[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für die Untersuchung von Fließvorgängen mit
einer lichtdurchlässigen Kapillare, einer optischen Beobachtungseinrichtung und einer
Pumpe für die Erzeugung eines Volumenstroms der zu untersuchenden Flüssigkeit in der
Kapillare.
[0002] Eine Vorrichtung dieser Art ist aus der DE 3338364 A1 bekannt. Sie dient zur Durchführung
mikrorheologischer Untersuchungen von Teilchensuspensionen, insbesondere zur Messung
der Eigenschaften der individuellen Viskoelastizität und des Fließverhaltens von deformierbaren
Zellen wie Erythrozyten. Die Pumpe saugt die zu untersuchende Flüssigkeit aus einem
Vorratsbehälter an und fördert sie in das Innere des Kapillarrohrs.
[0003] Zur Durchführung mikrorheologischer Untersuchungen innerhalb einer transparenten
Kapillare muß die zu untersuchende Flüssigkeit mit Hilfe der Pumpe mit einem definierten
Volumenstrom durch die Kapillare gepumpt werden. Je nach der Viskosität der zu untersuchenden
Flüssigkeit, dem Strömungsdurchmesser der Kapillare und der gewünschten Strömungsgeschwindigkeit
innerhalb der Kapillare müssen unter Umständen hohe Drücke aufgebracht werden.
[0004] üblicherweise werden als Pumpen für die Erzeugung der Flüssigkeitsströmung in Vorrichtungen
zur Durchführung mikrorheologischer Untersuchungen in einer transparenten Kapillare
Kolbenpumpen eingesetzt. Kolbenpumpen benötigen zum Lösen des Kolbens aus der Ruhestellung
eine größere Kraft als während des nachfolgenden Bewegungsvorgangs, was zu Unregelmäßigkeiten
zu Beginn des Strömungsvorgangs führt. Diese unvermeidliche Erscheinung, die auch
als Slip-Stick-Phänomen bezeichnet wird, wirkt sich für exakte Messungen störend aus.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung für die Durchführung mikrorheologischer
Untersuchungen bereitzustellen, mit der innerhalb der Meßkapillare hohe Drücke und
definierte störungsfreie Volumenströme erzeugt werden können.
[0006] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Pumpe ein mit einer
inkompressiblen Flüssigkeit gefülltes einseitig geschlossenes Rohr ist, das an eine
Verformungseinrichtung angekoppelt ist und mit deren Hilfe einer definierten elastischen
Biegung untertworfen wird, unter deren Wirkung sich das flüssigkeitsgefüllte Innenvolumen
ändert.
[0007] In zweckmäßiger Weiterbildung der Erfindung ist das federelastisch verformbare Rohr
in der Art eines umgekehrt geschalteten Röhrenfedermanometers kreisförmig gebogen,
beispielsweise in Form eines Zweidrittelkreises, und weist einen elliptischen oder
abgeflachten Querschnitt auf.
[0008] Daß ein kreisförmig gebogenes Federrohr seine Form verändert, wenn sich der Druck
innerhalb des Rohres ändert, ist bekannt. Von diesem Effekt wird bei dem sogenannten
Röhrenfedermanometer Gebrauch gemacht, indem man die Deformation des gebogenen Federrohres
bei Luftdruckänderungen über geeignete mechanische oder elektrische Verstärkungsmittel
sichtbar macht. Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird dieses Prinzip umgekehrt,
indem auf das Federrohr eine definierte elastische Verformung aufgebracht wird, die
eine Änderung des Innenvolumens des Federrohres zur Folge hat. Durch Füllung des Innenvolumens
des Federrohres mit einer inkompressiblen Flüssigkeit wird durch die Volumenänderung
des Federrohres die Flüssigkeit um ein entsprechendes Maß verdrängt und erzeugt in
der hiermit in Verbindung stehenden Kapillare den gewünschten Volumenstrom.
[0009] Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Vorrichtung lassen sich kurzzeitige in einer Richtung
verlaufende Strömungen in der Kapillare erzeugen, solange das Federrohr in ein und
derselben Richtung gebogen wird.
[0010] Gemäß einer besonders vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ist das elastisch verformbare Federrohr an eine mechanische Verformungseinrichtung
angekoppelt, die eine zyklische Biegung und Rückbiegung des Federrohres erzeugt. Auf
diese Weise wird eine oszillierende Pumpe geschaffen, durch die die Flüssigkeitssäule
in der Beobachtungskapillare in eine schwingende Strömung versetzt wird.
[0011] Der Weg des Volumenstroms in der Kapillare und die Oszillationsfrequenz lassen sich
dabei durch entsprechende Dimensionierung und konstruktive Ausgestaltung des Federrohres
und der Verformungseinrichtung in weiten Grenzen ändern. Beispielsweise kann der Antriebsmotor
für den oszillierenden Dehnungs- und Entdehnungsvorgang des Federrohres aus einem
regelbaren Getriebemotor bestehen, wodurch die Oszillationsfrequenz gesteuert wird.
Zur Einstellung des Volumenstroms kann beispielsweise das Element zur Kraftübertragung
vom Antriebsmotor auf das Federrohr aus einem konischen Exzenterkörper bestehen, so
daß durch Verschieben des Exzenterkörpers entlang seiner Drehachse der auf das Federrohr
einwirkende Hub veränderbar ist.
[0012] In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung weist die lichtdurchlässige
Kapillare einen flachen Strömungsquerschnitt von 0,5 bis 2 mm Breite unds 0,05 bis
0,2 mm Höhe auf. Eine für den erfindungsgemäßen Zweck besonders zweckmäßige Glaskapillare
hat einen Strömungsquerschnitt von etwa 1 mm Breite und etwa 0,1 mm Höhe.
[0013] Vorrichtungen mit der erfindungsgemäß verwendeten Pumpe und einer stark abgeflachten
Kapillare lassen sich grundsätzlich für die Untersuchung der verschiedensten Fließvorgänge
der unterschiedlichsten Teilchensuspensionen einsetzen. Besondere Vorteile hat die
Verwendung einer derartigen Vorrichtung bei der Bestimmung der Aggregationsgeschwindigkeit
von Erythrozyten in einer Blutprobe, indem durch gezielte Strömung innerhalb einer
lichtdurchlässigen Meßzelle in der Blutprobe vorhandene Erythrozytenaggregationen
aufgelöst und nach plötzlicher Unterbrechung der Strömung der Aggregationsvorgang
in der Meßzelle beobachtet wird. So werden beispielsweise in einer erfindungsgemäß
eingesetzten Kapillare sehr hohe Schergrade (über 5000/s) und daher ein sehr gutes
Dispersionsvermögen erreicht. Der Schergrad, die entscheidende Größe für die Dispersion
der Erythrozytenaggregate, hängt vom Unterschied der Strömungsgeschwindigkeiten benachbarter
Flüssigkeitsschichten ab. Da die Schichten mit minimaler Strömungsgeschwindigkeit
unmittelbar an den Kapillarwänden und die Schichten mit maximaler Strömungsgeschwindigkeit
in der zentralen Zone der abgeflachten Kapillare sehr dicht beieinander liegen, ergibt
sich nämlich in diesem Fall ein sehr hoher Strömungsgeschwindigkeitsgradient. Die
Auflösung der Erythrozytenaggregate in einer solchen Flachkapillare ist deshalb besonders
wirkungsvoll, so daß hiermit auch die schwersten Ausprägungsgrade von pathologischen
Erythrozytenaggregationen hydrodynamisch dispergiert und damit vor der darauffolgenden
Messung aufgelöst werden. Die vollständige hydrodynamische Dispersion der Erythrozytenaggregationen
läßt sich durch die Wände der abgeflachten Kapillare hindurch beispielsweise Laser-diffraktometrisch
nachweisen.
[0014] Die Flachkapillare ermöglicht darüber hinaus in optimaler Weise die optische Auswertung,
denn innerhalb der durchstrahlten Meßfläche findet keine störende Ablenkung der Lichtstrahlen
statt, wie sie beispielsweise bei Kapillaren mit rundem Querschnitt durch die dioptrische
Wirkung der gekrümmten Glaswände erfolgt. Bei der Untersuchung der Aggregatbildung
in Suspensionen läßt sich sowohl während der Dispersionsphase als auch während der
Aggregationsphase durch Ausblenden der Randzonen der Flachkapillare die Untersuchung
der Vorgänge in der Strömung auf das Mittelfeld der Flachkapillare beschränken, in
dem verhältnismäßig einfache und überschaubare Strömungsverhältnisse herrschen.
[0015] Bei der Untersuchung des Fließ- und Aggregationsverhaltens von Erythrozyten in Blutproben
hat es sich ferner gezeigt, daß Meßungenauigkeiten, die bei bekannten Verfahren dadurch
bedingt sind, daß bei diesen nicht nur das Ausmaß der Erythrozytenaggregation, sondern
auch die Konzentration der Blutzellen die Lichttransmission bestimmt, beim erfindungsgemäßen
Verfahren weitgehend ausgeschaltet werden. Bei den bekannten Verfahren besteht in
der dort vorhandenen sogenannten viskosimetrischen Strömung zwischen der Abnahme der
optischen Dichte, die durch die Aggregation der Erythrozyten bedingt ist, und der
Abnahme der optischen Dichte, die durch die Verringerung der Zellkonzentration bedingt
ist, eine unstete Beziehung mit einer deutlichen Spitze bei der biologisch wichtigen
Zellkonzentration von 35 Volumen-%. überraschenderweise ergibt sich demgegenüber bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren über den gesamten biologisch relevanten Bereich von
Erythrozytenkonzentrationen, das heißt im Bereich zwischen 10 % und 55 % Volumenanteile
Erythrozyten im Plasma, ein linearer Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Aggregationssignal
und dem Volumenanteil der Erythrozyten. Dadurch werden die Auswertung und die Korrektur
der Meßergebnisse stark vereinfacht. Aufgrund dieser empirisch festgestellten Tatsache
ist das praktische Vorgehen bei Routine-Untersuchungen deutlich einfacher als bei
den bekannten Verfahren. Während nämlich bei den bekannten Verfahren bei Präzisionsmessungen
der Zellvolumenanteil sorgfältig eingestellt werden muß, kann mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren das zu untersuchende Blut, dessen Zusammensetzung zunächst immer unbekannt
ist, unmittelbar ohne Vorbehandlung untersucht werden. Das Meßergebnis wird dann später
nach der Bestimmung des Zellvolumenanteils rechnerisch korrigiert. Diese Tatsache
erlaubt es ferner, auf einen Stabilisator für das Blut zur Gerinnungshemmung entweder
ganz zu verzichten oder einen solchen Stabilisator zu verwenden, der das Blut in seiner
natürlichen Zusammensetzung beläßt.
[0016] Die Verwendung von Meßzellen mit stark abgeflachtem Querschnitt erlaubt ferner den
Einsatz von modernen Beleuchtungseinrichtungen wie lichtemittierenden Dioden und von
modernen lichtelektrischen Wandlern wie Fotodioden, so daß die Beleuchtungs- und die
Meßeinrichtung in miniaturisierter Form und mit optimalem Wirkungsgrad ausgebildet
werden können.
[0017] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung anhand der Zeichnungen.
[0018] Von den Zeichnungen zeigt
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit ihren wesentlichen Teilen in einer schematischen
Darstellung;
- Fig. 2
- den Querschnitt einer Meßzelle in stark vergrößerter Darstellung, und
- Fig. 3
- eine bevorzugte Ausführungsform einer Oszillationspumpe.
[0019] Wie aus der schematischen Darstellung in Fig. 1 hervorgeht, ist die als Meßzelle
dienende Glaskapillare 1 im Strahlengang eines Durchlichtmikroskops 2 angeordnet.
Für eine konstante Beleuchtung sorgen die Lichtquelle 3 und die Kondensorlinse 4.
Das Objektiv 5 des Mikroskops weist beispielsweise einen Vergrößerungsfaktor von V=40
auf, während das Okular 6 einen Vergrößerungsfaktor von V=10 aufweist. Das Mikroskop
2 ist mit einem Fotometeraufsatz 7 versehen. Kern des Fotometeraufsatzes 7 ist ein
Fotovervielfacher, der den vom Objektiv 5 erfaßten Lichtstrom proportional in ein
rauscharmes Gleichspannungssignal guter Langzeitkonstanz umwandelt. Dieses Gleichspannungssignal
wird über die Leitung 8 den Meß- und Auswerteeinheiten zugeführt.
[0020] Zu den Meß- und Auswerteeinheiten gehören ein Spannungsmesser 11, ein Hochgeschwindigkeitsschreiber
12 und ein Mikrocomputer 13 mit vorgeschaltetem Analog-Digital-Wandler 14. Der Spannungsmesser
11 dient zur Information und Kontrolle des absoluten Spannungssignals, insbesondere
während der Kalibrierung der Meßvorrichtung. Der Hochgeschwindigkeitsschreiber 12
zeichnet die der Transmissionsänderung während der Aggregationsphase entsprechende
Spannungsänderung auf. Der Mikrocomputer 13 schließlich dient zur Speicherung und
Auswertung des Meßsignals. Die Meßvorrichtung umfaßt ferner eine elektronische Steuereinheit
18.
[0021] Die als Meßzelle dienende Glaskapillare 1 weist den in Fig. 2 dargestellten Querschnitt
auf. Sie hat zwei planparallele Wände 20, 21, deren gegenseitiger Abstand A etwa 0,1
mm beträgt. Die Breite B der Glaskapillare 1 beträgt etwa 1 mm und ihre Länge einige
Zentimeter.
[0022] Die Glaskapillare 1 ist auf der einen Seite über eine druckfeste Leitung 24 mit einer
Oszillationspume 25, und auf der anderen Seite über eine Steckverbindung 27 mit einem
Kapillarrohr 26 verbunden, das die zu untersuchende Blutprobe enthält.
[0023] Die Oszillationspumpe 25 besteht, wie im einzelnen in Fig. 3 dargestellt ist, aus
einem einseitig geschlossenen elastisch verformbaren Federrohr 30 mit elliptischem
Querschnitt, das zu einem Zweidrittel-Kreis gebogen ist, wie es für sogenannte Röhrenfeder-Manometer
verwendet wird. Das eine Ende des Federrohres 30 ist über ein Kupplungsstück 31 an
einer Grundplatte 32 festgelegt und mit der druckfesten Leitung 24 verbunden. Das
andere Ende des Federrohres 30 ist von einer Hülse 33 umgeben, die einen Zapfen 34
trägt. An dem Zapfen 34 greift ein Hebel 35 an, der seinerseits an der Grundplatte
32 über ein Drehlager 36 schwenkbar gelagert ist. Mit Hilfe des Hebels 35 wird das
Federrohr 30 elastisch aufgebogen, wodurch sich das Innenvolumen des Federrohres 30
geringfügig vergrößert. Das elastische Aufbiegen des Federrohres 30 erfolgt mit Hilfe
einer Kurvenscheibe 38, die von einem Getriebemotor 40 mit der gewünschten Drehzahl
in Drehung versetzt wird. Die Kurvenscheibe 38 ist im dargestellten Fall eine kreisförmige
Scheibe, die exzentrisch auf der Welle 39 des auf der anderen Seite der Grundplatte
32 angeordneten Getriebemotors 40 befestigt ist. Der die Kurvenscheibe 38 in Drehung
versetzende Getriebemotor 40 ist so ausgelegt, daß die elastische Verformung des Federrohres
30 auf eine Verformungsfrequenz von 0,2 bis 3 pro Sekunde einstellbar ist.
[0024] Das Innenvolumen des Federrohres 30 ist mit einer inkompressiblen Flüssigkeit gefüllt,
die sich nicht mit den anderen Flüssigkeiten in dem System vermischt, beispielsweise
mit einem Fluorchlorkohlenwasserstoff. Die sich anschließende druckfeste Leitung 24
ist mit einer ebenfalls inkompressiblen Koppelflüssigkeit gefüllt, das heißt mit einer
mit der zu untersuchenden Flüssigkeit kompatiblen Flüssigkeit. Diese Flüssigkeitssäule
überträgt die durch die Verformung des Federrohres 30 bedingte Volumenverschiebung
auf die zu untersuchende Flüssigkeit in der Glaskapillare 1 und bewirkt dort die oszillatorische
Strömung.
[0025] Die Oszillationspumpe 25 ist mit einer zweiten Kurvenscheibe 41 versehen. Diese Kurvenscheibe
41 ist an der Grundplatte 32 in geringerer Entfernung zum Drehlager 36 des Hebels
35 angeordnet als die Kurvenscheibe 38, so daß durch diese Kurvenscheibe 41 der Hebel
35 weiter ausgelenkt und damit das Federrohr 30 um ein größeres Maß aufgebogen wird.
Die Kurvenscheibe 41, bei der es sich im dargestellten Fall wieder um eine exzentrisch
gelagerte kreisförmige Scheibe handelt, ist außerdem mit einer größeren Exzentrizität
auf der Welle 42 des auf der anderen Seite der Grundplatte 32 angeordneten Getriebemotors
43 befestigt. Die größere Verformung des Federrohres 30 bewirkt eine größere Volumenänderung
und dadurch einen größeren Volumenstrom innerhalb des Kapillarrohres 24 und wird zum
Füllen und zum Entleeren der Glaskapillare 1 benutzt. Die Kurvenscheiben 38, 41 können,
um die Reibung zu reduzieren, über Rollen 50 auf den Hebel 35 wirken.
[0026] Die die Oszillationspumpe 25 mit der Glaskapillare 1 verbindende druckfeste Leitung
24 steht über ein Ventil 53 mit einem Behälter 45 in Verbindung, der die Koppelflüssigkeit
enthält, mit der die druckfeste Leitung 24 gefüllt ist.
[0027] Mit Hilfe dieser Vorrichtung soll beispielsweise die Aggregationsgeschwindigkeit
der Erythrozyten in einer Blutprobe bestimmt werden. In diesem Fall wird als Koppelflüssigkeit
für die Füllung der druckfesten Leitung 24 beispielsweise eine 1 %-ige Natriumchloridlösung
oder die sogenannte Ringerlösung verwendet. Um die Meßkapillare 1 mit der zu untersuchenden
Blutprobe zu füllen, wird das Kapillarrohr 26 mit der Blutprobe in die Steckverbindung
27 eingesteckt und die Blutprobe bei geschlossenem Ventil 53 von der Oszillationspumpe
25 bis hinter die Meßkapillare 1 eingesogen. Dabei wird das Federrohr 30 von der Kurvenscheibe
41 aufgedehnt, deren Hub auf die Füllmenge des Systems abgestimmt ist. Anschließend
wird das Ventil 53 geöffnet, um die Koppelflüssigkeit, die sich zwischen der zu untersuchenden
Blutprobe und dem Pumpfluid befindet, beim Zurückbiegen des Federrohres 30 in die
Zuleitung zum Behälter 45 zu pumpen und dort zwischenzulagern. Dabei bleibt das Füllvolumen
in der Meßkapillare 1 aufgrund des mehr als zehnfach geringeren Querschnitts der Meßkapillare
gegenüber dem Querschnitt der Zuleitung 24 und der viermal so hohen Viskosität des
Blutes gegenüber der Viskosität der Koppelflüssigkeit unverändert. Nun wird das Ventil
53 geschlossen, und der oszillative Volumenfluß zur Dispersion der Blutprobe in der
Kapillare 1 kann beginnen, indem die Kurvenscheibe 38 das Federrohr 30 rhythmisch
auf- und zubiegt, wobei das Volumen in der Kapillare 1 oszilliert. Nach 5 bis 10 Sekunden
wird die Pumpe schnell gestoppt, wobei die "Härte" des Pumpsystems den Stillstand
der Meßflüssigkeit innerhalb weniger Millisekunden gewährleistet. Nun beginnt die
Lichttransmissionsmessung durch das Fotometer 7.
[0028] Nach der Messung wird zur Entfernung der Blutprobe das Kapillarrohr 26 entfernt und
verworfen (Einmalartikel), das Ventil 53 geöffnet und die in der Zuleitung zum Behälter
45 zwischengespeicherte Koppelflüssigkeit von der Oszillationspumpe aufgenommen. Jetzt
schließt das Ventil 53, und die Pumpe 25 drückt die untersuchte Flüssigkeit und die
Koppelflüssigkeit durch die Kapillaire 1 und die Steckverbindung 27 heraus in ein
Entsorgungsgefäß. Dabei wird die Pumpe 25 wieder über die Kurvenscheibe 41 mit dem
größeren Hub angetrieben. Durch wiederholtes Ansaugen von Koppelflüssigkeit aus dem
Behälter 45 und Ausdrücken durch die Kapillare 1 wird das System gespült und steht
danach für eine erneute Probenaufnahme zur Verfügung.
[0029] Es hat sich gezeigt, daß bei der beschriebenen Geometrie der Glaskapillare 1 eine
gute Auflösung der Erythrozytenaggregationen erreicht wird, wenn die Oszillationsfrequenz
der Pumpe 0,5 bis 1,5 pro Sekunde beträgt. Bei einem Fördervolumen der Oszillationspumpe
von etwa 100 Mikrolitern pro Hub werden in einer Glaskapillare mit den beschriebenen
Abmessungen in der Mittelebene Strömungsgeschwindigkeiten von 0,6 bis 2 m/s erreicht.
Die hierdurch bewirkten Schergrade in dem strömenden Blut (über 3000/s) sind so hoch,
daß innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit von nur 1 Sekunde eine vollständige
Auflösung der Erythrozytenaggregationen erfolgt.
[0030] Als lichtelektrische Wandler für die Transmissionsmessung können anstelle des Mikroskop-Fotometers,
wie es bei dem beschriebenen Ausführungsbeispiel benutzt wird, eine oder mehrere Fotodioden
eingesetzt werden, die unmittelbar oberhalb der Glaskapillare angeordnet werden. Durch
die Verwendung von lichtemittierenden, auf die Wellenlänge der Fotodioden abgestimmten
Dioden als Lichtquelle lassen sich die Abmessungen der Vorrichtung stark verkleinern.
Insbesondere läßt sich das von einer LED ausgesendete Lichtstrahlenbündel durch Blenden
mit sehr kleinem Durchmesser von etwa 0,2 mm so stark bündeln, daß hierdurch nur der
mittlere Bereich der Glaskapillare durchstrahlt wird, in dem verhältnismäßig einfache
Strömungsverhältnisse herrschen, so daß die Genauigkeit der Messungen hierdurch weiter
gesteigert werden kann.
1. Vorrichtung für die Untersuchung von Fließvorgängen mit einer lichtdurchlässigen Kapillare,
einer optischen Beobachtungseinrichtung und einer Pumpe für die Erzeugung eines Volumenstroms
der zu untersuchenden Flüssigkeit in der Kapillare, dadurch gekennzeichnet, daß die Pumpe ein mit einer inkompressiblen Flüssigkeit gefülltes federelastisch
verformbares einseitig geschlossenes Rohr (30) ist, das an eine Verformungseinrichtung
angekoppelt ist und mit deren Hilfe einer definierten elastischen Biegung unterworfen
wird, unter deren Wirkung sich das flüssigkeitsgefüllte Innenvolumen ändert.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das federelastisch verformbare
Rohr (30) in der Art eines umgekehrt geschalteten Röhrenfedermanometers kreisförmig
gebogen ist und einen elliptischen oder abgeflachten Querschnitt aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das elastisch verformbare
Federrohr (30) an eine Verformungsvorrichtung angekoppelt ist, die eine zyklische
Biegung und Rückbiegung des Federrohres (30) erzeugt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Verformungsvorrichtung
für das Federrohr (30) eine von einem Getriebemotor (40) angetriebene Kurvenscheibe
(38) dient.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur Veränderung der Amplitude
des Volumenstroms die Kurvenscheibe als konischer Exzenterkörper ausgebildet und auf
der angetriebenen Drehachse verschiebbar angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Form der Kurvenscheibe
(38) oder des Exzenterkörpers so gestaltet ist, daß zwischen den beiden Umkehrpunkten
der Biegebewegung ein konstanter Volumenstrom erzeugt wird.
7. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oszillationsfrequenz des Federrohres (30) von 0,1 bis 3,0 Hz einstellbar ist.
8. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß das Federrohr (30) an eine zweite Kurvenscheibe (41) ankoppelbar ist, die von
einem eigenen Getriebemotor (43) angetrieben ist und dem Federrohr (30) einen größeren
Dehnungshub erteilt als die die oszillierende Pumpwirkung erzeugende Kurvenscheibe
(38).
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die lichtdurchlässige Kapillare (1) eine flachen Strömungsquerschnitt von 0,5
bis 2 mm Breite und 0,05 bis 0,2 mm Höhe aufweist.
10. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die optische Beobachtungseinrichtung eine Beleuchtungseinrichtung mit einer Lichtquelle
(3) und ein die die Kapillare durchdringende Lichtmenge erfassendes Mikroskop-Fotometer
(7) umfaßt.
11. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die optische Beobachtungseinrichtung eine Beleuchtungseinrichtung mit einer Lichtquelle
(3) und eine oder mehrere die die Kapillare durchdringende Lichtmenge erfassende Fotodioden
umfaßt.
12. Anwendung einer Vorichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 für die
Bestimmung der Aggregationsgeschwindigkeit der Erythrozyten in einer Blutprobe.