[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Steuern einer
Hubvorrichtung, welche zum Bewegen einer Last über ein durch mindestens eine Antriebsvorrichtung
angetriebenes Hebelsystem von einer Abgabestelle zu einer Aufnahmestelle dient, insbesondere
Hubvorrichtung bei einem Müllsammelfahrzeug zum Entsorgen von Müllbehältern in einem
auf dem Fahrzeug befindlichen Sammelcontainer.
[0002] Als allgemeiner Stand der Technik ist es bereits bekannt, beispielsweise mit Müll
gefüllte Müllbehälter über das Fahrerhaus eines Müllsammelfahrzeuges von einer Aufgabestelle
zu einer im Bereich eines Sammelcontainers liegenden Abgabestelle zu bewegen und dort
durch Kippen der Müllsammelbehälter diese zu entleeren. Hierbei erfolgt die Bewegung
dieser gefüllten Müllsammelbehälter unabhängig von der Last des zu entsorgenden Mülls,
so daß daraus insgesamt ein unrationeller Arbeitsablauf resultiert.
[0003] Entsprechend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, welche insbesondere beim
Entsorgen von Müll die auftretenden Belastungen beim Bewegungsablauf der Hubvorrichtung
berücksichtigt.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß nach Messen des Gewichts der
Last die Lastgrenzen der Antriebsvorrichtung ermittelt und deren Kubgeschwindigkeit
eingestellt werden.
[0005] Hierdurch ergibt sich der Vorteil, daß entsprechend dem vorliegenden Lastbetrag eine
geringere oder eine höhere Hubgeschwindigkeit zum Bewegen der Hubvorrichtung aufgebracht
wird; ist eine zulässige obere Lastgrenze erreicht, so blockiert die Hubvorrichtung,
so daß vorteilhafterweise mögliche Unfallgefahren einwandfrei vermieden werden.
[0006] Bei einem Verfahren, bei welchem die Antriebsvorrichtung als hydraulische Kolbenzylindereinheit
ausgebildet ist, besteht die Möglichkeit, daß über den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit
das Messen des Gewichts der Last erfolgt. Hierbei können beispielsweise an sich bekannte
Proportionalventile Anwendung finden.
[0007] Liegen andere Hubvorrichtungen vor, so können beispielsweise zum Ermitteln des Gewichts
der Last Biegebalken, piezo-elektrische Elemente bzw. Druckmeßdosen Anwendung finden.
[0008] Vorteilhafterweise finden in weiterer Ausgestaltung der Erfindung zwei Hubgeschwindigkeiten
Anwendung, mit welchen die Kolbenzylindereinheit zum Bewegen der Last angetrieben
werden, wobei die jeweilige Hubgeschwindigkeit umgekehrt proportional zum Lastbetrag
ist.
[0009] Zwischen der Abgabestelle und der im Bereich eines Sammelcontainers liegenden Aufnahmestelle
kann sich ein sogenannter Riegelkontrollpunkt befinden, welcher Doppelfunktion erfüllt,
nämlich Überprüfung, ob die Hubvorrichtung funktionssicher in den Lagerbereich des
jeweiligen gefüllten Müllbehälters eingeklinkt ist und außerdem Messen des Gewichts
der Last.
[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den zusätzlichen Unteransprüchen.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens;
- Fig. 2
- eine Seitenansicht des vorderen Bereichs eines Müllsammelfahrzeuges mit Hubvorrichtung
und Antrieb, teils gebrochen;
[0012] In Fig. 1 ist eine Hubvorrichtung 1 schematisch dargestellt, welche aus einem Hebelsystem
besteht, dessen Hebel 4 in einem Anlenkpunkt 21 ortsfest angelenkt ist. An diesen
Hebel greift eine Antriebsvorrichtung 3, beispielsweise eine Kolbenzylindereinheit
mit Kolbenstange 11 an, welche in einem Gelenkpunkt 25 mit dem Hebel 4 verbunden ist.
Durch Betätigung der Kolbenzylindereinheit 10 läßt sich damit beispielsweise eine
auf dem Boden stehende Last 2 von einer Abgabestelle A zu einer Aufnahmestelle B bewegen,
wobei im Bereich der Abgabestelle B beispielsweise ein Sammelcontainer 7 angeordnet
ist.
[0013] Ein die Last 2 aufnehmender Behälter 6 ruht auf einer Vorrichtung 30, welche dazu
dient, das Gewicht der Last 2 zu ermitteln. Diese Vorrichtung kann beispielsweise
ein Biegebalken, ein piezo-elektrisches Element, eine Druckmeßdose oder eine den Hydraulikdruck
der Kolbenzylindereinheit 10 beeinflussende Einrichtung sein.
[0014] Nach Ermitteln des Gewichts der im Behälter 6 befindlichen Last 2 mit Hilfe der Vorrichtung
30 wird dieser Wert über eine Leitung 31 einer Steuereinheit 32 mitgeteilt, welche
ihrerseits die Antriebsvorrichtung 3, d.h. die Kolbenzylindereinheit 10 in deren Bewegungsablauf
steuert.
[0015] Entsprechend der ermittelten Last schwenkt nun der Hebel 4, d.h. die Hubvorrichtung
1 mit geringerer oder höherer Hubgeschwindigkeit (Kurvenverlauf K) von der Abgabestelle
A zu der Aufnahmestelle B: Bei geringer Last 2 erfolgt eine hohe Hubgeschwindigkeit
- bei hoher Last 2 ist die Hubgeschwindigkeit entsprechend geringer.
[0016] Liegt der Betrag der Last 2 über einem zulässigen Bereich, so wird über die Steuervorrichtung
32 der Antrieb der Kolbenzylindereinheit 10 aus Sicherheitsgründen stillgesetzt, so
daS eine unerwünschte Bewegung einwandfrei vermieden wird.
[0017] Die Anwendung der in Fig. 1 schematisch dargestellten Vorrichtung ist in Fig. 2 anhand
eines praktischen Ausführungsbeispiels näher erläutert. Hier findet beispielsweise
ein Müllsammelfahrzeug 5 Anwendung, welches im vorderen Bereich als Hubvorrichtung
1 einen Hebel 4 aufweist, dessen Schwenkarm 20 im Drehpunkt 21 gelagert ist. Dieser
Schwenkarm bewegt sich mit Hilfe der Antriebsvorrichtung 3, d.h. der Kolbenzylindereinheit
10, durch die Kolbenstange 11 aus der in Fig. 2 ausgezogenen Position in die im Bereich
des Fahrerhaus liegende gestrichelte Lage und umgekehrt. Hierzu ist die Kolbenstange
11 über einen Gelenkpunkt 25 mit dem Schwenkarm 20 verbunden.
[0018] Der Schwenkarm 20 weist seinerseits im vorderen Bereich eine sogenannte Kammverriegelung
23 auf, welche den Kurvenverlauf K beschreibt und bei heruntergeschwenktem Schwenkarm
20 in der Lage ist, in einen Lagerbereich 24 eines die Last 2 aufnehmenden, auf den
Boden stehenden Müllbehälters 6 einzugreifen. Dieser Müllbehälter 6 befindet sich
in einer in ausgezogenen Linien dargestellten Anstellposition, d.h. in der Abgabestellung
A.
[0019] Durch Schwenken des Schwenkarms 20 um den Drehpunkt 21 im Uhrzeigersinn greift die
Kammverriegelung 23 des Schwenkarms 20 in den Lagerbereich 24 des gefüllten Müllbehälters
6 und hebt diesen aus der Position A zu einem sogenannten Riegelkontrollpunkt R. In
diesem Riegelkontrollpunkt R wird über den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit
10 beispielsweise mit Hilfe an sich bekannter, nicht näher dargestellter Proportionalventile
das Gewicht der Last 2 ermittelt und außerdem überprüft, ob die Kammverriegelung 23
des Schwenkarms 20 funktionssicher in den Lagerbereich des gefüllten Müllbehälters
6 eingreift.
[0020] Nach Ermittlung des Gewichts der Last 2 wird analog der schematischen Ausführungsform
nach Fig. 1 die funktionsrichtige, auf die Last des gefüllten Müllbehälters 6 abgestellte
Hubgeschwindigkeit festgelegt, wonach sich der Schwenkarm 20 mit Hilfe der Kolbenzylindereinheit
10 in die Abgabeposition B bewegt, in welcher der Behälter 6 in eine Kipposition gelangt
und dort der Müll in einen schematisch dargestellten Sammelbehälter 7 bzw. in eine
Schubvorrichtung abgegeben wird, von welcher der Müll z.B. über einen Preßstempel
in den Müllsammelbehälter weitergeschoben wird.
[0021] Erfindungsgemäß ergibt sich also eine spezielle Verknüpfung des Gewichts, d.h. der
Last 2 in den Behälter 6 mit der Fördergeschwindigkeit, d.h. der Hubgeschwindigkeit
des Schwenkarms 20. Es können beispielsweise zwei Geschwindigkeiten vorgesehen sein,
z.B. eine hohe Geschwindigkeit bis zu 240 kg und in den Bereichen zwischen 240 und
550 kg eine geringere Hubgeschwindigkeit. Oberhalb einer Masse von 550 kg ist vorteilhafterweise
die Hubvorrichtung 1, d.h. der Schwenkarm 20, mit dessen Antrieb über die Kolbenzylindereinheit
10 blockiert, um Überlastung und Unfallgefahr zu vermeiden.
[0022] Durch die erfindungsgemäße Verknüpfung des Gewichts der Last 2 mit der Fördergeschwindigkeit
des Schwenkarms 20 mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich vorteilhafterweise
ein rationeller Arbeitsablauf, welcher insbesondere bei Entsorgen von Müll mit Hilfe
eines Müllsammelfahrzeuges kosteneffektiv ist.
1. Verfahren zum Steuern einer Hubvorrichtung, welche zum Bewegen einer Last über ein
durch mindestens eine Antriebsvorrichtung angetriebenes Hebelsystem von einer Abgabestelle
zu einer Aufnahmestelle dient, insbesondere Hubvorrichtung bei einem Müllsammelfahrzeug
zum Entsorgen von Müllbehältern in einem auf dem Fahrzeug befindlichen Sammelcontainer,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach Messen des Gewichts der Last (2) die Lastgrenzen der Antriebsvorrichtung
(3) ermittelt und deren Hubgeschwindigkeit eingestellt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Antriebsvorrichtung als hydraulische Kolbenzylindereinheit
ausgebildet ist,
gekennzeichnet durch Messen des Gewichts der Last (2) über den Hydraulikdruck der
Kolbenzylindereinheit (10).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet durch zwei Hubgeschwindigkeiten der Kolbenzylindereinheit (10) zum
Bewegen der Last (2), wobei die jeweiligen Hubgeschwindigkeit umgekehrt proportional
zum Lastbetrag ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Bewegen eines gefüllten Müllbehälters (6) über die Kolbenzylindereinheit
(10) von einer als Abgabestelle (A) ausgebildeten Anstellposition zu einem Riegelkontrollpunkt
(R), bei welchem das Messen des Gewichts des gefüllten Müllbehälters (7) erfolgt,
wonach entsprechend des ermittelten Gewichts die Kolbenzylindereinheit (10) den Müllbehälter
(7) mit der jeweiligen Hubgeschwindigkeit zu der im Bereich des Sammelbehälters (7)
liegenden Aufnahmestelle (B) bewegt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Messen des Gewichts der Last (2) mindestens ein Biegebalken, ein piezo-elektrisches
Element eine Druckmeßdose oder der hydraulische Druck der Kolbenzylindereinheit (10)
eingesetzt ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
gekennzeichnet durch Proportionalventile im Bereich der Kolbenzylindereinheit (10).
7. Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche bei einem Müllsammelfahrzeug (5), mit einer die Müllbehälter (7) über das
Fahrerhaus (12) zu dem dahinterliegenden Sammelbehälter (7) schwenkenden Hubvorrichtung
(1).