[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Trennen der Lunten von auf Vorspinnmaschinen
gefertigten Vorgarnspulen, wobei die freien Luntenenden wenigstens teilweise auf den
Windungskegeln der Vorgarnspulen aufliegen.
[0002] Es ist bekannt, die auf Vorspinnmaschinen gefertigten Vorgarnspulen durch automatische
Doffeinrichtungen von den Spindeln abzuziehen und an eine oberhalb der Spinnmaschine
angeordnete Spulentransporteinrichtung Zu übergeben (DE 36 30 214 A1).
[0003] Beim Abziehen dieser Vorgarnspulen sollen die Lunten vorzugsweise so getrennt werden,
daß einerseits an der Preßfingerplatte ein kurzes, freihängendes Vorgarnstück verbleibt
und damit ein nachfolgendes Ansetzen an die Leerhülsen gewährleistet ist, andererseits
sollte das andere Vorgarnende auf der Spule möglichst so abgelegt werden, daß es beim
nachfolgenden, in der Regel hängenden Weitertransport der Spulen nicht abfällt.
[0004] Langstapeliges Material, wie beispielsweise Wolle, synthetische Fasern mit Wolle
in entsprechender Stapellänge, setzen hierbei diesem gewünschten Trennen erheblichen
Widerstand entgegen, da das Vorgarn durch Anlage am Preßfinger und an der Spule unter
Druck steht und eine hohe Haftreibung der Fasern untereinander bewirkt wird.
[0005] Um diesen Trennvorgang zu verbessern und außerdem zu gewährleisten, daß die freien
Luntenenden wenigstens teilweise auf dem Windungskegel der gedofften Vorgarnspulen
aufliegen, ist bereits ein Verfahren vorgeschlagen worden (EP 0 428 826 A1), bei dem
die Vorspinnmaschine in einer Stellung stillgesetzt wird oder in einer Stellung ausläuft,
in welcher die Preßfinger dicht unterhalb des oberen Umkehrpunktes der letzten Windungsschicht
an der Spule stehen. Danach werden die sich nicht drehenden oder auslaufenden Spulen
und Flügel axial zueinander so bewegt, daß die Preßfinger bis dicht unter den Umkehrpunkt
der ersten Windungsschicht geführt werden. Im Anschluß daran werden die Spulen um
wenigstens eine halbe Drehung vorwärtsbewegt und entsprechend der Beschaffenheit des
zu bearbeitenden Materials die Lunten zwischen dem Streckwerk und den Preßfingern
gelockert. Zum abschließenden Trennvorgang werden die nichtdrehenden Flügel und Spulen
axial relativ zueinander so bewegt, daß die Preßfinger nach unten geführt werden.
[0006] Dieses bekannte Verfahren führte bereits zu erheblichen Verbesserungen beim Trennen
der Lunten von Vorgarnspulen, weist aber den gravierenden Nachteil auf, daß es nur
zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt der Spulenreise, nämlich dann wenn die Preßfinger
dicht unterhalb des oberen Umkehrpunktes anliegen, durchführbar ist.
[0007] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
das Verfahren zum Trennen der Lunten von auf Vorspinnmaschinen hergestellten Vorgarnspulen
dahingehend zu verbessern, daß zu jedem Zeitpunkt der Spulenreise der Doffvorgang
eingeleitet werden kann, ohne daß Nachteile beim Transport der gedofften Vorgarnspulen
oder Nachteile beim Neuansetzen der Lunten an Leerhülsen auftreten.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Vorspinnmaschine in einer
Stellung stillgesetzt wird oder in einer Stellung ausläuft, in welcher die Preßfinger
an den zylindrischen Bereichen der Vorgarnspulen anliegen, daß danach die Spulenbank
bis in einen Bereich abgesenkt wird, in dem die Preßfinger oberhalb der zylindrischen
Bereiche der Vorgarnspulen stehen, wobei gleichzeitig die Vorgarnspulen um einen Drehwinkel
zurückgedreht werden, der ausreicht, die bei der Absenkbewegung der Spulenbank benötigte
Vorgarnlänge abzuwickeln, daß anschließend die Vorgarnspulen um mindestens eine halbe
Umdrehung vorwartsgedreht werden, daß durch Zuschalten der Streckwerke eine bestimmte
Menge Luntenmaterial gehäufelt wird, daß im Anschluß daran die Spulenbank angehoben
und dabei die Lunten in Höhe der zylindrischen Bereiche der Vorgarnspulen getrennt
werden.
[0009] Durch das Rückdrehen der Vorgarnspulen während des Absenkvorganges der Spulenbank
wird fertige Vorgarnlunte von der Vorgarnspule abgewickelt und bewirkt ein gezieltes
Anpassen an den größer werdenden Abstand zwischen den letzten Windungslagen und den
Preßfingern. Auf diese Weise wird verhindert, daß beim Absenken der Spulenbank unkontrolliert
Windungslagen abgezogen werden oder die Lunten undefiniert abreißen.
[0010] Das gezielte Anhäufeln von Luntenmaterial durch zeitweises Zuschalten der Streckwerke
führt außerdem dazu, daß die Vorgarnlunten definiert etwa in Höhe der zylindrischen
Bereiche der Vorgarnspulen abgetrennt werden, was die Handhabung dieser Spulen durch
nachgeschaltete Bearbeitungsgeräte, wie Vorgarnspulenwechsler im Bereich der Ringspinnmaschinen,
erheblich erleichtert.
[0011] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Spulenbank nach dem
Trennen der Lunten in die Doffposition abgesenkt wird, wobei während des Absenkens
die Vorgarnspulen um einen Drehwinkel von wenigstens 5
o vorwärts gedreht werden.
[0012] Durch dieses Weiterdrehen der Vorgarnspulen während des Absenkens wird verhindert,
daß die Preßfinger in Kontakt mit dem auf dem Spulenmantel liegenden, abgewickelten
Luntenstrang kommen und diesen beschädigen.
[0013] Weitere Einzelheiten der Erfindung sind nachfolgend anhand eines in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0014] Es zeigen:
- Fig. 1 - 6
- in schematischer Seitenansicht die einzelnen Verfahrensschritte zum Trennen des Vorgarns,
- Fig. 7
- eine schematische Seitenansicht einer Vorgarnspule, deren Lunten nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren getrennt wurde.
[0015] Die in den Fig. 1-6 insgesamt mit 1 bezeichnete Vorspinnmaschine besteht, wie bekannt,
aus einem Maschinenrahmen 2, in dessen oberen Bereich eine nach vorne ragende Flügelbank
3 angeformt ist. In der Flügelbank 3 sind gegeneinander versetzt zwei Reihen Flügel
4 drehbar gelagert, die über einen gemeinsamen (nicht dargestellten) Antrieb beaufschlagt
werden. Die Flügel 4 tragen endseitig Preßfinger 5, die an den Vorgarnspulen 6 anliegen.
Die Vorgarnspulen 6 stecken auf Spindeln 7, welche ebenfalls drehbar gelagert und
gemeinsam angetrieben in einer Spulenbank 8 angeordnet sind.
[0016] Die Spulenbank 8 ist auf einer Konsole 9 befestigt und kann mittels eines Schubkolbengetriebes
10 um eine Achse 11 nach vorne gekippt werden. Die Konsole 9 ist außerdem vertikal
verschiebbar an Führungen 12 gelagert.
[0017] Im Kopfbereich der Vorspinnmaschine 1 sind Streckwerke 13 angeordnet. In den Streckwerken
13 wird das aus (nicht dargestellten) Spinnkannen abgezogene Faserband 14 verstreckt
und anschließend mittels der Spinnvorrichtungen 4, 5, 7 zu Lunten 15 verdrallt.
[0018] In Fig. 1 ist der erste Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt:
Die Vorspinnmaschine 1 wird nach Fertigstellung der Vorgarnspulen 6 stillgesetzt,
das bedeutet, die Materiallieferung durch die Streckwerke 13 wird eingestellt, die
Spindeln 7 mit den Vorgarnspulen 6 sowie die Flügel 4 gestoppt. Die endseitig an den
Flügeln 4 angeordneten Preßfinger 5 befinden sich dabei auf den zylindrischen Bereichen
18 der Vorgarnspule 6, z.B. im unteren Drittel.
[0019] Im nächsten Verfahrensschritt, dargestellt in Fig. 2, wird die Konsole 9 und damit
die Spulenbank 8 abgesenkt (Richtung Pfeil 22). Während dieser Absenkbewegung 22 werden
die Vorgarnspulen 6 rückwärtsgedreht (Pfeil 26). Der Drehwinkel der Vorgarnspulen
6 ist dabei auf die Vorgarnlänge abgestimmt, die von den Vorgarnspulen 6 abgewickelt
werden muß, um den bei der Absenkbewegung 22 von der Spulenbank 8 zurückgelegten Weg
auszugleichen. Die Streckwerke 13 und die Flügel 4 stehen während dieser Zeit still.
Wie aus Fig. 2 ersichtlich, befinden sich die Preßfinger 5 nach dem Absenken der Spulenbank
8 oberhalb der zylindrischen Bereiche 18 der Vorgarnspulen 6.
[0020] Im Anschluß daran (Fig. 3) werden die Spindeln 7 auf normale Drehrichtung, d.h. Vorwärtsdrehung
(Pfeil 27) geschaltet, so daß auf den Windungskegel 16, vorzugsweise um die Hülse
17 herum, einige Windungslagen aufgebracht werden. Es kann in vielen Fällen auch genügen,
wenn lediglich eine halbe Vorwärtsdrehung der Vorgarnspulen 6 ausgeführt wird.
[0021] Um eine in etwa definierte Trennstelle an den Lunten 15 zu erhalten, wird im nächsten
Verfahrensschritt Luntenmaterial "gehäufelt". Das heißt, die Streckwerke 13 werden
kurzzeitig, wie in Fig. 4 angedeutet, auf Lieferung (Pfeil 23) geschaltet. Die übrigen
Maschinenkomponenten stehen in diesem Moment still.
[0022] (Fig.5) Durch Anheben der Spulenbank 8 bzw. der Konsole 9 (Pfeil 24) wird die gehäufelte
Lunte 15 zunächst gestrafft und schließlich etwa auf Höhe der zylindrischen Bereiche
18 der Vorgarnspulen 6 getrennt.
[0023] Um während des Anhebens der Spindelbank Komplikationen mit den von den letzten Windungsschichten
20 abgewickelten Luntensträngen 19 zu vermeiden, werden vorteilhafterweise in diesem
Moment die Vorgarnspulen 6 kurz vorwärtsgedreht (Pfeil 27). Der Drehwinkel sollte
dabei wenigstens 5
o betragen.
[0024] Anschließend wird die Spulenbank 8 in Doffposition gebracht, das heißt, die Spulenbank
8 wird wieder abgesenkt (Pfeil 22 in der Fig. 5) und mittels des Schubkolbengetriebes
10 in Richtung des Pfeiles 25 um die Achse 11 nach vorne gekippt (Fig.6).
[0025] Fig. 7 zeigt im vergrößerten Maßstab eine Vorgarnspule 6, deren Lunte 15 nach dem
vorbeschriebenen Verfahren getrennt wurde.
[0026] Wie ersichtlich, ist der Luntenstrang 19, von der äußeren Windungsschicht 20 ausgehend,
in dem Bereich des Windungskegels 16 gezogen und schlaufenartig um die Hülse 17 herumgelegt.
Das freie Ende 21 der Lunte 15 endet in Höhe des zylindrischen Bereiches 18 der Vorgarnspule
6.
[0027] Es soll hier ausdrücklich betont werden, daß mit schlaufenartig um die Hülse 17 herumgelegen
nicht gemeint ist, daß unbedingt, wie dargestellt, mehrere Schlaufen angelegt sein
müssen. Bei verschiedenen Materialien kann bereits eine einzige Schlaufe oder nur
ein Teil einer Schlaufe ausreichend sein.
[0028] Die Vorspinnmaschine, die die Anwendung des vorbeschriebenen Verfahrens ermöglicht,
weist entweder getrennte Antriebe für die Streckwerke, die Spindeln und die Flügeln
auf oder sie ist mit Kupplungseinrichtungen ausgestattet, die ein wahlweises Zuschalten
der einzelnen Maschinenkomponenten ermöglichen.
Bezugszahlenliste |
1 |
Vorspinnmaschine |
15 |
Lunte |
2 |
Maschinenrahmen |
16 |
Windungskegel |
3 |
Flügelbank |
17 |
Hülse |
4 |
Flügel |
18 |
zylindrischer Bereich |
5 |
Preßfinger |
19 |
Luntenstrang |
6 |
Vorgarnspule |
20 |
Windungsschicht |
7 |
Spindel |
21 |
freies Ende der Lunte |
8 |
Spulenbank |
22 |
Absenkbewegung |
9 |
Konsole |
|
(Spulenbank) |
10 |
Schubkolbengetriebe |
23 |
Streckwerkslieferung |
11 |
Achse |
24 |
Anhebbewegung (Spulenbank) |
12 |
Führung |
13 |
Streckwerk |
25 |
Kippbewegung (Spulenbank) |
14 |
Faserband |
|
|
26 |
Rückwärtsdrehen (Vorgarnspulen) |
|
|
27 |
Vorwärtsdrehen (Vorgarnspulen) |
1. Verfahren zum Trennen der Lunten von auf Vorspinnmaschinen gefertigten Vorgarnspulen,
wobei die freien Luntenenden wenigstens teilweise auf den Windungskegeln der Vorgarnspulen
aufliegen, dadurch gekennzeichnet,
- daß die Vorspinnmaschine (1) in einer Stellung stillgesetzt wird oder in einer Stellung
ausläuft, in welcher die Preßfinger (5) an den zylindrischen Bereichen (18) der Vorgarnspulen
(6) anliegen;
- daß danach die Spulenbank (8) bis in einen Bereich abgesenkt wird, in dem die Preßfinger
(5) oberhalb der zylindrischen Bereiche (18) der Vorgarnspulen stehen, wobei gleichzeitig
die Vorgarnspulen (6) um einen Drehwinkel zurückgedreht werden, der ausreicht, die
bei der Absenkbewegung (22) der Spulenbank (8) benötigte Vorgarnlänge abzuwickeln;
- daß anschließend die Vorgarnspulen (6) um mindestens eine halbe Umdrehung vorwärtsgedreht
werden;
- daß durch Zuschalten der Streckwerke (13) eine vorbestimmte Menge Luntenmaterial
gehäufelt wird;
- daß im Anschluß daran die Spulenbank (8) angehoben und dabei die Lunten (15) in
Höhe der zylindrischen Bereiche (18) der Vorgarnspulen (6) getrennt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulenbank (8) nach dem
Trennen der Lunten (15) in die Doffposition abgesenkt wird (Pfeil 22) und dabei die
Vorgarnspulen (6) um einen Drehwinkel von mindestens 5o vorwärtsgedreht werden.