeschaltet zu lassen.
b) Nullpunkt t₁ und t₂ einstellen.
c) Betriebsartenschalter auf F und Eichen stellen.
d) Eichgewicht über den Meßkopf t₁ hängen, wobei darauf zu achten ist, daß der Faden
den Reibkörper und den unteren Führungsstift des Meßkopfes tangiert. Mit dem Eichknopf
den dem Gewicht entsprechenden Eichwert t₁ einstellen.
e) Übereinstimmung zwischen F-Meter-Anzeige und Schreiber überprüfen, gegebenenfalls
korrigieren.
[0027] Zur Messung wird bei der Betriebsartenschalterstellung "Messen t₁" zunächst der Eichfaden
(Gütermann T 353) von der Spule über die Fadenleit- und Bremsorgane einer Nähmaschine
sowie über den Meßkopf t₁ mit 6 m/min abgezogen, wobei durch Verändern der Fadenbremse
eine Fadenspannung von 130 g einjustiert wird.
[0028] Nach erneutem Reinigen der Fadenleitorgane, der -bremse und des Meßkopfes mit Ethanol
wird der Testfaden mit 2, 6 bzw. 14 m/min über die gleiche Anordnung abgezogen und
die Fadenspannung t₁ am Schreiber registriert.
[0029] Die Schreibermitschrift wird hinsichtlich der mittleren Differenz zwischen Minimal-
und Maximalwert der Fadenspannung ausgewertet, wobei eine Beurteilung des Stick-Slip-Verhaltens
gemäß der folgenden Tabelle erfolgt:
Tabelle
Note |
Amplitude der Fadenspannung Tensograph |
1 |
0 - 2 mm |
2 |
2 - 5 mm |
3 |
5 - 9 mm |
4 |
9 - 13 mm |
5 |
13 - 18 mm |
6 |
> 18 mm |
Tabelle
Zubereitung |
Auflage (%) |
Fadenspannung (g) |
Nähtest (cm) |
Stick-Slip |
1 nicht erfindungsgemäß |
4,6 |
200 - 250 |
21 |
5 - 6 |
2 erfindungsgemäß |
4,8 |
140 - 150 |
24 |
2 |
3 erfindungsgemäß |
4,8 |
140 - 145 |
26 |
1 - 2 |
4 erfindungsgemäß |
4,5 |
135 - 140 |
28 |
1 |
5 nicht erfindungsgemäß |
5,0 |
130 - 150 |
18 |
3 - 4 |
6 nicht erfindungsgemäß |
4,7 |
140 - 150 |
22 |
2 |
7 nicht erfindungsgemäß |
4,9 |
160 - 170 |
23 |
2 - 3 |
[0030] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß die erfindungsgemäßen Zubereitungen sowohl
niedrige Fadenspannung wie verringerten Fadenbruch und verbesserten Stick-Slip miteinander
aufweisen.