(19)
(11) EP 0 372 415 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.06.1990  Patentblatt  1990/24

(21) Anmeldenummer: 89122200.2

(22) Anmeldetag:  01.12.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C07C 311/48, C07C 303/42, C01B 11/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 03.12.1988 DE 3840814

(71) Anmelder: BEHRINGWERKE Aktiengesellschaft
35001 Marburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Stief, Thomas, Dr.
    E-41007 Sevilla (ES)

(74) Vertreter: Klein, Otto, Dr. et al
Hoechst AG, Werk Gendorf, Patentbüro
84504 Burgkirchen
84504 Burgkirchen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Stabilisierung von Chloraminen oder Salzen von unterchloriger Säure


    (57) Es wird ein Verfahren zur Stabilisierung von Chlora­minen mittels einer oxidationsresistenten Puffersubstanz beschrieben.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisierung von Chloraminen oder Salzen von unterchloriger Säure mittels oxidationsresistenter Puffersubstanzen.

    [0002] Chloramine als Methionin zu Methioninsulfoxid oxidierende Agentien sind in der klinischen Chemie der Fibrinolyse von Bedeutung. Sie ermöglichen eine von anwesenden alpha-2-Antiplasmin nahezu unabhängige Messung fibrino­lytischer Aktivität.

    [0003] Lösungen von Chloraminen sind jedoch nur begrenzte Zeit haltbar, insbesondere wenn oxidierbare Substanzen anwe­send sind. Zweckmäßig ist daher, die Chloramine in lyophilisierter Form bereitzustellen. Gebräuchliche Lyophilisationsfüllstoffe wie Mannit sind jedoch unge­eignet, da sie mit Oxidantien reagieren.

    [0004] Aufgabe der Erfindung ist daher, ein Verfahren zur Stabilisierung von Chloraminen zur Verfügung zu stellen.

    [0005] Oxidantien vom Typ der Chloramine wie Chloramin T, Chloramin B, HOCl oder deren Salze in gelöster oder getrockneter, vorzugsweise lyophilisierter Form werden überraschenderweise durch Zusatz von oxidationsinerten Puffern, die bei pH 7-12, vorzugsweise 8-11 puffern, wie N-(2-hydroxyethyl )piperazin-N-3-propansulfonsäure (HEPPS) oder N,N′-Bis(2-hydroxyethyl)glycin (BICIN) stabilisiert.

    [0006] Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Stabilisierung von Chloraminen, dadurch gekennzeichnet, daß eine oxidationsresistente Puffersubstanz zugegeben wird.

    [0007] Bevorzugt ist BICIN.

    [0008] Die Puffer werden in Konzentrationen von 1-500, vorzugs­weise 5-50 mM verwendet.

    [0009] Derart stabilisierte Chloramine behalten in getrockneter Form ihre Oxidationskraft, selbst wenn sie länger als 2 Wochen bei 37°C gelagert werden. In gelöster Form behal­ten die derart stabilisierten Chloramine über längere Zeit einen eingestellten alkalischen pH-Wert.

    [0010] Die Erfindung wird weiterhin in den Ansprüchen definiert und wird in den folgenden Beispielen erläutert.

    Beispiel 1


    Stabilisierung von Chloramin T-Lösungen durch Puffer­zusatz



    [0011] Der Inhalt je eines Reagenzfläschchens "Oxidant" aus einem PAI(Plasmi­nogenaktivator-Inhibitor)-Test-Kits, Behringwerke Marburg, FRG, wurde in 10 ml aqua dest., Tris-, TAPS -, HEPPS- oder BICIN-Puffer (alle 10 mM, pH 9.5) gelöst. Die Konzentra­tionen in diesen Lösungen sind dann: 8 mM Chloramin T, 3 mM Tranexamsäure (trans-4-Aminomethyl-Cyclohexan-Carbonsäure), 3% Ficoll. Nach verschiedenen Zeitintervallen bei 37°C wurde mit einem Standard-Human-Plasma, das durch Immun­adsorption von PAI befreit wurde ("PAI-Mangelplasma"; "Standard S 1˝) ein PAI-Test (Thromb. Res. 50, 559, 1988) durchgeführt. Ergebnis siehe Tabelle 1.
    Tabelle 1
    Chloramin T-Lyophilisat aufgelöst in gemessene Plasminaktivität (A/5 min) mit Standard S 1 nach Lagerung von
      0 Tag 0,25 Tagen 1 Tag 7 Tagen
    aqua dest. 1.052 1.062 1.133 1.052
    Tris* 1.067 1.093 1.112 0.110
    TAPS** 1.067 1.109 1.111 0.219
    HEPPS 1.062 1.085 1.130 1.051
    BICIN 1.064 1.094 1.127 1.090
    * Tris(hydroxymethyl)-aminomethan
    ** N-Tris(hydroxymethyl)methyl-aminopropansulfonsäure


    [0012] Man erkennt, daß Tris und TAPS zu einem Verlust an gemessener Plasminaktivität in Abhängigkeit von der Lagerungszeit führt.

    Beispiel 2



    [0013] Beispiel 1 wurde statt mit Chloramin T mit Chloramin B wiederholt (Tabelle 2).
    Tabelle 2
    Chloramin B-Lyophilisat aufgelöst in gemessene Plasminaktivität (A/5 min) mit Standard S 1 nach Lagerung von
      0 Tag 0,25 Tagen 1 Tag 7 Tagen
    aqua dest. 1.082 1.124 1.117 1.135
    Tris 1.102 1.119 1.034 0.442
    TAPS 1.099 1.119 1.067 0.779
    HEPPS 1.093 1.116 1.110 1.170
    BICIN 1.082 1.112 1.102 1.171


    [0014] Man erkennt, daß auch hier BICIN oder HEPPS die Chlora­minaktivität stabilisieren.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Stabilisierung von Chloraminen oder Salzen von unterchloriger Säure, dadurch gekennzeich­net, daß eine oxidationsresistente Puffersubstanz zugegeben wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Substanz N-(2-hydroxyethyl )piperazin-N-3-propan­sulfonsäure (HEPPS) oder N,N′-Bis(2-hydroxyethyl)gly­cin (BICIN) ist.
     
    3. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Substanzen in Konzen­trationen von 0.3-30 Gewichtsprozent verwendet werden.
     
    4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß getrocknet wird.
     





    Recherchenbericht