[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Obertlächenbehandlung von zu beschichtenden
Werkstücken aus zementgebundenen oder bituminösen oder anderen Werkstoffen, wie Straßen,
Flugplätzen, Brückenteilen, usw., gemäß welchem die Oberfläche vor Aufbringen der
Beschichtung aufgerauht und gereinigt wird.
[0002] Die Aufrauhung der Oberfläche wird heute mit verschiedenen Verfahren durchgeführt,
wie z.B durch Sandstrahlen, Wasserstrahlen mit hohen Wasserdrücken, Bearbeitung mit
dem Nadelhammer, Auffräsen bzw. Abfräsen mit entsprechenden Diamant- oder Hartmetallwerkzeugen,
Abbürsten mit Stahldrahtbürsten u.a.. Neben den mechanischen Methoden, wie etwa in
DE-A-1 459 765 oder GB-A-242 163 beschrieben, sind auch chemische Behandlungsverfahren
bekannt, die zur Aufrauhung und teilweisen Abtragung der Oberflächen von zu beschichtenden
Bauteilen und Werkstücken herangezogen werden. Zur Erhöhung der Haftung der zur Auflage
kommenden Schichten werden auch Haftvermittler verwendet, die z.B. den Haftverbund
zwischen Alt- und Neu-Beton erhöhen sollten. Meist wird eine aus Kunststoffen oder
anderen Materialien (z.B. Zementleim) aufgebaute Substanz in Form einer dünnen Schicht
auf die mehr oder weniger aufgerauhte Oberfläche des Altbetons aufgebracht. Solche
Substanzen und Verfahren werden von vielen Firmen angeboten und zeigen, wie wissenschaftliche
Untersuchungen von Hilsdorf und Belli (Einfluß der Haftbrücken auf die Haltbarkeit
von Ausbesserungen mit Zementmörtel; in Forschung Straßenbau und Verkehrstechnik,
Heft 342, S 47-89, 1981) gezeigt haben, nicht die erwünschte Wirkung, sondern führen
in einigen Fällen sogar zu einer größeren Rißanfälligkeit und Schwächung des Verbundes.
[0003] Die Charakterisierung der Hafteigenschaften von Schichten wurde bisher meist mit
dem Abziehversuch (pull-off-Test) durchgeführt. Senkrecht zur Verbundfläche wird mit
einer Kernbohreinrichtung ein zylinderförmiger Prüfkörper bis unter den Werkstoffverbund
frei gebohrt. Auf die Stirnfläche des Prüfkörpers wird nun eine Stahlplatte gleichen
Querschnittes aufgeklebt und der Bohrkern dann mittels einer Zugprüfeinrichtung in
achsialer Richtung abgezogen. Da die Haftfestigkeit häufig schwächer als die Festigkeit
des Grundmaterials ist, tritt eine Rißbildung bzw. Trennung meist mehr oder weniger
in der Verbundfläche auf. Die dabei erforderliche Höchstkraft wird gemessen, durch
die Querschnittsfläche dividiert und somit die Haftzugfestigkeit - als einzige Meßgröße
- bestimmt. Diese Tatsache ist als besonderer Nachteil dieser Methode zu nennen, da
auf Grund dieses Meßergebnisses nicht beurteilt werden kann, ob die Verbundtrennung
in Form eines "spröden" oder "duktilen" Bruches erfolgte, bzw. ob zur Verbundtrennung
wenig (spröder Bruch) oder viel Energie ("duktiler Bruch") aufzuwenden war. Der Abziehversuch
ist daher eine unzureichende Methode zur Charakterisierung des Haftverbundes von Werkstoffen.
Trotzdem fand dieses Verfahren Eingang in verschiedene Normen.
[0004] Eine Verbesserung dieser Situation brachte die in der AT 390328 beschriebene Prüfvorrichtung
und dazugehörige Prüfkörperformen. Diese Prüfeinrichtung eignet sich zur Ermittlung
von bruchmechanischen Kennwerten von Werkstoffen und Werkstoffverbunden. Diese Methode
beseitigt die oben genannten Nachteile des Abziehverfahrens. Die Prüfmethode besteht
im wesentlichen aus einer Keilspalteinrichtung. An würfel- oder zylinderförmigen Probekörpern,
die mit einer Nut und einer Starterkerbe (positioniert im Werkstoffverbund) versehen
sind, wird mit Hilfe einer Keilbelastungseinrichtung der Probekörper bei stabiler
Rißausbreitung gespalten. Während der Messung wird die Lastverschiebungskurve (Splittingkraft
in Abhängigkeit der Kraftverschiebung bzw. Riß- oder Kerböffnung) bestimmt; diese
enthält alle Informationen zur vollständigen Charakterisierung des Bruchverhaltens
des Werkstoffs bzw. des Materialverbundes. Die Fläche unter der Lastverschiebungskurve
repräsentiert die Bruchengie, die zur völligen Trennung des Prüfkörpers notwendig
war. Wird die Bruchengie durch die Größe der Bruchfläche (nur Projektion der Ligamentfläche
wird herangezogen) dividiert, so erhält man die spezifische Bruchenergie G
f. Der G
f-Wert ist eine Materialkenngröße und stellt ein Maß für den Widerstand gegen Rißausbreitung
dar. Kleine G
f-Werte weisen auf "spröde" und hohe Werte auf "duktile" Materialtrennung hin. Auf
Grund einer solchen Prüfung kann nun zwischen spröder und duktiler Materialtrennung
unterschieden werden. Weiters kann direkt aus dem Lastverschiebungsdiagramm der Maximalwert
der Kraft (F
max-Wert) entnommen werden. Aus diesem Wert läßt sich eine "Kerbzugfestigkeit" berechnet.
Dieser Wert ist in einem gewissen Zusammenhang mit der Haftzugfestikgeit (bestimmt
durch den Abreißversuch) zu sehen.
[0005] Die Charakterisierung von Haftverbunden mit dieser neuen Prüfmethode bringt neue
Erkenntnisse, die entscheidende Bedeutung und großen Einfluß auf die Gestaltung und
Ausführung von Materialverbunden haben.
[0006] In der Veröffentlichung "Adhesive Power Measurements of Bonds between Old and New
Concrete" im J. of Materials Science, 26 (1991) Seite 5189-5194 von E.K.Tschegg und
S.E. Stanzl mit wird mit der neuen Keilspaltmethode der Einfluß verschiedener Altbeton-Oberflächenbehandlungen
sowie Haftvermittler auf die Haftung von Alt-Neubeton-Verbunden untersucht. Werden
diese Meßergebnisse für die spezifische Bruchenenergie und für die F
max-Werte für die verschieden geprüften Verbundtypen auf die Werte des homogenen Betons
normiert, so ergibt sich folgendes Bild:

[0007] Aus oben stehender Tabelle geht hervor, daß der normierte F
max-Wert bei den meisten untersuchten Proben ca. um 50% und dem Wert des homogenen Betons
eigentlich schon in die Nähe kommt. Für die Rißbildung im Verbunde ist dieser Wert
jedoch nicht maßgebend, sondern vielmehr die spezifische Bruchenergie G
f. Hier liegen die normierten G
f-Werte bei ca. 10 bis 20% (bezogen auf homogenen Beton). Werden daher Ergebnisse des
Abreißversuches (ähnlich den F
max-Werten) zur Beurteilung der mechanischen Eigenschaften des Haftveroundes herangezogen,
so würde man z.B. bei der Vorbehandlung "Sandstrahlen" einen Wert von ca 50%, also
ca. die Hälfte des Altbetonwertes erhalten. Der Materialkennwerte G
f hingegen, der ein Maß für den Rißwiderstand des Verbundes darstellt und daher für
die Baupraxis unvergleichbar höhere Bedeutung und gewchtigeren Aussagewert hat. ergibt
für diese Vorbehandlung einen Wert von 20%, d.h. nur ca 1/5 des Altbeton G
f-Wertes. An diesem Beispiel wird bereits deutlich sichtbar, daß bisher Verbunde von
zementgebundenen oder bituminösen Werkstoffen durch das Abreißverfahren völlig falsch
beurteilt wurden und daher die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Haftung
auch nicht angestrebt wurde. bzw. nicht mehr viel Gewinn an Haftfestigkeit in Aussicht
stand.
[0008] Aus obiger Tabelle geht weiters hervor, daß durch eine bisher gebräuchliche Vorbehandlung
der Altbetonoberfläche, wie Sandstrahlen im üblichen Ausmaß nur eine relativ geringe
Erhöhung der Haftung im Vergleich zu keiner Behandlung ("schalglatt") erreichen läßt.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile der geringen Haftung (charakterisiert
durch den G
F-Wert) von Materialverbunden zu beheben.
[0010] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Rauhtiefe dem halben Größtkorndurchmesser
der zu beschichtenden Oberfläche bzw. der beschichtenden Deckschichte entspricht und
daß die Welligkeit dem Größtkorndurchmesser entspricht.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform kann die Welligkeit zweiachsig ausgebildet
sein.
[0012] Die Form der Welligkeit wird zweckmaßigerweise nach einer Sinus- oder Dreiecksgestalt
oder nach einer ähnlichen Gestalt ausgeführt.
[0013] Die Erklärung dieser Erfindung kann an Hand von Ergebnissen aus Versuchen sowie von
Beobachtungen und Überlegungen zur Rißausbreitung in verschieden gestalteten Verbundoberflächen
von zementgebundenen und bituminösen Werkstoffen mit unterschiedlicher Zuschlagsverteilung
und Größe gegeben werden. Weiters wird im folgenden die Erfindung durch die Figuren
1 bis 6 näher erläutert. Figur 1 stellt die in den experimentellen Untersuchungen
ausgeführten Profilformen zur Gestaltung der Altbetonoberfläche dar. Figur 2 und 3
zeigen Schnitte durch Werstoffverbunde mit Dreiecksprofilverbundflächen, wobei mit
1 die Zuschlagkörner, mit 2 der Rißverlauf und mit 3 die Verbundfläche bezeichnet
ist. In Figur 4 und 5 sind einachsig gewellte Verbundflächen 3 mit Dreiecksprofil
(Figur 4) und mit Sinus-Profil (Figur 5) dargestellt. Figur 6 zeigt ein Beispiel für
eine zweiachsig gewellte Verbundfläche 3.
[0014] Bei der Herstellung der Altbetonprobenkörper für die experimentelle Überprüfung der
Erfindung wurde die Verbundfläche (durch die Verwendung verschiedener Formbleche in
der Schalung) unterschiedlich gestaltet. In Figur 1 sind Beispiele für die Verbundflächenprofilierung
gezeigt. Die in Fig. 1 über den Profilen angeführten Bezeichnungen werden im folgenden
als Kurzbenennung verwendet: a...Sinus flach, b...Sinus tief, c... Dreieck groß, d...
Trapez, e...Dreieck klein. Es wurde die Wellenform (Sinus, Dreieck, Trapez, usw. ),
Amplitude (Rauhtiefe) RT und Wellenlänge (Weligkeit) WL variiert, um den Einfluß der
Oberflächengestalt der Verbundfläche auf das Bruchverhalten gemäß oben angeführter
Erfindung zu beweisen. So wurden z. B.folgende Maße für eine Versuchsserie ausgewählt
(Maße in mm):

[0015] Auch wurde die Alt- und Neu-Beton-Zusammensetzung bezüglich der Kornverteilung bzw.
des Größtkornes des Zuschlages variiert, um auch diese Auswirkungen entsprechend der
Erfindung nachzuweisen.
[0016] Mit der Splittingmethode (Patentschrift 390 328) wurden Alt-Neu-Betonverbunde mit
profilierter Verbundfläche sowohl mit "schalglatter" als auch mit "sandgestrahlter"
Oberflächenvorbehandlung geprüft. Auch fand diese Untersuchung mit verschiedenen Zuschlagsverteilung
bzw. verschiedenen Größtkörnern, aber bei gleicher Oberflächenprofilierung statt.
Als Teilergebnis dieser Untersuchung für Alt-Neu-Beton-Verbunde mittlerer Qualität
und mit einem Größtkorn von 16 mm sind die Resultate im folgenden angeführt:

[0017] Sowohl bei unbehandelter als auch bei sandgestrahlter profilierter Verbundfläche
ist die erhebliche Steigung der spezifischen Bruchenergie und der Maximalkraft gegenüber
der ebenen Verbundfläche aus obiger Tabelle ersichtlich. Die spezifische Bruchenergie
G
f wurde hierbei auf die Nettoligamentfläche, d.h. auf die Projektion der Verbundfläche
(Ligamentebene) bezogen, also ohne Berücksichtigung der Oberflächenvergrößerung durch
die Profilierung. In folgender Tabelle wird der G
f-Wert nun auf die tatsächliche Fläche bezogen, die durch die Profilierung erzielt
wird, und mit absoluter Bruchenergie G°
f bezeichnet.
| Profilform |
Flächen Vergrößerung % |
schalglatt G°f/Gf,hom (Gf/Gf,hom) % |
sandgestrahlt G°f/Gf,hom (Gf/Gf,hom) % |
| Eben |
0 |
5 (5) |
17 (17) |
| Sinus flach |
21 |
16 (21) |
64 (78) |
| Dreieck groß |
23.5 |
41 (50) |
68 (85) |
| Trapez |
25 |
35 (43) |
52 (80) |
| Dreieck klein |
37 |
45 (62) |
48 (64) |
| Sinus tief |
63 |
46 (75.3) |
62 (99) |
[0018] Aus dieser Tabelle ist ablesbar, daß die absolute Bruchenergie G°
f mit wachsender Profilfläche steigt, sowohl für die Vorbehandlung "schalglatt" als
auch "sandgestrahlt". Eine Ausnahme bildet dabei das Profil "Dreieck klein", sandgestrahlt,
mit einem auffallend kleinen Bruchenergiewert. Dieses Profil weist im Vergleich zu
den anderen die höhere Wellenanzahl (Rippenanzahl) bei gleichzeitig kleinster Profiltiefe
auf, also viele kleinflächigere Flanken und viele Kanten. Beim Profil "Sinus tief"
sandgestrahlt (Oberflächenvergrößerung 63%). erreicht der Bruchenergiewert G
f praktisch den Wert des homogenen Betons. Zusammenfassend geht aus dieser Untersuchung
klar hervor, daß der absolute Bruchenergiewert G°
f mit die Vergrößerung der Verbündfläche durch eine Profilierung zwar zunimmt, diese
Zunahme aber nicht linear mit der Flächenvergrößerung verläuft. Mit Zunahme der Oberflächenvergrößerung
werden die Bruchenegiezuwächse immer kleiner, bis schließlich ein konstanter G
f-Wert erreicht wird, der dem für homogenes Material entspricht. Für die verschiedenen
Profilformen ist der Verlauf der G
f-Zunahme unterschiedlich.
[0019] Auch die Maximalkraft F
max steigt ebenso wie die spezifische Bruchenergie mit zunehmender Profilfläche nichtlinear
an, sodaß auch für "Sinus tief" sandgestrahlt der höchste gemessene Wert (in gleicher
Höhe wie von homogenem Beton) auftritt.
[0020] Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser experimentellen Untersuchungen ergab, daß
bei gleicher Profilierung der Oberfläche die spezifische Bruchenergie bei erfindungsgemäßer
Oberflächengestaltung den höchsten Wert und bei größerem und kleinerem Größtkorndurchmesser
markant abfiel.
[0021] Diese experimentellen Bestätigungen der Erfindungen können auch an Hand von Modellen
erklärt werden.
[0022] Betrachtet man die Bruchfläche bei ebenen Verbundflächen, so verläuft der Riß erwartungsgemäß
immer längs der schwächeren Grenzfläche zwischen Alt- und Neubeton. Durch zwei oder
dreidimensionale Profilierung der Grenzfläche, längs welcher der Riß verläuft. nimmt
damit auch in erster Annäherung die Bruchenergie proportional zur Flächenvergrößerung
zu. Mit zunehmender "Amplitude" und damit Flächenvergrößerung (hängt auch von der
Form der Profilierung ab) wird der Energieaufwand für die Rißbildung entlang der Grenzfläche
immer größer, bis der Punkt erreicht ist, in dem mit dem Weg direkt durch das homogene
Material von einer Talsohle der Profilierung zur nächsten die Bruchenergie gleich
groß oder größer wird und der Riß sich auf diesem Weg ausbreitet. Eine weitere Erhöhung
der Profiloberfläche (insbesondere durch eine Vertiefung des Profils) bringt nun keine
Erhöhung der Bruchenergie mehr, da der Riß den direkten Weg durch das homogene Material
nehmen wird.
[0023] Die Bruchenergie für einen Riß, der sich auf kurzem Wege von Talsohle zu Talsohle
im homogenen Material ausbreitet, setzt sich aus zwei Teilbeträgen zusammen: (a) einem
Betrag niederer spezifischer Bruchenergie, der von der Rißausbreitung an der Verbundfläche
im Wellental und (b) einem Betrag höherer Bruchenergie, der von der Rißausbreitung
im vollen Material her stammt. Die Profilform sollte daher so gewählt werden, daß
dieser Anteil (a) möglichst klein ist d.h. die Profilierung ist in Sinus- oder Dreieck-
oder ähnlicher geometrischer Form auszuführen. Die Trapezform ist daher weniger geeignet.
[0024] Bei dieser bisherigen Überlegung wurden die Gegebenheiten von Aggregaten aus Gestein
(die viel härter sind als die Zementmatrix) für Betonverbunde noch nicht in Betracht
gezogen. Die Zuschlagkörner bedeuten für den Riß im Grundmaterial eine Verlängerung
des Rißweges, da er diese umgehen muß. Je größer der Korndurchmesser ist, desto größer
werden auch die Umwege und damit auch die Energiekonsumation des Risses auf dem Weg
von einer Profilsohle zur nächsten. In Figur 2 ist dieser Sachverhalt für kleine und
in Figur 3 für große Zuschlagkörner schematisch dargestellt. (Zuschlag korn 1, Rißweg
2 und Verbundfläche 3) Allerdings gilt dies nur solange, bis das Korn zur Hälfte zwischen
zwei Tälern der Profilierung Platz hat (siehe dazu Figur 3), d.h. solange der halbe
Größtkorndurchmesser nicht größer ist als ca. die Taltiefe (Rauhtiefe der Verbundfläche)der
Profilierung ist. Ansonsten kann das Korn nur mit einem Teil seiner Oberfläche in
den Zwischenraum eintauchen und somit nur zum Teil mit dem maximal möglichen Ausmaß
rißverlängernd wirken.
[0025] Das Zusammenspiel von Verbundflächenprofilierung und Zuschlagkörnern führt zu einer
Ablenkung des Risses in das Grundmatenal mit hohem Rißwiderstand und erzeugt zusätzlich
noch eine mechanische Verzahnung (zwischen Korn-Korn sowie zwischen Korn-Zementmatnx),
die sich bei der Matenaltrennung Bruchenergie erhöhend auswirkt.
[0026] Zusammenfassend geht aus dieser Betrachtung hervor, daß für einen guten Verbund von
zementgebundenen. bituminösen und anderen Werkstoffen daher nicht nur die mechanischen
Eigenschaften des Grund- und Auflagewerkstoffes und eine Aufrauhung und Säuberung
der zu beschichtenden Oberfläche entscheidend sind, sondern die Haftung auch von einer
Profilierung der Verbundfläche, die von der Größe der Zuschlagstoffe abhängt, beeinflußt
wird. Erst eine erfindungsmäßige Profilierung der Auflagefläche läßt einen Verbund
mit mechanischen Eigenschaften erwarten, der dem Grundwerkstoff praktisch äquivalent
ist und mit bisher bekannten und üblichen Verfahren nicht erreicht werden kann.
[0027] Bei einachsiger Realisierung der Welligkeit von Auflageflächen aus zementgebundenen
oder bituminösen oder anderen Werkstoffen erfährt die Verbundfläche eine Abtragung
derart, daß die Oberfläche das Bild einer ebenen Transversalwelle darstellt. wie dies
in Figur 4 für Dreieckform und Figur 5 für Sinusform schematisch dargestellt ist.
Die Wellenlänge soll dabei dem Größtkorndurchmesser und die Rauhtiefe (gemessen von
Wellental bis Wellenberg) dem halben Größtkomdurchmesser entsprechen. Im Falle einer
zweiachsigen Welligkeit wird die zu beschichtende Oberfläche derart profiliert, daß
sie in zwei aufeinander senkrecht stehenden Richtungen in periodischen Abständen mit
Grübchen (Vertiefungen) bzw. Erhebungen (Kuppen) strukturiert wird und nach der Oberflächenbehandlung
ein mehr oder weniger gleichmaßiges Muster von Grübchen bzw. Erhebungen aufweist.
wie dies in Figur 6 schematisch gezeigt ist. Der Abstand der Grübchen bzw. Kuppen
sollte solche Ausmaße haben, daß die Rauhtiefe dem halben Größtkorndurchmesser und
der Abstand der "Täler" bzw. der "Berge" dem Durchmesser der Größtkörner des Zuschlages
entspricht.
[0028] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Profilierung der Auflageflächen kann mit Hilfe
verschiedener Verfahren und Einrichtungen vorgenommen werden. Im folgenden werden
beispielhaft einige solche Einrichtungen und Verfahren aufgezählt und beschrieben.
[0029] 1. Wasserstrahlbehandlung: Mit Hilfe der Wasserstahltechnik (insbesondere mit hohen
Drücken) kann sowohl eine Profilierung ein- und zweiachsig hergestellt werden, indem
der Wasserdruck periodisch (nach einer Dreieck- oder Sinus-Funktion) während des Behandlungsvorganges
eingestellt wird. Damit kommt es zu mehr und weniger Abtragungen auf der behandelten
Oberfläche und somit zur gewünschten einachsigen Profilierung. Dies kann auch erreicht
werden, indem der Wasserdruck konstant gehalten wird und die Überstreichgeschwindigkeit
bzw. die Behandlungsdauer der Oberfläche nach einer entsprechenden vorgegebenen Funktion
verändert wird.
[0030] Auch kann z.B. eine zweichachsige Profilierung durch eine gegenphasige Variierung
des Wasserdruckes von nebeneinander liegenden in einem bestimmten Abstand angeordneten
Wasserstrahldüsen erreicht werden.
[0031] 2. Mechanische Oberflächenbehandlung: Mit rotierenden bzw. bewegten Hartmetall-oder
Diamantwerkzeugen lassen sich die erfindungsgemäßen Profilierungen durch Schleifen
oder Schneiden, oder Fräsen herstellen. Dabei können die Werkzeuge die gewünschte
Profilform bereits aufweisen oder durch entsprechende mechanische Einrichtung so geführt
werden, daß diese Form ausgebildet wird. Eine sehr einfache Variante dazu wäre die
linienförmige (in einem gewissen Abstand) Anordnung von Schlagbohrmaschinen, die Bohrungen
mit geringer Tiefe in die Oberfläche einbringen. Bei der Bearbeitung einer Oberfläche
wird dieses Werkzeug sukzessive immer wieder um den Durchmesser des Größtkornes des
Zuschlages in den unbearpeiteten Bereich verschoben und somit eine flächenhafte Profilierung
realisiert. Es ist auch möglich, solche Bohreinrichtungen in regelmaßigen Abstanden
flächenhaft anzuordnen und mit diesem Modul dann sukzessive angrenzende Teilbereiche
mit einer Profilierung zu versehen. Die Bohreinrichtungen können auch durch Ultraschallhämmer
ersetzt werden bzw. in Kombination mit Bohrmaschinen eingesetzt werden.
[0032] 3. Kombination von verschiedenen Oberflächenbehandlungseinrichtungen wie z.B. Wassertrahlbehandlung
und mechanische Bearbeitung: Rationelle und kostensparende Oberflächenbehandlungen
können z.B. mit Einrichtungen erreicht werden, die eine erfindungsmäßige Profilierung
mit mechanischer Bearbeitung und einer Wasserstrahlbehandlung (ev. auch Sandstrahlbehandlung)
realisieren. Dabei kann z.B. eine grobe Abtragung durch mechanische Methoden und die
Nachbearbeitung und Säuberung durch Wasserstrahlen erfolgen.
[0033] Beim Einsatz von Haftvermittlern bringt - wie bereits durch experimentelle Ergebnisse
nachgewiesen werden kann - eine erfindungsgemäße Profilierung der Oberfläche große
Vorteile und zwar durch eine enorme Erhöhung der Haftungseigenschaften des Verbundes
und Einsparung von Haftvermittlermaterial.
[0034] Bei großen Bauwerken aus zementgebundenen Werkstoffen, z.B. Staudämmen oder bei bituminösen
Werkstoffen, z.B. im Straßenbau ist herstellungsbedingt eine Ausführung des Bauwerkes
ohne Material-bzw. Schichtverbunde unmöglich. Bei Verbunden mit hohen Anforderungen
ist es vorteilhaft, bereits bei der Herstellung der Auflagefläche eine Profilierung
vorzunehmen. Dies kann z.B. im Straßenbau durch Einwalzen von Rillen bzw. Grübchenmustern
in den Asphalt erfolgen. Auch ist eine kurze Wasserstrahlbehandlung als alternative
Vorbehandlung möglich.
[0035] Bei der Beschichtung von abgefrästem Alt-Asphalt (oder anderen Vorbehandlungen) sollte
bereits die Abfräsung mit entsprechender Profilform erfolgen. Eine nachfolgende Wasserstrahlbehandlung
und gleichzeitige Säuberung steigert die Haftung der Asphaltschicht enorm, da der
bereits beschriebene Rißablenkungseffekt ("Verzahnungseffekt") weiter erhöht wird.
Die Zugabe von erhöhtem Bindemittelanteil anstatt der Wasserstrahlung und Reinigung
kann diese Verbesserung des Haftverbundes nicht wettmachen. In diesem Falle findet
der Riß bei kalten Temperaturen (hier ist die Möglichkeit der Rißentstehung besonders
groß) eine nahezu ideal spröde ebene Schichte zur Ausbreitung vor und wird nicht mehr
zu "Umwegen" gezwungen. Der Schichtverbund kann dann ohne große Energiekonsumation
getrennt werden, was eine starke Rißanfälligkeit bedeutet.
[0036] Es sei noch darauf hingewiesen, daß z. B. im Straßenbau Fahrbahnschichtverbunde hohen
Scherbeanspruchungen ausgesetzt sind, die zur Verbundtrennung und nachfolgend zu Schadensfällen
führen. Durch eine erfindungsmäßige Profilierung der Verbundfläche wird eine solche
Scherbeanspruchung optimal abgestützt, eine Rißöffnung (in Modus l) durch die gute
Haftung der Schichten verhindert und damit bezüglich von Scherrissen höchstmöglicher
Widerstand realisiert.
[0037] Bei der Beschichtung bzw. Verbindung von Beton in der üblichen Baupraxis ist zu beachten,
daß die Welligkeit mit einer Rauhtiefe in der Größenordnung von 10-30 mm betragen
sollte, da die üblichen Betonqualitäten mit Großtkörnen von 16 bis 32 mm hergestellt
werden. Im Staudammbau ist jedoch eine größere Rauhtiefe vorzusehen. Im Asphaltstraßenbau
hingegen kann aufgrund des Zuschlages mit kleineren Größtkornverteilungen eine geringere
Rauhtiefe angestrebt werden.
[0038] Werden Dübel z.B. aus Metall zur Erhöhung und Verbesserung der Haftung von zementgebundenen
Werkstoffschichten eingesetzt, so ist es für die Haltbarkeit des Verbundes von entscheidender
Bedeutung, welche Dehnung der Verbund ohne Rißbildung ertragen kann. Eine erfindungsgemäße
Oberflächenvorbehandlung der Auflagefläche führt zur größtmöglichen Dehnungskapazität
des Verbundes und garantiert damit, daß die Dübel ohne Rißbildung im Verbund Kräfte
aufnehmen und übertragen können. Hat hingegen der Verbund eine geringe Dehnungskapazität,
so tritt zuerst Rißbildung in der Grenzfläche ein und erst dann nehmen die eingebauten
Dübel im vollen Umfange Kräfte auf bzw. kommen zu der ihnen zugedachten Wirkung. Meistens
überschreitet aber in solchen Fällen die Rißmundöffnung dabei den genormten noch zulässigen
Wert.
[0039] Als weiteres Beispiel einer Anwendung der Erfindung, sei die Beschichtung von schadhaften
Betonstraßen mit einer Asphaltschichte genannt. Bei einem erfindungsgemäßen ausgeführten
Schichtverbund kann die Auflageschichte wesentlich dünner dimensioniert werde im Vergleich
zu üblichen Verbundherstellungen, da der erfindungsgemäße Schichtverbund höhere Zug-
und Scherkräfte ohne Rißbildung ertragen kann. Dies gilt auch analog für Verbunde
von zementgebundener Unterlage und zementgebundener Auflageschichte ganz allgemein
im Hoch- und Tiefbau. Aber auch z.B. im Industrieofenbau bei der Verbindung von Feuerfeststeinen
bzw., ganz allgemein bei der Verbindung von heterogenen keramischen Werkstoffen bringt
eine erfindungsgemäße Profilierung der Verbundfläche eine Steigerung der Haftung mit
sich.