[0001] Treibladung für Rohrwaffen und Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf Treibladungen aus Treibladungspulvern, deren Energieträger
Nitrocellulosen oder Nitrocellulosen und Sprengöle oder Nitrocellulosen, Sprengöle,
Nitroguanidin und/oder Hexogen, Oktogen sind, d. h. aus Treibladungspulvern, die als
ein-, zweibzw. dreibasige Treibladungspulver bezeichnet werden.
[0003] Treibladungspulver dieser Zusammensetzungen können als Vollstrang, Loch- oder Röhrenpulver
gefertigt werden. Einbasige Treibladungspulver müssen zur Gelatinierung der Nitrocellulosen
mit geeigneten Lösemitteln wie Äther, Alkohol, Aceton gefertigt werden. Zweiund dreibasige
Treibladungspulver können bei entsprechender Zusammensetzung ohne Lösemittel gefertigt
werden. Sie werden PoL-Pulver genannt.
[0004] Für die Herstellung ein-, zwei- und dreibasiger Treibladungspulver gilt allgemein,
daß alle Bestandteile bei der Fertigung bestens vermischt werden, so daß das fertige
Pulver in seiner Grundmasse von homogener Zusammensetzung ist.
[0005] Die bei Schüttpulvern gegebenenfalls angewandte Oberflächenbehandlung kann bei dieser
Betrachtung unberücksichtigt bleiben.
[0006] Diese allgemein in Rohrwaffen verwandten klassischen Treibladungspulver werden im
Rahmen der vorliegenden Anmeldung als "Homogen-Pulver" bezeichnet.
[0007] Charakteristikum der "Homogen-Pulver" ist, daß ihre Brenngeschwindigkeit mit steigenden
Beschuß- bzw. Umgebungstemperaturen größer werden. Dies hat zur Folge, daß bei Treibladungen
aus "Homogen-Pulvern" im Waffenbeschuß die Projektilgeschwindigkeiten bei einer Beschu-
ßtemperatur von z. B. - 40 °C erheblich kleiner sind als bei einer Beschußtemperatur
von z. B. + 60 °C. Für Panzerkanonen hat die temperaturabhängige Leistung der Treibladungen
erhebliche Nachteile z. B. im Hinblick auf Ersttreffsicherheit und Geschoßleistung,
die durch den bei hohen Temperaturen von z. B. + 60 °C auftretenden Waffendruck begrenzt
wird.
[0008] Treibladungspulver, die den für "Homogen-Pulver" herausgestellten charakteristischen
Anstieg der Brenngeschwindigkeiten mit steigenden Temperaturen nicht aufweisen, sind
in der DE-PS-1 771 087, der DE-PS-2 042 457 und der DE-OS-3 008 196 beschrieben.
[0009] Die Energieträger dieser Treibladungspulver sind die gleichen wie bei den klassischen
"Homogen-Pulvern". Der entscheidende Unterschied besteht im stofflichen Aufbau der
Pulvermasse.
[0010] Ihre Herstellung verdeutlicht dies. Ein-, zwei-oder dreibasige Schüttpulver, Granulat
genannt, geeigneter Abmessungen werden z. B. in die Knetmasse, Grundmasse genannt,
eines einbasigen Treibladungspulvers eingearbeitet. Die zur Herstellung von Granulat
und Grundmasse eingesetzten Nitrocellulosen sind im Nitrierungsgrad so gewählt, daß
das Granulat im Herstellungsgang dieser Pulver als Granulat erhalten bleibt.
[0011] Wegen des stofflich heterogenen Aufbaus im Pulverkorn, der durch die Einbettung eines
Granulates in eine Pulvergrundmasse gegeben ist, werden diese Pulvertypen "HET-Pulver"
genannt.
[0012] "HET-Pulver" weisen eine grundsätzliche andere Temperaturabhängigkeit auf als "Homogen-Pulver".
Mit steigenden Beschußtemperaturen nimmt ihre Brenngeschwindigkeit ab.
[0013] Die "negative" Temperaturabhängigkeit der Brenngeschwindigkeit bei HET-Pulvern findet
wohl darin eine Erklärung, daß der Verbund zwischen Grundmasse und Granulat temperaturabhängig
ist. Ist z. B. die Grundmasse einbasig und das Granulat zweibasig, wird bei steigenden
Temperaturen durch die Ausdehnung des thermoplastischen Granulates in der vergleichsweise
starren Grundmasse der Verbund stärker. Als Folge davon wird die im Korn sich ausbildende
Brennfläche kleiner. Bei Minustemperaturen bilden sich durch die stärkere Granulatkontraktion
größere Brennflächen im Pulverkorn aus. Durch die Vergrößerung der Brennflächen bei
Minustemperaturen und die Minderung der Brennflächen bei ansteigenden Temperaturen
wird der an sich gegebene Abfall der Brenngeschwindigkeit mit fallender Temperatur,
mindestens bis herab zu einer gewissen, niedrigen Beschußtemperatur von z. B. - 15
°C, überkompensiert in einen Anstieg.
[0014] Faktoren, über die das Temperaturverhalten eines "HETPulvers" gesteuert werden kann,
d. h. in welchem Maß die Brenngeschwindigkeit mit ansteigenden Temperaturen abfällt
und mit abfallenden Temperaturen ansteigt, sind Zusammensetzung der Grundmasse und
der Granulate, Granulatanteile und Granulatgrößen.
[0015] Vorteilhaft wären ganz temperaturneutral abbrennende "HET-Pulver. Dies ist aber in
einem größeren Beschußtemperaturbereich von mehreren zehn Grad Celsius bei Vorgabe
von Explosionswärme, Force und Treibladungspulverabmessungen mit den bekannten Pulvertypen
nicht zu erreichen.
[0016] Erfindungsgemäß erhält man in überraschend einfacher Weise Treibladungen mit einem
über einen großen Beschußtemperaturbereich temperaturneutralen oder in der Temperaturabhängigkeit
gezielt beeinflußbaren Abbrandverhalten dadurch, daß man ein oder mehrere stofflich
homogene Treibladungspulver ("Homogen-Pulver") mit einem oder mehreren stofflich inhomogenen
Treibladungspulvern ("HET-Pulver") zur Bildung der Treibladung mischt.
[0017] Mit dem Ausdruck "in der Temperaturabhängigkeit gezielt beeinflußbares Abbrandverhalten"
soll hier berücksichtigt werden, daß gelegentlich ein Waffendruckabfall bei extrem
niedrigen Beschußtemperaturen bewußt angestrebt wird, um eine Sicherheit gegen einen
zufälligen Waffendruckanstieg aufgrund von bei extrem niedrigen Temperaturen auftretender
Pulverversprödung zu haben. Ebenso kann gelegentlich ein bei vergleichsweise hoher
und daher selten oder gar nicht vorkommender Beschußtemperatur eintretender Waffendruckabfall
akzeptabel sein. Wesentlich ist, daß sich mit der erfindungsgemäßen Maßnahme durch
entsprechende Wahl der zur Mischung verwendeten Pulvertypen und ihres Mischungsverhältnisses
das Abbrandverhalten der fertigen i
'btbiadung leicht so festlegen läßt, daß die Abbrand-Kenngrößen wie Waffendruck und
Projektilgeschwindigkeit in einem größeren Beschußtemperatur-Nennbereich in etwa konstant
sind und außerhalb des Nennbereiches jedenfalls nicht größer werden.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0019] Im folgenden wird die Erfindung anhand von zwei Beispielen unter Bezugnahme auf die
Figuren 1 und 2 näher erläutert.
[0020] In den Figuren 1 und 2 sind die an einer 2 cm Maschinenwaffe erhaltenen Meßwerte
für Waffendruck und Projektilgeschwindigkeit im Beschußtemperaturbereich zwischen
- 40 °C und + 60 °C wiedergegeben. Teil A zeigt jeweils die in 16 m Waffenentfernung
gemessenen Projektilgeschwindigkeiten, Teil B die gemessenen Waffendrücke.
Beispiel 1
[0021] Zu einem "Homogen-Pulver", das in einer Munitionsart zum Aufbau der Treibladung eingesetzt
ist, wird ein angepaßtes "HETPulver" entwickelt. Dies bedeutet, daß Explosionswärme,
Force und Abmessung des "HET-Pulvers" durch entsprechende Wahl von Grundmassen- und
Granulatzusammensetzung sowie Granulatmenge auf gleiche oder vergleichbare Werte wie
beim "Homogen-Pulver" eingestellt werden. Das HET-Pulver" wird dem "Homogen-Pulver"
dabei so angepaßt, daß sich für einen Bezugswert der Beschußtemperatur von z. B. -
5 bis - -10 °C im Waffenbeschuß gleiche Projektilgeschwindigkeit bei gleichem oder
vergleichbarem Druckverlauf für die aus "Homogen-" bzw. "HET-Pulver" aufgebauten Treibladungen
ergeben. Ist dies erfüllt, sind die Druck- und Geschwindigkeitskurven der beiden Pulver
nach steigenden und fallenden Beschußtemperaturen zueinander spiegelbildverkehrt.
[0022] Wird die Treibladung aus einer Mischung gleicher Gewichtsanteile an "Homogen-" und
diesem in obiger Weise angepaßten "HET-Pulver" aufgebaut, bleiben Waffendruck und
Projektilgeschwindigkeit im Beschußtemperaturbereich von - 40 °C bis + 60 °C praktisch
konstant.
[0023] In Figur 1 geben die mit 1 bezeichneten Kurven die Werte für Waffendruck und Projektilgeschwindigkeit
wieder, die mit dem für diese Munition eingeführten "Homogen-Treibladungspulver" erhalten
wurden. Die mit 2 bezeichneten Kurven geben die Werte wieder, die mit dem angepaßten
"HET-Pulver" erhalten wurden. Die mit 3 bezeichneten Kurven geben die Werte wieder,
die mit einer Mischung gleicher Gewichtsanteile beider Pulver erhalten wurden.
Beispiel 2
[0024] Es unterscheidet sich vom Beispiel 1 dadurch, daß das eingesetzte "HET-Pulver" so
aufgebaut wurde, daß von dem Bezugswert 0 °C der Beschußtemperatur der Waffendruck
nach höheren wie auch nach tieferen Temperaturen abfällt.
[0025] In Figur 2 geben die mit 1 bezeichneten Kurven wieder die Werte des "Homogen-Pulvers",
die mit 2 bezeichneten Kurven die Werte des "HET-Pulvers" und die mit 3 bezeichneten
Kurven die Werte wieder, die mit einer Mischung gleicher Gewichtsanteile beider Pulver
erhalten wurden.
1. Treibladung für Rohrwaffen, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus einer Mischung
von mindestens einem einoder mehrbasigen homogenen Treibladungspulver, dessen Pulverkörper
stofflich homogen sind, mit mindestens einem heterogenen Treibladungspulver gebildet
ist, dessen Pulverkörper aus einer ein- oder mehrbasigen Pulvergrundmasse mit darin
eingebetteten ein- oder mehrbasigen Pulvergranulaten bestehen und das aufgrund seines
heterogenen Aufbaus eine Druckkennlinie mit negativem Beschußtemperatur-Koeffizienten
hat, daß die Treibladungspulver hinsichtlich Explosionswärme, Force und Abmessungen
auf gleiche oder vergleichbare Kennwerte eingestellt sind, und daß das Mischungsverhältnis
der Treibladungspulver derart gewählt ist, daß in einem gewünschten, vorgegebenen
Nennbereich der Beschußtemperatur der positive Beschußtemperatur-Koeffizient des homogenen
Treibladungspulvers durch den negativen Beschußtemperatur-Koeffizient des heterogenen
Treibladungspulvers zu einem in etwa konstanten Abbrandverhalten der Treibladung kompensiert
ist.
2. Treibladung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Treibladungspulver
der Mischung bei einem bestimmten Bezugswert der Beschußtemperatur (von z. B. + 21
° C) jeweils alle beim gleichen Waffendruck die gleiche ballistische Leistung erbringen.
3. Treibladung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des
homogenen Treibladungspulvers in der Treibladung etwa 20 bis 40 Gew.-Anteile beträgt.
1. A propellant charge for tubular weapons, characterized in that it consists of a
mixture of at least one mono- or polybasic homogeneous propellant charge powder, of
which the particles are of homogeneous material, with at least one heterogeneous propellant
charge powder of which the particles consist of a mono- or polybasic base powder with
mono- or polybasic powder granulates embedded therein and which, by virtue of its
heterogeneous composition, has a pressure characteristic with a negative firing temperature
coefficient; in that the propellant charge powders are adjusted to the same or comparable
characteristic values in regard to heat of explosion, force and dimensions; and in
that the mixing ratio between the propellant charge powders is selected so that, in
a desired, predetermined nominal firing temperature range, the positive firing temperature
coefficient of the homogeneous propellant charge powder is compensated by the negative
firing temperature coefficient of the heterogeneous propellant charge powder to give
substantially constant burning behavior of the propellant charge.
2. A propellant charge as claimed in claim 1, characterized in that the propellant
charge powders of the mixture all produce the same ballistic performance for the same
weapon pressure at a certain reference value of the firing temperature (for example
of +21 °C).
3. A propellant charge as claimed in claim 1 or 2, characterized in that the proportion
of homogeneous propellant charge powder in the propellant charge is approximately
20 to 40 parts by weight.
1. Charge de propulsion pour armes à tube, caractérisée en ce qu'elle est formée d'un
mélange d'au moins une poudre de charge de propulsion homogène à une ou plusieurs
bases, dont les corps de la poudre sont de substance homogène, avec au moins une poudre
de charge de propulsion hétérogène, charge dont le corps de poudre se compose d'une
masse de base de la poudre à une ou plusieurs base, comprenant des granulats de poudres
une ou plusieurs base inclus à l'intérieur et qui présente, du fait de sa structure
hétérogène une caractéristique de pression à coefficient de température de bombardement
négatif, en ce que, du point de vue de la chaleur d'explosion, de la force et des
dimensions, les poudres de charge de propulsion sont établies à des caractéristiques
identiques ou comparables, et en ce que le rapport de mélange des poudres de charges
de propulsion est choisi de telle sorte que, dans une zone nominale prédéterminée
souhaitée de température de bombardement, le coefficient positif de température de
bombardement de la poudre de charge de propulsion homogène est compensé par le coefficient
négatif de température de bombardement de la poudre de charge de propulsion hétérogène,
pour produire un comportement de combustion de la charge de propulsion à peu près
constant.
2. Charge de propulsion selon la revendication 1, caractérisée en ce que les poudres
de charge de propulsion du mélange procurent toutes pour une pression d'arme la même
performance ballistique pour une valeur de référence déterminée de la température
de bombardement (de par exemple + 21°C).
3. Charge de propulsion selon la revendication ou 2, caractérisée en ce que la proportion
en poudre de charge de propulsion homogène dans la charge de propulsion est à peu
près comprise entre 20 et 40 % en poids.