[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines eine Hauptfläche und eine
Kante aufweisenden Möbelteils, welches in der Hauptfläche und der Kante eine durchgehende
dekorative Oberflache aufweist, indem Material einer die dekorative Oberfläche aufweisenden
Platte in ihrem Mittelbereich entfernt und so eine dünne, die dekorative Oberflache
aufweisende Schicht freigelegt und diese Schicht aus der Ebene der Hauptfläche heraus
auf die Kante umgelegt und dort befestigt wird. Das Verfahren wird insbesondere bei
der Herstellung von Möbeln eingesetzt, wobei Möbelteile aus einem plattenförmigen
Werkstoff hergestellt werden und dieser plattenförmige Werkstoff bereits eine dekorative
Oberfläche aufweist, die sich allerdings im Ausgangszustand als hergestellte Platte
nur auf einer Hauptfläche der Platte befindet. Jedes Möbelteil besitzt aber nicht
nur eine Hauptfläche, sondern zumindest noch eine Kante oder Nebenfläche, wobei sich
die Kante oder Nebenfläche in einem Winkel und damit jedenfalls außerhalb der Hauptfläche
erstreckt. Die Kante kann in der einfachsten Ausführungsform als sich rechtwinklig
erstreckende Stirnfläche der Platte ausgebildet sein. Es ist aber auch möglich, daß
diese Kante selbst in sich profiliert, also abgerundet, geschwungen o. dgl. dekorativ
veredelt ist. Dabei geht es darum, die anhand der Platte an sich unschöne Kante zu
veredeln, indem eine dekorative Oberfläche aus der Ebene der Hauptfläche heraus auf
die Kante bzw. die Formgebung der Kante umgelegt und dort befestigt wird, so daß sich
dem Betrachter eine durchgehende veredelte Oberfläche an diesen zwei Flächen des Möbelteils
darbietet. Diese Kantenveredelung wird auch als Postforming oder auch als Softforming
bezeichnet.
[0002] Ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art ist aus der DE 39 06 594 A1 bekannt.
Das Verfahren ist allerdings auf die Herstellung eines Postforming-Laminates aus mindestens
einer Schicht in Form einer beharzten Papierbahn abgestimmt. Das Postforming-Laminat
wird in einem Arbeitsgang beim Aufkaschieren der Schicht auf einen Trägerwerkstoff,
vorzugsweise eine Spanplatte, hergestellt. Dieses zuvor gesondert aufgebrachte Postforming-Laminat
wird durch nachträgliches Abschleifen und/oder Abfräsen von Teilen des Trägermaterials
zum nachfolgenden Postformen freigelegt. Die Postforming-Laminatschicht wird beidseitig
auf den Trägerwerkstoff aufgebracht. Nach dem Freilegen dieser gesonderten Schicht
kann im Kantenbereich eine Einlage angeleimt und die freigelegte Schicht aus der Ebene
der Hauptfläche heraus auf die Einlage bzw. Kante umgelegt und dort befestigt werden.
Eine solche Postforming-Laminatschicht ist vergleichsweise aufwendig in ihrer Herstellung.
Die Schicht ist meist mehrschichtig aufgebaut und kann insbesondere zwei Papierschichten
sowie noch weitere Schutz- und Deckschichten umfassen, so daS eine Gesamtdicke der
Schicht im Bereich zwischen 0,5 bis 1,2 mm entsteht. Eine solch dicke Schicht ist
insbesondere dann erforderlich, wenn als Trägerwerkstoff eine Spanplatte Verwendung
findet, die bekanntlich in ihrem Mittelbereich eine poröse Struktur aufweist. Dennoch
ist das Freilegen solcher Postforming-Laminatschichten und das Herumlegen und Befestigen
auf einer Kante eines Möbelstückes nicht problemlos. Bei vergleichsweise dünnen Schichten
besteht die Gefahr des Brechens. Es können nicht beliebig kleine Radien ohne Bruch
geformt werden.
[0003] Für die Erstellung von Möbelteilen mit größeren Radien im Kantenbereich, bei denen
sich die Kante vorzugsweise in einem Bereich erstreckt, der die Dicke der Platte übersteigt,
ist es bekannt, eine MDF-Platte einzusetzen und diese quer zur Erstreckung ihrer Hauptfläche
mit in Abständen angebrachten Einschnitten zu versehen. Dabei verbleiben am Grunde
der Einschnitte Stege. Zwischen den benachbarten Einschnitten werden Rippen gebildet,
die nach dem Überführen in die gebogene Form bleibend fixierbar sind, also beispielsweise
unter Hinzufügung eines Klebers miteinander verklebt werden. Dabei gelangt die Oberfläche
der MDF-Platte selbst als dekorative Oberfläche zur Anwendung. Die Oberfläche kann
mit einem Farbauftrag, andererseits aber auch mit einer Beschichtung, einer Furnierung
o. dgl. veredelt werden. Es versteht sich jedoch, daß hier nur Kanten mit vergleichsweise
relativ großen Radien hergestellt werden können. Dabei entsteht dennoch wiederum eine
Kante, die keine dekorative Oberfläche aufweist.
[0004] Weiterhin ist es bekannt, MDF-Platten zur Herstellung von Möbelteilen zu benutzen
und die Platte im Kantenbereich zu fräsen und dann dort eine Lackierung nachzuschalten.
Diese Kantenlackierung ist auf Unifarbtöne beschränkt und erfordert in der Regel mehrere
kostenaufwendige Arbeitsgänge. Das Aufbringen von Mustern erweist sich als undurchführbar.
Um eine porige Struktur im Mittelbereich der MDF-Platte zu vermeiden, wird oft die
Dichte der Mittelschicht angehoben. Dies verteuert die Herstellung der Platten unnötig.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines eine
Hauptfläche und eine Kante aufweisenden Möbelteils der eingangs beschriebenen Art
bereitzustellen, mit dem in einfacher Weise Möbelteile herstellbar sind, die im Bereich
einer Kante gleiche Eigenschaften und gleiches Aussehen aufweisen wie im Bereich der
Hauptfläche. Dabei geht es inbesondere um die Gestaltung im Kantenbereich. Hier soll
beispielsweise ein Dekor (Muster) aufscheinen, welches einen kontinuierlichen Übergang
zwischen der Oberfläche der Hauptfläche und der Oberfläche der Kante bereitstellt.
[0006] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß als Platte eine MDF-Platte verwendet
wird und daß als dünne, die dekorative Oberfläche aufweisende Schicht eine äußere
Faserschicht der MDF-Platte freigelegt wird.
[0007] Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, gesonderte Laminatschichten, beispielsweise
aus getränktem Papier, völlig zu vermeiden und die Oberfläche der MDF-Platte direkt
als dekorative Schicht auszubilden und zu nutzen. Diese dekorative Oberfläche kann
beispielsweise in einer Holzmaserung der Oberfläche der MDF-Platte bestehen, die zudem
noch durch eine zuvor aufgebrachte Lackierung veredelt ist. Das Verfahren ist erheblich
einfacher, weil Postforming-Laminate völlig in Wegfall kommen. Das Freilegen der die
dekorative Oberfläche aufweisenden Schicht wird vergleichsweise einfacher, weil dies
nicht mehr von der Dicke einer Beschichtung, einer Papierschicht o. dgl. abhängig
ist. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es die äußere Faserschicht der MDF-Platte
selbst, die als dekorative Oberfläche dient, nicht dagegen eine bei oder nach der
Plattenherstellung nachträglich aufgebrachte Laminatschicht.
[0008] Die äußere Faserschicht der MDF-Platte wird in einer Dicke von 0,1 bis 0,5 mm - vorzugsweise
0,3 bis 0,4 mm - freigelegt. Die aus der Ebene der Hauptfläche heraus auf die Kante
umgelegte Schicht ist damit dünner als im Stand der Technik. Die Schicht läßt sich
besser und ohne Rißgefahr auch an kleinere Radien anpassen. Es können Kanten in nahezu
beliebiger geometrischer Gestaltung damit veredelt werden.
[0009] Das Freilegen der äußeren Faserschicht der MDF-Platte, welches auch beidseitig geschehen
kann, läßt es zu, daß gleichzeitig dabei auch eine Profilierung der Kante erfolgt.
Dies bedeutet, daß das Abfräsen und/oder Schleifen in einem Arbeitsgang die äußere
Faserschicht freilegt und die Gestaltung der Kante erbringt, so daß normalerweise
das Einführen einer Einlage nicht mehr erforderlich ist.
[0010] Mit besonderen Vorteil findet eine MDF-Platte mit ausgeprägtem Rohdichteprofil Verwendung,
also einem Rohdichteprofil, welches bezogen auf die äußeren Schichten eine relativ
hohe Rohdichte und bezogen auf den Mittelbereich eine relativ niedrige Rohdichte aufweist.
Besonders geeignet ist eine MDF-Platte mit einer Rohdichte von > 900 kg/m³ in der
Deckschicht bei einer Gesamtrohdichte von 600 bis 800 kg/m³. Die äußere Faserschicht,
die freigelegt wird, sollte in etwa mit der Schicht übereinstimmen, die die angehobene
Rohdichte besitzt. Da jede MDF-Platte jedoch auch einen Übergangsbereich aufweist,
sind hier Toleranzen gegeben, die das Freilegen der äußeren Faserschichten erleichtern.
[0011] Vorteilhaft wird die äußere Faserschicht beim Umlegen erwärmt. Dies kann auf verschiedene
Weise geschehen, beispielsweise durch eine Infraroterwärmung, aber auch durch Heißdampf,
wobei dann durch die Feuchtigkeit zusätzlich der Vorteil entsteht, daß die äußere
Faserschicht leichter und einfacher verformbar ist. Eine besonders einfache Art der
Erwärmung kann durch Hinzufügen eines heißen Klebers beim Umlegen erfolgen.
[0012] Besondere dekorative Effekte werden dann erreicht, wenn eine MDF-Platte mit einer
aufgebrachten gemusterten Lackschicht Verwendung findet. Selbstverständlich können
auch Uni-Lackierungen Anwendung finden. Beide Lackschichten werden nach der Herstellung
der MDF-Platte mit aufgebracht.
[0013] Das Verfahren und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten werden beispielhaft weiter
erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Seitenansicht einer MDF-Platte im Kantenbereich,
- Figur 2
- eine Seitenansicht der MDF-Platte gemäß Figur 1 nach dem Freilegen einer äußeren Faserschicht,
- Figur 3
- die MDF-Platte gemäß den Figuren 1 und 2 nach dem Umlegen der äußeren Faserschicht
im Kantenbereich und
- Figur 4
- eine Seitenansicht einer weiteren Ausgestaltungsmöglichkeit.
[0014] Die in Figur 1 im Kantenbereich dargestellte MDF-Platte 1 besitzt beidseitig je eine
Hauptfläche 2 und eine Kantenfläche 3. Mindestens eine der beiden Hauptflächen 2 ist
als dekorative Oberfläche 4 ausgestaltet. Die Kantenfläche 3 besitzt eine solche dekorative
Oberfläche nicht. Die dekorative Oberfläche 4 kann bei der Herstellung der MDF-Platte
oder unmittelbar danach in die Oberfläche der Platte eingeformt sein und beispielsweise
die Gestalt einer Holzmaserung besitzen. Diese Oberfläche kann durch eine Lackierung
geschützt sein. Es ist aber auch möglich, die MDF-Platte 1 mit einer glatten dekorativen
Oberfläche zu erstellen und eine gemusterte Lackschicht, also ein Muster, aufzubringen.
Die dekorative Oberfläche 4 ist in aller Regel fertig behandelt an der MDF-Platte
1 vorhanden und wird nicht etwa nachträglich erst auflaminiert.
[0015] Im Mittelbereich 5 der MDF-Platte 1 (siehe Figur 2) wird Material weggenommen, insbesondere
durch Fräsen, Schleifen o. dgl., und zwar derart, daß eine oder beide äußere Faserschichten
6 stehenbleiben bzw. freigelegt werden. Mit dieser Freilegung im Mittelbereich 5 wird
eine Kante 7 vorgeformt. Die freigelegte äußere Faserschicht 6 weist eine Dicke von
0,1 bis 0,5 mm, vorzugsweise 0,3 bis 0,4 mm, auf und ist übertrieben dick dargestellt.
Selbstverständlich sind die geometrischen Bedingungen eingehalten, dergestalt, daß
die freigelegte äußere Faserschicht 6 einschließlich der darauf befindlichen dekorativen
Oberfläche 4 so umgelegt werden können, daß gemäß Figur 3 die Kante 7 nunmehr auch
die durchgehende dekorative Oberfläche 4 aus der Hauptfläche 2 aufweist. Das Umlegen
der äußeren Faserschicht 6 erfolgt zweckmäßig unter Wärmeeinfluß und Zugabe eines
Klebers, mit dessen Hilfe auch die dauerhafte Befestigung im Bereich der Kante 7 erfolgt.
[0016] Wie insbesondere Figur 4 erkennen läßt, können im Bereich beider Hauptflächen 2 äußere
Faserschichten 6 freigelegt und in den Bereich der Kante 7 umgelegt und dort fixiert
werden. Es ist insbesondere erkennbar, daß die äußeren Faserschichten 6 mit relativ
kleinem Radius umgelegt und befestigt werden können, ohne daß eine Bruchgefahr besteht.
[0017] In Figur 1 ist zur Verdeutlichung ein ausgeprägtes Rohdichteprofil 8 eingezeichnet,
also ein Rohdichteprofil, bei dem im Bereich der äußeren Faserschichten 6 eine wesentlich
größere Rohdichte vorliegt als im Mittelbereich 5 der MDF-Platte 1. Wie ersichtlich
gibt es einen Übergangsbereich, und es ist sinnvoll, die äußeren Faserschichten 6
so festzulegen, daß diese zumindest einen Teil dieser Schicht mit der erhöhten Rohdichte
umfassen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0018]
- 1
- - MDF-Platte
- 2
- - Hauptfläche
- 3
- - Kantenfläche
- 4
- - dekorative Oberfläche
- 5
- - Mittelbereich
- 6
- - äußere Faserschicht
- 7
- - Kante
- 8
- - Rohdichteprofil
1. Verfahren zur Herstellung eines eine Hauptfläche (2) und eine Kante (7) aufweisenden
Möbelteils, welches in der Hauptfläche (2) und der Kante (7) eine durchgehende dekorative
Oberfläche (4) aufweist, indem Material einer die dekorative Oberfläche (4) aufweisenden
Platte in ihrem Mittelbereich (5) entfernt und so eine dünne, die dekorative Oberfläche
(4) aufweisende Schicht freigelegt und diese Schicht aus der Ebene der Hauptfläche
(2) heraus auf die Kante umgelegt und dort befestigt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Platte eine MDF-Platte (1) verwendet wird, und daß als dünne, die dekorative
Oberfläche (4) aufweisende Schicht eine äußere Faserschicht (6) der MDF-Platte (1)
freigelegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Faserschicht (6) der MDF-Platte (1) in einer Dicke von 0,1 bis 0,5
mm - vorzugsweise 0,3 bis 0,4 mm - freigelegt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß beim Freilegen der äußeren Faserschicht (6) gleichzeitig eine Profilierung der
Kante (7) erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine MDF-Platte (1) mit ausgeprägtem Rohdichteprofil (8) Verwendung findet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine MDF-Platte (1) mit einer Rohdichte von > 900 kg/m3 in der Deckschicht bei
einer Gesamtrohdichte von 600 bis 800 kg/m3 Verwendung findet.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Faserschicht (6) beim Umlegen erwärmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung der äußeren Faserschicht (6) durch Hinzufügen eines heißen Klebers
beim Umlegen erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine MDF-Platte (1) mit einer aufgebrachten gemusterten Lackschicht Verwendung
findet.