[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
zur Erzielung enger Toleranzen für die Form- und Maßhaltigkeit eines in einer Draht-
und/oder Stabstahlstraße gewalzten Walzproduktes unter Verwendung von mindestens zwei
Sizing-Gerüsten hoher Steifigkeit, die - mit Ausnahme des letzten Gerüstes - unter
Last anstellbar sind und mit Einrichtungen zum Erlassen der Geometriedaten des Walzproduktes
und dessen relevanten Walzbetriebsdaten sowie einem Rechner zusammenwirken, in dem
aus abgelegten und den gemessenen Daten ein Signal errechnet wird, welches zur Korrektur
der Anstellung mindestens eines der Gerüste verwendet wird.
[0002] Die automatische Steuerung von Walzstraßen, insbesondere zum Auswalzen von Blechprodukten
ist bekannt. In Blechwalzstraßen werden beispielsweise die Dickenabmessung des Produktes
kontinuierlich oder periodisch gemessen und der Walzspalt von einem oder mehreren
Walzenstandern der Walzenstraße wird danach gemäß einem mathematischen Algorithmus
verändert, um ein Produkt der gewünschten Dickenabmessung zu erhalten.
[0003] Beim Walzen von Profilen ist die Steuerung der Straße komplizierter. Die Änderung
des Walzspaltes hat in größerem Maße als beim Blech Einfluß auf die Umfangsmaße des
Profiles, das heißt, das Breitenprofil ändert sich. Auswirkungen von Durchmesseränderungen
in Längsrichtung, beispielsweise durch Walzenexzentrizität, Temperaturänderungen im
Walzprodukt, Zuganderungen oder Verschleiß können nur unzureichend kompensiert werden.
Dies deshalb, weil bei bekannten Verfahren zur Steuerung von Profilwalzstraßen eine
Erfassung der Geometriedaten des Walzproduktes zwar mit dem Ziel erfolgt, in einem
Rechner anhand dort abgelegter relevanter Walzbetriebsdaten eine optimierte Korrektur
zu ermitteln, doch erfolgt die Erfassung der Geometriedaten erst hinter dem letzten
Gerüst der Straße. Dadurch können Fehler erst dann ausgeregelt werden, wenn sie bereits
entstanden sind, so daß ein erheblicher teil des ausgebrachten Walzproduktes nicht
die nötigen Toleranzwerte einhalten kann (DE 28 11 778).
[0004] Wegen der Erfassung von Toleranzabweichungen erst hinter dem Fertiggerüst, mußten
an den Vorquerschnitt enge Anforderungen gestellt werden, zumal dann, wenn, wie ebenfalls
bekannt, die Fertiggerüstgruppe mit zwei starren Kalibern gefahren wurde. Auch die
Temperaturunterschiede über die Stablänge mußten sehr gering gehalten werden, um toleranzhaltige
Ergebnisse zu erzielen. Selbst wenn das Fertiggerüst regelbar ausgebildet war, ließ
sich nicht verhindern, daß Fehler erst dann korrigiert werden konnten, wenn sie bereits
entstanden waren.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ausgehend von den vorstehend dargestellten
Problemen des Standes der Technik, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens zur Erzielung enger Toleranzen für die Form- und Maßhaltigkeit eines
in einer Draht- und/oder Stabstahlstraße gewalzten Walzproduktes zu schaffen, mit
dem bzw. mit der einlaufende Dickenfehler, die beispielsweise durch Zugregelung und
Temperaturfehler entstanden sind, zu einem frühen Zeitpunkt ausgeregelt werden können,
um aus dem letzten Gerüst ein Walzprodukt mit optimaler Toleranzhaltigkeit auszubringen.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Geometriedaten
des einlaufenden Walzproduktes sowie die relevanten Walzbetriebsdaten vor dem vorletzten
Sizing-Gerüst erfaßt werden und die ermittelten Werte mittels eines die exakte Profilform
im letzten Walzgerüst anstrebenden Kalibrierungsmodells im Rechner, ggfs. unter Verwendung
eines wissensbasierten Regelansatzes zu dem Signal verarbeitet werden, mit dem mindestens
das vorletzte Sizing-Gerüst angestellt wird.
[0007] Abweichend vom Stand der Technik läßt die Erfindung nicht zu, daß Walzprodukte außerhalb
der Toleranz die Sizing-Gruppe verlassen. Der Kern dem erfinderischen Gedankens besteht
in der Konstanthaltung des dem letzten Gerüst angelieferten Volumenstroms dadurch,
daß die geometrischen Daten des Walzproduktes vor dem vorletzten Walzgerüst bereits
erfaßt und zur optimalen Anstellung des Kalibers des vorletzten Gerüstes verwendet
werden. Die Kalibrierung dieses Gerüstes wird so gewählt, daß im letzten starren Kaliber
keine Veränderung des Kaliberquerschnittes mehr erforderlich ist, d. h. im letzten
Kaliber ergibt sich eine exakte Profilform. Um dies zu erreichen wird ein computerunterstütztes
Kalibrierungsmodell verwendet, das, ggfs. mit Hilfe eines wissensbasierten Regelansatzes
erweitert, die optimale Anstellung des entsprechenden Walzgerüstes errechnet und als
Signal an die Anstellvorrichtung gibt.
[0008] Mit diesem Konzept werden engste Maßtoleranzen (Durchmesser bzw. Abmessungen) wie
auch engste Formtoleranzen (Rundheit bzw. Orthogonalität) in Draht- und Stabstahlstraßen
erreicht. Einlaufende Dickenfehler als Folge einer Zugregelung in den davorliegenden
Walzstaffeln können ebenso beseitigt werden, wie Maßabweichungen, die durch Temperaturfehler
der Ofenführung und des Temperaturkeils in der Walzstraße hervorgerufen werden.
[0009] Ergänzend ist vorgesehen, daß zur Anpassung an die veränderbaren Gegebenheiten der
Walzstraße eine Adaption der abgelegten Berechnungsparameter vorgenommen werden kann.
[0010] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, daß
die Sizing-Gerüste in an sich bekannter Weise aus mindestens zwei, vorzugsweise drei
Gerüsten mit einkalibrigen Walzen besteht und vor dem vorletzten Gerüst eine Meßeinrichtung
zum Erfassen der geometrischen Abmessungen des Walzproduktes vor dem Einlauf in das
vorletzte Gerüst angeordnet ist. Zur Erreichung engster Form- und Maßtoleranzen ist
eine Gerüstkonstruktion mit möglichst hoher Steifigkeit einzusetzen, wobei neben konventionellen
Gerüsten auch ständerlose Gerüste in Betracht zu ziehen sind. Zur Verringerung der
Walzenbiegung werden die einkalibrigen Walzen mit geringer Ballenbreite eingesetzt,
wobei zusätzlich die Walzenabmessungen zur Unterstützung dieser Maßnahmen entsprechend
festgelegt werden können.
[0011] In einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, für große Abmessungsbereiche
(große Durchmesser) eine Zugregelung zwischen den Sizing-Gerüsten, während für den
kleinen Abmessungsbereich (kleine Durchmesser) eine Schlingenregelung bevorzugt verwendet
werden kann. Selbstverständlich kann auch zwischen den beiden letzten Gerüsten n und
n-1 mit einer starren Drehzahlregelung gefahren werden.
[0012] Es hat sich als günstig erwiesen, wenn zur Erzeugung von Rundquerschnitten die Gerüste
in der Anordnung horizontal/vertikal aufgestellt und abwechselnd oval/rund kalibriert
sind, wobei das letzte unter Last nicht anstellbare Sizing-Gerüst ein Rundkaliber
aufweist.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung lassen sich sowohl innerhalb einer
gattungsgemäßen Straße als auch als Fertigstaffel einsetzen. Sie trägt den steigenden
Anforderungen an enge Fertigungstoleranzen der gewalzten Produkte und die Maßhaltigkeit
über der Länge des Produktes Rechnung.
[0014] In der Zeichnung ist grob vereinfacht das Regelkonzept des erfindungsgemäßen Verfahrens
beim Einsatz in der Fertiggerüst-Gruppe einer Draht- und Stabstahlstraße näher erläutert.
[0015] Die Sizing-Gerüst Gruppe besteht aus drei Gerüsten n, n-1 und n-2, wobei die Gerüste
n (2) und n-2 (4) ein Rundkaliber und das Gerüst n-1 (3) ein Ovalkaliber aufweisen.
Das in Walzrichtung letzte Gerüst n (2) ist zur Erreichung einer besonders steifen
Bauweise nicht unter Last anstellbar, in allen Gerüsten kommen vorzugsweise einkalibrige
Walzen zum Einsatz.
[0016] Die Gerüste n-1 (3) und n-2 (4) sind unter Last anstellbar, weisen jedoch ebenfalls
eine Konstruktion mit hoher Steifigkeit auf. Bei der Erzeugung von Rundquerschnitten
sind die Gerüste n-2 bis n in der Anordnung horizontal-vertikal-horizontal vorgesehen,
wobei diese Anordnung je nach vorgegebener Straßenkonzeption auch in der Anordnung
vertikal-horizontal-vertikal ausgeführt werden kann.
[0017] Beim Durchlauf des Walzproduktes (1) durch die Sizing-Gerüste werden direkt hinter
dem Sizing-Gerüst n-2 (4) die Temperatur und die Geometriedaten des Walzproduktes
(1) mit einer Meßvorrichtung (5) erfaßt, wobei diese Daten zusammen mit relevanten
Walzbetriebsdaten der Sizing-Gerüste einem Meßwert-Erfassungssystem (6) zugeführt
werden.
[0018] Die gemessenen Daten werden einem Rechnersystem (7) mit Kalibrierungsmodellen und
einem Adaptionssystem mit abgelegten Berechnungsparametern übergeben und eine optimierte
Korrektur der Gerüstanstellung zumindest von Gerüst n-1 (3) und optional auch für
weitere Gerüste ermittelt.
[0019] Die berechneten Regelungsdaten werden einer Sollwertausgabe (8) zur Korrektur der
Anstellung des vorletzten Sizing-Gerüstes oder auch weiterer Gerüste zugeführt.
[0020] Einlaufende Dickenfehler als Folge einer Zugregelung in den davorliegenden Walzstaffeln
können durch dieses Verfahren ebenso beseitigt werden wie Maßabweichungen, die durch
Temperaturfehler der Ofenführung und des Temperaturkeils in der Walzstraße hervorgerufen
werden, da die relevanten Walzbetriebsdaten vor dem vorletzten Sizing-Gerüst erfaßt
werden.
1. Verfahren zur Erzielung enger Toleranzen für die Form- und Maßhaltigkeit eines in
einer Draht- und/oder Stabstahlstraße gewalzten Walzproduktes unter Verwendung von
mindestens zwei Sizing-Gerüsten hoher Steifigkeit, die - mit Ausnahme des letzten
Gerüstes - unter Last anstellbar sind und mit Einrichtungen zum Erfassen der Geometriedaten
des Walzproduktes und dessen relevanten Walzbetriebsdaten sowie einem Rechner zusammenwirken,
in dem aus abgelegten und den gemessenen Daten ein Signal errechnet wird, welches
zur Korrektur der Anstellung mindestens eines der Gerüste verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Geometriedaten des einlaufenden Walzproduktes sowie die relevanten Walzbetriebsdaten
vor dem vorletzten Sizing-Gerüst erfaßt werden und die ermittelten Werte mittels eines
die exakte Profilform im letzten Walzgerüst anstrebenden Kalibrierungsmodells im Rechner,
ggfs. unter Verwendung eines wissensbasierten Regelansatzes zu dem Signal verarbeitet
werden, mit dem mindestens das vorletzte Sizing-Gerüst angestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Anpassung an die veränderbaren Gegebenheiten der Walzstraße eine Addaption
der abgelegten Berechnungsparameter vorgenommen werden kann.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sizing-Gerüste (n bis n-3) in an sich bekannter Weise aus mindestens zwei,
vorzugsweise drei Gerüsten mit einkalibrigen Walzen besteht und vor dem vorletzten
Gerüst (n-2) eine Meßeinrichtung (5) zum Erfassen der geometrischen Abmessungen des
Walzproduktes vor dem Einlauf in das vorletzte Gerüst (n-2) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnt,
daß die Sizing-Gerüste (n bis n-3) zuggeregelt sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen den Sizing-Gerüsten (n bis n-2) eine Schlingenregelung vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 3 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erzeugung von Rundquerschnitten - wie bekannt - die Sizing-Gerüste (n bis
n-2) in der Anordnung horizontal-vertikal aufgestellt und abwechselnd oval-rundkalibriert
sind, wobei das letzte unter Last nicht anstellbare Sizing-Gerüst (n) ein Rundkaliber
aufweist.