[0001] Die Erfindung betrifft ein Niederdruck-Kokillen-Gießverfahren zum Gießen von Metallgußteilen,
wie Zylinderköpfe oder Motorblöcke von Brennkraftmaschinen od.dgl., welche Gußteile
bereichsweise überwiegend dünnere Wandung als an in ihren übrigen Bereichen besitzen,
bei welchem Verfahren mittels Gasdruck flüssiges Metall aus einem Schmelzbehälter
durch ein Steigrohr in eine Form gedrückt wird.
[0002] Während bei bekannten Schwerkraft-Kokillen-Gießverfahren ein über die gesamte Kokillenhöhe
herabfallender Metalleinguß erfolgt, wodurch in der Form starke Turbulenzen mit den
bekannten nachteiligen Folgen für das Metallgefüge auftreten, ist beim bekannten Niederdruck-Kokillen-Gießverfahren
durch das in die Form von unten her eingebrachte und in der Form hochsteigende Metall
ein ruhiger Metallfluß gegeben, wobei die Gießgeschwindigkeit in jeder Phase der gewünschten
Formfüllung angepaßt werden kann. Nach bisher allgemein akzeptierter Lehre werden
beim bekannten Niederdruckgießverfahren die Gießformen so angelegt, daß die dicksten
Wandpartien des Gußteiles in Angußnähe, die dünnwandigeren Bereiche entfernt davon
liegen. Dies geschieht in der Absicht, die Dichtspeisung des Gußteiles während seiner
Erstarrung ausschließlich durch vom Steigrohr her nachgedrückte Schmelze zu ermöglichen,
d.h. die Erstarrung soll von angußfernen Bereichen des Gußteiles her zum Anguß hin
verlaufen (siehe Handbuch "Kokillen für Leichtmetallguß" von Prof. Dr. Philipp Schneider,
Gießerei-Verlag 1986, S. 205, 206). Da bei einer solchen Lagevorgabe für die Form
die angußnahen überwiegend dickwandigen Bereiche der Gußteile in der Form relativ
langsam erstarren, ist die Bildung eines grobkristallinen Gefüges mit Ausscheidungen
grober intermetallischer Verbindungen in diesem Bereich des Gußteils die Folge. Dies
hat sich jedoch bei Gußteilen, die bei ihrer Verwendung im Bereich ihrer vorwiegend
dickeren Wandung höheren Beanspruchungen ausgesetzt sind, wie dies beispielsweise
bei Zylinderköpfen im Brennraumbereich der Fall ist, als sehr unbefriedigend erwiesen.
Ein weiterer Nachteil dieser bekannten Verfahrensweise ist darin zu sehen, daß mit
Rücksicht auf eine einwandfreie Formfüllung in den angußfernen dünnwandigen Bereichen
mit entsprechend überhöhter Gießtemperatur gearbeitet werden muß, was sich andererseits
nachteilig auf die gesamte Erstarrungszeit, d.h. die Dauer eines Gießzyklusses und
auch auf die Gußqualität auswirken muß.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Nachteile des bekannten Niederdruck-Kokillen-Gießverfahrens
zu vermeiden. Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß bei diesem Gießverfahren
die Form so angeordnet wird, daß ihre die dickere Wandung des Gußteiles bildenden
Formhohlräume angußfern und ihre die dünnere Wandung bildenden Formhohlräume angußnahe
liegen, wobei das flüssige Metall an oder nahe dem angußnahe liegenden Bereich der
Form in die die dünnere Wandung bildenden Formhohlräume eingeleitet wird. In der Regel
werden dabei die angußfernen Formhohlräume oben und die angußnahen Formhohlräume unten
liegen. Es hat sich herausgestellt, daß mit dieser im Gegensatz zur langjährigen bisher
streng eingehaltenen Praxis stehenden Verfahrensweise besonders einwandfreie Gußteile
unter vorteilhaften Produktionsbedingungen erhalten werden. Durch die beim Niederdruck-Gießverfahren
gegebene turbulenzfreie Formfüllung werden dabei Schaumbildung und Oxideinschlüsse
vermieden und insgesamt werden günstige Voraussetzungen für die Erzeugung hochwertiger
Gußteile geschaffen.
[0004] Durch die Einspeisung des flüssigen Metalls in die angußnahe liegenden, die dünnere
Wandung des Gußteils bildenden und damit kleineren Durchtrittsquerschnitt besitzenden
Formhohlräume wird das eingespeiste Metall in diesen Formbereichen bei seinem Hochsteigen
innerhalb der Form abgekühlt, so daß es mit relativ niedrigen Temperaturen in die
darüber befindlichen, die dickere Wandung des Gußteils bildenden größeren Formhohlräume
gelangt, ohne Gefahr zu laufen, daß irgendwelche Formhohlräume nicht ausreichend gefüllt
werden können. Dabei verhindert die Aufheizung der vom gesamten Metallvolumen durchströmten
dünneren angußnahen Formquerschnitte ein vorzeitiges Einfrieren der angußnahen Formhohlräume.
Die im Vergleich zum Schwerkraftkokillenguß beim Niederdruckgießverfahren ohne Gefahr
von Turbulenzen mögliche relativ große Formfüllgeschwindigkeit erlaubt es sogar, daß
die Wandung des Gußteiles in diesem Bereich dünner als herkömmlich ausgebildet werden
kann, wenn dies bei dem zu gießenden Gußteil aus Festigkeitsgründen tragbar ist, wodurch
eine Materialkostenersparnis bei dem herzustellenden Gußteil erreicht werden kann.
Die Herstellung eines Gußteiles mit zumindest bereichsweise dünnerer Wandung bietet
wiederum den Vorteil, daß insgesamt geringere Metallvolumina gefördert und bei ihrer
Erstarrung dichtgespeist werden müssen und daß der gesamte aus Formfüllzeit, Erstarrungsdauer
und Rüstzeit bestehende Gießzyklus verkürzt wird.
[0005] Da bei dem erfindungsgemäßen Verfahren das im steigenden Niederdruck-Kokillenguß
in die oberen größeren Formhohlräume gelangende Metall bereits weitgehend abgekühlt
ist, wird eine rasche Erstarrung des Metalls in diesem Bereich erreicht, die zu einem
feinkristallinen Gefüge im Gußteil führt, welches die Gewähr für dessen optimale Festigungseigenschaften
bietet. Hierdurch wird es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, Gußteile, wie
Zylinderköpfe, Motorblöcke od. dgl., auch in ihren beanspruchten Bereichen, mit geringeren
Wanddicken als heute üblich herzustellen, ohne daß die Gefahr gegeben ist, daß sie
den Anforderungen an ausreichende Festigkeit bei ihrem Einsatz nicht mehr gewachsen
sind. Geringere Wanddicken des Gußteils auch in diesen Bereichen bedeuten aber wiederum
schnellere Formfüllung und raschere Erstarrung des Gußteils und damit bessere Materialeigenschaften.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zweckmäßig das flüssige Metall über einen
Bodenlauf an mehreren Angußstellen dem angußnahe liegenden Bereich der Form in die
die dünnere Wandung des Gußteiles bildenden Formhohlräume eingeleitet. Die anschnittnahen
Formhohlräume werden vom durchströmenden Metall soweit aufgeheizt, daß sie trotz geringer
Querschnitte relativ lange vor einem Einfrieren bewahrt werden und wenigstens bereichsweise
eine Nachspeisung der Form während einer Nachdruckphase vom Anguß her vorgenommen
werden kann.
[0007] Erforderlichenfalls ist eine weitere Nachspeisung von flüssigem Metall an mehreren
Stellen der angußfernen Seite der Form durch aufgesetzte Speiser in die die dickere
Wandung des Gußteils bildenden größeren Formhohlräume möglich. Da diese Nachspeisung
meist nur eine geringe Reichweite haben muß, genügen relativ kleine Speiseraufsätze,
wodurch wiederum eine unerwünschte Aufheizung der gesamten Form, insbesondere des
oberen Formbereichs, durch das in den Speisern befindliche flüssige Metall weitgehend
vermieden wird.
[0008] Im Gegensatz zum bekannten Niederdruckgießverfahren, das im Prinzip darauf angelegt
ist, den an der Steigrohrmündung gelegenen Eintrittsquerschnitt der Gießform als letzten
Abschnitt des Gußteiles erstarren zu lassen, wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
dieser Eintrittsquerschnitt in der Regel vor den entfernter liegenden Bereichen des
Gußteiles erstarrt sein. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn der Niederdruckgießofen
nicht starr mit einer Gießform verkoppelt ist, sondern im zyklischen Wechsel mehrere
Gießformen bedient. Je schneller der Eintrittsquerschnitt der Gießform erstarrt, um
so eher kann das Steigrohr des Niederdruckofens von der Gießform abgekoppelt und für
den nächsten Gießzyklus mit einer anderen Gießform verbunden werden.
[0009] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Gießverfahren anhand der Zeichnung näher beschrieben.
Fig. 1 der Zeichnung zeigt eine an ein Steigrohr einer Niederdruckkokillengießmaschine
angeschlossene Kokille zum Gießen eines Zylinderkopfes im Querschnitt in schematischer
Darstellung.
Fig. 2 zeigt in zwei verschiedenen Teilschnitten eine an ein Steigrohr einer Niederdruckkokillengießmaschine
angeschlossenen Kokille zum Gießen eines Zylinderblockes ebenfalls in schematischer
Darstellung.
[0010] In den beiden Figuren ist die in bekannter Weise mehrteilige Kokille mit Kernen nur
einstückig dargestellt, um die Übersichtlichkeit der Zeichnung nicht zu beeinträchtigen.
[0011] Die in Fig. 1 im Querschnitt gezeigte Kokille 1 dient zum Gießen eines Zylinderkopfes,
der an seiner einen brennraumbegrenzenden Seite und in seinem daran anschließenden
Bereich im allgemeinen dickere Wandung als an seiner gegenüberliegenden Seite und
in dem daran anschließenden Bereich besitzt. Der Brennraum dieses Zylinderkopfes wird
durch die dickeren Wände begrenzt, die in der Kokille von den in Fig. 1 oberen, sich
schräg erstreckenden breiteren Formhohlräumen 5 gebildet bzw. umgeben werden. Diese
Kokille ist mit mehreren Angußstellen 2 über einen Bodenlauf 3 an das Ende 4 eines
Steigrohres einer nicht dargestellten Niederdruckkokillengießmaschine angeschlossen,
und zwar so, daß ihre die dickere Wandung des Zylinderkopfes bildenden Formhohlräume
5 oben und ihre die dünnere Wandung des Zylinderkopfes bildenden Formhohlräume 6 unten
liegen. Über den Bodenlauf 3 wird das geschmolzene Gießmetall zunächst in die unten
liegenden, meist kleineren oder schlankeren Formhohlräume 6 eingeleitet. Durch diese
Formhohlräume 6 steigt das eingeleitete Metall im wesentlichen turbulenzfrei und ruhig
in der Kokille nach oben in die oberen meist größeren oder dickeren Formhohlräume
5 sowie in die auf die Form aufgesetzten Speiser 7 hinein, die zur Nachspeisung der
oberen Formhohlräume 5 zweckmäßig sein können. Die Nachspeisung der unteren Formhohlräume
6 erfolgt über das Steigrohr und den Bodenlauf von der Angußseite her.
[0012] Die in Fig. 2 im Querschnitt gezeigte Kokille 11 dient zum Gießen eines Zylinderblockes,
der an seiner den Kurbelwellenraum 18 begrenzenden Seite und in seinen daran anschließenden
Bereichen im allgemeinen dünnere Wandung als in seinen darüber befindlichen Bereichen
hat. Auch diese Kokille ist mit mehreren Angußstellen 12 über einen Bodenlauf 13 an
das Ende 14 eines Steigrohres einer nicht dargestellten Niederdruckkokillen-Gießmaschine
angeschlossen, und zwar so, daß ihre die dickere Wandung des Zylinderblockes bildenden
Formhohlräume 15 oben und ihre die dünnere Wandung des Zylinderblockes bildenden Formhohlräume
16 unten liegen. Auch hier wird über den Bodenlauf 13 das geschmolzene Gießmetall
zunächst in die unten liegenden, meist kleineren oder schlankeren Formhohlräume 16
eingeleitet, durch welche Formhohlräume das Metall im wesentlichen turbulenzfrei und
ruhig in der Kokille nach oben in die oberen, meist größeren Formhohlräume 5 sowie
in die auf die Form aufgesetzten Speiser 17 hineinsteigt.
1. Niederdruck-Kokillen-Gießverfahren zum Gießen von Metall-Gußteilen, wie Zylinderköpfe
oder Motorblöcke von Brennkraftmaschinen od.dgl., welche Gußteile bereichsweise überwiegend
dünnere Wandung als in ihren übrigen Bereichen besitzen, bei welchem Verfahren mittels
Gasdruck flüssiges Metall aus einem Schmelzbehälter durch ein Steigrohr in eine Form
gedrückt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Form so angeordnet wird, daß in ihr
die dickere Wandung des Gußteiles angußfern liegend und die dünnere Wandung angußnahe
liegend gegossen werden, wobei das flüssige Metall an oder nahe dem angußnahe liegenden
Bereich der Form in die die dünnere Wandung bildenden Formhohlräume eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das flüssige Metall über
einen Bodenlauf an mehreren Angußstellen dem angußnahe liegenden Bereich der Form
in die die dünnere Wandung des Gußteiles bildenden Formhohlräume eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Nachspeisung von flüssigem
Metall an mehreren Stellen der angußfernen Seite der Form in die die dickere Wandung
des Gußteiles bildenden Formhohlräume durch auf die Form aufgesetzte Speiser vorgenommen
wird.
4. Verfahren zum Gießen von Zylinderköpfen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zylinderköpfe in der Form mit nach oben gerichteten Brennraumseiten gegossen
werden.
5. Verfahren zum Gießen von Zylinderblöcken nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zylinderblöcke in der Form mit nach unten gerichtetem Kurbelwellenraum gegossen
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Niederdruckgießofen
mit der Gießform jeweils nur für einen Gießzyklus verbunden und nach Erstarrung des
oder der Formeintrittsquerschnitte von der Gießform abgekoppelt wird.