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EP 0 545 069 B1 |
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EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT |
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Hinweis auf die Patenterteilung: |
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06.12.1995 Patentblatt 1995/49 |
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Anmeldetag: 27.10.1992 |
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Verfahren zur Behandlung von Stählen und Refraktärmetallen
Method of treating steel and refractory metals
Procédé de traitement d'aciers et de métaux réfractaires
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Benannte Vertragsstaaten: |
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AT DE ES FR GB IT |
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Priorität: |
04.12.1991 DE 4139975 19.03.1992 DE 4208848
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(43) |
Veröffentlichungstag der Anmeldung: |
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09.06.1993 Patentblatt 1993/23 |
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Patentinhaber: Leybold Durferrit GmbH |
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D-50968 Köln (DE) |
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Erfinder: |
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- Melber, Albrecht, Dr.
W-6100 Darmstadt (DE)
- Minarski, Peter, Dr.
W-6458 Rodenbach (DE)
- Preisser, Friedrich, Dr.
W-6470 Büdingen (DE)
- Zimmermann, Klaus, Dr.
W-8755 Alzenau (DE)
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Entgegenhaltungen: :
EP-A- 0 105 835 EP-A- 0 408 168 DD-C- 152 947 GB-A- 1 495 703
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EP-A- 0 242 089 EP-A- 0 544 987 DE-A- 1 933 439 US-A- 2 851 387
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- PATENT ABSTRACTS OF JAPAN vol. 6, no. 78 (C-102)(956) 15. Mai 1982 & JP-A-5713171
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Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die
Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen
das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich
einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr
entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen). |
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Bauteilen aus Stählen und
Metallen in einer Prozeßkammer unter Einwirkung von Druck und Temperatur mit einem
ersten Verfahrensschritt, in dem eine thermochemische Oberflächenbehandlung, beispielsweise
das Einsatzhärten, durchgeführt wird, wozu ein Gas oder Gasgemisch in diese Prozeßkammer
eingelassen wird.
[0002] Bei der thermochemischen Oberflächenbehandlung (z.B. Nitrieren, Nitrokarburieren
oder Borieren) von legierten Stählen und Refraktärmetallen (z.B. Ti, Zr, Mo, W. Nb,
Ta, V) kommt es bislang durch die oberflächenbedeckenden Passivschichten auf den Materialien
zu folgenden Schwierigkeiten: Die Passivschichten bestehen nämlich meist aus Oxiden
und bilden eine dünne Schutzhaut, die das ungestörte Eindiffundieren von Nichtmetallen
wie z.B. N, C, und B bei der Oberflächenbehandlung mit Nachteil verhindern. Dadurch
wird z.B. bei den Refraktärmetallen eine Eindiffusion völlig, bei hochlegierten Stählen
teilweise verhindert, was zu ungleichmäßigen Behandlungsergebnissen führt.
Bei bestimmten Sorten legierter Stähle wird zu Erzielung eines gleichmäßigen Behandlungsergebnisses
eine Voroxidation vorgenommen. Damit werden Verunreinigungen an den Oberflächen oxidiert
und die bereits bestehende Oxidschicht beeinflußt. Dadurch kann in manchen Fällen
Einfluß auf die Gleichmäßigkeit der Schichtausbildung genommen werden. Die erzeugten
Schichten sind sehr dünn und enthalten immer größere Mengen Sauerstoff.
[0003] Bei der thermochemischen Oberflächenbehandlung von Metallen (z.B. Aufkohlen, Vergüten,
Glühen, Carbonitrieren, Nitrocarburieren) kommt es weiterhin, bedingt durch die Verwendung
sauerstoffhaltiger Prozeßgase zu einer interkristallinen Oxidation der behandelten
Bauteile. Da die Oxidation nur an der freien Oberfläche, also am Rand der Bauteile
auftritt, wird diese Form der Oxidation auch als Randoxidation bezeichnet. Diese Randoxidation
bewirkt eine Herabsetzung der Dauerfestigkeit, so daß die Lebensdauer randoxidierter
Bauteile verkleinert wird.
[0004] Es sind zur Zeit zwei Wärmebehandlungsverfahren zum Aufkohlen von Werkstücken bekannt,
die mit sauerstofffreien Prozeßgasen betrieben werden. Diese Verfahren, Plasmaaufkohlung
und Vakuumaufkohlung, konnten bisher jedoch noch keine industrielle Anwendung in nennenswertem
Umfang finden.
Bauteile, die nach der Wärmebehandlung Oxidation aufweisen, werden daher meist durch
mechanische Bearbeitung nachbehandelt, mit dem Ziel die Oxidation abzutragen (z.B.
Schleifen von Zahnrädern). Der Abfall der Dauerfestigkeit durch Randoxidation kann
auch durch Verfahren zur Verfestigung (z.B. Kugelstrahlen von Zahnrädern) der Bauteile
kompensiert werden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, ein Verfahren zu entwickeln, das die
Randoxidation wärmebehandelter Teile entfernt und die mechanische Bearbeitung ersetzt.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zur thermochemischen Entfernung
der infolge des ersten Verfahrensschritts erzeugten Randoxydation an den Bauteilen
in einem zweiten Verfahrensschritt N₂, H₂ oder NH₃ oder ein Gemisch dieser Gase in
die Prozeßkammer eingelassen und ein Druck größer 1 bar und eine Temperatur zwischen
100 °C und 1.000 °C voneinander unabhängig eingestellt wird.
[0007] Die Oxide werden reduziert, indem sie mit der Gasphase reagieren und ihre Sauerstoffatome
abgeben oder Nitride bilden. Solchermaßen wärmebehandelte Teile können je nach Zusammensetzung
der Oxide nahezu vollkommen desoxidiert werden.
Eine solche Wärmebehandlung kann bei höher legierten Stählen als Ersatz für die ohnehin
durchzuführende Anlaßbehandlung durchgeführt werden, Anlassen und Desoxidieren werden
dann in einem Schritt durchgeführt.
[0008] Durch dieses Verfahren ist es möglich, thermochemische Behandlungen mit oxidierenden
Gaskomponenten weiter durchzuführen und durch die anschließende Desoxidation höhere
Dauerfestigungseigenschaften an den Bauteilen zu erzielen. Dadurch kann auf den Einsatz
teurer und komplizierter mechanischer Nachbehandlungen verzichtet werden.
[0009] Weitere Ausführungsmöglichkeiten und Merkmale sind in den Unteransprüchen näher beschrieben
und gekennzeichnet.
[0010] Die Erfindung läßt die verschiedensten Ausführungsmöglichkeiten zu; eine davon ist
in den beiden anhängenden Skizzen beispielhaft dargestellt.
[0011] Nachdem der Stahl in eine Behandlungskammer 1 eingebracht ist, wird diese auf 580
°C aufgeheizt und mit einem Druck von z.B. 10 bar wird H₂ und/oder NH₃ eingelassen.
In diesem Verfahrensschritt wird der eingesetzte Stahl entpassiviert und gleichzeitig
mit einer dünnen Nitridschicht als Schutz vor weiterer Oxidation versehen.
[0012] Anschließend wird der vor Oxidation geschützte Stahl in eine zweite Behandlungskammer
2 verbracht. Hier wird eine werkstoffspezifische Nitriertemperatur von 550 °C eingestellt
und bei einem Druck von 1 bar ein Gasgemisch aus NH₃, H₂ eingelassen. Nach Abschluß
dieses zweiten Behandlungsschrittes erhält man als Endprodukt einen nitrierten X 20
CrMo V 12 1- Stahl. Statt stickstoffhaltiger Gase können zum Kohlen auch kohlenstoffhaltige
Gase wie CO₂ oder CO bei bei Temperaturen zwischen 800 °C und 1.000 °C eingesetzt
werden.
[0013] Ein wesentlicher Vorteil ist, daß der eigentliche thermochemische Behandlungsvorgang,
beispielsweise das Nitrieren in einer konventionellen Nitrieranlage unter Atmosphärendruck
durchgeführt werden kann. Somit entfällt die Notwendigkeit eine Druckkammer einzusetzen,
die beispielsweise für 30 bar ausgelegt sein muß.
[0014] Ein einsatzgehärteter Stahl 16 MnCr5 wird mit 10 »m Randoxidation in eine Prozeßkammer
1 eingebracht und auf eine Prozeßtemperatur ϑ = 200 °C erwärmt. In die Kammer wird
nun ein Gasgemisch aus NH₃ und N₂ mit einem Druck p=20 bar eingelassen. Nach Abschluß
dieses Prozesses erhält man einen randoxidationsfreien Stahl 16 MnCr5.
1. Verfahren zur Behandlung von Bauteilen aus Stählen und Metallen in einer Prozeßkammer
unter Einwirkung von Druck und Temperatur mit einem ersten Verfahrensschritt, in dem
eine thermochemische Oberflächenbehandlung, beispielsweise das Einsatzhärten, durchgeführt
wird, wobei ein Gas oder Gasgemisch in eine Prozeßkammer eingelassen wird, dadurch gekennzeichnet, daß zur thermochemischen Entfernung der Randoxidation der Bauteile in einem zweiten
Verfahrensschritt N₂, H₂ oder NH₃ oder ein Gemisch dieser Gase in die Prozeßkammer
eingelassen und ein Druck größer 1 bar und eine Temperatur zwischen 100 °C und 1.000
°C voneinander unabhängig eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Bauteile aus unlegierten oder niedriglegierten Stählen behandelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Bauteile aus höherlegierten Stählen behandelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig mit der thermochemischen Entfernung der Randoxidation ein Wärmebehandlungsverfahren,
beispielsweise das Anlassen von Stählen durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Prozeßdruck während des Verfahrens zur thermochemischen Entfernung der Randoxidation
20 bar beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Prozeßtemperatur kleiner oder gleich der Anlaßtemperatur des zu behandelnden
Stahls ist.
1. Method of treating components composed of steels and metals in a processing chamber
under the actio of pressure and heat, comprising a first processing stage in which
a thermochemical surface treatment, e.g. case-hardening, is carried out, to which
end a gas or gas mixture is introduced into a processing chamber, characterised in
that for the thermochemical removal of peripheral oxidation of the components, in
a second processing stage N₂, H₂ or NH₃ or a mixture of these gases is introduced
into the processing chamber, and a pressure of more than 1 bar and a temperature of
between 100°C and 1 000°C are set independently of one another.
2. Method according to claim 1, characterised in that components composed of unalloyed
or low-alloy steels are treated.
3. Method according to claim 1, characterised in that components composed of high-alloy
steels are treated.
4. Method according to claim 3, characterised in that simultaneously with the thermochemical
removal of peripheral oxidation, a heat-treatment process, e.g. the annealing of steels,
is carried out.
5. Method according to one or more of claims 1 to 4, characterised in that the processing
pressure during the process of thermochemically removing peripheral oxidation is 20
bar.
6. Method according to claim 5, characterised in that the processing temperature is lower
than or equal to the annealing temperature of the steel to be treated.
1. Procédé pour le traitement d'éléments de construction constitués d'aciers et de métaux
dans une chambre de procédé sous l'action de la pression et de la température présentant
une première étape de procédé, dans laquelle on réalise un traitement de surface thermochimique,
par exemple la cémentation, un gaz ou un mélange gazeux étant introduit dans une chambre
de procédé, caractérisé en ce qu'on laisse entrer dans la chambre de procédé dans
une deuxième étape de procédé N₂, H₂ ou NH₃ ou un mélange de ces gaz pour une élimination
thermochimique de l'oxydation marginale des éléments de construction et qu'on ajuste
une pression supérieure à 1 bar et une température comprise entre 100°C et 1 000°C
indépendamment l'une de l'autre.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'on traite des éléments de construction
constitués d'aciers non alliés ou faiblement alliés.
3. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'on traite des éléments de construction
constitués d'aciers hautement alliés.
4. Procédé selon la revendication 3, caractérisé en ce qu'on réalise simultanément avec
l'élimination thermochimique de l'oxydation marginale un procédé de traitement thermique,
par exemple la recuisson des aciers.
5. Procédé selon l'une quelconque ou plusieurs des revendications 1 à 4, caractérisé
en ce que la pression du procédé pendant le procédé pour l'élimination thermochimique
de l'oxydation marginale est de 20 bars.
6. Procédé selon la revendication 5, caractérisé en ce que la température du procédé
est plus petite ou égale à la température de recuisson de l'acier à traiter.
