[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Füllventil zum portionsweisen Abfüllen von fließfähigen
Produkten, insbesondere Nahrungsmitteln mit stückigen Bestandteilen aus einem Abfüllbehälter
einer Füll- und Verschließmaschine, mit einem in einem Mundstück angeordneten und
als Ventilschieber ausgebildeten, axial beweglichen Ventilstößel.
[0002] Beim portionsweisen Abfüllen von fließfähigen Produkten, insbesondere von solchen
Füllgütern mit stückigen Bestandteilen, in Gefäße kommt es immer wieder vor, daß nach
dem Verschließen des Füllventils in unkontrollierter Weise Prduktreste am Mundstück
oder am Ventilstößel hängenbleiben, die sowohl zu Verunreinigungen der Maschine als
auch der Behälter führen. Das gleiche Problem tritt auf, wenn zähflüssige Massen abgefüllt
werden sollen. Beim Abtransport der Behälter werden Produktreste in Form von Fäden
mitgeschleppt.
[0003] Es hat nicht an Versuchen gefehlt, das Problem des Nachtropfens und Fadenbildens
zu vermeiden. So hat man versucht, durch eine schnelle Schließbewegung des Ventilstößels
das Abreißen der Produktreste zu erreichen. Auch durch Nachspülen mit Flüssigkeit
oder Dampf hat man versucht, das Problem zu lösen. Bei anderen Lösungen wird das abzufüllende
Produkt am Austrittsende des Mundstückes nach Beendigung des Füllvorganges rückgesaugt
(DE 37 04 901 A1; DE 32 29 162 A1). Allen anderen Lösungen haftet der Nachteil an,
daß entweder die Nachtropfrate zu hoch ist oder aber ein großer verfahrenstechnischer
Aufwand erforderlich ist. Vielfach sind solche Lösungen aber auch aus anderen Gründen
nicht geeignet, z.B. wenn das Füllprodukt unter aseptischen Bedingungen abgefüllt
werden soll.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Füllventil zum portionsweisen Abfüllen
von fließfähigen Produkten der eingangs genannten Art zu schaffen, mit dem bei geringem
vorrichtungstechnischen Aufbau ein Nachtropfen oder Fadenziehen beim Abfüllen von
fließfähigen Produkten zuverlässig verhindert wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Ventilstößel mit einer
Vibrationseinheit verbunden ist, mit der in Schließstellung der Ventilstößel in Axialrichtung
in Vibration mit einem Hub versetzbar ist, bei dem die Schließfunktion des Ventilstößels
aufrechterhalten bleibt.
[0006] In Versuchen mit dem erfindungsgemäßen Füllventil hat sich gezeigt, daß nach dem
durch eine schnelle Schließbewegung des Ventilstößels erfolgenden Verschließen des
Ventils und des darauffolgenden Vibrierens die am Ventilstößel anhaftenden Produktreste,
die noch nicht durch den Schlag beim Schließen abgerissen sind, durch die Vibration
abgeschüttelt werden. Das ist immer dann der Fall, wenn die auf die Produktreste ausgeübten
Kräfte im unteren Umkehrpunkt des Ventilstößels größer als die Adhäsionskräfte sind.
[0007] Besonders gute Ergebnisse wurden erzielt, wenn der Ventilstößel bestimmten Bewegungen
ausgesetzt wird. So hat es sich als besonders günstig erwiesen, wenn bei einem Ventilstößel,
dessen Öffnungs- und Schließhub etwa 40 mm beträgt, der Hub beim Vibrieren 2 bis 20
mm ist und die Vibrationsfrequenz bis 100 Hz, vorzugsweise 30 bis 40 Hz und die Anzahl
der Schwingungen bis 50, vorzugsweise 0,5 (Ruck) bis 10 beträgt. In der mittleren
Schließposition muß der Leerhub bis zum Öffnen kleiner als der halbe Hub beim Vibrieren
sein, damit das Ventil geschlossen bleibt.
[0008] Durch das Vibrieren werden gleichzeitig zwischen Ventilstößel und der Stößelführung
eingeklemmte Fasern und Stücke, wie z.B. Fleisch, Gemüse usw. entfernt. Ferner wurde
beobachtet, daß je nach Produkt durch die Vibration nicht abgeschüttelte Produktreste
während der Zeit des Vibrierens sich gleichmäßig an die Unterseite des Ventilstößels
legen. Das bedeutet, daß ein Nachtropfen bis zum nächsten Füllgang in jedem Fall vermieden
wird.
[0009] Die Vibrationseinheit kann entweder direkt an einer Ventilstange des Ventilstößels
oder über einen Umlenkmechanismus mit dem Ventilstößel in Wirkverbindung stehen. Die
Vibrationseinheit kann im letzteren Fall zwischen einer Zylinder-Kolben-Einheit zum
Öffnen und Verschließen des Füllventils und einem freien Arm des Umkehrmechanismus
oder aber direkt an einem brückenartigen Lagerteil des Umkehrmechanismus angeordnet
sein. Die Vibrationseinheit kann pneumatisch, elektro-pneumatisch oder elektrisch
ausgebildet sein.
[0010] Die nach der Erfindung erfolgende Vibration des Ventilstößels in Richtung der Schließbewegung
macht es möglich, den Ventilstößel am Ende des Schwingungsvorgangs in einer genau
definierten Position zu halten. Dies ist wichtig, da der Ventilstößel für die anschließende
Öffnungs- bzw. Schließbewegung eine bestimmte Ausgangsposition haben muß.
[0011] Aus der deutschen Patentschrift 11 23 545 ist zwar schon eine Dosiervorrichtung für
Schokoladenmasse und dergleichen bekanntgeworden, bei der die Verhinderung des Nachtropfens
und Vermeidung der Fadenbildung hochviskoser, verhältnismäßig kalter Massen durch
die vereinigte Wirkung einer Hilfskolbenpumpe und eines Vibrators ausgenutzt wird,
der das an der Austrittsöffnung der Dosiervorrichtung beweglich angeschlossene Gießmundstück
während des Ansaughubes der Hilfspumpe in hohe Schwingungen versetzt. Abgesehen davon,
daß dort durch die notwendige Verwendung einer Hilfspumpe ein vergleichsmäßig hoher
Aufwand erforderlich ist, greift bei der bekannten Vorrichtung der Vibrator derart
am Mundstück an, daß dieses in horizontaler Richtung hin- und herbewegt wird. Während
also bei der vorliegenden Erfindung lediglich der Ventilstößel auf- und abbewegt wird
und das als Stößelführung dienende Ventilteil feststeht, muß bei der bekannten Vorrichtung
das gesamte Mundstück bewegt werden.
[0012] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine Fülleinrichtung mit Vibrationssystem und einem Dosierkolben in einer senkrechten
Schnittdarstellung,
Fig. 2 das untere Ende des Füllventils in der Füllstellung in vergrößertem Maßstab,
Fig. 3 eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung bei geschlossenem Füllventil,
Fig. 4 einen Antriebsmechanismus für das Vibrationssystem,
Fig. 5 eine abgewandelte Ausführung der Vibrationseinrichtung und
Fig. 6 eine weitere Ausführungsvariante für die Vibrationseinrichtung.
[0013] Wie aus Fig. 1 hervorgeht, steht in einer Füllstation einer im einzelnen nicht dargestellten
Füll- und Verschließmaschine ein Produkttank 1 mit einer Fülleinrichtung 2 in Verbindung,
die ein Gehäuse mit Mundstück 3 aufweist. Im Gehäuse ist ein Saugventil 4 angeordnet,
das über einen Betätigungshebel 5 mit einer im einzelnen nicht dargestellten Antriebseinrichtung
6 verbunden ist. Der Betätigungshebel 5 kann in Richtung des Doppelpfeils 7 bewegt
werden. Unterhalb des Saugventils 4 befindet sich ein Füllventil 8, das sich aus einem
als Ventilschieber ausgebildeten Ventilstößel 9, einer Ventilstange 11 und gleichfalls
einem Betätigungshebel 10 zusammensetzt; letzter ist wiederum zur Antriebseinrichtung
6 geführt. Der Antrieb des Füllventils wird anhand der Fig. 4 weiter unten näher erläutert.
Im Bereich der Ventilstange 11 befindet sich ein Dosierkolben 12, der in Richtung
des Doppelpfeils 13 hin- und herbeweglich geführt ist.
[0014] Der Ventilstößel 9 ist als sogenannter Schneidstößel ausgebildet und ist, wie auch
aus der Fig. 2 und 3 ersichtlich, in einer Stößelführung 14 geführt, die ihrerseits
im Mundstück 3 eingesetzt ist. In der Stößelführung 14 sind seitlich Durchtrittsöffnungen
15 vorgesehen, durch die bei hochgefahrenem Ventilstößel 9 das Produkt über die untere
Austrittsöffnung 16 in ein darunter befindliches Gefäß 17 einströmen kann. Sobald
der Behälter 17 gefüllt ist, wird der Ventilstößel 9 über die Ventilstange 11 rasch
nach unten bewegt und dabei die seitlichen Durchtrittsöffnungen 15 verschlossen, so
wie das in Fig. 3 dargestellt ist. Aus der gleichen Figur ist ersichtlich, daß an
der Stirnseite 18 des Ventilstößels 9 Produktreste haften bleiben können. Um diese
abzuschütteln oder aber auch an der Unterseite des Stößels gleichmäßig zu verteilen,
wird der Ventilstößel 9 in Vibration versetzt. Je nach abzufüllendem Produkt kann
der Vibrationshub 5 bis 10 mm betragen. Es versteht sich, daß dabei der Ventilstößel
9 nicht die Durchtrittsöffnungen 15 freigeben darf. Die Vibrationsfrequenz und die
Anzahl der Schwingungen sind je nach Produkt unterschiedlich. Gute Ergebnisse bei
Produkten mit stückigen Gütern haben sich bei 30 bis 40 Hz und bei einer Schwingungsanzahl
von vorzugsweise 0,5 bis 4 Schwingungen ergeben. Unter einer halben Schwingung ist
dabei ein Aufwärtsruck zu verstehen.
[0015] Der Antrieb zum Erzeugen der Vibration des Ventilstößels 9 kann in geeigneter Weise
erzielt werden. Eine denkbare Antriebsmöglichkeit ist in Fig. 4 dargestellt. Der Ventilstößel
9 ist dabei mittels der Ventilstange 11 mit einem Umlenkmechanismus 19 verbunden.
Dieser weist einen brückenartigen Lagerteil 22 auf, der um eine im wesentlichen horizontale
Achse 23 schwenkbar gelagert ist. Das Lagerteil 22 besitzt ferner einen Betätigungshebel
21 zur Ventilstange 11 sowie einen frei ausragenden Arm 24. An diesem greift über
eine Zwischenstange 25 eine Vibrationseinheit 26 an, die pneumatisch, elektropneumatisch
oder elektrisch ausgebildet sein kann. Hinter der Vibrationseinheit 26 befindet sich
noch eine Zylinder-Kolben-Einheit 27 zum Öffnen und Verschließen des Ventilstößels
9.
[0016] Bei der Betätigungsvorrichtung nach Fig. 4 wird somit durch eine einzige Einrichtung
sowohl das Füllventil geöffnet und verschlossen, als auch nach dem Schließvorgang
durch Betätigen der Vibrationseinheit 26 der Ventilstößel 9 in die vertikale Vibrationsbewegung
versetzt.
[0017] Bei der Betätigungsvorrichtung nach Fig. 5 ist die Vibrationseinheit auf dem brückenartigen
Lagerteil 22 angebracht und vollführt beim Öffnungs- bzw. Schließvorgang die Schwenkbewegung
mit. Der Betätigungshebel 21 ist in der Vibrationseinheit schwenkbar gelagert und
angetrieben. Während der Öffnungs- bzw. Schließbewegung wird der Betätigungshebel
21 in der Vibrationseinheit in einer definierten Lage festgehalten.
[0018] Der Vorteil dieser Anordnung liegt in der geringeren schwingenden Masse (nur Hebel,
Stange, Stößel).
[0019] In Fig. 6 ist eine abgewandelte Ausführungsform der Fülleinrichtung 2 dargestellt.
Der Unterschied gegenüber der Ausführung nach Fig. 1 besteht darin, daß der Produkttank
1 und das Saugventil 4 mit dessen Antrieb seitlich versetzt angeordnet sind. Hierdurch
ergibt sich die Möglichkeit, die Vibrationseinheit 26 und die Zylinder-Kolben-Einheit
27 für den Antrieb des Ventilstößels 9 unmittelbar an, dessen Ventilstange 11 anzuordnen.
1. Füllventil zum portionsweisen Abfüllen von fließfähigen Produkten, insbesondere
Nahrungsmitteln mit stückigen Bestandteilen aus einem Abfüllbehälter (1) einer Füll-
und Verschließmaschine, mit einem in einem Mundstück (3) angeordneten und als Ventilschieber
ausgebildeten, axial beweglichen Ventilstößel (9),
dadurch gekennzeichnet, daß der
Ventilstößel (9) mit einer Vibrationseinheit (26) verbunden ist, mit der in Schließstellung
der Ventilstößel (9) in Axialrichtung in Vibration mit einem Hub versetzbar ist, bei
dem die Schließfunktion des Ventilstößels (9) aufrechterhalten bleibt.
2. Füllventil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Vibrationseinrichtung eine Vibrationseinheit (26) aufweist, die an einer Ventilstange
(11) des Ventilstößels (9) angeordnet ist.
3. Füllventil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Vibrationseinrichtung eine Vibrationseinheit (26) aufweist, die über einen Umlenkmechanismus
(19) mit dem Ventilstößel (9) in Wirkverbindung steht.
4. Füllventil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Vibrationseinheit (26) zwischen einer Zylinder-Kolben-Einheit (27) zum Öffnen und
Verschließen des Füllventils und einem Arm (24) des Umlenkmechanismus (19) angeordnet
ist (Fig. 4).
5. Füllventil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Vibrationseinheit (26) an einem brückenartigen Lagerteil (22) des Umlenkmechanismus
(19) angebracht ist (Fig. 5).
6. Füllventil nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der
brückenartige Lagerteil (22) um eine im wesentlichen horizontale Achse (23) schwenkbar
gelagert ist und mittels eines Arms (21) mit der Ventilstange (11) des Ventilstößels
(9) verbunden ist.
7. Füllventil nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der
Ventilstößel (9) als in einer Stößelführung (14) mit Durchtrittsöffnungen (15) geführter
Schneidstößel ausgebildet ist.