(19)
(11) EP 0 721 811 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
17.07.1996  Patentblatt  1996/29

(21) Anmeldenummer: 95119765.6

(22) Anmeldetag:  14.12.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B21B 37/62, B21B 37/28
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT DE FR GB

(30) Priorität: 07.01.1995 DE 19500336

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
D-40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Haberkamm, Klaus-Dieter
    D-57074 Siegen (DE)

(74) Vertreter: Valentin, Ekkehard, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Hemmerich-Müller-Grosse- Pollmeier-Valentin-Gihske Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)

   


(54) Verfahren zur Regelung des Walzspaltprofils


(57) Bei einem Verfahren zur Regelung des Walzspaltprofils in Bandwalzwerken mittels positionsgeregelter Anstellvorrichtungen sollen Walzspaltveränderungen aufgrund von Änderungen in der Gerüstgeometrie bzw. Änderungen der Kräfteverhältnisse im Gerüst ohne die Hilfe eines erfahrenen Operators sehr schnell durchgeführt werden können. Dazu wird bei kalibriertem unbelastetem Gerüst vorgeschlagen, sich durch Änderung der Gerüstgeometrie bzw. der Kräfteverhältnisse im Gerüst ergebende Positionsänderungen der Anstellvorrichtungen zu ermitteln und während des Walzbetriebs die zu der sich ggf. einstellenden Gerüstgeometrie bzw. dem Kräfteverhältnis ermittelten Positionsänderungen der Anstellvorrichtungen zur Regelung der Anstellposition heranzuziehen.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung des Walzspaltprofils in Bandwalzwerken mit antriebs- und bedienseitigen hydraulischen Anstellvorrichtungen, über welche die Walzen positionsgeregelt in einem Gerüst anstellbar sind.

[0002] Es ist bekannt, daß das Walzspaltprofil durch Verschieben und/oder durch Verschränken und/oder durch entsprechendes Biegen von Walzen im Walzgerüst beeinflußt wird. Derartige Beeinflussungen sowie Beeinflussungen durch Kräfteänderungen bewirken auch Änderungen in der Anstellung der Walzen. Üblicherweise wird das Gerüst in einem reproduzierbaren Zustand z.B. nach einem Walzenwechsel kalibriert. Dabei befinden sich die verwendeten Stellglieder in einer neutralen bzw. Ausgangsstellung. Da sich die unteren Walzen eines Walzgerüstes auf den Fundamenten verhältnismäßig starr abstützen, die oberen Walzen des Walzgerüstes sich jedoch weniger starr am Ständer abstützen, bewirkt ein Verlassen der Ausgangssituation durch die geschilderte Beeinflussung in der Gerüstgeometrie bzw. im Kräfteverhältnis, daß sich die oberen Walzen stärker in ihrer Anstellung verändern als es die unteren Walzen tun. Dadurch kommt es zu ungewollten Veränderungen des Walzspalts mit der Folge, daß die Walzen eine andere Neigung zueinander einnehmen.

[0003] Im einfachsten Fall führt z.B. das axiale Verschieben einer oder mehrerer Walzen zur Änderung des Schwerpunktes. Damit wird das beim Kalibrieren festgestellte und kompensierte Moment, bezogen auf die Gerüstmitte, verändert. Der Operator muß diese entstehende Schräglage manuell so verändern, daß ein wieder geeignetes Walzspaltprofil entsteht.

[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, derartige Walzspaltveränderungen ohne die Hilfe eines erfahrenen Operators sehr schnell durchführen zu können.

[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe werden die Merkmale des Anspruchs 1 vorgeschlagen.

[0006] Zu jeder denkbaren Änderung von der Ausgangsstellung bzw. von dem Ausgangskräfteverhältnis, in denen das Gerüst kalibriert wurde, werden die dazugehörigen bzw. die durch die Änderungen hervorgerufenen Positionsänderungen in der Anstellung bei ansonsten unbelastetem Gerüst ermittelt. Während des Walzvorgangs werden bei sich ändernden Verhältnissen in der Gerüstgeometrie bzw. bei Änderungen in den Kräfteverhältnissen im Gerüst die zu den entsprechenden Änderungen ermittelten Positionsänderungen der Anstellung dazu herangezogen, um den sich zwangsläufig beim Walzen einstellenden Anstellpositionsänderungen entgegenzuwirken.

[0007] Damit kann während des Walzvorgangs jeder denkbaren Änderung in der Gerüstgeometrie bzw. in den Kräfteverhältnissen entgegengewirkt werden, ohne daß sich Fehlstellungen des Walzspaltes ergeben, wie sie sich z.B. bei einfachen Anstellregelungen erst ergeben müssen, um anschließend auf einen optimalen Sollwert ausgeregelt werden zu können.

[0008] Es ist zweckmäßig, die Änderungen der Gerüstgeometrie und/oder der Kräfteverhältnisse im Gerüst sowie die zu diesen Änderungen gehörenden antriebs- und bedienseitigen Positionsänderungen der Anstellvorrichtungen in Speichern abzulegen, so daß sie beim Walzvorgang stets zur Verfügung stehen und aus dem Speicher ausgelesen werden können, um zur Regelung der Anstellposition herangezogen zu werden.

[0009] Die sich bei Änderungen der Gerüstgeometrie und/oder bei Änderungen der Kräfteverhältnisse im Gerüst ergebenden zugehörigen Anstellpositionen können vor dem Walzvorgang durch Versuche ermittelt werden, z.B. durch Aufnahme von einer antriebsseitigen und einer bedienseitigen Kurve der Anstelländerungen in Abhängigkeit von der Gerüstgeometrie sowie durch Aufnahme von einer antriebsseitigen und einer bedienseitigen Kurve der Anstelländerung in Abhängigkeit von den Kräfteverhältnissen. Die einzelnen Werte dieser Kurve werden im Speicher abgelegt.

[0010] Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Kurven zu errechnen. Bei genügend schnellen Rechnern mit entsprechend großer Kapazität ist es nicht zwingend notwendig, die Kurven in Speichern abzulegen. Hier können die Kurven stets online nachgerechnet und die errechneten Werte rechtzeitig zur entsprechenden Regelung der Anstellung herangezogen werden.

[0011] Es ist angebracht, dem an sich bekannten Regelkreis für die Anstellung der Walzen einen Regelkreis zu unterlagern, in dem die Differenz zwischen der antriebs- und bedienseitigen Anstellposition gegen Null geregelt wird. Über diesen unterlagerten Regelkreis können dem eigentlichen Regelkreis für die Anstellregelung Korrekturwerte aufgeschaltet werden, die eine Walzspaltveränderung ausschließen.


Ansprüche

1. Verfahren zur Regelung des Walzspaltprofiles in Bandwalzwerken mit antriebs- und bedienseitigen hydraulischen Anstellvorrichtungen, über welche die Walzen positionsgeregelt in einem Gerüst anstellbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß vor einem Walzbeginn das Gerüst in einem reproduzierbaren Zustand kalibriert wird,
daß für Änderungen der Gerüstgeometrie und/oder der Kräfteverhältnisse im Gerüst diesen zugehörige, sich ergebende Positionsänderungen der Anstellvorrichtungen ermittelt werden, und daß während des Walzbetriebs eingestellte bzw. sich einstellende Änderungen in der Gerüstgeometrie und/oder den Kräfteverhältnissen im Gerüst durch Heranziehen der Differenz zwischen den ermittelten zugehörigen antriebs- und bedienseitigen Anstellpositionen und Regelung der Anstellung gegen Null ausgeregelt werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ermittelten Änderungswerte mit den dazugehörigen, sich ergebenden antriebs- und bedienseitigen Anstellpositionen gespeichert werden und daß die zu der sich während des Walzvorgangs einstellenden Gerüstgeometrie und/oder den Kräfteverhältnissen im Gerüst gehörenden Anstellpositionen jeweils aus dem Speicher ausgelesen und zur entsprechenden Regelung herangezogen werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die sich zu jeder Änderung der Gerüstgeometrie und/oder jeder Änderung der Kraftverhältnisse im Gerüst ergebenden zugehörigen Anstellpositionen durch Versuche ermittelt werden.
 
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die sich zu jeder Änderung der Gerüstgeometrie und/oder jeder Änderung der Kräfteverhältnisse im Gerüst ergebenden zugehörigen Anstellpositionen errechnet werden.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Regelung der Differenz der sich jeweils ergebenden antriebs- und bedienseitigen Anstellpositionen gegen Null der Anstellregelung des Gerüstes unterlagert wird.
 





Recherchenbericht