(19)
(11) EP 0 728 681 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
28.08.1996  Patentblatt  1996/35

(21) Anmeldenummer: 96101688.8

(22) Anmeldetag:  06.02.1996
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B65F 3/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB NL

(30) Priorität: 23.02.1995 DE 19506376

(71) Anmelder: Max Aicher GmbH Entsorgungstechnik
83404 Ainring (DE)

(72) Erfinder:
  • Henkel, Gerald, Dr.-Ing.
    D-92637 Weiden (DE)

(74) Vertreter: Schieschke, Klaus, Dipl.-Ing. 
Patentanwälte Dipl.-Ing. E. Eder Dipl.-Ing. K. Schieschke Elisabethstrasse 34
D-80796 München
D-80796 München (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zum Steuern einer Hubvorrichtung


(57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Steuern einer Hubvorrichtung 1, welche zum Bewegen einer Last 2 über ein durch mindestens eine Antriebsvorrichtung 3 angetriebenes Hebelsystem 4 von einer Abgabestelle A zu einer Aufnahmestelle B dient, insbesondere Hubvorrichtung 1, bei einem Müllsammelfahrzeug zum Entsorgen von Müllbehältern in einem auf dem Fahrzeug befindlichen Sammelcontainer. Nach Messen des Gewichts der Last 2 werden hierbei die Lastgrenzen der Antriebsvorrichtung ermittelt und deren Hubgeschwindigkeit eingestellt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Steuern einer Hubvorrichtung, welche zum Bewegen einer Last über ein durch mindestens eine Antriebsvorrichtung angetriebenes Hebelsystem von einer Abgabestelle zu einer Aufnahmestelle dient, insbesondere Hubvorrichtung bei einem Müllsammelfahrzeug zum Entsorgen von Müllbehältern in einem auf dem Fahrzeug befindlichen Sammelcontainer.

[0002] Als allgemeiner Stand der Technik ist es bereits bekannt, beispielsweise mit Müll gefüllte Müllbehälter über das Fahrerhaus eines Müllsammelfahrzeuges von einer Aufgabestelle zu einer im Bereich eines Sammelcontainers liegenden Abgabestelle zu bewegen und dort durch Kippen der Müllsammelbehälter diese zu entleeren. Hierbei erfolgt die Bewegung dieser gefüllten Müllsammelbehälter unabhängig von der Last des zu entsorgenden Mülls, so daß daraus insgesamt ein unrationeller Arbeitsablauf resultiert.

[0003] Entsprechend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, welche insbesondere beim Entsorgen von Müll die auftretenden Belastungen beim Bewegungsablauf der Hubvorrichtung berücksichtigt.

[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß nach Messen des Gewichts der Last die Lastgrenzen der Antriebsvorrichtung ermittelt und deren Kubgeschwindigkeit eingestellt werden.

[0005] Hierdurch ergibt sich der Vorteil, daß entsprechend dem vorliegenden Lastbetrag eine geringere oder eine höhere Hubgeschwindigkeit zum Bewegen der Hubvorrichtung aufgebracht wird; ist eine zulässige obere Lastgrenze erreicht, so blockiert die Hubvorrichtung, so daß vorteilhafterweise mögliche Unfallgefahren einwandfrei vermieden werden.

[0006] Bei einem Verfahren, bei welchem die Antriebsvorrichtung als hydraulische Kolbenzylindereinheit ausgebildet ist, besteht die Möglichkeit, daß über den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit das Messen des Gewichts der Last erfolgt. Hierbei können beispielsweise an sich bekannte Proportionalventile Anwendung finden.

[0007] Liegen andere Hubvorrichtungen vor, so können beispielsweise zum Ermitteln des Gewichts der Last Biegebalken, piezo-elektrische Elemente bzw. Druckmeßdosen Anwendung finden.

[0008] Vorteilhafterweise finden in weiterer Ausgestaltung der Erfindung zwei Hubgeschwindigkeiten Anwendung, mit welchen die Kolbenzylindereinheit zum Bewegen der Last angetrieben werden, wobei die jeweilige Hubgeschwindigkeit umgekehrt proportional zum Lastbetrag ist.

[0009] Zwischen der Abgabestelle und der im Bereich eines Sammelcontainers liegenden Aufnahmestelle kann sich ein sogenannter Riegelkontrollpunkt befinden, welcher Doppelfunktion erfüllt, nämlich Überprüfung, ob die Hubvorrichtung funktionssicher in den Lagerbereich des jeweiligen gefüllten Müllbehälters eingeklinkt ist und außerdem Messen des Gewichts der Last.

[0010] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den zusätzlichen Unteransprüchen.

[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1
eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 2
eine Seitenansicht des vorderen Bereichs eines Müllsammelfahrzeuges mit Hubvorrichtung und Antrieb, teils gebrochen;


[0012] In Fig. 1 ist eine Hubvorrichtung 1 schematisch dargestellt, welche aus einem Hebelsystem besteht, dessen Hebel 4 in einem Anlenkpunkt 21 ortsfest angelenkt ist. An diesen Hebel greift eine Antriebsvorrichtung 3, beispielsweise eine Kolbenzylindereinheit mit Kolbenstange 11 an, welche in einem Gelenkpunkt 25 mit dem Hebel 4 verbunden ist. Durch Betätigung der Kolbenzylindereinheit 10 läßt sich damit beispielsweise eine auf dem Boden stehende Last 2 von einer Abgabestelle A zu einer Aufnahmestelle B bewegen, wobei im Bereich der Abgabestelle B beispielsweise ein Sammelcontainer 7 angeordnet ist.

[0013] Ein die Last 2 aufnehmender Behälter 6 ruht auf einer Vorrichtung 30, welche dazu dient, das Gewicht der Last 2 zu ermitteln. Diese Vorrichtung kann beispielsweise ein Biegebalken, ein piezo-elektrisches Element, eine Druckmeßdose oder eine den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit 10 beeinflussende Einrichtung sein.

[0014] Nach Ermitteln des Gewichts der im Behälter 6 befindlichen Last 2 mit Hilfe der Vorrichtung 30 wird dieser Wert über eine Leitung 31 einer Steuereinheit 32 mitgeteilt, welche ihrerseits die Antriebsvorrichtung 3, d.h. die Kolbenzylindereinheit 10 in deren Bewegungsablauf steuert.

[0015] Entsprechend der ermittelten Last schwenkt nun der Hebel 4, d.h. die Hubvorrichtung 1 mit geringerer oder höherer Hubgeschwindigkeit (Kurvenverlauf K) von der Abgabestelle A zu der Aufnahmestelle B: Bei geringer Last 2 erfolgt eine hohe Hubgeschwindigkeit - bei hoher Last 2 ist die Hubgeschwindigkeit entsprechend geringer.

[0016] Liegt der Betrag der Last 2 über einem zulässigen Bereich, so wird über die Steuervorrichtung 32 der Antrieb der Kolbenzylindereinheit 10 aus Sicherheitsgründen stillgesetzt, so daS eine unerwünschte Bewegung einwandfrei vermieden wird.

[0017] Die Anwendung der in Fig. 1 schematisch dargestellten Vorrichtung ist in Fig. 2 anhand eines praktischen Ausführungsbeispiels näher erläutert. Hier findet beispielsweise ein Müllsammelfahrzeug 5 Anwendung, welches im vorderen Bereich als Hubvorrichtung 1 einen Hebel 4 aufweist, dessen Schwenkarm 20 im Drehpunkt 21 gelagert ist. Dieser Schwenkarm bewegt sich mit Hilfe der Antriebsvorrichtung 3, d.h. der Kolbenzylindereinheit 10, durch die Kolbenstange 11 aus der in Fig. 2 ausgezogenen Position in die im Bereich des Fahrerhaus liegende gestrichelte Lage und umgekehrt. Hierzu ist die Kolbenstange 11 über einen Gelenkpunkt 25 mit dem Schwenkarm 20 verbunden.

[0018] Der Schwenkarm 20 weist seinerseits im vorderen Bereich eine sogenannte Kammverriegelung 23 auf, welche den Kurvenverlauf K beschreibt und bei heruntergeschwenktem Schwenkarm 20 in der Lage ist, in einen Lagerbereich 24 eines die Last 2 aufnehmenden, auf den Boden stehenden Müllbehälters 6 einzugreifen. Dieser Müllbehälter 6 befindet sich in einer in ausgezogenen Linien dargestellten Anstellposition, d.h. in der Abgabestellung A.

[0019] Durch Schwenken des Schwenkarms 20 um den Drehpunkt 21 im Uhrzeigersinn greift die Kammverriegelung 23 des Schwenkarms 20 in den Lagerbereich 24 des gefüllten Müllbehälters 6 und hebt diesen aus der Position A zu einem sogenannten Riegelkontrollpunkt R. In diesem Riegelkontrollpunkt R wird über den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit 10 beispielsweise mit Hilfe an sich bekannter, nicht näher dargestellter Proportionalventile das Gewicht der Last 2 ermittelt und außerdem überprüft, ob die Kammverriegelung 23 des Schwenkarms 20 funktionssicher in den Lagerbereich des gefüllten Müllbehälters 6 eingreift.

[0020] Nach Ermittlung des Gewichts der Last 2 wird analog der schematischen Ausführungsform nach Fig. 1 die funktionsrichtige, auf die Last des gefüllten Müllbehälters 6 abgestellte Hubgeschwindigkeit festgelegt, wonach sich der Schwenkarm 20 mit Hilfe der Kolbenzylindereinheit 10 in die Abgabeposition B bewegt, in welcher der Behälter 6 in eine Kipposition gelangt und dort der Müll in einen schematisch dargestellten Sammelbehälter 7 bzw. in eine Schubvorrichtung abgegeben wird, von welcher der Müll z.B. über einen Preßstempel in den Müllsammelbehälter weitergeschoben wird.

[0021] Erfindungsgemäß ergibt sich also eine spezielle Verknüpfung des Gewichts, d.h. der Last 2 in den Behälter 6 mit der Fördergeschwindigkeit, d.h. der Hubgeschwindigkeit des Schwenkarms 20. Es können beispielsweise zwei Geschwindigkeiten vorgesehen sein, z.B. eine hohe Geschwindigkeit bis zu 240 kg und in den Bereichen zwischen 240 und 550 kg eine geringere Hubgeschwindigkeit. Oberhalb einer Masse von 550 kg ist vorteilhafterweise die Hubvorrichtung 1, d.h. der Schwenkarm 20, mit dessen Antrieb über die Kolbenzylindereinheit 10 blockiert, um Überlastung und Unfallgefahr zu vermeiden.

[0022] Durch die erfindungsgemäße Verknüpfung des Gewichts der Last 2 mit der Fördergeschwindigkeit des Schwenkarms 20 mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ergibt sich vorteilhafterweise ein rationeller Arbeitsablauf, welcher insbesondere bei Entsorgen von Müll mit Hilfe eines Müllsammelfahrzeuges kosteneffektiv ist.


Ansprüche

1. Verfahren zum Steuern einer Hubvorrichtung, welche zum Bewegen einer Last über ein durch mindestens eine Antriebsvorrichtung angetriebenes Hebelsystem von einer Abgabestelle zu einer Aufnahmestelle dient, insbesondere Hubvorrichtung bei einem Müllsammelfahrzeug zum Entsorgen von Müllbehältern in einem auf dem Fahrzeug befindlichen Sammelcontainer,
dadurch gekennzeichnet,
daß nach Messen des Gewichts der Last (2) die Lastgrenzen der Antriebsvorrichtung (3) ermittelt und deren Hubgeschwindigkeit eingestellt werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Antriebsvorrichtung als hydraulische Kolbenzylindereinheit ausgebildet ist,
gekennzeichnet durch Messen des Gewichts der Last (2) über den Hydraulikdruck der Kolbenzylindereinheit (10).
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
gekennzeichnet durch zwei Hubgeschwindigkeiten der Kolbenzylindereinheit (10) zum Bewegen der Last (2), wobei die jeweiligen Hubgeschwindigkeit umgekehrt proportional zum Lastbetrag ist.
 
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch Bewegen eines gefüllten Müllbehälters (6) über die Kolbenzylindereinheit (10) von einer als Abgabestelle (A) ausgebildeten Anstellposition zu einem Riegelkontrollpunkt (R), bei welchem das Messen des Gewichts des gefüllten Müllbehälters (7) erfolgt, wonach entsprechend des ermittelten Gewichts die Kolbenzylindereinheit (10) den Müllbehälter (7) mit der jeweiligen Hubgeschwindigkeit zu der im Bereich des Sammelbehälters (7) liegenden Aufnahmestelle (B) bewegt.
 
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Messen des Gewichts der Last (2) mindestens ein Biegebalken, ein piezo-elektrisches Element eine Druckmeßdose oder der hydraulische Druck der Kolbenzylindereinheit (10) eingesetzt ist.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
gekennzeichnet durch Proportionalventile im Bereich der Kolbenzylindereinheit (10).
 
7. Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche bei einem Müllsammelfahrzeug (5), mit einer die Müllbehälter (7) über das Fahrerhaus (12) zu dem dahinterliegenden Sammelbehälter (7) schwenkenden Hubvorrichtung (1).
 




Zeichnung







Recherchenbericht