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EP 0 591 932 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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13.04.1994 Patentblatt 1994/15 |
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Anmeldetag: 05.10.1993 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC)5: A47C 1/032 |
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Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE |
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Priorität: |
06.10.1992 DE 4233628
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Anmelder: COMFORTO GmbH |
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D-59229 Ahlen (DE) |
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Erfinder: |
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- Kleinikel, Manfred Rainer
D-59227 Ahlen (DE)
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Vertreter: Glawe, Delfs, Moll & Partner |
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Patentanwälte
Postfach 26 01 62 80058 München 80058 München (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
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Stuhl, insbesondere Büro- oder Arbeitsstuhl |
(57) Die Synchronmechanik eines Bürostuhls weist ein das Sitzteil (3, 7) relativ zum Sitzträger
(1) führendes Viergelenkgetriebe mit vorderem und hinterem Lenker (2, 10) auf, dessen
hinterer Lenker (10) mit dem mit dem Sitzträger (1) gelenkig verbundenen Rückenträger
(4) starr verbunden ist. Beim Rückwärtsneigen des Rückenträgers (4) wird der Sitzteil
(3, 7) angehoben, wobei seine Bewegung annähernd einer Schwenkung um eine durch das
Kniegelenk der sitzenden Person verlaufenden Schwenkachse (K) entspricht.
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[0001] Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere einen Büro- oder Arbeitsstuhl, wie
im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegeben. Eine derartiger Stuhl ist aus DE 40 41 157
A1 bekannt. Während bei den bis dahin bekannten und üblichen Synchronmechaniken, die
in verschiedenen, mehr oder weniger komplizierten Ausführungen bekannt sind (z.B.
DE 35 20 188 A1, DE 37 41 471 A1 und EP 0 179 933 A1), die Rückwärtsneigung der Rückenlehne
stets mit einer Abwärtsbewegung des hinteren Bereiches des Sitzträgers gekoppelt ist,
wird bei einem Stuhl der eingangs genannten Art das gesamte Sitzteil beim Rückwärtsneigen
der Rückenlehne angehoben. Dies hat den Vorteil, daß die Rückstellkraft für das Rückstellen
der Rückenlehne in die aufrechte Stellung unmittelbar vom Gewicht der auf dem Sitzteil
sitzenden Person aufgebracht wird. Es ist daher nicht erforderlich, diese Rückstellkraft
durch Kraftspeicher, wie Gasfedern od.dgl. aufzubringen, die auf das Gewicht einer
Benutzerperson eingestellt werden müsssen.
[0002] Ein Nachteil des bekannten Stuhls liegt jedoch darin, daß das Anheben des Sitzteils
beim Rückwärtsneigen der Rückenlehne für den Benutzer ungewohnt und sogar unbequem
ist, und zwar insbesondere deshalb, weil damit eine Verlagerung des Sitzflächendruckes
in Richtung auf die Sitzvorderkante verbunden ist, bis zu dem Extremfall, daß durch
die Aufwärtsbewegung des vorderen Sitzteilbereiches der Kontakt der Füße zum Boden
verloren geht.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl der genannten Art mit konstruktiv
einfachen Mitteln so auszugestalten, daß die für die Erzeugung der Gegenkraft zur
Rückwärtsneigung der Lehne gewünschte Aufwärtsbewegung des Sitzteils derart verläuft,
daß sie ergometrisch vorteilhaft ist und vom Benutzer nicht als unbequem empfunden
wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen des
Stuhls gelöst. Die Unteransprüche beziehen sich auf vorteilhafte weitere Ausgestaltungen.
[0005] Die durch die Wahl der Längen und Gelenkabstände der Lenker beeinflußbare Bahnkurve
des das Sitzteil führenden Viergelenkgetriebes ist erfindungsgemäß derart ausgebildet,
daß sich eine kombinierte Schwenk- und Translationsbewegung des Sitzteils ergibt,
die einer Schwenkung um eine gedachte Achse entspricht, die vor der Vorderkante des
Sitzteils und damit im Bereich der Kniegelenkachse einer sitzenden Person verläuft.
Damit wird erreicht, daß der Kontakt zwischen Füßen und Boden über den gesamten Bewegungsbereich
nahezu konstant bleibt und die oben erwähnte nachteilige Verlagerung des Sitzflächendruckes
in den Kniekehlenbereich hinein nicht stattfindet.
[0006] Eine Ausführungsform der Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert. Diese
zeigt den Bürostuhl in einer auf die kinematisch wesentlichen Teile reduzierten schematischen
Seitenansicht.
[0007] Der dargestellte Stuhl hat ein Fußgestell 6, an dem vorzugsweise drehbar und höhenverstellbar
ein Sitzträger 1 befestigt ist. An dem Sitzträger 1 ist in einem horizontalachsigen
Drehgelenk D der ungefähr horizontal verlaufende Arm des Rückenlehnenträgers 4 gelagert,
der mit seinem anderen, nach oben gerichteten Arm die Rückenlehne 8 trägt. Ein über
das Drehgelenk D nach vorne verlängerter Abschnitt des Rückenträgers 4 ist in einem
Verbindungsgelenk C mit dem Sitzteil 3 gelenkig verbunden, welches eine Sitzplatte
mit Polster 7 trägt. Im vorderen Bereich ist der Sitzteil 3 im Gelenk B mit einem
Doppelgelenkhebel 2 verbunden, der im Gelenk A am Sitzträger 1 angelenkt ist. Ein
vom Drehgelenk D nach unten ragender Arm 9 des Rückenträgers 4 ist durch einen Kraftspeicher
9 gegen den Sitzträger 1 abgestützt.
[0008] Der zwischen Drehgelenk D und Verbindungsgelenk C liegende Abschnitt 10 des Rückenträgers
4 bildet einen hinteren Lener, und der Doppelgelenkhebel 2 bildet einen vorderen Lenker
eines den Sitzteil 3 führenden Viergelenkgetriebes mit den Gelenkpunkten A, B, C und
D. Der Lenker 10 ist vom Drehgelenk D aus nahezu horizontal nach vorne gerichtet,
während der vordere Lenker 2 vom sitzträgerseitigen Gelenk A aus ebenfalls nach vorne
und in einem spitzen Winkel nach oben geneigt verläuft. Aufgrund der gewählten Geometrie
des Viergelenkgetriebes wird der Sitzträger 3 und damit die Sitzplatte 7 beim Rückwärtsneigen
der Rückenlehne 8 in die gestrichelte Position nach oben bewegt, und zwar mit einer
kombinierten Translations- und Drehbewegung, die einer Schwenkung um einer gedachte
horizontale Schwenkachse K entspricht, die in einem Abstand vor und etwas oberhalb
der Vorderkante der Sitzplatte 7 liegt, und zwar etwa dort, wo sich die Kniegelenkachse
einer auf der Sitzplatte 7 sitzenden Person normaler Größe befinden würde. Die mit
der Neigungsänderung der Rückenlehne 8 verbundene Auf- und Abbewegung der Sitzplatte
7 läßt somit die Lage der Knie des Benutzers, und damit auch den Kontakt der Füße
zum Boden im wesentlichen unbeeinflußt.
[0009] Das der Rückwärtsneigung der Lehne 8 entgegenwirkende Rückstellmoment wird, wie eingangs
erwähnt, vom Gewicht der auf der Sitzplatte 7 sitzenden Person aufgebracht. Der Kraftspeicher
5 braucht dieses Rückstellmoment nicht aufzubringen, sondern dient nur dazu, den Stuhl
im unbesessenen Zustand in einer definierten Position zu halten. Selbstverständlich
können übliche, auf den Kraftspeicher oder andere Teile der Synchronmechanik wirkende
Arretiermittel vorgesehen sind, um den Stuhl in einer gewünschten Position auch starr
zu arretieren.
[0010] Wie bereits erwähnt, zeigt die Zeichnung vereinfacht nur die für die Kinematik in
der Zeichenebene wesentlichen Teile. Es ist selbstverständlich, daß die dargestellten
Gelenke, Lenker usw. so ausgestaltet oder doppelt angeordnet sind, daß Sitzteil und
Rückenträger über die Breite des Stuhls ausreichend abgestützt sind.
1. Stuhl, insbesondere Büro- oder Arbeitsstuhl, mit einem Sitzträger (1), einem daran
in einem Drehgelenk (D) schwenkbar gelagerten Rückenträger (4) und einem Sitzteil
(3, 7), das in seinem vorderen Bereich über einen Doppelgelenkhebel (2) mit dem Sitzträger
(1) verbunden ist und in einem dahinter liegenden Verbindungsgelenk (C) mit dem Rückenträger
(4) verbunden ist, wobei der Doppelgelenkhebel (2) einen vorderen Lenker und der zwischen
Drehgelenk (D) und Verbindungsgelenk (C) liegende Teil (10) des Rückenträgers (4)
einen hinteren Lenker eines das Sitzteil (3, 7) führenden Viergelenkgetriebes bilden,
das bei Rückwärtsneigung des Rückenträgers (4) ein Anheben des Sitzteils (3, 7) relativ
zum Sitzträger (1) bewirkt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Längen des vorderen Lenkers (2) und hinteren Lenkers (10) und die Position
ihrer Gelenkpunkte (A, B, C, D) so gewählt sind, daß die von ihnen gesteuerte Bewegung
des Sitzträgers (3, 7) annähernd eine Schwenkbewegung um eine gedachte, im Abstand
vor der Vorderkante des Sitzteils (3, 7) liegende horizontale Schwenkachse (K) ist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die gedachte Schwenkachse (K) etwa mit der Kniegelenkachse einer auf dem Sitzteil
(3, 7) sitzenden Person zusammenfällt.
3. Stuhl nach Anspruch 1 oder 2 , dadurch gekennzeichnet, daß der Rückenträger (4) einen unter das Sitzteil (3, 7) greifenden, ungefähr horizontalen
Arm aufweist, der am Sitzträger (1) im Drehgelenk (D) gelagert ist und dessen über
das Drehgelenk (D) hinaus nach vorne verlängerter Abschnitt (10) den mit dem Sitzteil
im Verbindungsgelenk (c) verbundenen hinteren Lenker bildet.
4. Stuhl nach einem der Ansprüche 1 bis 3 , dadurch gekennzeichnet, daß ein am Rückenträger (4) oder am Sitzträger (3, 7) oder einem der Lenker (2, 10)
angreifender Kraftspeicher (5) vorgesehen ist, der den unbesessenen Stuhl in definierter
Lage hält.
