[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine Bremsvorrichtung, bei welcher die Bremskräfte nicht
auf den Laufkranz des Rades eines schienengebundenen Fahrzeuges wirken , sondern auf
einen unmittelbar neben dem Laufrad konzentrisch angeordneten Bremskranz.
[0002] Es ist bekannt, dass durch die unmittelbare Einwirkung der Klotzbremsen auf die Laufkränze
von Eisenbahnfahrzeugen auf den Laufflächen Aufrauhungen und Verriffelungen entstehen.
Diese sind wesentliche Faktoren bei der Entstehung der Lärmemissionen von Schienenfahrzeugen.
Wo die Laufflächen diesen direkten Bremseinwirkungen nicht ausgesetzt sind, wie etwa
bei Schienenfahrzeugen mit Scheibenbremsen, sind die Schienenlärmemissionen bei vergleichbaren
Fahrgeschwindigkeiten erheblich niedriger, der wahmehmbare Lärm lässt sich dabei auf
die Hälfte (um bis -10 dB) und weniger vermindern. Gleichzeitig werden Laufkranz und
Schienen weniger stark abgenutzt. Aehnliche günstige Auswirkungen sind auch bei der
Verwendung von Trommelbremsen festzustellen. Versuche mit Trommel-bremsen bei bestehenden
und neuen Drehgestellen werden gegenwärtig bei verschiedenen Bahnverwaltungen durchgeführt.
[0003] Der Nachteil der Scheibenbremssysteme und der Trommelbremssysteme sind die hohen
Kosten, wenn sie bei Drehgestellen des vorhandenen Reisezugwagen - und Güterwagenbestandes
mit Klotzbremssystemen eingebaut werden sollen.. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis
diese Bestände ausgemustert sein werden. Mit der Verminderung der Lärmbelastung darf
aber in den meisten Ländem aus gesetzlichen Gründen nicht beliebig lang zugewartet
werden. Wirkungsvoller Lärmschutz ist in erster Linie durch die Verminderung des Lärms
an der Quelle anzustreben; bei ältern Schienenfahrzeugen ist dies wirtschaftlich nur
vertäglich, wenn die Umbaukosten in einem vertretbaren Verhältnis zur voraussichtlichen
Resteinsatzdauer sind.
[0004] Klotzbremssysteme, wie sie beim überwiegenden Teil des Eisenbahnfahrzeugbestandes
noch vorhanden sind, haben als Vorteile die Kostengünstigkeit, die jahrzehnte alte
Bewährtheit und die Robustheit aufzuweisen. Es ist Ziel der Erfindung, die Vorteile
des Klotzbremssystems beizubehalten und die erwähnten Nachteile zu vermeiden. Die
Erfindung erreicht dies durch den Einbau eines möglichst nahe beim Laufrad konzentrisch
zur Radsatzachse angeordneten Bremskranzes. Auf diesen Bremskranz wirken nun die Bremsklötze
eines Bremsklotzsystems nach gebräuchlicher und vergleichsweiser kostengünstiger Technik.
Das Hauptziel der Erfindung, eine Verminderung der Schienenfahrzeugemissionen durch
verriffelungsfreie und oberflächenglatte Laufflächen zu schaffen, wird damit auf kostengünstige
und wenig aufwendige Art erreicht, ohne dass auf ein bewährtes Bremssystem verzichtet
werden müsste.
[0005] Das erfindungsgemässe Klotzbremssystem weist verschiedene Vorteile auf. Es lässt
sich auch nachträglich an Rädem oder Radsätzen befestigen, die bereits in Betrieb
genommen worden sind. Dabei müssen in der Regel nur die Bremsschuhe, die Klotzbremshalterung
und Teile des Bremsgestänges angepasst werden. Bei neuen Drehgestellen ist es eine
kostengünstige Bremssystemlösung. Der Einbau -auch der nachträgliche - von Antiblockiereinrichtungen
ABS ist möglich. Die durch die Bremsung entstehende Reibungswärme kann erfahrungsgemäss
bei längeren Einwirkungszeiten zu Ueberhitzungserscheinungen an den Laufrädern führen.
Der der Erfindung zugrunde liegende Bremskranz muss nicht unmittelbar mit dem Laufkranz
des Rades verbunden werden, sondern kann auch mittelbar mit diesem über einzelne Verbindungselemente
am Radkörper oder über eine separate Radscheibe oder über Radspeichen mit der Radsatzachse
verbunden werden. Damit wird eine verminderte Bremswärmeeinleitung auf das Laufrad
erreicht. Durch das Anbringen von Kühlrippen an der Bremskranzradiusinnenseite oder
durch eine entsprechende Ausformung der Bremskranzspeichen kann zudem eine rasche
Abkühlung des Bremskranzes selbst bewirkt werden. Es ist ein weiteres Ziel der Erfindung,
das Problem der Radüberhitzung durch eine nur mittelbar über einen Bremskranz auf
den Laufkranz einwirkende Bremsvorrichtung zu mildern.
[0006] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen mit Bezug auf die beiliegende
Zeichnung näher erläutert.
[0007] Figur 1 zeigt die Anordnung des erfindungsgemässen Bremskranzes auf der Spurkranzinnenseite
in einem Horizontalschnitt. Diese Anordnung ist vorwiegend bei Laufkreisdurchmessern,
die dem internationalen Standardradsatz entsprechen, zweckmässig. Der Bremskranz 1
ist über eine Radscheibe oder Radspeichen 6 mit der Radsatzachse 3 kraftschlüssig
verbunden. Anstelle der Befestigung an der Radsatzachse kann der Bremskranz über einzelne
Verbindungselemente 7 (angedeutet) mit dem Radkörper 8 verbunden werden. Die Lage
des Bremsschuhes 9 mit zugehörigem Bremsklotz verschiebt sich dabei um einige Zentimeter
von der Laufkreisfläche auf den Bremskranz. Das gezeigte Bremssystem kann auch nachträglich
noch in viele bestehende Drehgestelle ohne Anpassungen an der Radsatzachse und am
Drehgestellrahmen eingebaut werden.
[0008] Figur 2 zeigt, wie der Bremskranz 1 ohne mit ihm kraftschlüssig verbunden zu sein,
unmittelbar neben dem Laufkranz 2 aussenseitig angeordnet ist. Der Bremskranz 1 ist
über Radspeichen 6 mit dem verlängerten Notachsschenkel 5 kraftschlüssig verbunden.
Der Achsschenkel 4 der Radsatzachse ist um etwa ein Brernskranzbreite beidseitig zu
verlängern, ebenso der Drehgestellrahmen. Die dargestellte Anordnung des Bremskranzes
auf der Laufradaussenseite ist vorzugsweise bei Rädern mit kleinen Raddurchmessem,
wie sie etwa bei Huckepackwagen vorzufinden sind , sinnvoll. Laufräder mit kleinen
Durchmessern werden durch die Einwirkungen der Bremshitze besonders rasch und intensiv
beansprucht. Hier ist die Bremswärmeableitung ebenso wichtiges Ziel der Erfindung
wie die Lärmreduktion. Auch hier sind keine erheblichen Anpassungen beim Bremsgestänge
erforderllich.
[0009] Figur 3 zeigt die Anordnung des erfindungsgemässen Bremskranzes 1 mit einer Befestigung
unmittelbar am Radkörper 8. Der Bremsschuh 9 ist aus seiner ursprünglichen Lage um
etwa 12 cm nach innen verschoben, sodass die Bremsklötze auf den angefügten Bremskranz
1 einwirken können. Die Bremstange des Bremsgestänges wird entsprechend gekürzt und
angepasst. Die in dieser Figur aufgezeigte Anordnung steht bei nachträglichen Einbauten
in Drehgestellen von Schienenfahrzeugen im Vordergrund, bei denen die Bremswärmeeinflüsse
gering sind.
[0010] Der Bremskranz 1 ist so breit, dass die Bremsklötze gebräuchlicher System angepresst
werden können. Selbst bei Anordnung des Bremskranzes auf der Innenseite bleibt eine
visuelle Kontrolle möglich. Die jeweiligen Materialien des Bremskranzes und der Bremsklötze
können hinsichtlich Verschleiss und Bremskraftübertragung optimal aufeinander abgestimmt
werden, da der Bremskranz im Gegensatz zum Laufrad keine statischen Belastungen aufnehmen
muss. Das Material des Bremskranzes kann aber auch aus dem gleichen Material wie das
zu bremsende Rad bestehen. Bremskranz wie Bremsklotz können wegen Wegfall der Laufkreisfunktion
auch mit Bremsbelägen versehen werden.
1. Bremsmittel an einem Rad oder an einem Radsatz eines schienengebundenen Fahrzeuges
dadurch gekennzeichnet, dass seine Bremswirkung mittelbar am Laufkranz des Rades angreift.
2. Bremsmittel nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass es auf einen zum bremsenden
Rad oder Radsatz konzentrischen Bremskranz (1) unmittelbar einwirkt.
3. Bremsvorrichtung nach vorhergehenden Ansprüchen dadurch gekennzeichnet, dass der
Bremskranz durch Bremsklötze mit Bremsschuhen (9) beaufschlagt ist.
4. Bremsvorrichtung nach vorhergehenden Ansprüchen dadurch gekennzeichnet, dass er einen
möglichst grossen Radius aufweist, so dass der Bremskranz (1) gerade nicht mehr auf
Einbauten im schienennahen Bereich aufschlagen kann.
5 Bremsvorrichtung nach vorhergehenden Ansprüchen dadurch gekennzeichnet, dass der
Bremskranz (1) auf der Spurkranzseite des Rades angeordnet ist und dass er mit dem
Radkörper (8) oder mit der Radsatzachse (3) kraftschlüssig oder kraft- und formschlüssig
verbunden ist.
6. Bremsvorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass der Bremskranz
(1) auf der auf das Radlager (10) gerichteten Seite des Rades angeordnet ist und mit
dem Radkörper (8) oder mit dem Schenkel (4) oder (5) der Radsatzachse (3) kraftschlüssig
oder kraft- und formschlüssig verbunden ist.