(19)
(11) EP 0 372 253 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.06.1990  Patentblatt  1990/24

(21) Anmeldenummer: 89120878.7

(22) Anmeldetag:  10.11.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B41F 35/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 15.11.1988 DE 3838674

(71) Anmelder: Baldwin-Gegenheimer GmbH
D-86165 Augsburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Hillenbrand, Jürgen
    D-8949 Kirchheim (DE)
  • Waizmann, Franz
    D-8901 Gessertshausen (DE)

(74) Vertreter: Vetter, Ewald Otto, Dipl.-Ing. 
Patentanwaltsbüro Allgeier & Vetter Postfach 10 26 05
D-86016 Augsburg
D-86016 Augsburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Reinigungsvorrichtung für einen Druckmaschinengegendruckzylinder


    (57) Bei einer Druckmaschine mit einem Gegendruckzylinder (3), der mit wenigstens einem ein Druckbild auf einen Bedruck­stoff (6, 7) übertragenden Übertragungszylinder (4) zu­sammenwirkt, lassen sich dadurch eine hohe Produktions­qualität und Bedienungsfreundlichkeit erreichen, daß der Umfang zumindest des Gegendruckzylinders (3) mittels we­nigstens einer ein befeuchtbares Wischtuch (9) enthalten­den Wischeinrichtung (8) abwischbar ist, die im Bereich eines vom Bedruckstoff (6, 7) nicht umschlungenen Um­fangsabschnitts angeordnet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Druckmaschine, insbesondere eine Rollenrotationsdruckmaschine, mit wenigstens einem Gegendruckzylinder, der mit wenigstens einem ein Druck­bild auf einen Bedruckstoff übertragenden Übertragungs­zylinder zusammenwirkt.

    [0002] Bei Anordnungen dieser Art kommt es häufig vor, daß die auf dem Gegendruckzylinder zur Anlage kommende Bedruck­stoffseite einen fr-ischen, noch nicht vollständig trok­kenen Druck trägt. Es besteht daher die Gefahr, daß sich Farbe auf dem Gegendruckzylinder ablegt. Die Erfahrung hat gezeigt, daß bei Verwendung von mit einem Lösungs­mittel versetzten Farben das in der auf dem Gegendruck­ zylinder abgelegten Farbe enthaltene Lösungsmittel aus dem Druck des Bedruckstoffs immer noch mehr Farbe her­auslöst. Die Folge davon ist, daß die auf dem Gegendruck­zylinder abgelegte Farbe in unerwünschter Weise auf den Bedruckstoff zurückübertragen wird, wodurch dieser ver­schmiert und zu Makulatur wird. Bisher war es daher er­forderlich, die Druckmaschine von Zeit zu Zeit anzuhalten, um den Gegendruckzylinder mittels eines Lappens von Hand reinigen zu können. Dies erweist sich nicht nur als sehr umständlich und aufwendig, sondern ermöglicht auch keiner­lei Vorbeugung zur Verhinderung einer weiteren Verschmut­zung des Gegendruckzylinders.

    [0003] Hiervon ausgehend ist es daher die Aufgabe der vorliegen­den Erfindung, eine Anordnung eingangs erwähnter Art mit einfachen und kostengünstigen Mitteln so zu verbessern, daß eine Verschmutzung zumindest des Gegendruckzylinders ausgeschlossen ist.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Umfang zumindest des Gegendruckzylinders mittels we­nigstens einer ein befeuchtbares Wischtuch enthaltenden Wischeinrichtung abwischbar ist, die im Bereich eines vom Bedruckstoff nicht umschlungenen Umfangsabschnitts angeordnet ist.

    [0005] Diese Maßnahmen ermöglichen in vorteilhafter Weise nicht nur eine permanente Reinigung des Gegendruckzylinders, sondern ergeben gleichzeitig auch eine permanente Be­feuchtung des Gegendruckzylinders. Der auf dem Gegen­druckzylinder vorhandene Feuchtfilm macht den Gegen­ druckzylinder farbabstoßend und verhindert daher in vor­teilhafter Weise von Anfang an ein Ablegen von Farbe auf dem Gegendruckzylinder bzw. wirkt einem derartigen Able­gen von Farbe jedenfalls entgegen. Sofern in besonders schwierigen Fällen der Gegendruckzylinder dennoch Farbe annehmen sollte, wird diese sofort wieder abgewischt, wo­durch einem Farbaufbau entgegengewirkt wird. Die erfin­dungsgemäßen Maßnahmen stellen daher sicher, daß der Ge­gendruckzylinder sauber bleibt und daß Betriebsunterbre­chungen zum Reinigen des Gegendruckzylinders entfallen können.

    [0006] Zweckmäßig kann das Wischtuch mittels einer der Kontakt­stelle mit dem Gegendruckzylinder vorgeordneten Befeuch­tungseinrichtung befeuchtbar sein, die vorzugsweise auf das Wischtuch gerichtete Sprühdüsen aufweist. Diese Maß­nahmen ergeben praktisch eine indirekte Befeuchtung des Gegendruckzylinders. Der auf die-sen aufgebrachte Feucht­film kann daher sehr dünn sein, so daß der Bedruckstoff hierdurch nicht geschwächt wird.

    [0007] Eine weitere zweckmäßige Maßnahme kann darin bestehen, daß das Wischtuch im Bereich der Kontaktstelle mit dem Gegendruckzylinder über ein vorzugsweise als aufpumpbarer Balg ausgebildetes Andrückorgan geführt ist. Diese Maß­nahmen ermöglichen einerseits einen zuverlässigen Ein­griff des Wischtuchs und andererseits ein Abstellen des Wischtuchs vom Gegendruckzylinder, was einen Transport des Wischtuchs im entlasteten Zustand und damit eine Ent­lastung der Transportmechanik ergibt.

    [0008] Die Befeuchtung kann mit Wasser erfolgen. Bei Offsetma­schinen kann zweckmäßig das auch in den Feuchtwerken be­nötigte Feuchtmittel Verwendung finden, das besonders gute, farbabstoßende Eigenschaften aufweist.

    [0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und zweckmäßige Fortbildungen der übergeordneten Maßnahmen ergeben sich aus den restlichen Unteransprüchen.

    [0010] Nachstehend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert.

    [0011] In der Zeichnung zeigen:

    Figur 1 eine schematische Ansicht einer Rollenro­tationsoffsetdruckmaschine in Halbsatel­litenbauweise und

    Figur 2 eine vergrößerte Darstellung einer einem Gegendruckzylinder zugeordneten Wischein­richtung.



    [0012] Die der Figur 1 zugrundeliegende Druckmaschine besteht in an sich bekannter Weise aus zwei Doppel-Offsetdruckwerken 1, 2 mit jeweils einem Gegendruckzylinder 3, an den zwei hier als Gummizylinder ausgebildete Übertragungszylinder 4 angestellt sind, die mit einem jeweils zugeordneten Plattenzylinder 5 zusammenwirken. Anordnungen vorliegender Art ermöglichen eine vielfältige Papierführung. Im dar­gestellten Beispiel wird auf jedem Doppeldruckwerk 1 bzw. 2 eine Papierbahn 6 bzw. 7 einseitig bedruckt, die zuvor in einem vorgeordneten Druckwerk bereits auf der anderen Seite bedruckt worden sein soll. Diese kurz vorher be­druckte Seite der Papierbahn 6 bzw. 7 kommt am jeweils zugeordneten Gegendruckzylinder 3 zur Anlage.

    [0013] Um zu verhindern, daß der Gegendruckzylinder 3 verschmutzt wird, ist diesem eine Wischeinrichtung 8 zugeordnet, die seinen Umfang abwischt und gleichzeitig befeuchtet, wo­durch er saübergehalten und farbabstoßend gemacht wird. Die Wischeinrichtung 8 befindet sich jeweils in einem von der Papierbahn 6 bzw. 7 nicht umschlungenen Umfangs­abschnitt des jeweils zugeordneten Gegendruckzylinders 3. Beim linken Doppeldruckwerk 1 ist dies der Bereich zwischen dem Auf- und Ablauf der von außen zugeführten und nach außen wieder abgeführten Papierbahn 6. Beim rechten Doppeldruckwerk 2 wird die Papierbahn 7 von in­nen zugeführt und nach innen abgeführt. Die Wischein­richtung 8 könnte daher im Bereich zwischen den beiden Gegendruckzylindern 3 angeordnet sein. Um jedoch eine gute Zugänglichkeit dieses Bereichs zu gewährleisten, ist auch beim rechten Doppeldruckwerk 2 die Wischein­richtung 8 im Bereich der Außenseite, d. h. im Bereich der vom anderen Gegendruckzylinder abgewandten Seite des jeweils zugeordneten Gegendruckzylinders 3, angeordnet, wie das auch beim linken Doppeldruckwerk 1 der Fall ist. Die Papierbahn 7 ist dementsprechend in Form einer Schleife 7a um die Wischeinrichtung 8 herumgeführt. Hier­zu sind die Wischeinrichtung 8 hintergreifende Umlenk­rollen 19 vorgesehenen, denen in problematischen Fällen ebenfalls eine Wischeinrichtung obengenannter Art zuge­ordnet sein kann.

    [0014] Die Wischeinrichtung 8 enthält ein aus Vlies bestehendes Wischtuch 9, das, wie am besten aus Figur 2 erkennbar ist, von einer Vorratsrolle 10 abwickelbar und auf eine Speicherrolle 11 aufwickelbar ist. Die Vorratsrolle 10 wirkt mit einem Taster 12 zusammen, der bei zu Ende ge­hendem Tuchvorrat ein Signal auslöst. Im Bereich zwischen der Vorratsrolle 10 und der Speicherrolle 11 läuft das Wischtuch 9 über ein dem zugeordneten Gegendruckzylinder 3 gegenüberstehendes Andrückorgan 13, welches das Wisch­tuch 9 mit einem streifenförmigen Abschnitt zum Eingriff mit dem Umfang des zugeordneten Gegendruckzylinders 3 bringt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel soll das Andrückorgan 13 als aufpumpbarer Balg ausgebildet sein, der im aufgepumpten Zustand das Wischtuch 9 an den Ge­gendruckzylinder 3 andrückt. Im entlasteten Zustand kann das Wischtuch 9 vom Gegendruckzylinder 3 abheben. Hier­durch ist es möglich, das beim Vorwärtstransport gegen­läufig zum zugeordneten Gegendruckzylinder 3 laufende Wischtuch 9 während des Vorschubs zu entlasten, was auch die Vorschubmechanik entlastet.

    [0015] Der Vorschub des Wischtuchs 9 wird hier durch einen über eine Hebelmechanik mit der Speicherrolle 11 verbundenen Hubkolben 14 bewerkstelligt. Die Vorratsrolle 10 kann mit einer Bremse oder einer Verriegelung zusammenwirken, die bei Aktivierung des Hubkolbens gelöst wird. Der Vor­wärtstransport des Wischtuchs 9 erfolgt schrittweise. Die erforderliche Schrittzahl pro Zeiteinheit kann in Abhängigkeit von der anfallenden Verschmutzung des Ge­gendruckzylinders eingestellt werden.

    [0016] Die Wischeinrichtung 8 enthält ferner eine Befeuchtungs­einrichtung zur Befeuchtung des Wischtuchs 9, welches wiederum den zugeordneten Gegendruckzylinder 3 befeuch­ten soll. Diese Befeuchtugnseinrichtung besteht hier aus einem das Wischtuch 9 hintergreifenden, oberhalb der Kontaktzone zwischen Tischtuch 9 und Gegendruckzylinder 3 angeordneten Düsenbalken 15 mit über die Wischtuch­breite verteilten, schräg nach unten auf das auf das An­drückorgan 13 auflaufende Wischtuch 9 gerichteten Sprüh­düsen 16. Diese sind von einem Schutzblech 17 untergrif­fen, das eine oberhalb der Kontaktstelle zwischen Wisch­tuch 9 und Andrückorgan 13 bzw. Gegendruckzylinder 14 angeordnete Tropfkante aufweist.

    [0017] Der Düsenbalken 15 kann eine allen Sprühdüsen 16 zuge­ordnete Sammelkammer aufweisen, die zunächst mit Feucht­flüssigkeit gefüllt und anschließend durch Beaufschla­gung mit Druckluft ausgeblasen wird, was eine gute Ver­nebelung ergibt. Die Befeuchtung des Wischtuchs 9 er­folgt mit jedem Transportschritt und bei Bedarf auch zwischen zwei Schritten. Die zugeführte Feuchtflüssig­keit ist dabei so zu dosieren, daß der auf dem Gegen­druckzylinder 3 erzeugte Feuchtfilm die Papierbahn 6 bzw. 7 nicht schwächt. Die Feuchtflüssigkeit kann Wasser sein. Bei Offsetmaschinen, wie hier, kann als Feucht­flüssigkeit das auch in den Feuchtwerken verwendete Feuchtmittel Verwendung finden. Die Befeuchtungseinrich­tung 8 ist dementsprechend an einen Feuchtmitteltank an­geschlossen. Bei Verwendung von Wasser erfolgt einfach ein Anschluß an das Leitungsnetz. Der Anschluß erfolgt über einen mit einer verschraubbaren Muffe versehenen Anschlußstutzen 18.

    [0018] Die gesamte Wischeinrichtung 8 ist auf einem Gestell 20 mit zwei seitlichen, durch Traversen überbrückten La­gerschilden aufgenommen, die an den Seitenwänden der Druckmaschine lösbar festlegbar sind.


    Ansprüche

    1. Druckmaschine, insbesondere Rollenrotationsdruckma­schine, mit wenigstens einem Gegendruckzylinder (3), der mit wenigstens einem ein Druckbild auf einen Be­druckstoff (6, 7) übertragenden Übertragungszylinder (4) zusammenwirkt, dadurch gekennzeichnet, daß der Umfang zumindest des Gegendruckzylinders (3) mittels wenigstens einer als ein befeuchtbares Wischtuch (9) enthaltenden Wischeinrichtung (8) ausgebildeten Rei­nigungs- und Filmauftragseinrichtung abwischbar ist, die im Bereich eines vom Bedruckstoff (6, 7) nicht um­schlungenen Umfangsabschnitts angeordnet ist.
     
    2. Druckmaschine nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß das Wischtuch (9) während des laufenden Betriebs in Anlage am Gegendruckzylinder (3) gehalten wird.
     
    3. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Wischtuch (9) in einem durch wenigstens eine Bahnleitwalze (19) umschlingungs­frei gehaltenen Umfangsbereich des Gegendruckzylinders (3) an diesem anstellbar ist.
     
    4. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Wischtuch (9) mit farb­abstoßendem Offset-Feuchtmittel beaufschlagbar ist.
     
    5. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Wischtuch (9) mittels einer der Kontaktstelle vorgeordneten Befeuchtungsein­richtung befeuchtbar ist, die vorzugsweise auf das Wischtuch (9) gerichtete Sprühdüsen (16) aufweist und daß das Wischtuch (9) im Bereich der Kontaktstelle über ein vorzugsweise als aufpumpbarer Balg ausgebildetes Andrückorgan (13) geführt ist.
     
    6. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das vorzugsweise von einer Vorratsrolle (10) abwickelbare und auf eine Speicher­rolle (11) aufwickelbare Wischtuch (9) schrittweise transportierbar und beim Transport durch Abstellen des Andrückorgans (13) entlastbar ist.
     
    7. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befeuchtungseinrich­tung (15, 16) sporadisch, vorzugsweise mit dem Trans­port des Wischtuchs (9), aktivierbar ist.
     
    8. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß bei Halbsatellitenbauweise die jeweils einen Gegendruckzylinder (3) zugeordnete Wischeinrichtung (8) auf der vom jeweils anderen Ge­gendruckzylinder (3) abgewandten Seite angeordnet ist.
     
    9. Druckmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befeuchtungseinrich­tung außer ihrem Feuchtmittelanschluß auch einen Was­seranschluß (18) aufweist.
     
    10. Druckmaschine nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Bahnleitwal­ze bzw. den Bahnleitwalzen (19) ebenfalls mindestens eine ein befeuchtbares Wischtuch (9) enthaltende Wischein­richtung (8) zugeordnet ist.
     




    Zeichnung