[0001] Es ist bekannt, zur Oberflächenbehandlung von Papier, insbesondere von Rohpapieren
für die Wellpappenfabrikation, vorwiegend Stärke in gelöster Form einzusetzen, um
auf diesem Wege die geforderten Festigkeitseigenschaften zu erreichen. Der Einsatz
erfolgt dabei bei der Papierherstellung vor der Nach-Trockenpartie in der Leimpresse.
[0002] Durch die DE-OS 29 51 507 wurde es bekannt, in Papierleimstoffen ein kationisches
Harz als Reaktionsprodukt von Epichlorhydrin mit einem Polymer der Gruppe eines Aminopolyamids,
das aus einer Dicarbonsäure und einem Polyalkylenpolyamin mit zwei primären Amingruppen
und wenigstens einer sekundären oder tertiären Aminogruppe besteht, einzusetzen.
[0003] Durch die US-PS 4 336 835 wurde eine härtbare wässerige Lösung eines duroplastischen
Harzes bekannt, welche einen relativ hohen Feststoffanteil besitzt und eine verbesserte
Naßfestigkeit von Papier erzielen läßt. Die Lösung wird dabei durch Umsetzung einer
aliphatischen Dicarbonsäure mit einem Polyalkylen-Polyamin zwecks Bildung eines Polyamid-Polyamins
hergestellt, welches danach mit Epichlorhydrin umgesetzt wird. Die erste Reaktion
wird dabei bei einem molaren Verhältnis zwischen aliphatischer Dicarbonsäure und
Polyalkylen-Polyamin von 1 : 1,0 bis 1,2 ausgeführt, bis eine Viskosität der 50%igen
wässerigen Lösung bei 25°C an Polyamid-Polyamin von 400 bis 1000 cps erreicht wird,
und die zweite Umsetzung, bei der Epichlorhydrin in einem Ausmaß von 1,6 bis 1,7 Mol
pro Mol des Polyamid sekundären Amins eingesetzt wird, wird solange fortgesetzt, bis
die Viskosität der 15%igen Lösung des sich ergebenden Produktes einen Wert von 30
bis 150 cps bei 25°C erreicht.
[0004] Als aliphatische Dicarbonsäure wird u.a. Adipinsäure empfohlen und als Polyalkylen-Polyamin
Triäthylentetramin.
[0005] Zur Steigerung der Festigkeitseigenschaften wurde auch bereits empfohlen, Kombinationen
von Naßfestmitteln mit Kunststoffdispersionen einzusetzen. Alle diese Mittel haben
jedoch bei ihrer Verwendung den Nachteil, daß Feststoffgehalte von höchstens 10 %
in der Leimpresse zur Anwendung kommen konnten, da sonst das erforderliche Fließverhalten
der Imprägnierflüssigkeit nicht erreicht werden konnte.
[0006] Nun kann durch Einsatz von Sulfitablauge in der Leimpresse ein wesentlich höherer
Feststoffgehalt erreicht werden. Versuche, anstelle von Stärke andere Substanzen einzusetzen,
scheiterten jedoch an der hohen Wasserlöslichkeit der in der Sulfitablauge enthaltenen
Ligninsulfonate. Die hohe Wasserlöslichkeit führte nämlich bei der Verarbeitung des
Wellpappenrohpapieres an den Riffelwalzen der Wellpappenanlage zu klebrigen Ablagerungen,
was Abrißfolgen nach sich zog.
[0007] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß die vorerwähnten Probleme dadurch einer
Lösung zugeführt werden können, daß Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat,
dessen Kondensationsgrad bei 500 liegt und einem Aktivgehalt von 12 % entspricht,
im Gemisch mit Ligninsulfonsäure, gegebenenfalls als Calciumsalz der Sulfonsäure,
als Zusatz zur Imprägnierflüssigkeit für die Oberflächenbehandlung von Papier, insbesondere
von Wellpapperohpapier, verwendet wird. Durch die vorstehend erwähnte erfindungsgemäße
Maßnahme als Zusatz zur Imprägnierflüssigkeit konnte eine ausreichende Quellfestausrüstung
und eine Steigerung der Festigkeitswerte des Papiers, insbesondere des CMT-Wertes
(DIN 53143) erzielt werden. Die Chlorkomponente des Vorkondensats läßt hinsichtlich
Umweltbelastung keine Schwierigkeiten erwarten, weil Chlor mit dem in der Sulfitablauge
enthaltenen Calzium zu CaCl₂ reagiert und kein freies Chlor oder Salzsäure gebildet
wird.
[0008] Das Imprägniermittel, enthaltend Sulfitablauge, ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet,
daß es 75 - 95 Gew.-% Sulfitablauge, bevorzugt mit einem Feststoffgehalt von ca. 50
%, im Gemisch mit 0 - 20 Gew.-% Stärke und mindestens 5 Gew.-% eines Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin
(PPE)-Vorkondensats, bezogen auf Sulfitablauge, ge gegebenenfalls mit Amino-Sulfo-Carboxymethylcellulose
in einer Menge von 0,1 %, bezogen auf den Gesamtansatz (Sulfitablauge und PPE Harz),
als Kondensationskatalysator, enthält. Bei Verwendung des erfindungsgemäß zusammengesetzten
Imprägniermittels auf der Papiermaschine konnte offenbar durch Vernetzung der Ligninsulfonsäuren
mit dem genannten Vorkondensat und den Hexosen und Pentosen eine Erhöhung der Festigkeitswerte,
insbesondere des CMT-Wertes, erzielt werden.
[0009] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, daß das Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat
aus den Grundstoffen Adipinsäure, Triäthylentetramin und Epichlorhydrin so aufgebaut
ist, daß ein mittleres Molekulargewicht von 20000 bei einem Chlorgehalt von 16 - 18
%, bevorzugt 17 %, einer Kondensationstemperatur von 180°C und einer Reaktionszeit
von 45 min resultiert.
[0010] Mit sinkendem Stärkeanteil im erfindungsgemäßen Imprägniermittel kann die Papiermaschinengeschwindigkeit
erhöht werden. Dies ist vor allem möglich, weil bei höherem Feststoffgehalt eine
geringere Wassermenge in der Trockenpartie zu verdampfen ist.
[0011] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Imprägniermittels können Stoffqualitäten für
die Wellenlage der Wellpappe erzielt werden, deren Festigkeitsniveau jenes von Fluting
(d.i. eine Wellenlage, deren Hauptanteil Primärfasern sind, wodurch auch ohne chemische
Zusätze eine hinreichende Steifigkeit erzielt wird) übersteigt, wenn hochwertigere
Altpapierrohstoffe eingesetzt werden.
[0012] Bevorzugt wird eine Imprägnierflüssigkeit eingesetzt, die aus 75 % Sulfitablauge
(bei einem Feststoffgehalt von ca. 50 %), 20 % Stärke und 5 % Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat,
bezogen auf die Sulfitablauge, 12 % akt., besteht. Als Kondensationskatalysator kann
AminoSulfo-Carboxymethylcellulose in einer Menge von 0,1 %, bezogen auf den Gesamtansatz
(Sulfitablauge und PPE Harz), Verwendung finden.
[0013] Eine solche Imprägnierflüssigkeit wird in einem Ver fahren bevorzugt eingesetzt,
bei dem erfindungsgemäß das Imprägniermittel auf einen Feststoffgehalt von ca. 27
Gew.-%, bevorzugt mit Wasser, verdünnt wird und danach in an sich bekannter Weise
in der Leimpresse vor der Nach-Trockenpartie der Papiermaschine eingesetzt wird.
[0014] Die Zusammensetzung der Sulfitablauge kann dabei wie folgt definiert werden: 65 %
Calciumligninsulfonat, S-Gehalt 5 %, Molekülmasse ca. 80.000, 35 % Kohlenhydrate mit
folgendem Spektrum: 43 % Manose, 30 % Glucose, 22 % Xylose, 5 % Galactose. Die Kohlenhydrate
liegen in kurzkettig polymerer Form im Sinne von Oligosacchariden vor.
Analysedaten des Kondensationskatalysators:
[0015] Aktivsubstanz 75 %
Substitutionsgrad: |
Mol Substituenten per Mol Glucose |
Carboxymethylgruppen: |
0,3 |
Sulfoäthangruppen: |
0,2 |
Aminogruppen: |
0,01 |
NaCl: |
7,0 |
Natriumglykolat: |
5,0 |
H₂O: |
5,0 |
Soda: |
7,5 |
[0016] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann die Leimpressenflotte von 8,5
%, wie sie bei Stärke möglich ist, bzw. von 14,5 %, wie sie bei einer Mischung von
Stärke und Ligninsulfonat im Ausmaß von 1 : 1 möglich ist, auf 27 % erhöht werden.
Es können daher bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei Verwendung des
erfindungsgemäßen Imprägniermittels, bei Papierbahnen mit niedrigem Flächengewicht
Qualitäten erzielt werden, die bei üblichen Verfahren und üblichen Imprägniermitteln
erst bei höheren Flächengewichten erreicht werden.
[0017] Die Geschwindigkeit der Papiermaschine kann gegenüber üblichen Geschwindigkeiten
um ca. 5 % erhöht werden. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann eine
Steigerung der CMT-Festigkeitswerte um bis zu 108 % gegenüber dem unbehandelten Papier,
und des Berstdruckes um 66,6 %, ebenfalls gegenüber dem unbehandelten Papier, erzielt
werden. Dadurch ist es möglich, schlechtere Rohstoffe, d.h. praktisch 100 % gemischtes
Altpapier (B12), als Faserstoffeintrag für die Herstellung von Wellenpapieren einzusetzen.
Somit kann eine bedeutende Einsparung bei der Herstellung der Wellenpapiere erzielt
werden.
[0018] Eine Beeinträchtigung der Umweltbelastung durch den großen Anteil von Ligninsulfonaten
ist bei Wiederauflösung der mit Ligninsulfonaten behandelten Papiere nicht zu befürchten.
Versuche haben gezeigt, daß ein zwar verlangsamter CSB-Abbau (chemischer Sauerstoffbedarf)
in der Kläranlage festgestellt wurde, daß insgesamt jedoch bei der biologischen Abwasserreinigung
keine Schwierigkeiten zu erwarten sind. Die Ursache hiefür dürfte der Umstand sein,
daß die Ligninsulfonate auf die Faser aufziehen und durch die dabei auftretende
Vernetzung eine sehr hohe Faserretention erzielt wird.
1. Verwendung eines Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensates als Zusatz zur
Imprägnierflüssigkeit für die Oberflächenbehandlung von Papier, insbesondere von Wellpapperohpapier,
im Gemisch mit Ligninsulfonsäure, gegebenenfalls als Calciumsalz der Sulfonsäure,
wobei der Kondensationsgrad des Vorkondensates bei 500 liegt.
2. Imprägniermittel für Papier, insbesondere von Wellpapperohpapier, enthaltend Sulfitablauge,
dadurch gekennzeichnet, daß das Imprägniermittel 75 - 95 Gew.-% Sulfitablauge, bevorzugt
mit einem Feststoffgehalt von ca. 50 %, im Gemisch mit 0 - 20 Gew.-% Stärke und mindestens
5 Gew.-% Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat, bezogen auf die Sulfitablauge,
enthält, gegebenenfalls mit Amino-Sulfo-Carboxymethylcellulose in einer Menge von
0,1 %, bezogen auf den Gesamtansatz (Sulfitablauge und PPE Harz) als Kondensationskatalysator.
3. Imprägniermittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß es maximal 10 Gew.-%
Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat, bezogen auf die Sulfitablauge, enthält.
4. Polyamid-Polyamin-Epichlorhydrin-Vorkondensat zur Verwendung in einem Imprägniermittel
nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß es in an sich bekannter Weise
aus Adipinsäure, Triäthylentetramin und Epichlorhydrin aufgebaut ist, und daß hiebei
ein mittleres Molekulargewicht von 20.000 bei einem Chlorgehalt von 16 - 18 %, bevorzugt
17 %, einer Kondensationstemperatur von 180°C und einer Reaktionszeit von 45 min resultiert.
5. Verfahren zum Imprägnieren von Papier, insbesondere von Wellpapperohpapier, unter
Verwendung eines bevorzugt mit Wasser verdünnten Imprägniermittels nach den Ansprüchen
2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdünnung des Imprägniermittels auf einen
Feststoffgehalt von ca. 27 Gew.-% vorgenommen wird und dieses Imprägniermittel in
an sich bekannter Weise in der Leimpresse vor der Nach-Trockenpartie der Papiermaschine
eingesetzt wird.