[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Walzen eines Walzbandes
               in einer zumindest zwei Walzgerüste mit jeweils horizontal einstellbaren oberen und
               unteren Arbeitswalzen, von denen sich jede unmittelbar oder über eine Zwischenwalze
               an einer Stützwalze abstützt, aufweisenden Warmbandstraße, oder einem Reversiergerüst,
               an dem mindestens zwei Stiche gewalzt werden, in der bzw. dem das Walzband einer Zustandsregelung
               unterworfen wird, wozu profil-und planheitsgebende Stellglieder auf das Walzband einwirken.
 
            [0002] Beim Warmwalzen von Bandmaterialien unterliegen innerhalb eines Walzprogrammes die
               thermische Bombierung und der Verschleiß der Arbeitswalzen sowie die elastischen Verformungen
               relativ großen Veränderungen. Ohne die Korrektur durch Stellglieder nimmt die Balligkeit
               der Arbeitswalzen mit zunehmendem Walzmaterial-Durchsatz ständig zu, und durch die
               sich so ändernde thermische Bombierung weicht die Walzenkontur zunehmend von der Sollkontur,z.B.
               einer Parabel, ab.
 
            [0003] Beim Walzen in einer Breite werden innerhalb eines Walzprogramms viele Bänder hintereinander
               mit gleicher Breite oder annähernd gleicher Breite gewalzt. Das Walzen in einer Breite
               beeinflußt neben dem für einen ganz bestimmten Punkt ( z.B. C₄₀ oder C₂₅) vorgegebenen
               Wert des Bandprofils gleichzeitig die Bandprofilform insgesamt. Hierbei wird unter
               der Beschreibung des Bandprofils für einen ganz bestimmten Punkt die Differenz zwischen
               der Dicke des Bandes in dessen Mitte und dem Mittelwert der im Abstand - beim Punkt
               C₄₀ entspricht dieser 40mm - von der Bandkante gemessenen Dicken jeder Seite. Der
               zunehmende Abfall der thermischen Bombierung der Walzen führt im randnahen Bereich
               zu erheblichen Profilanomalien am Band. Hierunter sind alle Abweichungen des Bandes
               von dem idealen (z.B. parabolischen) Verlauf des Bandprofils zu verstehen. In der
               Walzpraxis sind vor allem folgende Typen von Profilanomalien zu vermeiden:
               
               
                  - Verdickungen im Kantenbereich (Wülste, edge built-up)
- Abfallen der Dicke im Kantenbereich.
 Solche Profilanomalien schränken die walzbare Länge in einer Breite stark ein. Als
               Walzlänge in einer Breite wird die Summe aller Bandlängen definiert, die in einer
               Breite oder annähernd gleicher Breite gewalzt werden.
 
            [0004] Es ist bekannt, die Änderung des thermischen Crowns und des Arbeitswalzenverschleißes
               durch geeignete Stellglieder wie Verschiebe- und/oder Biegeglieder, z.B. "CVC" (Continuously
               Variable Crown) Verschiebung (vgl. DE 30 38 865 C1) oder eine geeignete Kühlung, im
               Sinne einer Angleichung der Istkontur zu kompensieren.
 
            [0005] Durch die EP 0 276 743 B1 ist es bekanntgeworden, zum Steuern der Balligkeit und/oder
               des Kantenabfalls des Bandes die horizontale Verschiebung der Arbeitswalzen und die
               auf diese Arbeitswalzen wirkenden Biegekräfte einer an der Aufstromseite befindlichen
               Gruppe der Walzgerüste eines Tandemwalzwerkes nach Maßgabe der Walzbedingungen einschließlich
               der Breite der Bänder einzustellen. Zum Steuern des Verschleißes und der thermischen
               Bombierung der Arbeitswalzen, mit dem Ziel, unerwünschte Profilformen beim Walzen
               in einer Breite zu vermeiden, werden in einer an der Abstromseite befindlichen Gruppe
               der Walzgerüste die Arbeitswalzen in vorbestimmten Intervallen, ungeachtet der Breite
               des Bandes, hin-und herverschoben. Hierbei werden die hinteren Gerüste nach jedem
               Band gegensinnig um einen bestimmten Betrag verschoben; hat der Verschiebebetrag einen
               maximalen Wert erreicht, wird die Verschieberichtung umgekehrt. Durch dieses zyklische
               Verschieben wird der Verschleiß der Arbeitswalzen auf einen größeren Bereich vergleichmäßigt.
 
            [0006] Schließlich ist es aus der EP 0 219 844 B1 bekannt, das Profil jeder Arbeitswalze
               in axialer Richtung zu bestimmen, das sich während des Zeitintervalls zwischen einem
               Wechseln der Arbeitswalzen ändert. Sodann wird auf der Basis des bestimmten Walzenprofils
               die Konfiguration des Spalts zwischen der oberen und unteren Arbeitswalze in Axialrichtung
               als eine Funktion der Größe einer relativen Verstellung der Walzenlagen festgelegt,
               um diejenige Größe der Verstellung der Walzenlagen zu bestimmen, die eine möglichst
               glatte Konfiguration in axialer Richtung für den Spalt innerhalb des Kontaktbereichs
               zwischen dem Walzband und den Arbeitswalzen hervorruft. Es geht dort somit um das
               Glätten des Walzspaltes.
 
            [0007] Die bekannten Maßnahmen reichen jedoch nicht aus, um die erhöhten Anforderungen hinsichtlich
               der Profilgenauigkeit und Planheit auch unter extremen Randbedingungen erfüllen zu
               können. Diese bestehen bei der Erzeugung von Warmband heutzutage darin, die Walzprogramme
               flexibel zusammenstellen zu können. Es werden neben größeren Dicken und Materialumstellungen
               vor allem Breitensprünge in Richtung schmal und breit gewünscht (mixed rolling). Zudem
               soll die Anzahl der Bänder gleicher Breite innerhalb eines Walzprogrammes erhöht werden.
 
            [0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zu schaffen,
               mit denen sich trotz flexibler Walzprogramme die Anforderungen an die Profilgenauigkeit
               und die Planheit des Walzbandes erfüllen lassen.
 
            [0009] Diese Aufgabe wird nach der Erfindung verfahrensmäßig durch die Merkmale des Anspruchs
               1 gelöst. Somit wird nicht mehr von einem Sollprofil für einen ganz bestimmten Punkt,
               sondern vielmehr von einer ganz bestimmten, dem Verwendungszweck des Walzbandes angepaßten,
               vorgegebenen Bandprofilform ausgegangen. Für ein direkt weiterzuverarbeitendes Warmband
               wird z.B. eine eher parabolische Zielkontur des Walzbandprofils und für das Eingangsprofil
               einer Kaltstraße ein an die dortigen Verhältnisse (Durchmesser, Walzkraft, etc.) entsprechend
               angepaßtes Profil mit flachem Body crown und etwas stärkerem Abfall an den Bandkanten
               angestrebt. Der Erfindung liegt dabei die durch umfangreiche Untersuchungen gefundene
               und ausgenutzte Erkenntnis zugrunde, daß bei dickem Band ein Materialquerfluß auch
               im mittleren Walzbandbereich stattfindet, wohingegen bei dünnem Band nur im Kantenbereich
               ein Materialquerfließen möglich ist. Soll also die Bandprofilform im mittleren Walzbandbereich
               verändert werden, so kann dies nur bei dickem Band erreicht werden. Hingegen ist bei
               dünnerem Band zwar ebenfalls eine Bandformänderung zu erreichen, ohne daß unzulässig
               hohe Unplanheiten entstehen, jedoch läßt sich das nur im näheren Bandkantenbereich
               durchführen. Mit abnehmender Banddicke wandert sukzessive die relevante Bandprofilbeeinflußbarkeit
               nach außen, d.h. zur Bandkante hin.
 
            [0010] Diese Erkenntnis hat nun erfindungsgemäß unmittelbaren Einfluß auf den zweckmäßigen
               Einsatz der Stellglieder genommen, demnach nämlich die erste Gruppe der Stellglieder
               vornehmlich die mittlere Bandkontur beeinflußt, während die Stellglieder der zweiten
               Gruppe im Bandkantenbereich wirkt. Mit Hilfe eines Rechenmodells (Rechenmethode) lassen
               sich die Stellglieder so einsetzen, daß unter Beachtung der technologischen Limits
               (z.B. Walzkraft, Temperatur, etc.),der Planheitslimits (diese ergeben sich durch den
               jeweiligen Materialquerfluß des Bandes und stellen somit physikalische Grenzen dar),
               ggf. auch höherer Ordnung, Stellgliederlimits und insbesondere unter Beachtung des
               Materialquerfließverhaltens eine optimale Bandform entsteht, die der vorgegebenen
               Zielkontur möglichst nahe kommt.
 
            [0011] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die vorgegebene Zielkontur des Bandprofils für
               eine bestimmte Materialgüte anhand eines Rechenmodells abhängig von der Bandbreitenkoordinate
               und der Banddicke durch eine Polynomfunktion
               
               
 
               
               beschrieben wird, wobei Y die Banddickenkoordinate und X die Bandbreitenkoordinate
               darstellt. Durch das Weglassen der ungeraden Glieder wird Symmetrie erzeugt. Da A₀
               = 0 ist, geht die Funktion durch X=0, Y=0 (entspricht der Bandmitte). Das Verwenden
               von Gliedern höherer Ordnung ermöglicht es, einen steileren Übergang an der Bandkante
               zu beschreiben.
 
            [0012] Es empfiehlt sich, daß bei einer von der Zielkontur abweichenden Bandprofilform die
               mechanischen Stellglieder so zum Einsatz gebracht werden, daß sich eine minimale Abweichung
               zwischen der errechneten Bandform und der Sollbandform bzw. Zielkontur ergibt. Läßt
               sich die Bandprofilform in dem Gerüst i nicht herstellen, so sind die mechanischen
               Stellglieder im Sinne einer Minimierung der Abweichung zu verstellen. Abweichungen
               der errechneten Bandform von der Soll-Bandform lassen sich hierbei über die Bandbreite
               unterschiedlich wichten.
 
            [0013] Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die mechanischen Stellglieder durch
               nicht mechanische Stellglieder unterstützt werden, wozu - abhängig jeweils von der
               Kontur des Bandes, insbesondere im Kantenbereich - als mechanische Stellglieder vorteilhaft
               eingesetzte Arbeitswalzen gezielt örtlich erwärmt oder gekühlt werden können.
 
            [0014] Nach einem Vorschlag der Erfindung können als mechanische Stellglieder eingesetzte
               Arbeitswalzen während des Walzbetriebes geschliffen werden.Das läßt sich beispielsweise
               mit oszillierenden Schleiftellern erreichen und erlaubt es, die Walzen zu glätten
               bzw. zu polieren oder ihre Kontur zum Zwecke einer gezielten Bandkonturenbeeinflussung
               zu verändern. Ein solches "on-line"-Schleifen empfiehlt sich, insbesondere bei einem
               Programmwechsel zu breiteren Walzbändern, denn das Schleifen der Arbeitswalzenenden
               noch während des Walzens der schmaleren Walzbänder hat keinen Einfluß auf die Qualität
               dieser schmaleren Bänder, da die vorbereitend geschliffenen Arbeitswalzenenden außerhalb
               der Walzbreite liegen.
 
            [0015] Es wird vorgeschlagen, daß die mechanischen Stellglieder frühestmöglich zum Einsatz
               gebracht werden. Unter Berücksichtigung der einzuhaltenden Limits, bspw. der Planheit
               und des Stellbereichs, wird somit angestrebt, die Zielkontur des Profils des Walzbandes
               so frühzeitig wie möglich zu erzielen. Ist das in dem ersten Gerüst noch nicht möglich,
               so wird automatisch die Aufgabenstellung an die Folgegerüste weitergegeben. Sollte
               sich die Bandform von Walzgerüst zu Walzgerüstbzw. von Stich zu Stich nicht konstant
               halten lassen, so kann entsprechend der Gesetzmäßigkeit des Materialquerflusses bei
               dickerem Band im Kantenbereich eine Abweichung toleriert werden, d.h. die Erzielung
               der Bandform bzw. Zielkontur im mittleren Walzbandbereich hat den Vorrang. Gelingt
               es, die Bandprofilform an einem Walzgerüst, z.B. Gerüst k, zu erzeugen, so ist es
               nun das oberste Ziel, diese Bandform in den Folgegerüsten konstant zu halten.
 
            [0016] Zum Durchführen des Verfahrens wird vorgeschlagen, daß die Stellglieder axial verschiebbare
               Arbeitswalzen und/oder Arbeitswalzenbiegeeinrichtungen umfassen. Um die gewünschte
               vorgegebene Bandform im mittleren Walzbandbereich mit den mechanischen Stellgliedern
               zu erzeugen, läßt sich vorzugsweise CVC, Arbeitswalzenbiegung, Walzenverschränken,
               etc. durchführen bzw. einsetzen. Werden bspw. breite Bänder gewalzt, ist die nichtparabolische
               Wirkung der Arbeitswalzenbiegung, d.h. der größere Effekt im Bandkantenbereich (200mm)
               zu beachten und vorteilhaft eine Kombination von z.B. CVC und Arbeitwalzenbiegung
               zu verwirklichen, die der Soll- bzw. Zielbandkontur am nächsten kommt. Zur Erzeugung
               bzw. Konstanthaltung der Bandform im Bandkantenbereich ist hinsichtlich des Einsatzes
               der mechanischen Stellglieder zu beachten, daß die durch unterschiedliche Bandbreiten
               und Schiebepositionen erzeugte Arbeitswalzenverschleißkontur so zu positionieren ist,
               daß der Soll- Bandkontur möglichst nahe gekommen wird. Gleiches gilt beim Einsatz
               von bekannten Spezial-CVC Walzen, mit denen sich ein Tapered Effekt erreichen läßt.
 
            [0017] Schließlich empfiehlt es sich, die Arbeitswalzen, vorzugsweise in den hinteren Gerüsten
               der Warmbandstraße, zyklisch zu verschieben, wodurch sich eine möglichst kontinuierliche
               Arbeitswalzenverschleißkontur - ohne Sprünge erzeugen läßt.
 
            [0018] Die mechanischen Stellglieder lassen sich durch andere Stellglieder unterstützen.
               Es wird daher vorgeschlagen, daß die Arbeitswalzen mit einer Zonenkühlung und/oder
               einer thermischen Abdeckung versehen sind, um auf diese Weise die mechanischen Stellglieder
               zu unterstützen. Um die Form des thermischen crowns der Arbeitswalzen und damit die
               Walzbandform vornehmlich im Bandkantenbereich zu beeinflußen, lassen sich bspw. Arbeitswalzen-Abdeckschalen
               an geeigneter Stelle an den Enden der Arbeitswalzen positionieren. Eine unterstützende
               Beeinflussung der Walzbandform läßt sich weiterhin durch im Rahmen der technologischen
               Limits vorzunehmende Bandkantentemperaturänderungen erreichen. Zu diesem Zweck lassen
               sich mit einer Induktionsheizung vor und/oder hinter den ersten Gerüsten der Fertigstraße
               Veränderungen der Kantenerwärmung, oder durch z.B. in den Seitenführungen angebrachte
               Spritzdüsen eine Kühlung der Bandkanten erreichen, was bei zu walzenden austenitischen
               Edelstählen von Vorteil sein kann.
 
            [0019] Des weiteren kann durch Schmierung der Arbeitswalzen im Bandkantenbereich die Bandkontur
               dort beeinflußt werden.Um vormehmlich das Bandprofil an der Bandkante zu beeinflußen,
               können die Arbeitswalzen mit einem Spezialschliff versehen werden. Dieser kann beispielsweise
               in Form einer parabolischen Konturänderung oder durch einen örtlichen konischen Verlauf
               vorgesehen werden, um im Bandkantenbereich entsprechende Konturänderungen hervorzurufen.
               Beim Verändern der Bandprofilform sind in allen Fällen die Planheitslimits - auch
               höherer Ordnung - sowie die technologischen Limits zu beachten.
 
            [0020] Weiterhin kann es sich empfehlen, zumindest in den letzten bzw. hinteren Walzgerüsten
               eine geänderte Walzkraft einzustellen. Dies vor allem dann, wenn trotz des gezielten
               Einsatzes der mechanischen Stellglieder und der diese unterstützenden Maßnahmen Abweichungen
               zur Band-Sollkontur vorhanden sein sollten. In diesen Fällen läßt sich durch eine
               Walzkraftänderung in den hinteren Walzgerüsten im Kantenbereich die walzbare Form
               beeinflussen, ggf. eine Walzkraftumverteilung innerhalb der zulässigen Limits durchführen.
               Die damit einhergegenden Veränderungen der body crowns an den entsprechenden und anderen
               Walzgerüsten lassen sich durch nicht an der Kante wirkende Stellglieder - z.b. mit
               CVC - kompensieren, um dort den Massenfluß nicht zu stören und damit Welligkeiten
               des Walzbandes zu vermeiden. Der Algorithmus findet im on line Betrieb Anwendung.
               Er kann aber auch in Kombination mit einem Optimierungsalgorithmus zur optimalen Zusammenstellung
               von Walzprogrammen und optimalen Einsatz von Stellgliedern im Vorfeld herangezogen
               werden. Es wird nicht nur ein Band, sondern das gesamte Walzprogramm betrachtet und
               hinsichtlich Bandkontur optimiert.
 
            [0021] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der
               nachfolgenden Beschreibung, in der einige Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der
               Erfindung näher erläutert sind. Es zeigen:
               
               
                  - Figur 1
- eine erste vorgegebene Zielkontur des Profils eines Walzbandes;
- Figur 2
- eine zweite vorgegebene Zielkontur des Profils eines Walzbandes;
- Figur 3
- ein den Materialquerfluß in Abhängigkeit von der Dicke des Walzbandes darstellendes
                     Diagramm;
- Figur 4
- ein den Materialquerfluß über die Bandbreite darstellendes Diagramm;
- Figur 5
- ein den Materialquerfluß in Abhängigkeit der Bandbreitenkoordinate und der Materialdicke
                     für eine Materialqualität Q darstellendes Diagramm;
- Figur 6
- ein die Wirkung des thermischen crowns mit zunehmender Anzahl von Walzbändern bei
                     bekannten Walzverfahren darstellendes Schaubild;
- Figur 7
- ein bei gleicher Anzahl von Bändern wie in Figur 6 mit den erfindungsgemäßen Maßnahmen
                     zu erreichendes Bandprofil;
- Figur 8
- in schematischer Darstellung den erfindungsgemäßen Aufbau einer Kontur-und Planheitsregelung
                     für Warmbandwalzwerke.
 
            [0022] Als Voraussetzung zur Erzielung gewünscht planer und profilgenauer Walzbänder werden
               entsprechend dem Einsatzzweck in den Figuren 1 und 2 gezeigte Zielkonturen 1 bzw.
               2 des Profils eines weiter nicht dargestellten Walzbandes 3 bzw. 4 vorgegeben. Entsprechend
               den Anforderungen wird für ein direkt weiterzuverarbeitendes Walzband 3 z.B. die Zielkontur
               1 entsprechend Figur 1 und für das Eingangsprofil einer Kaltstraße z.B. Zielkontur
               2 entsprechend Figur 2 gewünscht. Bei Figur 1 handelt es sich um eine nahezu parabolische
               Zielkontur, während die Zielkontur 2 nach Figur 2 einen flachen body crown und etwas
               stärkeren Abfall an den Bandkanten aufweist. Der in diesem Fall für beide Zielkonturen
               1, 2 eingetragene C₄₀-Punkt ergibt sich aus der Differenz zwischen der Dicke des Walzbandes
               3 bzw. 4 in dessen Mitte H
M und dem Mittelwert der im Abstand von 40mm von der Bandkante 5 gemessenen Dicken
               an jeder Seite bzw. Bandkante 5 des Walzbandes 3 bzw. 4.
 
            [0023] Das Erzeugen der Zielkonturen 1 bzw. 2 setzt die sich aus den Figuren 3 bis 5 ergebende
               Erkenntnis voraus, daß nämlich eine Bandkonturbeeinflussung nur dort ereicht werden
               kann, wo ein Materialquerfluß möglich ist. Wie durch intensive Untersuchungen herausgefunden
               worden ist, findet bei Walzbändern mit einer oberhalb der kritischen Dicke H
krit (vgl. Figur 3) liegenden Banddicken ein Materialquerfluß auch im mittleren, d.h.
               dem an die Bandmitte angrenzenden Bereich (vgl. Figur 5) statt, während hingegen bei
               Walzbändern mit einer geringeren, unterhalb H
krit liegenden Dicke ein Materialquerfluß nur im Bandkantenbereich stattfindet. Der Grenzwert
               der Dicke, d.h. die kritische Dicke H
krit läßt sich für jede Warmbandtandemstraße in Abhängigkeit von Walzmaterial, Temperatur,
               Walzendurchmesser sowie Abnahme bzw. Stichverteilung experimentell ermitteln, wobei
               es allgemein bekannt ist, daß eine Profilbeeinflussung des Walzbandes unter gleichzeitiger
               Vermeidung von Planheitsfehlern nur erreicht werden kann, solange der Fließwiderstand
               des Materials quer zur Walzrichtung noch so gering ist, daß sich im Walzspalt neben
               der Bandlängung noch ein Mindestmaß an Bandbreitung einstellt. Wie sich aus Figur
               4 ergibt, ist ein Materialquerfluß unterhalb der kritischen Dicke (z.B. 10 oder 12
               mm) über die Bandbreite nur in sehr geringem Umfang möglich. Dieser Zusammenhang wird
               auch aus Figur 5 deutlich, in der neben den Koordinaten für den Materialquerfluß und
               die Bandbreite außerdem die Materialdicke eingetragen ist.
 
            [0024] In den Figuren 6 und 7 sind die mit den bekannten Walzverfahren (vgl. Figur 6) und
               die unter Einsatz der erfindungsgemäßen Kontur-und Planheitsregelung (vgl. Figur 7)
               zu erzielenden Bandprofile innerhalb eines fünfzig Bänder bzw. Coils umfassenden Walzprogramms
               gezeigt; die jeweils links unten eingekreisten Ziffern geben die Anzahl der Coils
               an. Während in beiden Fällen für das erste zu walzende Band bzw. Coil die Form des
               Profils noch nahezu unverändert ist, nimmt bei den bekannten Walzverfahren mit zunehmender
               Anzahl von Bändern die Wirkung des thermischen crowns auf die Arbeitswalzen mit den
               nachteiligen Anomalien für das Profil zu, d.h. es entstehen flache Bandprofile und
               Kantenwulste (vgl. in Figur 6 die Bandprofile nach dem Walzen von 10, 20 bzw. 50 Bändern).
               Hingegen läßt sich gemäß Figur 7 das Bandprofil weitestgehend konstant halten, und
               Kantenwulste werden vermieden. Ebenfalls wird die Zielbandkontur nahezu erreicht.
 
            [0025] Eine das Erreichen der gewünschten Bandprofile (vgl. Figur 7) ermöglichende Warmbandtandemstraße
               6 ist - teils sehr schematisch und mit lediglich symbolhaften Kennzeichnungen für
               die mechanischen Stellglieder einschließlich der diese unterstützenden Elemente sowie
               in Form von black-boxes für Rechner und Meßgeräte - in Figur 8 dargestellt. Sie besteht
               aus mehreren Walzgerüsten, von denen das erste und das letzte Walzgerüst 7 bzw. 8
               gezeigt sind. Es kann sich jedoch auch um eine Walzstraße mit einem Reversiergerüst
               handeln, an dem mehrere Stiche gewalzt werden. Jedes der Walzgerüste 7 ,8 weist horizontal
               einstellbare, von Stützwalzen 9 abgestütze obere und untere Arbeitswalzen 10, 11 auf.
               Die letzteren lassen sich axial verschiebbar, vorzugsweise mit einer CVC-Verschiebung
               12, sowie mit Arbeitswalzenbiegeeinrichtungen 13 ausrüsten; die axial zu verschiebenden
               Arbeitswalzen (versehen mit geschliffenen-, thermischen- und Verschleißkontur) bzw.
               die CVC-Verschiebung 12 und die Arbeitswalzenbiegung 13 werden als mechanische, gezielt
               entweder im Bandmittenbereich oder im Bandkantenbereich einwirkende Stellglieder eingesetzt.
 
            [0026] Zur Unterstützung dieser mechanischen Stellglieder 12,13 ist vor und hinter den ersten
               Gerüsten der Fertigstraße zur Veränderung der Kantenerwärmung des Walzbandes 3 bzw.
               4 eine Bandkantenheizung 14 angeordnet. Zur thermischen Beeinflussung der Bandform,
               nämlich über die davon bewirkten Veränderungen des thermischen crowns der Arbeitswalzen
               10, 11, besitzt die Warmbandtandemstraße 6 im Bereich der vorderen bzw. hinteren Walzgerüste
               eine Arbeitswalzenzonenkühlung 15, z.B. in Form von in den entsprechenden Zonen auf
               die Arbeitswalzen 10, 11 gerichteten Spritzdüsen, wie hinter dem ersten Walzgerüst
               7 angegeben. Zur thermischen Beeinflussung tragen weiterhin eine Bandkantenkühlung
               16 mit z.B. in den Seitenführungen angeordneten Spritzdüsen und Arbeitswalzen-Abdeckschalen
               18 bei, wie für das letzte Walzgerüst 8 gezeigt. Die Schmierung der Arbeitswalzen
               17 im Bandkantenbereich beeinflußt die Lastverteilung im Walzspalt und damit die Bandkontur.
               Hinter dem letzten Walzgerüst 8 sind zudem Dicken-,Planheits- und Temperaturmeßgeräte
               19,20,21 angeordnet.
 
            [0027] Sowohl die Meßgeräte 19 bis 21 als auch die mechanischen Stellglieder 12,13 und die
               thermischen und anderen Beeinflussungselemente 14 bis 18 sind an einen Bandkontur-
               und Planheitsrechner 22 angeschlossen. Die ermittelten Meßdaten, insbesondere für
               das Profil und die Planheit des auslaufenden fertiggewalzten Bandes 3, 4,können daher
               unmittelbar zur Korrektur der vorgeschalteten Regelsysteme bzw. Stellglieder herangezogen
               werden, mit dem Ziel, die vorgegebene Zielkontur des Profils des Walzbandes für alle
               Bänder zu erreichen. Ein Stichplanrechner 23 versorgt den Bandkontur- und Planheitsrechner
               22 mit Eingangsdaten. Eine Datenrückführung 24 ist zum Zwecke der Walzkraftumverteilung
               gedacht.
 
            [0028] Die beschriebene Verfahrensweise zum Erreichen einer vorgegebenen Zielkontur des
               Profils des Walzbandes wird im Online-Betrieb angewendet. Gleichwohl lassen sich bei
               der Walzproprammerstellung (Planung der Walzprogramme) vorab Offline die Vorgänge
               simulieren und insbesondere die Bandform auf diese Weise bestimmen. Stellt sich heraus,
               daß der somit im Vorfeld bezüglich einer Bandform für bestimmte Bänder durchgeführte
               Optimierungsprozeß nicht erfolgreich ist, so können die Walzprogramme umgestellt oder
               die Bänder in einem anderen Walzprogramm eingesetzt werden. Ebenfalls einbeziehen
               läßt sich eine an das Walzprogramm angepaßte zyklische Verschiebung der hinteren Arbeitswalzen
               bzw. Walzgerüste und/oder eine optimierte Positionierung bspw. der Abdeckschalen 18
               zur thermischen crown Beeinflussung der Arbeitswalzen 10, 11. Nach erfolgter Band-
               Auslese bzw. Walzprogrammumstellung beginnt der die Zielkontur optimierende Prozeß
               von Neuem, bis sich auch Offline, d.h. schon im Vorfeld eine akzeptable Bandform erzielen
               läßt.
 
          
         
            
            1. Verfahren zum Walzen eines Walzbandes in einer zumindest zwei Walzgerüste mit horizontal
               einstellbaren oberen und unteren Arbeitswalzen, von denen sich jede mittelbar oder
               über eine Zwischenwalze an einer Stützwalze abstützt, aufweisenden Warmbandstraße,
               oder in einem Reversiergerüst,an dem mindestens zwei Stiche gewalzt werden in der
               bzw. dem das Walzband einer Zustandsregelung unterworfen wird,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß eine Zielkontur des Profils des Walzbandes vorgegeben wird, zu deren Erreichen
               sukzessive zwei Gruppen von Stellgliedern auf das Walzband einwirken, von denen die
               Stellglieder der ersten Gruppe bei oberhalb der kritischen Dicke liegenden Walzbanddicken
               zum Einsatz gebracht werden und vornehmlich die Kontur des Walzbandes in dessen bezogen
               auf die Bandmitte mittleren Bereich beeinflussen, während die Stellglieder der zweiten
               Gruppe bei unterhalb der kritischen Dicke liegenden Walzbanddicken im Bandkantenbereich
               zum Einsatz gebracht werden.
 
            2. Verfahren nach Anspruch 1,
               
dadurch gekennzeichnet,
               daß die vorgegebene Zielkontur des Bandprofils durch eine Polynomfunktion
               
               
 
               
               beschrieben wird, wobei Y die Banddickenkoordinate und X die Bandbreitenkoordinate
               darstellt. 
 
            3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß bei einer von der Zielkontur abweichenden Bandprofilform die mechanischen Stellglieder
               so zum Einsatz gebracht werden, daß sich eine minimale Abweichung zwischen der errechneten
               Bandform und der Soll-Bandform bzw. Zielkontur ergibt.
 
            4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß die mechanischen Stellglieder frühestmöglich zum Einsatz gebracht werden.
 
            5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß die mechanischen Stellglieder durch nicht mechanische Stellglieder unterstützt
               werden.
 
            6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß als mechanische Stellglieder eingesetzte Arbeitswalzen gezielt örtlich erwärmt
               werden.
 
            7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß als mechanische Stellglieder eingesetzte Arbeitswalzen während des Walzbetriebes
               geschliffen werden.
 
            8. Vorrichtung zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß die Stellglieder axial verschiebbare Arbeitswalzen (10, 11) und/oder Arbeitswalzenbiegeeinrichtungen
               (13) umfassen.
 
            9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß die Arbeitswalzen (10, 11) verschränkbar ausgebildet sind.
 
            10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß die Arbeitswalzen (10, 11) mit einer Zonenkühlung (15) versehen sind.
 
            11. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 10,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß Längenbereiche der Arbeitswalzen (10, 11) mit einer thermischen Abdeckung (18)
               versehen sind.
 
            12. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 11,
               gekennzeichnet durch
               zyklisch zu verschiebende Arbeitswalzen (10, 11).
 
            13. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 12,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß vor und/oder innerhalb der Fertigstraße eine Bandkantenheizung (14) angeordnet
               ist.
 
            14. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 13,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß eine Bandkantenkühleinrichtung (16) vorgesehen ist.
 
            15. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 14,
               dadurch gekennzeichnet,
               daß eine Bandkantenschmiereinrichtung (17) vorgesehen ist.
 
            16. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 15,
               gekennzeichnet durch
               eine zumindest in dem letzten Walzgerüst (8) geänderte Walzkraft.