Technisches Gebiet:
[0001] Die Erfindung betrifft eine Rüttelvorrichtung mit einem Rütteltisch, mit in dem Rütteltisch
angeordneten, angetriebenen und mit je einem Unwuchtkörper versehenen Unwuchtwellen,
die paarweise einander zugeordnet sind, und mit einer Stelleinrichtung, über die die
Rüttelfrequenz und die Winkellage der Unwuchtkörper zueinander veränderbar ist.
[0002] Eine verstell- und regelbare Rüttelvorrichtung der genannten Art dient dem Zweck,
Betonelemente bei ihrer Produktion optimal zu verdichten. Dies wird erreicht durch
programmgesteuerte Anpassung der Betriebsparameter der Rüttelvorrichtung an die produktspezifischen
Erfordernisse während des Produktionsvorganges.
Stand der Technik:
[0003] Für die Programmsteuerung finden sich im Stand der Technik folgende Lösungen: Eine
mechanische Verstellung einer Unwuchtmasse aus der Nullage bis zu einem Maximalwert
erfolgt bei Außen- oder bei Gegenlaufvibratoren dadurch, daß auf den Unwuchtwellen
querbewegliche Zahnspangen angeordnet sind, die über eine schrägverzahnte Schubstange
mit einer außerhalb des Vibrators befindlichen Stelleinrichtung verbunden sind (DE-Zeitschrift
"Betonwerk + Fertigteil-Technik" Heft 10/1988 S. 48 bis 50). Eine Phasenverstellung
ist mittels eines elektromechanisch verstellbaren Überlagerungsgetriebes (DE 37 08
922 A1); oder mittels eines Phasenverstellgetriebes möglich (DE 37 09 112 C1).
Darstellung der Erfindung:
[0004] Der Erfindung liegt folgende Überlegung zugrunde: Optimal erfolgt die Verdichtung
von Betonelementen mit einer Rüttelvorrichtung, wenn folgende Verstell- und Regelaufgaben
gelöst werden:
a) Veränderung der Rüttlerfrequenz durch Änderung der Rüttlerwellendrehzahl;
b) Veränderung der Rüttelkraft zwischen Null und Maximum durch Phasenverstellung von
mindestens zwei umlaufenden Unwuchtmassen zueinander;
c) Veränderung der Schwingungsamplitude durch Kombination der unter a) und b) genannten
Maßnahmen.
[0005] Danach liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, bei einer Rüttelvorrichtung der
eingangs genannten Art die zur Erzeugung des optimalen Rütteleffektes erforderliche
Anpassung der Betriebsparameter nach einem neuen Prinzip durchzuführen. Gemäß der
Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß jede Unwuchtwelle einzeln durch einen
Motor angetrieben ist, der mit vorgegebener Drehzahl im Gleichlauf mit den anderen
Motoren umläuft, und als Stelleinrichtung ein elektronischer Regler vorgesehen ist,
über den jeder Motor winkelsynchron so regelbar ist, daß zur Änderung der Rüttelfrequenz
die Drehzahl der Unwuchtwellen und zur Änderung der Winkellage der Unwuchtkörper zueinander
die Drehzahl zumindest der einen der beiden einander zugeordneten Unwuchtwellen kurzzeitig
veränderbar ist.
[0006] Bei der Erfindung wird die Synchronisierung der einzelnen Unwuchtwellen durch eine
elektronische, winkelsynchrone Regelung der Unwuchtantriebe erreicht. Die Intensität
des Rütteleffekts wird gesteuert durch eine elektronische Veränderung des Rotorlagewinkels
der einzelnen Unwuchtantriebe zueinander.
[0007] Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen:
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend
im einzelnen beschrieben. Es zeigen in der Darstellung mit Schaltsymbolen
Fig. 1 einen Rütteltisch mit vier Unwuchtwellen und Einzelantrieb für jede Welle;
Fig. 2 einen zweiteiligen Rüttteltisch mit acht Unwuchtwellen, von denen je zwei Wellen
miteinander gekuppelt sind, und mit Einzelantrieb für jede Welle, wobei auch der Regelkreis
für die Einzelantriebe dargestellt ist;
Fig. 3 einen zweiteiligen Rütteltisch mit acht Unwuchtwellen und Einzelantrieb für
jede Welle;
Fig. 4 die Wirkungsweise der Phasenverstellung der Unwuchtmassen;
Fig. 5 als Ausschnitt aus Fig. 2 den Regelkreis für einen der Einzelantriebe mit Angabe
des Signalflusses.
Weg zur Ausführung der Erfindung:
[0009] Vier in einem Rütteltisch 1 angeordnete Unwuchtwellen W1 bis W4 werden einzeln durch
zugeordnete Motoren M1 bis M4 über Gelenkwellen G1 bis G4 angetrieben. Die Unwuchtwellen
W1 bis W4 sind mit Hilfe von Wälzlagern L1 bis L4 in dem Rütteltisch 1 gelagert. Mit
jedem Motor M1 bis M4 ist über eine Kupplung C1 bis C4 ein Resolver R1 bis R4 mechanisch
verbunden. Kupplungen sind auch zwischen den Wellen des zweiteiligen Rütteltisches
1 in Fig. 2 vorgesehen. Jeder Motor M1 bis M4 und jeder Resolver R1 bis R4 ist elektrisch
mit einem Antriebsumrichter A1 bis A4 verbunden, der Bestandteil eines Motorregelkreises
K1 bis K4 ist. Den Motorregelkreisen K1 bis K4 übergeordnet ist ein Rotorlagerregler
2.
[0010] Alle vier Motoren M1 bis M4 drehen ständig mit vorgegebener Drehzahl in absolutem
Gleichlauf. Auf den Wellen befestigte Unwuchtkörper U1 bis U4 stehen so zueinander,
daß sich die Zentrifugalkräfte gegenseitig aufheben und keine Rüttelwirkung vorhanden
ist - Fig. 4, Bild 1 -. Soll gerüttelt werden, ist eine Phasenverstellung der Unwuchtkörper
U1 bis U4 auf einen Wert notwendig, der der gewünschten Rütttelwirkung entspricht.
Dies geschieht in der Weise, daß die Motoren M3 und M4 kurzzeitig mit verringerter
Drehzahl gegenüber den Motoren M1 und M2, aber im Gleichlauf miteinander drehen, bis
die gewünschte Phasenverstellung erreicht ist - Fig. 4, z.B. 100% in Bild 3 und 70%
in Bild 2 -, um dann sofort wieder mit der gleichen Drehzahl wie die Motoren M1 und
M2 zu rotieren, sodaß die eingestellte Lage der Unwuchten U1 bis U4 für die Dauer
des Rüttelvorgangs erhalten bleibt. Die Rückstellung in die Nullage erfolgt in entgegengesetzt
gleicher Weise. Die in Fig. 3 dargestellte Anordnung ermöglicht den gleichzeitigen
Betrieb der Rütteltischhälften mit unterschiedlichen Frequenzen und Rüttelkräften.
[0011] Jede Unwuchtwelle W1 bis W4 ist einzeln durch einen der Motoren M1 bis M4 angetrieben.
Der Motor M1 bis M4 läuft mit vorgegebener Drehzahl im Gleichlauf mit den anderen
Motoren um. Als Stelleinrichtung, über die die Rüttelfrequenz und die Winkellage der
Unwuchtkörper U1 bis U4 zueinander veränderbar ist, ist ein elektronischer Regler
vorgesehen. Über den elektronischen Regler ist jeder Motor M1 bis M4 winkelsynchron
so regelbar, daß zur Änderung der Rüttelfrequenz die Drehzahl der Unwuchtwellen W1
bis W4 und zur Änderung der Winkellage der Unwuchtkörper U1 bis U4 zueinander die
Drehzahl zumindest der einen der beiden einander zugeordneten Unwuchtwellen W1 bis
W4 kurzzeitig veränderbar ist.
[0012] Die Unwuchtkörper U1 bis U4 einander zugeordneter Unwuchtwellen W1 bis W4 weisen
eine Winkellage von 180° zueinander auf. Über den einen der beiden einander zugeordnete
Unwuchtwellen W1 bis W4 antreibenden Motoren M1 bis M4 ist die eine Unwuchtwelle kurzzeitig
mit verringerter Drehzahl, nach Erreichen der von 180° abweichenden, gewünschten neuen
Winkellage wieder mit derselben Drehzahl angetrieben wie der die zugeordnete Unwuchtwelle
antreibende Motor.
[0013] Die Regelung der Motoren M1 bis M4 ist über die Motorregelkreise K1 bis K4 und den
Rotorlageregler 2 vorgenommen. Die Rotorlageregelung ist den Motorregelkreisen K1
bis K4 übergeordnet. Jedem Motor M1 bis M4 sind einer der mechanisch gekuppelten Resolver
R1 bis R4 und als Bestandteil eines der Motorregelkreise K1 bis K4 einer der Antriebsumrichter
A1 bis A4 zugeordnet. Der Antriebsumrichter A1 bis A4 verändert in Abhängigkeit von
Ausgangssignalen sinωt und cosωt aus dem Resolver R1 bis R4 und Sollwertsignalen aus
dem Rotorlageregler 2 über die Betriebsfrequenz f die Drehzahl des Motors M1 bis M4.
Dem Rotorlageregler 2 sind aus den Motorregelkreisen K1 bis K4 Istwerte der Rotorlagen
der Motoren M1 bis M4 und Betriebsparameter zugeführt. Zu den Betriebsparametern gehören
beispielsweise Sollwinkel, Rütteldauer und Stellzeit.
[0014] Einer der Motoren M1 ist als Leitantrieb, die übrigen Motoren M2 bis M4 sind als
Folgeantriebe vorgesehen. Für den Leitantrieb ist in Abhängigkeit von der gewählten
Drehzahl eine feste Sollwertvorgabe vorgesehen, und der Sollwert für die Folgeantriebe
wird über einen PI-Stellalgorithmus aus deren Abweichung von der Sollage errechnet
ist. Der PI-Stellalgorithmus lautet:
mit
- Yn
- = Stellgröße für den Zyklus n
- Xdn
- = Regeldifferenz im Zyklus n
- Xdn - 1
- = Regeldifferenz im Zyklus n - 1
- TA
- = Abtastzeit
- TN
- = Nachstellzeit
- TV
- = Vorhaltezeit
- Kp
- = Proportionalkonstante.
Gewerbliche Verwertbarkeit:
[0015] Die Erfindung ist gewerblich verwertbar bei der Produktion von Betonelementen, die
verdichtet werden.
1. Rüttelvorrichtung mit einem Rütteltisch (1), mit in dem Rütteltisch (1) angeordneten,
angetriebenen und mit je einem Unwuchtkörper (U1 bis U4) versehenen Unwuchtwellen
(W1 bis W4), die paarweise einander zugeordnet sind, und mit einer Stelleinrichtung,
über die die Rüttelfrequenz und die Winkellage der Unwuchtkörper (U1 bis U4) zueinander
veränderbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß jede Unwuchtwelle (W1 bis W4) einzeln
durch einen Motor (M1 bis M4) angetrieben ist, der mit vorgegebener Drehzahl im Gleichlauf
mit den anderen Motoren umläuft, und als Stelleinrichtung ein elektronischer Regler
vorgesehen ist, über den jeder Motor (M1 bis M4) winkelsynchron so regelbar ist, daß
zur Änderung der Rüttelfrequenz die Drehzahl der Unwuchtwellen (W1 bis W4) und zur
Änderung der Winkellage der Unwuchtkörper (U1 bis U4) zueinander die Drehzahl zumindest
der einen der beiden einander zugeordneten Unwuchtwellen (W1 bis W4) kurzzeitig veränderbar
ist.
2. Rüttelvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vier Unwuchtwellen
(W1 bis W4) in dem Rütteltisch (1) angeordnet sind.
3. Rüttelvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Unwuchtkörper
(U1 bis U4) einander zugeordneter Unwuchtwellen (W1 bis W4) eine Winkellage von 180°
zueinander aufweisen, und daß über den einen der beiden einander zugeordnete Unwuchtwellen
(W1 bis W4) antreibenden Motoren (M1 bis M4) die eine Unwuchtwelle kurzzeitig mit
verringerter Drehzahl und nach Erreichen der von 180° abweichenden gewünschten neuen
Winkellage wieder mit einer Drehzahl angetrieben ist, die derjenigen des die zugeordnete
Unwuchtwelle antreibenden Motors entspricht.
4. Rüttelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichent, daß die
Regelung der Motoren (M1 bis M4) über Motorregelkreise (K1 bis K4) und einen den Motorregelkreisen
übergeordneten Rotorlageregler (2) erfolgt.
5. Rüttelvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichent, daß jedem Motor (M1 bis
M4) ein mechanisch gekoppelter Resolver (R1 bis R4) und als Bestandteil des Motorregelkreises
(K1 bis K4) ein Antriebsumrichter (A1 bis A4) zugeordnet sind, der in Abhängigkeit
von Ausgangssignalen (sinωt; cosωt) aus dem Resolver (R1 bis R4) und Sollwertsignalen
aus dem Rotorlageregler (2) über die Betriebsfrequenz (f) die Drehzahl des Motors
(M1 bis M4) verändert.
6. Rüttelvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichent, daß dem Rotorlageregler
(2) aus den Motorregelkreisen (K1 bis K4) Istwerte der Rotorlagen der Motoren (M1
bis M4) und Betriebsparameter zugeführt werden.
7. Rüttelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichent, daß einer
der Motoren (M1) als Leitantrieb, die übrigen Motoren (M2 bis M4) als Folgeantriebe
vorgesehen sind.
8. Rüttelvorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß für den Leitantrieb
in Abhängigkeit von der gewählten Drehzahl eine feste Sollwertvorgabe vorgesehen ist
und der Sollwert für die Folgeantriebe über einen PI-Stellalgorithmus aus deren Abweichung
von der Sollage errechnet wird.