[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum offenen Stranggießen
von Metallschmelzen aus Gießgefäßen über ein Zwischengefäß (Verteiler) in eine Kokille.
[0002] Bei den heute üblichen Gießverfahren kann das Abgießen der schmelzflüssigen Metalle
in eine Kokille im wesentlichen nach dem Prinzip des "offenen Gießens" oder des "verdeckten
Gießens" erfolgen. Beim offenen Gießen tritt der Gießstrahl aus dem feuerfesten Ausguß
des Gießgefäßes ungeschützt aus. Dieses Verfahren wird vorzugsweise an Stranggießanlagen
mit kleinen Querschnitten, insbesondere von unter 200 cm², durchgeführt. Einmal ist
aus Qualitätsgründen kein verdecktes Gießen notwendig, zum anderen sind die Querschnitte
zum Eintauchen von Tauchausgüssen so klein, daß ein Regulieren mittels Stopfen oder
Schieber sehr schwierig ist.
[0003] Bei solchen Anlagen wird daher der Stahlzufluß meistens durch die Gießgeschwindigkeit
entsprechend dem freien Querschnitt der im Lochstein eingesetzten Gießdüse automatisch
reguliert.
[0004] Beim verdeckten Gießen werden feuerfeste Tauchausgüsse verwendet, die den flüssigen
Stahl bis zum Eintritt in die Stranggießkokille vor Reoxidation schützen. Die Regulierung
des Gießstrahls erfolgt mittels Stopfenverschluß oder Schieberverschluß. Der im Boden
des Verteilers eingesetzte feuerfeste Ausguß und das Tauchrohr sind dabei zwei separate
Teile.
[0005] Es besteht vielfach das Bedürfnis, vorhandene Anlagen, die nach dem Prinzip des offenen
Gießens arbeiten, so umzurüsten, daß die Vorteile des verdeckten Stranggießens genutzt
werden können. Bisher ist dies jedoch mit größeren Umbauten an den Zwischengefäßen
(Verteiler), an den Kokillen und der Stranggießanlage verbunden, für die erhebliche
Investitionen erforderlich sind. Aufwendig ist insbesondere der Einsatz von neuen
Verschlußsystemen. Sollen Badspiegelregelungen für automatisches Stranggießen eingesetzt
werden, ist Einzelregelung für jede Kokille bei Mehrfachkokillenanordnungen erforderlich.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Einrichtungen zum Stranggießen von
Stahl, bei denen die Steuerung des Stahlzuflusses über den freien Querschnitt der
Gießdüse erfolgt, die Vorteile des verdeckten Stranggießens zu nutzen.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe werden erfindungsgemäß die Maßnahmen und Merkmale der Ansprüche
vorgeschlagen. Die Steuerung des Stahlzuflusses erfolgt über den freien Querschnitt
einer Gießdüse im Tauchausguß. Das Einsetzen eines Blendenrings in ein Tauchrohr war
zwar bekannt (DE 36 07 104 C1), jedoch diente der Blendenring der Einstellung einer
laminaren Strömung der Schmelze im Tauchrohr, nicht jedoch der Steuerung der Durchflußmenge.
[0008] Die Ausgußdüse des Zwischengefäßes ist als Baueinheit einstückig mit dem Tauchausgußrohr
geformt. Die darin eingesetzte Gießdüse reduziert den Durchflußquerschnitt innerhalb
des Tauchausgußrohres, was erforderlich ist, damit der flüssige Stahl in dem Tauchausgußrohr
nicht einfriert. An sich könnte auch die Gießdüse mit dem Tauchausgußrohr einstückig
sein, jedoch ist es aus fertigungstechnischen Gründen und um die dem stärksten Verschleiß
ausgesetzte Zone mit einem höherwertigen Feuerfestmaterial versehen zu können, zweckmäßiger,
die Gießdüse separat zu formen und in das Tauchausgußrohr an der gewünschten Stelle
einzusetzen, insbesondere einzukleben. Dabei wird es bevorzugt, die Gießdüse in der
Höhe der Unterkante des Zwischengefäßes einzusetzen, weil sie dort die beste Wirkung
erbringt.
[0009] Zur Steuerung des Stahlzuflusses in Abhängigkeit von Stahlschmelzen verschiedenster
Zusammensetzung können Gießdüsen mit unterschiedlichen Abmessungen hinsichtlich der
Länge und des freien Querschnitts gewählt werden. Üblicherweise weisen die Gießdüsen
eine konische Erweiterung am Einlauf auf, bei Stahlschmelzen mit höherer Viskosität
ist es aber vorteilhaft, wenn der feuerfeste Einsatz als ringförmige Blende ausgebildet
ist. Die Steuerung des Stahlzuflusses geschieht wie bisher über den Querschnitt der
Gießdüse, wobei die Gießgeschwindigkeit vom ferrostatischen Druck im Zwischengefäß
abhängt.
[0010] Für den Einsatz in der Praxis ist insbesondere die Anpassung der Wärmeleitfähigkeit
des feuerfesten Tauchausgusses und des Einsatzes von Bedeutung. Der feuerfeste Tauchausguß
kann dabei bevorzugt aus Tonerdegraphit bestehen. Er kann isostatisch gepreßt oder
vorzugsweise vakuumextrudiert und nachgepreßt sein. Der Tauchausguß kann kreisförmigen,
ovalen oder eckigen Querschnitt aufweisen. Die Gießdüse besteht bevorzugt aus feuerfestem
Material mit einem Gehalt an Zirkoniumdioxid (ZrO₂) von mehr als 60 %, Rest im wesentlichen
Al₂O₃.
[0011] Es kann vorteilhaft sein, zu jedem Tauchausguß Stopfen zu installieren, die nur für
das Öffnen und Schließen des Stahlzuflusses benötigt werden. Alle Stopfen können zentral
gleichzeitig oder auch einzeln geöffnet bzw. geschlossen werden. Mit der Einführung
von Stopfenverschlüssen wird auch erreicht, daß beim Angießvorgang immer gleiche Bedingungen
herrschen. Gleichzeitig wird das Ableiten der ersten Stahlmenge, die häufig mit feuerfesten
Bestandteilen aus der Auskleidung des Zwischengefäßes verunreinigt ist, vermieden
und ebenfalls eine Ausbringensverbesserung erzielt.
[0012] Anhand der Zeichnung wird die Erfindung näher erläutert.
[0013] Es zeigen:
- Fig. 1
- Das Schema einer Stranggußanlage unter Verwendung des Tauchausgußrohres gemäß der
Erfindung,
- Fig. 2
- einen Längsschnitt des Tauchausgußrohres mit der Gießdüse in einer Ausführungsform
und
- Fig. 3
- in einer weiteren Ausführungsform.
[0014] Bei der schematischen Darstellung in Fig. 1 ist mit 1 eine Gießpfanne bezeichnet,
aus deren Bodenausguß flüssiger Stahl in das Zwischengefäß 2 fließt und sich dort
verteilt, weswegen es häufig auch "Verteiler" oder aus dem Englischen "Tundish" genannt
wird. Entsprechend dem ferrostatischen Druck in dem Zwischengefäß 2 wird die Gießgeschwindigkeit
gesteuert. Die Gießgeschwindigkeit ist ferner abhängig von dem freien Querschnitt
der Gießdüse 3, die etwa in Höhe des Bodens des Zwischengefäßes 2 in das Tauchrohr
4 eingesetzt ist. Die Gießdüse 3 verkleinert also den Querschnitt des Tauchausgußrohres
4, welches einstückig mit der im Boden des Zwischengefäßes 2 sitzenden Ausgußdüse
ist, aus der beim offenen Stranggießen der Stahl in freiem Fall ungeschützt vor dem
Zutritt von Luftsauerstoff in die darunter befindliche Stranggießkokille 5 fließt.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel der Fig. 1 sind an das Zwischengefäß 2 drei Stranggießkokillen
5 angeschlossen, die jeweils über ein separates Tauchausgußrohr 4 miteinander in Verbindung
stehen. Der flüssige Stahl gelangt also aus dem Zwischengefäß 2 durch das Tauchausgußrohr
4 in die Stranggießkokille 5, erstarrt darin und gelangt als teilweise verfestigter
Strang 6 aus der Stranggießkokille 5 heraus.
[0015] Bei der erfindungsgemäßen Ausgestaltung wird nun, wie an sich beim verdeckten Stranggießen
üblich, der flüssige Stahl auf seinem Weg vom Zwischengefäß 2 in die Stranggießkokille
5 durch das Tauchausgußrohr 4 vor Oxidation durch Luftsauerstoff geschützt. Dies wird
ermöglicht durch einfache Verlängerung der Ausgußdüse im Zwischengefäß 2 nach unten
bis in die Stranggießkokille 5 hinein. Damit ist ein Umrüsten vorhandener Anlagen
vom offenen zum verdeckten Stranggießen mit verhältnismäßig einfachen Mitteln preiswert
zu realisieren.
[0016] Bei der Ausführung in Fig. 2 hat die Gießdüse 3 in dem Tauchausgußrohr 4 einen nach
unten konisch sich verjüngenden Einlauf mit anschließendem zylindrischen Abschnitt.
Demgegenüber hat die Gießdüse bei der Ausführung nach Fig. 3 die Form einer ringförmigen
Blende. Die Form der Gießdüse kann in Abhängigkeit von der Viskosität der Stahlschmelze
von Fall zu Fall verändert werden.
1. Verfahren zum offenen Stranggießen von Metallschmelzen aus Gießgefäßen über ein Zwischengefäß
in eine Kokille, bei dem der Stahlzufluß mittels einer in den feuerfesten Tauchausguß
am Zwischengefäß eingesetzten Gießdüse gesteuert wird.
2. Zwischengefäß für das offene Stranggießen von Metallschmelzen mit mindestens einem
feuerfesten Tauchausguß zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Tauchausguß (4) mit der Ausgußdüse des Zwischenbehälters (2) eine einstückige
Baueinheit bildet und eine eingesetzte Gießdüse (3) aufweist.
3. Zwischengefäß nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gießdüse (3) in Höhe der Unterkante des Zwischengefäßes (2) im Tauchausguß
(4) eingesetzt ist.
4. Zwischengefäß nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gießdüse (3) die Form einer ringförmigen Blende hat.
5. Zwischengefäß nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Tauchausguß (4) aus Tonerdegraphit besteht.
6. Zwischengefäß nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gießdüse (3) aus einem Feuerfestmaterial mit einem Gehalt an Zirkoniumdioxid
(ZrO₂) von mindestens 60 % besteht.
7. Verfahren zur Herstellung eines feuerfesten Tauchausgusses nach einem der Ansprüche
2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Tauchausguß (4) vakuumextrudiert und nachgepreßt wird.