(19)
(11) EP 0 722 834 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.07.1996  Patentblatt  1996/30

(21) Anmeldenummer: 95119527.0

(22) Anmeldetag:  12.12.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 35/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 21.01.1995 DE 19501806

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Müller, Joachim
    D-82049 Pullach (DE)
  • Braun, Rolf
    D-63071 Offenbach (DE)

(74) Vertreter: Marek, Joachim, Dipl.-Ing. 
c/o MAN Roland Druckmaschinen AG Patentabteilung/FTB S, Postfach 10 12 64
D-63012 Offenbach
D-63012 Offenbach (DE)

   


(54) Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen eines Druckwerkes einer Druckmaschine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Zylinder und Walzen eines Druckwerkes einer Druckmaschine, vorzugsweise einer Offsetdruckmaschine. Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zu entwickeln die Reinigungszeit und den Reinigungsfluidverbrauch spürbar zu reduzieren. Gelöst wird das dadurch, daß die Reinigung von Zylindern 1 und Walzen 3, 4 in einer mehrfach wiederholbaren zeitlich frei wählbaren oder sich selbst einstellenden Waschfolge erfolgt, die ein Sprühen von Waschmittel und/oder Wasser, ein Verteilen von Waschmittel und/oder Wasser über die Walzen 3, 4 und den Zylinder 1 und anschließend ein periodisches Rakeln im Walzenzug 4 umfaßt. Weiterhin lassen sich die zu reinigenden Baugruppen einzeln nacheinander oder gemeinsam in das Reinigungsverfahren integrieren.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen eines Druckwerkes einer Druckmaschine, insbesondere einer Offsetdruckmaschine.

[0002] Ein Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen ist aus der EP 0 453 853 A2 bekannt. Verfahrensgemäß sind die Relativstellungen von Gummituchzylinder, Plattenzylinder sowie zugeordneten Walzen frei steuerbar einstellbar, so daß beim Reinigungsvorgang eine Abstands- oder Anlagestellung eingenommen werden kann.

[0003] Aus der DE 36 06 006 A1 ist eine Reinigungseinrichtung für den Farbwalzenzug eines Offsetdruckwerkes bekannt, welche einen Primär- und einen Sekundärstrang für die Reinigungsfluidzuführung aufweist. Beim Reinigungsvorgang selbst wird eine variable Menge an Reinigungsfluid, abhängig von der Farbschichtdicke und der Anzahl der Walzen/Zylinder, dem abgestellten Farbwalzenzug zugeführt. Die Reinigungsflüssigkeit wird abschließend mit dem angelosten Farbresten durch eine ständig angestellte Rakel vom Walzenzug entfernt.

[0004] Insbesondere bei Walzenzügen mit hoher Anzahl von zu reinigenden Walzen, einschließlich Zylindern, ist es nachteilig, daS eine relativ lange Zeit zum Reinigen erforderlich ist und ein relativ hoher Reinigungsfluidverbrauch (Waschmittel und Wasser) anfällt.

[0005] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zu entwickeln, daß bei gleicher Waschqualität die Reinigungszeit und den Reinigungsfluidverbrauch spürbar senkt. Die Aufgabe der Erfindung wird durch den kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches gelost. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0006] Die vorliegende Lösung reduziert den Verbrauch von Reinigungsfluid (Waschmittel und/oder Wasser) und reduziert die Waschzeiten bei gleicher Waschqualität. Es wurde gefunden, daß insbesondere durch das periodische Rakeln der Verbrauch von Reinigungsfluid gesenkt wird, da nicht mehr wie bisher ein ständig angestelltes Rakel unter Umständen unverbrauchtes Reinigungsfluid sofort wieder abrakelt. Weiterhin wird durch die Waschfolge ein Trockenlaufen (bei zu wenig Reinigungsfluid) von Walzen oder ein sogenanntes Aufschwimmen (Aquaplaning) bei zuviel Reinigungsfluid vermieden. Durch die frei wählbare Zeit einer Waschfolge sowie der Anzahl von Waschfolgen, die Auswahl erfolgt durch den Bediener oder eine lernende Steuerung, wird die Reinigungszeit und der Verbrauch an Reinigungsfluid weiter reduziert. Nach der erfindungsgemäßen Lösung kann bei Beibehaltung der Waschfolge noch die Anzahl der zu reinigenden Walzen/Zylinder gewählt werden. Dazu ist durch den Bediener oder eine entsprechende Steuerung programmtechnisch zwischen vier Reinigungsschritten auszuwählen. Die Reinigungsschritte werden im Reinigungsverfahren nacheinander abgearbeitet oder es können einzelne oder auch mehrere Schritte ausgewählt werden. Die Reinigungsschritte beinhalten:

1.) Schritt - Farbwalzen reinigen

2.) Schritt - Farbwalzen und Platte auf dem Plattenzylinder reinigen

3.) Schritt - Farbwalzen, Feuchtwalzen und Platte auf dem Plattenzylinder reinigen

4.) Schritt - mit Wasser spülen.



[0007] Je nach ausgewählten Reinigungsschritten (1 bis 3) nimmt durch Zuschalten von Plattenzylinder mit der entsprechenden Platte sowie des Feuchtwalzenzuges die Umfangslänge des Walzenzuges (Farbwalzenzug, Feuchtwalzenzug und Plattenzylinder) zu. Entsprechend der zunehmenden Umfangslänge nimmt die Anzahl und/oder die Reinigungszeit der Waschfolgen manuell oder gesteuert zu.

[0008] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.

[0009] Dabei zeigt:
Fig. 1
ein Druckwerk einer Offsetrotationsdruckmaschine.


[0010] Das Druckwerk besteht aus einem Farbkasten 7 mit Farbkastenwalze 6, einem Farbheber 5 sowie einer Folge von Farbwalzen, die als ein Farbwalzenzug 4 bezeichnet sind. Dem Farbwalzenzug 4 ist eine Waschmittelsprüheinrichtung 10 und eine Wassersprüheinrichtung 11 zugeordnet. Der Farbwalzenzug 4 ist einem Plattenzylinder 1, der eine Druckplatte trägt, zugeordnet. Dem Plattenzylinder 1 ist weiterhin ein Feuchtwalzenzug 3 zugeordnet, der über eine Brückenwalze mit dem Farbwalzenzug 4 koppelbar ist. In bekannter Weise ist dem Plattenzylinder 1 ein Gummituchzylinder 2 eines Offsetdruckwerkes zugeordnet. Auf weitere Bauteile des Druckwerkes wird nicht weiter eingegangen. In Drehrichtung des Plattenzylinders 1 gesehen ist an einer der letzten Walzen des Farbwalzenzuges 4 eine Rakeleinrichtung 8 angeordnet. Die Rakeleinrichtung 8 ist in einem Drehgelenk aufgenommen und ist mittels einer Betätigungseinrichtung 9 schwenkbar. Die Betätigungseinrichtung 9 sowie die Waschmittelsprüheinrichtung 10 und die Wassersprüheinrichtung 11 sind mit einer Steuerung schaltungstechnisch verbunden.

[0011] Die Wirkungsweise ist wie folgt: Über die Steuerung wird die Waschfolge aktiviert. Die Waschmittelsprüheinrichtung 10 sprüht eine definierte Zeit das Waschmittel auf den benachbarten Farbwalzenzug 4. Das Waschmittel wird danach über den Farbwalzenzug 4 verteilt bis annähernd gleiche Schichtdicken von Farb- und Waschmittel vorhanden sind. Die Rakeleinrichtung 8 wird periodisch an eine der letzten Walzen des Farbwalzenzuges 4 angestellt und rakelt die Emulsion von Farbe und Waschmittel ab. Der Farbwalzenzug 4 ist dabei vom Plattenzylinder 1 abgestellt. Wie bereits beschrieben sind Farbkasten 7, Farbkastenwalze 6 und Farbheber 5 in den Farbwalzenzug 4 integriert. Ist ein Entleeren des Farbkastens 7 (Ausspachteln/Farbwechsel) erforderlich, werden alle Farbschieber geschlossen und nach dem Entleeren wird der Farbkasten abgeschwenkt. Auf der Farbkastenwalze 6 befindet sich dann noch ein sehr dünner Farbfilm. Um diesen Farbfilm mit zu reinigen wird der Farbheber 5 freigegeben, die Streifenbreite des Farbhebers 5 auf Maximum eingestellt und somit die Farbkastenwalze 6 durch die Kopplung von Farbheber 5 mit dem übrigen Farbwalzenzug 4 mitgereinigt. Die Waschfolge gilt analog auch für die Verwendung von Wasser als Reinigungsfluid. Bei Verwendung von Waschmittel wird als Reinigungsfluid vorzugsweise ein Pflanzenölester eingesetzt.

[0012] Die Waschfolge ist mehrfach wiederholbar. Über die Steuerung wird der Plattenzylinder 1 mit dem Farbwalzenzug 4 in Kontakt gebracht und somit die Druckplatte auf dem Plattenzylinder 1 mitgereinigt. Ist der Feuchtwalsenzug 3 ebenfalls zu reinigen, so wird dieser über eine Brückenwalze mit dem Farbwalzenzug 4 gekoppelt. Wahlweise kann die Feuchtauftragwalze des Feuchtwalzenzuges 3 zusätzlich an den Plattenzylinder 1 angestellt werden. Über die Steuerung ist es, neben der oben bereits beschriebenen Reihenschaltung, weiterhin möglich einzelne Baugruppen, wie den Feuchtwalzenzug 3 oder den Plattenzylinder 1, zu überspringen und somit nur die unbedingt zu reinigenden Baugruppen anzusteuern und in das Reinigungsverfahren einzubeziehen. Nach Beendigung der Waschfolgen mit Waschmittel wird abschließend mindestens eine Waschfolge mit Wasser als Spülmittel durchgeführt. Für das Reinigen von Farbwalzen 4 und Plattenzylinder 1 mit entsprechender Platte bzw. von allen Walzen (Farbwalzenzug 4, Feuchtwalzenzug 3) und Plattenzylinder 1 mit Platte sind längere Sprüh-, Pausen- und Rakelzeiten zur Erreichung der notwendigen Qualität erforderlich. Vorzugsweise werden dazu die Reinigungszeiten um einen editierbaren Faktor verlängert. Am Ende des Reinigungsverfahrens werden der Farbwalzenzug 4 und der Feuchtwalzenzug 3 vom Plattenzylinder 1 abgestellt.

Bezugszeichenliste



[0013] 
1
Plattenzylinder
2
Gummituchzylinder
3
Feuchtwalzenzug
4
Farbwalzenzug
5
Farbheber
6
Farbkastenwalze
7
Farbkasten
8
Rakeleinrichtung
9
Betätigungseinrichtung
10
Waschmittelsprüheinrichtung
11
Wassersprüheinrichtung



Ansprüche

1. Verfahren zur Reinigung von Zylindern und Walzen eines Druckwerkes einer Druckmaschine mit einer Sprüheinrichtung und einer Rakeleinrichtung, welche mindestens einem Walzenzug zugeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigung in einer mehrfach wiederholbaren, zeitlich frei wählbaren oder sich selbst einstellenden Waschfolge erfolgt, wobei jede einzelne Waschfolge

- Einsprühen von Waschmittel

- Verteilen von Waschmittel und

- ein periodisches Rakeln im Walzenzug

umfaßt.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede einzelne Waschfolge

- Einsprühen von Wasser

- ein Verteilen von Wasser

- ein periodisches Rakeln im Walzenzug

umfaßt.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Pflanzenölester als Waschmittel verwendet wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß unter Beibehaltung der Waschfolge wahlweise

- ein Reinigen eines Farbwalzenzuges oder

- ein Reinigen des Farbwalzenzuges und einer Platte auf dem Plattenzylinder oder

- ein Reinigen des Farbwalzenzuges, der Platte auf dem Plattenzylinder und eines Feuchtwalzenzuges

erfolgt.
 
5. Verfahren nach Anspruch 4,
daß bei zunehmender Umfangslänge von Walzen und Zylinder die Anzahl und/oder die Reinigungszeit der Waschfolgen zunimmt.
 
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reinigungszeiten der Waschfolgen auf einen Wert korrigiert werden, der der Zunahme oder Reduzierung der zu reinigenden Umfangslänge von Walzen/Zylinder entspricht.
 




Zeichnung