[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen eines Fortdruckfarbprofils einer
Offsetdruckmaschine mit Feucht- und Farbwerk, welches eine Farbdosiereinrichtung zum
Einstellen eines farbprofils aufweist, wobei die Auftragswalzen des Farb- und Feuchtwerkes
dauernd oder zeitweise in Anlagestellung an die Druckform verlagert sind, nach der
Hauptanmeldung P 40 13 740.6.
[0002] Bei Offset-Druckmaschinen ist es erforderlich, daß der mit Feuchtmittel benetzten
Druckform ein dünner Farbfilm zugeführt wird. Hierzu dient ein mit einer Vielzahl
von Walzen versehenes Farbwerk. Die Feuchtmittelzufuhr erfolgt mittels eines Feuchtwerkes,
das ebenfalls eine Walzenanordnung aufweist. Je nach Sujet der Druckform ist eine
entsprechend angepaßte Farbverteilung (Farbprofil) quer zur Druckrichtung der Offset-Druckmaschine
erforderlich, um ein gutes Druckergebnis zu erzielen. Das Farbwerk weist daher eine
Farbdosiereinrichtung auf, die die zonale Einstellung eines Farbprofils gestattet.
In Abhängigkeit von der Einstellung der einzelnen Zonen ergibt sich eine entsprechende
Farbschichtdicke. Die Zuführung der Farbe erfolgt mittels eines Farbduktors aus einem
Farbkasten. Dem Drucker kommt die Aufgabe zu, die jeweils zonal erforderliche Einstellung
der Farbdosiereinrichtung in Abhängigkeit der Sujet-Farbbedarfs vorzunehmen. Vor dem
eigentlichen Druck wird ferner ein sogenannter Farbeinlauf durchgeführt, bei dem der
genannte Farbfilm innerhalb des Farbwerkes aufgebaut wird. Nach dem Stand der Technik
vor dem Anmeldetag des oben genannten Hauptpatentes nahmen verlagerbare Auftragswalzen
beim Farbeinlauf eine Abstandstellung zur Druckform ein, so daß noch keine Einfärbung
der Druckform erfolgte.
[0003] Neben der Farbverteilung in Umfangsrichtung wird die Farbe beim Farbeinlauf durch
traversierende Reiberwalzen auch seitlich verteilt. Neben den bekannten Vorteilen
des seitlichen Verreibens ohne angestellte Auftragswalzen wird das von der Farbdosiereinrichtung
während des Farbeinlaufes aufgebaute Farbprofil zu einem gewissen Grade wieder vergleichmäßigt,
so daß es zu Druckbeginn nicht sogleich in gewünschtem Maße zur Verfügung steht. Um
diesem Nachteil abzuhelfen wurde gemäß der Hauptanmeldung vorgeschlagen, die rotierenden
Auftragwalzen von Farb- und Feuchtwerk in Anlagestellung an die Druckform zu bringen.
Dieses hat zur Folge, daß das Sujet der Druckplatte auf die Farbverteilung derart
unterstützend einwirkt, daß sich eine dem Sujet weitestgehend entsprechende Farbprofilierung
einstellt. Das an der farbdosiereinrichtung zonal eingestellte Farbprofil wird durch
die Wechsel- und Rückwirkung von Auftragswalzen und Druckform wieder aufgebaut. Durch
diese erfindungsgemäße Maßnahme nach der Hauptanmeldung konnte die bisher angefallene
Makulatur stark verringert werden. Ein dem Fortdruck entsprechendes Farbprofil wird
schnell erreicht.
[0004] Es hat sich bei dem Verfahren gemaß der Hauptanmeldung gezeigt, daß sich bei angelegten
Auftragswalzen und bei der dem gewünschten Fortdruckfarbprofil eingestellter Farbdosiereinrichtung
durch den Farbeinlauf eine Farbverteilung im Farbwerk einstellt, welche das gewünschte
Farbprofil überzeichnet, d. h. es stellt sich beispielsweise ein höheres bzw. niedrigeres
Maximum bzw. Minimum der zonalen Farbschichtdicke ein. Insbesondere tritt dieser Effekt
des überzeichnens bei Sujets mit stark unterschiedlicher zonalen Farbflächendichte
auf. Um diesen Effekt in diesen Grenzfällen zu begrenzen, wurde bisher vom Drucker
in die betreffenden Zonenbereiche mittels Spachtel manuell Farbe zugeführt, um mindestens
den Druckprozeß starten zu können und nicht zu große Probleme im Produktionsprozeß
zu haben. Dabei wird jedoch das Farb-Wassergleichgewicht bei nicht farbführenden Bildteilen
empfindlich gestört.
[0005] Der Erfindung liegt nunmehr die Aufgabe zugrunde, ein dem Fortdruck entsprechendes
Farbprofil möglichst schnell zu erreichen und weiteren Makulatoranfall zu vermeiden.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß im ersten Schritt die Farbmengenzufuhr
so gesteuert wird, daß sie ein gegenüber dem gewünschten Fortdruckfarbprofil inverses,
d. h. über- bzw. unterdimensioniertes Farbprofil erzeugt und daß im zweiten Schritt
die Farbmengenzufuhr so gesteuert wird, daß sie dem gewünschten Fortdruckfarbprofil
entspricht.
[0007] Die oben beschriebene überzeichnung des Farbprofils wird gerade für die Erfindung
ausgenutzt. Es hat sich nämlich in überraschender weise gezeigt, daß der Fortdruckzustand
wesentlich schneller und ohne weiteren Makulaturanfall erreicht wird, wenn man zunächst
eine inverse Einstellung der Farbdosiereinrichtung vornimmt und dann während des Farbeinlaufes
die Farbdosierelemente dem optimalen Fortdruckzustand anpaßt. Es stellt sich ein für
den Fortdruck optimales Farbe-Feuchtmittel-Gleichgewicht ein. Im gesamten Farbwerk
wird ein der Wirklichkeit entsprechendes Farbgefälle aufgebaut, ohne den üblichen
Makulaturvorlauf zu benutzten, d. h. ohne Bögen vorher durch die Druckmaschine zu
fördern und zu bedrucken. Dieses Verfahren zum schnellen Erreichen des optimalen fortdruckzustandes
findet Anwendung zu Druckbeginn nach Unterbrechungen des Druckprozesses, wie z. B.
bei täglichem Neubeginn nach dem Gummituchwaschen oder nach Auftragswechsel.
[0008] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Farbmengenzufuhr im
zweiten Schritt so erfolgt, daß sie sich zonenweise gleichzeitig an das gewünschte
Fortdruckprofil anpaßt, unabhängig vom Abstand des inversen Farbprofils vom gewünschten
Fortdruckfarbprofil.
[0009] Da im Bereich der Extremwerte des inversen Farbprofils und des tatsächlich gewünschten
Farbprofils dei Dauer des Einstellens der Farbdosierelemente größer ist als im Bereich
der Wendepunkte (mittlere Voreinstellung der Zonen eines Druckwerkes), ist eine Steuerung
vorgesehen, die die zeitlichen Unterschiede in der Weise ausgleicht, daß sich eine
möglichst schnelle Anpassung an den optimalen Zustand ergibt.
[0010] Weiterhin ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß während der Farbmengenzufuhr die Feuchmittelmenge
gegenüber der beim fortdruck zugeführten Menge reduziert wird.
[0011] Es ist erfindungsgemäß möglich, daß die Feuchtwerksteuerung in Abstimmung mit der
Farbdosiereinrichtung -in Abstimmung mit den Auftragswalzen und der Zwischenwalze-
so zu steuern, daß optimale Fortdruckzustände erreicht werden.
[0012] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß die Einstellung
des inversen Farbprofils über eine elektronische Rechen- und Steuereinrichtung erfolgt.
[0013] Beispielsweise wird das optimale Fortdruckfarbprofil mittels eines Plattenlesers,
der die Flächendeckungen pro Zone ermittelt, erfaßt, dann mittels dieser Daten das
geeignete inverse Farbprofil ermittelt und dann die Farbdosiereinrichtung entsprechend
eingestellt. Das Fortdruckprofil kann auch mit Lichtgriffel oder Tastatur voreingestellt
werden und dann entsprechend mit der Recheneinrichtung erfindungsgemäß ausgeführt
werden.
[0014] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile liegen insbesondere darin, einen möglichst
schnellen und optimalen Fortdruckzustand zu erreichen, wobei nur eine geringfügige
Menge an Makulatur anfällt. Durch die Anwendung des inversen Farbprofils wird ein
ideales Farbe-Wasser-Gleichgewicht erzielt. Ein Schmieren und Emulgieren wird vermieden.
Insbesondere wird der Produktionsprozeß für größere Aufträge optimal vorbereitet.
[0015] Die Erfindung wird im nachfolgenden anhand der Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Diagramm eines Farbprofils,
- Fig. 2
- die Darstellung der verschiedenen Farbmengen und
- Fig. 3
- ein Diagramm der farbschichtdicke beim Farbeinlauf
[0016] Die Figur 1 zeigt ein Diagramm, bei dem die Farbschichtdicke F
Z gegen die Zonen Z aufgetragen ist. Dargestellt ist ein Profil der Farbschichtdicke,
wobei die durch den Farbduktor eingestellte Farbstreifenbreite konstant gehalten wurde
(z. B. 50%). Diesem Profil entspricht in etwa die in Figur 2 dargestellte Farbmenge
V
F, welche als durchgezogene Kurve über die Zonen Z aufgetragen ist. Die Farbmenge V
F ist dem Produkt von Duktorhub F
D und Zonenöffnung F
Z proportional. Die Kurve entspricht der gewünschten Farbmenge für den Fortdruckzustand.
Die Kurve weist beispielsweise zwei Maxima und ein Minimum auf. Durch die Wendepunkte
zwischen den Extrema führt eine waagrechte Linie, die dem mittleren Farbverbrauch
über alle Zonen eines Druckwerkes entspricht. Wenn nunmehr die Auftragswalzen an der
Druckform anliegen, und es würde die Farbdosiereinrichtung so eingestellt werden,
daß sich für die Farbmenge zonal die durchgezogene Kurve (dem Fortdruckprozeß entsprechend)
ergibt, findet zunächst eine über- bzw. Unterdosierung statt (gemäß der punktierten
Kurve), wie oben beschrieben. Die Erfindung nutzt diesen Effekt aus, wobei ein überraschend
positives Ergebnis erzielt wird. Zunächst wird die Farbdosiervorrichtung, d. h. die
Farbzufuhr der Zonen so eingestellt, daß sich eine inverse Farbmengenverteilung gemäß
der gestrichelten Kurve ergibt und dann diese Einstellung so verändert, daß sich der
Verlauf der gestrichelten Kurve dem Verlauf der durchgezogenen Kurve anpaßt, d. h.
der optimale Fortdruckzustand und damit ein optimales Farbe-Wasser-Gleichgewicht erreicht
ist. Die Annährung der inversen Kurve an die gewünschte Kurve ist durch Pfeile angedeutet.
[0017] Figur 3 zeigt den Durchschnittswert der Volltondichte D
V als Funktion der Bogenzahl B
Z. Mit den horizontalen Kurven a beziehungsweise b ist die Makulatur bei überfärbung
beziehungsweise bei Unterfärbung dargestellt. Die Einstellung ist optimal, wenn wie
es die Kurve I zeigt, diese zwischen den Horizontalen a und b liegt. Deutlich ist
erkennbar, daß nach dem erfindungsgemäßen Verfahren schon nach relativ wenigen Bögen
die punktierte Kurve I dem idealen Endwert zustrebt, wohin gegen die durchgezogene
Kurve II, welche der Einstellung der Farbschichtdicke ohne inverse Steuerung entspricht,
erst später den optimalen Zustand erreicht. Damit werden bisher übliche Makulaturvorlaufbögen
(ca. 100-300 Bögen) überflüssig und der Produktionsprozeß kann mit sehr geringem Makulaturanfall
( 10 bis 50 Bögen) gestartet werden.
1. Verfahren zum Einstellen eines Fortdruckfarbprofils einer Offsetdruckmaschine mit
Feucht- und Farbwerk, welches eine Farbdosiereinrichtung zum Einstellen eines Farbprofils
aufweist, wobei die Auftragswalzen des Farb- und Feuchtwerkes dauernd oder zeitweise
in Anlagestellung an die Druckform verlagert sind, nach der Hauptanmeldung P 40 13
740.6,
dadurch gekennzeichnet,
- daß im ersten Schritt die Farbmengenzufuhr so gesteuert wird, daß sie ein gegenüber
dem gewünschten Fortdruckfarbprofil inverses, d. h. gegenphasiges Farbprofil erzeugt
und
- daß im zweiten Schritt die Farbmengenzufuhr so gesteuert wird, daß sie dem gewünschten
Fortdruckfarbprofil entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbmengenzufuhr im zweiten Schritt so erfolgt, daß sie sich zonenweise gleichzeitig
an das gewünschte Fortdruckfarbprofil anpaßt, unabhängig vom Abstand des inversen
Farbprofils vom gewünschten Fortdruckfarbprofil.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß während der Farbmengenzufuhr die Feuchtmittelmenge gegenüber der beim Fortdruck
zugeführten Menge reduziert wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstellung des inversen Farbprofils über eine elektronische Rechen- und Steuereinrichtung
erfolgt.