(19)
(11) EP 0 391 857 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.10.1990  Patentblatt  1990/41

(21) Anmeldenummer: 90810273.4

(22) Anmeldetag:  05.04.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E02D 17/20, E02D 29/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR LI LU

(30) Priorität: 07.04.1989 CH 1307/89

(71) Anmelder: FEHLMANN GRUNDWASSERBAUTEN AG
CH-3001 Bern (CH)

(72) Erfinder:
  • Walter, Bob
    CH-3000 Bern (CH)
  • Würsch, Herbert
    CH-3270 Aarberg (CH)
  • Reber, Reinhard
    CH-3213 Kleinbösingen (CH)

(74) Vertreter: Fischer, Franz Josef et al
BOVARD AG Patentanwälte VSP Optingenstrasse 16
3000 Bern 25
3000 Bern 25 (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Anbringen eines der Begrünung dienenden Vegetationsunterbodens an einer Böschung und/oder an einer Wand


    (57) An einer Böschung und/oder an einer Wand (1) wird ein der Begrünung dienender Vegetationsunterboden (5) als Gemisch aus einem Substrat, einem Bodenfestiger und Wasser vor­zugsweise mit einer Spritzvorrichtung aufgetragen. Die Schichtdicke des Vegetationsunterbodens beträgt höchstens 25 cm. Das Substrat haftet durch die Wirkung des Boden­festigers in sich und an vorgängig angebrachten dreidi­mensionalen Gittern (3). Ein Auswaschen oder Abrutschen bei widerlichen Witterungsverhältnissen wird verhindert. Das Verfahren gestattet beispielsweise ein kostengünsti­ges nachträgliches Begrünen von steilen Stützwänden oder Mauern.




    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Anbringen eines der Begrünung dienenden Vegetations­unterbodens an einer Böschung und/oder an einer Wand ge­mäss dem Oberbegriff des Patentanspruches 1, auf eine Durchführung des Verfahrens sowie auf eine Böschung und/­oder Wand mit nach dem Verfahren aufgetragenem Vegeta­tionsboden.

    [0002] Im modernen Industriestaat mehren sich die Anforderungen an die Verkehrswege: Kreuzungen und grössere Steigungen werden vermieden, es entstehen in zunehmendem Masse Bö­schungen und Dämme an Strassen, Autobahnen, Eisenbahn­linien und Wasserwegen. Seit einigen Jahren versucht man vermehrt, Böschungen im Erdbau nach der Fertigstellung des Bauwerkes zu begrünen. Mächtige nackte Betonwände oder -mauern sind mehr und mehr verpönt. Zum Begrünen einer Böschung muss vorgängig ein Vegatationsunterboden, beispielsweise eine Humusschicht, eingebracht werden. Dazu sind heute, je nach Art und Steilheit der Böschung, insbesondere zwei Verfahren bekannt:

    [0003] Ein erstes Verfahren bezieht sich auf nicht sehr steile unbefestigte Böschungen. Nach einer Hangkorrektur, bei­spielsweise beim Erstellen einer neuen Strasse, ist auf der korrigierten oder neuerstellten Böschung kein Humus mehr vorhanden der ein Wachsen von Pflanzen ermöglichen würde. Ein Auftragen von Humus kann wegen der Wegschwemm­gefahr bei starken Regenfällen nicht problemlos erfolgen. Es ist bekannt, dass deshalb vor dem Aufbringen des Humus sogenannte dreidimensionale Gitter mit Erdnägeln am Boden befestigt werden. Dreidimensionale Gitter sind flächige Gebilde mit von der Grundfläche abstehenden Elementen. Solche Gitter werden, die Böschung bedeckend verlegt und geben der nachträglich aufgetragenen Humusschicht Halt gegen ein Auswaschen oder Abrutschen. Dieses Verfahren eignet sich für Böschungen mit einem Böschungswinkel bis etwa 50°.

    [0004] Sehr steile Böschungen mit Böschungswinkeln über 50° bis etwa 80° müssen in den meisten Fällen künstlich befestigt werden. Oft wird dazu eine Betonmauer erstellt. Diese lässt sich aber nicht ohne weiteres begrünen. Soll die steile Böschung dennoch begrünt werden, so bietet sich dazu ein zweites jedoch aufwendiges Verfahren an. Bei der zu erstellenden Böschung ist ein zusätzlicher Aushub von etwa 1,5 - 2 m Tiefe erforderlich. Die Böschung wird nun mittels einer Mauer einer sogenannten Infiltrationsver­dübelung oder einer Bodenvernagelung befestigt. Vor der befestigten Böschung wird praktisch die gleiche Menge des vorher zusätzlich ausgehobenen Erdmaterials, mit Geo­textilien armiert, schichtweise aufgebaut und verdichtet. Ein solches Verfahren ist beispielsweise unter dem Namen Textomur bekannt.

    [0005] Noch aufwendiger, wenn nicht sogar nahezu unmöglich, ist die Begrünung einer bereits bestehenden befestigten Bö­schung, insbesondere einer steilen Böschungswand oder ei­ner Mauer. Dazu sind, in den meisten Fällen wegen Mangel an verfügbarem Platz, ein Abtragen der befestigten Bö­schung, Wand oder Mauer, ein aufwendiger Aushub sowie das Erstellen einer neuen Böschungsbefestigung notwendig, be­ vor das obgenannte Verfahren angewandt werden kann. Ent­sprechende Auswirkungen auf den Baupreis sind vorausseh­bar.

    [0006] Es ist deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, aufzuzeigen wie nicht nur neue, im wesentlichen befestig­te steile Böschungen, wie durch Bodenvernagelung oder ähnliche Verfahren befestigte Böschungswände aus armier­tem Spritzbeton, sondern auch bereits bestehende, steile Stützwände oder Mauern, ohne die vorgängig beschriebenen Nachteile begrünt werden können.

    [0007] Diese Aufgabe wird gemäss den in den kennzeichnenden Tei­len der Patentansprüche 1, 7 und 8 aufgeführten Merkmale gelöst.

    [0008] Anhand von Zeichnungen wird die Erfindung nachstehend beispielsweise näher beschrieben. Es zeigen

    Fig. 1 einen Schnitt durch eine mit einer Stützwand be­festigte Böschung mit einem erfindungsgemäss an der Mauer angeordneten Vegetationsunterboden, und

    Fig. 2 eine Ansicht der Böschung gemäss der Fig. 1.



    [0009] Die Fig. 1 und 2 zeigen einen an einer Stützwand 1 nach dem erfindungsgemässen Verfahren aufgetragenen Vegeta­tionsunterboden 5. Die steile Stützwand 1, deren mit dem Vegetationsunterboden versehene Oberfläche gegenüber der Vertikalen um mindestens 10° geneigt ist, besteht aus ar­miertem Spritzbeton und ist mit Bodennägeln 9 im Erdreich 2 verankert. Auf der dem Erdreich 2 abgewandten Seite der Stützwand sind im wesentlichen in waagrechter Richtung verlaufende, als Halterost dienende, dreidimensionale Gitter 3 angebracht. Die Gitter sind an der Stützwand 1 mit Befestigungselementen 4 befestigt. Als letztere kom­men beispielsweise Nägel, Schrauben oder Stifte in Be­tracht.

    [0010] Die dreidimensionalen Gitter 3, wie sie beispielsweise von der Firma J. Kriesmer, Handelsgesellschaft m.b.H. in 6500 Landegg, Oesterreich, vertrieben werden, stehen im gezeigten Ausführungsbeispiel etwa 8 cm von der Stütz­wandoberfläche ab. Sie dienen dazu, beim erfindungsge­mässen Verfahren dem frisch aufgebrachten Vegetations­unterboden 5 einen ersten anfänglichen Halt zu bieten. Im weiteren verhindern sie zuverlässig ein Auswaschen und/oder Abrutschen des Vegetationsunterbodens 5 bei widerlichen Witterungsverhältnissen. Der Vegetations­unterboden 5, dessen Zusammensetzung weiter hinten aus­führlich beschrieben wird, muss dem auf seine Oberfläche aufgebrachten Saatgut 6 nach dem Keimen die Möglichkeit einer guten Durchwurzelung bieten. Wie bei bekannten und bewährten Verfahren wird das Saatgut 6 mit einem Haft­stoff gemischt und anschliessend wird der Vegetations­unterboden 5 mit diesem vorbehandelten Saatgut bespritzt. Das frisch aufgetragene Saatgut wird zum Schutz bis zu dessen Keimung beispielsweise mit Strohmatten 7 abge­deckt. Der Vegetationsunterboden 5 wird mit einer dünnen Schicht von höchstens 25 cm, vorzugsweise aber nur etwa 8 - 15 cm, aufgetragen. Die Schichtdicke des Vegetations­unterbodens entspricht im wesentlichen der Abmessung der von der Wand abstehenden Teile der dreidimensionalen Git­ter. Damit der dünn aufgetragene Vegetationsunterboden nicht unverhältnismässig schnell austrocknet, sind bei Stützwänden 1 oder Mauern, Aussparungen 8 vorgesehen, die der natürlichen Feuchtigkeit des Erdreichs 2 einen Zu­tritt zum Vegetationsunterboden gestatten. Vorteilhafter­weise werden in diesen Aussparungen Wasserauffangvorrich­tungen 10 angeordnet, die insbesondere nach einem Nieder­schlag Wasser speichern und dieses den Wurzeln der Pflan­zen nach und nach abgeben. Als Wasserauffangvorrichtung können beispielsweise abgefahrene Autopneus dienen.

    [0011] Der Vegetationsunterboden wird erfindungsgemäss als Ge­misch aus einem Substrat, einem Bodenfestiger und Wasser aufbereitet. Als Substrat eignen sich im wesentlichen Humus und/oder Kompost. Ein bevorzugtes Substrat wird von der Firma Ricoter in Aarberg hergestellt. Es enthält ca. 35 Volumenprozent getrocknete Rübenwascherde, ca. 25 Volumenprozent Kompost aus Baumrinde und organischen Abfällen der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, ca. 20 Volumenprozent Reispelzen und ca. 20 Volumenpro­zent Weisstorf. Die Prozentangaben stellen ein empfoh­lenes Mischverhältnis dar. Die einzelnen Bestandteile können jedoch in weiten Grenzen zwischen 0 und 70 % variiert werden.

    [0012] Als Bodenfestiger hat sich das bekannte Produkt Hüls Terravest 801 der Firma Hydrosaat in Bern als geeignet erwiesen. Der Bodenfestiger wird, je nach Neigung der Bö­schung und Substratbeschaffenheit, dem Substrat mit 0,1 bis 20, vorzugsweise mit 8 Volumenprozent beigemengt. Der obgenannte Bodenfestiger ist ein flüssiger Kunststoff, der nach dem Auftragen des Vegetationsunterbodens, je nach Temperatur, unter Einwirkung des Luftsauerstoffes in einigen Stunden aushärtet und das Substrat in sich und mit dem dreidimensionalen Gitter verbindet. An der Ober­fläche des Vegetationsunterbodens bildet sich keine Haut, so dass die Saugfähigkeit des Bodens für Regenwasser voll erhalten bleibt. Daher werden Keimung und Pflanzenwuchs nicht beeinträchtigt. Der Bodenfestiger gibt dem Substrat die nötige Widerstandskraft, starken Winden und Regengüs­sen zu widerstehen. Es hat sich als Vorteil erwiesen, insbesondere beim Auftragen des Vegetationsunterbodens mit einer Spritzvorrichtung, dem Substrat noch 1 bis 20 Volumenprozent Wasser beizumengen.

    [0013] Mit dem so vorbereiteten Gemisch und der erwähnten Spritzvorrichtung lässt sich auch nachträglich, an ei­ner seit Jahren bestehenden Betonmauer, auf relativ ein­fache Weise ein Vegetationsunterboden anbringen.

    [0014] Es ist ebenfalls denkbar, den Vegetationsunterboden als Schwemmasse mit den vorgenannten Komponenten aufzüberei­ten und die vorgängig mit dem dreidimensionalen Gitter versehene Böschung mit der Schwemmasse einzuschwemmen.

    [0015] Durch den äusserst dünnen Auftrag des Vegetationsunterbo­dens sind bei Vorbereitungsarbeiten zum Begrünen einer Böschung und/oder einer Wand weniger teure und aufwendige Aushubarbeiten und weniger Materialtransporte erforder­lich. Dadurch zeichnet sich das erfindungsgemässe Verfah­ren zum Anbringen eines Vegetationsunterbodens nicht nur durch wesentliche preisliche Vorteile aus, sondern es leistet auch einen Beitrag an den Umweltschutz. Wie be­reits erwähnt, ist der Vegetationsunterboden auch an seit langem bestehenden Stützwänden oder Mauern ohne wesentli­chen zusätzlichen Platzbedarf anbringbar.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Anbringen eines der Begrünung die­nenden Vegetationsunterbodens (5) an einer Böschung und/oder an einer Wand (1) zum Befestigen der Böschung, wobei die Bereiche, die zum Anbringen des Vegetations­unterbodens bestimmt sind, zumindest teilweise flächen­deckend mit einem Halterost (3) mit von der Böschung und/oder der Wand abstehenden Halteelementen versehen worden sind, dadurch gekennzeichnet, dass der Vegeta­tionsunterboden als Gemisch aus einem Substrat, einem Bodenfestiger und einer Flüssigkeit an der Böschung und/oder der Wand aufgetragen wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet dass der Vegetationsunterboden durch Anspritzen der Bö­schung und/oder der Wand aufgetragen wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, dass der Vegetationsunterboden durch Einschwemmen der Böschung und/oder der Wand aufgetragen wird.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, dass als Substrat im wesentlichen Humus und/oder Kompost verwendet wird.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, dass dem Substrat 1 bis 20, vor­zugsweise 8 Volumenprozent Bodenfestiger beigemengt wer­den.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, dass dem Substrat 1 bis 20 Volumen­prozent Wasser beigemengt werden.
     
    7. Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zum Auftragen des Gemi­sches eine Spritzvorrichtung verwendet wird.
     
    8. Böschung und/oder Wand mit nach den Verfahren von einem der Ansprüche 1 bis 6 aufgetragenem Vegetations­unterboden (5), dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht­dicke des Vegetationsunterbodens höchstens 25 cm, vor­zugsweise 8 bis 15 cm beträgt.
     
    9. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die mit dem Vegetationsunterboden (5) versehene Oberfläche gegenüber der Vertikalen minde­stens 10° geneigt ist.
     
    10. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass in der Wand (1) wenigstens eine Aussparung (8) zum Versorgen des sich vor der Mauer befindlichen Vegetationsunterbodens (5) mit natürlicher Feuchtigkeit vorhanden ist.
     
    11. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass in der Aussparung (8) eine Wasser­auffangvorrichtung (10) angeordnet ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht