(57) Zur Erhöhung der Spannungsfestigkeit eines gekapselten, gasgefüllten Relais gegenüber
jener, die mit einem Relais gleicher Abmessungen erreichbar ist, dessen Innenraum
mit trockener Luft oder einem inerten Gas gefüllt ist, wird der Relaisinnenraum mit
einem Füllgas, das mindestens ein elektronegatives Gas enthält, unter Normaldruck
gefüllt. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff. Die Kunststoffkapselung wird dicht ausgeführt
und ist mit dem Füllgas so abgestimmt, dass ein Wegdiffundieren des elektronegativen
Gases genügend stark behindert wird. Damit sinkt die geforderte Spannungsfestigkeit
während der Lebensdauer des Relais nicht unter einen spezifizierten Wert.
[0001] Die vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet gekapselter Schalter und betrifft
gasgefüllte, gekapselte Relais, insbesondere ein kunststoffgekapseltes Relais für
die Montage auf Druckschaltungsplatten.
[0002] Entwicklungen im Relaisbau zielen unter anderem darauf ab, die Effizienz zu erhöhen
und damit entweder die Baugrösse zu verringern oder die elektrischen Eigenschaften
zu verbessern. Bekannt ist die markante Volumenreduktion für gekapselte Hoch- und
Höchstspannungsanlagen, die praktisch nur durch Füllen der gekapselten Gehäuse mit
einem elektronegativen Gas, z. B. SF₆, realisierbar sind. Dabei wird zur weiteren
Erhöhung der Spannungsfestigkeit mit einem gegenüber dem Atmosphärendruck erhöhten
Druck gearbeitet und allfällige Leckverluste werden durch Nachfüllen ergänzt. Die
mit dem erhöhten Druck einhergehende Einschränkung der unteren Betriebstemperatur
wegen der erhöhten Verdampfungstemperatur des Füllgases spielt dabei keine wesentliche
Rolle, da solche Anlagen meist in Räumen mit genügend hoher Minimaltemperatur betrieben
werden.
[0003] Bei allen aus dem Stande der Technik bekannten Anlagen, bei welchen zur Erhöhung
der Spannungsfestigkeit die gekapselten Gehäuse mit einem elektronegativen Gas gefüllt
sind, werden entweder allfällige Leckverluste der Kapselungen ausgeglichen oder hermetisch
verschlossene, praktisch leckfreie Metall-Glas-Kapselungen verwendet.
[0004] Diese Kategorie der Kapselung ist jedoch bei einem kunststoffgekapselten Relais,
das kostengünstig herstellbar, ein kleines Volumen aufweisen und z.B. auf Druckschaltungsplatten
eingebaut werden soll, nicht realisierbar; ebensowenig kommt ein Ausgleich von Leckverlusten
in Frage. Für kostengünstige Relais für Druckschaltungsplatten kann lediglich ein
dicht verschlossenes Kunststoffgehäuse vorgesehen werden.
[0005] Kunststoffgekapselte Relais für Druckschaltungsplatten sind bekannt, auch solche
mit Gasfüllung, wobei zur Erhöhung der Kontaktzuverlässigkeit meist ein Inertgas verwendet
wird, das über spezielle, nach der Füllung verschliessbare Oeffnungen eingebracht
wird. Ein Beispiel dafür ist das waschdichte Relais gemäss der DE-A-3323922. Eine
wesentliche Erhöhung der Spannungsfestigkeit ergibt sich daraus aber nicht.
[0006] Einerseits bedingen verschärfte Sicherheitsanforderungen an Relais eine höhere Spannungsfestigkeit,
andererseits wird durch die höhere Packungsdichte der Druckschaltungen eine kleinere
Bauform der Relais angestrebt. Ein erstrebenswertes Ziel zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit
ist deshalb die Erhöhung der Spannungsfestigkeit bei gleichbleibenden Abmessungen
oder die Beibehaltung der Spannungsfestigkeit trotz merklich kleinerer Abmessungen.
[0007] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein kostengünstig herstellbares
Relais anzugeben, das eine höhere Spannungsfestigkeit aufweist, als sie mit einem
baugleichen Relais zu erreichen ist, dessen Innenraum mit trockener Luft oder einem
inerten Gas gefüllt ist. Es sollen dabei Anwendungen vorgesehen werden, wie sie in
den Kontakt-Anwendungskategorien 0, 1, 2 und 3 nach IEC-Norm 255-7 enthalten und hauptsächlich
im Telekommunikationsbereich anzutreffen sind.
[0008] Die Aufgabe wird durch die Kombination der Merkmale gemäss Patentanspruch 1 gelöst.
[0009] Unter Atmosphärendruck oder leicht erhöhtem Druck vermag das elektronegative Gas
die Spannungsfestigkeit gegenüber Füllungen mit trockener Luft oder inertem Gas in
ausreichendem Mass zu erhöhen. Für Füllungen unter Normaldruck genügen Kunststoffgehäuse
und dichte Kunststoffkapselungen um die Leckverluste zu begrenzen. Die Abstimmung
zwischen der Art der Kunststoffe und des Gases und deren Abdichtung verhindert einen
unzulässigen Diffusionsverlust des elektronegativen Gases. Ueber die Lebensdauer des
Relais bleibt damit eine spezifizierte Spannungsfestigkeit erhalten. Es lassen sich
damit gegenüber bekannten Relais kleinere Relais mit gleich hoher Spannungsfestigkeit
oder gleich grosse Relais mit höherer Spannungsfestigkeit herstellen.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemässen Relais können den abhängigen
Ansprüchen entnommen werden.
[0011] Besonderheiten der Erfindung werden nachstehend etwas eingehender erläutert.
[0012] Die Vorteile elektronegativer Gase in Bezug auf die Spannungsfestigkeit von Kontakten
treten bei gekapselten Hochspannungsanlagen markant zu Tage. Die dort verfügbare,
aufwendige Technik lässt sich allerdings nicht ohne weiteres auf andere Anwendungen
übertragen, wo vielfach andere Randbedingungen gegeben sind. Kleinrelais für den Einsatz
auf Druckschaltungsplatten zum Beispiel, müssen in Grossserien kostengünstig herstellbar
und für den Einsatz bei Temperaturen bis weit unter 0°C geeignet sein. Ein hermetisch
verschlossenes Gehäuse ist unter diesem Gesichtspunkt prohibitiv teuer. Ferner führt
ein hoher Druck, wie er bei SF₆-Anlagen üblich ist, zur unzulässigen Kondensation
des Gases schon bei moderaten Temperaturen.
[0013] Hier setzt nun die Erfindung an, indem eine die Randbedingungen berücksichtigende
Erhöhung der Spannungsfestigkeit mit adäquaten Mitteln angestrebt wird. Die Vorteile
der elektronegativen Gase wird genützt, aber nicht im vollen Umfang, das heisst nicht
durch Verwendung unter stark erhöhtem Druck, sondern unter Atmosphärendruck.
[0014] Dies bringt zwar nur eine teilweise Erhöhung der Spannungsfestigkeit, die aber der
Anwendung entsprechend genügt, sofern das Gas seine Wirkung über die geforderte Lebensdauer
des Relais entfalten kann. Weil mit Normaldruck gearbeitet wird, kann auf eine hermetisch
dicht verschlossene Kapsel verzichtet werden. Ein Verschluss mit einem Gehäuse aus
kostengünstigen Kunststoffen ohne Verbindung zur Aussenluft genügt. Selbstverständlich
kann erfindungsgemäss auch mit leicht erhöhtem Druck der Gasfüllung etwa bis 1,5 bar
gearbeitet werden. Bestimmend für den zulässigen Druck ist dabei lediglich, dass keine
besonderen Massnahmen für die Kapselung getroffen werden müssen, um den Partialdruck
des elektronegativen Gases über die Lebensdauer des Relais aufrechterhalten zu können.
[0015] Die bekannte Technik der Verwendung von Inertgas dient vor allem dazu, eine nicht
kontaminierte Startatmosphäre zu gewährleisten. Inertgas, wie zum Beispiel Stickstoff
oder Argon, diffundiert dann aber ähnlich schnell wie Wasserdampf oder Sauerstoff
durch den Kunstsstoff. Fur die zum Ausgleich in den Gehäuseinnenraum diffundierende
Aussenluft wirkt der Kunststoff als Mikrofilter, so dass keine Kontamination erfolgt.
[0016] Anders liegen die Verhältnisse bei der erfindungsgemässen Erhöhung der Spannungsfestigkeit
durch das elektronegative Gas. Elektronegative Gase weisen je nach Art bis fünffach
höhere relative elektrische Durchschlagfestigkeit als Luft auf. Schon ein Gas mit
einer relativen elektrischen Durchschlagsfestigkeit von 2,5 ergibt eine genügende
Erhöhung der Spannungsfestigkeit im Sinn der Erfindung. Das elektronegative Gas muss
in genügender Konzentration im Gehäuseinnenraum erhalten bleiben. Zu diesem Zweck
werden Kunststoffe ausgewählt, deren Struktur die Moleküle des elektronegativen Gases
fast völlig zurückhält. In der Regel sind die Moleküle der elektronegativen Gase grösser
als jene der Luft und der Inertgase, was die Palette an geeigneten Kunststoffen erweitert.
Die Zusammensetzung der Gasfüllung ändert sich nach der Herstellung des Relais zwar
noch, bedingt durch die Diffusionseigenschaften aller Gase in Bezug auf die verwendeten
Kunstsstoffe, die Konzentration an elektronegativem Gas bleibt jedoch genügend hoch
um eine entsprechend spezifizierte Spannungsfestigkeit zu gewährleisten.
[0017] Die Verwendung einer Gasfüllung unter Normaldruck reduziert nicht nur die Forderungen
bezüglich des Verschlusses, sie vergrössert auch die Auswahlmöglichkeit für die Gehäusematerialien.
Bekanntlich ergeben sich mit dem Alter gasgefüllter Relais Veränderungen in der Füllung
nicht nur infolge Lecks sondern auch infolge von Diffusionsverlusten durch das Gehäuse
hindurch. Die relativ teuren und schwierig zu handhabenden Metallgehäuse sind hervorragend
geeignet, diesem Mangel zu begegenen. Wesentlich kostengünstiger sind Kunststoffkapseln.
Ohne geeignete Paarung von Kunststoff und elektronegativem Gas diffundiert letzteres
aber zu rasch weg, so dass die Spannungsfestigkeit während der Lebensdauer unter den
spezifizierten Wert absinkt. Die für die Kapselung verwendeten Kunststoffe müssen
daher gegenüber dem Füllgas bezüglich Diffusion optimiert sein.
[0018] Ein bewährtes, gut untersuchtes und daher bevorzugtes elektronegatives Gas ist Schwefelhexafluorid,
SF₆. Es lässt sich in Form von technisch reinem SF₆ als alleiniges Füllgas verwenden.
Eine Mischung von Gasen kann Verbesserungen z. B. bezüglich Temperaturverhalten bringen.
Bevorzugt ist eines der Gase einer solchen Mischung wiederum SF₆.
[0019] Die vorgesehenen Massnahmen in Kombination erlauben es also, ein Relais mit verbesserten
Eigenschaften bezüglich Spannungsfestigkeit auf ähnliche Weise wie bis anhin kostengünstig
herzustellen. Damit kann entweder eine gegenüber einer Füllung des Relaisinnenraumes
mit trockener Luft oder einem inerten Gas erhöhte Spannungsfestigkeit eingehalten
werden, ohne dass die Relaisabmessungen deswegen verändert werden müssen, oder bei
unveränderter Spannungsfestigkeit können kleinere Relaisabmessungen realisiert werden.
1. Relais mit einem Gehäuse aus Kunststoff, mit einer Gasfüllung, die mindestens ein
elektronegatives Gas enthält, und mit einer dichten Kunststoffkapselung, die ein Wegdiffundieren
des elektronegativen Gases weitgehend verhindert, so dass eine erhöhte Spannungsfestigkeit
unter der Wirkung des elektronegativen Gases während der geforderten Lebensdauer des
Relais aufrechterhalten bleibt.
2. Relais nach Anspruch 1, mit einer Gasfüllung aus technisch reinem SF₆.
3. Relais nach Anspruch 1, mit einer Gafüllung, die eine Mischung aus mindestens zwei
Gasen ist.
4. Relais nach Anspruch 3, wobei eines der mindestens zwei Gase SF₆ ist.