[0001] Die Erfindung betrifft einen Kalander zur Behandlung einer Papierbahn, der innerhalb
der Papier- oder Streichmaschine, also In-Line, angeordnet ist.
[0002] Aus zahlreichen Veröffentlichungen sind jedem Fachmann für die Papierherstellung
Soft-Kalander bekannt. Die Kalander, die aus einer harten, beheizten Hartguß- oder
Stahlwalze und einer oder zwei elastischen Walzen, die mit der harten Walze einen
oder zwei Walzenspalte bilden, bestehen, können innerhalb der Papier- oder Streichmaschine
stehen. Diese Kalander sind allerdings nur bei einfach zu satinierenden Papieren,
wie beispielsweise Zeitungsdruckpapier einsetzbar. Das in der Papiermaschine erzeugte
Papier wird demnach vor der ersten Aufwicklung satiniert.
[0003] Für höherwertige Papiere, wie beispielsweise Tiefdruckpapiere, werden sogenannte
Superkalander zur Satinage verwendet. Diese stehen außerhalb der Papiermaschine und
bestehen aus einem größeren Stapel übereinander angeordneter Walzen. Diese Art von
Kalander, der ebenfalls harte, beheizte Walzen und elastisch bezogene Walzen besitzt,
ist eine Rollenabwicklung vorgeschaltet, von der eine nach der Papiermaschine aufgewickelte
unsatisierte Papierbahn durch die 8 bis 13 Walzenspalte des Superkalanders bis zu
einer erneuten Aufwicklung geführt wird. Bei dieser Art von Kalander besitzen wenigstens
40% der Walzen einen elastischen Bezug oder Belag. Dadurch, daß der Superkalander
sehr viel mehr Walzenspalte als ein Soft-Kalander besitzt, kann auf die Papierbahn
eine größere Verformungsarbeit aufgebracht werden, die beispielsweise für hohe Glanz-
und Glättewerte der Papierbahn sorgt.
[0004] Es ist mehrfach darüber nachgedacht worden, die seit mehr als hundert Jahren existierenden
Superkalander innerhalb der Papiermaschine anzuordnen. Diese Idee ist aber aus den
folgenden Hauptgründen immer wieder gescheitert:
1. In Superkalandern wird die Papierbahn nach dem Durchlauf durch einen Walzenspalt
über eine Umlenkrolle zum nächstfolgenden Walzenspalt zurückgeführt. Diese Umlenkung
der Papierbahn um nahezu 180° konnte bei den gegebenen Umlenkradien (Radius der Umlenkwalze)
von etwa 150 bis 200 mm und den hohen Aufführgeschwindigkeiten (ca. 1000 bis 1200
m/min) der aus der Papiermaschine kommenden Papierbahn wegen der hohen Zentrifugalkräfte
an den Umlenkwalzen bislang nicht realisiert werden.
2. Ein Schließen der einzelnen Walzenspalte war ohne Abriß der Papierbahn bei den
hohen Geschwindigkeiten nicht möglich. (Im Superkalander werden die Walzenspalte nach
manuellem Aufführen der Papierbahn im Stillstand oder bei sehr langsamen Geschwindigkeiten
geschlossen).
3. Die niedrige Standzeit der elastischen Superkalanderwalzen von etwa einer Woche
erlaubte keinen reibungslosen und durchgängigen Betrieb der Papiermaschine, denn in
diesen Intervallen müßten die meist mit Fasermaterial bezogenen Walzen ausgebaut und
die durch Faltungen im Papier verursachten Markierungen weggeschliffen werden.
4. Superkalander in der Papiermaschine hätten keinen Zugang zum Reinigen der elastischen
Walzen von Harz- und Strichablagerungen mehr zugelassen, was aber für die Lebensdauer
der Bezüge sehr entscheidend ist. Die mit Fasermaterial bezogenen Walzen erlaubten
auch keine Entfernung von Ablagerungen mit einem Schaber, da dieser den Belag zerstörte.
5. Insbesondere bei sehr hochwertigen Papieren (z.B. Kunstdruckpapier) konnte ein
Superkalander wegen der hohen Geschwindigkeitsvorgabe durch die Papiermaschine nicht
in ausreichendem und in über die Bahnbreite ausgeglichenem Maße der Papierbahn Wärme
zuführen. Deshalb war es nötig, zwei oder eventuell sogar drei langsamer als die Papiermaschine
laufende Superkalander der Papiermaschine nachzuschalten. Um in der Verweilzeit im
Walzenspalt die für die gewünschten Glättewerte notwendige Wärme in die Papierbahn
zu überführen, hätten bei In-Line-Geschwindigkeiten zu teure Ölheizungen mit großem
Wärmeträgerdurchsatz für die Heizwalzen eingesetzt werden müssen.
[0005] Wollte man wegen des Personalaufwandes dennoch die Satinage in die Papiermaschine
integrieren, mußte man mehrere Soft-Kalander hintereinanderschalten, was zu erheblichem
Platzbedarf führte.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Kalander zur Erzeugung hoher Papierqualitäten
für den Betrieb innerhalb einer Papier- oder Streichmaschine geeignet zu machen.
[0007] Gelöst wird die Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1.
[0008] Um höherwertige Papiere zu satinieren, reichen ein oder zwei Walzenspalte nicht aus.
Es wurde erkannt, daß auch innerhalb der Papier- oder Streichmaschine wenigstens vier
Walzenspalte für ein zufriedenstellendes Satinageergebnis notwendig sind. Das bedeutet,
daß wenigstens fünf Walzen übereinander angeordnet eingesetzt werden müssen. Dabei
sollten wenigstens die mittleren Walzenlager über Hebel mit dem Kalandergestell verbunden
sein. Unter den mittleren Walzenlagern versteht man alle Kalanderwalzenlager mit Ausnahme
derjenigen der Ober- bzw. Unterwalze. Das Einführen der Papierbahn erfolgt bei geöffneten
Walzenspalten. Geöffnet werden diese durch eine vom Superkalander her bekannte Trenneinrichtung.
Oft geschieht dies, indem die Unterwalze abgesenkt wird und die Hebel der mittleren
Walzen gegen einen darunterliegenden Anschlag stoßen. Der Fallweg der Hebel ist jeweils
so eingestellt, daß sich Walzenspalte von 5 bis 10 mm einstellen. Um diese Spalte
nach dem Einführen der Papierbahn wieder zu schließen, wird üblicherweise ein Hydraulikzylinder
eingesetzt, der die Unterwalze und in der weiteren Folge auch die anderen mittleren
Walzen anhebt bis alle Spalte geschlossen sind. Erfindungsgemäß wird für jede Walze
ein eigener Antrieb eingesetzt, der die Umfangsgeschwindigkeit der jeweiligen Walze
auf Bahngeschwindigkeit bringt. Dadurch wird ein Abriß der Papierbahn beim Schließen
der Walzenspalte ausgeschlossen.
[0009] Die beheizbaren Walzen müssen so gestaltet sein, daß eine gute Wärmeübertragung von
einem Heizmedium an die Papierbahn erfolgen kann. Denn eine gleichmäßige Erwärmung
der Papierbahn ist für den Satinageprozeß wesentlich. Den besten und über die Walzenbreite
gleichmäßigsten Wärmeübergang durch Konvektion von einem Wärmeträger an die Walzeninnenwand
bietet Wasserdampf, der zudem in jeder Papierfabrik in ausreichendem Maße zur Verfügung
steht. Die Heizwalzen können auch mit peripheren Bohrungen versehen sein, durch die
der Dampf geleitet wird. Um ausreichende Satinageergebnisse bei hochwertigen Papieren
zu erzielen, ist es von Vorteil, wenn wenigstens zwei beheizbare Walzen in den Kalander
eingebaut sind.
[0010] Insbesondere die Beschaffenheit der elastischen Walzenbeläge ist für den erfindungsgemäßen
Kalander von Bedeutung. Sie müssen erstens abriebfest sein wie die Beläge von Soft-Kalandern,
um eine ausreichende Standzeit zu besitzen, da man beim Walzenwechsel ansonsten den
ganzen Papierherstellungsprozeß unterbrechen müßte. Zweitens müssen sie von hoher
Markierungsresistenz sein, da Beschädigungen der Walzenbeläge sich im Papier sofort
bemerkbar machen. Und drittens muß der Belag so beschaffen sein, daß er durch die
Anstellung einer Schaberklinge zum Reinigen der Walzen nicht zerstört wird. Zur Realisierung
dieser drei Forderungen eignet sich nur ein Kunststoffbelag.
[0011] Um die Papierbahn durch den Kalander hindurchzuleiten, bedarf es einer zusätzlichen
Vorrichtung zum Einziehen eines Einführstreifens, da ähnlich wie beim Superkalander
die Papierbahn nach einem Walzenspalt um eine Umlenkwalze in den nächsten Walzenspalt
geführt wird, und das - anders als beim Superkalander - mit Papiermaschinengeschwindigkeitsvorgaben.
Eine solche Vorrichtung zum Einziehen eines Einführstreifens können beispielsweise
zwei parallel zum gewünschten Papierverlauf mitlaufende Seile sein, zwischen die ein
von der Papierbahn geschnittener Einführstreifen eingeklemmt wird. Dies geschieht,
indem die beiden Seile vor dem Kalander zusammengeführt werden, eine sogenannte Seilschere
bilden, gemeinsam über Seilrollen gemäß dem gewünschten Papierlauf durch den Kalander
geführt werden und sich nach dem Kalander wieder öffnen, um den Einführstreifen wieder
freizugeben. Der Einführstreifen, der eine Breite von 300 bis 500 mm haben kann, wird
vor dem Kalander seitlich von der aus der Papiermaschine kommenden Bahn geschnitten.
Während dieser Einführstreifen dann durch den Kalander bis beispielsweise zu einer
Aufwicklung geführt wird, wird der größte Teil der Papierbahn in einen Pulper geleitet.
Erst nach Beendigung des Einziehvorgangs des Einführstreifens wird der Einführstreifen
durch eine Bewegung des Messers immer breiter geschnitten, bis schließlich die volle
Breite der Papierbahn durch den Kalander geführt wird.
[0012] Alternativ oder zusätzlich zu Seilen können Einziehvorrichtungen verwendet werden,
die nach folgendem Prinzip arbeiten. Der Einführstreifen wird auf ein endloses perforiertes
Tragband, welches annähernd mit Papier oder Streichmaschinengeschwindigkeit um zwei
Rollen läuft, von denen wenigstens eine angetrieben ist, geleitet. Ein Saugkasten
unterhalb des Tragbandes bewirkt, daß die Papierbahn auf dem Tragband haftet und mit
dem laufenden Band mitgeführt wird.
[0013] Zusätzliche Einführhilfen können auch noch Luftdüsen oder Luftleitbleche bekannter
Bauart sein.
[0014] Nachstehend soll ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Kalanders anhand
der Zeichnung beschrieben werden.
[0015] Der Kalander (1) besitzt acht Walzen (2 bis 9), von denen vier Walzen (2, 4, 7, 9)
eine harte metallische Oberfläche und vier Walzen (3, 5, 6, 8) einen elastischen Kunststoffbelag
(13) aufweisen. Alle Walzen sind mit ihren Walzenzapfen in Lagergehäusen (23, 23')
gelagert. Die Lagergehäuse (23') der mittleren Walzen (3, 4, 5, 6, 7, 8) sind an Hebeln
(24) angebracht, deren Drehpunkt (25) sich am Kalandergestell (26) befindet. Es ist
ein Hydraulikzylinder (27) vorgesehen, der einerseits die für die Satinage nötigen
Kräfte im geschlossenen Walzenspalt aufbringt und andererseits die Unterwalze (9)
absenken kann. Durch das Absenken der Unterwalze (9) legen sich die Hebel (24) auf
Anschlägen (28) ab, und zwar in der Weise, daß sich zwischen den Walzen Spalte von
5 bis 10 mm bilden. Dadurch wird der Einziehvorgang des Einführstreifens (21) ermöglicht.
Die Zeichnung zeigt den Zustand des Kalanders nach erneutem Schließen der Walzen,
was durch Ausfahren des Hydraulikzylinders (27) geschieht. In diesem Ausführungsbeispiel
kann den beiden mittleren harten Walzen (4, 7) in nicht dargestellter Weise Heizdampf
zur Beheizung zugeführt werden. Der Heizdampf wird durch periphere Bohrungen (22)
geleitet, damit er seine Wärme an die Walze abgeben kann. Symbolisch sind vor dem
Kalander (1) der vorangehende Teil der Papiermaschine (10) und nach dem Kalander (1)
der folgende Teil der Papiermaschine (11), beispielsweise eine Aufwicklung, nur als
Kasten dargestellt. Jede der im Kalander befindlichen Walzen (2 bis 9) besitzt einen
eigenen Antrieb (12). Beispielhaft ist an einer elastischen Walze (3) ein handelsüblicher
Schaber (14) installiert. In der Praxis müßte ein solcher Schaber (14) an der Mehrzahl
der elastischen Walzen (3, 5, 6, 8) installiert werden. Zwei endlose mitlaufende Seile
(15, 16) sind so über Seilrollen (17) geführt, daß sie vor dem Kalander eine Seilschere
(29) bilden, die einen von dem vorangehenden Teil der Papiermaschine (10) kommenden
Einführstreifen (21) zwischen sich einklemmen kann. Die Seile (15, 16) führen den
Einführstreifen durch den Kalander und geben ihn nach dem Kalander (1) frei für den
nachfolgenden Teil der Papiermaschine (11). In diesem Ausführungsbeispiel ist zusätzlich
zu den Seilen an beispielhafter Stelle ein Tragband (18) eingezeichnet. Es ist perforiert
und läuft um zwei Tragrollen (19), von denen eine in nicht dargestellter Weise angetrieben
ist. Unter dem den Einführstreifen (21) tragenden Teil des Tragbandes (18) befindet
sich ein Saugkasten (20), in dem in nicht dargestellter Weise ein Unterdruck erzeugt
wird. In Richtung des Tragbandes (18) ist der Saugkasten (20) offen, so daß der Einführstreifen
(21) durch die Perforation des Tragbandes (18) angesaugt wird und an dem Tragband
haftet.
1. Kalander mit übereinander angeordneten Walzen, die in Walzenlagern gelagert sind und
von denen wenigstens 40% einen elastischen Bezug aufweisen, wobei der Kalander innerhalb
der Papiermaschine angeordnet ist, gekennzeichnet durch die Zusammenstellung der folgenden
Merkmale:
a) der Kalander besteht aus mehr als vier übereinander angeordneten Walzen,
b) jede der Walzen des Kalanders besitzt einen eigenen Antrieb,
c) der Kalander besitzt wenigstens zwei beheizbare Walzen,
d) die Bezüge der elastischen Walzen bestehen aus einem markierungsunempfindlichen
Kunststoff, welcher das Ansetzen einer Schaberklinge gestattet und
e) der Kalander besitzt eine Vorrichtung zum Einziehen eines Papiereinführstreifens.
2. Kalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens die mittleren Walzenlager
über Hebel mit dem Kalandergestell verbunden sind.
3. Kalander nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beheizbaren Walzen
dampfbeheizt sind.
4. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung
zum Einführen eines Papiereinführstreifens durch zwei den Papiereinführstreifen zwischen
sich klemmenden, mitlaufenden Seilen gebildet ist.
5. Kalander nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß er zusätzlich oder alternativ
zu den Seilen perforierte, annähernd mit Papiermaschinengeschwindigkeit laufende Tragbänder,
unter denen sich ein Saugkasten befindet, aufweist.