[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von
1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil (I)

Der Grundkörper des 4,5-Diaminouracils (I) verkörpert einen wichtigen Synthesebaustein
in Synthesen, welche die Herstellung von solchen Purinderivaten betreffen - wie z.
B. Theophyllin, Coffein oder Theobromin.
[0002] Von diesen Purinderivaten besitzen einige wertvolle pharmakologische Eigenschaften.
So ist beispielsweise vom Theophyllin bekannt, daß es gegen Bronchialasthma wirkt
und die Leistung des Herzens sowie die Durchblutung der Koronargefäße steigert. Theophyllin
gehört somit in die Gruppe der sehr wichtigen Herzmittel und wirkt daneben als Diuretikum.
[0003] Der Ausgangsbaustein für die Synthese des Theophyllins wird vom 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil
(I) verkörpert, das beispielsweise mit Ameisensäure leicht in Theophyllin überführt
werden kann.
[0004] Im Hinblick auf den großen Bedarf an diesem Purinabkömmling und dessen Verwendung
als pharmazeutischer Wirkstoff besteht ein großes Interesse, dieses Produkt in einer
guten Ausbeute und in guter Qualität, d. h. in erster Linie in hoher Reinheit zur
Verfügung zu stellen.
[0005] Verfahren zur Reduktion des 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracils (II) zum 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil
sind aus dem Stand der Technik bekannt. So ist zum Beispiel die Reduktion des Nitrosouracilderivats
II mittels Schwefelwasserstoff in flüssigem Ammoniak bekannt [H. Krahnefeld, J. Wolf,
S. Stutzriemer, H. Zumpe, K.D. Fritsche und G. Hockeborn, DD 212,253].
[0006] Daneben ist die entsprechende Reduktion auf elektrolytischem Wege bekannt [A. N.
Dolgachev, Avrutskaja and Y. M. Fioshin, Elektrokhimiya
15(12) (1979) 1882].
[0007] Weiterhin ist die katalytische Reduktion des 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracils
(II) zum 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil (I) unter Verwendung von Palladiumkatalysatoren
bekannt [N.A. Frolova, Z. A. Yugai, K. M. Makhkamov und E. A. Sapozhnikova, Khim.-Farm.
Zh.
12(1) (1988) 67].
[0008] Alle angeführten Synthesen eignen sich nicht oder nur unter großen Einschränkungen
zur Herstellung des Diaminouracilderivats in industriellen Herstellverfahren.
[0009] So berichten N. A. Frolova et al., daß die Verwendung eines Palladium-Kohle-Katalysators
für großtechnische Zwecke mit einer Inkonstanz bezüglich der Produktausbeute sowie
im Hinblick auf die Produktqualität verbunden ist und daß die während der Reaktion
eintretende Schaumbildung verfahrenstechnische Schwierigkeiten bereitet.
[0010] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß die Verwendung eines Palladium-Kohle-Katalysators
bei Einhaltung bestimmter Reaktionsbedingungen das 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil
(I) durchweg in quantitativer Ausbeute und in hoher Reinheit verfügbar macht. Dabei
sind Qualitätsmerkmale des Reduktionsproduktes so gut, daß dadurch eine direkte Weiterverarbeitung
des Reduktionsproduktes zum Theophyllin bzw. dessen Caliumsalz - ohne Isolierung und
weitere Reinigung des 1,3-Dimethyl-4,5-diamino-uracils (I) oder dessen sogenannten
Formylkörpers - ermöglicht wird. Ein weiterer Vorzug des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß die Hydrierung in Suspensionen erfolgen kann, womit eine Hydrierung
bei einem niedrigen Temperaturniveau ermöglicht wird.
[0011] Dazu wird eine wässerige Suspension des 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracils (II)
mit einem Palladium-Kohle-Katalysator - bevorzugt mit einem Palladiumgehalt von 5
% - versetzt. In der so erhaltenen Suspension wird zu Beginn der Reaktion der pH-Wert
mit der wässerigen Lösung einer alkalisch reagierenden Verbindung - bevorzugt mit
der wässerigen Lösung eines Alkalihydroxids und besonders bevorzugt mit konzentrierter
Natronlauge - auf einen Wert im Bereich von 7 bis 10, bevorzugt 8 bis 9,5 und besonders
bevorzugt wird pH 9 - eingestellt.
[0012] Die so behandelte Suspension wird anschließend unter einem Wasserstoffdruck im Bereich
von 1 bis 20 bar - bevorzugt 2 bis 6 bar und besonders bevorzugt unter einem Wasserstoffdruck
von 3 bar bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis 60°C und bevorzugt im Bereich
von 30 bis 50°C hydriert. Nach beendeter Wasserstoffaufnahme wird die Suspension auf
eine Temperatur im Bereich von 15 bis 40°C - bevorzugt 20 bis 30°C - und mit Ameisensäure
versetzt bis sämtliches in 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil (I) als Formiat in Lösung
gegangen ist. Von der so erhaltenen Reaktionslösung kann der Katalysator nunmehr zweckmäßigerweise
auf dem Wege der Filtration abgetrennt werden. Die HPLC-Analyse des Filtrates belegt,
daß sich das 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil (I) zu 99,9 % - bezogen auf das eingesetzte
1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil (II) umgesetzt hat. Zu dem auf diesem Wege gewonnenen
Filtrat fügt man noch einmal Ameisensäure zu und läßt das Reaktionsgemisch über einen
Zeitraum von ca. 40 Minuten bei einer Temperatur von ca. 85°C ausreagieren und fällt
anschließend das Calciumsalz des Theophyllins mit Calciumhydroxid-Suspension. Das
Theophyllin-Calcium wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen und bei einer Temperatur
von ca. 60° C getrocknet.
[0013] Die beschriebene Erfindung wird nunmehr durch das in den Beispielen beschriebene
Verfahren erläutert. Verschiedenartige, andere Ausgestaltungen des Verfahrens werden
für den Fachmann aus der vorliegenden Beschreibung ersichtlich. Es wird jedoch ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß das Beispiel und die Beschreibung lediglich zur Erläuterung
vorgesehen und nicht als Einschränkung der Erfindung anzusehen sind.
Beispiel 1
[0014] 254 g (81 nmol) 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil (41 % Wassergehalt) wurden mit
310 ml Wasser und 17 g 5 %igem Palladium/Kohle-Katalysator (alkalisch gefällt) versetzt.
Anschließend wird mit konzentrierter Natronlauge in der Reaktionsmischung ein pH-Wert
von 9 eingestellt. Die so erhaltene Suspension wird unter einem Wasserstoffdruck von
3 bar und unter Rühren innerhalb eines Temperaturintervalls von 30 auf 50° C hydriert.
Nach beendeter Wasserstoffaufnahme wird die Reaktionsmischung auf eine Temperatur
im Bereich von 20 bis 30°C abgekühlt und mit 40 g (869 mmol) Ameisensäure versetzt
und anschließend vom Katalysator abfiltriert. Zu dem Filtrat fügt man weitere 25 g
(543 mmol) Ameisensäure zu und läßt über einen Zeitraum von ca. 40 Minuten bei einer
Temperatur von 85° C ausreagieren. Zu dem so erhaltenen Gemisch fügt man 65 g Calciumhydroxid-Suspension,
worauf das Caliumsalz des Theophyllins ausfällt. Das ausgefallene Calciumsalz wird
abfiltriert, mit 200 ml Wasser gewaschen und das so isolierte Calciumsalz wird im
Umlufttrockenschrank ca. 12 Stunden bei 60° C getrocknet. Auf diesem Wege werden 79
% an Theophyllincalcium bezogen auf das eingesetzte 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil
gewonnen.
1. Verfahren zur Herstellung von 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil durch katalytische Reduktion
von 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil in Gegenwart eines Palladium-Kohle-Katalysators,
dadurch gekennzeichnet, daß man in einer wässerigen Suspension das 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil
mit der wässerigen Lösung einer alkalisch reagierenden Verbindung einen pH-Wert im
Bereich von 7 bis 10 einstellt und anschließend unter einem Wasserstoffdruck im Bereich
von 1 bis 20 bar innerhalb eines Temperaturintervalls von 20 bis 60°C hydriert und
die Reaktionsmischung nach beendeter Wasserstoffaufnahme bei einer Temperatur im Bereich
von 15 bis 40°C mit Ameisensäure versetzt bis sämtliches 1,3-Dimethyl-4,5-diamino-uracil
in Lösung gegangen ist, das Reaktionsgemisch vom Katalysator abfiltriert, und das
1,3-Dimethyl-4,5-diamino-uracil in Form seines Formiates isoliert oder weiter zu Theophyllin-Calcium
umsetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in einer wässerigen Suspension
des 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil mit der wässerigen Lösung eines Alkalihydroxids
einen pH-Wert im Bereich von 8 bis 9,5 einstellt und anschließend unter einem Wasserstoffdruck
im Bereich von 2 bis 6 bar innerhalb eines Temperaturintervalls von 30 bis 50°C hydriert
und die Reaktionsmischung nach beendeter Wasserstoffaufnahme bei einer Temperatur
im Bereich von 20 bis 30°C mit Ameisensäure versetzt bis sämtliches 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil
in Lösung gegangen ist, das Reaktionsgemisch vom Katalysator abfiltriert und das 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil
in Form seines Formiates isoliert oder weiter zu Theophyllin-Calcium umsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in einer wässerigen Suspension
des 1,3-Dimethyl-4-amino-5-nitrosouracil mit Natronlauge einen pH-Wert von 9 einstellt
und anschließend unter einem Wasserstoffdruck von 3 bar innerhalb eines Temperaturintervalls
von 30 bis 50°C hydriert und die Reaktionsmischung nach beendeter Wasserstoffaufnahme
bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis 30 °C mit Ameisensäure versetzt bis sämtliches
1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil in Lösung gegangen ist, das Reaktionsemisch vom Katalysator
abfiltriert, und das 1,3-Dimethyl-4,5-diaminouracil in Form seines Formiates isoliert
oder weiter zu Theophyllin-Calcium umsetzt.