[0001] Die Erfindung betrifft ein mikromechanisches elektrostatisches Relais mit einem Basissubstrat,
das eine Basis-Elektrodenschicht und mindestens ein Basis-Kontaktstück trägt, und
mit
einem auf dem Basissubstrat liegenden Ankersubstrat mit mindestens einer freigearbeiteten,
einseitig angebundenen Anker-Federzunge, welche eine Anker-Elektrodenschicht und an
ihrem freien Ende ein Anker-Kontaktstück trägt,
wobei die Federzunge im Ruhezustand durch eine stetige Krümmung vom Basissubstrat
weg gebogen ist, so daß die beiden Elektrodenschichten einen keilförmigen Luftspalt
zwischen einander bilden und
wobei sich die Federzunge im Arbeitszustand bei Anliegen einer Spannung zwischen den
Elektrodenschichten an das Basissubstrat anschmiegt und die beiden Kontaktstücke aufeinanderliegen.
[0002] Ein derartiges mikromechanisches Relais ist bereits aus der DE 42 05 029 C1 bekannt.
Wie dort ausgeführt ist, läßt sich ein solcher Relaisaufbau beispielsweise aus einem
kristallinen Halbleitersubstrat, vorzugsweise Silizium, herstellen, wobei die als
Anker dienende Federzunge durch entsprechende Dotierungs- und Ätzvorgänge aus dem
Halbleitersubstrat herausgearbeitet wird. Grundsätzlich ist dort auch bereits beschrieben,
wie man in der Federzunge durch eine Mehrschichtstruktur eine homogene Krümmung erzeugen
kann, wobei die verschiedenen Schichten aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten
und Abscheidetemperaturen gegeneinander verspannt werden. Die gekrümmte Federzunge
mit ihrer entsprechend gekrümmten Ankerelektrode bildet somit einen keilförmigen Luftspalt
gegenüber einer ebenen Basiselektrode auf einem ebenen Basissubstrat, welches beispielsweise
ebenfalls aus Silizium oder auch aus Glas bestehen kann. Durch Anlegen einer Steuerspannung
zwischen der Ankerelektrode der Federzunge und der ebenen Basiselektrode rollt die
gekrümmte Federzunge auf der Basiselektrode ab und bildet damit einen sogenannten
Wanderkeil. Während dieses Abrollens wird die Federzunge gestreckt, bis das freie
Federende mit dem Ankerkontaktstück das Basiskontaktstück auf dem Basissubstrat berührt.
[0003] Dieser geschilderte Schaltvorgang mit dem Wanderkeil, bei dem die stetig gekrümmte
Ankerelektrode stetig abrollt, bringt es mit sich, daß auch das eigentliche Schließen
und Öffnen des Kontaktes in einer kontinuierlichen Bewegung erfolgt, wodurch sich
eine sogenannte schleichende Kontaktgabe ergibt. In der Übergangsphase, bei der sich
die Kontaktstücke nur mit geringer Kontaktkraft und dabei mit hohem Übergangswiderstand
berühren, entsteht ein Lichtbogen bzw. eine unerwünschte Erwärmung der Kontaktstücke,
wobei die Kontaktoberflächen Schaden nehmen. Generell ist deshalb für Relais ein abrupter
Schaltvorgang erwünscht, wobei die Federzunge bzw. das Ankerkontaktstück bei Erreichen
der Ansprechspannung vollständig auf der Basiselektrode bzw. dem Basiskontaktstück
aufschlägt und somit beim ersten Berühren des Arbeitskontakts eine definierte Kontaktkraft
entsteht. Entsprechendes gilt für den Haltevorgang beim Absenken der Steuerspannung.
Die Öffnung der Kontakte und damit das Abfallen der Federzunge sollen ebenfalls als
Kippvorgang bei Unterschreitung der Haltespannung erfolgen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein mikromechanisches Relais der eingangs genannten
Art so weiterzubilden, daß es eine Schaltcharakteristik mit eindeutigem Kippverhalten
erhält, daß also das oben erwähnte schleichende Schaltverhalten vermieden wird.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß der keilförmige Luftspalt
zwischen den Elektroden mindestens eine geometrische Diskontinuität aufweist. Durch
diese erfindungsgemäß vorgesehene Unterbrechung des durchgehend keilförmigen Luftspaltes
zwischen den beiden Elektroden wird erreicht, daß jeweils ein abrupter Schaltvorgang
den Kontakt schließt bzw. öffnet.
[0006] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Federzunge einen im
Bereich der Anbindung am Ankersubstrat beginnenden, stetig gekrümmten Abschnitt und
daran anschließend zu ihrem freien Ende hin einen geraden Abschnitt auf, wobei die
Länge des gekrümmten Abschnittes vorzugsweise etwa 20 bis 40 % der Gesamtlänge der
Federzunge betragen kann. Bei dieser Ausgestaltung rollt also die Federzunge zunächst
über ihren gekrümmten Abschnitt stetig auf der Basiselektrode ab, bis der Übergang
zum geraden Abschnitt erreicht wird. In diesem Augenblick schlägt der restliche, gerade
Abschnitt der Federzunge in einem abrupten Schaltvorgang auf das Ende der Basiselektrode,
wobei das Ankerkontaktstück abrupt auf das Basiskontaktstück schlägt.
[0007] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, daß der Beginn der
Elektrodenfläche einen Versatz gegenüber der Anbindung der Federzunge am Ankersubstrat
aufweist, dessen Länge vorzugsweise 20 bis 40 % der Gesamtlänge der Federzunge betragen
kann. Bei dieser Ausführungsform kann also die Federzunge über ihre gesamte Länge
kontinuierlich gekrümmt sein, während die Diskontinuität nunmehr durch den versetzten
Beginn der Elektrode auf der Federzunge erzeugt wird.
[0008] Weiterhin kann ein abruptes Schaltverhalten dadurch erzeugt werden, daß die Basiselektrode
gegenüber der Ankerelektrode an der Anbindungsstelle der Federzunge einen vorgegebenen
Spalt aufweist, dessen Höhe mindestens 10 % der Gesamtauslenkung des freien Federendes
gegenüber dem Basissubstrat im Ruhezustand beträgt. Diese Höhe des Spaltes, die vorzugsweise
zwischen 10 und 20 % der genannten Federauslenkung betragen kann, ist somit wesentlich
größer als die Dicke einer Isolierschicht, die zur notwendigen Isolierung zwischen
den beiden Elektroden an der Einspannstelle in jedem Fall erforderlich ist.
[0009] Ergänzend sei noch erwähnt, daß die genannten Maßnahmen zur Erzeugung einer Diskontinuität
sowohl einzeln als auch in Kombination angewendet werden können.
[0010] Zur Erzeugung der Kontaktkraft ist am freien Ende der Federzunge in an sich bekannter
Weise ein durch Schlitze teilweise freigeschnittener Kontaktfederbereich gebildet,
auf dem das Ankerkontaktstück angeordnet ist. Dabei ist der Abstand zwischen den beiden
Kontaktstücken geringer als der Abstand zwischen den beiden Elektroden im Bereich
des freien Federendes. Wenn der Kontaktfederbereich mittig freigeschnitten ist, kann
also die Ankerelektrode an zwei Seitenlappen neben dem Kontaktfederbereich flach auf
der Basiselektrode aufliegen, während der Kontaktfederbereich aufgrund der erhöhten
Kontaktstücke durchgebogen wird und damit die Kontaktkraft erzeugt.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung naher
erläutert. Es zeigen
Figur 1 eine schematische Darstellung für den grundsätzlichen Aufbau eines mikromechanischen
Relais mit stetig gekrümmter Anker-Federzunge im Schnitt,
Figur 2 eine Ansicht von unten auf das Ankersubstrat von Figur 1,
Figuren 3a und 3b Diagramme mit Darstellungen des Verlaufs des Abstandes der Federzunge
von der Basiselektrode und der Kontaktkraft, jeweils in Abhängigkeit von der Steuerspannung
an den Elektroden, bei einem kontinuierlich keilförmigen Luftspalt zwischen den Elektroden
gemäß Figur 1,
Figuren 4a und 4b eine schematische Darstellung einer nur teilweise gekrümmten Anker-Federzunge
im Ruhe- und Arbeitszustand,
Figuren 5a und 5b Diagramme für den Verlauf des Abstandes zwischen Federzunge und
Basiselektrode sowie der Kontaktkraft in Abhängigkeit von der Steuerspannung für die
Federzunge gemäß Figur 4,
Figuren 6a und 6b die schematische Darstellung einer Federzunge mit versetztem Elektrodenbeginn
im Ruhezustand und im Arbeitszustand,
Figuren 7a und 7b den Verlauf des Kontaktabstandes und der Kontaktkraft in Abhängigkeit
von der Steuerspannung bei einer Federzunge gemäß Figur 6,
Figur 8 die schematische Darstellung einer Federzunge mit einem zusätzlichen Luftspalt
zwischen Ankerelektrode und Basiselektrode im Ruhezustand und im Arbeitszustand, und
Figuren 9a und 9b Diagramme für den Verlauf des Abstandes zwischen den Kontaktstücken
bzw. zwischen der Federzunge und der Basiselektrode sowie den Verlauf der Kontaktkraft
in Abhängigkeit von der Steuerspannung bei einer Federzunge gemäß Figur 8.
[0012] Figur 1 zeigt schematisch den grundsätzlichen Aufbau eines mikromechanischen elektrostatischen
Relais, bei dem die Erfindung zur Anwendung kommt. Dabei ist an einem Ankersubstrat
1, vorzugsweise einem Silizium-Wafer, eine Anker-Federzunge 2 innerhalb einer entsprechend
dotierten Siliziumschicht durch selektive Ätzverfahren freigearbeitet. An der Unterseite
der Federzunge ist eine Doppelschicht 4 erzeugt, die in dem Beispiel aus einer SiO₂-Schicht,
welche Druckspannungen erzeugt, und einer Si₃N₄-Schicht, welche Zugspannungen erzeugt,
besteht. Durch entsprechende Wahl der Schichtdicken kann der Federzunge eine gewünschte
Krümmung verliehen werden. Schließlich trägt die Federzunge eine metallische Schicht
als Ankerelektrode 5 an ihrer Unterseite. Diese Ankerelektrode 5 ist, wie in Figur
2 zu sehen, zweigeteilt, um in der Mitte der Federzunge eine metallische Zuleitung
6 für ein Anker-Kontaktstück 7 zu bilden.
[0013] Wie aus Figur 2 weiter ersichtlich ist, ist am freien Ende der Federzunge durch zwei
Schlitze 8 ein Kontaktfederbereich 9 freigeschnitten, der das Kontaktstück 7 trägt.
Dieser Kontaktfederbereich 9 kann sich beim flachen Aufliegen der Ankerelektrode 5
auf einer Basiselektrode elastisch durchbiegen, wodurch die Kontaktkraft erzeugt wird.
[0014] Wie in Figur 1 weiter zu sehen ist, ist das Ankersubstrat 1 auf einem Basissubstrat
10 befestigt, welches im vorliegenden Beispiel aus Pyrex-Glas besteht, das aber beispielsweise
auch aus Silizium gebildet sein könnte. Auf seiner ebenen Oberfläche trägt das Basissubstrat
10 eine Basiselektrode 11 und eine Isolierschicht 12, um die Basiselektrode 11 gegenüber
der Ankerelektrode 5 zu isolieren. Ein Basis-Kontaktstück 13 ist in nicht weiter dargestellter
Weise mit einer Zuleitung versehen und natürlich gegenüber der Basiselektrode 11 isoliert
angeordnet. Zwischen der gekrümmten Federzunge 2 mit der Ankerelektrode 5 einerseits
und der Basiselektrode 11 andererseits ist ein keilförmiger Luftspalt 14 ausgebildet.
Bei Anliegen einer Spannung von einer Spannungsquelle 15 zwischen den beiden Elektroden
5 und 11 rollt die Federzunge auf der Basiselektrode 11 ab, wodurch das Ankerkontaktstück
7 mit dem Basiskontaktstück 13 verbunden wird.
[0015] Die Größenverhältnisse und Schichtdicken sind in den Figuren 1 und 2 lediglich unter
dem Gesichtspunkt der Anschaulichkeit dargestellt und entsprechen nicht den tatsächlichen
Verhältnissen. Für die nachfolgend beschriebenen Untersuchungen (mit Hilfe einer Computer-Simulation)
wurde ein Aufbau gewählt, der etwa die folgenden Dimensionen hatte:
Länge der Federzunge (2) |
1300 µm |
Breite der Federzunge (2) |
1000 µm |
Dicke der Federzunge (Si-Schicht) (2) |
10 µm |
SiO₂-Schichtdicke (4) |
500 nm |
Si₃N₄-Schichtdicke(4) |
50 nm |
Länge der Schlitze (8) |
500 µm |
Auslenkung Zungenende zur Basiselektrode ca. |
11 µm |
[0016] In Figur 3 sind die Schaltkennlinien eines Aufbaus gemäß Figur 1 mit stetig gekrümmter
Federzunge in Abhängigkeit von der Steuerspannung gezeigt. Dabei ist in Figur 3a der
Abstand A der Federzunge von der Basiselektrode gezeigt. Die Kurve a24 zeigt den Verlauf
des Abstandes des Kontaktfederbereiches (am Punkt 24) von der Basiselektrode, während
die Kurve a25 den entsprechenden Abstandsverlauf der Federzunge im Gabelpunkt 25 zwischen
Kontaktfederbereich und Ankerelektrodenbereich (Ende der Schlitze 8) zeigt. Aus Figur
3a ist deutlich zu ersehen, daß sich die Federzunge stetig an das Basissubstrat bzw.
die Basiselektrode annähert, bis bei etwa 8,5 V der Kontakt geschlossen wird; der
Kontaktfederbereich der Federzunge ist dann um die Höhe der Kontaktstücke von der
Basiselektrode entfernt (etwa 4 µm). Der Verlauf der Kontaktkraft F in Figur 3b zeigt
bei der Ansprechspannung von 8,5 V eine sehr geringe Kontaktkraft von ca. 8 µN (Kurve
f1), die mit steigender Spannung weiter ansteigt. Erst bei ca. 10,5 V geht die steil
ansteigende Kurve in eine Charakteristik geringerer Steilheit über. Dieser Kennlinienverlauf
ist für Relais nicht erwünscht.
[0017] Um dieses unerwünschte schleichende Kontaktverhalten zu vermeiden, werden erfindungsgemäß
verschiedene Maßnahmen zur Erzeugung einer geometrischen Diskontinuität vorgeschlagen,
mit denen ein abruptes Schaltverhalten erzeugt wird. In Figur 4 ist schematisch eine
Federzunge 41 gezeigt, die im Anschluß an ihre Einspannstelle zunächst einen stetig
gekrümmten Abschnitt 42 mit dem Radius R und daran anschließend bis zum freien Ende
einen geraden Abschnitt 43 aufweist. Ansonsten ist der Aufbau mit dem von Figur 1
vergleichbar. Die Ankerelektrode 5 und die Basiselektrode 11 erstrecken sich jeweils
über die volle Länge der Federzunge. Figur 4b zeigt die Federzunge 41 in angezogenem
Zustand, wobei die Kontaktstücke aufeinanderliegen und durch die Durchbiegung des
teilweise freigeschnittenen Kontaktfederbereiches 9 die Kontaktkraft erzeugt wird.
(Zwischen Basissubstrat und Ankersubstrat ist in den Figuren 4, 6 und 8 jeweils ein
kleiner Abstand gezeichnet, der in Wirklichkeit lediglich auf die Dicke einer Isolierschicht
beschränkt ist!)
[0018] Die Schaltcharakteristik einer Anordnung gemäß Figur 4 ist in Figur 5a und 5b zu
erkennen. Gezeigt ist die Bewegung des Punktes 44 am Ende des Kontaktfederbereiches
9 (Kurve a44) und die Bewegung des Gabelungspunktes 45 bei der Anbindung des Kontaktfederbereiches
(Kurve a45) in Abhängigkeit von der Steuerspannung. Außerdem zeigt Figur 5b den Verlauf
der Kontaktkraft F in Abhängigkeit von der Steuerspannung (Kurve f4). Es zeigt sich
eine Schaltcharakteristik mit Hysterese und eindeutigen Kippvorgängen sowohl beim
Schließen als auch beim Öffnen des Kontaktes. Bis zur Ansprechspannung von etwa 12
V bewegt sich die Feder in einer quadratischen Abhängigkeit von der Spannung um etwa
10 bis 20 % der Anfangsauslenkung und schaltet nach Überschreiten der Ansprechspannung
schlagartig durch. Das Rückfallen erfolgt bei etwa 4 V. Gemäß Figur 5b wird bei der
Ansprechspannung von 12 V eine Kontaktkraft von etwa 0,28 mN erreicht. Danach steigt
die Kraft mit verminderter Steigung an. Als grobe Dimensionierung sollte die Länge
der gekrümmten Zone 42 etwa 20 bis 40 % der Gesamtfederlänge der Federzunge 41 betragen.
[0019] Figur 6 zeigt eine Ausführungsform einer Federzunge 61, bei der die geometrische
Diskontinuität in einem Versatz der Elektroden besteht. Die Ankerelektrode 62 beginnt
in diesem Fall nicht wie die vorher gezeigte Ankerelektrode 5 an der Einspannstelle
oder Anbindungsstelle der Federzunge am Ankersubstrat 1, sondern weist einen Versatz
L gegenüber dieser Anbindungsstelle auf. Entsprechend kann auch der Beginn der Basiselektrode
63 um den Betrag L versetzt sein, ohne daß es darauf ankommt. Figur 6a zeigt den Ruhezustand
der Anordnung, also ohne Steuerspannung, während Figur 6b den angezogenen Zustand,
also bei Anliegen einer Steuerspannung zwischen den Elektroden 62 und 63, zeigt.
[0020] Figur 7 zeigt den Bewegungsablauf am Kontaktpunkt 64 am Ende der Federzunge 61 (Kurve
a64) sowie in Figur 7b den Verlauf der Kontaktkraft (Kurve f6). Durch die versetzte
Elektrode nach Figur 6 wird die aktive Elektrodenfläche reduziert, so daß die Ansprechspannung
gegenüber Figur 3 vergrößert ist; sie liegt bei dem Beispiel der Simulation bei etwa
18 V. Wie man aus den Figuren 7a und 7b ersieht, erzielt man auch bei der Gestaltung
von Figur 6 eindeutige Kippzustände. Die Versatzlänge L sollte etwa im Bereich von
20 bis 40 % der Länge der Federzunge 61 gewählt werden.
[0021] Eine weitere Ausführungsform einer Federzunge mit Diskontinuität ist in Figur 8 gezeigt.
In diesem Fall ist eine Federzunge 81 mit einer kontinuierlichen Krümmung über ihre
gesamte Länge und mit einer über ihre gesamte Länge verlaufenden Ankerelektrode 82
vorgesehen. Die geometrische Diskontinuität besteht hier darin, daß die Basiselektrode
83 um einen Abstand d im Basissubstrat 10 nach unten versetzt ist, so daß gegenüber
der Einspannstelle der Federzunge 81 ein Spalt von der Dicke d entsteht. Wie am Kurvenverlauf
in den Figuren 9b und 9b zu erkennen ist, ergibt sich auch bei einer Anordnung gemäß
Figur 8 eine Erhöhung der Ansprechspannung mit eindeutigen Kippzuständen für Öffnen
und Schließen des Kontaktes. Dargestellt sind typische Schaltverläufe bei einer Luftspaltbreite
von d = 2 µm. Die Ansprechspannung beträgt hier 14 V, wobei alle geometrischen Daten
gegenüber den vorherigen Ausführungsbeispielen vergleichbar sind. Zur Dimensionierung
bietet sich eine Spaltbreite von d = 1 bis 2 µm an, was etwa 10 bis 20 % der Auslenkung
des Federendes im Ruhezustand ist.
[0022] Dargestellt ist in Figur 9a der Bewegungsverlauf am Kontaktpunkt 84 (Kurve a84) und
am Gabelpunkt 85 (Kurve a85), ähnlich der Darstellung in Figur 5. Außerdem ist in
Figur 9b der Verlauf der Kontaktkraft gezeigt (Kurve f8).
[0023] Wie aus den Kurvenverläufen in den Figuren 7 und 9 zu erkennen ist, führen die Lösungen
gemäß den Figuren 6 und 8 zu erhöhten Ansprechspannungen, da das elektrostatische
Feld insgesamt verringert wird. Unter diesem Gesichtspunkt bietet die Lösung gemäß
Figur 4 mit den Kurvenverläufen gemäß Figur 5 die optimale Ausnutzung der elektrostatischen
Felder. Allerdings ist diese Lösung mit einer nur teilweise gekrümmten Feder schwieriger
herzustellen als die homogen gekrümmten Federn von Figur 6 und 8. Welche Lösung im
Endeffekt zu bevorzugen ist, hängt also unter anderem von den zur Verfügung stehenden
Herstellverfahren und Materialien ab. Wie eingangs bereits erwähnt wurde, könnten
natürlich Kombinationen der verschiedenen Ausführungsformen gemäß den Figuren 4, 6
und 8 in Betracht kommen und gegebenenfalls zu einer optimalen Lösung führen.
1. Mikromechanisches elektrostatisches Relais mit einem Basissubstrat (10), das eine
Basis-Elektrodenschicht (11; 63, 83) und mindestens ein Basis-Kontaktstuck (13) trägt,
und mit einem auf dem Basissubstrat liegenden Ankersubstrat (1) mit mindestens einer
freigearbeiteten, einseitig angebundenen Anker-Federzunge(2; 41, 61, 81), welche eine
Anker-Elektrodenschicht (5; 62, 82) und an ihrem freien Ende ein Anker-Kontaktstuck
(7) trägt,
wobei die Federzunge (2; 41; 61; 81) im Ruhezustand durch eine stetige Krümmung vom
Basissubstrat (10) weg gebogen ist, so daß die beiden Elektroden (5, 11; 62, 63; 82,
83) einen keilförmigen Luftspalt (14) zwischen einander bilden und wobei sich die
Federzunge (2; 41; 61; 81) im Arbeitszustand bei Anliegen einer Spannung zwischen
den Elektroden an das Basissubstrat (10) anschmiegt und die beiden Kontaktstücke (7,
13) aufeinanderliegen, dadurch gekennzeichnet daß der keilförmige Luftspalt (14) zwischen
den Elektroden mindestens eine geometrische Diskontinuität aufweist.
2. Relais nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Federzunge (41) einen im Bereich der Anbindung am Ankersubstrat beginnenden,
stetig gekrümmten Abschnitt (42) und daran anschließend zu ihrem freien Ende hin einen
geraden Abschnitt (43) aufweist.
3. Relais nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des gekrümmten Abschnittes (42) etwa 20 bis 40 % der Gesamtlänge der
Federzunge (41) beträgt.
4. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Beginn der Elektrodenfläche (62) einen Versatz (L) gegenüber der Anbindung
der Federzunge (61) am Ankersubstrat (1) aufweist.
5. Relais nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des Versatzes (L) der Elektrode (62) etwa 20 bis 40 % der Gesamtlänge
der Federzunge (61) beträgt.
6. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Basiselektrode (83) gegenüber der Ankerelektrode (82) an der Anbindungsstelle
der Federzunge einen vorgegebenen Spalt (d) aufweist, dessen Höhe mindestens 10 %
der Gesamtauslenkung des freien Federendes gegenüber dem Basissubstrat im Ruhezustand
beträgt.
7. Relais nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe des Spaltes (d) zwischen 10 und 20 % der Gesamtauslenkung des freien
Federendes gegenüber dem Basissubstrat (10) im Ruhezustand beträgt.
8. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Federzunge (2; 41; 61; 81) an ihrem freien Ende einen durch Schlitze (8)
teilweise freigeschnittenen Kontaktfederbereich (9) bildet, auf dem das Ankerkontaktstück
(7) angeordnet ist, und daß der Abstand zwischen den beiden Kontaktstücken (7, 13)
geringer ist als der Abstand zwischen den beiden Elektroden (5, 11) im Bereich des
freien Federendes.
9. Relais nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Kontaktfederbereich (9) mittig der Kontaktfederbreite durch zwei vom freien
Ende her parallel zu den Seitenkanten der Federzunge verlaufende Schlitze (8) gebildet
ist, deren Länge etwa 20 % bis 50 % der Gesamtlänge der Federzunge (2) beträgt.