[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 bzw. eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
[0002] Beim Ablängen oder Absägen von Rohren ist Gratbildung an den Rohrstirnseiten unvermeidlich.
Für viele Rohre, (insbesondere Hydraulikrohre im Flugzeugbau) besteht die Anforderung,
daß die Rohrstirnseiten gratfrei, d.h. scharfkantig und im rechten Winkel zur Rohrlängsachse
verlaufen. Der Grund für dieses Erfordernis liegt darin, daß beim stumpfen Verflanschen
solcher Rohre an den Übergängen keine Unebenheiten auftreten dürfen, die stärkere
Turbulenzen in der Hydraulikflüssigkeit verursachen. Stehengebliebene Grate bergen
darüber hinaus die Gefahr, daß diese im Laufe des Betriebs abgetrennt werden und schließlich
zu Funktionsstörungen im Hydrauliksystem führen.
[0003] Eine weitere Anforderung an Rohre für die genannte Verwendung besteht darin, daß
die Außenkanten der Rohrstirnseiten leicht abgerundet sind, damit während der Handhabung,
insbesondere bei der Montage, mit Schneidringdichtung ein störungsfreies Arbeiten
möglich ist, keine Verletzungsgefahr besteht, und keine abbrechenden Grate ins Rohrinnere
gelangen können.
[0004] Bei der Bearbeitung von langen Rohren, deren Außendurchmesser im Bereich von etwa
5 mm bis 30 mm liegt, besteht bei herkömmlichen Bearbeitungsmethoden ein erhebliches
Problem, die oben genannten Anforderungen zu erfüllen. Da solche Rohre oft keinen
exakt kreisförmigen Querschnitt haben, besteht insbesondere bei relativ dünnwandigen
Rohren das Problem, daß ein Entgraten durch spanabhebende Bearbeitung, beispielsweise
durch Drehen, nicht möglich ist, weil keine ausreichend genaue Zentrierung der Rohrlängsachse
zu erreichen ist. Außerdem besteht die Gefahr, daß bei einem stark anhaftendem Grat
die Bearbeitungsschneide des Werkzeugs in dem Grat einhakt und dabei durch Einreißen
den Stirnbereich des Rohrs beschädigt.
[0005] Ein anderes Verfahren zum Entgraten, nämlich mit HIlfe einer rotierenden Bürste,
vor der das Rohr mit seiner Stirnseite quer hin- und herbewegt und gleichzeitig um
seine Längsachse rotiert wird, ist bei solchen geringen Rohrdurchmessern nicht mehr
einsetzbar, insbesondere kann auf diese Weise der Rohrinnenrand nicht entgratet werden.
[0006] Angesichts der genannten Probleme besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung
darin, ein Entgratungsverfahren zu schaffen, mit dem insbesondere die Sägegrate an
den Stirnflächen dünner Metallrohre auf einfache Weise entfernt werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 bzw. durch eine Vorrichtung
gemäß Anspruch 5 gelöst. Die jeweiligen Unteransprüche enthalten vorteilhafte Weiterbildungen.
[0008] Kennzeichend für das erfindungsgemäße Verfahren ist, daß durch Schleifen der Rohrstirnseite
von innen nach außen die Grate an der Rohrinnenkante abgetragen werden, so daß immer
ein schaftkantiger, gratfreier Schliff erreicht wird. Ein dabei gebildeter Sekundärschleifgrat
verlagert sich komplett nach außen und wird anschließend z.B. mittels eines außen
angesetzten, elastisch gebundenen, deformierbaren Schleifwerkzeugs zerspant, wobei
die Rohraußenkante leicht abgerundet wird. Das Ergebnis ist ein exakt rechtwinklig
geschliffenes Rohr mit scharfkantiger, gratfreier Innenkante und leicht verrundeter,
gratfreier Außenkante.
[0009] Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß Grate an den Rohrstirnseiten
auch bei dünnwandigen und sehr langen Stahl-, Edelstahl- oder Titanrohren geringen
Durchmessers und damit geringer Eigensteifigkeit sicher beseitigt werden. Die Bearbeitungsgenauigkeit
ist hoch und eine Beschädigung des Rohrs durch Einhaken des Bearbeitungswerkzeugs
in einen stark anhaftenden Grat ist nicht möglich. Zudem läßt sich das erfindungsgemäße
Verfahren kostengünstig und vollautomatisch durchführen.
[0010] Im folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- die Grate an einer Rohrstirnseite nach einem Sägeschnitt und die Form der Rohrstirnseite
nach der Bearbeitung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren;
- Fig. 2
- ein Schema zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Entgratungsverfahrens; und
- Fig. 3
- ein Ausführungsbeispiel einer Entgratungsvorrichtung gemäß der Erfindung.
[0011] Fig. 1 zeigt stark vergrößert den Längsschnitt eines Rohres 1, an dessen Stirnseite
sowohl am Rohrinnenals auch am Rohraußenrand sich Grate 1a befinden, die durch einen
Sägeschnitt oder durch Ablängen des Rohres aufgrund eines anderen Trennverfahrens
entstanden sind. Rechts daneben zeigt Fig. 1 das Rohr 1, nachdem die Grate mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens abgetragen wurden.
[0012] Fig. 2 stellt eine Schemaskizze zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Entgratungsverfahrens
dar. Das zu entgratende Rohr 1 ist auf einer Tragevorrichtung 2 drehbar gelagert.
Die Tragevorrichtung 2 kann beispielsweise aus zwei parallelen Reihen von ineinandergreifenden
Rollen bestehen, die zwischen sich eine Förderrinne bilden. Durch eine Andruckvorrichtung,
die beispielsweise aus einem Friktionsrad 3 besteht, wird das Rohr 1 in Rotation versetzt.
Indem die Drehachse 4 des Friktionsrads 3 gegenüber der Längsachse des Rohrs 1 etwas
schräg eingestellt wird, wird das Rohr 1 entweder senkrecht gegen ein Schleifband
5 gefördert und dort mit einstellbarem Druck und/oder einstellbarer Zeit entgratet,
oder ab, bei Verstellung der Drehachse 4 in die andere Richtung, vom Schleifband 5
zurückgezogen. Das Schleifband 5 wird mittels einer Kontaktscheibe 6 kleinen Durchmessers
mit exakter Justierbarkeit der Berührungslinie so eingestellt, daß der Schleifvorgang
im Bereich einer Zone 7 zwischen Rohrmittelachse 8 und Rohrwand stattfindet, wobei
die Laufrichtung 5a des Schleifbands 5 so gewählt wird, daß die Schleifrichtung von
der Rohrinnenseite zur Rohraußenseite erfolgt. Zur besseren Schleifbandausnutzung
oszillieren die Rohrstirnseite und das Schleifband 5 in Querrichtung relativ zueinander,
bei kurzen Rohren kann die Vorrichtung oszillieren, bei längeren Rohren oszilliert
das Schleifband.
[0013] Durch das Schleifband wird das Rohr bei der gegebenen Rotation gleichzeitig exakt
rechtwinklig geschliffen und auch ein stark anhaftender Sägegrat wird abgetragen.
Das Entscheidende bei dem vorliegenden Verfahren ist, daß der schlecht zugängliche
Grat am Innenrand der Rohrstirnseite ohne Rückstände, d.h. ohne Bildung von Sekundärgraten
entfernt wird, und nur am Außenrand der Rohrstirnseite ein sekundärer Schleifgrat
entsteht. Dieser kann mit bekannten Mitteln, beispielsweise einer elastischen Schleifscheibe
oder einer Bürste entfernt werden.
[0014] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines praktischen Ausführungsbeispiels, das
in Fig. 3 dargestellt ist, erläutert. Fig. 3 zeigt das zu bearbeitende Rohr 1, das
auf zwei Reihen von Tragerollen 2 drehbar gelagert ist. Oberhalb dem Rohr 1 ist das
Friktionsrad 3 angeordnet, das von einem Antrieb 9 in Drehung versetzt wird. Die Drehzahl
des Friktionsrads 3 kann gegebenenfalls einstellbar sein. Mittels eines Hubzylinders
10 wird das Friktionsrad 3 mit dem Rohr 1 in Kontakt gebracht (Fig. 3 zeigt die hochgezogene
Position des Friktionsrads 3). Durch Aufsetzen des Friktionsrads 3 wird das Rohr 1
in Rotation versetzt. Das Friktionsrad besteht vorteilhafterweise aus einem elastischen
Material, beispielsweise Gummi oder Kunststoff. Mittels einem Verstellzylinder 11
kann die Drehachse 4 des Friktionsrads 3 gegenüber der Mittelachse 8 des Rohrs 1 eingestellt
werden. Dadurch wird das Rohr 1 entweder gegen das Schleifband 5 einer Schleifvorrichtung
16 gefördert, oder aber zurückgezogen. Das Schleifband 5, das an der Stirnseite des
Rohrs 1 angeordnet ist, läuftz.B. über die Kontaktscheibe 6 sowie über zwei Umlenkscheiben
12 und 13, von denen eine angetrieben wird und die zweite das Band spannt und zentriert.In
dem gezeigten Ausführungsbeispiel ist das Schleifband 5 mit den Scheiben 6, 12 und
13 vertikal angeordnet, es ist aber auch eine andere Anordnung denkbar. Entscheidend
ist, daß das Schleifband 5, geführt durch die Kontaktscheibe 6, gemäß dem oben beschriebenen
Verfahren unterhalb der Mittelachse 8 mit der Stirnseite des Rohrs 1 in Kontakt kommt.
Zur Einstellung der Kontaktzone 7 (siehe Fig. 2) ist in Fig. 3 eine Hubvorrichtung
14 vorgesehen. Eine zusätzliche Feineinstellung ist durch eine Höhenverstellung der
Kontaktrolle 6 möglich. Die Schleifebene des Schleifbandes 5 muß senkrecht zur Rohrachse
8 ausgerichtet werden. Zur besseren Schleifbandausnutzung ist unter den Tragerollen
2 eine Antriebsvorrichtung 18 vorgesehen, mit der das Rohr 1 in Querrichtung zum Schleifband
5 in eine Oszillierbewegung versetzt wird. Bei sehr langen Rohren kann es praktischer
sein, stattdessen die Schleifvorrichtung 16 in eine Querbewegung zu versetzen.
[0015] Die Andruckzeit durch das Friktionsrad 3 wird mittels eines Timers gesteuert. Die
erforderliche Bearbeitungszeit und die Höhe des Andrucks richten sich nach dem Rohrdurchmesser
und der Wandstärke sowie nach dem Rohrwerkstoff. Nach Beendigung des ersten Entgratungsvorgangs,
wenn also innen der Sägegrat abgetragen und ein scharfkantiger, gratfreier Schliff
erreicht und ein Sekundärschleifgrat nur außen gebildet ist, wird der Anstellwinkel
des Friktionsrads 3 so umgesteuert, daß das Rohr 1 zurückläuft. Beim Rücklauf setzt
ein elastisch gebundenes, deformierbares Schleifwerkzeug 19 auf das Rohrende auf und
zerspant den bei der ersten Stufe nach außen gedrückten Schleifgrat und verrundet
die Kante leicht.
[0016] Zur Bearbeitung des anderen Rohrendes kann auf der anderen Seite der Tragevorrichtung
mit den Tragerollen 2 eine gleichartige Schleifvorrichtung 16 und ein weiteres Schleifwerkzeug
19 angeordnet sein. so daß die Bearbeitung erst an dem einen, dann an dem anderen
Rohrende stattfindet. Zur Vermeidung von Totzeiten kann eine Rohrschleifanlage gemäß
der Erfindung zwei im wesentlichen parallele Rohrtragevorrichtungen aufweisen, an
deren gegenüberliegenden Enden jweils eine Schleifvorrichtung 16 und ein Schleifwerkzeug
19 angeordnet sind. Das Entgraten rechts und das Entgraten links erfolgt somit in
verschiedenen Förderrinnen, wobei die Gesamtanlage so verkettet ist, daß eine nahezu
gleichzeitige Bearbeitung rechts und links stattfindet. Die Entgratstationen sind
ortsfest und die Werkstücke werden vor, während und nach der Übergabe von Rinne zu
Rinne von rechts nach links oder umgekehrt transportiert.
Spitzenloses Außenrundschleifen mit geeigneten Werkzeugen im Anschluß an das Innenentgraten
kann das im Text unter 19 beschriebene Werkzeug völlig ersetzen und gleichzeitig die
Rohroberfläche verbessern.
1. Verfahren zum Entgraten von Rohrstirnseiten durch spanabhebende Bearbeitung,
dadurch gekennzeichnet, daß das zu entgratende Rohr (1) um seine Längsachse (8) rotierend mit seiner Stirnseite
so gegen ein Schleifband (5) gedrückt wird, daß die Schleifrichtung von der Rohrinnenseite
zur Rohraußenseite erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Berührungslinie des Schleifbandes (5) mit der Rohrstirnseite so eingestellt
wird, daß der auf die Rohrstirnseite zulaufende Teil des Schleifbands (5) in einer
Zone (7) zwischen Rohrmittelachse (8) und Rohrwand angreift.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Rohrstirnseite und das Schleifband (5) in Querrichtung relativ zueinander
oszillieren.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der an der Außenkante der Rohrstirnseite entstehende sekundäre Schleifgrat mit
konventionellen Mitteln entfernt und die Rohraußenkante leicht abgerundet wird.
5. Entgratvorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer Tragevorrichtung
(2), auf der ein zu bearbeitendes Rohr (1) drehbar gelagert ist, gekennzeichnet durch eine Dreh- und Andruckvorrichtung (3), die das Rohr (1) in Rotation versetzt
und gleichzeitig mit seiner Stirnseite gegen ein Schleifband (5) drückt, das mittels
einer Kontaktscheibe (6) so einstellbar ist, daß die Schleifrichtung von der Rohrinnenseite
zur Rohraußenseite erfolgt.
6. Entgratvorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dreh- und Andruckvorrichtung ein Friktionsrad (3) ist, dessen Drehachse (4)
schräg zur Rohrlängsachse (8) einstellbar ist und das auf die Außenwand des Rohrs
(1) wirkt.
7. Entgratvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Berührungslinie des Schleifbands (5) mit der Rohrstirnseite mittels einer
Kontaktwalze (6) so einstellbar ist, daß der auf die Rohrstirnseite zulaufende Teil
des Schleifbands (5) in einer Zone (7) zwischen Rohrmittelachse (8) und Rohrwand liegt.
8. Entgratvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Antrieb (18) die Tragevorrichtung (2) relativ zum Schleifband (5) oszilliert.
9. Entgratvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8,
gekennzeichnet durch ein elastisches Schleifwerkzeug (19), das auf das Rohrende aufsetzbar ist oder
durch spitzenloses Außenrundschleifen des ganzen Rohres den an der Außenkante der
Rohrstirnseite entstehenden sekundären Schleifgrat zerspant und die Rohrkante leicht
abrundet.
10. Entgratvorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß zwei Tragevorrichtung (2) nebeneinander angeordnet sind, die jeweils an gegenüberliegenden
Enden eine Entgratvorrichtung (16,19) aufweisen, und daß eine Vorrichtung zur Übergabe
eines Rohrs (1) von einer Tragevorrichtung (2) zur anderen vorhanden ist.