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EP 0 515 868 B1 |
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EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT |
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Hinweis auf die Patenterteilung: |
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04.10.1995 Patentblatt 1995/40 |
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Anmeldetag: 02.05.1992 |
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Internationale Patentklassifikation (IPC)6: B24B 39/02 |
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Werkzeug für Feinstbearbeitung
Superfinishing tool
Outil de superfinition
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Benannte Vertragsstaaten: |
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DE FR GB IT |
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Priorität: |
31.05.1991 DE 4117814
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(43) |
Veröffentlichungstag der Anmeldung: |
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02.12.1992 Patentblatt 1992/49 |
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Patentinhaber: ROBERT BOSCH GMBH |
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70442 Stuttgart (DE) |
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Erfinder: |
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- Finkbeiner, Ludwig, Dipl.-Ing.
W-7121 Walheim (DE)
- Wilhelm, Manfred, Dipl.-Ing.
W-7141 Nussdorf (DE)
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Entgegenhaltungen: :
DE-C- 841 111
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US-A- 4 771 627
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Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die
Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen
das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich
einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr
entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen). |
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Werkzeug für die Feinstbearbeitung der Oberfläche
von Bohrungen, Wellen oder dergleichen. Derartige Werkzeuge, z. B. Räumwerkzeuge,
Räumnadeln oder dergleichen arbeiten spanabhebend, wodurch die bearbeiteten Oberflächen
bei weitem noch keinen optimalen Glättegrad erhalten. Dies ist jedoch in besonderen
Fällen notwendig, z. B. bei Gehäusebohrungen für Steuerschieber von Ventilen.
[0002] Aus der US-A 4 771 627 ist ein Werkzeug für die Feinstbearbeitung von Bohrungen,
Wellen oder dergleichen mit beliebigem, insbesondere rundem Querschnitt, und aus sehr
hartem metallischem Werkstoff, das mehrere konzentrisch in Achsrichtung hintereinander
liegende Arbeitsbereiche aufweist, bekannt. Der durch die Arbeitsbereiche hervorgerufene
Umformprozeß der zu bearbeitenden Werkzeugoberfläche erfogt spanlos. Der Arbeitsbereich
besteht aus Nuten und Erhebungen. Mit Hilfe dieser Vorrichtung können nur kurze Bohrungen
geglättet werden. Bei diesem Werkzeug haben die Erhebungen einen kleinen Radius, während
die dazwischenliegenden Nuten einen großen Radius aufweisen. Der relativ steile Anstiegswinkel
zu den Erhebungen bewirkt bei harten Werkstoffen eine Beschädigung des Werkzeugs.
Bei harten Werkstoffen weist die Innenwand eine so hohe Härte auf, daß die Erhebungen
nachgeben können. Dies ist möglich, da sich hinter den jeweiligen Erhebungen in Form
der Nuten ein Raum mit einem großen Radius befindet.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Glättwerkzeug herzustellen, mit dem
glatte und hochfeste Oberflächen geschaffen werden können. Diese Aufgabe wird durch
die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Vorteile der Erfindung
[0004] Das erfindungsgemäße Werkzeug mit den Merkmalen des Hauptanspruchs hat demgegenüber
den Vorteil, daß die bearbeiteten Oberflächen nicht nur eine außerordentlich hohe
Maßgenauigkeit erhalten, sondern auch eine außerordentlich glatte und hochfeste Oberfläche.
Das Werkzeug erzeugt eine Präzisions-Mikroumformung der Oberfläche des Werkstoffs.
Die Bearbeitung kann, je nach Art des Werkzeugs, sowohl an Innenflächen, z. B. Bohrungen,
wie auch an Außenflächen (Wellen, Achsen usw.) vorgenommen werden.
[0005] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, der Zeichnung
und der nachfolgenden Beschreibung.
Zeichnung
[0006] Ein Ausführungbeispiel der Erfindung ist in der nachfolgenden Beschreibung und Zeichnung
wiedergegeben. Letztere zeigt in Figur 1 eine Ansicht des erfindungsgemäßen Glättwerkzeugs,
in Figur 2 eine Einzelheit des Glättwerkzeugs und in Figur 3 eine Anwendung.
Beschreibung des Ausführungsbeispiels
[0007] Das Präzisions-Glättwerkzeug ist als Glättdorn 10 ausgebildet, das zur Endbearbeitung,
d. h. für das Herstellen eines genauesten Durchmessermaßes z. B. einer Bohrung durch
Verdichten deren Oberfläche, d. h. also nicht durch spanabhebende Bearbeitung, dient.
Bevor auf den Werkstoff des Werkzeugs eingegangen ist, sei die Werkzeuggeometrie erläutert.
Es hat einen zylindrischen Schaft 11, an dessen Stirnseite sich eine Einlaufschräge
13 befindet, auf welche die Führungsgerade 14 folgt. Danach kommt ein Zentrierbereich
15 und dann eine Stufe mit gerundeten Übergängen. Daran schließt sich eine Einlauf-Glättschräge
16 an und dann die sogenannte Feinstufe 17, welche den eigentlichen Arbeitsbereich
bildet. Die Feinstufe 17 besteht aus einer größeren Anzahl von konzentrisch hintereinanderliegenden
Rillen 18, zwischen den sich die eigentlichen Arbeitsstufen 19 befinden, welche zylindrisch
(gerade) ausgebildet sind.
[0008] Sehr wesentlich ist nun der Übergangsbereich zwischen jeweils einer Rille 18 und
einer Arbeitsstufe 19. Dieser Übergangsbereich ist in Bewegungsrichtung des Werkzeugs
- siehe Figur 2 und Pfeil P - als Einlaufkurve 20 bezeichnet, im dahinterliegenden
Bereich als Auslaufkurve 21. Der Übergang von jeder Rille 18 zu einer Arbeitsstufe
19 verläuft jeweils tangential.
[0009] Der größte Durchmesser einer Arbeitsstufe 19 befindet sich am Ende der Feinstufe
17. An dem dem Schaft 11 gegenüberliegenden Ende der Feinstufe 17 folgt nun eine Auslaufschräge
23, darauf eine Auslaufgerade 24. Der Durchmesserunterschied der einzelnen Arbeitsstufen
19 in der Feinstufe 17 beträgt etwa 0,2 bis 0,3 Mikrometer, d. h. er ist außerordentlich
gering.
[0010] Die Figur 3 zeigt ein Bearbeitungsbeispiel für das Glättwerkzeug. Hier muß eine Bohrung
27 eines Maschinenteils auf genauesten Durchmesser, geringste Rauhtiefe und genaueste
Zylindrizität gebracht werden. Das geschieht mit Hilfe des Glättwerkzeugs, das die
Oberfläche der Bohrung beim Durchschieben durch Verdichten - hier handelt es sich
natürlich nur um wenige Mikrometer - auf genauestes Maß bringt, also nicht durch Spanabheben.
[0011] Der Grundwerkstoff des Präzisions-Glättwerkzeugs besteht z. B. aus hochlegiertem
Stahl mit einem homogenen Gefüge, insbesondere ein Drucksinterwerkstoff mit einer
Harte von 67 bis 69 HRC nach der Härtung im Vakuum. Zum Drucksintern eignet sich vor
allem das sogenannte HIP-Verfahren (hochisostatisches Pressen). Das hierzu verwendete
Drucksintermehl soll einen Korndurchmesser von 3 bis 7 Mikrometer haben, dazu kommt
ein Fließmittel, z. B. Nickel, Zinn, Zink, ebenfalls als Sintermehl mit etwa gleicher
Korngröße. Die Oberfläche muß frei von Mikrorissen sein.
[0012] Auf den Grundwerkstoff wird eine Hartschicht aufgebracht, deren Härte etwa 300 %
höher liegen soll, als die Härte des zu glättenden Werkstücks. Zuvor wird jedoch das
Werkzeug chemisch-mechanisch gereinigt. Dann wird auf den gesinterten Grundwerkstoff
zwecks guter Haftung der Hartschicht eine dünne Zwischenschicht aus Nickel auf die
Arbeitsfläche bzw. die Feinstufe 17 elektrolytisch aufgebracht, die etwa 0,2 bis 0,4
Mikrometer dick ist und die sich kohäsiv mit dem Grundwerkstoff verbindet und dann
auch mit der nachfolgenden Hartschicht. Diese wird ebenfalls nur in der Feinstufe
17 aufgebracht und besteht im äußersten Bereich aus TiN der Härte 2000 HV oder TiC₂N,
Härte 2700 - 3200 HV.
[0013] Hierzu wird im PVD-Verfahren (physical vapour deposition) Rein-Titan aufgebracht.
Dazu wird - wie zuvor beschrieben - das vorher mit Rein-Nickel elektrolytisch beschichtete
Werkzeug in einer Reduktionsstufe auf 480 °C zum Entgasen erwärmt und in einer Schutzgaszone
das Rein-Titan zugeführt. Nach dem Aufbringen von Rein-Titan mit einer Schichtdicke
von 0,3 bis 0,5 Mikrometer, wird durch Diffusion Stickstoff und Kohlenstoff ins Rein-Titan
eingebracht, bis die geschlossene Hartschicht aus TiN oder TiC₂N entsteht. Damit verbleibt
eine reine Metallschicht auf der Werkzeugoberfläche. Das Werkzeug wird dann feinstgeschliffen
und danach mechanisch-chemisch gereinigt.
[0014] Nach der Hartbeschichtung muß der genannte Arbeitsbereich bzw. die Feinstufe des
Werkzeugs verdichtet und geglättet werden durch definiertes Polieren. Das Poliermittel
muß gefiltert sein. Nach dieser Glättung muß das Werkzeug wiederum mechanisch-chemisch
gereinigt werden mit einer Kunststoff-Stabilbürste. Es ist darauf zu achten, daß alle
freien Kristalle von der Oberfläche entfernt werden.
[0015] Beim Einsatz des Werkzeugs ist es zweckmäßig, einen dünnflüssigen Schmierstoff zu
verwenden. Als besonders geeignet hat sich ein säurearmes, mineralisch-organisches
Öl bewährt. Dies richtet sich vor allem nach der Werkstücklegierung, der Werkstückhärte
und dessen Oberfläche. Es kann aber auch mit Emulsionen geschmiert und gekühlt werden.
Eine Kühlung ist sehr wichtig bzw. zweckmäßig.
[0016] Das beschriebene Präzisionsglättwerkzeug ist zur Bearbeitung von Bohrungen vorgesehen.
Es ist jedoch möglich, sinngemäß ein ähnliches Werkzeug für die Präzisionsbearbeitung
von z. B. Wellen, Achsen und dergleichen herzustellen.
[0017] Der Querschnitt der Feinstufe bzw. des gesamten Werkzeugs ist üblicherweise rund,
er kann aber auch andere Formen aufweisen, z. B. ein Polygonprofil, ein elliptisches
u. a.
1. Werkzeug für die Feinstbearbeitung von Bohrungen, Wellen oder dergleichen mit beliebigem,
insbesondere rundem Querschnitt, und aus sehr hartem, metallischen Werkstoff, das
mehrere konzentrisch in Achsrichtung hintereinander liegende Arbeitsbereiche (17)
aufweist, wobei der Umformprozeß der zu bearbeitenden Werkstückoberfläche spanlos
durch Verdichten erfolgt, wobei in Achsrichtung gesehen zu Beginn eine Binlauf-Glättschräge
(16) vorhanden ist und die Arbeitsbereiche (17) aus einer Rille (18), einer Binlaufkurve
(20), einer Arbeitsstufe (19) und einer der Binlaufkurve (20) entsprechenden Auslaufkurve
(21) bestehen, wobei der Übergangsbereich zur Arbeitsstufe (19) jeweils tangential
verläuft und die Arbeitsstufen (19) sich in Achsrichtung gerade erstrecken.
2. Werkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitsstufen (19) im Durchmesser
von einer Seite her ansteigen bis zu einem größten Durchmesser (D1).
3. Werkzeug nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug ein
Dorn ist zur Bearbeitung von Bohrungen und daß der Dorn (11) in Bewegungsrichtung
gesehen vor der Einlauf-Glättschräge (16) einen Führungsbereich (14) und einen Zentrierbereich
(15) hat und daß sich an die Auslaufkurve (21) eine Auslaufschräge (23) und eine Auslaufgerade
(24) anschließt.
4. Werkzeug nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug ein
Hohlkörper ist, und zur Bearbeitung von Wellen, Achsen und dergleichen dient.
5. Werkzeug nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitsstufe (19) einen
runden Querschnitt hat.
6. Werkzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitsstufe (19) hohlzylindrisch
ist.
7. Werkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkzeug
aus einem Grundkörper aus hochlegiertem Sinterstahl besteht, auf welchem mindestens
im Arbeitsbereich zuerst eine Zwischenschicht aus Nickel elektrolytisch aufgebracht
wird und danach eine Hartschicht aus insbesondere Rein-Titan, und daß die Oberfläche
des Werkzeugs nach dem Beschichten verdichtet und geglättet wird.
1. Tool for the superfinishing of bores, shafts or the like having any, in particular
round, cross-section and made of a very hard, metallic material, which tool has a
plurality of working areas (17) lying concentrically one behind the other in the axial
direction, the forming process for the workpiece surface to be worked being effected
by compression without chip removal, there being an entering smoothing bevel (16)
at the start as viewed in the axial direction, and the working areas (17) consisting
of a groove (18), an entering curve (20), a working step (19) and a leaving curve
(21) corresponding to the entering curve (20), the transition area in each case running
tangentially with respect to the working step (19) and the working steps (19) extending
rectilinearly in the axial direction.
2. Tool according to Claim 1, characterized in that the working steps (19) increase in
diameter from one side up to a maximum diameter (D1).
3. Tool according to Claim 1 and/or 2, characterized in that the tool is a mandrel for
the working of bores, and in that the mandrel (11), as viewed in the direction of
movement, has a guide area (14) and a centring area (15) in front of the entering
smoothing bevel (16), and in that a leaving bevel (23) and a straight leaving portion
(24) adjoin the leaving curve (21).
4. Tool according to Claim 1 and/or 2, characterized in that the tool is a hollow body
and serves to work shafts, spindles and the like.
5. Tool according to Claim 3, characterized in that the working step (19) has a round
cross-section.
6. Tool according to Claim 4, characterized in that the working step (19) is hollow-cylindrical.
7. Tool according to one of Claims 1 to 6, characterized in that the tool consists of
a basic body of high-alloy sintered steel, to which first of all an intermediate coating
of nickel is applied electrolytically at least in the working area and then a hard
coating of, in particular, pure titanium is applied, and in that the surface of the
tool is compressed and smoothed after the coating.
1. Outil de superfinition de perçages, d'arbres ou analogue, ayant une section quelconque
en particulier ronde, et comportant plusieurs zones de travail (17), très dures, métalliques,
alignées concentriquement dans la direction de l'axe, pour transformer la surface
de la pièce à usiner sans enlèvement de copeaux, par compression et, selon la direction
axiale, au début avec une rampe de lissage d'entrée (16) et des zones de travail formées
d'une nervure (18), d'une courbe d'entrée (20), d'une plage de travail (19) et d'une
courbe de sortie (21) correspondant à la courbe d'entrée (20), la zone de transition
vers la plage de travail (19) étant tangentielle, les plages de travail (19) s'étendant
en ligne droite dans la direction axiale.
2. Outil selon la revendication 1, caractérisé en ce que les plages de travail (19) ont
un diamètre croissant à partir d'un côté jusqu'au plus grand diamètre (D1).
3. Outil selon la revendication 1 et/ou 2, caractérisé en ce qu'il s'agit d'une broche
pour l'usinage de perçages et cette broche (11) comporte selon le sens de déplacement,
en amont de la rampe de lissage d'entée (16), une zone de guidage (14) et une zone
de centrage (15) et la courbe de sortie (21) se poursuit par une rampe de sortie (23)
et une partie droite de sortie (24).
4. Outil selon la revendication 1 et/ou 2, caractérisé en ce qu'il est un corps creux
et sert à l'usinage d'arbres, d'axes ou analogues.
5. Outil selon la revendication 3, caractérisé en ce que la plage de travail (19) a une
section ronde.
6. Outil selon la revendication 4, caractérisé en ce que la plage de travail (19) est
cylindrique, creuse.
7. Outil selon l'une des revendications 1 à 6, caractérisé en ce qu'il comprend un corps
de base en acier fritté, fortement allié, muni au moins dans la plage de travail,
tout d'abord d'une couche intermédiaire en nickel appliquée par voie électrolytique,
puis une couche dure notamment en titane pur et la surface extérieure de l'outil est
comprimée et lissée après application du revêtement.