(19)
(11) EP 0 428 766 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.05.1991  Patentblatt  1991/22

(21) Anmeldenummer: 89121403.3

(22) Anmeldetag:  18.11.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5F41B 15/04, H01L 41/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE

(71) Anmelder: A. EICKHORN GMBH + CO. FÜR SCHNEIDWAREN + WAFFEN KG
D-42699 Solingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Eickhorn, Rolf-Jürgen, Dipl.-Wirtsch.-Ing.
    D-5650 Solingen-Ohligs (DE)

(74) Vertreter: Türk, Gille, Hrabal, Leifert 
Brucknerstrasse 20
40593 Düsseldorf
40593 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verteidigungsvorrichtung


    (57) Bei einer Verteidigungsvorrichtung mit einem stab- oder stockförmigen Körper (1), der an einem Ende einen Handgriff oder Knauf aufweist, ist an dem bezüglich des Handgriffs entgegengesetzten Ende des Körpers wenigstens ein zusammendrückbares, piezoelektrisches Element (3) angeordnet, das beim Zusammendrücken elektrischen Strom hoher Spannung und niedriger Leistung abgibt.




    Beschreibung


    [0001] Verteidigungsvorrichtung

    [0002] Die Erfindung betrifft eine Verteidigungsvorrichtung mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Patenanspruches 1.

    [0003] Bei den verschiedendsten Anlässen, z.B. bei einem nächtlichen Spaziergang, sind Situationen denkbar, in denen eine Selbstverteidigung vonnöten ist. Dabei führen z.B. Frauen häufig einen Taschenschirm mit sich, der zu Selbstverteidigungszwecken benutzt werden könnte. Aufgrund der körperlichen Kraft ist es jedoch häufig trotz des Vorhandenseins eines solchen Gegenstandes den Frauen nicht möglich, sich wirksam gegen etwaige Angriffe zu verteidigen.

    [0004] Soldaten führen häufig ebenfalls Gegenstände mit sich, die ihnen bei einem etwaigen Überfall zur Selbstverteidigung dienen könnten. Dabei ist es jedoch von Fall zu Fall erwünscht, den Gegner zwar zu vertreiben, ihn jedoch nicht zu verletzten.

    [0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Verteidigungsvorrichtung zu schaffen, mit der sich sowohl körperlich Unterlegene wirksam gegen einen etwaigen Angriff verteidigen können als auch körperlich Überlegene, ohne den Gegner ernsthaft zu verletzen.

    [0006] Diese Aufgabe wird bei einer Verteidigungsvorrichtung der eingangs genannten Gattung mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teiles des Patentanspruches 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der

    Unteransprüche.



    [0007] Dadurch, daß gemäß der Erfindung an dem bezüglich des Handgriffs entgegengesetzten Ende des Körpers wenigstens ein zusammendrückbares piezoelektrisches Element angeordnet ist, das beim Zusammendrücken elektrischen Strom hoher Spannung und niedriger Leistung abgibt, wird es ermöglicht, einem etwaigen Angreifer bei Überschreiten einer Mindestdistanz einen Stromschlag zu versetzen, so daß der Angriff wirksam abgewehrt werden kann. Dabei ist es jedoch aufgrund der erfindungsgemäßen Ausgestaltung nicht notwendig, nach einem derartigen Angriff bzw. der Abwehr eines derartigen Angriffs die erfindungsgemäße Vorrichtung vor einem neuerlichen Einsatz zunächst einmal aufladen zu müssen. Desweiteren ist es nicht notwendig, einen Gegenstand mit sich führen zu müssen, der ausschließlich der Selbstverteidigung dient, vielmehr werden Gegenstände benutzt, die auch ohne die Verteidigungsfunktion zum Einsatz gelangen.

    [0008] Sind die piezoelektrischen Elemente in Längsrichtung zusammendrückbar am Körper angeordnet, so wird dadurch gewährleistet, daß der Körper zum Zwecke der Selbstverteidigung nicht zunächst einmal entsprechend zu präparieren, sondern stets einsatzbereit ist.

    [0009] Sind die piezoelektrischen Elemente innerhalb oder hinter einer relativ zu diesen verschiebbaren Spitze angeordnet, so wird dadurch sichergestellt, daß die piezoelektrischen Elemente bzw. der der Selbstverteidigung dienende Mechanismus zum einen entsprechenden Schutz vor äußeren Einwirkungen erfährt und zum anderen eine Stauchung des piezoelektrischen Elementes nur bei einer entsprechend gerichteten Kraft hervorgerufen wird.

    [0010] Ist die bewegbare Spitze eine die piezoelektrischen Elemente überdeckende Kappe, die am äußeren Ende wenigstens eine Öffnung enthält, so wird dadurch zum einen gewährleistet, daß die entsprechende elektrische Ladung an den oder die etwaigen Angreifer ohne weitere Vorbereitungen abgegeben werden kann, und zum anderen ein Beschädigungsschutz geschaffen, der sich durch einen hohen Wirkungsgrad und eine hohe Effizienz auszeichnet und auf einfache und preiswerte Weise hergestellt werden kann.

    [0011] Sind die piezoelektrischen Elemente zwischen zwei teleskopartig gegeneinander bewegbaren, aufeinander passenden Kappen angeordnet, von denen die innere auf das äußere Ende der stab- oder stockförmigen Vorrichtung lösbar aufsteckbar ist, so ist dadurch die Möglichkeit geschaffen, die entsprechende Baugruppe auch bei verschiedenen stab- oder stockförmigen Vorrichtungen aufstecken zu können, d.h. die Baugruppe kann z. B. bei verschiedenen Taschenschirmen zum Einsatz gelangen, ohne daß es notwendig wäre, für eventuell vorhandene verschiedene Taschenschirme jeweils neue Baugruppen vorzusehen. Desweiteren ist es möglich, die Baugruppen auszutauschen, ohne daß der gesamte, z.B., Taschenschirm oder das entsprechende Messer ausgetauscht werden müßte.

    [0012] In der Zeichnung sind drei Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Verteidigungsvorrichtung schematisch dargestelt, und zwar zeigt

    Figur 1 die Spitze eines Taschenschirmes mit pizoelektrischem Element und auf die Schirmspitze aufschiebbarer Kappe in Form einer Explosionszeichnung,

    Figur 2 die Spitze eines Taschenschirmes mit einer ersten, das pizoelektrische Element enthaltenden, über die Spitze stülpbaren und einer über diese schiebbaren zweiten Kappe in Form einer Explosionszeichnung und

    Figur 3 die Spitze einer Messerscheide mit einer ersten, das piezoelektrische Element enthaltenden, über die Spitze stülpbaren und einer über diese schiebbaren zweiten Kappe in Form einer Explosionszeichnung.



    [0013] Wie in Figur 1 dargestellt, weist der Taschenschirm (1) eine Spitze (2) auf, in deren Inneren ein aus der Spitze (2) hinausragendes piezoelektrische Element (3) angeordnet ist. Das piezoelektrische Element (3) ist dabei zylindrisch ausgestaltet und weist an seinem der Taschenschirmspitze (2) abgewandten Ende (4) einen Kontakt (5) auf.

    [0014] Über die das piezoelektrische Element (3) beinhaltende Spitze (2) des Taschenschirmes (1) ist eine Kappe (6) stülpbar ausgestaltet, so daß der kuppelförmige Teil (7) der Spitze (2) des Taschenschirmes (1) nach Anbringung der Kappe (6) von dieser verdeckt ist.

    [0015] Die Kappe (6) umgreift dabei den kuppelförmigen Teil (7) der Spitze (2) derart, daß es unter Druckeinwirkung, dargestellt durch den Pfeil (8), auf die Spitze der Kappe (6) zu einer axialen Verlagerung der Kappe (6) von einer ersten Position in Richtung des der Spitze (2) gegenüberliegenden Endes des Schirmes (1), d.h. in eine zweite Position, kommt. Die axiale Verfahrbarkeit in Richtung des der Spitze gegenüberliegenden Endes des Taschenschirmes (1) wird dabei durch den einstückig mit dem kuppelförmigen Teil (7) ausgebildeten und gemeinsam damit die Spitze (2) des Taschenschirmes (1) bildenden Ring (9) begrenzt.

    [0016] Bei einer derartigen Verlagerung der Kappe (6) durch eine entsprechende axial gerichtete Kraft (8) kommt es zu einer Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3), da dieses mit dem Boden (10) gegen eine eine axiale Verlagerung des gesamten Elementes (3) verhindernde Fläche angeordnet ist und das dem Boden abgewandte Ende (4) des piezoelektrischen Elementes (3) gegen eine in der Kappe (6) befindliche Fläche anliegt und es so bei einer entsprechenden Verlagerung der Kappe (6) zu einer Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3) kommt.

    [0017] Dabei wird eine elektrische Ladung, hervorgerufen durch die Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3), über einen Kontakt (5) abgegeben. Der Kontakt (5) steht mit einem in der Kappe (6) befindlichen Loch (12) in Eingriff, so daß die elektrische Ladung von etwa 20.000 bis 30.000 Volt bei gleichzeitig niedriger Amperezahl über den Kontakt (5) und das in der Kappe (6) befindliche Loch (12) an den mit der Kappe (6) bzw. dem Loch (12) in Kontakt stehenden Gegenstand oder die damit in Kontakt stehende Person abgibt.

    [0018] Nach Wegfall der die axiale Verlagerung der Kappe (6) hervorgerufenen Kraft wird diese durch einen hier nicht dargestellten Federmechanismus in ihre Ausgangsposition zurückgebracht. So daß die Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3) aufgehoben wird, es zu keiner weiteren elektrischen Entladung kommt und die Vorrichtung erneut zu benutzen ist, d.h. der Vorgang kann wie beschrieben wiederholt werden.

    [0019] Bei dem in Figur 2 dargestellten Ausführungsbeispiel ist das piezoelektrische Element (3) nicht in die Spitze (2) des Taschenschirmes (1) eingebracht, sondern ist auf einer Kappe (13) derart angeordnet, daß der Boden (14) des piezoelektrischen Elementes (3) ebenfalls gegen eine axiale Verlagerung in Richtung Taschenschirmhaltegriff gesichert ist.

    [0020] Die Kappe (13) wird von einer zweiten Kappe (15) umschlossen, so daß das piezoelektrische Element (3) zwischen der ersten Kappe (13) und der zweiten Kappe (15) angeordnet ist und der Kontakt (16) des piezoelektrischen Elementes mit einem in der zweiten Kappe (15) befindlichen Loch (17) in Kontakt steht. Die zweite Kappe (15) ist auf der ersten Kappe (17) axial verfahrbar angeordnet, wohingegen die Kappe (13) Über den kuppelförmigen Teil (7) der Spitze (2) des Taschenschirmes (1) zu stülpen ist.

    [0021] Wird nach Anbringen der beiden Kappen (13, 15) auf dem kuppelförmigen Teil (7) der Spitze (2) durch Überstülpen der ersten (13) der beiden Kappen (13, 15) eine axiale Kraft (8) in Richtung Schirmspitze (2) auf die Kappe (15) ausgeübt, so kommt es zu einer axialen Verlagerung der Kappe (15) in Bezug zur Kappe (13) und damit zu einer Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3), so daß über den Kontakt (16) und das in der Kappe (15) befindliche Loch (17) eine elektrische Ladung an den die Kraft verursachenden Gegenstand abgegeben wird, wobei es sich bei der elektrischen Ladung um eine Ladung mit hoher Volt- und niedriger Amperezahl handelt. Die Verlagerung der Kappe (15) in Bezug zur ersten Kappe (13) erfährt durch hier nicht dargestellte, im Inneren der Kappe (15) angeordnete Anschläge eine Begrenzung.

    [0022] Nach Aufheben der axial gerichteten Kraft (8) wird die zweite Kappe (15) mittels hier ebenfalls nicht dargestellter Federmechanismen in ihre Ausgangsposition zurückgeführt, so daß auch die Stauchung des piezoelektrischen Elementes (3) aufgehoben wird und es zu keinerlei weiterer elektrischer Entladung kommt.

    [0023] Bei einer erneuten Beaufschlagung der Kappe (15) mit einer axial gerichteten Kraft (8) wiederholt sich der vorab beschriebene Vorgang erneut.

    [0024] Die erste und zweite Kappe (13, 15) bilden eine Baueinheit, die gemeinsam von der Taschenschirmspitze (2) zu entfernen ist.

    [0025] In Figur 3 ist die Spitze (24) einer Messerscheide (18) dargestellt, die ebenfalls mit einer Baueinheit, bestehend aus einer ersten Kappe (19) und einer zweiten Kappe (20), zu versehen ist.

    [0026] Dabei weist die erste Kappe (19) ein piezoelektrisches Element (21) auf, das ebenfalls gegen eine axiale Verlagerung gesichert ist und einen Kontakt (23) aufweist, der mit einem in der zweiten Kappe (20) befindlichen Loch (23) in Kontakt steht. Auch hier ist die aus der im wesentlichen ersten und zweiten Kappe (19, 20) bestehende Baueinheit auf die Spitze der Messerscheide (18) aufzubringen. Bei Einwirkung einer, in Figur 3 durch Pfeil (8) dargestellten, gegen die Kappe (20) gerichteten Kraft kommt es in Bezug zur Kappe (19) zu einer koaxial gerichteten Verlagerung der Kappe (20) und damit zu einer Stauchung des piezoelektrischen Elementes (21).

    [0027] Es kommt hier ebenfalls, hervorgerufen durch die Stauchung, zu einer elektrischen Entladung, die über den Kontakt (22) zum Loch (23) gelenkt wird und sich dort auf den die Kraft (16) ausübenden Gegenstand überträgt.

    [0028] Nach Aufhebung der die Stauchung des piezoelektrischen Elementes (21) verursachenden Kraft (8), wird die Kappe (20), durch einen hier nicht dargestellten und sich in der Kappe (20) befindenden Federmechanismus zu einer Rückführung in ihre Ausgangsposition veranlaßt, so daß es zu einer Aufhebung der Stauchung des piezoelektrischen Elementes (21) und damit zu einer Aufhebung der elektrischen Entladung kommt. Die Vorrichtung gelangt damit erneut in Bereitschaft, bei Druckausübung einen elektrischen Stoß abgeben zu können.

    [0029] Bei den in Fig. 2 und 3 gezeigten Ausführungsformen ist die äußere Kappe (15 bzw. 20) jeweils mit einer Ausformung (24 bzw. 25) versehen, die über das an der inneren Kappe (13 bzw. 19) angeordnete piezoelektrische Element (3 bzw. 21) paßt.

    [0030] Die piezoelektrischen Elemente können handelsübliche Piezo-­Hochspannungszünder sein, beispielsweise von der Firma Robert Bosch GmbH, Geschäftsbereich Junkers, gelieferte Piezo-Elemente.

    [0031] Obwohl vorstehend die Verteidigungsvorrichtung in Verbindung mit einem Taschenschirm und einem Abenteuer-Messer beschrieben ist, kann sie auch als separate Vorrichtung ausgebildet sein, die an bereits vorhandene stabförmige Gegenstände wie Stöcke, Schirme, Abenteuer-Messer und Schlagstöcke anzubauen bzw. anzusetzen ist.

    [0032] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist auch für polizeiliche Zwecke gut geeignet, weil ihre Anwendung praktisch keine Verletzungen bei mit ihr abgewehrten oder berührten Personen hervorruft.


    Ansprüche

    1. Verteidigungsvorrichtung, mit einem stab- oder stockförmigen Körper (1; 18), der an einem Ende einen Handgriff oder Knauf aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß an dem bezüglich des Handgriffs entgegengesetzten Ende (2; 24) des Körpers (1; 18) wenigstens ein zusammendrückbares piezoelektrisches Element (3; 21) angeordnet ist, das beim Zusammendrücken elektrischen Strom hoher Spannung und niedriger Leistung abgibt.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die piezoelektrischen Elemente (3; 21) in Längsrichtung zusammendrückbar am Körper (1; 18) angeordnet sind.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die piezoelektrischen Elemente (3; 21) innerhalb oder hinter einer relativ zu diesen verschiebbaren Spitze (6; 15; 20) angeordnet sind.
     
    4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die bewegbare Spitze (6; 15; 20) eine die piezoelektrischen Elemente (3; 21) überdeckende Kappe (6; 15; 20) ist, die am äußeren Ende wenigstens eine Öffnung (12; 17; 23) enthält.
     
    5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die piezoelektrischen Elemente (3; 21) zwischen zwei teleskopartig gegeneinander bewegbaren, aufeinander passenden Kappen (13, 15; 19, 20) angeordnet sind, von denen die innere (13; 19) auf das äußere Ende (2; 24) der stab- oder stockförmigen Vorrichtung (1; 18) lösbar aufsteckbar ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht