[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruch 1.
[0002] Beispielsweise für sogenannte Torsionsstäbe, die für mannigfache technische Verwendungszwecke,
wie z.B. als Federstäbe, Antriebswellen und dergleichen verwendet werden können, sind
neben dickeren Partien auch dünnere Partien erforderlich, wobei man aus an sich hinlänglich
bekannten Gründen keine Absätze sondern allmähliche Uebergänge bei der Durchmesserveränderung
benötigen kann.
[0003] Solche Torsionstäbe werden in der Regel durch Drehen so bearbeitet, dass sie keine
Unwuchten oder ihre Eigenschaften sonst ungünstig beeinflussenden Unregelmässigkeiten
aufweisen, die sich bei ihrer vorangehenden Herstellung, z.B. beim Schmieden, ergeben
können. Das Drehen solcher schlanker langer Teile ist bekanntlich problematisch, wobei
die Werkzeugstandzeiten und die Arbeitsgeschwindigkeit bei den erforderlichen harten
Werkstoffen bescheiden sind. Die Werkstoffzerspanung führt zwangsläufig zu Materialverlusten;
es sind relativ grosse Werkstückdurchmesser erforderlich. Relativ grosse Härtungsverzüge
sind auch problematisch.
[0004] Diese Nachteile vermeidet das in der CH-PS 658 006 offenbarte Verfahren nach dem
Oberbegriff des vorstehenden Anspruch 1. Die Querschnittsflächenverkleinerung erfolgt
dabei präzise durch Kaltumformung, d.h. durch ein Kalt-Schlagwalzen, bei dem sich
hohe Arbeitsgeschwindigkeiten nicht nur erzielen lassen, sondern geradezu dem Zweck
der Erfindung förderlich sind. Die Werkzeugstandzeiten sind sehr hoch, ohne dass die
Präzision dadurch leiden würde. Hohe Arbeitsgeschwindigkeiten lassen einen Materialfluss
mit zumindest in vielen Fällen durchgehender Plastifizierung erzielen, der eine tiefreichende
Materialverfestigung ergibt. Bei nachträglicher Härtung ist nur mit einem geringen
Härteverzug zu rechnen, was gegenüber gedrehten Teilen einen weiteren Vorteil darstellt.
Da man praktisch nur mit rotierenden und gleichmässig angetriebenen Teilen arbeitet,
sind die Massenkräfte gut im Griff zu halten; und auch die beim Drehen problematischen
Schwingungen sind leicht vermeidbar.
Wenn man nach dem Verfahren gemäss CH-PS 658 006 volle oder hohle Werkstücke, beispielsweise
Torsionsstäbe herstellte, hatte man manchmal, sogar bei an sich zweckentsprechenden
Materialien, unerwartete Schwierigkeiten:
[0005] In manchen Fällen konnte es zu einer ungenügenden Plastifizierung kommen, während
man in anderen Fällen eine zu starke Verfestigung feststellte. In beiden Fällen war
der Materialfluss ungenügend, und es trat sogar Bruchgefahr auf.
[0006] Bei hohlen, also rohrartigen Werkstücken stellte man manchmal einen ungenügenden
radialen Materialfluss fest, was gegebenenfalls zu einer schlechten Ausformung des
Innenprofils führen konnte. Um die Ausbildung des Innenprofils zu verbessern, stellte
man die Walzköpfe erfahrungsgemäss stärker zu. Wenn man dann schliesslich eine ausreichende
Ausformung des Innenprofils erreichte, war in manchen Fällen die Wandstärke zu gering
geworden.
[0007] Mit einer Steigerung der Bearbeitung, also mit einer Erhöhung der Dichte der Walzvorgänge,
konnte in solchen Fällen keine Verbesserung erreicht werden.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile zu vermeiden, und einen
Weg aufzuzeigen, wie das eingangs genannte bekannte Kaltumformungs-Verfahren auch
dort wirtschaftlich anwendbar gemacht werden kann, wo es bislang versagte.
[0009] Zur Lösung dieser Aufgabe wird das im Anspruch 1 gekennzeichnete Verfahren vorgeschlagen.
[0010] Ueberraschenderweise wurde nämlich bei umfangreichen Versuchen gefunden, dass die
gefürchteten Fehler nicht auftreten, wenn man das Werkstück mit einem wenigstens 3
mm pro Werkstückumdrehung betragenden Axialvorschub vorschiebt, was eine sehr geringe
lokale Bearbeitungsdichte ergibt.
[0011] Die sich dabei eventuell ergebende wellige Aussenfläche wirkt sich in der Regel nicht
störend aus.
[0012] Bei Hohlprofilen kann man nach dem erfindungsgemässen Verfahren der gerade genannten
Art eine gute Ausbildung erhalten, wenn man bevorzugterweise das hohle Werkstück,
bezogen auf seine Bearbeitung mit zwei Walzen, deren jede in einem von zwei Walzköpfen
umläuft, mit einem axialen Werkstückvorschub von mindestens 5 mm pro Werkstückumdrehung
vorschiebt.
[0013] Wenn man das erfindungsgemässe Verfahren der gerade genannten besonderen Art zum
Reduzieren der Querschnittfläche und Kalibrierung des Aussendurchmessers eines auf
einem profilierten Dorn befindlichen hohlen Werkstücks einsetzt, erhält man eine ausgezeichnete
Ausbildung des dabei erzeugten Innenprofils im Werkstück. Es lässt sich aber manchmal
nicht vermeiden, dass nach dem Abdrücken des Werkstücks vom Dorn, eine gewisse Verdrehung
des Profils manifest wird.
[0014] Die zum Vermeiden dieses Verdrehens bisher üblichen Massnahmen sind bekanntlich umständlich
und kostspielig.
[0015] Diesem Mangel kann man nun nach einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemässen
Verfahrens unerwartet einfach dadurch begegnen, dass man das Werkstück, nachdem es
im Zuge des genannten Axialvorschubs bearbeitet wurde, während eines zum Axialvorschub
des Werkstücks entgegengesetzten Axialrückschubs des Werkstücks in analoger Weise
überwalzt wird, wobei die Walzköpfe höchstens geringfügig stärker zur Werkstückachse
hin zugestellt oder gleich zugestellt belassen werden, und wobei der Axialrückschub
des Werkstücks grössenordnungsmässig ähnlich aber höchstens gleich gross gehalten
wird, wie der richtungsmässig umgekehrte vorangehende Axialvorschub des Werkstücks.
[0016] Sozusagen als Zugabe wird die sich bei den sehr hohen Axialvorschüben im ersten Walzgang
ergebende wellige Aussenfläche dabei geglättet werden.
[0017] Es wurde schon ausgeführt, dass beim ersten Ueberwalzen während des Vorschubs, gerade
die geringe lokale Bearbeitungsdichte zum unerwartet guten Ergebnis führte.
[0018] Naturgemäss wird nun beim zweiten Walzvorgang während des Rückschubs die lokale Bearbeitungsdichte
erheblich gesteigert, beispielsweise verdoppelt, so dass man mit dem neuerlichen Auftreten
der Mängel rechnen musste.
[0019] Nun bewirkt aber die quasi Verdoppelung der lokalen Bearbeitungsdichte wiederum unerwarteterweise,
anstelle eines Auftretens der gefürchteten Fehler, sogar eine Korrektur des Innenprofils
und eine Glättung der Aussenfläche. Dies zusätzlich zu den Vorteilen, die man mit
dem ersten Arbeitsgang erreichen kann.
[0020] Die beim Walzen bei Axialrückschub erzielbare "Korrektur" des Verdrehens ist dabei
in der Regel umso grösser, je grösser der Axialrückschub ist.
[0021] Man kann beim erfindungsgemässen Verfahren alle Massnahmen und Vorteile, welche in
der CH-PS 658 006 aufgeführt sind, verwirklichen. Um unnötige Längen zu vermeiden,
soll der Offenbarungsgehalt der CH-PS 658 006 hier nicht wiedergegeben werden, sondern
er wird zum integrierenden Bestandteil der vorliegenden Beschreibung und Ansprüche
erklärt.
[0022] Wie schon in der CH-PS 658 006 festgehalten werden konnte, sind hohe Arbeitsgeschwindigkeiten
möglich, welche den Walzvorgang schneller als das davor üblich Drehen machen. Nach
der vorliegenden Erfindung ist dieser Vorteil noch ausgeprägter, weil die, wegen des
stark erhöhten Axialvorschubs geringere lokale Bearbeitungsdichte, eine noch höhere
Arbeitsgeschwindigkeit ermöglicht. Dabei vermeidet man nach wie vor die unerwünschten
Schwingungen des Drehens, und auch ein zweckdienliches Kalibrieren ist erreichbar.Das
Tiefgreifen der Strukturverbesserung, das schon bei der üblichen Bearbeitungsdichte
(mit dem Vorschub wurde natürlich die Drehzahl der Walzköpfe gesteigert) erkennbar
war, ist nach der Erfindung noch besser, obschon man bei der geringeren lokalen Bearbeitungsdichte
doch eher mit einer Verschlechterung des Materialflusses rechnen musste.
[0023] Die Erfindung wird nachstehend anhand der schematischen Zeichnung beispielsweise
besprochen. - Es zeigen:
Fig. 1 eine Draufsicht auf eine Vorrichtung, in welcher ein massiver, also voller
Stab nach dem erfindungsgemässen Verfahren bearbeitet wird,
Fig. 2 eine gegenüber Fig. 1 vergrösserte Ansicht des Walzkopfantriebs in Richtung
des Pfeiles II in Fig. 1 gesehen,
Fig. 3 ein gegenüber Fig 1 vergrössertes Fragment des Werkstücks,
Fig. 4 eine Draufsicht auf die bereits in Fig. 1 gezeigte Vorrichtung, mit etwas geänderter
Werkstückhalterung, in welcher ein hohler Stab, also ein Rohr nach dem erfindungsgemässen
Verfahren auf einem profilierten Dorn bearbeitet wird,
(Die Ansicht des Walzenantriebs der in Fig. 5 gezeigten Vorrichtung entspricht der
Fig. 2; der einzige Unterschied bestünde darin, dass anstelle des Werkstücks D das
Werkstück H auf dem Dorn D darzustellen wäre, was bei den gegebeben Grössenverhältnissen
nicht sichtbar gemacht werden kann. Somit hat es keinen Sinn die Fig. 2 nochmals zu
zeichnen und an die Stelle von H die Buchstaben H und D zu setzen.)
Fig. 5 ein gegenüber Fig. 4 vergrössertes Fragment des auf dem Dorn D befindlichen
Werkstücks H, beide längs der Achse A geschnitten,
und
Fig. 6 einen gegenüber Fig. 5 weiter vergrösserten Querschnitt durch Werkstück H und
Dorn D.
[0024] In den Figuren bedeuten:
A Werkstückachse.
D Dorn.
T Torsionsstab.
T1 dicker Teil von T, mit Aussendurchmesser TA.
T2 verjüngte Stelle von T, mit Aussendurchmesser TJ.
TA ursprünglicher Aussendurchmesser von T bei T1.
TJ verjüngter Aussendurchmesser von T bei T2.
TD halbe Differenz zwischen TA und TJ.
H Hohlstab.
H1 dickere Stelle von H, mit ursprünglichem Aussendurchmesser HA.
H2 verjüngte Stelle von H, mit Aussendurchmesser HJ.
HA ursprünglicher Aussendurchmesser von H bei H1.
HJ verjüngter Aussendurchmesser von H bei H2.
HK grösserer Innendurchmesser in H2.
HZ Zahn von H, an dessen Innenverzahnung.
WA Walzkopfachsen, entfernt von und quer zu A.
II Pfeil: zeigt in Vorschubrichtung von T und H, zeigt entgegen Rückschubrichtung
von H.
1 Maschinengestell.
2 Schraubenspindel, zum Vorschub von 3 entlang A.
2′ Motorantrieb von 2.
3 Einspannvorrichtung.
3′ Getriebemotor, zum Rotieren von 3 im Sinn von 7.
4 Walzköpfe.
40 Gelenkwellen, je zum Antrieb von 4.
41 Elektromotoren, je zum Antrieb von 40.
42 Riementriebe, je 40 und 41 verbindend.
43 Zahnräder, je 40 synchronisierend.
5 Walzen, je eine in jedem 4.
7 Rotationsrichtung von T und H.
Zu den Fig. 1, bis 3 wird ausgeführt:
[0025] Die in den Fig. 1 und 2 dargestellte Vorrichtung hat ein Maschinengestell 1, in welchem
die längs der Werkstückachse A durch eine Schraubenspindel 2 axial verschiebbare Einspannvorrichtung
3 drehbar gelagert ist.
[0026] Um die Einspannvorrichtung 3 mittels ihrer Schraubenspindel axial zu verschieben,
ist der Motorantrieb 2′ vorgesehen, der durch eine (nicht näher zu beschreibende)
herkömmliche Steuerung steuerbar ist, so dass er schneller oder langsamer läuft, was
eine schnellere oder langsamere Verschiebung der Einspannvorrichtung 3 bewirkt.
[0027] Beim Vorschub wird die Einspannvorrichtung 3 in Richtung des Pfeiles II vorgeschoben.
Mit der Einspannvorrichtung 3 wird auch der in ihr als Werkstück eingespannte Torsionsstab
T verschoben.
[0028] Um die Einspannvorrichtung um die Achse A zu rotieren, ist ein Getriebemotor vorgesehen,
der ebenfalls mittels einer an sich bekannten Steuerung hinsichtlich seiner Drehzahl
steuerbar ist. Hier wird die Einspannvorrichtung 3 (und mit ihr der eingespannte Torsionsstab
T) in Richtung des Pfeiles 7 rotiert.
[0029] Im Maschinengestell 1 sind um von der Achse A entfernte und zur Achse A quer orientierte
Walzkopfachsen WA zwei Walzköpfe 4 drehbar gelagert (es sind zwar übersichtlichkeitshalber
nur zwei Walzköpfe 4 dargestellt, es könnten aber auch mehr sein). In jedem Walzkopf
4 ist je eine Walze 5 frei drehbar gelagert, so dass sie bei umlaufendem Walzkopf
eine Planetenbewegung ausführt (anstelle der je nur einen Walze 5 könnten auch mehr
Walzen in jedem Walzkopf 4 gelagert sein, das würde aber die Uebersichtlichkeit der
Zeichnung stören).
[0030] Jeder Walzkopf 4 ist mit einer Gelenkwelle 40 drehfest verbunden. Die Gelenkwelle
40 kann von einem zugehörigen Elektromotor 41 über einen Riementrieb 42 angetrieben
werden. Damit die beiden Walzköpfe 4 gegenläufig synchron angetrieben werden, sind
die Zahnräder 43 vorgesehen.
[0031] Man kann den Vorschub bevorzugterweise, wie es dem Pfeil II entspricht so bestimmen,
dass man im Ziehen walzt; man kann beim Vorschieben aber auch im Stossen (entgegen
Pfeil II) walzen.
[0032] Unabhängig davon, ob man im Ziehen oder im Stossen walzt, kann man im Gegenlauf (also
so, dass die Walzen 5 entgegen dem Pfeil II am Torsionsstab T angreifen) oder im Gleichlauf
(also so, dass die Walzen 5 im Sinne des Pfeils II am Torsionsstab T angreifen) arbeiten.
Die Walzenprofile können flach oder konkav, symmetrisch oder asymmetrisch sein. Sie
können ein Drehmoment am Werkstück erzeugen, wenn dies gewünscht wird.
[0033] Der Torsionsstab T wird nach dem erfindungsgemässen Verfahren auf der in den Fig.
1 und 2 dargestellten Vorrichtung in diesem Beispiel wie folgt hergestellt, wobei
hinsichtlich des Torsionsstabs T auf Fig. 3 und hinsichtlich der Fertigungskriterien
auf Fig. 4 hingewiesen wird:
[0034] Man spannt den Torsionsstab T am einen Ende T1 in die Einspannvorrichtung 3 ein;
dieses Ende T1 hat den ursprünglichen Aussendurchmesser TD. Man beginnt den Torsionsstab
T mit der Einspannvorrichtung 3 im Sinne des Pfeiles 7 zu rotieren, während man die
rotierend angetriebenen (bis dahin vom Torsionsstab T entfernt gewesenen) Walzköpfe
4 langsam zum Torsionsstab T zustellt, bis sich die Walzen 5 beim Umlaufen jeweils
soweit der Werkstückachse A nähern, dass der schlanke Teil T2 des Torsionsstabs T
gewalzt wird. Dabei wird der Durchmesser TD auf den Durchmesser Td reduziert. Beim
Zustellen bewegt man den Torsionsstab T in der Regel langsamer als später in Richtung
des Pfeiles II, oder man bewegt ihn sogar etwas hin und her. Immerhin sollte dabei
die lokale Bearbeitungsdichte nicht so gross sein, dass die gefürchteten Nachteile
auftreten können. Nach beendetem Zustellen wird der Axialvorschub des Torsionsstabs
T in Richtung des Pfeiles II voll in den erfindungsgemässen Bereich gebracht und solange
gewalzt, bis die erforderliche Länge gewalzt wurde, wobei man hier einen zweiten dicken
Endbereich beibehält.
[0035] Nun kann das Walzen abgebrochen werden. Die Walzköpfe 4 werden von der Werkstückachse
A hinweg in die Ausgangslage zurück gebracht, und der fertige Torsionsstab T wird
ausgespannt. Die Einspannvorrichtung wird in die Ausgangslage zurückgeführt, und es
kann ein weiterer Torsionsstab eingespannt und bearbeitet werden.
[0036] Dabei wurden in diesem folgende Daten eingehalten:
- Beim Material des Torsionsstabs handelte es sich um Stahl 42 Cr Mo 4 mit einer Zugfestigkeit
von 800 N pro Quadratmillimeter.
- TA betrug 46,5 mm.
- TJ betrug 33,8 mm.
- TD betrug somit 6,35 mm.
- Die Walzköpfe enthielten je zwei Walzen und wurden mit 1130 Umdrehungen pro Minute
angetrieben.
- Die Werkstückdrehzahl betrug 106 Umdrehungen pro Minute.
- Der Axialvorschub des Werkstücks betrug 760 mm pro Minute, so dass sich ein Werkstückvorschub
von ca. 6,66 mm pro Werkstückumdrehung ergibt.
[0037] Aehnlich kann man auch einen innen nicht besonders profilierten hohlen Torsionsstab
herstellen, wobei man dort manchmal noch höhere Vorschubwerte anwenden kann.
[0038] Nachfolgend wird anhand der Fig. 4 bis 6 die Herstellung eines hohlen, innen profilierten
Hohlstabs H besprochen:
[0039] Auf dem grundsätzlich der Fig. 1 entsprechenden Maschinengestell 1 ist auch in Fig.
4 eine längs der Werkstückachse A durch eine Schraubenspindel 2 axial verschiebbare
Einspannvorrichtung 3 vorgesehen, in welcher der Hohlstab H koaxial zu seiner Werkstückachse
A eingespannt dargestellt ist. Die Schraubenspindel kann durch einen steuerbaren Motorantrieb
2′ in geeigneter Weise angetrieben werden, um den gewünschten axialen Werkstückvorschub
(hier in Richtung des Pfeiles II) im ersten Walzvorgang und den zum Pfeil II entgegengesetzten
axialen Werkstückrückschub im zweiten Walzvorgang zu erreichen. Die Einspannvorrichtung
3 kann ausserdem (samt dem in ihr auf den gezahnten Dorn D gespannten Hohlstab H)
durch einen Getriebemotor 3′ rotiert werden. Dadurch wird der Hohlstab H um seine
Werkstückachse A im Sinne des Pfeiles 7 rotiert.
[0040] Am Maschinengestell 1 sind auch zwei Walzköpfe 4, sich hinsichtlich der Werkstückachse
A gegenüberliegend, um zur Werkstückachse W querliegende (nicht bezeichnete) Achsen
drehbar gelagert. Die beiden Walzköpfe 4 sind durch einen nicht dargestellten Antrieb
miteinander starr synchronisiert so antreibbar, dass die in ihnen gelagerten Walzen
5 immer gleichzeitig am Hohlstab H angreifen. Dabei ist hier aus Gründen der Uebersichtlichkeit
der Zeichnung und zur leichteren Erläuterung des erfindungsgemässen Verfahrens nur
je eine Walze 5 in jedem dieser beiden Walzköpfe 4 dargestellt, es könnten aber auch
mehrere Walzen pro Walzkopf vorgesehen sein. Ebenso könnten im Prinzip auch mehr als
zwei (in der Regel sich paarweise gegenüberliegend angeordnete) Walzköpfe vorgesehen
sein, wenn dies, z B. aus Platzgründen, erwünscht und möglich ist.
[0041] Man kann im ersten Walzvorgang, wie es dem Pfeil II entspricht, im Ziehen walzen,
wobei man dann im zweiten Walzvorgang im Stossen (entgegen Pfeil II) walzt; man kann
aber auch umgekehrt vorgehen.
[0042] Unabhängig davon, ob man im Ziehen oder im Stossen walzt, kann man im Gegenlauf (also
so, dass die Walzen 5 im ersten Walzvorgang entgegen dem Pfeil II am Hohlstab H angreifen)
oder im Gleichlauf (also so, dass die Walzen 5 im ersten Walzvorgang im Sinne des
Pfeils II am Hohlstab H angreifen) arbeiten. Aehnlich kann man im zweiten Walzvorgang
mit zum Pfeil II umgekehrter Rückschubrichtung walzen. Die Walzenprofile können flach
oder konkav, symmetrisch oder asymmetrisch sein. Sie können ein Drehmoment am Werkstück
erzeugen, wenn dies gewünscht wird.
[0043] Man kann auf dieser Maschine eine innenverzahnte Welle, wie folgt herstellen:
[0044] Man spannt den rohrförmigen Hohlstab H an seiner in der Zeichnung ersichtlichen dicken
Stelle (sie entspricht dem ursprünglichen Durchmesser) in die Einspannvorrichtung
3 auf dem gezahnten Dorn D ein und beginnt den Hohlstab H im Sinne des Pfeiles 7 zu
rotieren, während man die rotierend angetriebenen (bis dahin vom Hohlstab H entfernt
gewesenen) Walzköpfe 4 langsam zum Hohlstab H zustellt, bis man sie der Werkstückachse
A soweit genähert hat, wie dies in der Zeichnung ersichtlich ist. Dabei bewegt man
den Hohlstab H in der Regel langsamer als später in Richtung des Pfeiles II, oder
man bewegt ihn sogar etwas hin und her. Immerhin sollte dabei die lokale Bearbeitungsdichte
nicht so gross sein, dass die gefürchteten Nachteile auftreten können. Danach wird
der Vorschub in Richtung des Pfeiles II voll in den erfindungsgemässen Bereich gebracht
und solange gewalzt, bis die erforderliche Länge des Werkstücks W gewalzt ist. Nun
beendet man das erste Walzen und walzt analog mit zum Pfeil II umgekehrtem axialen
Werkstückrückschub und angenähert gleicher Zustellung der Walzen 5 den zweiten Walzgang.
Während dieses zweiten Walzgangs wird das Innenprofil korrigiert und die Aussenfläche
geglättet.
[0045] Beim ersten Walzvorgang wird im vorliegenden Fall jeder Zahn Z des Innenprofils etwas
wendelartig verdreht ausgebildet, während beim zweiten Walzvorgang diese Verdrehung
korrigiert wird, so dass jeder Zahn des Werkstücks genau der korrekten Richtung (hier
gerade verlaufend) folgt.
[0046] Natürlich kann man auch schraubenlinienförmige Verzahnungen so herstellen.
[0047] Nun fährt man die Walzköpfe 4 in ihre vom Hohlstab H entfernte Ausgangslage zurück,
womit sich die Vorrichtung bereits in Ausgangslage befindet. Es ist also beinahe kein
Mehraufwand gegenüber dem einmaligen Walzen vorhanden, weil man dort die Walzköpfe
auch noch axial zurückstellen muss.
[0048] Der fertige Hohlstab H wird ausgespannt.
[0049] Es kann ein weiteres Werkstück eingespannt und entsprechend bearbeitet werden.
[0050] Als ursprüngliches Werkstück ist ein Rohr vorgesehen, welches an seiner in ursprünglicher
Dicke verbleibenden Stelle H1 einen Aussendurchmesser HA von 79 mm und einen Innendurchmesser
von 63 mm hat. Das Rohr besteht aus Stahl ST 52 mit einer Zugfestigkeit von 500 N
pro Quadratmillimeter. Es ist auf einem Dorn D aufgezogen, auf dem es an der verjüngten
Stelle H2 zu einem verjüngten Aussendurchmesser HJ von 71.5 mm reduziert wird. Dabei
erhält es eine dem Dorn D entsprechende Innenverzahnung mit Zähnen HZ. Der grössere
Innendurchmesser HK des Hohlraums im verjüngten Teil H1 beträgt 62.4 mm.
[0051] Man lässt dazu die beiden Walzköpfe 4, in denen, wie vorstehend geschildert, nur
je eine Walze 5 vorgesehen ist, mit einer Drehzahl von 1450 Umdrehungen pro Minute
laufen und stellt sie langsam so zu, dass sie das Werkstück von seinem Ausgangsdurchmesser
HA auf seinen Fertigdurchmesser HJ reduzieren, wobei im Inneren das Zahnprofil entsteht.
Dabei bewegt man den Hohlstab H anfänglich beim Einstechen in Richtung des Pfeiles
II und entgegen dieser Richtung, also hin und her, während es in Richtung des Pfeiles
7 dreht. In diesem Beispiel wird die Werkstück-Drehzahl bei 136 Umdrehungen pro Minute
gehalten. Nach dem Einstechen wird der Hohlstab H mit der genannten Drehzahl weiter
rotiert und nun mit 1000 mm pro Minute, also mit ca. 7 mm pro Werkstückumdrehung in
Richtung des Pfeiles II vorgeschoben. Wenn die erforderliche Länge gewalzt ist, kehrt
man vom Vorschub zum Rückschub (entgegen Pfeil II) um und walzt ansonsten unverändert
zurück.
[0052] Man erhält eine einwandfreie Hohlwelle mit sauber ausgerichteter und sauber ausgeformter
Verzahnung und sehr glatter Aussenfläche.
[0053] Sowohl beim Walzen mit Axialvorschub in Richtung des Pfeiles II, als auch beim zweiten
Walzen mit Rückschub entgegen dem Pfeil II sind geringe lokale Bearbeitungsdichten
gefahren worden, was auf die hohen Vor- bzw. Rückschubwerte (7 mm pro Werkstückumdrehung)
zurückzuführen ist.
[0054] Der axiale Vorschub und der axiale Rückschub (die beide weit oberhalb des üblichen
Vorschubs beim Walzen von Verzahnungen ins Volle liegen) verhindern eine übermässige
Verfestigung, ein Blauwerden, ein Verspröden und schlechtes Innenausformen des Werkstücks,
vermeiden also die Entwicklung unerwünschter Eigenschaften. Eine Vorschub- oder Rückschub-Verlangsamung
unter die gebräuchlichen Werte wäre, wie Versuche zeigten, nachteiliger- Erst wenn
man den axialen Vorschub und den Rückschub erfindungsgemäss (bei vergleichsweise gleichbleibender
Drehzahl der Walzköpfe) steigert, erhält man bessere bis sehr gute Ergebnisse, obschon
man wegen der viel geringeren lokalen Bearbeitungsdichte doch mit einer ungenügenden
Werkstückausbildung rechnen müsste, wie man das aus Erfahrung beim Walzen von Verzahnungen
ins Volle kennt.
[0055] Es überrascht dann wiederum, dass ein Rückschub-Walzen, welches die Bearbeitungsdichte
schliesslich verdoppelt, zu einer weiteren Eigenschaftenverbesserung führt, allerdings
unter der Voraussetzung, dass man bei beiden Walzvorgängen Axial-Werkstück-Schübe
(vor und zurück) fährt, die weit höher liegen, als die, welche beim Walzen von Aussenverzahnungen
ins Volle üblich sind.