(19)
(11) EP 0 350 534 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.01.1990  Patentblatt  1990/03

(21) Anmeldenummer: 88120218.8

(22) Anmeldetag:  03.12.1988
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B41M 5/035, B41M 1/30
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 15.07.1988 DE 3824012

(71) Anmelder: Beutelrock, Carolin
D-23552 Lübeck (DE)

(72) Erfinder:
  • Wisser, Siegfried
    D-2000 Hamburg 52 (DE)

(74) Vertreter: Weber, Dieter, Dr. et al
Weber, Dieter, Dr., Seiffert, Klaus, Dipl.-Phys., Lieke, Winfried, Dr. Postfach 61 45
65051 Wiesbaden
65051 Wiesbaden (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Mit sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen bedruckbare Lackbeschichtung, Beschichtungsmittel hierfür und Verfahren zur Herstellung bedruckter Gegenstände


    (57) Zur Verbesserung der Kratzbeständigkeit und Oberflächenhärte ist eine Lackbeschichtung auf der Oberfläche eines bedruck­baren Gegenstandes zur Bedruckung mit sublimierbaren Disper­sionsfarbstoffen aus einem gehärteten thermoplastischen oder duroplastischen Lackbindemittel und darin verteiltem Füll­stoff sowie gegebenenfalls üblichen Lackzusatzstoffen da­durch gekennzeichnet, daß sie als Füllstoff 10 bis 100 Ge­wichtsteile je 100 Gewichtstele Trockensubstanz des Lackbin­demittels unregelmäßig geformter Glasflocken enthält, von denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,5 mm und eine kleineste Abmessung von mindestens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen.


    Beschreibung


    [0001] Aus der DE-A-2 642 350 ist es bekannt, Flächengebilde, wie beispielsweise Holz, Metalle, Kunststoffe, Glas, Keramikma­terialien, Natur- und Kunststeinerzeugnisse oder derglei­chen, nach dem sogenannten Transferdruckverfahren zu bedruk­ken. Da diese Materialien die im Transferdruckverfahren ver­wendeten sublimierbaren Dispersionsfarbstoffe nicht anneh­men, werden die Substrate vor dem Transferdruck mit einer Oberflächenschicht eines Kunststofflackes versehen, der sich mit der Oberfläche des Substrates fest verbindet und die su­blimierbaren Dispersionsfarbstoffe aufnimmt.

    [0002] Das aufzudruckende Bild oder Muster wird mit Hilfe von su­blimierbaren Dispersionsfarbstoffen zunächst auf einem Hilfsträger, insbesondere aus Papier, aufgedruckt. Sodann wird dieser auf die mit Kunststoff beschichtete Fläche mit der bedruckten Seite aufgelegt, wonach durch Erhitzen, gege­benenfalls unter geringem Druck, die Dispersionsfarbstoffe von dem Hilfsträger in den Kunststofflack übertragen werden.

    [0003] Die FR-A-2 230 794 und die DE-A-2 424 949 beschreiben eben­falls ein Verfahren zum Bedrucken hitzebeständiger Flächenge­bilde, wie von Metallblechen oder Keramikkacheln, nach dem Transferdruckverfahren, wobei man das Substrat mit einem Epoxyharz beschichtet. Gemäß der GB-A-1 517 832 erfolgt die Beschichtung des Substrates im Transferdruckverfahren mit einem gehärteten ungesättigten Polyesterharz. Gemäß der DE-­A-2 914 704 und der EP-A-0 014 901 wird das zu bedruckende Substrat mit einem vernetzten Duroplasten, wie einem strah­lungsgehärteten ungesättigten Polyesterharz beschichtet, und als sublimierbare Dispersionsfarben werden solche mit rela­tiv hohen Molekulargewichten zwischen 340 und 1000 verwen­det. Dies hat den Vorteil, daß auch bei längerem und relativ hohem Erwärmen die umgedruckten Bilder beständig bleiben und praktisch keine Migration zeigen. Außerdem gelingt es mit diesem Verfahren, unter Anwendung sehr kurzer Umdruckzeiten, wie im Bandlackierverfahren, beim Umdruck eine ausreichende Übertragung der Farbstoffe zu bekommen.

    [0004] Bei bestimmten Anwendungsgebieten, wie bei Gebrauchsfliesen, sind Kratzfestigkeit und Oberflächenhärte von besonderer Be­deutung. Man weiß, daß man durch Glaspulver, Elektrokorund, Siliziumkarbid oder andere harte anorganische Pulver die Ab­riebfestigkeit von Lackbeschichtungen verbessern kann. Die Kratzfestigkeit und Oberflächenhärte werden dabei aber nur unwesentlich verbessert. Dies beruht möglicherweise auf dem Sedimentierungsverhalten solcher anorganischer Pulver.

    [0005] Bei Vorarbeiten zu der vorliegenden Erfindung wurde ver­sucht, das Sedimentieren beispielsweise von Glaspulver durch Mitverwendung von Thixotropiermitteln zu vermindern, doch bekommt man dann eine sehr schlechte Bedruckbarkeit, da of­fenbar die Lackbeschichtungsoberfläche die Dispersionsfarb­stoffe nicht ausreichend aufnimmt.

    [0006] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe bestand nun da­rin, durch eine spezielle Beschichtung, die für das Bedruk­ken mit sublimierbaren Disperionsfarbstoffen geeignet ist, die Kratzfestigkeit und Oberflächenhärte eines beschichteten Gegenstandes zu verbessern. Überraschenderweise wird diese Aufgabe mit der vorliegenden Erfindung gelöst.

    [0007] Die erfindungsgemäße Lackbeschichtung auf der Oberfläche ei­nes bedruckbaren Gegenstandes zur Bedruckung mit sublimier­baren Dispersionsfarbstoffen aus einemgehärteten thermopla­stischen oder duroplastischen Lackbindemittel und darin ver­teiltem Füllstoff sowie gegebenenfalls üblichen Lackzusatz­stoffen ist dadurch gekennzeichnet, daß sie als Füllstoff 10 bis 100 Gewichtsteile je 100 Gewichtsteile Trockensub­stanz des Bindemittels unregelmäßig geformter Glasflocken enthält, von denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmes­ sung von maximal 0,5 mm und eine kleinste Abmessung von min­destens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen.

    [0008] Solche Lackbeschichtungen ergeben eine erstaunliche Erhöhung der Oberflächenhärte und Kratzfestigkeit. Wenn der Lack ohne Zusatz der Glasflocken eine Härte nach Mohs von 0 besitzt, so wird die Härte durch den erfindungsgemäßen Zusatz von Glasflocken auf 2 bis 3 erhöht, was bereits in die Nähe von Keramikfliesen kommt. Die erfindungsgemäße Lackbeschichtung ermöglicht es somit erstmals, Gebrauchsfliesen mit annehmba­rer Kratzfestigkeit und Oberflächenhärte zu bekommen, die mit sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen etwa nach dem Transferdruckverfahren bedruckbar oder einfärbbar sind. Die Prüfung nach DIN EN154 zur Bestimmung des Widerstandes gegen Oberflächenverschleiß glasierter Fliesen und Platten er­brachte mit der erfindungsgemäßen Lackbeschichtung eine Ein­gruppierung in Gruppe 2, was die Verwendbarkeit solchermaßen beschichteter Fliesen in Naßzellen oder für keramische Wand­beläge ermöglicht.

    [0009] Das Überraschende am Erfindungsgegenstand ist aber insbeson­dere, daß im Gegensatz zu Glaspulver und anderen anorgani­schen Pulvern die mit Glasflocken modifizierten Lackbe­schichtungen für sublimierbare Disperionsfarbstoffe eine hervorragende Farbaufnahme besitzen, wobei sich die Disper­sionsfarbstoffe über die gesamte Höhe der Lackbeschichtung verteilen und sich nicht nur im Oberflächenbereich der Lack­beschichtung ansammeln. Dies wurde durch Abriebversuche be­stätigt, bei denen ein wesentlicher Teil der Lackbeschich­tung abgerieben wurde, dennoch aber ein starker Farbanteil in dem verbleibenden Rest der Lackbeschichtung vorhanden war. Die gleichmäßige Verteilung der Dispersionsfarbstoffe über die Höhe der Lackbeschichtung ergibt die für solche Disperionsfarbstoffe übliche Brillanz des Druckbildes oder der Einfärbung und außerdem den Vorteil, daß selbst im Falle eines Teilabriebes der Oberflächenbeschichtung das Druckbild unverletzt vorhanden bleibt.

    [0010] Die hervorragende Farbstoffaufnahme und Druckqualität der erfindungsgemäßen Lackbeschichtungen bekommt man selbst dann, wenn man ein Thixotropiermittel, wie kolloidale Kie­selsäur, Bentone oder Rizinusöle, in die Beschichtung einar­beitet. Dies ist besonders überraschend im Hinblick auf die Tatsache, daß im Falle von Glaspulver die Mitverwendung von Thixotropiermitteln zu einer starken Verschlechterung der Bedruckbarkeit führt.

    [0011] Der wahrnehmbare Effekt der erfindungsgemäßen Lackbeschich­tungen ist nicht oder nur schwer erklärbar. Möglicherweise besitzen die Glasflocken aufgrund ihrer Übereinanderlegbar­keit oder aufgrund von Poren oder Rissen erhöhte Saugfähig­keit, die dazu führt, daß das Lackbindemittel den gesamten Füllstoff durchdringt und auch die Farbstoffe bis in die un­tersten Bereiche der Beschichtung vordringen läßt.

    [0012] Glasflocken mit den genannten Dimensionierungen werden durch Zerkleinern, wie durch Hammermahlen, extrem dünner Glas­plättchen mit den angegebenen Dicken erhalten. Durch das Zerkleinerungsverfahren kann man Teilchen in den oben ange­gebenen Abmessungsbereichen und mit unregelmäßigen und zak­kigen, d. h. unabgerundeten Konturen bekommen.

    [0013] Bevorzugt ist es, erfindungsgemäß solche Glasflocken zu ver­wenden, bei denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,25 mm besitzen. Die Dicke der Glasflocken liegt bei 90 % derselben vorzugsweise im Bereich von 1 bis 10, besonders im Bereich von 1 bis 6 µm.

    [0014] Die Angabe, daß wenigstens 90 % innerhalb der genannten Ab­messungsbereiche liegen sollen, bedeutet, daß es nicht stört, wenn ein kleiner Prozentsatz über oder unter diesen Bereichen liegt, da dieser kleine Prozentsatz den Effekt nicht beeinträchtigen kann.

    [0015] Die bevorzugte Menge an Glasflocken in der Lackbeschichtung, bezogen auf 100 Gewichtsteile Trockensubstanz des Bindemit­ tels, beträgt 20 bis 60, besonders 25 bis 45 Gewichtsteile.

    [0016] Als Bindemittel kommen die im Transferdruckverfahren bekann­ten thermoplastischen oder duroplastischen Lackbindemittel in Betracht. Aus verschiedenen Gründen, wie aus Gründen der Migrationsbeständigkeit der Dispersionsfarbstoffe in der Be­schichtung, sind duroplastische Lackbindemittel bevorzugt.

    [0017] Die als Bindemittel zu verwendenden Thermoplasten sind bei­spielsweise Polyacrylnitril, Polyester, Polyurethane, Cellu­losederivate, Polyamide, Polyacrylate und andere. Wie er­wähnt, sind aber als Bindemittel besonders bevorzugt ver­netze Duroplasten, wie Phenoplasten, Aminoplasten, Poly­ester, Polyphenylensulfidharze, Siliconharze, Acrylatharze, Alkydharze, Polyethylensulfidharze, ungesättigte Polyester­harze, Epoxyharze und Polyurethane. Zweckmäßige Bindemittel sind Siliconharze und strahlungsgehärtete ungesättigte Acry­latharze oder Polyesterharze.

    [0018] Besonders günstige Bindemittel in den vorliegenden Beschich­tungen sind aliphatisch vernetzte hydroxylgruppenhaltige aliphatische, gesättigte Polyester. Diese eignen sich beson­ders für das Bedrucken mineralischer und metallischer Unter­gründe, da sie auf diesen erhöhte Haftfestigkeit haben. Be­vorzugt enthalten diese im unvernetzten Zustand 2 bis 12 Gew.-% Hydroxylgruppen, von denen 40 bis 60 % durch ein Ver­netzungsmittel, wie ein aliphatisches Polyisocyanat oder ei­nen aliphatischen Polyalkohol, vernetzt sind. Bevorzugt ent­halten diese Polyester im unvernetzten Zustand 7 bis 9 Gew.-­% Hydroxylgruppen, wobei von den Hydroxylgruppen 45 bis 55 % vernetzt sind. Die Vernetzung erfolgt zweckmäßig mit einem Diisocyanat, besonders Hexamethylendiisocyanat.

    [0019] Bei diesen Polyestern als Bindemittel ist es wesentlich, daß sowohl die Polyester als auch die Vernetzungskomponenten aliphatischer Natur sind.

    [0020] Wenn von aliphatischen Polyestern die Rede ist, so können diese geradkettig oder verzweigtkettig sein, wobei ver­zweigtkettige bevorzugt sind. Auch können die Polyester ge­gebenenfalls zusätzlich zu den Estergruppen noch andere or­ganische Gruppen, wie Ethergruppen, enthalten. Die Moleku­largewichte der erfindungsgemäß verwendeten Polyester liegen im unvernetzten Zustand vorzugsweise im Bereich von 700 bis 5000. Sie entstehen durch bekannte Umsetzung von Di- oder Tricarbonsäuren mit überschüssigen Di- oder Polyalkoholen, so daß sie an den Kettenenden Hydroxylgruppen tragen. Die hierfür einsetzbare Dicarbonsäure ist beispielsweise Adipin­säure.

    [0021] Die bei der Herstellung der unvernetzten Polyester verwend­baren Diole und Polyole sind beispielsweise Neopentylglycol, Ethylenglycol, Propan-1,2-diol, 1,4-Bis-(hydroxymethyl)-cyc­lohexan, Glycerin, Trimethylolpropan und Pentaerythrit.

    [0022] Die Vernetzung eines Teils der freien Hydroxylgruppen des Polyesters kann mit unterschiedlichen mehrfunktionellen ali­phatischen Verbindungen erfolgen, besonders mit aliphati­schen Polyisocyanaten oder aliphatischen Polyalkoholen. Da­runter werden Isocyanate und Alkohole mit wenigstens zwei Isocyanat- bzw. Hydroxylgruppen verstanden. Bei einer Ver­netzung mit Polyisocyanaten entstehen Urethangruppen, bei der Vernetzung mit Polyalkoholen Ethergruppen. Die Vernet­zung kann auch mit beiden Verbindungstypen erfolgen, um ge­mischte Urethan-Ether-Vernetzungen zu erhalten.

    [0023] Die erfindungsgemäßen Beschichtungen können sowohl als Naß­lacke als auch als Pulverlacke aufgebracht werden. Im Falle der Verwendung eines Naßlackes, d. h. eines lösungsmittel­haltigen Lackbindemittels, ist es zweckmäßig, zusammen mit den Glasflocken ein Thixotropiermittel, wie kolloidale Kie­selsäure, Bentone oder Rizinusöle, vorzugsweise in einer Menge von 0,3 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht der Beschichtung, einzuarbeiten. Pulverlacke haben den Vor­teil, daß sie eine extrem hohe Haftung auf mineralischen Un­tergründen und sogar auf einer Keramikglasur ergeben.

    [0024] Außer den oben erwähnten Vorteilen hoher Kratzfestigkeit und Oberflächenhärte sowie guter Farbaufnahme für sublimierbare Dispersionsfarbstoffe haben die erfindungsgemäßen Beschich­tungen überraschenderweise eine hohe UV-Stabilität, die we­sentlich höher als die entsprechender Lackbeschichtungen oh­ne Glasflockeneinlagerung ist.

    [0025] Die erfindungsgemäßen Lackbeschichtungen können zur Bedruk­kung mit beliebigen sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen verwendet werden, günstigerweise mit solchen, die ein Mole­kulargewicht zwischen 340 und 1000, vorzugsweise zwischen 400 und 1000 besitzen, da diese geringere Migrationsneigung haben und im Regelfall lichtecht sind. Bevorzugte Gruppen von Dispersionsfarbstoffen für das Bedrucken von Lackbe­schichtungen nach der Erfindung sind Anthrachinon-, Monoazo- und Azomethinfarbstoffe, doch ist die Anwendbarkeit nicht auf diese Farbstoffgruppen beschränkt. Bevorzugt sind An­thrachinon-, Monoazo- und Azomethinfarbstoffe, deren Molekü­le stark mit Amino-, Alkoxy-, Oxalkyl-, Nitro-, Halogen- und Cyanogruppen besetzt sind. Diese Farbstoffgruppen sind im Colour-Index, Volume 1, Seiten 1655 bis 1742 definiert. Diesbezüglich wird auf die Seiten 9 bis 11 der EP-A-0 014 901 hingewiesen.

    [0026] Die sublimierbaren Dispersionsfarbstoffe können auf die er­findungsgemäßen Lackbeschichtungen entweder im Transfer­druckverfahren von einem Hilfsträger aus übertragen oder di­rekt aufgedruckt werden. In beiden Fällen ist es aber we­sentlich, daß durch Wärmeanwendung die Farbstoffe in die Lackbeschichtung gehen und in die Tiefe der Bindemittel­schicht wandern, was die hohe Brillanz solcher Druckbilder ergibt.

    [0027] Die Erfindung betrifft auch Beschichtungsmittel für die Her­stellung der oben definierten Lackbeschichtungen zur Bedruk­kung mit sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen. Diese Be­schichtungsmittel bestehen aus einem thermoplastischen oder vorzugsweise duroplastischen Lackbindemittel, gegebenenfalls wenigstens einem organischen Lösungsmittel für das Lackbin­demittel, 10 bis 100 Gewichtsteilen, bezogen auf das Gewicht der Trockensubstanz des Lackbindemittels, unregelmäßig ge­formter Glasflocken, von denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,5 mm und eine kleinste Abmes­sung von mindestens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen, sowie gegebenenfalls übliche Lackzusatzstof­fe, wie Thixotropiermittel. Im Falle von Pulverlacken beste­hen die Beschichtungsmittel gewöhnlich nur aus Gemischen des Bindemittels in Pulverform und den Glasflocken.

    [0028] Die oben aufgeführten bevorzugten Angaben bezüglich der Di­mensionierungen der Glasflocken, bezüglich weiterer Zusatz­stoffe und bezüglich des Lackbindemittels gelten auch für das Beschichtungsmittel sowie auch für das nachfolgend be­schriebene Verfahren zur Herstellung bedruckter Oberflächen von Gegenständen.

    [0029] Dieses Verfahren besteht darin, daß man den Gegenstand mit einer Lackbeschichtung versieht, die aus einem gehärteten thermoplastischen oder duroplastischen Lackbindemittel und darin verteilten Glasflocken in den oben angegebenen Mengen­verhältnissen und mit den oben angegebenen Abmessungen sowie gegebenenfalls üblichen Lackzusatzstoffen besteht, sodann die Lackbeschichtung, direkt oder im Transferdruckverfahren, mit sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen bedruckt und diese durch Erhitzen in die Lackbeschichtung eindringen läßt. Be­vorzugte Temperaturen für das Erhitzen liegen im Bereich von 210 bis 260 °C, die Erhitzungszeiten können im Sekundenbe­reich bis Minutenbereich liegen. Im Falle der Bedruckung nach dem Transferdruckverfahren werden durch das Erhitzen die sublimierbaren Dispersionsfarbstoffe aus der Bedruckung des Hilfsträgers heraussublimiert und gleichzeitig in die Lackbeschichtung eingeführt. Im Falle von Pulverlacken er­folgt zunächst die Bedruckung und anschließende Erhitzung, um die auf der Lackbeschichtung liegenden Dispersionsfarb­stoffe in die Lackbeschichtung eindringen zu lassen.

    [0030] Wenn in der Beschreibung von gehärteten thermoplastischen Bindemitteln die Rede ist, so bedeutet dies eine durch Ab­kühlung erfolgte Erstarrung der in der Hitze erweichten Thermoplasten. Im Falle von Duroplasten bedeutet der Begriff der Härtung eine Vernetzung, so daß beim Erhitzen keine Er­weichung des Bindemittels mehr eintritt.

    [0031] Wenn hier von einer größten und einer kleinsten Abmessung der Glasflocken die Rede ist, so meint dies die Durchmesser der unregelmäßig geformten Flocken senkrecht zur Dickenrich­tung, d. h. in Draufsicht auf die Flocken. Dabei könnte man die größte Abmessung auch als Länge der Flocken und die kleinste Abmessung als Breite der Flocken bezeichnen. Die Flocken sind also höchstens 0,5 mm lang und mindestens 0,05 mm breit.

    Beispiel 1



    [0032] Ein Naßlack wurde in folgender Weise hergestellt:
    20 Gewichtsteile Glasflocken mit einer Dicke von etwa 3 µm, von denen 98 Gew.-% eine größte Abmessung von weniger als 0,25 mm und eine kleinste Abmessung von mehr als 0,1 mm be­saßen, sowie 1,0 Gewichtsteile kolloidale Kieselsäure (Aero­sil 380) und 40,0 Gewichtsteile Butylacetat wurden intensiv miteinander verrührt. Hierzu wurden 25 Gewichtsteile Diiso­cyanat (Desmodur N) in 75 %iger Lösung in Xylol/Methoxypro­pylacetat, sowie 100 Gewichtsteile hydroxylhaltiger gesät­tigter Polyesterlack als 65 %ige Lösung in Methoxypropylace­tat zugegeben und intensiv verrührt.

    [0033] Mit dem so hergestellten Naßlack wurden glasierte Keramik­kacheln mit einem Spritzautomaten beschichtet, wonach die Beschichtung 10 min bei 180 °C eingebrannt wurde.

    [0034] In einem Vergleichsversuch wurde der gleiche Naßlack ohne Glasflocken hergestellt. Die folgende Tabelle I zeigt die bei beiden verglichenen beschichteten Kacheln erhaltenen Ei­genschaften:
    Tabelle I
      mit Glasflocken ohne Glasflocken
    Härte nach Mohs 2 bis 3 0
    Farbaufnahme 220 Grad/3˝ gut gut
    Farbaufnahme untere Lackschicht gut gut
    UV-Beständigkeit Xenon-Test Wollskala 7 1000 h 650 h

    Beispiel 2



    [0035] Ein Pulverlack wurde aus 100 Gewichtsteilen eines handelsüb­lichen mit TGIC gehärteten Pulverlackes und 40 Gewichtstei­len der im Beispiel 1 angegebenen Glasflocken hergestellt. Der Pulverlack wurde in üblicher Weise auf glasierten Kera­mikkacheln aufgetragen und 5 min im Infrarotkanal bei 200 °C eingebrannt.

    [0036] Wiederum wurden Kacheln mit dem gleichen Pulverlack ohne Glasflocken beschichtet. Die Eigenschaften wurden ermittelt und finden sich in der Tabelle II.
    Tabelle II
      mit Glasflocken ohne Glasflocken
    Härte nach Mohs 2 bis 3 0
    Farbaufnahme 220 Grad/3˝ gut gut
    Farbaufnahme untere Lackschicht gut gut
    UV-Beständigkeit Xenon-Test Wollskala 7 1000 h 700 h



    Ansprüche

    1. Lackbeschichtung auf der Oberfläche eines bedruckbaren Gegenstandes zur Bedruckung mit sublimierbaren Dispersi­onsfarbstoffen aus einem gehärteten thermoplastischen oder duroplastischen Lackbindemittel und darin verteiltem Füllstoff sowie gegebenenfalls üblichen Lackzusatzstof­fen, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Füllstoff 10 bis 100 Gewichtsteile je 100 Gewichtsteile Trockensubstanz des Lackbindemittels unregelmäßig geformter Glasflocken enthält, von denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Ab­messung von maximal 0,5 mm und eine kleinste Abmessung von mindestens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen.
     
    2. Lackbeschichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß von den Glasflocken wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,25 mm besitzen.
     
    3. Lackbeschichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Glasflocken eine Dicke von 1 bis 10, vorzugsweise 1 bis 6 µm besitzen.
     
    4. Lackbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß sie die Glasflocken in einer Menge von 20 bis 60, vorzugsweise 25 bis 45 Gewichtstei­len je 100 Gewichtsteile Trockensubstanz des Lackbinde­mittels enthält.
     
    5. Lackbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, daß sie zusätzlich ein Thixotropier­mittel, vorzugsweise in einer Menge von 0,3 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Lackbeschichtung, enthält.
     
    6. Lackbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß sie als Lackbindemittel einen aliphatisch vernetzten hydroxylgruppenhaltigen aliphati­schen, gesättigten Polyester enthält, der in unvernetztem Zustand 2 bis 12 Gew.-%, vorzugsweise 6 bis 10, besonders 7 bis 9 Gew.-% Hydroxylgruppen enthält, von denen nur 40 bis 60, vorzugsweise 45 bis 55 % vernetzt sind.
     
    7. Beschichtungsmittel zur Herstellung einer Lackbeschich­tung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn­zeichnet, daß es ein thermoplastisches oder duroplasti­sches Lackbindemittel sowie je 100 Gewichtsteile Trocken­substanz dieses Lackbindemittels 10 bis 100 Gewichtsteile unregelmäßig geformter Glasflocken, von denen wenigtens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,5 mm und eine kleinste Abmessung von mindestens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen, und außerdem gegebenen­falls übliche Lackzusatzstoffe und/oder übliche organi­sche Lösungsmittel für das Lackbindemittel enthält.
     
    8. Verfahren zur Herstellung einer bedruckten Oberfläche eines Gegenstandes mit Hilfe einer Lackbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man auf der Oberfläche des Gegenstandes eine Lackbe­schichtung aus einem gehärteten thermoplastischen oder duroplastischen Lackbindemittel und, je 100 Gewichtsteile Trockensubstanz des Lackbindemittels, 10 bis 100 Ge­wichtsteilen darin verteilter unregelmäßig geformter Glasflocken, von denen wenigstens 90 Gew.-% eine größte Abmessung von maximal 0,5 mm und eine kleinste Abmessung von mindestens 0,05 mm sowie eine Dicke von 0,5 bis 20 µm besitzen, sowie gegebenenfalls üblichen Lackzusatz­stoffen aufbringt, die Lackbeschichtung mit sublimierba­ren Dispersionsfarbstoffen bedruckt und die Disperions­farbstoffe durch Erhitzen in die Lackbeschichtung ein­dringen läßt.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die Lackbeschichtung nach dem Transferdruckverfahren mit den sublimierbaren Disperionsfarbstoffen bedruckt.
     
    10. Lackbeschichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekenn­zeichnet, daß man die Disperionsfarbstoffe durch Erhit­zen auf 210 bis 260 °C in die Lackbeschichtung eindrin­gen läßt.