[0001] Die Erfindung betrifft eine photographische Silberbromidiodidemulsion zur Herstellung
von photographischen Aufzeichnungsmaterialien mit verbesserten photographischen Eigenschaften,
insbesondere solchen, die Bilder mit einer verbesserten Bildschärfe liefern und sich
dabei schnell verarbeiten lassen sowie ein Verfahren zur Herstellung einer solchen
photographischen Silberhalogenidemulsion.
[0002] Die in der Photographie verwendeten strahlungsempfindlichen Silberhalogenidemulsionen
enthalten bekanntlich ein Dispersionsmedium, in typischer Weise eine wäßrige Gelatinelösung,
mit darin verteilten Körnern von strahlungsempfindlichem Silberhalogenid. Bestimmte
Eigenschaften der Silberhalogenidkörner wie beispielsweise die Korngröße, Kornform,
Halogenidzusammensetzung und Halogenidverteilung haben Einfluß auf zahlreiche chemische,
physikalische und photographische Eigenschaften der damit hergestellten photographischen
Aufzeichnungsmaterialien.
[0003] So werden häufig Silberbromidiodidemulsionen mit möglichst großen Kornvolumina verwendet,
wenn eine hohe Empfindlichkeit der daraus herzustellenden photographischen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
gefordert ist. Dabei ist die Korngröße jedoch nur innerhalb bestimmter Grenzen variierbar,
da die Korngröße wiederum Einfluß auf Eigenschaften der damit hergestellten photographischen
Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien wie beispielsweise die Körnigkeit oder die
zur chemischen Filmverarbeitung notwendige Zeit hat.
[0004] Es ist bekannt, daß die Empfindlichkeit von Silberhalogenidkörnern mit dem Iodidgehalt
in bestimmten Bereichen steigt. Weiterhin ist bekannt, daß man die Empfindlichkeit
eines Silberbromidiodidkorns durch bestimmte Änderungen des Iodidanteils innerhalb
des Silberhalogenidkorns erhöhen kann.
[0005] Hohe Empfindlichkeit bei konstant gehaltener Korngröße und Kornform kann bisher mit
Hilfe von Körnern mit hohem Iodidgehalt (bezogen auf die Gesamtmenge an Halogenid
im Silberhalogenidkorn) erreicht werden. Dadurch verlängern sich aber die Entwicklungs-
und Fixierzeiten des damit hergestellten photographischen Aufzeichnungsmaterials und
der Gradient des Aufzeichnungsmaterials verringert sich in unerwünschter Weise.
[0006] Silberbromidiodidkörner mit einem geschichteten Kornaufbau, also mit mindestens zwei
Zonen mit unterschiedlichem Verhältnis von Bromid- zu Iodidanteil sind bekannt. Dieser
Aufbau wird in der Literatur häufig als "Core/Shell-Struktur" bezeichnet.
[0007] In der Europäischen Patentschrift EP-B 01 52 822 und in der Deutschen Patentanmeldung
DE-A 42 24 027 wurde beispielsweise eine Silberhalogenidemulsion mit einem Silberbromidiodidkorn
mit mindestens 3 Bereichen unterschiedlicher Halogenidzusammensetzung beschrieben.
Das Silberhalogenidkorn besteht dabei aus einem Kern aus Silberbromid, einer ersten
inneren Zone mit einer iodidreicheren Zusammensetzung und einer weiter außen liegenden
Zone mit einer im Vergleich zur inneren Zone niedrigeren Iodidkonzentration. In EP-B
02 02 784 ist ein Silberhalogenidkorn mit 4 Zonen beschrieben.
[0008] Eine Core/Shell-Struktur ist definiert durch eine diskontinuierliche Änderung des
Iodidanteils im Silberbromidiodidkorn. Dies führt im Röntgenpulverdiffraktionsdiagramms
zur Ausbildung von zusätzlichen Beugungslinien und/oder zusätzlichen Wendepunkten
bei bestehenden Beugungslinien. Silberbromidiodidkörner mit Core/Shell-Stuktur sind
beispielsweise in EP-A 03 37 377 beschrieben.
[0009] Silberbromidiodidkörner ohne eine sogenannte "Core/Shell-Struktur" mit einem Bereich
maximalen Iodidanteiles im Inneren des Silberhalogenidkorns, einem Gesamtiodidgehalt
von 10 Mol-% und einem kontinuierlich abnehmenden Iodidanteil vom vorgenannten Bereich
zur Kornoberfläche hin sowie deren Herstellung sind in EP-A 05 81 200 und EP-A 03
30 508 beschrieben.
[0010] Der mittlere Iodidanteil von Silberbromidiodidkörnern sowie der Verlauf der Iodidkonzentration
kann beispielsweise unter Verwendung der Röntgenpulverdiffraktionsanalyse oder nach
den in EP-A 330 508 und EP-A 0 581 200 beschriebenen Verfahren bestimmt werden.
[0011] Solche Silberbromidiodidkörner werden beispielsweise nach dem Doppeleinlaufverfahren
hergestellt, wobei neben einer wäßrigen Lösung von Silberionen neben- oder nacheinander
wäßrige Lösungen von Halogeniden gegebenenfalls mit jeweils unterschiedlichem Verhältnis
von Bromid- zu Iodidanteil Verwendung finden. Alternativ kann bei der Silberhalogenidemulsionsherstellung
in der Kornwachstumsphase auch Halogenid und Silberionen in Form von feinkristallinem
Silberhalogenid, wie beispielsweise in EP-A 05 81 200 beschrieben, zugesetzt werden.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es, eine photographische Silberbromidiodidemulsion, enthaltend
ein Dispersionsmedium und Silberbromidiodidkörner anzugeben, die durch verbesserte
photographische Eigenschaften gekennzeichnet ist und insbesondere zur Herstellung
von photographischem Aufzeichnungsmaterial geeignet ist, welches Bilder mit einer
verbesserten Schärfe liefert und eine schnelle Verarbeitung erlaubt, sowie ein solches
photographisches Aufzeichnungsmaterial und ein Verfahren zur Herstellung einer solchen
photographischen Silberbromidiodidemulsion anzugeben. Ein maximaler Iodidanteil von
9 Mol-% der Silberhalogenidkörner soll dabei für eine Eignung der Emulsion zur Schnellverarbeitung
eingehalten werden.
[0013] Gelöst wird die gestellte Aufgabe durch eine photographische Silberhalogenidemulsion
nach Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren zur Herstellung einer solchen photographischen
Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 12 und ein photographisches Aufzeichnungsmaterial
nach Anspruch 14.
[0014] Dispersionsmedium zur Herstellung von photographischen Silberhalogenidemulsionen
ist bevorzugt eine wäßrige Gelatinelösung. Die darin verwendeten Gelatinen können
durch sauren oder alkalischen Aufschluß von Rinderknochen oder Schweinehäuten hergestellt
worden sein. Bevorzugt werden alkalisch aufgeschlossene Rinderknochengelatinen verwendet.
Optional kann die Gelatine ionenausgetauscht sein. Das Dispersionsmedium kann weitere
Stoffe wie beispielsweise solche zur Einstellung des pH- und/oder des pAg-Wertes,
Netzmittel, lösliche Halogenidsalze, Stoffe, welche mit Silberionen Komplexe bilden
wie beispielsweise Ammoniak, Stoffe, welche die Wachstumseigenschaften der Silberhalogenidkörner
beeinflussen (Wachstumsmodifikatoren), photographische Stabilisatoren wie beispielsweise
7-Hydroxy-5-methyl-1,3,4-triazaindolizin, Sensibilisatoren, Polymere und/oder Farbsensibilisatoren
enthalten.
[0015] Der mittlere Iodidanteil ist definiert als der durchschnittliche Iodidanteil bezogen
auf das gesamte Silberhalogenidkorn. Der mittlere Iodidanteil kann beispielsweise
durch Auswertung von Röntgenbeugungsdiagrammen von der entsprechenden Silberhalogenidemulsion
bestimmt werden. Desweiteren kann er über die molaren Mengen und das molare Verhältnis
der bei der Herstellung der Silberhalogenidkörner eingesetzten Halogenide berechnet
werden.
[0016] Der mittlere Iodidanteil der erfindungsgemäßen photographischen Silberbromidiodidemulsion
liegt im Bereich von 0,3 bis 9,0 Mol-%. Bevorzugt ist der Bereich von 0,5 bis 6,0
Mol-% wobei der Bereich von 0,5 bis 4,5 Mol-% besonders bevorzugt ist.
[0017] Die Silberhalogenidkristalle in der Silberhalogenidemulsion können eine regelmäßige
Kristallform wie beispielsweise Kuben, Oktaeder oder Kubooktaeder oder eine weniger
regelmäßige Form wie verzwillingte Oktaeder, Platten, Einfachzwillinge mit (111) und/oder
(100) Begrenzungsflächen oder Sphären aufweisen. Desweiteren können Silberhalogenidemulsionen
auch Mischungen aus mindestens zwei dieser Kristallformen enthalten. Besonders bevorzugt
sind Silberhalogenidemulsionen, die im wesentlichen verzwillingte Oktaeder enthalten.
[0018] Als angenähert sphärisch werden solche Silberhalogenidkristalle betrachtet, bei denen
das durchschnittliche Verhältnis von kleinster zu größter Abmessung (Aspektverhältnis)
zwischen 1,0 : 1,1 und 1,0 : 2,0 liegt. Beispiele für solche Silberhalogenidkristalle
sind Kuben, Oktaeder, Kubooktaeder und Einfachzwillinge mit (111) und/oder (100) Begrenzungsflächen.
[0019] Sphärische Silberhalogenidkristalle weisen ein Verhältnis von kleinster zu größter
Abmessung zwischen 1,0 : 1,1 und 1,0 : 1,0 auf. Plattenförmige Silberhalogenidkristalle
weisen ein Aspektverhältnis von mindestens 1,0 : 2,0 auf.
[0020] Unter mittlerem Korndurchmesser einer sphärischen oder angenähert sphärischen Silberhalogenidemulsion
wird der Durchmesser einer dem mittleren Kornvolumen gleichen Kugel verstanden. Damit
lassen sich unterschiedliche Kornformen, die argenähert sphärische Silberhalogenidkristalle
darstellen, wie Kuben, Einfachzwillinge mit (111) und/oder (100) Begrenzungsflächen
oder verzwillingte Oktaeder, sowohl untereinander als auch mit sphärischen Silberhalogenidkristallen
vergleichen.
[0021] Von plattenförmigen Silberhalogenidemulsionen werden bevorzugt solche verwendet,
deren Silberhalogenidkristalle einen mittleren Korndurchmesser zwischen 0,8 µm und
2,0 µm besitzen und im Mittel ein Verhältnis von Korndurchmesser zu Korndicke zwischen
2:1 und 30:1 aufweisen. Der mittlere Korndurchmesser von plattenförmigen Silberhalogenidemulsionen
ist dabei definiert als der gemittelte Durchmesser der flächengleichen Kreise der
plattenförmigen Silberhalogenidkörnern .
[0022] Der mittlere Korndurchmesser einer Silberhalogenidemulsion kann beispielsweise mit
Hilfe von Elektronenmikroskopaufnahmen der entsprechenden gegebenenfalls von Bindemitteln
befreiten Emulsion bestimmt werden. Der Korndurchmesser eines plattenförmigen Silberhalogenidkorns
ist definiert als der Durchmesser des flächengleichen Kreises der Projektionsfläche
des plattenförmigen Silberhalogenidkorns. Als Aspektverhältnis wird das Verhältnis
von mittlerem Korndurchmesser zu mittlerer Dicke der plattenförmigen Silberhalogenidkörner
bezeichnet.
[0023] Das mittlere Kornvolumen kann beispielsweise nach der in der deutschen Patentschrift
DE-C 20 25 147 beschriebenen Methode bestimmt werden.
[0024] Der mittlere Korndurchmesser der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemulsion liegt
im Bereich von 0,3 bis 5,0 µm. Dabei ist der Bereich zwischen 0,3 und 2,0 µm bevorzugt.
[0025] Das mittlere Kornvolumen der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemulsion liegt im
Bereich von 0,014 bis 0,65 µm
3. Bevorzugter Bereich ist dabei 0,15 und 0,5 µm
3.
[0026] Ein gradientenförmiger Verlauf des Iodidanteils im Silberhalogenidkorn ist im Sinne
der Erfindung definiert als eine monoton verlaufende Anderung des Iodidanteils in
der Silberhalogenidzusammensetzung mit dem Abstand zum Mittelpunkt des Silberhalogenidkorns.
Bevorzugt wird eine Silberbromidiodidemulsion verwendet, deren Silberbromidiodidkörner
einen solchen gradientenförmigen Verlauf des Iodidanteils über eine Strecke von durchschnittlich
mindestens 5% des mittleren Kornradius aufweisen.
[0027] Eine solche monotone Veränderung des Iodidanteils in der Silberhalogenidzusammensetzung
von Silberhalogenidkörnern einer photographischen Silberhalogenidemulsion kann beispielsweise
durch ein monoton verändertes molares Verhältnis von Iodid- zu Gesamthalogenidzugabe
während der Wachstumsphase der Silberhalogenidkörner erreicht werden.
[0028] Der Bereich maximalen Iodidanteils ist definiert als der prozentuale Anteil der Strecke
auf einer Geraden zwischen Kornzentrum und Kornoberfläche, welche durch die beiden
Stellen definiert ist, zwischen denen sich der höchste Iodidanteil befindet und an
denen der Iodidanteil nur noch 90% des maximalen Iodidanteils ausmacht, bezogen auf
die Gesamtlänge der Strecke.
[0029] Der näher an der Kornoberfläche liegende Ort mit einem Minimalwert des Iodidanteils
enthält höchstens 2 Mol-% Iodid. Bevorzugt enthält er weniger als 1 Mol-% Iodid und
kann auch im wesentlichen iodidfrei sein.
[0030] Erfindungsgemäß werden bevorzugt Silberhalogenidkörner verwendet, deren Iodidanteil
vom Bereich maximalen Iodidanteils zur Kornoberfläche um mindestens 50 % vom Wert
des maximalen Iodidanteils abnimmt.
[0031] Für die Bestimmung der Halogenidverteilung im strukturierten Kornaufbau stehen mehrere
Methoden zur Verfügung:
[0032] An Dünnschnitten von Silberhalogenidkörnern wird mit sehr hoher Ortsauflösung mittels
STEM/EDX (Scanning Transmission Electron Microscope/Energy Dispersive X-Ray Analyser)
die Elementverteilung bestimmt [M. Inoue, Int. Symp. Charac. Silver Halides, Japan,
(1989) 2].
[0033] Insbesondere zur Elementverteilung in plattenförmigen Silberhalogenidkörnern geeignet
ist die Untersuchung mit BSEI (Back Scattered Electron Imaging) [X. Gao et al., J.
Imag. Sci. 33 (1989) 87].
[0034] Mit SIMS (Secondary Ion Mass Spectroscopy) und High-Resolution SIMS lassen sich Elementtiefenprofile
und -oberflächenverteilungen an Silberhalogenidkörnern bestimmen [T. Maternaghan et
al., J. Imag. Sci. 34 (1990) 58].
[0035] Besonders gut geeignet ist die in A. Russow, W. Schmal, H. Fuess und T. Müssig; J.
Imag. Sci. 38 (1994) 532 unter dem Titel "Characterization of AgBr
1-xI
x Emulsions by Rietveld Refinement of X-ray Powder Diffraction Data" beschriebene Methode.
[0036] Die Breite der Zone maximalen Iodidanteiles kann auch aus dem Verhältnis der zeitgleich
verarbeiteten Mengen an Bromid und Iodid während der Kornherstellung und dessen zeitlichen
Verlaufs unter Annahme eines sofortigen Einbaues in die Kornoberfläche der bestehenden
Silberhalogenidkörner berechnet werden.
[0037] Wachstumskeime sind die Silberhalogenidkörner am Ende der sogenannten Nucleationsphase.
Das Ende der Nucleationsphase zeichnet sich durch eine Beendigung der Neubildung von
Silberhalogenidkörnern aus.
[0038] Photographische Silberbromidiodidemulsionen werden beispielsweise durch Erzeugung
von Wachstumskeimen in einem Dispersionsmedium und einer anschließenden Phase des
Wachstums durch kontrollierte Zugabe von Halogenid und Silberionen enthaltenden Lösungen
und/oder Suspensionen hergestellt.
[0039] Die Wachstumskeime können verschiedene Formen und Iodidanteile aufweisen. Bevorzugt
werden jedoch solche Wachstumskeime verwendet, welche mindestens eine Zwillingsebene
enthalten und maximal 10 Mol-% Iodidanteil aufweisen. Weiter bevorzugt sind Wachstumskeime
mit regelmäßiger Kristallform. Besonders bevorzugt werden solche mit einer Zwillingsebene
und mit einem Iodidanteil von 2 bis 8% verwendet, die im weiteren Verlauf der Kornherstellung
zu verzwillingten Oktaedern führen können. Alternativ werden solche mit einer Zwillingsebene
und mit einem Iodidanteil von maximal 0,5% besonders bevorzugt, die im weiteren Verlauf
der Kornherstellung zu plattenförmigen Silberhalogenidkörnern führen können.
[0040] Silberhalogenidkörner mit mindestens einer Zwillingsebene sind beispielsweise beschrieben
in DE-A 39 31 629 (Vierfachzwillingskristalle) und EP-A 0 600 753.
[0041] Solche Silberhalogenidemulsionen lassen sich beispielsweise nach dem Doppeleinlauf-Ausfällungsverfahren
unter Verwendung einer zusätzlichen regulierbaren Pumpe für eine wäßrige Lösung eines
lösliches Iodidsalzes oder einer wäßrigen Lösung eines löslichen Iodidsalzes und eines
löslichen Bromidsalzes herstellen. Ein solches Herstellungsverfahren ist beispielsweise
in der amerikanischen Patentschrift U.S. 4,722,886 beschrieben. Beispiele für solche
löslichen Salze sind Kaliumbromid, Natriumbromid, Kaliumiodid, Magnesiumiodid, Magnesiumbromid,
Lithiumiodid und Natriumiodid.
[0042] In einem solchen Herstellungsverfahren für die erfindungsgemäße Silberbromidiodidemulsion
wird in einem gegebenenfalls temperierten Reaktionsgefäß, das mindestens einen Teil
des Dispersionsmediums enthält, unter zeitlicher Kontrolle der Zugabemenge von wäßrigen
Silbersalz-, Bromid- und Iodidlösungen
a) zunächst eine Fällung von Silberhalogenidkeimen mit 0 bis 10 Mol-% Iodidanteil
bei einer Temperatur von 30° bis 85°C und einer Bromidkonzentration von pBr = 0,6
bis 3,0 durch Doppeleinlauf gebildet,
b) in einem Teil der anschließenden Wachstumsphase Silberionen sowie Bromid und Iodid
in einem konstanten Verhältnis zugegeben, sodaß die Iodidkonzentration in dem Reaktionsgefäß
innerhalb einer bestimmten Zeitspanne konstant bleibt,
c) wenigstens eine weitere Silberhalogenidschicht aufgefällt, wobei die zuzugebende
Menge von Iodid relativ zu der zuzugebenden Menge an Bromid kontinuierlich sinkt,
so daß die Iodidkonzentration in dem Reaktionsgefäß kontinuierlich abnimmt und der
Iodidanteil im Silberhalogenidkorn einen kontinuierlichen gradientenförmigen Verlauf
nimmt.
[0043] In einer bevorzugten Ausführung wird in diesem Verfahren zur Steuerung des Iodidanteils
mindestens eine ablaufgesteuerte Pumpe verwendet, mit der wenigstens eine der wäßrigen
Lösungen von Bromid- und/oder Iodidsalzen in das Reaktionsgefäß zudosiert wird.
[0044] Die erfindungsgemäße Emulsion kann auch in Kombination und/oder als Mischung mit
mindestens einer anderen Silberhalogenidemulsionen Verwendung finden.
[0045] Von den in lichtempfindlichen photographischen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
gemäß der Erfindung verwendeten Silberhalogenidkörnern sollten zweckmäßigerweise mindestens
75 Gewichts-%, vorzugsweise sämtliche, jeweils bezogen auf die Gesamtkörnermenge in
derselben Silberhalogenidemulsionsschicht, aus den erfindungsgemäßen Silberhalogenidkörnern
bestehen.
[0046] Das photographische Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial kann auf beiden Seiten
des Trägermaterials neben einer oder mehreren spektral sensibilisierten Emulsionsschichten
eine oder mehrere unterschiedliche Hilfsschichten wie beispielsweise haftvermittelnde
Schichten, Gleitschichten, Schutzschichten, Zwischenschichten, Antiroll- oder NC-Schichten
(NC = non curling), Antistatikschichten sowie Farbmittel enthaltende Schichten wie
beispielsweise Lichthofschutz-Schichten enthalten.
[0047] Als Schutzschicht wird die am weitesten von der Unterlage entfernte, kein Silberhalogenid
enthaltende Schicht bezeichnet. Solche Schutzschichten enthalten neben hydrophilen
Bindemitteln wie beispielsweise Gelatine, welche sowohl durch sauren als auch alkalischen
Aufschluß hergestellt sein kann, und oberflächenaktiven Stoffen gegebenenfalls auch
andere Stoffe, welche die chemischen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften
des photographischen Aufzeichnungsmaterials beeinflussen. Zu diesen Stoffen gehören
beispielsweise Gleitmittel, Perfluoralkylgruppen enthaltende oberflächenaktive Stoffe,
Latices (polymere organische Teilchen), Stabilisatoren, feinteilige SiO
2-Dispersionen, Mattierungsmittel (Abstandhalter), Härtungsmittel, antistatisch wirkende
Stoffe sowie Konservierungsmittel.
[0048] Während der Herstellung und/oder physikalischen Reifung der Silberhalogenidemulsion
können Metallionen wie beispielsweise solche von Cadmium, Zink, Thallium, Quecksilber,
Iridium, Rhodium sowie Eisen oder deren Komplexe zugegen sein.
[0049] Nach abgeschlossener Kristallbildung oder auch schon zu einem früheren Zeitpunkt
werden die löslichen Salze aus der Emulsion entfernt, zum Beispiel durch Nudeln und
Waschen, durch Flocken und Waschen, durch Ultrafiltration oder mit Hilfe von Ionenaustauschen.
[0050] Die Silberhalogenidemulsion wird im allgemeinen einer chemischen Sensibilisierung
unter definierten Bedingungen - pH, pAg, Temperatur, Gelatine-, Silberhalogenid-,
und Sensibilisatorkonzentration - bis zum Erreichen des Empfindlichkeits- und Schleieroptimums
unterworfen. Bei der chemischen Sensibilisierung können chemische Sensibilisatoren
wie beispielsweise aktive Gelatine, Schwefel-, Selen- oder Tellurverbindungen, Salze
oder Komplexe von Gold, Platin, Rhodium, Palladium, Iridium, Osmium, Rhenium, Ruthenium
alleine oder in Kombination Verwendung finden. Verfahrensweisen sind zum Beispiel
bei H. Frieser "Die Grundlagen der photographischen Prozesse mit Silberhalogeniden"
Seite 675-734, Akademische Verlagsgesellschaft (1968) oder in T. H. James, The theory
of the photographic process, 4th ed., Macmillan Publishing Co., Inc., New York, S.
149-160 und in den darin zitierten Publikationen beschrieben.
[0051] Der Silberhalogenidemulsion kann im Verlauf der Herstellung eine zur Reduktionssensibilisierung
geeignete Verbindung zugesetzt werden. Der Begriff "Reduktionssensibilisierung" bedeutet
hier, daß der Emulsion ein reduzierendes Agens zugesetzt wird und dadurch die Lichtempfindlichkeit
der Silberhalogenidemulsion erhöht wird. Der Zusatz kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt
des Herstellungsprozesses erfolgen, also beispielsweise während der Fällung des Silberhalogenids
sowie vor, während oder nach der chemischen Reifung. Als reduzierende Agentien eignen
sich beispielsweise Zinn-(II)-chlorid, Hydrazin und bestimmte Hydrazinderivate, Glutardialdehyd,
Glutardialdehydbisulfit, Formamidinsulfinsäure, Thioharnstoffdioxid, Silane, Reduktone
wie Ascorbinsäure, Ascorbinsäurederivate und vergleichbar reduzierend wirkende Zucker,
Polyamine wie beispielsweise Dimethylentriamin oder Spermin sowie Borane wie beispielsweise
Dimethylaminoboran.
[0052] Die Reduktionssensibilisierung kann auch durch Behandlung der Emulsion mit gasförmigem
Wasserstoff oder durch Digerieren der Emulsion bei Silberionenüberschuß herbeigeführt
werden.
[0053] Die Schichten des photographischen Aufzeichnungsmaterials können Stoffe zur Stabilisierung
der Emulsion gegen Schleierbildung oder zur Stabilisierung anderer photographischer
Eigenschaften wie beispielsweise der Empfindlichkeit enthalten. Zu diesen Stoffen
gehören beispielsweise Bromide, Benzothiazoliumsalze, Nitroindazole, Nitrobenzimidazole,
Mercaptothiazole, Mercaptobenzothiazole, Mercaptobenzimidazole, Mercaptothiadiazole,
Chlorobenzimidazole, Bromobenzimidazole, Aminotriazole, Benzotriazole, Nitrobenzotriazole,
Mercaptopyrimidine, Mercaptotriazine, Thioketoverbindungen wie zum Beispiel Oxazolinthion,
Azaindolizine wie Triazaindolizine und Tetraazaindolizine wie das besonders bevorzugte
5-Hydroxy-7-methyl-1,3,4,-triazaindolizin, und Mercaptotetrazole wie zum Beispiel
1-Phenyl-5-mercaptotetrazol. Diese Stoffe können für sich alleine oder in Kombination
mit anderen Stoffen dieser Gruppe in den Schichten des photographischen Aufzeichnungsmaterials
enthalten sein.
[0054] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen photographischen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
können die hydrophile Bindemittel enthaltenden Schichten organische oder anorganische
Härtungsmittel enthalten. Die Härtung einer Schicht kann auch bewirkt werden, indem
die zu härtende Schicht mit einer Schicht überschichtet wird, die ein diffusionsfähiges
Härtungsmittel enthält, wie es beispielsweise in DE-A 38 36 945 beschrieben ist. Das
Härtungsmittel kann im Verlauf der Herstellung von Emulsionslösungen und/oder Gießlösungen
für Hilfsschichten zugesetzt werden. Eine weitere mögliche Zugabeform von Härtungsmitteln
ist das Injizieren einer Lösung des Härtungsmittels in mindestens eine Emulsions-
oder Gießlösung während des Transports der Lösung vom Vorratskessel zur Gießeinrichtung.
Geeignete Lösungsmittel hierfür sind neben Wasser andere mit Wasser mischbare organische
Lösungsmittel wie beispielsweise Äthanol, Aceton, Dimethylsulfoxid oder 1,4-Dioxan.
[0055] Zur Stabilisierung der Härtermittellösung können Stoffe oder Stoffgemische zugegen
sein, welche den pH-Wert der Härtermittellösung einstellen und/oder puffern. Beispiel
hierfür ist der in DE-C 28 20 108 beschriebene Boratpuffer.
[0056] Beispiele für solche in photographischen Aufzeichnungsmitteln verwendbaren Härtungsmittel
sind Chromsalze wie Chromalaun, Aldehyde wie Formaldehyd, Glyoxal und Glutardialdehyd,
N-Methylolverbindungen wie N,N'-Dimethylolharnstoff, reaktive Vinylgruppen tragende
Verbindungen wie 1,3-Bis-(vinylsulfonyl)-2-propanol, Bis-(vinylsulfonyl)methylether,
N,N',N''-trisacryloylhexahydrotriazin, polymere Härtungsmittel wie beispielsweise
in DE-C 32 23 621 beschrieben, 1,3-Bis-carbamoylimidazoliumverbindungen wie in DE-B
41 19 982 beschrieben oder Carbamoylpyrimidiniumverbindungen wie beispielsweise in
DE-C 23 17 677 beschrieben. Es können auch zwei oder mehr Härtungsmittel nebeneinander
Verwendung finden. In einer bevorzugten Ausführung wird als Härtungsmittel zumindest
anteilig Formaldehyd verwendet.
[0057] Als spektrale Sensibilisatoren in der Silberhalogenidemulsion können beispielsweise
Cyaninfarbstoffe, Merocyaninfarbstoffe, Oxonolfarbstoffe, Hemioxonolfarbstoffe, Hemicyaninfarbstoffe,
Styrylfarbstoffe enthalten sein. Es kann ein spektraler Sensibilisator alleine oder
eine Kombination von mindestens zwei spektralen Sensibilisatoren verwendet werden.
[0058] Solche spektralen Sensibilisatoren oder Kombinationen von spektralen Sensibilisatoren
werden üblicherweise in Silberhalogenidemulsionen in einer Menge von 20 mg bis 3,0
g pro Mol Silberhalogenid angewendet.
[0059] Das photographische Aufzeichnungsmaterial kann auf einer oder beiden Seiten des Trägermaterials
jeweils eine oder mehrere Silberhalogenidemulsionsschichten aufweisen. In einer bevorzugten
Form enthält das photographische Aufzeichnungsmaterial nur auf einer Seite des Trägermaterials
mindestens eine Silberhalogenidemulsionsschicht.
[0060] Unter Silberauftrag wird das Gewicht an Silber in Form seiner Ionen in den die Silberhalogenidkristalle
enthaltenden Schichten, bezogen auf die Flächeneinheit des photographischen Silberhalogenidmaterials,
verstanden. Die Werte für den Silberauftrag sind in Gramm/Quadratmeter angegeben und
beziehen sich auf die Summe aller Silberhalogenid enthaltenden Schichten des Aufzeichnungsmaterials.
[0061] Der Silberauftrag liegt bei spektral sensibilisierten Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
üblicherweise im Bereich zwischen 0,5 g/m
2 und 8 g/m
2.
[0062] Als Schutzkolloid für die Silberhalogenidkristalle in der Emulsionsschicht und als
hydrophiles Bindemittel wird bevorzugt alkalisch aufgeschlossene Rinderknochengelatine
verwendet. Diese kann ionenausgetauscht sein.
[0063] Daneben können auch andere hydrophile Bindemittel in den verschiedenen Schichten
des Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials verwendet werden. Beispiele für hydrophile
Bindemittel sind synthetische Polymere wie Polymerisate oder Copolymerisate aus Vinylalkohol,
N-Vinylpyrrolidon, Acrylamid, Acrylsäure, Methacrylsäure, Vinylimidazol, Vinylpyrazol
sowie natürliche Polymere wie Casein, Gelatine (sauer oder alkalisch aufgeschlossen,
aus Rinderknochen oder Schweinehäuten hergestellt), Cellulose und Cellulosederivate,
Alginate, Albumin, Stärke, sowie modifizierte Polymere wie Hydroxyethylcellulose,
hydrolysierte Gelatine, chemisch modifizierte Gelatine wie beispielsweise beschrieben
in EP-A 03 75 522, chemisch modifizierte und hydrolysierte Gelatine wie beispielsweise
beschrieben in DE-B 21 66 605 und U.S. 3,837,861.
[0064] In dem photographischen Silberhalogenidaufzeichnungsmaterial kann das hydrophile
Bindemittel in den Silberhalogenidemulsionsschichten sowie weiteren Hilfsschichten
wie beispielsweise Schutzschichten, Haftschichten, Zwischenschichten oder nicht lichtempfindliche
Schichten enthalten sein.
[0065] Neben den hydrophilen Bindemitteln können weitere Bindemittel sowie Mattierungsmittel
in den Schichten des photographischen Aufzeichnungsmaterials enthalten sein. Beispiele
für solche Bindemittel sind Latices (polymere organische Teilchen), die in Form von
wäßrigen, üblicherweise durch Netzmittel stabilisierte Dispersionen in die entsprechende
Gießlösung eingebracht werden.
[0066] In der Silberhalogenidemulsion sowie in den Mischungen zur Herstellung von Hilfsschichten
können oberflächenaktive Stoffe für verschiedene Zwecke enthalten sein, zum Beispiel
als Überzugshilfen, zur Verhinderung der elektrostatischen Aufladung, zur Verbesserung
der Gleiteigenschaften, zum Emulgieren der Dispersion, zur Verhinderung der Adhäsion
und zur Verbesserung von photographischen Charakteristika (zum Beispiel Entwicklungsbeschleunigung,
hoher Kontrast, Sensibilisierung).
[0067] Neben natürlichen oberflächenaktiven Verbindungen wie beispielsweise Saponin finden
hauptsächlich synthetische oberflächenaktive Verbindungen (Tenside) Verwendung: nichtionische
Tenside welche Oligo- oder Polyoxyalkylengruppen enthalten, Glycerinverbindungen und
Glycidolverbindungen, kationische Tenside, zum Beispiel höhere Alkylamine, quartäre
Ammoniumsalze, Pyridinverbindungen, und andere heterozyklische Verbindungen, Sulphoniumverbindungen
oder Phosphoniumverbindungen, anionische Tenside, enthaltend eine Säuregruppe, zum
Beispiel Karbonsäure-, Phosphorsäure-, Schwefelsäureester- oder Phosphorsäureestergruppe,
ampholytische Tenside wie zum Beispiel Aminosäure- und Aminosulfonsäureverbindungen
sowie Schwefel- und Phosphorsäureester eines Aminoalkohols.
[0068] Die Schichten des photographischen Aufzeichnungsmaterials können Filterfarbstoffe
wie Oxonolfarbstoffe, Hemioxonolfarbstoffe, Styrylfarbstoffe, Merocyaninfarbstoffe,
Anthrachinonfarbstoffe, Cyaninfarbstoffe, Azomethinfarbstoffe, Triarylmethanfarbstoffe,
Phthalocyanine und Azofarbstoffe enthalten.
[0069] Das Trägermaterial des photographischen Aufzeichnungsmaterials kann beispielsweise
aus einem gegebenenfalls harzbeschichteten Papier, aus gegebenenfalls beschichtetem
Aluminium oder aus einer transparenten und gegebenenfalls eingefärbten Kunststoffolie
bestehen. Eine solche Kunststoffolie kann beispielsweise aus Kunststoffen wie Polyethylenterephthalat,
Celluloseacetat, Celluloseacetatbutyrat, Polystyrol oder Polycarbonat hergestellt
werden und ggf. weitere Schichten wie Haftschichten oder Antistatikschichten aufweisen.
[0070] Trägermaterialien aus Aluminium finden beispielsweise bei der Herstellung von Offset-Druckplatten
Verwendung.
[0071] Die Oberfläche des Trägermaterials wird bevorzugt vor einer ersten Beschichtung zur
Verbesserung der Adhäsionseigenschaften durch Coronaentladung behandelt.
[0072] Verschiedene Gießverfahren können zur Herstellung des photographischen Aufzeichnungsmaterials
Anwendung finden. Beispiele hierfür sind Vorhanggießen, Kaskadengießen, Tauchgießen,
Anspülgießen, Schlitzgießen. Es können gegebenenfalls mehrere Schichten gleichzeitig
aufgebracht werden.
[0073] Eine generelle Übersicht über photographische Silberhalogenidemulsionen, deren Herstellung,
Zusätze, Verarbeitung und Verwendung ist in der Monographie von T. H. JAMES "The Theory
of the photographic process" 4. Auflage, Macmillan Publishing Co., Inc. New York,
1977, in Research Disclosure, Vol. 365, Nummer 36544 (September 1994) sowie Research
Disclosure, Vol. 308, Nummer 308119 (Dezember 1989) und den darin aufgeführten Zitaten
gegeben. [Research Disclosure wird von Kenneth Mason Publications Ltd., Dudley Annex,
21a North Street, Elmsworth, Hampshire P010 7DQ, England herausgegeben.]
[0074] Die erfindungsgemäßen Emulsionen lassen sich außerordentlich vielseitig in photographischen
Aufzeichnungsmaterialien und Aufzeichnungseinheiten für Bildübertragungsverfahren
verwenden. Beispiele hierfür sind Farbnegativfilme, Farbumkehrfilme, Farbpositivfilme,
photographische Schwarz/Weiß- und Farbpapiere, CRT-Filme, photographische Aufzeichnungsmaterialien
zur Herstellung von Offsetdruckplatten, Reprofilme und Röntgenfilme. So können sie
beispielsweise zur Herstellung von radiographischen Aufzeichnungsmaterialien verwendet
werden, bei deren Herstellung ein strahlungsdurchlässiger Träger beidseitig mit jeweils
mindestens einer strahlungsempfindlichen Schicht beschichtet wird.
[0075] Die sensitometrische Auswertung der mit der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemulsion
hergestellten photographischen Aufzeichnungsmaterialien kann beispielsweise unter
Zuhilfenahme der in der Monographie von T. H. JAMES "The Theory of the photographic
process" 4. Auflage, Macmillan publishing Co., Inc. New York, 1977, Kapitel 17 und
18 und gegebenenfalls unter Zuhilfenahme der dort zitierten Literatur durchgeführt
werden.
[0076] Die Empfindlichkeit und die Gradation eines unter Verwendung der erfindungsgemäßen
Silberbromidiodidemulsion hergestellten photographischen Aufzeichnungsmaterials für
die Radiographie kann beispielsweise gemäß der Deutschen Norm DIN 6867 (April 1985)
oder wie in "Bildqualität in der Röntgendiagnostik", herausgegeben von H.-S. Stender
und F.-E. Stieve, Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 1990 beschrieben bestimmt werden.
[0077] Die erfindungsgemäße Silberbromidiodidemulsion weist zusätzlich ein verbessertes
Verhältnis von Empfindlichkeit zu Bildsilberfarbe der damit hergestellten photographischen
Aufzeichnungsmaterialien und bei Verwendung in grün und/oder blausensibilisierten
Schichten ein verbessertes Verhältnis von Rotempfindlichkeit zu Empfindlichkeit der
photographischen Schicht oder mit anderen Worten eine verbesserte Dunkelkammersicherheit
der damit hergestellten photographischen Aufzeichnungsmaterialien auf.
[0078] Desweiteren weisen die mit der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemulsion hergestellten
photographischen Aufzeichnungsmaterialien vorteilhafterweise einen besonders stark
vorgezogenen Fußgradienten in der sensitometrischen Kurve auf. Dadurch ist die Verwendung
der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemulsion zur Herstellung von solchen photographischen
Aufzeichnungsmaterialien besonders gut geeignet, welche zur Herstellung von Schwarz-Weiß-
und Farbbildern auf Papierträgern geeignet sind.
[0079] Bei dem Einsatz der erfindungsgemäßen Silberbromidiodidemuslion in medizinischen
Röntgenfilmen besitzt das damit hergestellte Röntgenbild einen höheren diagnostischen
Informationsgehalt.
Ausführungsbeispiele:
[0080] Es werden die Silberbromidiodidemulsionen VT1 bis VT8 als Vergleichsemulsionen und
ET1 bis ET6 als erfindungsgemäße Emulsionen mit tafelförmiger Kornform nach dem in
der amerikanischen Patentschrift US 4,722,886 beschriebenen Doppeleinlauf-Ausfällungsverfahren
sowie die erfindungsgemäßen Emulsionen EO1 und EO2 mit einer Form der Körnern von
verzwillingten Oktaedern hergestellt. Der Wachstumskeim bestand bei den tafelförmigen
Kristallkeimen jeweils aus reinem Silberbromid. Die Wachstumskeime der verzwillingten
Oktaeder enthielten jeweils Silberbromidiodid mit 2% Iodidanteil. Der Iodidanteil
in den Silberhalogenidkörnern wurde dabei jeweils über die Regelung der Zudosierung
einer wäßrigen Lösung von Kaliumiodid und Kaliumbromid mit Hilfe einer zusätzlichen
ablaufgesteuerten Pumpe kontrolliert. Anschließend wurden die Emulsionen einer Nachreifung
bestehend aus Gold/Schwefelreifung und Reduktionssensibilisierung unterzogen. Das
Aspektverhältnis der tafelförmigen Silberhalogenidkörner betrug für jede Emulsion
im Mittel jeweils zwischen 1:4 und 1:6. Der durchschnittliche Korndurchmesser betrug
jeweils etwa 1,2 µm und die mittlere Korndicke betrug jeweils etwa 0,24 µm. Die mittleren
Kornvolumina V(50) der verzwillingten Oktaeder oder der plattenförmige Körner enthaltenden
Silberhalogenidemulsionen sind in Tabelle 1 beschrieben.
[0081] In Tabelle 1 sind weiterhin die Kornstrukturen, der jeweils maximale Iodidanteil
Imax, der jeweils mittlere Iodidanteil Iges, die Empfindlichkeit der Silberhalogenidemulsion
in Zehnteln dekadischer logarithmischer Einheiten sowie der prozentuale Anteil der
Breite der Zone maximalen Iodidanteils am Kornradius DP bezogen auf den Kornradius
und das mittlere Kornvolumen V(50) dargestellt.
[0082] Weiterhin ist die Empfindlichkeit und der Gradient, jeweils gemessen bei Dichte 1
über Schleier, von photographischen Aufzeichnungsmaterialien, welche auf einem Substrat
aus blau eingefärbtem Polyethylenterephthalat eine haftvermittelnde Schicht und jeweils
die zu untersuchende Silberhalogenidemulsion in einer Silberhalogenidemulsionsschicht
mit einem Flächengewicht an Silber von 2,2 g/m
2 enthalten, in der Tabelle 1 dargestellt.
[0083] Die Empfindlichkeit und die Gradation der so hergestellten photographischen Silberhalogenidaufzeichnungsmaterialien
wurde wie in "Bildqualität in der Röntgendiagnostik", herausgegeben von H.-S. Stender
und F.-E. Stieve, Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 1990 beschrieben bestimmt.
[0084] Die Kornstrukturen, der maximale Iodidanteil Imax und der mittlere Iodidanteil wurden
mit Hilfe von Röntgenpulverdiffraktionsanalysen nach der in A. Russow, W. Schmal,
H. Fuess und T. Müssig; J. Imag. Sci. 38 (1994) 532 beschriebenen Methode bestimmt.
Die Breite der Zone maximalen Iodidanteiles geht aus dem Verhältnis der zeitgleich
verarbeiteten Mengen an Bromid und Iodid während der Kornherstellung und dessen zeitlichem
Verlauf hervor.
[0085] Das mittlere Kornvolumen V(50) der Silberhalogenidemulsionen wurde mit der in deutschen
Patentschrift DE-C 20 25 147 beschriebene Methode bestimmt.
Tabelle 1
Emulsion |
Struktur |
DP [%] |
Imax [%] |
Iges [%] |
Empfindlichkeit |
Gradient |
V(50) [µm3] |
VT1 |
Core/Shell |
75 |
10 |
2,6 |
68,2 |
0,8 |
0,22 |
VT2 |
Core/Shell |
80 |
10 |
3,7 |
68,5 |
1,0 |
0,22 |
VT3 |
Core/Shell |
52 |
20 |
2,3 |
67,7 |
1,6 |
0,23 |
VT4 |
Core/Shell |
75 |
20 |
5,1 |
64,5 |
1,0 |
0,22 |
VT5 |
Core/Shell |
80 |
20 |
7,4 |
66,0 |
1,0 |
0,23 |
VT6 |
Core/Shell |
52 |
10 |
1,1 |
67,7 |
1,6 |
0,21 |
VT7 |
Core/Shell |
52 |
20 |
2,2 |
67,0 |
0,8 |
0,20 |
VT8 |
unstrukt. |
100 |
10 |
10 |
67,5 |
1,2 |
0,20 |
ET1 |
Gradient |
22 |
10 |
0,8 |
69,5 |
1,4 |
0,22 |
ET2 |
Gradient |
22 |
20 |
1,7 |
68,0 |
1,0 |
0,24 |
ET3 |
Gradient |
56 |
5 |
1,9 |
69,5 |
1,7 |
0,25 |
ET4 |
Gradient |
56 |
10 |
3,8 |
69,9 |
1,6 |
0,28 |
ET5 |
Gradient |
56 |
20 |
7,6 |
68,8 |
1,2 |
0,22 |
ET6 |
Gradient |
80 |
10 |
7,5 |
68,9 |
1,0 |
0,18 |
EO1 |
Gradient |
56 |
10 |
3,7 |
70,5 |
1,6 |
0,22 |
EO2 |
Gradient |
22 |
10 |
0,9 |
70,0 |
1,4 |
0,24 |
[0086] Aus den in Tabelle 1 dargestellten Werten geht hervor, daß die Silberbromidiodidemulsionen
ET1 und ET2 sowie EO1 und EO2, die eine kontinuierliche Abnahme der Iodidkonzentration
aufweisen, verglichen mit den Vergleichsemulsionen VT1 bis VT8 eine verbesserte Empfindlichkeit
bei vergleichbarem Gradienten und vergleichbarem Kornvolumen aufweisen. Die beiden
oktaederförmige Silberhalogenidkörner enthaltenden Emulsionen EO1 und EO2 weisen eine
höhere Empfindlichkeit verglichen mit den beiden plattenförmige Silberhalogenidkörner
enthaltenden Emulsionen ET1 und ET2 auf. Der Vergleich der beiden Emulsionen ET4 und
EO1 zeigt zudem, daß bei Emulsionen gleicher Empfindlichkeit und Gradation eine im
wesentlichen Oktaeder enthaltende Emulsion Silberhalogenidkörner mit einem niedrigerem
mittleren Kornvolumen V(50) benötigt als ein plattenförmige Silberhalogenidkörner
enthaltende Emulsion.
1. Photographische Silberbromidiodidemulsion enthaltend ein Dispersionsmedium und im
wesentlichen Silberbromidiodidkörner, welche den folgenden Anforderungen a) bis d)
genügen:
a) Die Silberhalogenidkörner weisen einen mittleren molaren Iodidanteil von 0,5 bis
9,0 Mol-% auf;
b) die Silberhalogenidkörner weisen einen Bereich maximalen molaren Iodidanteils,
gelegen zwischen Kornmitte und Kornoberfläche, mit einem molaren Iodidanteil von 3
bis 25 Mol-%, bezogen auf die Gesamthalogenidmenge, auf. Dieser Bereich nimmt auf
einer gedachten Linie von Kornmitte zu Kornoberfläche mindestens 10 % dieser Strecke
ein und weist einen im wesentlichen konstanten Iodidanteil auf;
c) die Silberhalogenidkörner weisen einen gradientenförmigen Verlauf des Iodidanteils
im Silberhalogenidkorn zwischen dem Bereich maximalen molaren Iodidanteils und einem
näher an der Kornoberfläche liegenden Ort auf;
d) die Silberhalogenidkörner weisen einen molaren Iodidanteil von maximal 2 Mol-%
auf der Kornoberfläche auf.
2. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der mittlere Korndurchmesser zwischen 0,3 bis 2,0 µm liegt.
3. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das mittlere Kornvolumen zwischen 0,15 und 0,5 µm3 liegt.
4. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Bereich innerhalb der Silberhalogenidkörner, in dem der Maximalwert der Iodidkonzentration
vorliegt, einem Abstand von der Kornmitte von mindestens 0,1 µm aufweist.
5. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß zu deren Herstellung ein regelmäßiges, mindestens eine Zwillingsebene enthaltender
Wachstumskeim verwendet wird, welcher einen maximalen Jodidanteil von 10 Mol-% enthält.
6. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß zu deren Herstellung ein plattenförmiger Wachstumskeim mit einem Iodidanteil von
maximal 0,5 Mol-% oder ein Wachstumskeim in Form eines Oktaeders mit einem Iodidanteil
von 2 bis 8 Mol-% verwendet wird.
7. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß zu deren Herstellung ein Wachstumskeim in Form eines verzwillingten Oktaeders
mit einem Iodidanteil von 2 bis 8 Mol-% verwendet wird.
8. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kornform der Silberbromidiodidkörner im wesentlichen aus verzwillingten Oktaedern
besteht.
9. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß der Bereich des Maximalwertes der Iodidkonzentration 10 bis 85 % des Kornradius
beträgt.
10. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Iodidanteil im Bereich der maximalen Iodidkonzentration zwischen 3 Mol-% und
25 Mol-% liegt.
11. Photographische Silberhalogenidemulsion nach Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß der Iodidanteil im Bereich der maximalen Iodidkonzentration zwischen 5 Mol-% und
16 Mol-% liegt.
12. Verfahren zur Herstellung einer photographischen Silberbromidiodidemulsion nach einem
der Ansprüche 1 bis 11 durch eine zeitlich und mengenmäßig kontrollierte Einführung
von Silber-, Bromid- und Iodidsalzlösungen in ein Reaktionsgefäß, das mindestens einen
Teil des Dispersionsmediums enthält, gekennzeichnet dadurch, daß
a) zunächst eine Fällung von Silberhalogenidkeimen mit 0 bis 10 Mol-% Iodidanteil
bei einer Temperatur von 30 bis 85 °C und einer Bromidkonzentration von pBr = 0,6
bis 3,0 durch Doppeleinlauf gebildet wird,
b) in der anschließenden Wachstumsphase Silberionen sowie Bromid und Iodid in einem
konstanten Verhältnis zugegeben werden,
c) wenigstens eine weitere Silberhalogenidschicht aufgefällt wird, wobei die zuzugebende
Menge von Iodid relativ zu der zuzugebenden Menge an Bromid kontinuierlich sinkt,
sodaß die Iodidkonzentration in dem Reaktionsgefäß innerhalb einer bestimmten Zeitspanne
im wesentlichen konstant bleibt und ab einem bestimmten Zeitpunkt während des Kornwachstums
kontinuierlich abnimmt.
13. Verfahren zur Herstellung einer photographischen Silberbromidiodidemulsion nach Anspruch
12, dadurch gekennzeichnet, daß zur Steuerung des Iodidanteils mindestens eine ablaufgesteuerte
Pumpe verwendet wird, welche wenigstens eine der wäßrigen Lösungen von wasserlöslichen
Bromid- und/oder Iodidsalzen zudosiert.
14. Photographisches Aufzeichnungsmaterial, bestehend aus einem Trägermaterial und auf
mindestens einer Seite des Trägermaterials mindestens eine Silberhalogenidemulsionsschicht
und gegebenenfalls Hilfsschichten, gekennzeichnet dadurch, daß mindestens eine der
Silberhalogenidemulsionsschichten eine photographische Silberhalogenidemulsion nach
einem der Ansprüche 1 bis 11 enthält.