[0001] Die Erfindung betrifft eine verbesserte Vorrichtung für die Verarbeitung von fotografischem
Silberhalogenidmaterial, mit der eine weitere Verringerung der Verarbeitungszeit oder,
bei unveränderter Verarbeitungszeit, eine erhöhte Verarbeitungssicherheit möglich
ist.
[0002] Handelsübliche Colorpapiere auf der Basis von hoch chloridhaltigen Silberhalogenidemulsionen
werden nach einem "RA 4-Prozeß" genannten Verfahren verarbeitet, das sich durch eine
Entwicklungszeit von nur 45 Sekunden bei 35°C auszeichnet. Die in den handelsüblichen
Materialien enthaltenen Gelbkuppler zeichnen sich durch eine relativ langsame Kupplungskinetik
aus, so daS die 45 Sekunden zur Herstellung des Gelbteilbildes faßt vollständig ausgeschöpft
werden, zumal die den gelben Farbstoff bildende Schicht üblicherweise die unterste
Schicht des Materials ist. Wenn sich die Aktivität des Entwicklers durch längeren
Gebrauch oder unzureichende Regenerierung vermindert, so erhält man sehr schnell eine
nicht mehr ausreichende Gelb-Farbstoffbildung.
[0003] Aus diesem Grund ist eine Verkürzung der Entwicklungszeit unter die derzeit benötigten
45 Sekunden nur dann möglich, wenn die Entwickleraktivität gesteigert wird. Eine Steigerung
der Entwickleraktivität kann mit unterschiedlichen Maßnahmen versucht werden, z.B.
Temperatursteigerung, Erhöhung der Wirkstoffkonzentration im Entwicklerbad, gesteigerte
Durchmischung des Entwicklerbades.
[0004] Einer Temperatursteigerung sind Grenzen gesetzt, weil oberhalb von 35°C die Verdampfung
der Bäder bereits störend wird und die Stabilität der Bäder sich dadurch vermindert.
Eine chemische Steigerung der Aktivität durch erhöhte Konzentration der Wirkstoffe
ist aus ökologischen Gründen nicht sinnvoll, da derzeit immer verdünntere, d.h. ökologisch
günstigere Verarbeitungsbäder angestrebt werden. Eine bessere Durchmischung als die
durch das übliche Umpumpen der fotografischen Bäder erreichte, kann durch spezielle
Agitationspumpen erreicht werden, die durch flache Düsen die Verarbeitungsbäder gegen
das Fotomaterial sprühen. Mit all diesen Maßnahmen ist jedoch eine besondere Verkürzung
der Verarbeitungszeit nur in sehr beschränktem Maße möglich.
[0005] Überraschend wurde nun gefunden, daß eine erhebliche Reduzierung der Prozeßzeit in
einem fotografischen Bad erreicht werden kann, wenn das Material unter Badniveau mit
mindestens einer rotierenden Walze, deren Umfangsgeschwindigkeit nicht exakt mit der
Transportgeschwindigkeit des Fotomaterials korrespondiert in emulsionsseitigen Kontakt
gebracht wird. Vorzugsweise handelt es sich bei der rotierenden Walze um eine weiche
Walze, deren Oberfläche beispielsweise aus weichem Gummi, Schwammgummi oder Textilplüsch
besteht. Diese Walze läuft entweder langsamer oder schneller als das Fotomaterial.
Insbesondere kann die Drehrichtung der Walze der Transportrichtung des Fotomaterials
entgegengerichtet sein, Zulässig sind Rotationsgeschwindigkeiten bis 100 m/min. Die
Walze kann auch stehen (Rotationsgeschwindigkeit 0 m/min).
[0006] Je nach den geometrischen Gegebenheiten der Entwicklungsmaschinen können vorzugsweise
auch mehrere solcher Walzen zum Einsatz kommen, die nicht unbedingt alle die gleiche
Drehrichtung aufweisen müssen. Damit das Fotomaterial bei nachlassender Transportspannung
nicht den erfindungsgemäßen Walzen ausweicht und damit eine oberflächliche Berührung
des Fotomaterials nicht mehr gegeben ist, wird das Material vorzugsweise durch Gegendruckplatten,
die sich auf der anderen Seite des Fotomaterials gegenüber den Walzen befinden, in
Position gehalten, wobei die Führung des Fotomaterials durch seitliche Führungselemente
unterstützt sein kann. Anstelle dieser Platten können auch rotierende Walzen eingesetzt
werden, die das Entwicklungsergebnis jedoch nicht begünstigen, da sie das Fotomaterial
nur rückseitig berühren.
[0007] Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch eine bevorzugte Form der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0008] Im Tank 1, gefüllt mit einer Verarbeitungsflüssigkeit bis zum Niveau 2, sind Führungsrollen
3 angebracht, über die das fotografische Material 4 in Pfeilrichtung geführt wird,
Über dem Bad sind weiter Führungsrollen 5 angeordnet. In dem Bad sind die Walzen 6
und 7 angeordnet, die mit gegenüber der Materialtransportgeschwindigkeit unterschiedlichen
Geschwindigkeit gegenläufig rotieren. In der Höhe dieser angetriebenen Walzen befindet
sich auf der Rückseite des fotografischen Materials die Andruckplatte 8, die ein Ausweichen
des Materials 4 verhindert.
Beispiel 1
[0009] Ein fotografisches Coloraufzeichnungsmaterial auf der Basis hoch chloridhaltiger
Silberhalogenidemulsionen wird nach dem RA 4-Prozeß mit normaler Agitation maschinell
verarbeitet. Die Entwicklungszeit beträgt bei 35°C 45 Sekunden, die Bleichfixierzeit
bei 35°C ebenfalls 45 Sekunden. Im Anschluß daran wird 4 mal 22,5 Sekunden bei 35°C
im Gegenstrom mit einem Stabilisierbad behandelt. Die Transportgeschwindigkeit beträgt
6 m/min.
[0010] Es werden die in der Tabelle 1 angegebenen Maximaldichten erhalten.
[0011] Gleiche Ergebnisse werden erhalten, wenn die Stabilisierung durch eine Wässerung
von 4 mal 22,5 Sekunden bei 35°C im Gegenstrom ersetzt wird.
Beispiel 2
[0012] Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, jedoch wird die Entwicklungszeit durch entsprechende
Erhöhung der Transportgeschwindigkeit auf 25 Sekunden verkürzt. Die Ergebnisse sind
wiederum in Tabelle 1 angegeben. Es zeigt sich, daß die Purpur- und Blaugründichten
nahezu die Typwerte erreichen, die Gelbdichte hingegen auf einen extrem niedrigen
Wert absinkt.
Beispiel 3
[0013] Es wird wie in Beispiel 2 verfahren, jedoch werden im Entwicklerbad sechs Walzen
vom Durchmesser 3 cm installiert, die das fotografische Material auf seiner Emulsionsseite
berühren und einander entgegengesetzte Drehrichtungen aufweisen. Diese Walzen laufen
mit einer Umfangsgeschwindigkeit, die 5 % größer ist als die Transportgeschwindigkeit
des fotografischen Materials.
[0014] Die so erreichten Maximaldichten sind wiederum in der Tabelle 1 angegeben. Es zeigt
sich, daß trotz etwa halbierter Verarbeitungszeit auch in Gelb die Typdichte fast
wieder erreicht wird.
Tabelle 1
|
Gelb |
Purpur |
Maximaldichten Blaugrün |
Beispiel 1 |
2,20 |
2,57 |
2,53 |
Beispiel 2 |
1,19 |
2,49 |
2,60 |
Beispiel 3 |
1,95 |
2,61 |
2,62 |
1. Vorrichtung zur Verarbeitung eines fotografischen Silberhalogenidmaterials umfassend
wenigstens einen Tank, der mit einem fotografischen Verarbeitungsbad gefüllt ist und
durch den das fotografische Material kontinuierlich mit einer bestimmten Transportgeschwindigkeit
geführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Tank unter Badniveau wenigstens eine
angetriebene Walze angeordnet ist, die mit einer von der Transportgeschwindigkeit
des fotografischen Materials verschiedenen Umfangsgeschwindigkeit rotieren kann und
deren Oberfläche mit dem fotografischen Material emulsionsseitig in Kontakt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze eine weiche Oberfläche
hat.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Höhe der angetriebenen
Walze eine Platte oder wenigstens eine weitere Walze angeordnet ist, die mit der Rückseite
des fotografischen Materials in Kontakt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere in Bezug auf die
Transportrichtung des fotografischen Materials nacheinander angeordnete, angetriebene
Walzen vorgesehen sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in Höhe der angetriebenen
Walzen eine oder mehrere Platten oder eine oder mehrere Walzen angeordnet sind, die
mit der Rückseite des fotografischen Materials in Kontakt sind.
6. Verfahren zur Verarbeitung eines fotografischen Silberhalogenidmaterials, bei dem
das Silberhalogenidmaterial kontinuierlich mit einer bestimmten Transportgeschwindigkeit
durch wenigstens einen mit einem fotografischen Verarbeitungsbad gefüllten Tank geführt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Emulsionsseite des fotografischen Materials
mit der Oberfläche wenigstens einer in dem Tank unter Badniveau angeordneten, angetriebenen
Walze in Kontakt gebracht wird, wobei die Walze mit einer von der Transportgeschwindigkeit
des Material verschiedenen Umfangsgeschwindigkeit rotiert.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze eine weiche Oberfläche
hat.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens zwei Walzen vorgesehen
sind, die gegenläufig mit einer von der Transportgeschwindigkeit des Materials verschiedenen
Umfangsgeschwindigkeit rotieren.
9. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die angetriebene Walze gegenläufig
zur Transportrichtung des fotografischen Materials rotiert.