[0001] Die Erfindung betrifft einen Stuhl gemäss dem Oberbergriff des ersten Patentanspruchs.
[0002] Bei herkömmlichen Stühlen besteht das Problem, dass ein Sitzender oftmals eine ergonomisch
ungünstige Sitzhaltung einnimmt, bei welcher insbesondere der Rücken falsch belastet
wird.
[0003] Deshalb wurden verschiedene Stuhlmodelle vorgeschlagen, bei denen der Sitzende in
eine günstigere Sitzstellung gebracht wird. So wurde vorgeschlagen, die Sitzfläche
eines Stuhls nach vorne abfallend zu gestalten oder einen Sitzkeil auf einen konventionellen
Stuhl zu legen. Dies vereinfacht es dem Sitzenden, in eine Entlastungshaltung mit
nach vorne gekipptem Becken zu gehen. Jedoch wird die abfallende Sitzfläche als unangenehm
empfunden, da der Sitzende nach vorne abrutscht. Auch muss die Sitzfläche aus rutschfestem
Material sein und kann nicht mit einem beliebigen Ueberzug versehen werden.
[0004] Somit stellt sich die Aufgabe, einen ergonomischen Stuhl bereitzustellen, der diese
Nachteile nicht aufweist. Insbesondere soll jemand, der auf dem Stuhl sitzt, eine
Haltung einnehmen, die den Rücken schont, ohne dass der Sitzende dabei ermüdet.
[0005] Diese Aufgabe wird durch den Stuhl gemäss dem kennzeichnenden Teil von Anspruch 1
gelöst.
[0006] Auf dem erfindungsgemässen Stuhl kommen die Oberschenkel auf dem nach vorne abfallenden
vorderen Bereich der Sitzfläche zu liegen. Somit ergibt sich, ähnlich wie beim Sitzkeil,
eine leicht nach unten abfallende Stellung der Oberschenkel, was ein Aufrichten des
Oberkörpers erleichtert. Anderseits ruht das Sitzbein (os tuber ischii) auf dem hinteren,
nach vorne ansteigenden Bereich der Sitzfläche und vermittelt einen guten Halt. Ausserdem
stützt die Rückenlehne den Rücken im Bereich der Brustwirbel, was ein entspanntes,
aufrechtes Sitzen erlaubt.
[0007] Vorzugsweise ist die Rückenlehne so geformt, dass das Gesäss von hinten nicht behindert
und höchstens seitlich abgestützt wird. Auch kann die Sitzfläche und insbesondere
deren vorderer Bereich nach vorne schmaler werden. Dadurch nehmen die Oberschenkel
eine leicht gespreizte, V-förmige Stellung ein. Somit wird ein nach vorne Kippen des
Beckens weiter erleichtert.
[0008] Weitere Vorteile und Anwendungen des erfindungsgemässen Stuhls ergeben sich aus der
folgenden Beschreibung anhand der Figuren. Dabei zeigen:
Figur 1 einen Schnitt durch einen erfindungsgemässen Stuhl;
Figur 2 eine Vorderansicht des Stuhls nach Figur 1;
Figur 3 eine Aufsicht auf den Stuhl nach Fig. 1, und
Figur 4 eine schematische Seitenansicht des Stuhls mit einem Sitzenden.
[0009] Der prinzipielle Aufbau des beschriebenen Ausführungsbeispiels ist aus den Figuren
1 bis 3 ersichtlich.
[0010] Der Stuhl weist eine nach vorne zusammenlaufende Sitzfläche 1 und eine nach oben
zusammenlaufende Rückenlehne 2 auf und ruht auf drei Beinen 3, 4, 5. Die Sitzfläche
ist in einen vorderen und einen hinteren Bereich 6 resp. 7 unterteilt. Beide Bereiche
sind in diesem Ausführungsbeispiel eben ausgeführt. Der vordere Bereich fällt nach
vorne ab, der hintere Bereich steigt nach vorne an. Die Lehne 2 ist in einem unteren
Gesässbereich 8 ausgespart. Seitlich des Gesässbereichs befinden sich seitliche Stützteile
9 und 10 und oberhalb des Gesässbereichs ein oberer Stützteil 11. Der obere Stützteil
11 befindet sich über dem hinteren Bereich 7 der Sitzfläche. Die Oeffnung 12 dient
zum Erfassen des Stuhls.
[0011] Der hier gezeigte Stuhl ist aus Holz hergestellt und in der Stizfläche 1 gepolstert.
[0012] Typische Masse des gezeigten Beispiels sind: Gesamthöhe a der Rückenlehne ab Sitzfläche
ca. 45 cm; Länge b des hinteren Bereichs der Sitzfläche etwa 15 bis 25 cm (vorzugsweise
18 - 20 cm); Länge c des vorderen Bereichs der Sitzfläche bis zur Sptize etwa 15 bis
25 cm (vorzugsweise 20 bis 22 cm); Breite d des ausgesparten Gesässbereichs ca. 15
- 25 cm (vorzugsweise 20 cm); Höhe e des Gesässbereichs ca. 15 - 25 cm (vorzugsweise
20 cm); Anstiegswinkel des hinteren Bereichs der Sitzfläche ca. 4° bis 10° (vorzugsweise
6°); Abfallwinkel des vorderen Bereichs der Sitzfläche ca. 4° bis 10° (vorzugsweise
6°). Diese Masse beziehen sich auf das gezeigte Ausführungsmodell und können auch
anders gewählt werden.
[0013] Figur 4 zeigt den erfindungsgemässen Stuhl mit einer darauf sitzenden Person. Wie
eingangs erwähnt befinden sich die Oberschenkel 20 in einer leicht abfallenden Stellung
und sind dank der nach vorne schmaler werdenden Sitzfläche etwas abgespreizt. Das
Sitzbein 21 des Sitzenden ruht auf dem hinteren Bereich 7 der Sitzfläche. Dank der
Auspsparung 8 im Gesässbereich der Rückenlehne können der hintere Gesässteil und das
Kreuzbein 22 ihrem natürlichen, geschwungenen Verlauf folgen und werden nicht behindert,
sondern lediglich seitlich durch die Stützteile 9 und 10 gestützt. Der Oberkörper
wird im Bereich 23 der Burstwirbel und insbesondere des sechsten Brustwirbels durch
den oberen Stützteil 11 der Rückenlehne gestützt. Dank der nach oben schmaler werdenden
Form der Rückenlehne liegen die Schulterblätter frei, so dass eine vollständige Aufrichtung
der Schulterpartie nicht behindert wird.
[0014] Auf diese Weise nimmt der Sitzende automatisch eine Entlastungshaltung ein, bei welcher
das Becken nach vorne gekippt, der Brustkorb aufgerichtet und die Wirbelsäule optimal
belastet ist. Sitzschäden und insbesondere Schäden an der Wirbelsäule und den Bandscheiben
werden verhindert.
[0015] Da der Stuhl nur ein vorderes Bein aufweist, werden die Unterschenkel nicht behindert
und können auch nach hinten angewinkelt sein.
[0016] Es zeigt sich, dass sich der Stuhl nicht nur für gesunde, sondern auch für kranke
Menschen eignet. Insbesondere Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma, welche auf einem
normalen Stuhl eine nach vorn gebeugte Haltung einnehmen, richten sich im beschriebenen
Stuhl auf. Der Stuhl wird auch von Personen mit Hüftgelenkproblemen als sehr angenehm
empfunden, da insbesondere die abgespreizte Beinstellung das Absitzen und Aufstehen
erleichtert.
[0017] Die in den Figuren gezeigte Ausführung des Stuhls kann in vielen Punkten abgeändert
werden. So kann zum Beipsiel anstelle der drei Beine 3, 4, 5 ein konventionelles Teleskopbein
verwendet werden, wie es von Bürostühlen bekannt ist. Damit kann die Höhe der Sitzfläche
der Länge der Beine des Sitzenden angepasst werden.
[0018] Die beiden Bereiche 6 und 7 der Sitzfläche bilden hier zwei flache Ebenen. Sie können
aber auch gebogen und z.B. konvex ausgeführt sein. Auch kann der vordere Bereich 6
beidseits seitlich abfallend sein, um die Oberschenkel nicht zu behindern und eine
abgespreizte Sitzstellung zu erleichtern.
[0019] Die Aussparung 8 der Rückenlehne kann insbesondere dann entfallen, wenn die Rückenlehne
im Gesässbereich genügend nach hinten zurückversetzt ist.
1. Stuhl mit einer Sitzfläche (1) und einer Rückenlehne (2), dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche einen hinteren (7) und einen vorderen (6) Bereich aufweist, wobei
der hintere Bereich gegen vorne ansteigend, und der vordere Bereich gegen vorne abfallend
ist, und wobei die Rückenlehne (2) in einem Brustwirbelbereich einen oberen Stützteil
(11) zur Stützung eines Sitzenden aufweist.
2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb des Stützteils (11)
die Rückenlehne in einem Gesässbereich (8) ausgespart oder zurückversetzt ist.
3. Stuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückenlehne (2) beidseits
seitlich des Gesässbereichs (8) seitliche Stützteile (9, 10) zur Stützung des Sitzenden
aufweist.
4. Stuhl nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Gesässbereich
(8) sich maximal bis 15 - 25 cm oberhalb der Sitzfläche (1) erstreckt.
5. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite
der Sitzfläche (1) nach vorne abnimmt.
6. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite
der Rückenlehne (2) nach oben abnimmt.
7. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine höhenverstellbare
Beinanordnung.
8. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der obere
Stützteil (11) der Rückenlehne sich mindestens teilweise über dem hinteren Bereich
(7) der Sitzfläche befindet.
9. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der hintere
(7) und der vordere (6) Bereich der Sitzfläche ungefähr gleiche Länge aufweisen.
10. Stuhl nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der hintere
(7) und/oder vordere (6) Bereich der Sitzfläche mindestens teilweise als Ebene mit
einem Anstiegs- resp. Abfallwinkel von 4° bis 10° ausgestaltet ist.