[0001] Die Erfindung betrifft ein für die Verarbeitung farbfotografischer Silberhalogenidmaterialien
geeignetes Bleichbad, das besonders umweltfreundlich ist.
[0002] Zum Bleichen des bei der Entwicklung farbfotografischer Materialien entstandenen
Silbers verwendet man üblicherweise Eisenkomplexsalze von Aminopolycarbonsäuren, beispielsweise
das Eisenammoniumkomplexsalz der Ethylendiamintetraessigsäure. Dieser und ähnliche,
ebenfalls verwendete Komplexbildner sind biologisch nur sehr langsam abbaubar.
[0003] Verwendet man unter den üblichen Bedingungen bei pH 6 bis 8 zum Bleichen farbfotografischer
Materialien Bleichbäder, die Eisenkomplexe biologisch leicht abbaubarer Komplexbildner
wie Nitrilotriessigsäure aufweisen, so fehlt ihnen ein ausreichendes Bleichvermögen.
[0004] Aufgabe der Erfindung war die Bereitstellung eines für die Verarbeitung farbfotografischer
Silberhalogenidmaterialien geeigneten Bleichbades, das biologisch gut abbaubare Bestandteile
enthält und eine ausreichende Bleichwirkung hat.
[0005] Diese Aufgabe wird mit einem Bleichbad gelöst, das (1) einen Eisen (III)-komplex,
dessen Komplexbildner zu wenigstens 20 Mol-%, vorzugsweise zu wenigstens 80 Mol-%
der Formel I
entspricht, worin
- R₁
- Wasserstoff oder Hydroxy,
- n
- 1 oder 2
- x
- 2 oder 3 und
- y
- 0 oder 1
bedeuten und die Summe aus x und y stets 3 ist, und
(2) einen Überschuß an freiem Komplexbildner von 1 bis 120 Mol-%, vorzugsweise von
5 bis 20 Mol-%, bezogen auf den Eisenkomplex oder das Eisenkomplexsalz enthält, und
(3) auf einen pH-Wert ≦ 4,5 eingestellt ist.
[0006] Als Komplexbildner der Formel (I) können Reinstoffe, aber auch Gemische eingesetzt
werden.
[0007] Bevorzugte Verbindungen innerhalb der Formel I sind Nitrilotriessigsäure und Nitrilomonopropiondiessigsäure
der Formeln
N-(CH₂COOH)₃
und
(HOOC-CH₂)₂-N-CH₂-CH₂-COOH.
[0008] Die restlichen höchstens 80 Mol-%, bzw. vorzugsweise höchstens 20 Mol-% an Komplexbildner
können übliche Komplexbildner wie Ethylendiamintetraessigsäure oder Propylendiamintetraessigsäure
sein. Bevorzugt werden nur die erfindungsgemäßen Komplexbildner eingesetzt.
[0009] An Eisenkomplex oder Eisenkomplexsalz werden insbesondere 0,005 bis 0,5 Mol/l eingesetzt.
[0010] Bleichbäder enthalten außer den erfindungsgemäßen Komponenten noch ein Halogenid
zur Rehalogenierung des Silbers.
[0011] Als Halogenide der Bleichbäder kommen insbesondere die Chloride und Bromide des Natriums,
Kaliums und Ammoniums in Betracht.
[0012] Im gebrauchsfertigen Zustand enthält das Bleichbad 0,05 bis 1,5 Mol/l Halogenid.
[0013] Das erfindungsgemäße Bleichbad eignet sich insbesonders für farbfotografische Silberhalogenidaufzeichnungsmaterialien,
deren Silberhalogenidemulsionen überwiegend aus AgBr, AgBrI, AgBrCl oder AgCl bestehen.
Vorzugsweise enthält das farbfotografische Material auf einem reflektierenden oder
transparenten Träger (z.B. beidseitig mit Polyethylen beschichtetes Papier oder Cellulosetriacetatfilm)
wenigstens eine blauempfindliche, wenigstens eine grünempfindliche und wenigstens
eine rotempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht, denen in der angegebenen Reihenfolge
wenigstens ein Gelbkuppler, wenigstens ein Purpurkuppler und wenigstens ein Blaugrünkuppler
zugeordnet sind.
[0014] Das erfindungsgemäße Bleichbad wird innerhalb des üblichen Verarbeitungsverfahrens
für farbfotografische Silberhalogenidmaterialien eingesetzt, das aus den Schritten
bildmäßiges Belichten, Entwickeln, gegebenenfalls Stoppen, Bleichen, Fixieren bzw.
Bleichfixieren, Wässern, gegebenenfalls Stabilisieren und Trocknen besteht, wobei
das Wässern entfallen kann, wenn am Ende der Verarbeitung ein Stabilisierbad angewendet
wird.
[0015] Das Verarbeitungsverfahren läßt sich unter ständigem Regenerieren der einzelnen Verarbeitungsbäder
kontinuierlich ausführen.
[0016] Die in den Beispielen aufgeführten Bleichbäder wurden auf ihr Bleichverhalten (Restsilber
im verarbeiteten Material) untersucht.
Restsilberbestimmung:
[0017] Der belichtete und anschließend wie unten beschrieben verarbeitete Stufenkeil des
fotografischen Materials wurde mit einem Infrarot-Silberdetektor PM 8030 der Firma
Photo-Matic, Dänemark auf Restsilber in den Bildschwärzen untersucht.
[0018] Über die biologische Abbaubarkeit des im erfindungsgemäßen Bleichbad verwendeten
Komplexbildners gibt die Druckschrift: Nitrilotriessigsäure, BUA-Stoffbericht 5 (Oktober
1986), herausgegeben vom Bundesgremium für umweltrelevante Altstoffe (BUA) der Gesellschaft
Deutscher Chemiker, Verlag Chemie, Weinheim 1987, Auskunft.
Beispiel 1 (erfindungsgemäß)
[0019] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial wurde hergestellt, indem auf einen Schichtträger
auf beidseitig mit Polyethylen beschichtetem Papier die folgenden Schichten in der
angegebenen Reihenfolge aufgetragen wurden. Die Mengenangaben beziehen sich jeweils
auf 1 m². Für den Silberhalogenidauftrag werden die entsprechenden Mengen AgNO₃ angegeben.
Schichtaufbau
[0020]
1. Schicht (Substratschicht):
0,2 g Gelatine
2. Schicht (blauempfindliche Schicht):
blauempfindliche Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,8 µm) aus 0,63 g AgNO₃ mit
1,38 g Gelatine
0,95 g Gelbkuppler Y
0,29 g Trikresylphosphat (TKP)
3. Schicht (Schutzschicht)
1,1 g Gelatine
0,06 g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,06 g Dibutylphthalat (DBP)
4. Schicht (grünempfindliche Schicht)
grünsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,6 µm) aus 0,45 g AgNO₃ mit
1,08 g Gelatine
0,41 g Purpurkuppler M
0,08 g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,34 g DBP
0,04 g TKP
5. Schicht (UV-Schutzschicht)
1,15 g Gelatine
0,6 g UV-Absorber der Formel
0,045g 2,5-Dioctylhydrochinon
0,04 g TKP
6. Schicht (rotempfindliche Schicht)
rotsensibilisierte Silberhalogenidemulsion (99,5 Mol-% Chlorid, 0,5 Mol-% Bromid,
mittlerer Korndurchmesser 0,5 µm) aus 0,3 g AgNO₃ mit
0,75 g Gelatine
0,36 g Blaugrünkuppler C
0,36 g TKP
7. Schicht (UV-Schutzschicht)
0,35 g Gelatine
0,15 g UV-Absorber gemäß 5. Schicht
0,2 g TKP
8. Schicht (Schutzschicht)
0,9 g Gelatine
0,3 g Härtungsmittel H der folgenden Formel
[0022] Ein Stufenkeil wurde auf das oben beschriebene fotografische Aufzeichnungsmaterial
aufbelichtet und wie folgt verarbeitet:
[0023] Die einzelnen Verarbeitungsbäder hatten die folgende Zusammensetzung:
Entwicker:
[0024]
pH-Wert Einstellung auf 10 mit KOH bzw. H₂SO₄.
Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen.
Bleichbad A
[0025]
Fixierbad
[0026]
- Wasser
- 900 ml
- Natriumsulfit
- 10 g
- Ammoniumthiosulfat
- 100 g
Einstellung auf pH 7 mit Ammoniak oder Essigsäure Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen.
[0027] Ergebnis der Restsilberbestimmung siehe Tab. 1.
Beispiel 2 (Vergleich)
[0028] Die Belichtung und Verarbeitung erfolgten wie in Beispiel 1 beschrieben. Der Entwickler
hatte die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 1.
Bleichbad B
[0029]
Fixierbad wie Beispiel 1
[0030] Ergebnis der Restsilberbestimmung: siehe Tabelle 1.
Beispiel 3 (Vergleich)
[0031] Die Belichtung und Verarbeitung erfolgten wie in Beispiel 1 beschrieben. Der Entwickler
hatte die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 1.
Bleichbad C
[0032]
- Wasser
- 800 ml
- Ammonium-Eisen(III)EDTA
- 50 g
- EDTA
- 5 g
- Ammoniumbromid
- 80 g
[0033] Einstellung auf pH 6,0 mit Ammoniakwasser oder Essigsäure.
Mit Wasser auf 1 Liter auffüllen.
Fixierbad wie Beispiel 1
[0034] Ergebnis der Restsilberbestimmung: siehe Tabelle 1.
[0035] Tabelle 1 zeigt die gute Bleichwirkung des erfindungsgemäßen Bleichbades A, in dem
ein biologisch abbaubarer Komplexbildner enthalten ist. Die Bleichwirkung entspricht
der des üblichen Bleichbades C, das die biologisch schwer abbaubare EDTA enthält.
Das Bleichbad B, das im wesentlichen wie Bleichbad A zusammengesetzt ist, aber in
dem für EDTA-Bleichbäder vorgeschriebenen pH-Bereich liegt, bleicht dagegen nur ungenügend.
Beispiel 4 (erfindungsgemäß)
[0036] Auf einen transparenten Schichtträger aus Cellulosetriacetat wurden jeweils folgende
Schichten in der hier angegebenen Reihenfolge aufgetragen.
[0037] Die Mengenangaben beziehen sich jeweils auf 1 m² . Für den Silberhalogenidauftrag
werden die äquivalenten Mengen an AgNO₃ angegeben.
[0038] Alle Silberhalogenidemulsionen waren mit 0,1 g 4-Hydroxy-6-methyl-1,3,3a,7-tetraazainden
pro 100 g AgNO₃ stabilisiert.
1. Schicht: (Antihalo-Schicht)
[0039] 0,2 g schwarzes kolloidales Silber
1,2 g Gelatine
0,1 g UV-Absorder UV 1
0,2 g UV-Absorder UV 2
0,02 g Trikresylphosphat
0,03 g Dibutylphthalat
2. Schicht: (Mikrat-Zwischenschicht)
[0040] 0,25 g AgNO₃ einer Mikrat-Ag (Br,J)-Emulsion: mittlerer Korn-ø = 0,07 µm, 0,5
Mol-% Iodid
1,0 g Gelatine
0,05 g farbiger Kuppler RM 1
0,10 g Trikresylphosphat
3. Schicht: (niedrig empfindlich rotsensibilisierte Schicht)
[0041] 2,2 g AgNO₃, 4 Mol-% Iodid, mittlerer Korndurchmesser
0,45 µm, rotsensibilisiert
2,0 g Gelatine
0,6 g farbloser Blaugrünkuppler C 1 emulgiert in
0,5 g Trikresylphosphat (TKP)
50 mg farbiger Blaugrünkuppler RM 1 und
30 mg DIR-Kuppler DIR 1 emulgiert in 20 mg TKP.
4. Schicht: (hochempfindliche rotsensibilisierte Schicht)
[0042] 2,8 g AgNO₃, 8,5 Mol-% Iodid, mittlerer Korndurchmesser
0,8 µm, rotsensibilisiert
1,8 g Gelatine
0,15 g farbloser Blaugrünkuppler C 2 emulgiert mit 0,15 g Dibutylphthalat (DBP)
5. Schicht: (Trennschicht)
[0043] 0,7 g Gelatine
0,2 g 2,5-Diisooctylhydrochinon
emulgiert mit 0,15 g DBP
6. Schicht: (niedrigempfindliche grünsensibilisierte Schicht)
[0044] 1,8 g AgNO₃ einer spektral grünsensibilisierten Ag(Br,I)-Emulsion mit 4,5 Mol-%
Iodid und einem mittleren Korndurchmesser von 0,4 µm, grünsensibilisiert,
1,6 g Gelatine
0,6 g Purpurkuppler M 1 (Latexkuppler)
50 mg Maskenkuppler YM 1 emulgiert mit 50 mg TKP,
30 mg DIR-Kuppler DIR 2 emulgiert in 20 mg DBP
80 mg DIR-Kuppler DIR 3 emulgiert in 60 mg TKP
7. Schicht (hochempfindliche grünsensibilisierte Schicht)
[0045] 2,2 g AgNO₃ mit 7 Mol-% Iodid und einem mittleren Korndurchmesser von 0,7 µm,
grünsensibilisiert,
1,4 g Gelatine
0,15 g Purpurkuppler M 2 emulgiert mit 0,45 g TKP
30 mg Maskenkuppler gemäß 6. Schicht, emulgiert mit 30 mg TKP
8. Schicht: (Trennschicht)
[0046] 0,5 g Gelatine
0,1 g 2,5-Diisooctylhydrochinon emulgiert mit 0,08 g DBP
9. Schicht: (Gelbfilterschicht)
[0047] 0,2 g Ag (gelbes kolloidales Silbersol)
0,9 g Gelatine
0,2 g 2,5-Diisooctylhydrochinon emulgiert mit 0,16 g DBP
10. Schicht: (niedrigempfindliches blauempfindliche Schicht)
[0048] 0,6 g AgNO₃, 4,9 Mol-% Iodid, mittlerer Korndurchmesser 0,45 µm, blausensibilisiert,
0,85 g Gelatine
0,7 g Gelbkuppler Y 1 emulgiert mit 0,7 g TKP,
0,5 g DIR-Kuppler DIR 3 emulgiert mit 0,5 g TKP
11. Schicht: (hochempfindliche blauempfindliche Schicht
[0049] 1,0 g AgNO₃, 9,0 Mol-% Iodid, mittlerer Korndurchmesser 0,9 µm, blausensibilisiert,
0,85 g Gelatine
0,3 g Gelbkuppler gemäß 10. Schicht emulgiert mit 0,3 g TKP
12. Schicht: (Schutz- und Härtungsschicht)
[0051] Ein Stufenkeil wurde auf das oben beschriebene fotografische Aufzeichnungsmaterial
aufbelichtet und wie folgt verarbeitet:
[0052] Die Verarbeitungsbäder hatten die folgende Zusammensetzung:
Entwickler:
[0053]
Bleichbad D
[0054]
[0055] mit Ammoniak oder Essigsäure
auf pH 4,2 einstellen
mit Wasser auf 1 Liter auffüllen
Fixierbad
[0056]
Schlußbad
[0057]
[0058] Das Ergebnis bezüglich Restsilber ist der nachfolgenden Tabelle 2 zu entnehmen. Das
erzeugte Farbbild war typgemäß.
Beispiel 5 (Vergleich)
[0059] Die Belichtung und Verarbeitung erfolgten wie in Beispiel 4 beschrieben. Entwickler-,
Fixier- und Schlußbad hatten die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 4.
Bleichbad E
[0060]
mit Ammoniak oder Essigsäure
pH-Wert auf 6,0 einstellen
mit Wasser auf 1 Liter auffüllen
[0061] Das Ergebnis der Restsilberbestimmung ist der nachfolgenden Tabelle 2 zu entnehmen.
Beispiel 6 (Vergleich)
[0062] Die Belichtung und Verarbeitung erfolgten wie in Beispiel 4 beschrieben. Entwickler-,
Fixier- und Schlußbad hatten die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 4.
Bleichbad F
[0063]
- Wasser
- 600 ml
- Ammonium-Eisen(III)-EDTA
- 99 g
- Essigsäure (80 Gew.-%) ca.
- 10 ml
- Ammoniumbromid
- 150 g
- Ammoniumnitrat
- 16 g
mit Ammoniak oder Essigsäure
pH-Wert auf 6,0 einstellen
mit Wasser auf 1 Liter auffüllen
[0064] Das Ergebnis bezüglich Restsilber ist der nachfolgenden Tabelle 2 zu entnehmen.
[0065] Wie aus Tabelle 2 zu ersehen ist, entspricht die Bleichwirkung des erfindungsgemäßen
Bleichbades D mit einem biologisch abbaubaren Komplexbildner der Bleichwirkung des
üblichen Bleichbades F mit dem biologisch schwer abbaubaren Komplexbildner EDTA. Das
Bleichbad E, das im wesentlichen wie Bleichbad D zusammengesetzt ist, aber einen für
EDTA-Bleichbäder üblichen pH-Wert besitzt, bleicht dagegen nur ungenügend. Die durchgeführten
Bleichversuche zeigten, daß das erfindungsgemäße Bleichbad D nicht zur Bildung von
Leuco-Blaugrünfarbstoff führt, während bei einem üblichen Bleichbad mit EDTA bei entsprechendem
pH-Wert deutliche Verluste an Blaugrünfarbstoff auftreten.