[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Anpassung, insbesondere Feinanpassung von
Hörgeräten, bei dem zuerst in einem Bewertungsschritt eine Bewertung des Optimierungsgrads
am Hörgerät eingestellter Parameter insbesondere mittels psychoakustischer Größen
und in einem nachfolgenden Optimierungsschritt eine Justierung verbesserungsbedürftiger
Parameter erfolgt.
[0002] Es ist bekannt, daß es für den Versorgungserfolg von Hörgeräteträgern von entscheidender
Bedeutung ist, ein Hörgerät auszuwählen, das den individuellen Gegebenheiten bestmöglich
genügt und die erforderliche Übertragung im Frequenz-, Schallpegel- und Zeitbereich
so einzustellen, daß der jeweilige Hörverlust optimal rehabilitiert wird.
[0003] Obwohl sich mit bekannten Verfahren zur Anpassung von Hörgeräten insbesondere unter
Verwendung natürlicher Klangbilder teilweise bereits zufriedenstellende Ergebnisse
erzielen lassen, ist die Akzeptanz von mit diesen bekannten Verfahren angepaßten Hörgeräten
aufgrund nicht optimaler Einstellungen durch nicht vorhandene oder ineffiziente Rückkopplungen
zwischen Einstellung und Höreindruck oftmals noch beeinträchtigt.
[0004] Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren der eingangs genannten Art
so auszubilden, daß die individuelle Anpassung von Hörgeräten weiter verbessert und
deren Akzeptanz erhöht wird.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der zu bewertende Optimierungsgrad
oder hierfür maßgebliche Größen im Rahmen des Bewertungsschritts und/oder der für
den Optimierungsschritt maßgebliche Grad der Justierung des verbesserungsbedürftigen
Parameters durch auf Fuzzy-Logik basierende Algorithmen bzw. Regelsätze ermittelt
wird.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren wird in der Regel im Anschluß an eine Voreinstellung
durchgeführt, wobei die Voreinstellung bevorzugt in Abhängigkeit von den Daten des
jeweiligen Hörschadens, des ausgewählten Hörgeräts und/oder der vom Hörgeschädigten
als relevant erachteten Hörumgebungen vorgenommen wird. Aufgrund der genannten Daten
können beispielsweise mittels eines festgelegten Algorithmus die im Rahmen der Voreinstellung
auszuwählenden Parameterwerte festgelegt werden.
[0007] Im Anschluß an die genannte Voreinstellung kann dann das erfindungsgemäße Verfahren
zum Zweck der Feinanpassung ausgeführt werden, welches im wesentlichen zumindest aus
einem Bewertungsschritt und einem nachfolgenden Optimierungsschritt besteht.
[0008] Während des Bewertungsschritts wird die jeweils aktuelle Hörgeräteeinstellung vom
Hörgeschädigten hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien beurteilt. Um dem Hörgeschädigten
diese Beurteilung zu ermöglichen, werden ihm bevorzugt Klangbilder akustisch dargeboten,
wobei der individuell beim Hörgeschädigten hervorgerufene Klangeindruck entsprechend
bewertet wird.
[0009] Aufgrund dieser Bewertung wird dann entschieden, ob die aktuelle Hörgeräteeinstellung
bereits den gestellten Anforderungen genügt oder ob eine weitere Verbesserung nötig
ist.
[0010] In letztgenanntem Fall wird im Rahmen des Optimierungsschritts der jeweils erforderliche
Grad einer weiteren Justierung bzw. Verstellung verbesserungsbedürftiger Parameter
berechnet.
[0011] Nachdem das Hörgerät entsprechend diesen Berechnungen nachjustiert wurde, wird erneut
ein Bewertungsschritt ausgeführt, wobei es zur Erzielung einer iterativen Verbesserung
des Optimierungsgrads eines oder mehrerer am Hörgerät eingestellter Parameter sinnvoll
ist, die beschriebenen Schritte mehrmals zu wiederholen, insbesondere so lange, bis
ein bestimmtes Abbruchkriterium erfüllt ist.
[0012] Der wesentliche Grundgedanke der Erfindung besteht darin, daß das im Rahmen des Bewertungsschritts
zu erzielende Bewertungsergebnis und/oder der im Rahmen des Optimierungsschritts zu
ermittelnde Grad der Justierung verbesserungsbedürftiger Parameter auf der Basis von
Fuzzy-Regelsätzen berechnet wird.
[0013] Eine Verbesserung gegenüber bekannten Verfahren läßt sich bereits dadurch erreichen,
daß Fuzzy-Regelsätze entweder nur bei den für den Bewertungsschritt oder nur bei den
für den Optimierungsschritt erforderlichen Berechnungen eingesetzt werden. Es ist
allerdings von Vorteil, wenn Fuzzy-Regelsätze sowohl für den Bewertungs- als auch
für den Optimierungsschritt eingesetzt werden, da auf diese Weise eine optimale Anpassung
des Hörgeräts erreicht werden kann.
[0014] Durch den erfindungsgemäßen Einsatz von Fuzzy-Regelsätzen wird es möglich, unscharfe,
oftmals nur in sprachlicher Form vorliegende Information auf eine fest vorgegebene
Art und Weise zu verarbeiten und dabei die Vorgehensweise bei der Anpassung von Hörgeräten
zu vereinheitlichen und zu systematisieren. Dabei können nicht nur die während eines
individuellen Anpaßvorgangs anfallenden und unscharf vorliegenden Eingangsdaten der
entsprechenden Algorithmen bzw. Regelsätze, sondern auch in sprachlicher Form vorliegende
Erfahrungen von Hörgeräteakustikern berücksichtigt werden, so daß diese Erfahrungen
allgemein verfügbar und automatisch berücksichtigt werden.
[0015] Ein besonderer Vorteil des Einsatzes von Fuzzy-Regelsätzen ist darin zu sehen, daß
unscharf anfallende Eingangsdaten für die im Rahmen der Anpassung anzuwendenden Algorithmen
(z.B. Beschreibung von Klangbildeigenschaften, Bewertung von Klangbildern durch Normalhörende,
Bewertung von Klangbildern durch den Hörgeschädigten, Daten des Hörschadens, etc.)
nicht mehr wie bisher unter Inkaufnahme eines Informationsverlustes auf scharfe Werte
abgebildet werden müssen, sondern direkt als unscharfe Größen - ohne jeglichen Informationsverlust
- verarbeitet werden können.
[0016] Nachfolgend werden bevorzugte, jedoch für die Realisierung der Erfindung nicht unbedingt
zwingend erforderliche Ausführungsformen des unter Einbeziehung von Fuzzy-Regelsätzen
ablaufenden Bewertungsschritts erläutert.
[0017] Während des Bewertungsschritts wird vom Hörgeschädigten der subjektive Klangeindruck
verschiedener akustisch dargebotener Klangbilder beurteilt. Bei der Darbietung von
Klangbildern werden insbesondere natürliche, alltäglichen Hörsituationen entsprechende
Klangbilder berücksichtigt, wobei dem Hörgeschädigten bevorzugt die Hörumgebungen
Wohnbereich, Freizeit und Kultur, Verkehr, Arbeit, Natur, Sprecher in ungestörter
Umgebung und/oder Sprecher in gestörter Umgebung angeboten werden.
[0018] Aus den angebotenen Klangbildern bzw. Klangbildgruppen trifft der Hörgeschädigte
eine Auswahl, die seinem individuellen Lebensraum entspricht.
[0019] Das erfindungsgemäße, aus Bewertungs- und Optimierungsschritten bestehende Anpaß-Verfahren
wird dann separat für alle ausgewählten Klangbilder bzw. Klangbildgruppen durchgeführt.
[0020] Bei der Beurteilung der dargebotenen Klangbilder durch den Hörgeschädigten können
bezüglich des individuellen Klangeindrucks beispielsweise folgende Bewertungsmerkmale
berücksichtigt werden: Qualität, Sprachverständlichkeit, Angenehmheit, Natürlichkeit,
Lautstärke, Klangfarbe, Rauschen und/oder Verzerrungen.
[0021] Einige der vorstehend genannten Bewertungsmerkmale können vom Hörgeschädigten direkt
beurteilt werden. Bestimmte Merkmale werden jedoch aus der Beurteilung anderer Bewertungsmerkmale
mittels Fuzzy-Regelsätzen berechnet, worauf nachfolgend noch eingegangen wird.
[0022] Die Beurteilung der Bewertungsmerkmale erfolgt beispielsweise durch Zuordnung des
jeweils wahrgenommenen Klangeindrucks zu einer normierten, unscharfen und lediglich
sprachlich definierten Bewertungsskala. Diese Skala könnte beispielsweise bei der
Bewertung der Qualität die Stufen extrem schlecht, sehr schlecht, schlecht, mittel,
gut, sehr gut und extrem gut umfassen.
[0023] An dem Umstand, daß die letztgenannte Skala nicht für alle Bewertungsmerkmale, insbesondere
zum Beispiel nicht für die Bewertungsmerkmale Lautstärke und Klangfarbe eingesetzt
werden kann, ist ersichtlich, daß den unterschiedlichen Bewertungsmerkmalen vorzugsweise
jeweils auch eigene und voneinander verschiedene Bewertungsskalen zugeordnet werden.
[0024] Diese Bewertungsskalen umfassen bevorzugt ungefähr 7 Stufen, wobei hier jedoch auch
andere Werte realisierbar sind.
[0025] Durch die Zuordnung des subjektiven Höreindrucks des Hörgeschädigten zu den Bewertungsskalen
der einzelnen Bewertungsmerkmale erhält man eine auf Fuzzy-Größen basierende Beurteilung.
[0026] Wie vorstehend bereits erwähnt, ist es nicht unbedingt nötig, sämtliche der genannten
Bewertungsmerkmale vom Hörgeschädigten beurteilen zu lassen.
[0027] So läßt sich beispielsweise das Bewertungsmerkmal "Qualität" aus den in Form von
Fuzzy-Größen vorliegenden Beurteilungen von Sprachverständlichkeit und/oder Angenehmheit
und/oder Natürlichkeit durch einen Fuzzy-Regelsatz berechnen. Für die Beurteilung
von Klangbildern, die keine Sprachsignale beinhalten, gehen in die Berechnung der
Qualität bevorzugt nur die Beurteilung der Angenehmheit und der Natürlichkeit ein.
Falls das Klangbild zusätzlich oder ausschließlich Sprachsignale beinhaltet, sollte
zusätzlich zu den genannten Größen auch die Beurteilung der Sprachverständlichkeit
einbezogen werden.
[0028] Das genannte Bewertungsmerkmal "Natürlichkeit" muß auch nicht direkt vom Hörgeschädigten
beurteilt werden, sondern läßt sich aus den in Form von Fuzzy-Größen vorliegenden
Beurteilungen beispielsweise von Lautstärke, Klangfarbe, Rauschen und Verzerrungen
durch einen Fuzzy-Regelsatz berechnen.
[0029] Das Ergebnis der Fuzzy-Regelsätze zur Berechnung der Qualität und der Natürlichkeit
liefern als Ergebnis wiederum Fuzzy-Größen, welche sich beispielsweise als Eingangsgrößen
der Fuzzy-Regelsätze des Optimierungsschritts verwenden lassen.
[0030] Durch den erfindungsgemäßen Bewertungsschritt lassen sich die vom Hörgeschädigten
gelieferten Informationen bezüglich des wahrgenommenen Klangeindrucks auf eine kleine
Anzahl interpretierbarer Merkmale verdichten, die einerseits für den Hörgeräteakustiker
gut verständlich und andererseits im Rahmen des Optimierungsschritts weiterverwertbar
sind.
[0031] Der Bewertungsschritt kann also dazu dienen, eine Information über den bereits erreichten
Optimierungsgrad der Hörgeräte-Einstellung zu liefern und andererseits Wissen darüber
zur Verfügung zu stellen, welche Übertragungseigenschaften des Hörgeräts bzw. welche
Bewertungsmerkmale in einem nachfolgenden Optimierungsschritt noch verbessert werden
müssen.
[0032] Auf der Basis der mittels des Bewertungsschritts erhaltenen Ergebnisse wird dann
im Rahmen des Optimierungsschritts zur Erzielung eines verbesserten Übertragungsverhaltens
des Hörgeräts der Justierungsgrad eines oder mehrerer einstellbarer Parameter des
Hörgeräts berechnet.
[0033] Nachfolgend werden bevorzugte, jedoch zur Realisierung der Erfindung nicht zwingend
nötige Ausführungsformen des auf Fuzzy-Regelsätzen basierenden Optimierungsschritts
beschrieben:
[0034] Die Eingangsgrößen für die Fuzzy-Regelsätze des Optimierungsschritts können von einer
oder mehreren der nachfolgend genannten Größen gebildet sein:
- Ergebnis des (der) vom Hörgeschädigten vollzogenen Bewertungsschritt(e),
- durch Normalhörende erfolgte Bewertung der im Rahmen des Bewertungsschritts dargebotenen
Klangbilder,
- Daten des Hörschadens, insbesondere Hörverlust und Unbehaglichkeitsschwelle,
- physikalische und/oder psychoakustische Daten der jeweiligen Hörumgebung bzw. der
während des Bewertungsschritts dargebotenen Klangbilder,
- Daten des vor dem Optimierungsschritt vorliegenden Übertragungsverhalten des Hörgeräts,
- Art der am Hörgerät einstellbaren Parameter und deren Einstellbereiche, und/oder
- Daten des nach der Voreinstellung vorliegenden Übertragungsverhalten des Hörgeräts.
[0035] Nicht als Fuzzy-Größen vorliegende Eingangsgrößen der Regelsätze des Optimierungsschritts,
wie zum Beispiel physikalische Daten von Klangbildern oder Einstellbereiche von Hörgeräteparametern
werden vor Anwendung der Regelsätze fuzzifiziert, um so auch eine Verarbeitung dieser
scharfen Daten zu ermöglichen. Dies gilt in gleicher Weise für entsprechende Eingangsdaten
des Bewertungsschritts.
[0036] Die eine oder mehrere der vorstehend genannten Größen verarbeitenden Regelsätze des
Optimierungsschritts setzen sich bevorzugt aus mehreren Teil-Regelsätzen zusammen.
[0037] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zu Beginn des Optimierungsschritts
ein Teil-Regelsatz "Zielformulierung" angewandt, welcher auf der Basis der zuvor erfolgten
Hörgeschädigtenbewertung und einer im System gespeicherten Normalhörendenbewertung
zumindest ein Bewertungsmerkmal ermittelt, welches hinsichtlich seines Optimierungsgrads
verbesserungsbedürftig ist.
[0038] Ein anschließend angewandter Teil-Regelsatz "Grundregeln" berechnet den zu ermittelnden
Justierungsgrad in erster Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen "Ergebnis
des Teil-Regelsatzes Zielformulierung" und "Ergebnis des (der) vom Hörgeschädigten
vollzogenen Bewertungsschritt(e)". In diesem Algorithmus sind Erfahrungen von Hörgeräteakustikern
gespeichert, welche Informationen darüber beinhalten, in welcher Weise durch eine
Verstellung bzw. Justierung von Hörgeräteparametern die vom Hörgeschädigten im Rahmen
des Bewertungsschritts gelieferten Beurteilungen beeinflußt werden können.
Ein einfaches Beispiel hierfür ist ein Regelsatz, welcher besagt, daß zur Erzielung
eines helleren Klangeindrucks die Verstärkung der höheren Frequenzen durch das Hörgerät
angehoben werden muß, wobei sich der Gesamtlautheitseindruck nicht gravierend ändern
darf. Weiterhin könnte in einem Regelsatz beispielsweise das Wissen gespeichert sein,
gemäß dem zur Verbesserung des Bewertungsmerkmals "Angenehmheit" die Merkmale Lautstärke,
Klangfarbe, Rauschen und Verzerrungen verbessert werden müssen.
[0039] Durch einen Teilregelsatz "Klangbildspezifik" kann der zu ermittelnde Justierungsgrad
in einer weiteren Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen "Ergebnis(se)
bereits angewandter Teil-Regelsätze" und "Physikalische und/oder psychoakustische
Daten der jeweiligen Hörumgebung bzw. der während des Bewertungsschritts dargebotenen
Klangbilder" berechnet werden, wobei hier insbesondere eine zu fordernde Störgeräuschunterdrückung
berücksichtigt wird. Bei diesem Regelsatz werden insbesondere die Ergebnisse der Teil-Regelsätze
"Zielformulierung" und "Grundregeln" berücksichtigt.
[0040] Der zu ermittelende Justierungsgrad kann in weiterer Näherung durch einen Teil-Regelsatz
"Hörschaden" berechnet werden, wobei hier insbesondere die Eingangsgrößen "Ergebnis(se)
bereits angewandter Teil-Regelsätze" und "Daten des Hörschadens" zu berücksichtigen
sind.
[0041] Entsprechendes läßt sich durch einen Teil-Regelsatz "Voreinstellung" erreichen, dem
als Eingangsgrößen ebenfalls die Ergebnisse bereits angewandter Teil-Regelsätze und
zudem die Daten des nach der Voreinstellung vorliegenden Übertragungsverhaltens des
Hörgeräts zugrundegelegt werden. Dieser Teil-Regelsatz trägt dem Umstand Rechnung,
daß im Rahmen einer erfindungsgemäßen Feineinstellung ermittelte Parameter, die zu
stark von den voreingestellten Parametern abweichen, in der Regel wenig Erfolg versprechen.
[0042] Schließlich kann der zu ermittelnde Justierungsgrad in weiterer Näherung durch einen
Teil-Regelsatz "Hörgeräteeigenschaften" berechnet werden, dessen Eingangsgrößen insbesondere
durch die "Ergebnis(se) bereits angewandter Teil-Regelsätze", die "Daten des vor dem
Optimierungsschritt vorliegenden Übertragungsverhaltens des Hörgeräts" und die "Art
der am Hörgerät einstellbaren Parameter und deren Einstellbereiche" gebildet sind.
Mit diesem Teil-Regelsatz wird sichergestellt, daß mit dem durch den Optimierungsschritt
berechneten Justierungsgrad keine nicht realisierbaren Einstellungen des Hörgeräts,
wie zum Beispiel zu hohe Verstärkungen, gefordert werden.
[0043] Die beschriebenen Teil-Regelsätze können nacheinander angewendet werden, wobei nachfolgende
Teil-Regelsätze immer die Ergebnisse eines oder mehrerer zuvor angewandter Teil-Regelsätze
berücksichtigen, oder es werden nach Anwendung der Teil-Regelsätze deren Teilergebnisse
mittels geeigneter Algorithmen akkumuliert und verdichtet, so daß man letztendlich
eine Aussage darüber erhält, in welcher Weise bestimmte Parameter des Hörgeräts justiert
bzw. nachgestellt werden müssen.
[0044] Die Justierung des Hörgeräts kann dann entweder automatisch vom System oder aber
auch manuell vorgenommen werden. Bei einer manuellen Justierung des Hörgeräts bietet
es sich an, das Ergebnis des Optimierungsschritts nicht zu defuzzifizieren, sondern
dem Hörgeräteakustiker beispielsweise eine Aussage der Form "Bitte Verstärkung im
tieffrequenten Bereich verringern" zur Verfügung zu stellen. Für eine automatische
Verstellung der Hörgeräteparameter bietet sich jedoch eine Defuzzifizierung an, da
das System dann die Verstellung aufgrund des defuzzifizierten, scharfen Werts vornehmen
kann.
[0045] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich in jeder beliebigen Abwandlung einsetzen,
wobei es zur Erzielung der mit der Erfindung bezweckten Verbesserung der bekannten
Abpaßverfahren lediglich nötig ist, im Rahmen des Bewertungs- und/oder Optimierungsschritts
Fuzzy-Regelsätze einzusetzen.
1. Verfahren zur Anpassung, insbesondere Feinanpassung von Hörgeräten, bei dem zuerst
in einem Bewertungsschritt eine Bewertung des Optimierungsgrads am Hörgerät eingestellter
Parameter insbesondere mittels psychoakustischer Größen und in einem nachfolgenden
Optimierungsschritt eine Justierung verbesserungsbedürftiger Parameter erfolgt,
dadurch gekennzeichnet,
daß der zu bewertende Optimierungsgrad oder hierfür maßgebliche Größen im Rahmen des
Bewertungsschritts und/oder der für den Optimierungsschritt maßgebliche Grad der Justierung
des verbesserungsbedürftigen Parameters durch auf Fuzzy-Logik basierende Algorithmen
bzw. Regelsätze ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß während des Bewertungsschritts der Klangeindruck verschiedener akustisch dargebotener
Klangbilder beurteilt wird, wobei insbesondere während des Bewertungsschritts natürliche,
alltäglichen Hörsituationen entsprechende Klangbilder akustisch dargeboten werden,
die insbesondere einer Klassifizierung nach individuellen Lebensräumen und/oder physikalischen
Eigenschaften unterliegen, wobei vorzugsweise die Lebensräume Wohnbereich, Freizeit
und Kultur, Verkehr, Arbeit, Natur, Sprecher in ungestörter Umgebung und/oder Sprecher
in gestörter Umgebung berücksichtigt sind.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch
gekennzeichnet,
daß der Klangeindruck durch die Beurteilung eines oder mehrerer der folgenden, beispielhaft
angeführten Bewertungsmerkmale ermittelt wird:
- Qualität,
- Sprachverständlichkeit,
- Angenehmheit,
- Natürlichkeit,
- Lautstärke,
- Klangfarbe,
- Rauschen, und
- Verzerrungen,
wobei insbesondere die Beurteilung durch Zuordnung des bezüglich eines Bewertungsmerkmals
wahrgenommenen Höreindrucks zu einer normierten, unscharfen, sprachlich definierten
Bewertungsskala erfolgt, wobei insbesondere den Bewertungsmerkmalen, wie z.B. Qualität,
Sprachverständlichkeit, Angenehmheit, Natürlichkeit, Lautstärke, Klangfarbe, Rauschen
und/oder Verzerrungen jeweils eine eigene Bewertungsskala zugeordnet wird, wobei vorzugsweise
die Bewertungsskalen jeweils mehrere, insbesondere ungefähr sieben Stufen umfassen.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Form von Fuzzy-Größen vorliegende Beurteilungen bestimmter Bewertungsmerkmale
durch einen oder mehrere Fuzzy-Regelsätze zu einer übergeordneten Fuzzy-Größe zusammengefaßt
werden, wobei insbesondere die in Form von Fuzzy-Größen vorliegenden Beurteilungen
von Sprachverständlichkeit und/oder Angenehmheit und/oder Natürlichkeit durch einen
Fuzzy-Regelsatz zu einer die Qualität kennzeichnenden Fuzzy-Größe zusammengefaßt werden,
wobei vorzugsweise die in Form von Fuzzy-Größen vorliegenden Beurteilungen von Lautstärke,
Klangfarbe, Rauschen und Verzerrungen durch einen Fuzzy-Regelsatz zu einer die Natürlichkeit
kennzeichnenden Fuzzy-Größe zusammengefaßt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Rahmen des Bewertungsschritts für Klangbilder, die Sprachsignale beinhalten
und Klangbilder, die keine Sprachsignale beinhalten, unterschiedliche Fuzzy-Regelsätze
eingesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch
gekennzeichnet,
daß im Rahmen des Optimierungsschritts zur Erzielung eines verbesserten Übertragungsverhaltens
der Justierungsgrad eines oder mehrerer einstellbarer Parameter des Hörgeräts berechnet
wird, und/oder daß die Eingangsgrößen für Fuzzy-Regelsätze des Optimierungsschritts
von einer oder mehreren der nachfolgenden Größen gebildet sind:
- Ergebnis des (der) vom Hörgeschädigten vollzogenen Bewertungsschritt(e),
- durch Normalhörende erfolgte Bewertung der im Rahmen des Bewertungsschritts dargebotenen
Klangbilder,
- Daten des Hörschadens, insbesondere Hörverlust und Unbehaglichkeitsschwelle,
- physikalische und/oder psychoakustische Daten der jeweiligen Hörumgebung bzw. der
während des Bewertungsschritts dargebotenen Klangbilder,
- Daten des vor dem Optimierungsschritt vorliegenden Übertragungsverhalten des Hörgeräts,
- Art der am Hörgerät einstellbaren Parameter und deren Einstellbereiche, und
- Daten des nach der Voreinstellung vorliegenden Übertragungsverhalten des Hörgeräts.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Fuzzy-Regelsätze des Optimierungsschritts aus mehreren Teil-Regelsätzen
zusammensetzen.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch
gekennzeichnet,
daß durch einen Teil-Regelsatz "Zielformulierung" ein hinsichtlich seines Optimierungsgrads
verbesserungsbedürftiges Bewertungsmerkmal ermittelt wird,
und/oder daß durch einen Teil-Regelsatz "Grundregeln" der zu ermittelnde Justierungsgrad
in erster Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen
- "Ergebnis des Teil-Regelsatzes Zielformulierung" und
- "Ergebnis des(der) vom Hörgeschädigten vollzogenen Bewertungsschritt(e)" berechnet
wird,
und/oder daß durch einen Teil-Regelsatz "Klangbildspezifik" der zu ermittelnde Justierungsgrad
in weiterer Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen
- "Ergebnis(se) bereits angewandter Teil-Regelsätze" und
- "physikalische und/oder psychoakustische Daten der jeweiligen Hörumgebung bzw. der
während des Bewertungsschritts dargebotenen Klangbilder"
insbesondere unter Berücksichtigung einer zu fordernden Störgeräuschunterdrückung
berechnet wird,
und/oder daß durch einen Teil-Regelsatz "Hörschaden" der zu ermittelnde Justierungsgrad
in weiterer Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen
- "Ergebnis(se) bereits angewandter Teil-Regelsätze" und
- "Daten des Hörschadens"
berechnet wird,
und/oder daß durch einen Teil-Regelsatz "Voreinstellung" der zu ermittelnde Justierungsgrad
in weiterer Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen
- "Ergebnis(se) bereits angewandter Teil-Regelsätze" und
- "Daten des nach der Voreinstellung vorliegenden Übertragungsverhalten des Hörgeräts"
berechnet wird,
und/oder daß durch einen Teil-Regelsatz "Hörgeräteeigenschaften" der zu ermittelnde
Justierungsgrad in weiterer Näherung unter Berücksichtigung der Eingangsgrößen
- "Ergebnis(se) bereits angewandter Teil-Regelsätze",
- "Daten des vor dem Optimierungsschritt vorliegenden Übertragungsverhaltens des Hörgeräts",
und
- "Art der am Hörgerät einstellbaren Parameter und deren Einstellbereiche"
berechnet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die nicht als Fuzzy-Größen vorliegenden Eingangsgrößen der Regelsätze des Bewertungs-
und/oder Optimierungsschritts vor Anwendung der Regelsätze fuzzyfiziert werden, und/oder
daß die als Fuzzy-Größen vorliegenden Ergebnisse der Regelsätze des Bewertungs- und/oder
Optimierungsschritts nach Anwendung der Regelsätze defuzzyfiziert werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Justierung der Hörgeräteparameter entsprechend der Ergebnisse automatisch
oder manuell aufgrund des ermittelten Justierungsgrads vorgenommen wird, und/oder
daß es zur Erzielung einer iterativen Verbesserung des Optimierungsgrads eines oder
mehrerer am Hörgerät eingestellter Parameter im Rahmen aufeinanderfolgender Anpaßschritte,
insbesondere bis zur Erfüllung eines Abbruchkriteriums mehrmals wiederholt wird, und/oder
daß vor dem ersten Bewertungsschritt eine Voreinstellung durchgeführt wird, wobei
insbesondere die Voreinstellung in Abhängigkeit von den Daten des Hörschadens, des
Hörgeräts und/oder der individuellen Hörumgebung vorgenommen wird.