[0001] Die Erfindung betrifft einen angetriebenen Zylinder eines Aggregates einer Rotationsdruckmaschine
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Die ältere Anmeldung DE 195 15 459.2 behandelt einen Gummituchzylinder, der fliegend
in der Seitenwand eines Druckwerkes gelagert ist. Der Gummituchzylinder ist hierzu
an einer Spindel befestigt, die in einem Gehäuse gelagert ist, das wiederum in zwei
Wänden aufgenommen wird. Die Spindel wird von einem anzukuppelnden Antrieb oder mittels
Zahnrädern angetrieben. Ein solcher Antrieb baut groß und ist technisch aufwendig.
Gegebenenfalls ist eine Ölschmierung erforderlich. Aufgrund der Elastizität des Antriebes
treten am angetriebenen Zylinder Drehspiele auf. Bei einem Zahnradantrieb wird die
Verdrehung durch das Zahnspiel noch vergrößert.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen spielfreien, kompakten Antrieb für
Zylinder zu schaffen.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer gattungsgemäßen Einrichtung mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Die direkte Befestigung des
Motors mit der den Zylinder tragenden Spindel garantiert einen stabilen, spielfreien
Antrieb. Eine derartige Spindeleinheit baut kompakt, besteht aus wenigen Einzelteilen
und ist dadurch preisgünstig zu erstellen. Eine Außenschmierung ist nicht erforderlich.
Diese Zylinderbauart ist beispielsweise vorteilhaft bei sogenannten Einwandmaschinen
für kleine Auflagen, z. B. gemäß der Patentanmeldung PB 3962. Derart ausgebildete
Formzylinder eignen sich gut für die Druckformherstellung in der Druckmaschine, die
sogenannte CT-Press-Technologie (Computer-to-Press-Technologie). Der Einzelantrieb
derartiger Zylinder ermöglicht es auch, Rüstvorgänge gleichzeitig durchzuführen. So
kann beispielsweise während der Druckformherstellung auf einem Formzylinder ein benachbarter
Übertragungszylinder für einen Waschvorgang separat angetrieben werden.
[0005] Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen in Verbindung
mit der Beschreibung.
[0006] Die Erfindung soll nachfolgend an einigen Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
In den zugehörigen Zeichnungen zeigt:
- Fig. 1:
- einen Zylinder samt Spindeleinheit im Längsschnitt,
- Fig. 2:
- eine weitere Ausführungsvariante zu Fig. 1,
- Fig. 3:
- ein Offset-Druckwerk mit fliegender Lagerung der Zylinder, geschnitten (Schnitt III-III
gem. Fig. 4),
- Fig. 4:
- die Ansicht IV nach Fig. 3,
- Fig. 5:
- die Ansicht V nach Fig. 3.
[0007] Fig. 1 zeigt die fliegende Lagerung eines Zylinders 1, der beispielsweise ein Form-
oder Übertragungszylinder eines Druckwerks sein kann. Der Zylinder 1 ist topfförmig
ausgebildet und mit seinem Boden am Spindelkopf 2 der Spindel 3 befestigt. Vorteilhaft
ist die Befestigung mit Schrauben vorgesehen, und die Aufnahme erfolgt spielfrei mittels
Kegelsitz. Die Spindel 3 ist mit hoher axialer und radialer Steifigkeit mittels Wälzlagern
4, 5 in einem Tragrohr 6 gelagert. Auf einem verlängerten Zapfen der Spindel 3, der
zusätzlich durch das Lager 32 abgestützt wird, ist ein Motor 7, vorteilhaft ein sogenannter
Bausatzmotor, aufgesetzt, der sich ebenfalls im Tragrohr 6 abstützt. Dadurch ist eine
steife, spielfreie Verbindung des Motors 7 mit dem Zylinder 1 gewährleistet. Das Tragrohr
6 ist in Gleitlagern 8, 9 in der Seitenwand 11 sowie einer Stützwand 12 gelagert.
Dabei schließt im Ausführungsbeispiel das Tragrohr 6 mit einer Hülse 10 ab, die im
Lager 9 aufgenommen wird. Die zweite Lagerung in der Stützwand 12 gibt dem Tragrohr
6 einen besonders stabilen Halt. Sie kann beispielsweise als eine mit Abstandsstützen
an die Seitenwand 11 angeschraubte Platte oder als an die Seitenwand 11 angeschraubte
Brücke ausgebildet sein. Das Tragrohr 6 ist in den Gleitlagern 8, 9 drehbar, wodurch
weiter unten beschriebene Anstellbewegungen des Zylinders 1 ermöglicht werden. Die
Spindel 3 ist hierzu samt dem Zylinder 1 exzentrisch mit einer Exzentrizität e zur
Drehachse des Tragrohres 6 angeordnet. Im Ausführungsbeispiel ist die Bohrung des
Tragrohres 6, in der die Spindel 3 gelagert ist, exzentrisch zu seinem Außendurchmesser
gebohrt, der den Lagersitz für die Aufnahme im Gleitlager 8 trägt. Entsprechend ist
auch der Sitz für das Lager 32 in der Hülse 10 exzentrisch zum Lagersitz für das Gleitlager
9 ausgeführt.
[0008] Der zur Antriebssteuerung erforderliche Drehgeber 13 ist auf der Spindel 3 befestigt
und am Hebel 14 abgestützt, der wiederum an der Hülse 10 befestigt ist. Die Spindel
3 schließt mit einer Zwei-Wege-Einführung 15 ab, über die beispielsweise ein flüssiges
Medium für eventuelle Druckprozeßsteuerungen, wie eine Kühlung, in den Zylinder 1
ein- und aus diesem ausgeführt werden kann.
[0009] In Fig. 2 ist ein Zylinder 16 samt einer Spindeleinheit gezeigt, der breiter ausgeführt
ist und mit dem deshalb größere Bahnbreiten verarbeitet werden können. Der Zylinder
16, beispielsweise ein Übertragungszylinder, ist doppel-topfförmig ausgebildet, d.
h. er besitzt etwa in seiner Mitte einen Boden. Mit diesem Boden ist er am Spindelkopf
18 einer Spindel 19 befestigt. Die Spindel 19 lagert mittels Wälzlagern 20, 21 in
einem Tragrohr 17, das weiterhin den Bausatzmotor 22 aufnimmt, der auf der Spindel
19 befestigt ist. Im Tragrohr 17 stützt sich der Bausatzmotor 22 über die Hülse 23
ab. Der verlängerte Zapfen der Spindel 19 wird zusätzlich im Wälzlager 24 geführt.
Das Tragrohr 17 ist mittels der Gleitlager 25, 26 in der Seitenwand 27 und der Stützwand
28 gelagert. Es ragt dabei aus der Seitenwand 27 bis etwa zur Mitte des Zylinders
16 heraus, wodurch die Spindel 19 also bis in diesen Bereich sehr stabil gehaltert
wird. Weiterhin ist die mittige Anordnung des Bodens, mit dem der Zylinder 16 am Spindelkopf
18 befestigt ist, von Vorteil für einen verbiegungsarmen Betrieb des Zylinders 16.
Dessen Belastung ist so gleichmäßig beiderseits des Bodens verteilt.
[0010] Wie auch gemäß Fig. 1, ist der auf der Spindel 19 befestigte Drehgeber 29 an einem
Hebel 30 abgestützt, der wiederum an der Hülse 33 befestigt ist. Auch ist wieder eine
Zwei-Wege-Einführung 31 vorgesehen, mit der Medien zur Druckprozeßsteuerung in den
und aus dem Zylinder 16 geführt werden können. Der Zylinder 16 ist exzentrisch zur
Schwenkachse des Tragrohres 17 angeordnet.
[0011] In Fig. 2 ist auch eine alternative Möglichkeit für die Anordnung eines Drehgebers
gezeigt. Ein sogenannter Stirnrad-Drehgeber 77 ist in der Nähe des Spindelkopfes 18
am Ende des Tragrohres 17 angebracht. Die Verzahnung für den Drehgeber 77 ist am Außendurchmesser
des Spindelkopfes 18 eingearbeitet.
[0012] Die fliegende Lagerung eignet sich auch für andere angetriebene Zylinder von Druckmaschinen.
So kann am Spindelkopf 2 bzw. 18 beispielsweise auch eine Bahntransportwalze oder
der Zylinder eines Falzwerkes befestigt werden, wobei in diesen Fällen auf die Exzentrizität
e verzichtet werden kann. Auch ist es möglich, z. B. bei einem Falzwerkzylinder, den
Zylinder samt Spindel aus einem Teil zu fertigen.
[0013] Die Figuren 3 bis 5 zeigen ein Offset-Druckwerk mit fliegend gelagerten Zylindern.
Es handelt sich um ein sogenanntes Doppeldruckwerk, bei dem zwei Druckwerke im Gummi-Gummi-Prinzip
zusammenarbeiten. Die Formzylinder 93, 94 sowie die Gummizylinder 95, 96 sind mit
der Exzentrizität e auf Spindeleinheiten 97 bis 100 gelagert (Fig. 3). Letztere entsprechen
im Aufbau der in Fig. 2 gezeigten Spindeleinheit. Die Spindeleinheiten 97 bis 100
sind mittels Gleitlagern 101, 102 in der Seitenwand 103 und einer Stützwand gelagert.
Diese Stützwand besteht aus Platten 104 bis 107, die auf Stegen 108 bis 111 der Seitenwand
103 festgeschraubt sind. Dieses Detail ist jedoch nicht Gegenstand der Erfindung und
soll deshalb nicht näher beschrieben werden.
[0014] Mittels Stelleinheiten 112 bis 115 sind die Spindeleinheiten 97 bis 100 verdrehbar,
was durch die Doppelpfeile 120 bis 123 angedeutet wird. An den Tragrohren der Spindelheiten
97 bis 100 sind hierzu Hebel 116 bis 119 angebracht, an denen die sich an der Seitenwand
103 mittelbar oder unmittelbar abstützenden Stelleinheiten 112 bis 115 angreifen (Fig.
4).
[0015] Durch das Verschwenken der Spindeleinheiten 97 bis 100 lassen sich dank der Exzentrizitäten
e die Abstände a1 bis a3 der Form- und Übertragungszylinder 93 bis 96 zueinander einstellen
(Fig. 5). Die Formzylinder 93, 94 übertragen das Druckbild über die Übertragungszylinder
95, 96 auf beide Seiten der Bahn 124. Dafür muß neben einer gleichmäßigen Linienkraft
auch ein definierter Druck zwischen den Übertragungszylindern 95, 96 eingehalten werden.
Auf diesen Druck hat die Dicke der zwischen den Übertragungszylindern 95, 96 hindurchgeführten
Bahn 124 Einfluß. Der Abstand a2 zwischen den Übertragungszylindern 95, 96 ist also
je nach Dicke der Bahn 124 einzustellen. Wird a2 verändert, so hat dies auch Einfluß
auf a1 und a3. Es müssen deshalb zur Aufrechterhaltung einwandfreier Bildübertragungen
von den Formzylindern 93, 94 auf die Übertragungszylinder 95, 96 auch die Abstände
a1 und a3 dieser Zylinder zueinander verändert werden. Das geschieht durch Aktivierung
der Stelleinheiten 112, 114.
[0016] Mittels der Stelleinheiten 113, 115 wird auch die Druck-Abstellung realisiert. Hierzu
werden die Spindeleinheiten 98, 99 in die Extremlagen geschwenkt, wobei der Abstand
a2 ein Maximum erreicht. Die Bahn 124 wird dann von den Übertragungszylindern 95,
96 freigegeben.
[0017] Während die Spindeleinheiten 98, 99, die die Übertragungszylinder 95, 96 tragen,
durch Axiallager 127, 128 axial festgelegt sind, sind die die Formzylinder 93, 94
tragenden Spindeleinheiten 97, 100 in axialer Richtung verschiebbar, was durch die
Doppelpfeile 131, 132 (Fig. 3) angedeutet ist. Durch diese Verschiebung ist das Seitenregister
einstellbar. Die Verschiebung wird mittels der Stelleinheiten 129, 130 realisiert,
die sich an der Seitenwand 103 abstützen und mit den Spindeleinheiten 97, 100 gelenkig
verbunden sind.
[0018] Für die Stelleinheiten 112 bis 115 und 129 und 130 können z. B. hydraulische oder
pneumatische Arbeitszylinder oder auch elektrische oder elektromechanische Zylinder
Verwendung finden.
1. Angetriebener Zylinder eines Aggregates einer Rotationsdruckmaschine mit einer Seitenwand,
in der der Zylinder fliegend gelagert ist, wobei der Zylinder an einer Spindel angeordnet
ist, die in einem Tragrohr gelagert ist, das wiederum in der Seitenwand gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Motor (7, 22) für den Antrieb des Zylinders (1, 16, 93 bis 96) im Tragrohr (6,
17) angeordnet und mit der Spindel (3, 19) verbunden ist.
2. Angetriebener Zylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinderkörper (1) topfförmig ausgebildet ist und mit seinem Boden am Spindelkopf
(2) der Spindel (3) befestigt ist.
3. Angetriebener Zylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (16, 93 bis 96) etwa mittig einen Boden aufweist, mit dem er am Spindelkopf
(18) der Spindel (19) befestigt ist.
4. Angetriebener Zylinder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Tragrohr (6, 17) drehbar in der Seitenwand (11, 27, 103) lagert, die Spindel
(3, 19) exzentrisch mit einer Exzentrizität (e) zur Drehachse des Tragrohres (6, 17)
in diesem gelagert ist und an dem Tragrohr (6, 17) eine Stelleinheit (112 bis 115)
zu dessen Verdrehung angreift.
5. Angetriebener Zylinder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Tragrohr (97, 100) axial verschiebbar in der Seitenwand (103) lagert und an dem
Tragrohr (97, 100) eine Stelleinheit (129, 130) zu dessen axialer Verschiebung angreift.
6. Angetriebener Zylinder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (1, 16, 93 bis 96) ein Formzylinder ist.
7. Angetriebener Zylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (1, 16, 93 bis 96) ein Übertragungszylinder ist.
8. Angetriebener Zylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (1, 16, 93 bis 96) eine Bahntransportwalze ist.
9. Angetriebener Zylinder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (1, 16, 93 bis 96) ein Falzwerkzylinder ist.