[0001] Die Erfindung betrifft einen preßgegossenen Leichtmetallkolben aus für den Kolbenbau
geeigneter Aluminiumlegierung für Dieselmotoren mit indirekter Kraftstoffeinspritzung,
an dessen Boden ein zylinderförmiger Faserformkörper mit einer flachen, der Strahlrichtung
der aus der im Zylinderkopf angeordneten Brennkammer austretenden Flammstrahlen angepaßten,
vorzugsweise fingerförmigen oder brillenförmigen Verbrennungsmulde angegossen ist.
[0002] Bei Leichtmetallkolben für Dieselmotoren mit indirekter Kraftstoffeinspritzung ist
der Verbrennungsraum in eine im Zylinderkopf befindliche Brennkammer und eine im Kolbenboden
angebrachte flache Verbrennungsmulde unterteilt. Die Verbrennungsmulde ist in Anpassung
an die Strahlrichtung der aus der Brennkammer austretenden Flammstrahlen vorzugsweise
fingerförmig oder brillenförmig ausgebildet. Besonders bei stark wechselnden Motorbelastungen
treten durch Überlagerung von thermischen und mechanischen Wechselspannungen Risse
meistens am Grund der Verbrennungsmulde auf. Diese Risse können nach längerer Betriebszeit
den ganzen Querschnitt des Kolbenbodens erfassen. Als werkstoffliche Maßnahme gegen
die Einflüsse der mit dem Verbrennungszyklus schwankenden Oberflächentemperatur hat
sich vor allem die Hartanodisierung (Harteloxierung) des Kolbenbodens bewährt. Die
Dicke der anodisch abgeschiedenen Oxidschicht beträgt 30 bis 100 um, wodurch die Lebensdauer
des Kolbenbodens insbesondere bei thermischer Wechselbeanspruchung um den Faktor 3
bis 5 erhöht wird. Bei besonders hoch belasteten Dieselmotoren ist zum Schutz des
Kolbenbodens auch bekannt, eine Prallplatte aus hitzebeständigem Stahl in diesen einzuschrauben
(Mahle-Kolbenkunde, Heft 2, Stuttgart 1985, S. 16). Als weiterer Schritt, die Belastbarkeit
des Leichtmetallkolbens zu erhöhen, ist das Preßgießverfahren anzusehen, bei dem die
Leichtmetallschmelze mit einem beliebig einstellbaren Druck in die Gießform gefüllt
und anschließend unter hohem Druck von bis über 1000 bar zur Erstarrung gebracht wird.
Dieses Gießverfahren wird u.a. zur Herstellung von Leichtmetallkolben für Dieselmotoren
mit im Kolbenboden eingegossenem Faserformkörper mit darin angebrachter Verbrennungsmulde
benutzt. Der Enddruck von über 1000 bar bringt die Schmelze und die Fasern auf atomaren
Abstand, so daß es zu der für eine gute Bindung von Faser und Matrix notwendigen gesteuerten
Reaktion kommt. Die Faserverstärkung erfolgt in aller Regel mittels eines zylinderförmigen
Faserformkörpers aus Aluminiumoxidfasern, Aluminiumsilikatfasern oder Siliziumcarbidwhiskern,
wobei der Faser-/Whiskergehalt bis zu 30 Vol.-% beträgt. Die Temperaturwechselbeständigkeit
des durch den Faserformkörper vor den heißen Flammstrahlen geschützten Leichtmetallwerkstoffs
des Kolbenbodens ist infolge der geringen Wärmeleitfähigkeit und geringen Ausdehnung
ausgezeichnet. Erste Anrisse treten erst nach ca. 7000 Temperaturwechseln auf; das
Wachstum der Anrisse ist mit zunehmender Prüfdauer aber nur verhältnismäßig gering
(KS-Jubiläumsschrift: 75 Jahre Kolbenschmidt AG, Neckarsulm September 1985, S. 14).
Die Wärmeleitung des Leichtmetallkolbens wird durch den Einsatz eines Faserformkörpers
um über 1/3 reduziert.
[0003] Die geringe Wärmeleitung hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die
Beanspruchbarkeit des Leichtmetallkolbens. Durch die Faserverstärkung des Kolbenbodens
wird einerseits die thermische Belastbarkeit des Leichtmetallwerkstoffs gesenkt, andererseits
ist in dem Bereich des Kolbenbodens, der nicht in der Strahlrichtung der aus dem Brennraum
des Zylinderkopfs austretenden Flammstrahlen liegt, eine größere Wärmeleitung wünschenswert,
damit die Temperatur der übrigen Kolbenpartien nicht zu stark gesenkt wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Höhe des Faserformkörpers
auf der Seite, auf der die Verbrennungsmulde angeordnet ist, größer als im übrigen
Bereich des Kolbenbodens ist.
[0005] Der Faserformkörper besitzt erfindungsgemäß auf der dem Kolbeninnenraum zugewandten
Seite eine schief abgeschnittene Fläche. Zu diesem Zweck weist nach einem weiteren
Erfindungsmerkmal der Faserformkörper die Form eines einseitig schief abgeschnittenen
Zylinders oder die Form eines Zylinderhufs auf.
[0006] Im Rahmen der besonderen Ausgestaltung der Erfindung beträgt die Höhe des Faserformkörpers
am Rand der einen Seite 5 bis 15 mm und am Rand der gegenüberliegenden Seite 2 bis
8 mm.
[0007] Die Fasern des Formkörpers sind parallel zu der die Kolbenachse und die Achse der
Kolbenbolzenrichtung einschließenden Ebene ausgerichtet, innerhalb dieser Ebene ist
die Orientierung der Fasern statistisch regellos.
[0008] Durch die erfindungsgemäße konstruktive Gestaltung des in den Kolbenboden eingegossenen
Faserformkörpers ist sichergestellt, daß die Temperaturerhöhung des Kolbenwerkstoffs
unter dem Faserformkörper im Bereich der Verbrennungsmulde in Grenzen gehalten, andererseits
jedoch die Temperatur der übrigen Kolbenpartien auf dem gewünschten Niveau gehalten
werden kann. Da die Kosten für Faserformkörper aus Aluminiumoxidfasern, Aluminiumsilikatfasern
oder Siliziumcarbidwhiskern relativ hoch sind, läßt sich in vorteilhafter Weise mit
Hilfe des erfindungsgemäß ausgebildeten Faserformkörpers eine Kostenersparnis von
bis zu 30 % erzielen.
[0009] Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielhaft dargestellt und wird nachfolgend
näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch einen Leichtmetallkolben für Dieselmotoren mit indirekter
Kraftstoffeinspritzung entlang der die Kolbenachse und die Achse senkrecht zur Kolbenbolzenachsrichtung
einschließenden Ebene und
Fig. 2 eine Draufsicht auf den Kolbenboden eines Leichtmetallkolbens für Dieselmotoren
mit indirekter Kraftstoffeinspritzung.
[0010] In den Kolbenboden (1) eines aus der Aluminiumlegierung des Typs A!Si12CuNiMg preßgegossenen,
einteiligen, Ringpartie (2) und Kolbenschaft (3) umfassenden Kolbens (4) für Dieselmotoren
mit indirekter Kraftstoffeinspritzung ist ein die Form eines schief abgeschnittenen
Kreiszylinders aufweisender Faserformkörper (5), dessen Durchmesser dem Durchmesser
des Kolbens (4) entspricht und der aus A1
20
3-Fasern mit einem Fasergehalt von 25 Vol.-% besteht, eingegossen. In Strahlrichtung
der aus dem im Zylinderkopf angeordneten Brennraum austretenden Flammstrahlen befindet
sich eine brillenförmige Vertiefung (6) in dem Faserformkörper (5), der in der die
Kolbenachse und die Achse senkrecht zur Kolbenbolzenachsrichtung einschließenden Ebene
am Rand der einen Seite eine Höhe (7) von 7 mm und am Rand der gegenüberliegenden
Seite eine Höhe (7) von 2,5 mm besitzt. Im Bereich der ersten Ringnut ist ein aus
austenitischem Sondergußeisen bestehender Ringträger (8) unter metallischer Bindung
eingegossen. In dem als stetige Rotationsfläche ausgeführten Kolbenschaft (3) befinden
sich die Bolzenbohrungen (9).
1. Preßgegossener Leichtmetallkolben aus für den Kolbenbau geeigneter Aluminiumlegierung
für Dieselmotoren mit indirekter Kraftstoffeinspritzung, an dessen Boden ein zylinderförmiger
Faserformkörper mit einer flachen, der Strahlrichtung der aus der im Zylinderkopf
angeordneten Brennkammer austretenden Flammstrahlen angepaßten, vorzugsweise fingerförmigen
oder brillenförmigen Verbrennungsmulde angegossen ist, dadurch gekennzeichnet, daß
die Höhe (7) des Faserformkörpers (5) auf der Seite, auf der die Verbrennungsmulde
(6) angeordnet ist, größer als im übrigen Bereich des Kolbenbodens (1) ist.
2. Leichtmetallkolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Faserformkörper
(5) auf der dem Kolbeninnenraum zugewandten Seite eine schief abgeschnittene Fläche
aufweist.
3. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Faserformkörper (5) die Form eines einseitig schief abgeschnittenen Zylinders aufweist.
4. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Faserformkörper (5) die Form eines Zylinderhufs aufweist.
5. Leichtmetallkolben nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Faserformkörper (5) in der die Kolbenachse und die Achse senkrecht zur Kolbenbolzenachsrichtung
einschließenden Ebene an dem einen Rand eine Höhe (7) von 5 bis 15 mm und an dem gegenüberliegenden
Rand eine Höhe (7) von 2 bis 8 mm aufweist.