[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ziehen von Draht, wobei der Draht gegebenenfalls
mehrfach folgende Stationen durchläuft, nämlich
- einen Schmiermittelbehälter, gefüllt mit Schmiermittel
- ein im Schmiermittelbehälter angeordnetes Schmiermittelrohr
- eine ausgangsseitig des Schmiermittelbehälters angeordnete Ziehmatrize und
- eine im Anschluß an die Ziehmatrize angeordnete Ziehtrommel.
[0002] Ein weitverbreitetes, bekanntes Verfahren zum Drahtziehen entspricht dem im einleitenden
Satz beschriebenen Verfahren, das auch dem Oberbegriff der vorliegenden Erfindung
entspricht. Bei diesem Verfahren durchläuft der zu ziehende Draht den besagten Schmiermittelbehälter,
in dem sich ein Schmiermittel, z.B. Seifenpulver oder Seifenflocken, befindet (siehe
hierzu auch die Figur). Dieses Schmiermittel, das vom Draht durchlaufen wird, hat
die Aufgabe, die Oberfläche des zu ziehenden Drahtes teilweise zu belegen und eine
Schmierung des Ziehvorgangs vor allem an der Ziehmatrize ausgangsseitig des Schmiermittelbehälters
zu bewirken. Einen günstigeren Ablauf und eine günstigere Belegung des Drahtes mit
Schmiermittel erhält man, wenn sich im Schmiermittelbehälter ein Schmiermittelrohr
befindet, das in der Regel im Schmiermittel kurz vor der ausgangsseitigen Ziehmatrize
angeordnet ist. Durch dieses Schmiermittelrohr ergibt sich quasi eine dosierte Schmiermittelbelegung
des Drahtes und es wird ein Zusammenballen des Schmiermittels vor der Ziehmatrize
verringert.
[0003] Eine wesentliche Problematik bei derartigen Drahtziehverfahren besteht darin, daß
aufgrund der verfahrensbedingt vorhandenen Reibung und Drahtumformung Wärme erzeugt
wird (Reibungswärme zu Verformungswärme stehen etwa im Verhältnis 2 : 1), die eine
Erwarmung aller Verfahrenskomponenten, wie Draht, Schmiermittel, Ziehmatrize, Ziehtrommel,
nach sich zieht, wodurch eine Leistungsbegrenzung des Drahtziehverfahrens im Hinblick
auf Drahtqualität und Ziehgeschwindigkeit entsteht. Bei den heute betriebenen Verfahren
betragen die auftretenden Drahttemperaturen etwa 90 bis 120 °C, wobei die Wirkung
des Schmiermittels, die temperaturabhängig ist, noch ausreichend ist und die auftretenden
Drahtoxidationen sich in vertretbaren Grenzen halten.
[0004] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde ein Drahtziehverfahren wie eingangs
beschrieben zu verbessern, wobei insbesondere eine Leistungserhöhung und eine Qualitätssteigerung
und insgesamt eine größere Flexibilität in der Verfahrensdurchführung erreicht werden
sollen.
[0005] Diese Aufgabe wird gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch gelöst, daß das im Schmiermittelbehälter
befindliche Schmiermittelrohr mit einem zu diesem hin- und wieder abgeführten Kühlmittel
wenigstens auf Temperaturen um 0 °C, vozugsweise auf Temperturen unter -30 °C, gekühlt
wird.
[0006] Mit dieser Kühlmaßnahme wird in günstiger Weise eine Abkühlung des gesamten Ziehvorganges
erreicht. Das abgekühlte Schmiermittelrohr bewirkt eine indirekte Kühlung des ihn
durchlaufenden, mit Schmiermittel belegten Drahtes, infolgedessen auch eine Kühlung
der Ziehmatrize sowie eine Kühlung des Schmiermittels insgesamt (etwa um 3 bis 15
°). Diese Kühlwirkungen liefern Vorteile für den gesamten Verfahrensablauf, wie verbesserte
Schmiermittelwirkung, längere Standzeit der Ziehmatrize, weniger Schmiermittelverbrauch,
bessere Drahtqualität aufgrund geringerer Drahttemperatur (60-80 °C). Letzteres bewirkt
insbesondere eine Erniedrigung der auf der Drahtoberfläche stattfindenden Oxidationen
sowie eine geringere Verfestigungen des Drahtes durch die Abkühlung nach dem Verlassen
der Ziehmatrize aufgrund des geringeren Temperaturunterschiedes zur Umgebung. Als
Konsequenz aus diesen Effekten kann andererseits eine Leistungssteigerung beim Drahtziehen
erzielt werden, da die Durchlaufgeschwindigkeit des Drahtes wieder etwa soweit erhöht
werden kann, daß eine Drahttemperatur wie beim bekannten Drahtziehen ohne Kühlung
entsteht. Gleichermaßen besteht die Möglichkeit, eine Leistungssteigerung dadurch
zu bewirken, größere Umformungen in einer Umformstufe einzustellen. Bei bekannten
Verfahrensausgestaltungen werden Querschnittsverringerungen um etwa 20 % pro Ziehstufe
eingestellt, die erfindungsgemäß dann um einige Prozentwerte überschritten werden
können.
[0007] Die Abkühlung des Schmiermittelrohrs kann dabei mit verschiedensten Kühlmitteln erreicht
werden, beispielsweise mit gekühltem, etwa auf 0 °C befindlichem Wasser oder mit bekannten
Kältemitteln aus der Kühltechnik. Dabei sind Kühltemperaturen, d.h. Temperaturen des
Schmiermittel rohres, um 0 °C, mit Vorteil noch niedrigere Temperaturen (< -30°C),
einzustellen, um die erfindungsgemäß gewünschten Effekte zu erzielen.
[0008] Besonders vorteilhaft ist der Einsatz von in tiefkaltem Zustand befindlichen Medien,
also Kryomedien, wobei diese in flüssigem oder gasförmigem, tiefkaltem Zustand zur
Anwendung kommen können. Beispiele sind vor allem Stickstoff, Argon, Sauerstoff, Luft,
Kohlendioxid, die als Flüssiggase erhältlich sind. Mit diesen Medien wird ein besonders
starker Abkühlungseffekt erreicht, wobei dies mit einer geeigneten Steuerung der Abkühlung
beispielsweise mit Temperaturmessung am Schmiermittelrohr und entspechend geregelter
Kühlmittelzufuhr zu einer besonders hohen Flexibilität in der gesamten Verfahrensausgestaltung
führt. Verfahrensparameter wie Kühlmittelmenge, Drahtgeschwindigkeit und Verformung
können auf verschiedene Weisen zueinander eingestellt und auf unterschiedliche Zielsetzungen
hin optimiert werden.
[0009] Eine weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltung besteht darin, daß man die Kühlung
des Schmiermittelrohres mit einem inerten, zumindest nach der Kälteabgabe an das Schmiermittelrohr
gasförmigen Kühlmittel, insbesondere mit inerten Kryomedien wie Flüssigstickstoff,
Argon und Kohlendioxid, durchführt und das Kühlmittel nach dem Durchlaufen der Kühlstrecke(n)
am Schmiermittelrohr in den Schmiermittelbehälter entläßt.
[0010] Durch diese Vorgehensweise erreicht man durch das Kühlmittel neben der Kühlwirkung
eine Inertisierung und Sauerstoffverdrängung im Schmiermittelbehälter. Infolgedessen
werden die bei jedem Ziehvorgang insbesondere an der Ziehmatrize ablaufenden Oxidationen
auf der Drahtoberfläche vermindert. Ebenso wird im Schmiermittelbehälter eventuell
vorhandene Feuchtigkeit dadurch ausgetrieben und so beispielsweise daher rührende
korrodierende Wirkungen verhindert.
[0011] Eine weitere, günstige Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, daß gleichzeitig
zur Kühlung des Schmiermittelrohres eine Kühlung der Ziehmatrize mit dem zugeführten
Kühlmittel durchgeführt wird, indem ein Teilstrom dieses Kühlmittels vom Schmiermittelrohr
aus zur Besprühung der Ziehmatrize verwendet wird.
[0012] Diese Maßnahme schaffte eine weitere, zusätzliche Abkühlung des gesamten Drahtziehvorgangs
in nächster Nähe der Stelle, an der die wesentlichen Wärmemengen beim Drahtziehen
entstehen.
[0013] Mit Vorteil wird weiterhin das Schmiermittelrohr beispielweise mit Isoliermaterialien
so ausgebildet, daß die Kälte im wesentlichen zum Rohrinneren hin abgegeben wird,
wogegen zum Rohräußeren keine wesentliche Kälteabgabe erzeugt wird.
[0014] Im folgenden soll anhand der Figuren 1 und 2 das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft
näher erläutert werden.
[0015] Die Figuren zeigen im Schnitt Einrichtungen zum Drahtziehen mit dem Ziehdraht 1,
einem mit Schmiermittel 3 gefüllten Schmiermittelbehälter 2, einem Schmiermittelrohr
4 mit nachfolgend angeordneter Ziehmatrize 5 und Ziehtrommel 6. Erfindungsgemäß ist
das Schmiermittelrohr 4 mit einer Kühlmittelversorgung mit Hin- und Rückleitungen
7, 8 für das Kühlmittel ausgestattet. Das Schmiermittelrohr 4 kann beispielsweise
mittels einer Kühlschlange oder mittels eines im Schmiermittelrohr 4 vorgesehenen
Hohlraums oder Röhrensystems mit dem Kühlmittel gekühlt werden.
[0016] Zur Durchführung des erf indungsgemäßen Verfahrens wird dem Schmiermittelrohr 4 über
die Zuleitung 7 beispielsweise ständig Flüssigstickstoff zugeführt und über die Rückleitung
8 wieder abgeführt oder gemäß Figur2 in den Schmiermittelbehälter entlassen. Dadurch
wird das Schmiermittelrohr 4 etwa auf die Temperatur des Flüssigstickstoffs (-196
°C) gekühlt, was etwa der niedrigsten erreichbaren Temperatur gemäß der Erfindung
entspricht. Der Draht 1, der das Schmiermittelrohr 4 durchläuft und der ohne Kühlung
etwa eine Temperatur von 120 °C nach Durchlaufen der Ziehstufe annehmen würde, wird
auf diese Weise etwa auf Temperaturen zwischen 60 und 80 °C abgekühlt: Dies gilt etwa
für einen Ziehvorgang mit folgenden Grunddaten:

[0017] Durch diesen besonders intensiv gekühlten Ziehvorgang ergeben sich die bereits oben
genannten Vorteile in besonders ausgeprägter Form und insbesondere eine stark herabgesetzte
Schmiermitteltemperatur mit verbesserter Schmiermittelwirkung.
[0018] Das in Figur 2 aus der Rückleitung 8 austretende inerte, trockene Stickstoffgas führt
zur Inertisierung und Trocknung bzw. Trockenhaltung der im Schmiermittelbehälter
2 befindlichen Ziehseife 3. Da die Ziehseifen sehr hygroskopisch sind, nehmen sie
sehr leicht aus der umgebenden Luftatmosphäre Feuchtigkeit auf, wodurch die Schmierfähigkeit
ebenfalls stark vermindert würde. Die Einleitung des inerten Gases führt dem entgegen
zum Austragen eventuell vorhandener Feuchtigkeit und verhindert einen erneuten Feuchtigkeitszutritt.
[0019] Weiters ist in Figur 2 eine weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltung eines Schmiermittelbehäters
dargestellt, bei der im Schmiermittelraum 3 eine Trennwand 11 am ausgangsseitigen
Ende des Behälters angeordnet ist. Diese Trennwand 11 ist mit einer Bohrung versehen,
durch die das Schmiermittelrohr hindurchragt und bis fast zur Ziehmatrize 5 reicht.
Das mit dem Draht transportierte und somit beanspruchte Schmiermittel staut sich beim
Betrieb an der Stirnseite der Matrize 5 auf, sammelt sich schließlich in der Kammer
13. Dadurch vermischt sich bereits benutztes Schmiermittel nicht mehr mit unverbrauchtem
Schmiermittel.
[0020] Darüber hinaus ist die Stirnseite 9 des Schmiermittelrohres 4 mit Bohrungen versehen,
aus denen ein Teil des Kühlmittels, das über die Leitung 7 zugeführt wird, austritt,
wodurch die Matrize 5 ebenfalls mit dem erfindugsgemäß angewendeten Kühlmittel gekühlt
und die Wärmeabfuhr aus dieser gesteigert wird. Der andere Teil des Kühlmittels tritt
aus der Leitung 8 in den Kopfraum des Teils des Schmiermittelbehälters ein, in dem
sich das unverbrauchte, vorrätige Schmiermittel befindet und führt dort zur Inertisierung
und Trocknung des Schmiermittels. Der Gasableitung erfolgt über ein Ableitung 10 im
Kopfbereich der Schmiermittelbox.
1. Verfahren zum Ziehen von Draht, wobei der Draht gegebenenfalls mehrfach folgende
Stationen durchläuft, nämlich
- einen Schmiermittelbehälter gefüllt mit Schmiermittel
- ein im Schmiermittelbehälter angeordnetes Schmiermittelrohr
- eine ausgangsseitig des Schmiermittelbehälters angeordnete Ziehmatrize und
- eine im Anschluß an die Ziehmatrize angeordnete Ziehtrommel,
dadurch gekennzeichnet, daß das im Schmiermittelbehälter angeordnete Schmiermittelrohr
mit einem zu diesen hin- und wieder abgeführten Kühlmittel wenigstens auf Temperaturen
um etwa 0 °C, vorzugsweise unter - 30 °C, gekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kryomedium, z.B. tiefkalter
Stickstoff, in flüssiger oder gasförmiger Form als Kühlmittel angewendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, das die Kühlung
des Schmiermittelrohres gesteuert im Sinne eines Regelkreises ausgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlung
des Schmiermittelrohrs mit einem inerten Kühlmittel durchgeführt wird und das Kühlmittel
nach Durchlaufen des Schmiermittelrohres in den Schmiermittelbehälter entlassen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig
zur Kühlung des Schmiermittelrohres mit dem Kühlmittel eine Kühlung der Ziehmatrize
mit dem durchgeführt wird, indem ein Teilstrom des zugeführten Kühlmittels vom Schmiermittelrohr
aus zur Besprühung der Ziehmatrize verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Schmiermittelrohr
so ausgebildet wird, daß die Kälte im wesentlichen zum Rohrinneren hin abgegeben wird,
wogegen zum Rohräußeren keine wesentliche Kälteabgabe erzeugt wird.