[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine aus einem von Kunststoff-Fäden gebildeten Gewirke,
Gewebe oder dergleichen bestehende Fahne, vorzugsweise bedruckte Fahne.
[0002] Um gehißte Fahnen in möglichst voller Flächengröße zu entfalten, ist es bekannt,
das Fahnentuch frei hängend an einem Querbalken des Fahnenmasts anzuordnen. Selbst
hier wickelt sich nicht selten der untere Bereich der Fahne um den Fahnenmast. Eine
andere, ebenfalls in der Praxis angewandte Lösung besteht darin, eine Fahnenstange
in einer Halterung schräg ansteigend zu befestigen. Das geschieht in aller Regel in
einer Vorrichtung an Hauswänden oder dergleichen und ermöglicht ebenfalls gewisse
freie Hängung.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, das geschilderte Problem der flächigen Ausbreitung
des Fahnentuches mit einfachen Mitteln zu beheben und dies mehr tuchseitig zu lösen.
[0004] Erreicht ist das durch die im Anspruch 1 angegebene Erfindung.
[0005] Die Unteransprüche stellen vorteilhafte Weiterbildungen der Fahne dar.
[0006] Zufolge solcher Ausgestaltung ist eine Fahne geschaffen, die schon strukturbedingt
die erwünschte flächige Ausbreitung wesentlich verbessert bzw. sogar erbringt und
selbst bei schwachen Windverhältnissen die erstrebte Flächigkeit einnimmt. Hierzu
ist so vorgegangen daß die Fahnen-Breitseitenflächen durch in gleichmäßiger Verteilung
angeordnete Ausprägungen strukturiert sind. Das führt zu einem polydirektionalen textilen
Strukturverbund unter Beibehaltung der Grunddicke des Tuches. Eine solche Struktur
wirkt versteifend. Das vermeidet die Neigung zu einer zu engen Faltelung, wie es bei
normalem, glattem Fahnentuch immer wieder zu beobachten ist. Selbst bei annähernder
Windstille fallen die Falten großzügiger aus, so daß mehr Breitfläche sichtbar wird.
Die enge, zu einem Verheddern am Fahnenmast führende Plissierung gehört der Vergangenheit
an. Neben der nun von Hause aus schon erreichten, die Flächigkeit unterstützenden
Komponente tritt die der erhöhten Windgriffigkeit hinzu. Die bei glattem Tuch vorliegende,
im wesentlichen laminare Grenzschicht tritt zurück zugunsten einer mehr turbulenten
Grenzschicht. Die Flächen sind rauher. Insgesamt entsteht auch eine größere Belastbarkeit
des Tuches, welches in bekannter Weise unter Zugbelastung steht, die schließlich zu
einem endseitigen Ausfransen führt. Auch dieser Nachteil ist deutlich gemindert. Das
Fahnentuch steht auch mehr standartenartig im Wind. Hinzu kommt in Bezug auf das endseitige
Spleißverhalten die vorteilhafte Gegenwirkung der Verfestigung des Tuches in sich,
eben aufgrund der Ausprägungen. Solche Ausprägungen sind in vorteilhafter Weise kalottenförmig
gestaltet. Gleichmäßige aerodynamische Bedingungen ergeben sich dabei dadurch, daß
die Kalotten wechselweise zur einen und zur anderen Fahnen-Breitseitenfläche hin vorstehen.
Was die Strukturverhältnisse betrifft, so hat sich eine Formel dahingehend als vorteilhaft
erwiesen, daß die Vorstehhöhe der Ausprägungen im Bereich der zwei- bis achtfachen
Dicke des Fahnentuches liegt. Dabei ist es vorteilhaft, daß der Durchmesser der Basislinie
der Ausprägungen das Vier- bis Achtfache der Vorstehhöhe beträgt. Dies und die erläuterte
gleichmäßige Verteilung der Ausprägungen schafft optimale Bedingungen. Dabei brauchen
die Ausprägungen und infolgedessen die gleichmäßig dazu liegenden Vertiefungen aufgrund
der Ausprägungen zur anderen Breitseitenfläche hin nicht unmittelbar überzugehen.
Vielmehr bleibt der dominierende, optisch die erwünschte Flächigkeit unterstützende
Charakter erhalten durch Flachstege zwischen den Ausprägungen, deren Steglänge kleiner
ist als der Durchmesser der genannten Basislinie. Günstiges Windverhalten liegt sodann
auch vor, wenn eine Strukturrinne belassende Flachstege zwischen den Ausprägungen
ausgebildet werden. In vorteilhafter Weise werden die Ausprägungen durch Heißsiegelprägungen
erzeugt. Dabei ist textilseitig auf geeignete Materialien zurückgegriffen, wie beispielsweise
Polyester. Die Siegelwärme liegt unter der Schmelztemperatur dieses Materiales. Ferner
ist darauf geachtet, daß es nicht zu einer eine Folie bildenden Eindichtung der Gewirke-
oder Gewebestruktur kommt. Für Gewebe kann dabei noch der Vorteil nützlich sein, daß
die kreuzenden Schuß- und Kettfäden im Kreuzungspunkt aneinandergeschmolzen werden.
Was die bedruckungstechnische Seite angeht, so ist es günstig, daß das Fahnentuch
mit einer Kunststoff-Dispersion ausgestattet ist. Es können die üblichen Embleme,
Farbfelder etc. ihre Ausbildung finden. Es wurde gefunden, daß das erzeugte Druckbild
in keiner Weise optisch gestört ist; im Gegenteil ergibt sich der positive Effekt
wie bei Bildern auf einer rauhen Leinwand: Die Körperlichkeit der flächigen Auftragung
ist optisch erhöht, auch die Prägnanz des Druckbildes. Außerdem ergibt sich selbst
bei längsten Standzeiten ein erheblicher Schutz des Aufdruckes, da das "Bild" partiell
bzw. sogar zu einem guten Teil in gegenüber den Bergkuppen eingesenkten Vertiefungen,
also in der von der Tuchebene bestimmten Aue und in den Senken, ausgebildet ist und
damit mechanisch geschützt einliegt.
[0007] Der Gegenstand der Erfindung ist nachstehend anhand eines zeichnerisch veranschaulichten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. Es zeigt:
- Figur 1
- die erfindungsgemäß ausgebildete Fahne in Ansicht, im Wind stehend,
- Figur 2
- eine Draufsicht hierzu, jedoch unter Darstellung der Ebenflächigkeit eines bekannten
Fahnentuches,
- Figur 3
- die demgegenüber abweichende Draufsicht auf die Fahne gemäß Erfindung,
- Figur 4
- einen kleinen Abschnitt des Fahnentuches, vergrößert und in perspektivischer Darstellung,
- Figur 5
- den Schnitt gemäß Linie V-V in Figur 4,
- Figur 6
- den Schnitt gemäß Linie VI-VI in Figur 4, beide Figuren weiter vergrößert und
- Figur 7
- einen Längsschnitt durch eine die Ausprägungen erzeugende Heißkalander-Walze, noch
weiter vergrößert.
[0008] Die dargestellt Fahne F besteht aus einem Gewirke oder Gewebe aus Kunststoff-Fäden.
Sie ist langrechteckigen Umrisses und an der einen Schmalseite an einer Fahnenstange
1 gehalten. Diese Seite besitzt den üblichen Saum. Die gesamte Umrißkante 3 der Fahne
F kann gebördelt sein.
[0009] Bezüglich der Kunststoff-Fäden ist auf Polyester zurückgegriffen.
[0010] Das Fahnentuch gemäß Figur 2 ist glatt, d.h. es besitzt keine über die aus der natürlichen
Gewirke- oder Gewebestruktur herrührende Rauhigkeit hinausgehenden Erhebungen, weder
zur einen Breitseitenfläche a noch zur anderen Breitseitenfläche b der Fahne F hin.
[0011] Wie der Draufsicht Figur 3 dagegen entnehmbar, ist das dortige Tuch der Fahne F im
beschriebenen Sinne nicht glatt. Vielmehr ist die Ausgestaltung dort so, daß die Fahnen-Breitseitenflächen
a und b durch in gleichmäßiger Verteilung angeordnete Ausprägungen 4 lebhaft strukturiert
sind. Es handelt sich um kuppelförmig gewölbte bzw. domförmige Ausprägungen 4. Genauer
gesagt, kann sogar von kalottenförmigen Ausprägungen 4 gesprochen werden. Bevorzugt
ist eine kugelkalottenförmige Gestalt im Sinne von semisphärisch.
[0012] Wie den Figuren 4 und 6 besonders deutlich entnehmbar, wechseln die Ausprägungen
4 gleichmäßig ab. Das bedeutet gemäß der in Figur 4 wiedergegebenen Betrachtungsebene:
Einem Hügel folgt ein Krater. Dieses wechselweise Auf und Ab liegt jeweils in einer
Reihe. Eine solche Reihe kann parallel zur Längskante des Fahnentuches ausgerichtet
sein. Figur 1 macht das besonders deutlich. Dort sind die Reihen auch deklariert,
und zwar von unten nach oben ansteigend mit R1, R2, R3 usw.. Die besagten Reihen sind
praktisch mit dem Schnittlinienhinweis VI-VI richtungsmäßig und ebenenmäßig identisch.
[0013] Quer zu den besagten Reihen R1 bis R3 etc. liegen senkrecht dazu wechselweise, in
Reihen angeordnet, wiederum Hügel und Krater.
[0014] In beiden Fällen gehen die wechselweise seitenmäßig ausgerichteten Ausprägungen 4
nicht unmittelbar ineinander über. Wie Figur 4 entnehmbar, bleibt dazwischen die Tuchebene
praktisch unverändert. In Richtung der Reihen R1, R2, R3 usw. gesehen, sind kürzere
Flachstege 5 erhalten; in den senkrecht dazu stehenden, nicht näher bezeichneten Reihen
bestehen dagegen deutlich längere Flachstege 6. Bezüglich der Flachstege 6 kann insoweit
von einer linearen Strukturrinne 7 gesprochen werden. Die Linearität geht besonders
deutlich aus Figur 1 hervor.
[0015] Die wechselweise beiderseits des Tuches der Fahne F gleichmäßig angeordneten Ausprägungen
4 finden ihre Entsprechung an einer in Figur 7 partiell dargestellten Heißkalander-Walze
8. Die Kalotten bzw. Kugelkalotten heißen dort 9. Die nach oben gerichteten sind die
positiven und die nach unten gerichteten die negativen Kugelkalotten 9. Die Prägung
der negativen Kugelkalotten übernimmt eine formentsprechende Gegenwalze, welche ebenfalls
aufgeheizt sein kann. Andererseits ist aber auch bei der gefahrenen, noch zu erläuternden
Größe solcher Kalotten auch ein elastisches Gegentuch ausreichend, um die entsprechende
Negativprägung zu erzeugen.
[0016] Zur Größe: Hier ist so vorgegangen, daß die Vorstehhöhe der Ausprägungen 4 im Bereich
der zwei- bis achtfachen Dicke y des Fahnentuches liegt. Dagegen beträgt der Durchmesser
D der Basislinie L der Ausprägungen 4 bzw. Kalotten 9 das Vier- bis Achtfache der
Vorstehhöhe x.
[0017] Wie gleichfalls Figur 7 entnehmbar, beträgt die Länge z der zwischen der in der Ausstülpungsrichung
abwechselnden Ausprägungen 4 in der Ebene des Fahnentuches etwa der Hälfte des Durchmessers
D der Basislinie L, ist also kleiner als der Durchmesser D dieser Basislinie, welcher
etwa 0,20 bis 0,45 mm beträgt.
[0018] Die entsprechende Beabstandung zwischen den richtungsmäßig abwechselnden Ausprägungen
4 senkrecht zur im Schnitt dargestellten Reihe in Figur 4 entspricht etwa dem Durchmesser
D der Basislinie L. Mit anderen Worten: Hier entsteht eine Breite der Strukturrinne
7, die etwa dem Fußdurchmesser des Hügels, also der Ausprägung 4 entspricht.
[0019] Diese Verhältnisse stellen ein Beispiel dar; hiervon in der einen oder anderen Weise
abweichende Bemessungen liegen dabei durchaus im Rahmen der erfindungsgemäßen Lösung.
[0020] Die Dicke des Fahnentuches liegt bei 0,20 bis 0,45 mm.
[0021] Die jeweils in Schnittrichung verlaufenden Hügelketten führen, was zwei benachbarte
Hügelketten angeht, von der mastseitigen oder freien Schmalseite des Tuches aus gesehen
jeweils zu einem hantelförmigen Profil, das sich durch jeweils seitlich anschließende
Strukturrinen 7 zu einem Gebilde aus längsorientierten, beidseitig gleichen Höhen
und Tälern ergänzt.
[0022] Die Heißsiegelprägung ist so eingestellt, daß keine etwa in Richtung einer Folienbildung
geschehende Eindichtung stattfindet. Die Siegeltemperatur liegt kurz unterhalb der
Schmelztemperatur. Es findet allenfalls ein Verschmelzen der Kreuzungspunkte der Polyester-Fäden
statt. Die Heißprägung geschieht nach einer speziellen Vorbehandlung des Gewirkes
oder Gewebes.
[0023] Das Bedrucken des Fahnentuches geschieht unter Verwendung einer Farbstoff- plus Kunststoff-Dispersion.
Das erreichte Druckbild ist optisch auffallender als bei rein flächigen Drucken. Das
Bedrucken, welches nahezu ausschließlich im Film- bzw. Siebdruck geschieht, ist durch
die Reliefstruktur nicht erschwert.
[0024] Zur Anwendung kommt ein Material, welches zu 100% Polyester ist. Der DTEX-Wert liegt
bei etwa 50 bzw. 44 bis 100 DTEX. Anzahl der Filamente ist 18. Einfach und zweifach
ist möglich. Das Material ist glänzend bis halbmatt und rein weiß. Der Schmelzpunkt
liegt bei 255°. Die Anzahl der Stäbchen beträgt 115 per 10 CM, die der Maschen bei
155 per 10 CM. Gewicht: 80 bis 120 GR/QM. Eine Ausrüstung in Form einer Druckvorbehandlung
wird bevorzugt.
[0025] Gewirke wird der Vorzug gegeben. Es hat einen bis in das weitere Umfeld der Ausprägung
4 reichenden, nutzbaren Dehnungsvorrat.
[0026] Die beschriebene Rauhung bringt eine turbulente Grenzschicht, die das Aufrichten
der Fahne im Wind begünstigt. Das Fahnentuch besitzt eine höhere Windgriffigkeit.
Hinter den Hügeln entstehen Verwirbelungen, welche diese Wirkung begünstigen. Hinzu
kommt die durch die Struktur erzeugte höhere Eigensteifigkeit des Materiales, so daß
bei geringem Wind nicht mehr die hohe Plissierwirkung vorliegt, sondern großzügigerer
Faltenwurf entsteht.
[0027] Die in der vorstehenden Beschreibung, der Zeichnung und den Ansprüchen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für
die Verwirklichung der Erfindung von Bedeutung sein. Alle offenbarten Merkmale sind
erfindungswesentlich. In die Offenbarung der Anmeldung wird hiermit auch der Offenbarungsinhalt
der zugehörigen/beigefügten Prioritätsunterlagen (Abschrift der Voranmeldung) vollinhaltlich
mit einbezogen.
1. Aus einem von Kunststoff-Fäden gebildeten Gewirke, Gewebe oder dergleichen bestehende
Fahne (F), vorzugsweise bedruckte Fahne, dadurch gekennzeichnet, daß die Fahnen-Breitseitenflächen
(a, b) durch in gleichmäßiger Verteilung angeordnete Ausprägungen (4) strukturiert
sind.
2. Fahne nach Anspruch 1 oder insbesondere danach, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausprägungen
(4) kalottenförmig gestaltet sind.
3. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kalotten (9) wechselweise zur einen (a) und zur anderen
Fahnen-Breitseitenfläche (b) hin vorstehen.
4. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorstehhöhe (x) der Ausprägungen (4) im Bereich der
zwei- bis achtfachen Dicke (y) des Fahnentuches liegt.
5. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser (D) der Basislinie (L) der Ausprägungen
(4) das Vier- bis Achtfache der Vorstehhöhe (x) beträgt.
6. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
gekennzeichnet durch Flachstege (5) zwischen den Ausprägungen, deren Steglänge (z)
kleiner ist als der Durchmesser (D) der Basislänge.
7. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
gekennzeichnet durch eine Strukturrinne (7) belassende Flachstege (6) zwischen den
Ausprägungen (4).
8. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ausprägungen (4) Heißsiegelprägungen sind.
9. Fahne nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche oder insbesondere danach,
dadurch gekennzeichnet, daß das Fahnentuch mit einer Kunststoff-Dispersion ausgestattet
ist.