[0001] Die Erfindung betrifft ein brandgeschütztes Lager- und/oder Transportgebilde aus
Kunststoff gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Patentanspruchs.
[0002] Lager- bzw. Transportgebilde dieser Art sind in der Regel als Behälter, Paletten,
Tablare, Gebinde bzw. Gebindeteile, Kunststoffgehäuse oder dergleichen ausgeführt.
[0003] Da Kunststoff einen sehr hohen Brennwert hat, der etwa jenem von Heizöl entspricht,
müssen in Lagersystemen, die solche Kunststoffgebilde verwenden, aufwendige Brandschutzmassnahmen
vorgesehen sein, z.B. in Form von Sprinkleranlagen. Zum Vermindern der Brandgefahr
kann auch die Brennbarkeit des Kunststoffs durch chemische Additive reduziert werden.
[0004] Bei einem Brand lässt sich so zwar die Brandgeschwindigkeit heruntersetzen, bei der
Verbrennung oder Entsorgung der mit Additiven versehenen Kunststoffe entstehen jedoch
giftige Dämpfe oder Abfälle. Aus diesem Grunde haben sich Additive bei Lager- und
Transportgebilden nicht durchgesetzt.
[0005] Die Erfindung beruht auf der Aufgabe, ein Lager- bzw. Transportgebilde der eingangs
genannten Art bereitzustellen, das eine reduzierte Brandanfälligkeit aufweist aber
die Nachteile möglichst vermeidet, die bei der Anwendung bekannter chemischer Brandschutz-Additive
im Kunststoff entstehen.
[0006] Diese Aufgabe wird vom Gegenstand des ersten Patentanspruchs gelöst.
[0007] Indem im erfindungsgemässen Lager- bzw. Transportgebilde mindestens eine separate
Kammer für das Löschmedium vorgesehen ist, können verschiedenste Löschmedien, wie
z.B. Wasser, Sand, Pulver und dergleichen verwendet werden, die bei der Verbrennung
wenige oder keine unerwünschten Dämpfe abgeben. Auch die Entsorgung und das Recycling
der Gebilde gestaltet sich einfacher, da Löschmedium und Kunststoff einfach trennbar
sind. Bei einem Brand wird die Kammer durch Hitze oder Feuer geöffnet und das Löschmedium
freigesetzt. Dabei kann das Löschmedium seine Wirkung am Brandherd selbst entfalten,
während zum Beispiel das Wasser einer Sprinkleranlage nicht alle Orte eines Lagers
erreicht.
[0008] Vorzugsweise wird als Löschmedium ein Stoff verwendet, der eine gute Wärmeleitfähigkeit
und/oder eine hohe spezifische Wärmekapazität hat, wie z.B. Wasser. Ein solches Medium
verzögert eine Erwärmung des Kunststoffs und der Flammpunkt wird später erreicht.
[0009] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung ist das Lager- bzw. Transportgebilde
als Behälter ausgeformt, wobei vorzugsweise in dessen Boden, gegebenenfalls auch in
dessen Wänden, mindestens eine Kammer für das Löschmedium angeordnet ist. Sind solche
Behälter zum Beispiel übereinander angeordnet, so kann sich im Brandfall das Löschmedium
eines oberen Behälters in den nächst unteren ergiessen und dort lokal seine Wirkung
entfalten. Die Kammern können dem Behälter zusätzliche Stabilität verleihen, so dass
spezielle Versteifungsrippen entfallen bzw. in die Kammern integriert werden können.
Beispielsweise kann die mindestens eine Kammer durch ein Wandstück, senkrecht zum
Wandstück stehende Rippen und eine auf den Rippen befestigte Abdeckplatte gebildet
werden.
[0010] Eine weitere bevorzugte Ausführung der Erfindung ist eine Palette, in deren Innenraum
das Löschmittel angeordnet ist. Solche Paletten haben ein relativ grosses Volumen,
das in dieser Weise effizient genutzt werden kann.
[0011] Das Löschmedium kann in einem Beutel angeordnet sein. Der Beutel kann die Kammer
bilden oder in die eigentliche Kammer eingebracht sein. Dadurch wird die Gefahr eines
Leckes verringert.
[0012] Als besonders geeignetes Löschmedium hat sich Wasser herausgestellt, da dieses chemisch
gut verträglich und nicht toxisch ist und gleichzeitig eine grosse Wärmekapazität
und Verdampfungswärme aufweist.
[0013] Weitere Vorteile, Anwendungen und Aspekte der Erfindung ergeben sich aus der nun
folgenden Beschreibung einiger Ausführungsbeispiele anhand der Figuren. Dabei zeigen:
Figur 1 einen Schnitt durch einen ersten erfindungsgemässen Behälter,
Figur 2 einen Teilschnitt durch einen zweiten erfindungsgemässen Behälter,
Figur 3 einen Teilschnitt durch einen dritten erfindungsgemässen Behälter, und
Figur 4 einen Teilschnitt durch eine erfindungsgemässe Palette.
[0014] Der Behälter gemäss Figur 1 weist einen Boden 1 und Seitenwände 2 auf. In der Figur
ist nur ein Teil des Bodens und einer Seitenwand deutlich gezeigt, die übrigen Teile
sind schematisch angedeutet. Der hier gezeigte Behälter ist von oben gesehen rechteckig,
kann aber auch eine andere Form haben. Er besteht im wesentlichen aus Kunststoff und
ist im Spritzgussverfahren hergestellt. Andere Herstellungsverfahren sind denkbar.
[0015] Der Boden 1 und die Seitenwände 2 bilden ein Behälterinneres 3 zur Aufnahme der Nutzlast.
Behälter dieser Art werden zum Beispiel als Lagerbehälter in Lagerhäusern eingesetzt.
[0016] Der Boden 1 ist doppelwandig ausgeführt und weist eine Bodenwand 4 und eine untere
Deckplatte 5 auf. Die Deckplatte 5 ist an Rippen 6 befestigt, die in der Bodenwand
4 ausgeformt sind. Zwischen der Bodenwand 4, der Deckplatte 5 und den Rippen 6 werden
mehrere, geschlossene, wasserdichte Kammern 7 gebildet. In diesen Kammern befindet
sich Wasser 8, das in einem Brandfall als Löschmedium wirkt.
[0017] Die Wirkung des Wassers 8 basiert auf verschiedenen Effekten. Einerseits verzögert
es aufgrund seiner Wärmekapazität die Erwärmung des Bodens. Sobald die Kammern 7 undicht
werden, tritt es aus und fliesst nach unten, z.B. in einen unteren, bereits in Flammen
stehenden Behälter, wo es einen gezielten Löscheffekt entwickelt. Schliesslich benötigt
die Verdampfung des Wassers Wärmeenergie, was die Brandgeschwindigkeit zusätzlich
reduziert oder sogar die Temperatur des Kunststoffes unter den Flammpunkt senkt.
[0018] Die Anordnung des Wassers 8 im Boden 1 hat den Vorteil, dass es eine Barriere quer
zur im wesentlichen vertikal fortschreitenden Brandfront bildet.
[0019] Zur Herstellung des Behälters gemäss Fig. 1 gibt es verschiedene Möglichkeiten. In
einem bevorzugten Verfahren wird der Behälter zunächst ohne die untere Deckplatte
5 geformt. Dann wird er mit dem Boden nach oben hingestellt, und die Bereiche zwischen
den Rippen 6 werden mit Wasser gefüllt. Danach wird die Deckplatte 5 mit den Rippen
6 verschweisst, um das Wasser einzuschliessen.
[0020] Das Wasser 8 kann auch in Beuteln 10 eingeschweisst werden, wie dies in Fig. 2 dargestellt
ist. Diese Beutel werden in den Boden eingelegt und die Deckplatte 5 wird sodann ebenfalls
mit den Rippen 6 verschweisst. In diesem Falle brauchen die Kammern 7 nicht wasserdicht
zu sein, bzw. die eigentlichen Kammern für das Wasser werden von den Beuteln 10 gebildet.
[0021] In den Ausführungen nach Fig. 1 und 2 bilden die Rippen 6 und auch die Deckplatte
5 nicht nur die Kammern 7, sondern gleichzeitig eine erwünschte Verstärkung des Bodenbereichs.
Da auch bei konventionellen Behältern zur Aufnahme grösserer Lasten der Boden mit
Verstärkungsrippen versehen werden muss, bewirkt die zusätzliche Anordnung des Löschmediums
im Boden keinen oder nur einen geringen Raumverlust.
[0022] Zusätzlich oder alternativ zur Anordnung nach Fig. 1 und 2 können auch in den Wänden
2 des Behälters Kammern mit Wasser ausgeformt werden. Ein Beispiel eines entsprechenden
Behälters wird in Fig. 3 offenbart. Hier ist im oberen Rand des Behälters eine Kammer
7' ausgebildet, in welche das Wasser 8 eingefüllt ist, entweder direkt oder in einem
Beutel. Auch dieser Behälter kann ähnlich wie jener gemäss Fig. 1 und 2 hergestellt
werden. Es ist jedoch auch möglich, im Spritzprozess das Wasser mit hohem Druck direkt
in den verdickten Randbereich (z.B. in der Nachdruckphase) einzudrücken - auf diese
Weise können Lager- bzw. Transportgebilde ohne doppelten Boden und ohne konstruktionsbedingte
Hohlräume einfach mit Löschmedium versehen werden.
[0023] Eine weitere Anordnungsmöglichkeit des Löschmediums ist der Deckel eines Behälters.
Auch dieser steht quer zur primären Bewegungsrichtung der Brandfront und kann somit
die Brandgeschwindigkeit in sehr effizienter Weise reduzieren.
[0024] Figur 4 zeigt eine weitere Ausführung der Erfindung, diesmal in der Form einer Kunststoffpalette.
Eine solche Palette besitzt eine Auflagefläche 20 für eine Nutzlast, die von einem
doppelwandigen Palettenoberteil 21 gebildet wird. Der Palettenoberteil 21 steht auf
mehreren Füssen 22, die durch Querstreben 23 miteinander verbunden sind. Solche Paletten
werden zum Beispiel in Lagerhäusern als Unterlage für Güter verschiedenster Art verwendet.
[0025] Im Palettenoberteil 21 sind konstruktionsbedingt mehrere Hohlräume 7 ausgeformt,
in denen Wasser 8 als Löschmedium angeordnet ist. In dieser Ausführung ist das Wasser,
wie in Fig. 2, von Beuteln 10 umschlossen.
[0026] Die Wirkungsweise der Palette nach Fig. 4 entspricht im Brandfall im wesentlichen
jener der Behälter gemäss Fig. 1 und 2. Auch hier bildet das Wasser eine horizontale,
quer zur primären Brandausbreitungsrichtung liegende Barriere, die die Brandgeschwindigkeit
heruntersetzt.
[0027] Durch die Anordnung des Löschmediums in der Palette wird ein normalerweise brach
liegender Raum in wirtschaftlicher Weise genutzt.
[0028] In den vorangegangenen Beispielen wurde jeweils Wasser als Löschmedium verwendet.
Es ist jedoch auch möglich, anstelle von Wasser, oder zusätzlich zu Wasser, andere
fliess- bzw. schüttfähige Brandbekämpfungsstoffe einzusetzen, wie z.B. Sand, Löschpulver,
Schaumbildner und/oder Steinmehl. Solche Stoffe ergiessen sich bei einem Brand nach
dem Öffnen der Kammern nach unten der Brandfront entgegen und verzögern deren Ausbreitung.
Als Löschmedium können auch gasförmige Brandbekämpfungsstoffe wirken, wie z.B. CO
2, welche unter Normal- oder Überdruck in den Kammern eingeschlossen sind und im Brandfall
austreten.
[0029] Um eine möglichst breite Wirkung zu erzielen, sollte das Löschmedium bei einer Öffnung
der Kammer schnell austreten. Hierzu sollten die Kammern vorzugsweise eine ausreichende,
nicht mikroskopische Grösse aufweisen, so dass z.B. ein Verkleben mit dem flüssig
werdenden Kunststoff verhindert wird.
[0030] Die Kammer 7 kann vorzugsweise mit einer Sollbruchstelle versehen werden, die so
angeordnet ist, dass das Löschmedium im Brandfall in eine bevorzugte Richtung, z.B.
nach unten, austritt. Damit kann die Wirkung des Löschmediums besser gesteuert werden.
[0031] Es zeigt sich, dass das Löschmittel, z.B. Wasser, etwa 5 bis 20, vorzugsweise etwa
10, Gewichtsprozent des gesamten Lager- bzw. Transportgebildes ausmachen sollte. Bei
einem solchen Verhältnis ist der Brandbekämpfungseffekt ausreichend, während die Wirtschaftlichkeit
nicht beeinträchtigt wird. Insbesondere wenn das Lager- bzw. Transportgebilde jedoch
nur wenig transportiert wird, kann der Gewichtsanteil des Löschmediums auch erhöht
werden.
[0032] Das Löschmedium kann nicht nur in Paletten und Behältern bzw. Palettenboxen in erfindungsgemässer
Weise eingesetzt werden. Prinzipiell eignen sich zum Zwecke der Erfindung auch andere
Transport- und Lagergebilde, wie z.B. Kunststoffgehäuse, Gebinde jeder Art und Lagereinrichtungsgegenstände
(Kunststofftablare und dergleichen). Alle diese Gebilde dienen zur Aufnahme einer
Nutzlast (bzw. Nutzinhalts) und können mit Kammern für ein von der Nutzlast getrenntes
Löschmedium versehen werden.
1. Lager- und/oder Transportgebilde aus Kunststoff, insbesondere Kunststoffbehälter oder
Kunststoffpalette, zur Aufnahme einer Nutzlast, gekennzeichnet durch mindestens eine
geschlossene, von der Nutzlast getrennte Kammer (7), in der ein schüttfähiges, fliessfähiges
oder gasförmiges Löschmedium (8) zur Reduktion der Brandanfälligkeit des Lager- und/oder
Transportgebildes angeordnet ist.
2. Lager- und/oder Transportgebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es
als Behälter zur Aufnahme der Nutzlast ausgestaltet ist, wobei die mindestens eine
Kammer (7) in einer Wand (2), einem Deckel und/oder einem Boden (1) des Behälters
angeordnet ist.
3. Lager- und/oder Transportgebilde nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die
mindestens eine Kammer (7) im Boden (1) des Behälters angeordnet ist.
4. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Kammer (7) von einem mit Rippen (6) versehenen Wand- und/oder
Bodenelement (7) und einer an den Rippen (6) befestigten Deckplatte (5) gebildet ist.
5. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Löschmittel (8) in mindestens einem, das Löschmittel (8) dicht umschliessenden
Beutel (10) angeordnet ist.
6. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Löschmedium (8) im wesentlichen Wasser ist.
7. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Löschmedium (8) pulverförmig ist und/oder dass es schaumerzeugend ist.
8. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass es als Palette ausgestattet ist, in der die mindestens eine Kammer (7) angeordnet
ist.
9. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass es mehrere Kammern (7) mit Löschmedium (8) aufweist.
10. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Kammer (7) durch Einspritzen des Löschmediums unter Druck
in den plastischen Kunststoff herstellbar ist.
11. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Löschmittel (8) 5 - 20 Gewichtsprozent, vorzugsweise etwa 10 Gewichtsprozent,
des ganzen Lager- bzw. Transportgebildes beträgt.
12. Lager- und/oder Transportgebilde nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Kammer (7) eine Sollbruchstelle für den Austritt des Löschmediums
(8) im Brandfall aufweist.