(19)
(11) EP 0 445 140 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
23.06.1993  Patentblatt  1993/25

(21) Anmeldenummer: 89912616.3

(22) Anmeldetag:  20.11.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B22D 13/10
(86) Internationale Anmeldenummer:
PCT/AT8900/105
(87) Internationale Veröffentlichungsnummer:
WO 9006/196 (14.06.1990 Gazette  1990/14)

(54)

VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUM SCHLEUDERGIESSEN VON KUPFER UND KUPFERLEGIERUNGEN

PROCESS AND DEVICE FOR CENTRIFUGAL CASTING OF COPPER AND COPPER ALLOYS

PROCEDE ET DISPOSITIF POUR LA COULEE CENTRIFUGE DU CUIVRE ET DES ALLIAGES DE CUIVRE


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE ES FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 28.11.1988 AT 2915/88

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
11.09.1991  Patentblatt  1991/37

(73) Patentinhaber: BRUGGER, Gottfried
A-5503 Mitterberghütten (AT)

(72) Erfinder:
  • BRUGGER, Gottfried
    A-5503 Mitterberghütten (AT)

(74) Vertreter: Wildhack, Helmut, Dipl.-Ing. Dr. et al
Patentanwälte Dipl.-Ing. Leo Brauneiss Dipl.-Ing. Dr. Helmut Wildhack Dipl.-Ing. Dr.Gerhard Jellinek Landstrasser Hauptstrasse 50 Postfach 281
1031 Wien
1031 Wien (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
DE-A- 1 296 750
FR-A- 2 481 624
DE-A- 2 422 339
US-A- 2 265 740
   
  • Soviet Inventions Illustrated Section Chemical Week C50, nr. 89545, M22, 28 January 1981, Derwent Publications Ltd. (London, GB) & SU,A,730461 (AS UKR CASTING INST) 30 April 1980
  • Patent Abstracts of Japan, Vol. 6, nr. 36, (M-115) (914), 5 March 1982, & JP,A,56151157 (KUBOTA TEKKO K.K.) 24 November 1981
   
Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schleudergießen von Kupfer- oder Kupferlegierungen, wobei zur Verringerung bzw. Vermeidung der sich an der Innenfläche des Gußstückes ausbildenden Oxidschicht in die Gießform zumindest ein Zuschlagstoff eingebracht wird. Ferner betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zum Schleudergießen von Kupfer oder Kupferlegierungen mit einer drehbaren Kokille, einem Gießrohr und einer zusätzlich zum Gießrohr in die Kokille, insbesondere ins Innere des Gußstückes, führenden oder in diese(s) einführbaren Abgabeeinrichtung für Zuschlagstoffe.

[0002] Die Verwendung von Borax als Flußmittel ist allgemein bekannt. Ferner ist die Zugabe von Borax beim Schleudergießen von Eisen zu Gußeisenrohren aus der US-PS 2 265 740 bekannt; Borax wird in diesem Fall auf die Innenfläche der geformten Rohre aufgeblasen. Die DE-OS 2 422 339 beschreibt die Zugabe von Flußmitteln, z.B.Kochsalz, Kryolith, Flußspat, Natriumsilikat ,beim Schleudergießen von Eisen und Buntmetallen. Ferner betrifft die DE-AS 1 296 750 die Zugabe von flüssigem Borax-Kalk-Soda-Fensterglas-Mischungen beim Schleudergießen von Eisen, wobei diese Mischungen jedoch auf eine Temperatur erwärmt wurden, die oberhalb der Temperatur der Eisenschmelze liegen. Eine Vorrichtung ähnlich der eingangs genannten Art ist zur Zufuhr von Zuschlagstoffen üblich bzw. aus der FRA 2 481 624 bzw. JP-A 56-131 157 bekannt. Beim Herstellen von Schleudergußstücken aus Kupfer oder Kupferlegierungen entsteht an der Innenfläche der Gußstücke durch Oxidation eine Oxidationsschicht,die ausgedreht werden muß. Die Dicke dieser Oxidationsschicht hängt dabei insbesondere von der Wandstärke des Gußstückes und von dem während des Gießvorganges und der Abkühlung aufgenommenen Sauerstoff ab. Bereits bei relativ geringen Wandstärken von etwa 15 bis 20 mm bildet sich eine störende Oxidationsschicht beträchtlicher Dicke, die im weiteren proportional mit der Wandstärke zunimmt. Bei dickeren Gußstücken kann die Stärke dieser auszudrehenden Schicht bis zu 15% der Wandstärke betragen. Die Stärke dieser Oxidschicht wird insbesondere von der Abkühlgeschwindigkeit der Schmelze und der Zeitdauer beeinflußt, während der die Schmelze an der Innenfläche des Gußstückes höhere Temperatur behält, da sich der Luftsauerstoff ungünstig auswirkt und die Dicke der sich auf der Innenfläche ausbildenden Oxidschicht beeinflußt.

[0003] Erfindungsgemäß ist ein Verfahren der eingangs genannten Art, mit dem diese Nachteile vermieden werden können, dadurch gekennzeichnet, daß als Zuschlagstoff unmittelbar nach dem Eingießen der Schmelze in die Kokille auf die insbesondere noch flüssige Innenfläche des Gußstückes pulverförmiges Borax, gegebenenfalls gemeinsam mit feinteiligen Gemengen aus sauerstoffaffinen Metallen und/oder Graphit- und/oder Schamotte- und/oder Holzkohlenpulver, mit einer Schichtdicke von 0,5 bis 4 mm aufgebracht wird, und daß die Kokille mit dem Gußstück nach dem Einbringen des die Schicht bildenden Zuschlagstoffes weiter gedreht und mit Wasser gekühlt wird. Das Einbringen von Borax nach dem Abgießen der Schmelze bewirkt, daß eine Ausbildung einer unerwünschten Oxidationsschicht nahezu völlig hintangehalten wird und daß durch Verringerung der Wärmeabgabe die Fließfähigkeit des Metalls an der Innenfläche länger erhalten bleibt, womit das sogenannte Nachziehen (Nachströmen des noch fließfähigen Metalles beim Erstarren) während der Erstarrung begünstigt wird. Es zeigt sich, daß eine beträchtliche Verminderung .der bisher notwendigen Innenzugabe auf etwa 1/4 des bisher notwendigen Übermaßes erreicht werden konnte. Dadurch kann in den meisten Fällen bei den hergestellten Gußstücken das Vordrehen entfallen und auch für dickere Wandstärken wird die Möglichkeit geboten, derartige Gußstücke in Vordrehqualität herstellen zu können. Damit ergeben sich beträchtliche Arbeits-, Material- und Gewichtseinsparungen, die von einer beträchtlichen Kostenersparnis begleitet sind.

[0004] Im Hinblick auf die Ausführungen auf Seite 10, vierter Absatz der DE-OS 2 422 339, sollen die Zuschlagstoffe gleichzeitig mit der Schmelze aufgegeben werden. Die vorgesehenen Zuschlagstoffe und das gemeinsame Einführen von Schmelze und Zuschlagstoffen in die Kokille ist aber gerade bei Buntmetallen einem gleichmäßigen Gesamtgußgefüge abträglich; überdies können mit der Zugabe speziell von Borax, allenfalls mit den weiteren erfindungsgemäß zugesetzten Zuschlagstoffen, ein verbesserter Schutz gegen Oxidation und eine weitaus bessere Oberflächenstruktur erreicht werden als bei der aus dieser DE-OS bekannten Vorgangsweise. Die erfindungsgemäß vorgesehene Zugabe von Borax auf die gerade ausgebildete noch flüssige Metalloberfläche in der angegebenen Schichtdicke ermöglicht die Ausbildung einer lunker- und fehlerfreien Oberfläche, die ohne Zwischenbearbeitung maßgedreht werden kann. Das gemeinsame Abgießen bzw. Einführen von Schmelze und Zuschlagstoffen in die kalte Kokille führt aufgrund der relativ raschen Abkühlung insbesondere von dünnwandigen Schleudergußstücken und der nicht allzugroßen Unterschiede in den spezifischen Gewichten der Schmelze und der Zuschlagstoffe dazu, daß ein Aufschwimmen der Zuschlagstoffe in der Schmelze bis zum Erstarrungseintritt aus Zeitmangel nicht immer in ausreichendem Maß erfolgt, sodaß die Zuschlagstoffe in der erkalteten Schmelze verteilt vorliegen. Bei dünnwandigen Gegenständen führt dies oftmals zu unbrauchbaren Gußstücken. Borax besitzt den Vorteil, daß es eine ausgesprochen gute Tendenz zeigt, auf der Schmelzenoberfläche verteilt zu bleiben.

[0005] Zur erfindungsgemäßen Vorgangsweise ist ferner zu bemerken, daß der Einsatz von Borax in Zusammenhang mit Kupfer und Kupferlegierungen von den Fachleuten bislang in der Praxis vermieden wurde, da es zur Ausbildung von Kupferboriden kommt, welche das Gefüge der Kupferlegierungen ausgesprochen schädlich beeinträchtigen. Die Ausbildung von Boriden bei anderen Metallen, z.B. in Zusammenhang mit Eisenschmelzen, ist nicht so schwerwiegend, da bei Eisenlegierungen es zur Ausbildung von Kohlenstoff-Bor-Verbindungen kommt, welche das Gefüge günstig beeinflussen. Im Gegensatz dazu bestand jedoch beim Schleudergießen ein Vorurteil der Fachwelt gegenüber dem Einsatz von Borax insofern, als einmal die Zugabe von Borax bei niedrigen Temperaturen als relativ wirkungslos angesehen wurde, weshalb auch zu der Zugabe von Schutzmitteln bei Temperaturen um die Schmelzentemperatur geraten wurde bzw. wurde die Zugabe von Borax aus Gründen der Boridbildung abgelehnt.

[0006] Erfindungsgemäß zeigte es sich jedoch, daß die Zugabe von pulverförmigem Borax in der angegebenen Schichtdicke einerseits ausreichte, um die Oberfläche des Gußstückes oxidfrei auszubilden und gleichzeitig die Ausbildung von Boriden weitestgehend zu vermeiden. Gleichzeitig wurde durch die Boraxschicht die Fließfähigkeit der Metallschmelze nahe dem Innenraum des Gußstückes beibehalten; wenn ein übliches Abkühlen der Kokille mit Wasser erfolgt, geht die Abkühlung rasch vor sich und damit wird die Ausbildung von schädlichen Boridverbindungen ebenfalls hintangehalten. Die dünne Schicht des erfindungsgemäß aufgegebenen Borax reicht gerade aus, um eine Oxydation zu verhindern und die Boridbildung unterhalb unerwünschter Nebenerscheinungen zu halten.

[0007] Ganz besonders wesentlich für den Fachmann ist jedoch der Hinweis, in welcher Menge das Borax auf die Innenfläche des Gußstückes aufzubringen ist, um einerseits eine Oxydation und anderseits die Ausbildung von Boriden zu vermeiden; es reicht aus, die Menge des aufzugebenden Borax in Abhängigkeit von der gewünschten Innenfläche des Gußstückes zu berechnen und die Innenfläche damit abzudecken.

[0008] Wenn unmittelbar sofort nach dem Abgießen der Schmelze auf die Innenfläche des Gußstückes die Schicht aus Borax mit einer Dicke von 1 bis 3 mm ausgebildet wird, schmilzt das aufgegebene Borax bei den herrschenden Temperaturen rasch und eine Schicht mit dieser Dicke ist in den meisten Fällen ausreichend, um den von der Legierung während des Gießvorganges aufgenommenen Sauerstoff abzubinden und die Ausbildung einer Oxidschicht zu verhindern. Gleichzeitig erfolgt ein ausreichender Schutz gegen den Luftsauerstoff. Eine negative Beeinflussung des Gefüges des Gegenstandes unterbleibt.

[0009] Wird das Borax, gegebenenfalls gemeinsam mit den Gemengen, pulverförmig aufgegeben, so verteilt es sich im Zuge der weiteren Drehung der Kokille mit dem Gußstück gleichmäßig über die Innenfläche des Gußstückes. Wenn Borax und Gemenge mit geringer Wärmeleitfähigkeit eingesetzt werden, wird die Oberflächenqualität der Innenfläche weiter verbessert, da das Nachströmen des noch fließfähigen Metalles beim Erstarren auf der Innenfläche noch länger möglich ist.

[0010] Die Menge bzw. die Schichtdicke, in der Borax und gegebenenfalls die Gemenge eingebracht werden, wird insbesondere durch die Dicke des Werkstückes und den Durchmesser der Bohrung bzw. des Hohlvolumens des Werkstückes bestimmt.

[0011] Für spezielle Gießvorgänge kann es von Vorteil sein, wenn als sauerstoffaffine Metalle Mg, Li oder Cer aufgebracht werden.

[0012] Eine Vorrichtung zum Schleudergießen von Kupfer oder Kupferlegierungen der eingangs genannten Art ist erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß die Abgabeeeinrichtung eine um ihre Längserstreckung, insbesondere Lägskante, vorzugsweise gegen die Wirkung einer Feder, in Abgabestellung um ihre Längsachse kipp- bzw. verschwenkbar gelagerte Rinne ist, die in einem relativ zur Kokille bewegbaren Träger bzw. Gehäuse um ihre Längsachse verdrehbar gelagert ist oder an dem in die Kokille ein- und ausfahrbaren Gießrohr um ihre Längsachse verschwenkbar gelagert ist. Diese Abgabeeinrichtung ist einfach aufgebaut und ermöglicht,die in die Kokille einzubringenden Zuschlagstoffe ohne Aufwand einführen zu können. Prinzipiell ist es möglich, auch händisch, z.B. mit einer Schaufel, das Borax bzw. die Gemenge einzuschütten, jedoch ist die Dosierung mit den Abgabeeinrichtungen genauer und die Anordnung derartiger Abgabeeinrichtungen, insbesondere bei einem automatisierten Gießbetrieb, vorteilhaft. Besonderer Vorteil dieser Vorrichtung ist die Möglichkeit der gleichmäßigen und gleichzeitigen Einbringung über die gesamte Formlänge.

[0013] Die Erfindung richtet sich ferner auch auf eine Verwendung von pulverigem Borax für die Aufbringung in einer Schichtdicke von 0,5 bis 4 mm, vorzugsweise 1 bis 3 mm, auf die (Innen)Oberfläche von im Schleuderguß hergestellten Werkstücken unmittelbar folgend auf das Abgießen der Schmelze aus Kupfer oder Kupferlegierungen. Dieser Einsatzzweck von Borax ist neu und bringt die oben angegebenen Wirkungen.

[0014] Im folgenden wird die Erfindung an Hand von in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiele von erfindungsgemäßen Vorrichtungen näher erläutert. Es zeigen: Fig.1 zeigt in einem schematischen Schnitt und Fig.1a in einer Seitenansicht eine erste Ausführungsform der Erfindung und Fig.2 und 2a zeigen in schematischen Schnitten und Fig.2b in einer Seitenansicht eine zweite Ausführungsform der Erfindung.

[0015] Gemäß Fig.1 ist eine Abgabeöffnung 4 eines mit einer Schamotteauskleidung 3 versehenen Schmelzenbehälters bzw. Gußtrichters 1 mittels einer Muffe 5 mit einem Gießrohr 6 verbunden, das vorne und oben bzw. seitlich zum Austritt der Schmelze geöffnet ist und in eine Kokille 2 entsprechend Pfeil 16 einführbar ist. An der dem Gießtrichter 1 abgewandten Seite der Kokille 2 mit Endwänden 2' ist eine Abgabeeinrichtung 7, im vorliegenden Fall eine um ihre Längserstreckung kippbare Rinne, vorgesehen, die in Richtung des Pfeiles 10 in die Kokille 2 ein und aus dieser ausgefahren werden kann. Die Rinne kann in ausgefahrene Stellung händisch oder aus einem angedeuteten Vorratsbehälter 8 beim Ein- oder Ausfahren mit Borax und gegebenenfalls feinteiligen Gemengen aus sauerstoffaffinen Metallen und/oder Graphit- und/oder Schamotte- und/oder Holzkohlepulver beschickt werden. Mit dem Einfahren bzw. der Zufuhr von Borax bzw. des Gemenges auf das Gußstück 9 wird unmittelbar nach Beendigung des Einbringens der Schmelze bzw. nach Ausfahren des Gießrohres 6 begonnen. Nachdem sich das Gußstück 9 so weit abgekühlt hat, daß eine weitere Oxidation bzw. Ausbildung einer Oxidschicht auf der Innenfläche nicht mehr eintreten kann, wird das Gußstück 9 entformt und durch Drehen fertig bearbeitet.

[0016] Fig.1 zeigt eine seitliche Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung. In Fig.1 und 1a erkennt man einen Handgriff 11, mit dem die Rinne 7 gegen die Wirkung einer Feder 12 in Richtung des Pfeiles 13 verschwenkbar ist. Dazu ist der Endbereich 15 der Rinne 7 in einem Gehäuse 14 verdrehbar gelagert, welches auch die Feder 12 aufnimmt. Die Rinne 7 ragt zumindest bis zur Mitte des Gußstückes 9, vorzugsweise bis nahe zum gegenüberliegenden Rand des Gußstückes 9. Die in Fig.1 und 1a beschriebene Anordnung ist insbesondere dann verwendbar, wenn der Innendurchmesser des Gußstückes relativ klein ist und das Gießrohr 6 und die Rinne 7 nicht gemeinsam Platz finden. Es ist durchaus möglich, den Schmelzenbehälter bzw. Gießtrichter 1 mit dem Gießrohr 6 ebenso wie die Rinne 7 stationär anzuordnen und das Gußstück 9 mit der Kokille 2 vom Gießrohr 6 abzuziehen und auf die Rinne 2 aufzuschieben; in diesem Fall ist nur die Kokille zu bewegen.

[0017] In Fig.1 ist strichliert die Möglichkeit angedeutet, die offene Fläche der Rinne 7 mit einem rinnen- bzw. halbschalenförmigen Abdeckschirm 7' zu überdachen, der am Gehäuse 14 befestigt ist. Falls die Rinne 7 und das Gießrohr 6 gleichzeitig in die Kokille beim Gießen eingeführt sind, wird vermieden, daß Metall in die Rinne 7 gelangt. Zum Ausleeren des Pulvers wird die Rinne 7 unter den Abdeckschirm 7' verschwenkt. In Fig.2 übernimmt das Gießrohr 6 die Funktion des Abdeckschirms 7'.

[0018] Fig.2 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung, bei der die Rinne 7 mit dem Gießrohr 6 kombiniert ist. Diese Anordnung ist platzsparend und insbesondere bei Gußstücken 9 mit etwas größerem Innendurchmesser einsetzbar. Die Rinne 7 ist, z.B. mittels Lager und Lagerzapfen, auf dem Gießrohr 6 um ihre Längserstreckung bzw. Längskante relativ zum Gießrohr 6 schwenkbar gelagert; über eine z.B. am Schmelzentrichter 1 gelagerte Welle 17 ist sie mit dem Handgriff 11 verbunden, der gegen die Wirkung der Feder 12 verstellbar ist, welche Feder 12 die Rinne 7 in geschlossener Stellung, d.h. in Anlage an das Gießrohr 6 drückt, wie sie in Fig.2a dargestellt ist. Das Befüllen der Rinne 7 erfolgt in ausgefahrenem Zustand. Diese Vorrichtung hat den Vorteil, daß unmittelbar nach dem Ende der Schmelzeneinbringung das Borax bzw. die Gemenge aufgegeben werden können.

[0019] Anstelle des Handgriffes 11 können auch mechanische Handhabungseinrichtungen vorgesehen sein. Die Querschnittsform der Rinne kann beliebig sein.

[0020] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Beispieles näher erläutert:

[0021] Es sollte im Schleuderguß ein Rohling aus Rotguß nach DIN 1705, Schmelzenzusammensetzung Gz-Rg 7, von 172 mm Außendurchmesser und 134 mm Innendurchmesser bei 460 mm Länge hergestellt werden, der für die Herstellung eines Gleitlagers bestimmt war. Die waagrecht gelagerte Stahlkokille wurde auf etwa 150°C vorgewärmt. Nach Verschließen der Kokille wurde eine Eingießvorrichtung zentrisch angebracht, wobei die Ausflußöffnung des Eingießtrichters auf die Gußmasse abgestimmt ist und 28 mm Durchmesser hatte. An den Eingießtrichter wurde eine Gießrinne angeschlossen, die über zwei Drittel der Länge der Kokille reicht und sich annähernd horizontal in diese erstreckt. Mittels dieser Eingießvorrichtung wurde die abgewogene und auf 1150°C erhitzte Schmelze bei Steigerung der Umfangsgeschwindigkeit der Kokilleninnenwand auf 7 m/s derart eingegossen, daß der Gießtrichter mit einer Badspiegelhöhe von etwa 200 mm mit Schmelze gefüllt bleibt, wodurch ein konstanter Durchfluß und eine gleichmäßige Verteilung der Schmelze mittels der Eingußrinne in der Kokille gewährleistet wird. Die Gießzeit beträgt etwa 4 Sekunden. Danach wurde die Eingießvorrichtung entfernt und die Kokille mit Wasser gekühlt, worauf nach Erstarrung des Rohlings dieser aus der Kokille entnommen wurde. Unmittelbar nach Beendigung der Schmelzenzufuhr wurde in die Kokille Borax von Hand aufgegeben in einer Menge, daß sich auf der Innenfläche des Rohlings eine Schicht von geschmolzenen Borax ausbildete, die eine Dicke von etwa 1 mm hatte. Eine nennenswerte Oxidschichte an der Innenfläche wurde verhindert; die normalen Unebenheiten der Gußwand konnten im Zuge der Hauptdrehbearbeitung entfernt werden, sodaß das erwartete Vorabdrehen der Oxidschichte entfallen konnte.

[0022] Die Abmessungen der Gußstücke, die beim erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt werden können, spielen keine Rolle; es sind kurze Ringe von z.B. 50 mm Länge und Rohre von z.B. 2000 mm Länge in gleicher Weise herstellbar.


Ansprüche

1. Verfahren zum Schleudergießen von Kupfer oder Kupferlegierungen, wobei zur Verringerung bzw. Vermeidung der sich an der Innenfläche des Gußstückes ausbildenden Oxidschicht in die Gießform zumindest ein Zuschlagstoff eingebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Zuschlagstoff unmittelbar nach dem Eingießen der Schmelze in die Kokille auf die insbesondere noch flüssige Innenfläche des Gußstückes pulverförmiges Borax, gegebenenfalls gemeinsam mit feinteiligen Gemengen aus sauerstoffaffinen Metallen und/oder Graphit- und/öder Schamotte- und/oder Holzkohlenpulver, mit einer Schichtdicke von 0,5 bis 4 mm aufgebracht wird, und daß die Kokille mit dem Gußstück nach dem Einbringen des die Schicht bildenden Zuschlagstoffes weiter gedreht und mit Wasser gekühlt wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als sauerstoffaffine Metalle Mg, Li oder Cer aufgebracht werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß pulverförmiges Borax mit einer Schichtdicke von 1-3 mm aufgebracht wird.
 
4. Vorrichtung zum Schleudergießen von Kupfer oder Kupferlegierungen zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit einer drehbaren Kokille (2), einem Gießrohr (7) und einer zusätzlich zum Gießrohr (7) in die Kokille (2), insbesondere ins Innere des Gußstückes (9), führenden oder in diese(s) einführbaren Abgabeeinrichtung (6) für Zuschlagstoffe, dadurch gekennzeichnet, daß die Abgabeeinrichtung eine um ihre Längserstreckung, insbesondere Längskante, vorzugsweise gegen die Wirkung einer Feder (12), in Abgabestellung um ihre Längsachse kipp- bzw. verschwenkbar gelagerte Rinne (6) ist, die in einem relativ zur Kokille (2) bewegbaren Träger bzw. Gehäuse (14) um ihre Längsachse verdrehbar gelagert ist oder an dem in die Kokille (2) ein- und ausfahrbaren Gießrohr (7) um ihre Längsachse verschwenkbar gelagert ist.
 
5. Verwendung von pulverigem Borax für die Aufbringung in einer Schichtdicke von 0,5 bis 4 mm, vorzugsweise 1 bis 3 mm , auf die (Innen)Oberfläche von im Schleuderguß hergestellten Werkstücken unmittelbar folgend auf das Abgießen der Schmelze aus Kupfer oder Kupferlegierungen.
 


Claims

1. A process for centrifugal casting of copper or copper alloys, wherein, in order to reduce or prevent formation of an oxide layer on the inner surface of the casting, at least one flux is introduced into the casting mould, characterised in that immediately after pouring the molten mass into the chill mould, powdered borax, as flux, if necessary together with fine particulate mixtures of metals with an affinity for oxygen and/or graphite and/or chamotte and/or charcoal powder, is applied on the inner surface of the casting which is in particular still molten, with a layer thickness of 0.5 to 4 mm, and in that the chill mould is rotated further with the casting, after introducing the flux forming the layer, and cooled with water.
 
2. A process according to claim 1, characterised in that Mg, Li or Ce are applied as metals having an affinity for oxygen.
 
3. A process according to claim 1 or 2, characterised in that the powdered borax is applied with a layer thickness of 1-3 mm.
 
4. A device for centrifugal casting of copper or copper alloys for carrying out the process according to one of claims 1 to 3, having a rotatable chill mould (2), a pouring pipe (7) and, in addition to the pouring pipe (7), a delivery device (6) for flux, leading into the chill mould (2), in particular into the interior of the casting (9) or able to be introduced into this mould or casting, characterised in that the delivery device is a groove (6) laid so that it can be tilted or pivoted about its longitudinal extent, particularly its longitudinal edge, preferably against the action of a spring (12), and in the delivery position about its longitudinal axis, which groove is rotatably mounted about its longitudinal axis in a carrier or housing (14), capable of being moved relative to the chill mould (2), or pivotally mounted about its longitudinal axis on the pouring pipe (7) capable of being inserted into and drawn out of the chill mould (2).
 
5. Use of powdered borax for application in a layer thickness of 0.5 to 4 mm, preferably 1 to 3 mm, on the (inner) surface of workpieces made in spin casting, directly following the pouring-off of the molten mass from copper or copper alloys.
 


Revendications

1. Procédé de coulée centrifuge de cuivre ou alliages de cuivre sous adjonction d'au moins un produit d'addition dans le moule de coulée afin de réduire ou d'éviter la couche d'oxyde qui se forme sur la face intérieure de la pièce coulée, caractérisé en ce que le produit d'addition ajouté immédiatement après le versement de la coulée dans la coquille sur la face intérieure encore liquide en particulier de la pièce coulée est du borax sous forme de poudre, accompagné le cas échéant de mélanges à granulométrie fine constitués de métaux ayant de l'affinité pour l'oxygène et/ou de poudre de graphite et/ou de poudre d'argile réfractaire et/ou de poudre de charbon de bois, en couche d'une épaisseur de 0,5 à 4 mm, et que de la coquille avec la pièce coulée reste maintenue en rotation après l'adjonction du produit d'addition formant la couche, et qu'elle est refroidie à l'eau.
 
2. Procédé suivant la revendication 1, caractérisé en ce que les métaux ayant de l'affinité pour l'oxygène appliqués sont le Mg, Li ou Cer.
 
3. Procédé suivant l'une quelconque des revendications 1 ou 2, caractérisé en ce que du borax sous forme de poudre est appliqué en couche d'une épaisseur entre 1 et 3 mm.
 
4. Dispositif de coulée centrifuge de cuivre ou alliages de cuivre pour la mise en oeuvre de procédé suivant l'une quelconque des revendications 1 à 3, comportant une coquille rotative (2), un tube de coulée (7) et un dispositif de distribution (6) de produits d'addition menant ou pouvant être introduit en complément au tube de coulée (7) dans la coquille (2) et en particulier à l'intérieur de la pièce coulée, caractérisé en ce que le dispositif de distribution est une goulotte (6) montée avec capacité de basculement ou de pivotement sur son étendue longitudinale, arête longitudinale en particulier, de préférence à l'encontre de l'effet d'un ressort (12) et, en position de distribution, sur son axe longitudinal, logée avec capacité de rotation autour de son axe longitudinal dans un support ou boîtier (14) adapté à être déplacé par rapport à la coquille (2) ou disposée avec capacité de pivotement sur son axe longitudinal sur le tube de coulée (7) adapté à effectuer des mouvements d'entrée ou de sortie dans la coquille (2).
 
5. Utilisation de borax sous forme de poudre pour une application en couche de 05 à 4 mm d'épaisseur, de préférence entre 1 et 3 mm, sur la surface (intérieure) de pièces réalisées selon la technique de coulée centrifuge, immédiatement à la suite du versement de la coulée de cuivre ou alliage de cuivre.
 




Zeichnung