[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Anbringen eines der
Begrünung dienenden Vegetationsunterbodens an einer Böschung und/oder an einer Wand
gemäss dem Oberbegriff des Patentanspruches 1, auf eine Durchführung des Verfahrens
sowie auf eine Böschung und/oder Wand mit nach dem Verfahren aufgetragenem Vegetationsboden.
[0002] Im modernen Industriestaat mehren sich die Anforderungen an die Verkehrswege: Kreuzungen
und grössere Steigungen werden vermieden, es entstehen in zunehmendem Masse Böschungen
und Dämme an Strassen, Autobahnen, Eisenbahnlinien und Wasserwegen. Seit einigen
Jahren versucht man vermehrt, Böschungen im Erdbau nach der Fertigstellung des Bauwerkes
zu begrünen. Mächtige nackte Betonwände oder -mauern sind mehr und mehr verpönt. Zum
Begrünen einer Böschung muss vorgängig ein Vegatationsunterboden, beispielsweise eine
Humusschicht, eingebracht werden. Dazu sind heute, je nach Art und Steilheit der Böschung,
insbesondere zwei Verfahren bekannt:
[0003] Ein erstes Verfahren bezieht sich auf nicht sehr steile unbefestigte Böschungen.
Nach einer Hangkorrektur, beispielsweise beim Erstellen einer neuen Strasse, ist
auf der korrigierten oder neuerstellten Böschung kein Humus mehr vorhanden der ein
Wachsen von Pflanzen ermöglichen würde. Ein Auftragen von Humus kann wegen der Wegschwemmgefahr
bei starken Regenfällen nicht problemlos erfolgen. Es ist bekannt, dass deshalb vor
dem Aufbringen des Humus sogenannte dreidimensionale Gitter mit Erdnägeln am Boden
befestigt werden. Dreidimensionale Gitter sind flächige Gebilde mit von der Grundfläche
abstehenden Elementen. Solche Gitter werden, die Böschung bedeckend verlegt und geben
der nachträglich aufgetragenen Humusschicht Halt gegen ein Auswaschen oder Abrutschen.
Dieses Verfahren eignet sich für Böschungen mit einem Böschungswinkel bis etwa 50°.
[0004] Sehr steile Böschungen mit Böschungswinkeln über 50° bis etwa 80° müssen in den meisten
Fällen künstlich befestigt werden. Oft wird dazu eine Betonmauer erstellt. Diese lässt
sich aber nicht ohne weiteres begrünen. Soll die steile Böschung dennoch begrünt werden,
so bietet sich dazu ein zweites jedoch aufwendiges Verfahren an. Bei der zu erstellenden
Böschung ist ein zusätzlicher Aushub von etwa 1,5 - 2 m Tiefe erforderlich. Die Böschung
wird nun mittels einer Mauer einer sogenannten Infiltrationsverdübelung oder einer
Bodenvernagelung befestigt. Vor der befestigten Böschung wird praktisch die gleiche
Menge des vorher zusätzlich ausgehobenen Erdmaterials, mit Geotextilien armiert,
schichtweise aufgebaut und verdichtet. Ein solches Verfahren ist beispielsweise unter
dem Namen Textomur bekannt.
[0005] Noch aufwendiger, wenn nicht sogar nahezu unmöglich, ist die Begrünung einer bereits
bestehenden befestigten Böschung, insbesondere einer steilen Böschungswand oder einer
Mauer. Dazu sind, in den meisten Fällen wegen Mangel an verfügbarem Platz, ein Abtragen
der befestigten Böschung, Wand oder Mauer, ein aufwendiger Aushub sowie das Erstellen
einer neuen Böschungsbefestigung notwendig, be vor das obgenannte Verfahren angewandt
werden kann. Entsprechende Auswirkungen auf den Baupreis sind voraussehbar.
[0006] Es ist deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, aufzuzeigen wie nicht nur
neue, im wesentlichen befestigte steile Böschungen, wie durch Bodenvernagelung oder
ähnliche Verfahren befestigte Böschungswände aus armiertem Spritzbeton, sondern auch
bereits bestehende, steile Stützwände oder Mauern, ohne die vorgängig beschriebenen
Nachteile begrünt werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird gemäss den in den kennzeichnenden Teilen der Patentansprüche
1, 7 und 8 aufgeführten Merkmale gelöst.
[0008] Anhand von Zeichnungen wird die Erfindung nachstehend beispielsweise näher beschrieben.
Es zeigen
Fig. 1 einen Schnitt durch eine mit einer Stützwand befestigte Böschung mit einem
erfindungsgemäss an der Mauer angeordneten Vegetationsunterboden, und
Fig. 2 eine Ansicht der Böschung gemäss der Fig. 1.
[0009] Die Fig. 1 und 2 zeigen einen an einer Stützwand 1 nach dem erfindungsgemässen Verfahren
aufgetragenen Vegetationsunterboden 5. Die steile Stützwand 1, deren mit dem Vegetationsunterboden
versehene Oberfläche gegenüber der Vertikalen um mindestens 10° geneigt ist, besteht
aus armiertem Spritzbeton und ist mit Bodennägeln 9 im Erdreich 2 verankert. Auf
der dem Erdreich 2 abgewandten Seite der Stützwand sind im wesentlichen in waagrechter
Richtung verlaufende, als Halterost dienende, dreidimensionale Gitter 3 angebracht.
Die Gitter sind an der Stützwand 1 mit Befestigungselementen 4 befestigt. Als letztere
kommen beispielsweise Nägel, Schrauben oder Stifte in Betracht.
[0010] Die dreidimensionalen Gitter 3, wie sie beispielsweise von der Firma J. Kriesmer,
Handelsgesellschaft m.b.H. in 6500 Landegg, Oesterreich, vertrieben werden, stehen
im gezeigten Ausführungsbeispiel etwa 8 cm von der Stützwandoberfläche ab. Sie dienen
dazu, beim erfindungsgemässen Verfahren dem frisch aufgebrachten Vegetationsunterboden
5 einen ersten anfänglichen Halt zu bieten. Im weiteren verhindern sie zuverlässig
ein Auswaschen und/oder Abrutschen des Vegetationsunterbodens 5 bei widerlichen Witterungsverhältnissen.
Der Vegetationsunterboden 5, dessen Zusammensetzung weiter hinten ausführlich beschrieben
wird, muss dem auf seine Oberfläche aufgebrachten Saatgut 6 nach dem Keimen die Möglichkeit
einer guten Durchwurzelung bieten. Wie bei bekannten und bewährten Verfahren wird
das Saatgut 6 mit einem Haftstoff gemischt und anschliessend wird der Vegetationsunterboden
5 mit diesem vorbehandelten Saatgut bespritzt. Das frisch aufgetragene Saatgut wird
zum Schutz bis zu dessen Keimung beispielsweise mit Strohmatten 7 abgedeckt. Der
Vegetationsunterboden 5 wird mit einer dünnen Schicht von höchstens 25 cm, vorzugsweise
aber nur etwa 8 - 15 cm, aufgetragen. Die Schichtdicke des Vegetationsunterbodens
entspricht im wesentlichen der Abmessung der von der Wand abstehenden Teile der dreidimensionalen
Gitter. Damit der dünn aufgetragene Vegetationsunterboden nicht unverhältnismässig
schnell austrocknet, sind bei Stützwänden 1 oder Mauern, Aussparungen 8 vorgesehen,
die der natürlichen Feuchtigkeit des Erdreichs 2 einen Zutritt zum Vegetationsunterboden
gestatten. Vorteilhafterweise werden in diesen Aussparungen Wasserauffangvorrichtungen
10 angeordnet, die insbesondere nach einem Niederschlag Wasser speichern und dieses
den Wurzeln der Pflanzen nach und nach abgeben. Als Wasserauffangvorrichtung können
beispielsweise abgefahrene Autopneus dienen.
[0011] Der Vegetationsunterboden wird erfindungsgemäss als Gemisch aus einem Substrat,
einem Bodenfestiger und Wasser aufbereitet. Als Substrat eignen sich im wesentlichen
Humus und/oder Kompost. Ein bevorzugtes Substrat wird von der Firma Ricoter in Aarberg
hergestellt. Es enthält ca. 35 Volumenprozent getrocknete Rübenwascherde, ca. 25 Volumenprozent
Kompost aus Baumrinde und organischen Abfällen der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie,
ca. 20 Volumenprozent Reispelzen und ca. 20 Volumenprozent Weisstorf. Die Prozentangaben
stellen ein empfohlenes Mischverhältnis dar. Die einzelnen Bestandteile können jedoch
in weiten Grenzen zwischen 0 und 70 % variiert werden.
[0012] Als Bodenfestiger hat sich das bekannte Produkt Hüls Terravest 801 der Firma Hydrosaat
in Bern als geeignet erwiesen. Der Bodenfestiger wird, je nach Neigung der Böschung
und Substratbeschaffenheit, dem Substrat mit 0,1 bis 20, vorzugsweise mit 8 Volumenprozent
beigemengt. Der obgenannte Bodenfestiger ist ein flüssiger Kunststoff, der nach dem
Auftragen des Vegetationsunterbodens, je nach Temperatur, unter Einwirkung des Luftsauerstoffes
in einigen Stunden aushärtet und das Substrat in sich und mit dem dreidimensionalen
Gitter verbindet. An der Oberfläche des Vegetationsunterbodens bildet sich keine
Haut, so dass die Saugfähigkeit des Bodens für Regenwasser voll erhalten bleibt. Daher
werden Keimung und Pflanzenwuchs nicht beeinträchtigt. Der Bodenfestiger gibt dem
Substrat die nötige Widerstandskraft, starken Winden und Regengüssen zu widerstehen.
Es hat sich als Vorteil erwiesen, insbesondere beim Auftragen des Vegetationsunterbodens
mit einer Spritzvorrichtung, dem Substrat noch 1 bis 20 Volumenprozent Wasser beizumengen.
[0013] Mit dem so vorbereiteten Gemisch und der erwähnten Spritzvorrichtung lässt sich auch
nachträglich, an einer seit Jahren bestehenden Betonmauer, auf relativ einfache
Weise ein Vegetationsunterboden anbringen.
[0014] Es ist ebenfalls denkbar, den Vegetationsunterboden als Schwemmasse mit den vorgenannten
Komponenten aufzübereiten und die vorgängig mit dem dreidimensionalen Gitter versehene
Böschung mit der Schwemmasse einzuschwemmen.
[0015] Durch den äusserst dünnen Auftrag des Vegetationsunterbodens sind bei Vorbereitungsarbeiten
zum Begrünen einer Böschung und/oder einer Wand weniger teure und aufwendige Aushubarbeiten
und weniger Materialtransporte erforderlich. Dadurch zeichnet sich das erfindungsgemässe
Verfahren zum Anbringen eines Vegetationsunterbodens nicht nur durch wesentliche
preisliche Vorteile aus, sondern es leistet auch einen Beitrag an den Umweltschutz.
Wie bereits erwähnt, ist der Vegetationsunterboden auch an seit langem bestehenden
Stützwänden oder Mauern ohne wesentlichen zusätzlichen Platzbedarf anbringbar.
1. Verfahren zum Anbringen eines der Begrünung dienenden Vegetationsunterbodens (5)
an einer Böschung und/oder an einer Wand (1) zum Befestigen der Böschung, wobei die
Bereiche, die zum Anbringen des Vegetationsunterbodens bestimmt sind, zumindest teilweise
flächendeckend mit einem Halterost (3) mit von der Böschung und/oder der Wand abstehenden
Halteelementen versehen worden sind, dadurch gekennzeichnet, dass der Vegetationsunterboden
als Gemisch aus einem Substrat, einem Bodenfestiger und einer Flüssigkeit an der Böschung
und/oder der Wand aufgetragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet dass der Vegetationsunterboden
durch Anspritzen der Böschung und/oder der Wand aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Vegetationsunterboden
durch Einschwemmen der Böschung und/oder der Wand aufgetragen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Substrat
im wesentlichen Humus und/oder Kompost verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Substrat
1 bis 20, vorzugsweise 8 Volumenprozent Bodenfestiger beigemengt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass dem Substrat
1 bis 20 Volumenprozent Wasser beigemengt werden.
7. Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass
zum Auftragen des Gemisches eine Spritzvorrichtung verwendet wird.
8. Böschung und/oder Wand mit nach den Verfahren von einem der Ansprüche 1 bis 6 aufgetragenem
Vegetationsunterboden (5), dadurch gekennzeichnet, dass die Schichtdicke des Vegetationsunterbodens
höchstens 25 cm, vorzugsweise 8 bis 15 cm beträgt.
9. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die mit dem
Vegetationsunterboden (5) versehene Oberfläche gegenüber der Vertikalen mindestens
10° geneigt ist.
10. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass in
der Wand (1) wenigstens eine Aussparung (8) zum Versorgen des sich vor der Mauer befindlichen
Vegetationsunterbodens (5) mit natürlicher Feuchtigkeit vorhanden ist.
11. Böschung und/oder Wand nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass in der Aussparung
(8) eine Wasserauffangvorrichtung (10) angeordnet ist.