(19)
(11) EP 0 340 599 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.11.1989  Patentblatt  1989/45

(21) Anmeldenummer: 89107414.8

(22) Anmeldetag:  25.04.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E02D 27/34, E02D 35/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 02.05.1988 DE 3814885

(71) Anmelder: Philipp Holzmann AG
D-60329 Frankfurt (DE)

(72) Erfinder:
  • Stürmer Helmut Dipl.-Ing.
    6233 Kelkheim (DE)
  • Bösch Hans-Jürgen Dr.-Ing.
    6000 Frankfurt/Main 71 (DE)

(74) Vertreter: Schubert, Siegmar, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Dr. Weinhold, Dannenberg, Dr. Gudel, Schubert Grosse Eschenheimer Strasse 39
60313 Frankfurt
60313 Frankfurt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Steuerbare Bodenplatte von Hochhäusern, sowie Verfahren zu deren Herstellung


    (57) Bei einer steuerbaren Bodenplatte von Hochhäusern auf set - zungsempfindlichen Böden, insbesondere überkonsolidierten Tonen, die Lamellen bilden, ist unter der Bodenplatte in dem Boden wenigstens ein einstellbares Volumen vorgesehen. Damit eine genaue Justierung in einem großen Justierbereich auch nach Fertigstellung des Rohbaus erfolgen kann, sind mit der Bodenplatte (18) sich unter dieser in den Boden (11, 12) im wesentlichen vertikal erstreckende, feste Kam­merwände (4 - 9) verbunden, die nach unten offene Kammern (2, 3) seitlich begrenzen. In jede der Kammern reicht we­nigstens ein Injektionsrohr(15, 16) hinein, in welches ein Injektionsgut bzw. Verpreßgut injizierbar ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine steuerbare Bodenplatte von Hochhäusern auf setzungsempfindlichen Böden nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ein weiterer Aspekt der Er­findung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer solchen steuerbaren Bodenplatte, sowie zum Steuern dieser Bodenplatte.

    [0002] Gründungen von Hochhäusern in setzungsempfindlichen Böden erfahren partiell unterschiedliche Setzungen, die somit Schiefstellungen des Bauwerkes hervorrufen. Diese Schief­stellungen werden mit zunehmender Bauwerkshöhe proble­matisch, z.B. weil sie Störungen von Installationen in den Bauwerken, wie Fahrstühlen, hervorrufen können. Man hat daher bereits versucht, Gründungen mit steuer­baren Bodenplatten von Hochhäusern, mit denen solche un­gleichmäßigen Setzungen vermieden bzw., wenn Sie einge­treten sind, ausgeglichen werden können, zu schaffen.

    [0003] Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf solche Gründungen, die im Tertiär, und zwar in überkonsolidierten Tonen, oder in unmittelbar darüberliegenden jüngeren Schichten, wie Quartär oder jungen Auffüllungen, erfolgen. Diese überkonsolidierten Tone stellen relativ feste Böden dar, die sich durch eine - annähernd horizontale - Lamellenbildung oder Lederung auszeichnen. Ein Beispiel eines solchen überkonsolidierten Tons ist der sogenannte Frankfurter Ton.

    [0004] Nach dem Stand der Technik werden nicht steuerbare Flach­gründungen üblicherweise in Form einer Bodenplatte aus­geführt, die entsprechend dem Lastschwerpunkt des über ihr zu errichtenden Gebäudes under der Geologie ausge­bildet wird. Die Gründung erfolgt dabei im Tertiär oder unmittelbar darüberliegenden jüngeren Schichten. Notwendig werdende Justierungen des Bauwerkes müssen durch Aufbringen von Totlasten oberhalb der Gründung, d.h. der Bodenplatte oder durch die Einfügung von Pressen im Rohbau erfolgen. - Nachteilig ist, daß damit ein gezielter, dauerhafter Ein­griff in die Justierung des Bauwerkes nur schwer möglich ist, da sich oberhalb der Fundamentplatte aufgebrachte Totlasten nur indirekt auswirken und Verformungen nur über einen lang andauernden Zeitraum verfolgt und unzureichend korrigiert werden können. Die Justiermöglichkeiten im Roh­bau oberhalb der Gründungsplatten sind zeitlich begrenzt und müssen im Endzustand aufgegeben werden. Eine Justierung im Rohbau führt zu einem unerwünschten Polygon im Bauwerk; Ausgleichsstufen und Schlepp-Platten sind unvermeidbar.

    [0005] In einem Fall, in dem unter dem Hochhausfundamten aufgrund der Geologie unterschiedliche Setzungen zu erwarten waren, ist eine steuerbare Bodenplatte nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 mit einer Justiermöglichkeit unter der Boden­platte vorgesehen worden. Hierzu sind als einstellbare Volumen unter dem Fundament Wasserkissen aus einem Kunst­stoff, der unter dem Handelsnamen "Neopren" bekannt ist, angeordnet worden. Das Hochhaus konnte durch gezieltes Ablassen von Wasser aus einzelnen Wasserkissen im Roh­zustand des Hochhauses justiert werden. Nach dem Abklingen der damit vorläufig ausgeglichenen Setzungen wurde das Wasser durch Zementmilch ersetzt, die dann zu Zementstein erhärtete. - Diese Justiermöglichkeit zwischen Gründungs­platte und Boden durch Wasserkissen, die durch flexible Wände gekennzeichnet sind, haben verschiedene Nachteile: Generell sind die Wasserkissen aus Kunststoff für den Baustellenbetrieb schlecht geeignet und werden häufig schon vor dem endgültigen Einbau undicht, wodurch das gesamte Justierungssystem gefährdet ist. Die Justierung selbst kann nur in begrenztem Umfange und nach unten erfolgen, da die maximale Höhe der Wasserkissen durch deren Geometrie begrenzt ist und die Kissen durch Ablassen von Justierflüssigkeit bzw. Wasser nur flacher eingestellt werden können. Da dabei das Verhältnis der Höhe des Kissens zu dessen Breite infolge der flexiblen Wände nicht fest­liegt, stellt das abgelassene Flüssigkeitsvolumen nicht immer ein lineares Maß für die Absenkung dar. Darüber hinaus eignet sich die Steuerung der Bodenplatte mit Wasserkissen nicht zu einer nachträglichen Justierung nach Austausch der Justierflüssigkeit durch Zementmilch und deren Erhärten.

    [0006] Um ein Hochhaus, welches bereits eine Schiefstellung er­fahren hat, nachträglich zu justieren, ist es bereits bekannt, von der Seite unter das Hochhaus fächerartig Bohrungen vorzusehen, in welche Injektionslanzen einge­führt werden. Durch diese Injektionslanzen wird dann Injektionsgut in den Baugrund gepumpt, der damit gesteuert gehoben werden soll. - Nachteilig sind für diese Steuerung der hohe Aufwand für die Vielzahl notwendiger Bohrungen und Injektionslanzen, die fächerförmig anzuordnen sind. Gleichwohl ist nach dieser Methode, die auch als Soilfractoring-Verfahren bezeichnet wird, eine partielle Hebung des Bauwerkes schlecht kontrollierbar, u.a. weil die Injektionsräume nicht begrenzt sind. Da sich das Injektionsgut unbegrenzt ausbreiten kann, ist der In­jektionsgutverbrauch hoch und der Boden wird durch die Ausbreitung des Injektionsguts stark beansprucht. Durch die ungenaue Dosierung und Hebung kann das Bauwerk über­beansprucht werden.

    [0007] Um partielle Setzungen von vorne herein möglichst zu ver­meiden, sind auch sogenannte gemischte Gründungen bekannt, bei denen unterhalb einer Bodenplatte Großbohrpfähle an­geordnet sind. Dadurch wird ein Teil der Lasten über die Plattenfläche und ein Teil der Lasten über die Pfähle abgeleitet, um Baugrundinhomogenitäten zu überbrücken. - Die dazu notwendigen Bohrpfahlarbeiten unter der Gründungs­sohle sind jedoch kostenintensiv und können die Bauzeit insgesamt verlängern. Die Setzungen werden zwar reduziert, und zwar je höher der Lasttragungsteil der Pfähle ist, jedoch besteht keine Justiermöglichkeit unter der Platte, da sich die Pfähle im Boden verkrallen und einer zur Justierung erwünschten Einstellung der Gründungsplatte entgegenwirken.

    [0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine steuerbare Bodenplatte nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 mit den zugehörigen Maßnahmen zur Steuerung so weiterzubilden, daß eine besonders genaue, gezielte Justierung mit einem großen Justierbereich erfolgen kann, und zwar auch nach Fertigstellung des Rohbaues. Damit soll ein weitgehender auch nachträglicher Ausgleich von partiellen Setzungen ermöglicht werden, also Möglichkeiten einer Nachjustierung bestehen.

    [0009] Diese Aufgabe wird durch die Weiterbildung der steuerbaren Bodenplatte und durch die Gestaltung der zwischen der Bodenplatte und dem Boden vorgesehenen einstellbaren Volumen gelöst.

    [0010] Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß unter der Bodenplatte durch die seitlich fest begrenzten Kammern insoweit definierte Teilvolumina vorgegeben werden, in denen eingeführtes Injektionsgut im wesentlichen nur eine entsprechende variable Höhenveränderung des Teilvolumens ergibt, wobei die Höhe infolge der unten offenen Kammern für Justierungszwecke praktisch unbegrenzt ist. Die die Kammern begrenzenden festen Kammerwände grenzen sowohl außerhalb als auch innerhalb der Kammern an den Boden, insbesondere überkonsolidierten Ton, an. Die Bodenplatte wird also vor der Justierung unmittelbar von dem Boden ge­tragen, ohne daß es hierzu zusätzlicher Maßnahmen bedarf. Die Herstellung der Kammerwände, die noch weiter unten be­schrieben wird, ist nicht kostenintensiv und kann unmittel­bar nach der Bildung der Sauberkeitsschicht - einer Unter­betonplatte - erfolgen. Bei dem Justiervorgang durch Ein­pumpen von Injektionsgut kann sich dieses nicht über die Kammerwände hinaus ausbreiten, so daß der Injektionsgut­verbrauch gering ist. Vorteilhaft ist die Kombination der Unterkammerung der Bodenplatte in über­konsolidierten Tonen, die auch innerhalb der Kammern Lamellen bilden. Diese Lamellen können durch die einge­führten Injektionsrohre nacheinander mit Injektionsgut beaufschlagt werden, so daß Justiervorgänge zu unter­schiedlichen Zeitpunkten ohne gegenseitige Störung in wenig aufwendiger Weise möglich sind, wozu zweckmäßig jeweils die mit einem Justierrohr in Verbindung stehende Lamellenschicht zunächst durch einen Druckstoß gecrackt wird.

    [0011] Vorteilhaft ist bei der erfindungsgemäßen Unterkammerung der Bodenplatte, daß die Bodenplatte wie bei einer normalen Flachgründung ohne Justiermöglichkeit Kontakt mit dem Untergrund hat. Durch Einpressen von Injektionsgut kann innerhalb jeder Kammer ein seitlich definierter Hohlraum erzeugt werden, der mit Verpreßgut gefüllt wird. Dabei ist wesentlich, daß das Verpreßvolumen in jeder einzelnen Kammer individuell eingestellt werden kann und daß jede einzelne Kammer mit einem anderen Druck und/oder einem anderen Verpreßgut beaufschlagt werden kann, so daß die Justierung in Form einer partiellen Hebung örtlich genau auf die Untergrundverhältnisse eingestellt werden kann. Unzulässige Beanspruchungen der Bodenplatte werden dabei vermieden. Die Höhe der Korrektur ist dabei unbegrenzt. Die Justiermöglichkeiten im Hinblick auf die zu erwartenden partiellen Setzungen können bereits bei der Anordnung und Ausbildung der Kammern Berücksichtigung finden, indem die Kammern nicht notwendigerweise gleichmäßig unter der ge­samten Bodenplatte verteilt und mit gleichen Teilvolumina ausgebildet werden, sondern an den Stellen, an denen die Notwendigkeit zu Hebungen zu erwarten ist. Die Kammeran­ordnung kann auch den statisch notwendigen Belangen ange­paßt werden. Die Ausbildung nach Anspruch 8 eignet sich z.B. in Fällen, in denen in dem nicht unterkammerten Bereich der Bodenplatte ein Drehpunkt gebildet ist.

    [0012] Die Geometrie der Kammern kann flexibel an die unterschiedlichen geologischen und statischen Gegeben­heiten angepaßt werden. So können die Grundflächen der einzelnen Kammern z.B. rund, oval oder eckig sein. - An das Injektionsgut werden keine außergewöhnlichen Anforderungen gestellt, hier können aushärtende Flüssigkeiten je nach den Anforderungen aus Emulsionen, Lösungen, Suspensionen, Pasten und Mörtel aus Feststoffen oder Kunstharzen gemäß DIN 4093 und DIN 18309 ausgewählt werden. Bevorzugt ist eine Mischung aus Bentonit und Zement, welche beim Ver­festigen tonähnliche Eigenschaften erhält, der notwendigen­falls für weitere Justierungen gecrackt werden kann. Plastisch bleibende Tonmaterialien eignen sich vor allem für Kammern, die unter zu bildenden Drehpunkten des Bau­werks liegen. Wenn es hingegen nur darum geht, die Volumina der Kammern teilweise zur Justierung mit hart werdendem Material zu füllen, kann Zementmilch verwendet werden. Eine besondere Härte, die sich für Sandböden eignet, kann mit Silikaten als Injektionsgut erreicht werden.

    [0013] In einer bevorzugten Anordnung können die Kammerwände unter einer Sauberkeitsschicht, die aus Unterbeton oder einer sonstigen Trennlage bestehen kann und welche an der Position der Kammerwände geschlitzt ist, in den Boden hineinreichen. Die Kammerwände können, wenn aus Beton bestehend, dabei vorteilhaft zugleich mit der Sauberkeitsschicht hergestellt werden. Die Grundplatte liegt in diesem Fall über der Sauberkeitsschicht auf den Kammervolumina auf. - Es sind aber auch andere Ausführungsformen denkbar, in denen sich die Kammerwände oberhalb der Sauberkeitsschicht erstrecken.

    [0014] Bevorzugt sind die Injektionsrohre von oben durch die Boden­platte und gegebenenfalls die Sauberkeitsschicht in die Kammern eingeführt. - In einer Alternative, die zwar in der Regel längere Injektionsrohre, jedoch keine Durchbrechung der Bodenplatte und gegebenenfalls der Sauberkeitsschicht voraussetzt, können die Injektionsrohre auch von unten seitlich in die Kammern eingeführt sein.

    [0015] Vorteilhaft ist die Anordnung nach Anspruch 5, nach der vorgesehen ist, daß in eine Kammer jeweils mehrere Injektionsrohre hineinreichen, deren Öffnungen in unterschiedlicher Höhe liegen. Die Öffnungen sind also in unterschiedlichen Schichten in dem Boden in der Kammer gestaffelt. Diese Anordnung eignet sich besonders für mehrere aufeinanderfolgende Justiervorgänge, wobei jeweils in der Zwischenzeit das zur Justierung injizierte Gut hart werden kann. Bei jedem Justiervorgang wird ein Hohlraum in einer anderen Schicht bzw. Lamelle des Bodens gebildet, der, wenn notwendig, vorher aufgecrackt werden kann.

    [0016] Wenig aufwendig kann eine nachträgliche Justierung dann er­folgen, wenn eine zuvor in eine Kammer eingebrachte Schicht Injektionsgut von einem darüberliegenden Injektionsrohr her durchbohrt wird, so daß weiteres Injektionsgut in eine tiefer liegende Schicht eingeleitet werden kann.

    [0017] Zu der Vorgabe von Hohlraumschichten können bereits bei der Herstellung der Kammern in diesen Hüllen für das Injektionsgut eingelegt sein, in welche jeweils ein In­jektionsrohr mündet. Dadurch kann auf Crackvorgänge weit­gehend verzichtet werden.

    [0018] Die Kammerwände können nach den Ansprüchen 9 - 12 je nach den speziellen Erfordernissen des Bauwerks, dessen Gründung und der geologischen Gegebenheiten flexibel ausgewählt werden. Wichtig ist jedoch, daß die Kammerwände fest genug sind, um dem Injektionsdruck und auch einem gegebenenfalls vor der Injektion stattfindenden Crackvorgang standzuhalten, damit das Kammervolumen seitlich begrenzt ist und die vor­teilhaften Wirkungen der Justierung eintreten können.

    [0019] Das bei der Justierung eintretende Heben der Kammern kann durch eine Gleitschicht an den Kammerwänden gemäß Anspruch 16 erleichtert werden, so daß entsprechend geringere In­jektionsdrücke ausreichen.

    [0020] Ein besonders vorteilhaftes Verfahren zur Herstellung der steuerbaren Bodenplatte sowie zum Steuern der Bodenplatte und der hierzu verwendeten Kammern besteht nach Anspruch 15 nach einem weiteren Aspekt der Erfindung darin, daß nach dem Aushub einer Baugrube und Herstellung einer Trenn­lage, die zwischen dem Boden und der späteren Bodenplatte vorgesehen ist, von dem Niveau der Trennlage aus mit festen, im wesentlichen vertikalen Kammerwänden seitlich begrenzte, nach unten offene Kammern hergestellt werden, die oben dicht an die Bodenplatte anschließen, daß in die Kammern Enden von Injektionsrohren eingeführt werden und daß nach Erstellung der Bodenplatte und Errichtung des Hochhauses im Rohbau je nach Differenzsetzungen in ausge­wählte Kammern vorgegebene Mengen eines erhärtenden In­jektionsguts injiziert werden.

    [0021] Bei diesem Herstellungsverfahren werden die normalen Gründungsarbeiten und der Baufortschritt minimal behindert; die Bauzeit ist kurz. Im Normalfall braucht keine In­jektion durchgeführt zu werden, nur wenn Differenzsetzungen auftreten, werden diese gezielt durch vorgegebene Mengen Injektionsguts in die einzelnen Kammern mit gesteuerten verschiedenen Drücken ausgeglichen. Das notwendige Verpreß­volumen ist durch die Unterteilung mit Kammerwänden bekannt, so daß hier zeitaufwendige Versuche und Einstellvorgänge entfallen können. Die Injektionen können je nach Not­wendigkeit auch mehrfach erfolgen. Korrekturvorgänge sind auch nach dem Ende der Rohbauzeit ohne große Aufwendungen möglich. Das in dieser Weise hergestellte System zur Steuerung der Bodenplatte zeichnet sich durch besondere Robustheit aus.

    [0022] Die einen Teil des Justiersystems bildenden Injektionsrohre können aus Metallen oder Kunststoffen bestehen und als Schläuche ausgeführt sein.

    [0023] Sie sind bevorzugt gerade, von oben in die Kammern hinein­reichend verlegt, so daß durch sie hindurch eine erhärtete Injektionsgutschicht durchbohrt werden kann, damit das für die nächste Justierung eingeführte Injektionsgut eine tiefere Schicht erreicht.

    [0024] Zu der Mehrfachinjektion in verschiedenen Schichten in der Kammer wird darauf hingewiesen, daß auch hier ein vorteil­haftes Zusammenwirken mit überkonsolidierten Tonen, welcher Lamellen bildet, gegeben ist, da weitgehend voneinander unabhängige Hohlräume zur Aufnahme des Injektionsguts ge­bildet werden.

    [0025] Die Erfindung wird im folgenden anhand einer Zeichnung mit vier Figuren erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1a einen vertikalen Schnitt durch eine Ausführungs­form der steuerbaren Bodenplatte mit den zur Steuerung vorgesehenen Kammern,

    Fig. 1b ein zugehöriges Bodenprofil als Beispiel,

    Fig. 2 eine Unteransicht auf die Kammern (Grundriß) und

    Fig. 3 einen senkrechten Schnitt durch eine alternative Ausführungsform einer Kammer.



    [0026] In Fig. 1 ist eine zunächst aus Unterbeton oder als Trenn­lage hergestellte Sauberkeitsschicht mit 1 bezeichnet. Unter der Sauberkeitsschicht sind Kammern, beispielsweise 2, 3, mit rechteckförmigem Grundriß angeordnet. Sie sind seitlich von im wesentlichen lotrechten festen Wänden be­grenzt, die oben durch Schlitze 13, 14 in der Sauberkeits­schicht hindurchreichen und in eine auf der Sauberkeits­schicht angeordnete Bodenplatte dicht übergehen. Die Bodenplatte trägt das Bauwerk. Durchgehende Wände an dem Außenumfang der gesamten Kammeranordnung sind mit 4 - 7 bezeichnet, weitere Wände zur inneren Unterteilung mit 8 und 9. So ist die Kammer 2 beispielsweise von den Wänden 4, 7, 8 und 9 seitlich begrenzt. Wie insbesondere aus Fig. 1a ersichtlich ist, sind die Kammern nach unten offen und schließen Boden 10 ein. Wie aus Fig. 1b hervorgeht, liegen die Kammern im Tertiär 11, während sich eine Quartärschicht 12 in dem Bereich oberhalb der Kammern befindet.

    [0027] Von oben reichen in die Kammerwände Injektionsrohre hinein, z.B. 15, 16, 17. Die Injektionsrohre sind durch die Boden­platte 18 und die Sauberkeitsschicht 1 nach unten geführt.

    [0028] In Fig. 3 ist dargestellt, wie einzelne Injektionsrohre 19 - 21 durch eine Bodenplatte 22 und eine Trennlage 29 als Injektionsgutführungen in verschiedene Injektions­blasen 23, 24, 25, die durch Hüllen für Injektionsgut gebildet werden, in eine durch Wände 26, 27 seitlich fest begrenzte, nach unten offene Kammer 28 hineinreichen.


    Ansprüche

    1. Steuerbare Bodenplatte von Hochhäusern auf setzungs­empfindlichen Böden, insbesondere überkonsolidierten Tonen, die Lamellen bilden, wobei unter der Bodenplatte in dem Boden wenigstens ein einstellbares Volumen vor­gesehen ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß mit der Bodenplatte (18) sich unter dieser in den Boden (11, 12) im wesentlichen vertikal erstreckende, feste Kammerwände (4 - 9) verbunden sind, die nach unten offene Kammern (2, 3) seitlich begrenzen, und daß in jede der Kammern wenigstens ein Injektionsrohr (15, 16) hineinreicht, in welches ein Injektionsgut bzw. Verpreßgut injizierbar ist.
     
    2. Steuerbare Bodenplatte nach Anspruch 1 ,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände unter einer Sauberkeitsschicht (1 ), auf welcher die Bodenplatte liegt und welche an der Position (13, 14) der Kammerwände geschlitzt ist, in den Boden hineinreichen.
     
    3. Steuerbare Bodenplatte nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Injektionsrohre (15, 16) von oben durch die Boden­platte (18) und gegebenenfalls die Sauberkeitsschicht (1 ) in die Kammern (2,3) eingeführt sind.
     
    4. Steuerbare Bodenplatte nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Injektionsrohre von unten seitlich in die Kammern eingeführt sind.
     
    5. Steuerbare Bodenplatte nach Anspruch 3 oder 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß in eine Kammer jeweils mehrere Injektionsrohre (19 , 20 21) hineinreichen, deren Öffnungen in unterschiedlicher Höhe liegen.
     
    6. Steuerbare Bodenplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß innerhalb der Kammer Hüllen für das Injektionsgut eingelegt sind, in welche jeweils ein Injektionsrohr mündet.
     
    7. Steuerbare Bodenplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die gesamte Grundrißfläche der Bodenplatte mit einer Vielzahl von Kammern (z.B. 2, 3 ) unterkammert ist, die unmittelbar aneinander grenzen.
     
    8. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Grundrißfläche der Bodenplatte mit Ausnahme eines vorgegebenen Bereichs mit einer Vielzahl von Kammern unterkammert ist.
     
    9. Steuerbare Bodenplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände aus Ortbeton bestehen.
     
    10. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände aus Betonfertigteilen bestehen.
     
    11. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände als Schlitzwand ausgebildet sind.
     
    12. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände als überschnittene Bohrpfahlwand ausgebildet sind.
     
    13. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände aus Stahlblechen bestehen.
     
    14. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände aus Stahlprofilen zusammengesetzt sind.
     
    15. Steuerbare Bodenplatte nach einem der Ansprüche 1 - 8,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände aus Holz bestehen.
     
    16. Steuerbare Bodenplatte nach einem der vorangehenden Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kammerwände mit einer Gleitschicht versehen sind.
     
    17. Verfahren zur Herstellung einer steuerbaren Bodenplatte von Hochhäusern auf setzungsempfindlichen Böden, ins­besondere überkonsolidierten Tonen, die Lamellen bilden, sowie zum Steuern der Bodenplatte,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß nach Aushub einer Baugrube und Herstellung einer Trennlage, die zwischen dem Boden und der späteren Bodenplatte vorgesehen ist, von dem Niveau der Trenn­lage aus mit festen, im wesentlichen vertikalen Kammer­wänden seitlich begrenzte, nach unten offene Kammern hergestellt werden, die oben durch die Bodenplatte dicht abgeschlossen sind, daß in die Kammern Enden von Injektionsrohren eingeführt werden und daß nach Er­stellung der Bodenplatte und Errichtung des Hochhauses im Rohbau je nach Differenzsetzungen in ausgewählte Kammern vorgegebene Mengen eines erhärtenden Injektions­guts injiziert werden.
     
    18. Verfahren nach Anspruch 17,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Injektionen in den einzelnen Kammern mit unter­schiedlichen Drücken gesteuert erfolgen.
     
    19. Verfahren nach Anspruch 17,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Injektion mehrfach erfolgt.
     
    20. Verfahren nach Anspruch 19,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Mehrfachinjektion in verschiedenen Schichten in der Kammer erfolgt.
     
    21. Verfahren nach Anspruch 20,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zur Mehrfachinjektion unter erhärtetem Injektions­gut tiefer liegende Schichten durch ein Injektionsrohr und das erhärtete Injektionsgut hindurch angebohrt werden.
     
    22. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 - 29,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jedem Injektionsvorgang ein Crackvorgang voran­geht, bei dem je eine Bodenschicht in der Kammer aufgebrochen wird.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht